März 2021: Der Blog feiert seinen 5. Geburtstag

Vor 5 Jahren, im März 2016, habe ich den ersten Beitrag in diesen Blog eingestellt. Es waren Fotos, aufgenommen von der kleinen Terrasse unserer damals neuen Wohnung im 11. Arrondissement in Paris. Ohne dass mir das damals bewusst war, hatte dieser Beitrag eine programmatische Dimension:

  • Der Blick auf die Fundamente der Guillotine in unserer Straße steht für den historischen Bezug, der für diesen Blog konstitutiv ist.
  • Der Blick über die Dächer von Paris fällt auch auf herausragende Bauten wie Notre-Dame, Saint-Paul oder die Julisäule auf der Place de la Bastille, die in späteren Beiträgen öfters eine Rolle spielen. Und die „toits de Paris“ gehören vielleicht bald zum UNESCO-Weltkulturerbe …
  • Große Ereignisse werden auch von unserer Terrasse aus ein Stück weit erfahrbar, wie die Feiern des 14. Juli oder das Confinement anlässlich der Covid-19-Pandemie; aber auch Paris-typisches Alltagsleben kommt ins Blickfeld wie die häufigen Arbeiten an den reparaturanfälligen Zinkdächern oder den maroden Wasser- Strom- und Gasleitungen unter den Trottoirs.
  • Anhand der Stare vor unserem Fenster werden unterschiedliche Sichtweisen von Deutschen und Franzosen sichtbar, deren Beziehungen und Geschichte ein besonderer Schwerpunkt dieses Blogs sind.
  • Und nicht zuletzt: In diesem Blog geht es zwar nicht um uns und unser „neues“ Leben in Paris; aber es wird auch nicht der persönliche Bezug zu den hier behandelten Themen verleugnet, sowohl was ihre Auswahl als auch ihre Darstellung angeht. In den Blicken von unserer Terrasse ist diese persönliche Perspektive im wahrsten Sinne des Wortes augenscheinlich, aber sie ist auch danach immer präsent.

Dass diesem ersten Bericht schnell weitere folgten, beruht darauf, dass ich schon in den Jahren davor per e-mail Berichte aus Paris an Freunde und Bekannte in der alten Heimat verschickt hatte, um den Kontakt aufrecht zu erhalten. Für diese – seit 5 Jahren im Blog-Format verbreiteten-  Berichte gab und gibt es aber ein mindestens ebenso wichtiges weiteres und ganz persönliches Motiv: Die Stadt Paris ist zwar nicht mehr die Hauptstadt der Welt, als die sie lange galt, aber sie ist doch eine Stadt mit einer derartigen unübersehbaren Fülle von Attraktionen und  Angeboten, dass man sich leicht darin verlieren kann. Wenn Ulrich Wickert einem seiner Bücher den Titel „Alles über Paris“ gab, kann man das nur als Ausdruck von Ironie verstehen, dafür kannte Wickert Paris ja viel zu gut.

Der Blog half und hilft mir dabei, meinen Ort in dieser Stadt zu finden und mich in diesem Großstadtdschungel zu orientieren. Es gibt immer eine Reihe von kleinen Projekten, die mich beschäftigen, zu denen ich – teilweise auch über längere Zeit hinweg- Material sammle und für die ich gezielt die Stadt erkunde. Dazu kommen dann ganz aktuelle Themen, die ich aufgreife. Da geht es zum Beispiel um Ausstellungen, die ich aber auch über den Tag hinaus für wichtig und interessant halte. Und es kommen dann auch noch Texte hinzu, die sich aus Reisen in Frankreich ergeben.  Denn der Blog ist zwar vor allem ein Paris-Blog, aber auch ein Frankreich-Blog, und Frankreich und Paris sind ja auch kaum voneinander zu trennen: Man denke nur an  Lebensgeschichten wie die von  Ledoux, Camille Claudel oder Anna  Seghers….

Besonders freue ich mich, wenn ich –oft durch persönliche Kontakte, aber auch durch Zufall- auf ganz überraschende und spannende deutsch-französische Geschichten stoße. Schöne Beispiele dafür sind die Frankfurter Krokodile, die  im Austausch mit angeblichen Menschenfressern aus  Neukaledonien zur  Kolonialausstellung von  1931 nach Paris geliefert wurden……    oder die Beziehung des schlesischen Kohle- und Stahlbarons Guido Henckel von Donnersmarck mit einer russisch-französischen Halbweltdame, der er einen Märchenpalast auf den Champs-Elysée errichtete…. oder die fast unglaubliche, aber wahre Geschichte des Marcel Fieyre,  dem es im Winter 1942/1943  mit Hilfe eines deutschen Antifaschisten gelang, sich von einem Kriegsgefangenenlager im Norden Deutschlands  bis in die Corrèze durchzuschlagen, wo er ein prominentes Mitglied des dortigen Widerstands wurde….   oder die Stolpersteine in der Frankfurter Westendstraße…     oder, oder, oder ….  In der Rubrik deutsch-französische Geschichte(n) sind diese und andere solcher Berichte versammelt.

Im Gegensatz zu dem Einstiegsbericht auf diesem Blog bestehen die Beiträge aus einer Mischung von Texten und meist selbst gemachten Fotos. Und sie haben zwei Besonderheiten: das ist einmal ihr Umfang, meist –im ursprünglichen Word-Format- um die 20 Seiten. Und es sind die Verweise auf die benutzten Quellen und Materialien.  Allerdings handelt es sich nicht um Texte mit wissenschaftlichem Anspruch. Aber sie sollen doch mehr bieten als die gängigen Reiseführer und die gewählten Themen nicht nur „antippen“,  und sie sollen Lust zu „mehr“ machen,  zu intensiverer Beschäftigung oder eigener Anschauung, und dazu entsprechende Hinweise geben.

Inzwischen sind insgesamt 125 Berichte zusammen gekommen, also genau 25 pro Jahr (eine Frequenz, die allerdings keinen Falls Maßstab für die Zukunft sein kann und soll…)  Eine in zeitlicher Reihenfolge geordnete Übersicht über alle Berichte findet sich auf:

 https://paris-blog.org/2020/04/25/alle-blog-beitraege-im-ueberblick-maerz-2016-bis/  

Was die Resonanz angeht, so ist der Blog natürlich weit entfernt von den Hunderttausenden oder gar Millionen „followern“, von denen man von youtube, twitter- oder instagram- Adressen hört. Aber dafür ist der Blog zu spezialisiert, und der Umfang der Beiträge übersteigt das in sozialen Medien Übliche bei weitem.  Trotzdem kommen aber im Jahr  dann doch –und das mit deutlich steigender Tendenz- mehrere zig-Tausende Besucher und Zugriffe zusammen, wobei allerdings nicht nachvollziehbar ist, inwieweit es sich um interessierte Leserinnen und Leser handelt oder um vielleicht schnell enttäuschte Surfer, die beim Stöbern im Netz zufällig auf den Blog gestoßen sind.

Die Besucher stammen überwiegend aus Deutschland, aber auch –in dieser Reihenfolge- aus Frankreich, der Schweiz, den USA und Österreich. 2020 kamen sie insgesamt aus 102 Ländern.

Welche Berichte am meisten nachgefragt sind, kann ich nur bedingt erkennen, weil der weitaus größte Teil der Zugriffe sich hinter der allgemeinen Bezeichnung „Startseite/Archivseiten“ verbirgt. Zum Teil werden aber auch die aufgerufenen Berichte direkt angegeben. Das waren 2020 in dieser Reihenfolge:

  • Der 11. November: Ein französischer Feiertag im Wandel
  • Die Aufnahme des Schriftstellers Maurice Genevoix ins Pantheon
  • Die Freiheitsstatue von New York und ihre Schwestern (3): Die Freiheitsstatuen von Paris
  • Das Labyrinth von Chartres
  • Mit Heinrich Heine in Paris
  • La Goutte d’Or oder Klein-Afrika in Paris
  • Die Fontänen im Park von Versailles (1): Feier des Sonnenkönigs und Machtdemonstration

…. also, dem Angebot des Blogs entsprechend, eine „bunte“ Mischung.

Und natürlich freue ich mich auch über Zuschriften: Zum Beispiel erhalte ich ab und zu Hinweise auf –vor allem- sprachliche Fehler in den Texten, für die ich dankbar bin. Das kann ich dann –ein Vorteil des Blog-Formats- umgehend berücksichtigen. Oder es gibt Nachfragen wegen geplanter Paris-Besuche wie die eines Schweizers, mit dem ich den Faubourg Saint-Antoine erkundet habe: Auf den Spuren seiner Vorfahren, die dort das Tischlerhandwerk erlernten, bevor sie in der Schweiz eine ébénesterie (Kunsttischlerei)  nach Pariser Vorbild aufbauten.

Über persönliche  feed-backs, die über einen simplen  ‚Gefällt mir‘-Klick hinausgehen, freue ich mich natürlich auch.  Dafür zwei Beispiele, eines aus Deutschland, eines aus Frankreich:

Ich bin mittlerweile  schon seit Jahren eine begeisterte Leserin deines Blogs. Herzlichen Dank für die vielen Informationen, die Liebe zu unserem wunderbaren Nachbarland und den französischen und europäischen Geist, den dein Blog atmet.

Ich finde Ihren Blog sehr gut. Ich kenne viele Blogs über Frankreich, aber alle diejenigen,  die ich bis jetzt fand, waren so schlecht, dass ich bislang dachte, die deutschen Blogger wären alle zur Médiocrité verurteilt worden. Jetzt weiss ich, es ist nicht der Fall.

Eine besondere Anerkennung ist natürlich auch, dass das Deutsch-Französische Institut in Ludwigsburg den Blog in sein Literaturverzeichnis aufgenommen hat.

Derzeit leidet allerdings auch der Blog unter den Pandemie-bedingten Einschränkungen.  Seit einem langen halben  Jahr waren wir nun nicht mehr in Paris. Die derzeitigen Berichte schöpfen aus dem Fundus von Materialien, die sich im Laufe der Jahre angesammelt haben. Eine Hilfe  war außerdem  die nahe Deutsche Nationalbibliothek in Frankfurt, die allerdings jetzt auch geschlossen ist.  Aber wir hoffen doch sehr, bald wieder unbeschwert nach Paris fahren und dort wieder das reiche kulturelle und soziale Leben führen zu können wie vor der Pandemie. Die Liste der Pariser Berichts-Projekte, die ich nur vor Ort bearbeiten kann, ist jedenfalls  lang…

Ich werde mich also bemühen, den Blog auch in Zukunft mit interessanten und  qualitätsvollen Beiträgen anzureichern und freue mich über Interesse, Kritik, Lob und Anregungen.

In diesem Sinne wünsche ich dem Blog fünf weitere gute Jahre.

Wolf Jöckel

Vielen Dank für die freundlichen Glückwünsche zum 5. Geburtstag des Blogs! Ich freue mich natürlich sehr über die lobenden Worte – gerade in diesen ziemlich tristen Zeiten- und werde mich bemühen, ihnen auch in Zukunft gerecht zu werden.

Dann hoffen wir also: ad multos annos!

Wolf Jöckel

10 Gedanken zu “März 2021: Der Blog feiert seinen 5. Geburtstag

  1. Arne Drüppel

    Herzlichen Glückwunsch zum fünfjährigen Jubiläum. Einen so hervorragenden, anspruchsvollen Blog wie den Ihren habe ich bisher nicht gefunden.
    Vielen Dank für die wirklich informativen Geschichten, die sich
    nicht mit Oberflächlichkeiten abgeben.
    Für mich, neben den vielen anderen Themen hier,
    besonders interessant die Einblicke in das politische Leben
    der Pariser.
    Paris habe ich durch meine Frau kennen und lieben gelernt.
    Ich habe schon einige große Städte besucht.
    Aber Paris ging in mein Herz und hat meine Frau und mich
    nicht mehr losgelassen.
    Seit einiger Zeit beschäftige ich mich sehr mit der Stadt und ihren
    Menschen. Auch lernen wir die Sprache, es fehlt aber an Praxis.
    Zwar haben wir eine schöne Bibliothek zum Thema,
    aber ich stöbere auch in den digitalen Medien.
    Und so kann ich mich nur nochmals bedanken
    für Ihre Arbeit und Mühe. Das weiß ich sehr zu schätzen.

    Merci à vous
    et reste en bonne santé.

    Cordialement,
    votre Arne

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    1. Vielen Dank für die lieben Glückwünsche! Ja, Paris ist eine wunderbare Stadt, die wir schon seit längerem sehr vermissen. Aber bald…! Die Liste der „Paris-Projekte“ wird immer länger…
      Cordialement Wolf

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  2. Auch von mir Glückwünsche zum Fünfjährigen! Wie schön, dass es hier so spannende Informationen zu Details und „Fußnoten“ der Geschichte gibt, immer wieder eine Inspiration für jede Reise nach Paris.. Hoffentlich bald wieder möglich, mit der besten Freundin und dem TGV von Stuttgart aus.. Besonders gelungen finde ich den Blog zur StreetArt, vielen Dank dafür! Auf Pierre Soulages freue ich mich jetzt schon!

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    1. Vielen Dank für die netten Glückwünsche! Der Beitrag über Pierre Soulages wird Anfang Aprll eingestellt. Und ein weiterer Beitrag über die Pariser StreetArt steht auch auf dem Programm. (Die großen Formate im 13. Arrondissement). Aber dafür muss ich auch erst wieder in Paris sein….

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  3. Martina Arweiler

    2012 beschlossen meine beste Freundin und ich, ein verlängertes Wochenende nach Paris zu reisen. Wir hatten uns, nach vielen Jahren unterschiedlichen Lebenswegs, wiedergefunden. Die Erinnerung an unsere gemeinsame Schulzeit mit Abi in Französisch und unserer damals ersten Reise nach Paris war die Anregung. Wir hatten unsere Liebe zur französischen Sprache, zu Land, Leuten und Kultur immer noch im Herzen. Seither fahren wir jedes Jahr mit großer Freude, dem TGV sei Dank, von Stuttgart nach Paris. Seither entdecken wir immer wieder Neues und vertiefen gerne unser Wissen. Auf der Suche nach Hintergründen und Informationen zu Napoleon III bin ich auf ihren Blog gestossen und freue mich seither jedesmal, wenn es einen neuen Eintrag gibt, egal zu welchem Thema! Viiielen Dank für die lesenswerten Geschichten! Es ist jedes Mal eine große Freude.

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  4. Ueli Bieder

    Herzliche Gratulation zum 5. Geburtstag Ihres Blogs, lieber Herr Jöckel! Ich lese jeweils alle neu erscheinende Blogs mit Interesse und Neugier. Ich habe durch Ihre Informationen viele Anregungen zu Besuchen von Orten und Einrichtungen in Paris erhalten. Erklärungen und ansprechende Bilder in den Bereichen Kultur, Politik, Geschichte und immer auch Aktuellem wecken jeweils mein Interesse, bereichern mich. Vielen Dank! Ich freue mich auf weitere Blogs.

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  5. Je ne connais pas de blog plus enrichissant au niveau des contenus. En outre, il est très bien illustré, la clarté du style est remarquable. Je conseille vivement à tous mes compatriotes vivant en Allemagne de s’y abonner.

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