Der Bürgerkrieg in Frankreich 1871: Ein Rundgang auf dem Friedhof Père-Lachaise in Paris auf den Spuren der Commune

Der Friedhof Père-Lachaise  ist auf dreifache Weise ein ganz besonderer Erinnerungsort an den „Bürgerkrieg in Frankreich“, die  Pariser Commune von 1871[1]:

  • Hier fanden am Ende der semaine sanglante die letzten Gefechte statt zwischen den fédérés, also den Kämpfern der Commune,  und den Regierungstruppen, den Versaillais.
  • An der mur des fédérés wurden die letzten überlebenden Kämpfer der Commune erschossen und weitere Aufständische verscharrt
  • Und schließlich gibt es auf dem Père -Lachaise zahlreiche Gräber von Kommunarden oder von Personen, deren Leben und Werk bedeutsam für die Commune waren.

In dem nachfolgenden Text sollen einige dieser Erinnerungsorte vorgestellt und Anregungen zu einem historisch orientierten Spaziergang über den Friedhof  gegeben werden. Nirgendwo sonst  ist in dieser Dichte und Intensität ein wichtiges Kapitel der – nicht nur- französischen Geschichte des 19. Jahrhunderts erfahrbar. Der Spaziergang weicht etwas von der Route ab, die von der Mairie de Paris vorgeschlagen  wird. Er ist deutlich konzentrierter- er umfasst 11 „Stationen“ innerhalb des Friedhofs statt 35, aber zu diesen 11 Stationen gehören auch zwei, die auf der Commune-Karte der Mairie nicht berücksichtigt sind: Dies sind eindrucksvolle Zeugen des Triumphs der Gegenrevolution, die meines Erachtens unbedingt auch zu einem Commune-Rundgang gehören: Die Commune ist bis heute eine eher unbekannte und umstrittene Phase der französischen Geschichte. Nicht zuletzt soll der Rundgang auch einen Eindruck von der Größe, Vielfalt und Schönheit des Père-Lachaise vermitteln. Empfehlenswert ist es, sich den von der Mairie de Paris herausgegebenen Plan des Père-Lachaise als „haut lieu de la Commune de Paris“ auszudrucken: Er ist eine gute Grundlage für die Orientierung.

https://api-site.paris.fr/images/103968.pdf

 

Prolog:  Der Rückzug der Kommunarden zum Père -Lachaise

Übersicht des Spaziergangs:

  1. Jules Vallès, der Autor des Insurgé
  2. Charles Delescluze und der Ort der letzten Kämpfe der Commune
  3. Das Grab von Victor Noir: vom politischen zum erotischen Wallfahrtsort
  4. Auguste Blanqui (mit einem Exkurs über Jules Dalou, den Schöpfer der Grabmäler von Noir und Blanqui)
  5. Eugène Pottier, der Autor der „Internationale“
  6. Die Mauer der erschossenen Communarden (le mur des fédérées) und die Gräber von
  • Jean-Baptiste Clément, Autor der Commune-Hymne „Le Temps des Cérises“
  • Valéry Wrobleswsky, Verteidiger der Buttes aux Cailles
  • Paul Lafargue, Schwiegersohn von Karl Marx und Autor von „Das Recht auf Faulheit“
  1. Das Mausoleum von Adolphe Thiers, monumentaler Ausdruck des Triumphs der Gegenrevolution
  2. Das Grabmal der Generäle Lecomte und Clément-Thomas mit der zertretenen Schlange der Commune

Epilog: Das Commune-Denkmal an der äußeren westlichen Friedhofsmauer und das Gemälde „Une rue à Paris en mai 1871 ou La Commune“ de Maximilien Luce im Musée d’Orsay

 

 

Prolog: Der Rückzug der Kommunarden zum Père -Lachaise

Wie kam es dazu, dass gerade auf dem Père Lachaise die letzten Kämpfe  in der semaine sanglante stattfanden? Der Pariser Osten war eine Hochburg der Commune – wie auch schon aller anderen vorausgegangenen Revolutionen. Und das 11. Arrondissement, an das der Père-Lachaise angrenzt, tat sich auch in der Commune besonders hervor: Am 6. April 1871 beispielsweise verbrannten Nationalgardisten an der Place Voltaire in einem demonstrativen Akt vor einer Büste Voltaires zwei  Guillotinen aus dem nahe gelegenen Gefängnis de la Roquette, um damit gegen die Todesstrafe zu demonstrieren.[2] Und nachdem die Communarden das Hôtel de Ville im Zentrum von Paris aufgegeben und in Brand gesteckt hatten, richteten sie  am 24. Mai  in der Mairie des 11. Arrondissements an der Place Voltaire ihr letztes Hauptquartier ein, „ultime cellule de la Commune agonissante.“ (Bourgin).

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Genau 140 Jahre später fand hier – in der Eingangshalle des Rathauses-  eine Feierstunde statt, in der eine Gedenktafel enthüllt wurde: „Nachdem die Commune de Paris das Hôtel de Ville verlassen hatte, tagte sie vom 24. bis zum 26. in diesem Rathaus, von wo aus sie den Widerstand gegen die Versailler Truppen während der letzten Kämpfe der ‚blutigen Woche‘ organisierte“.

Im 11. Arrondissement gab es auch eine der letzten Barrikaden der Commune – es war auch die letzte   der vielen Barrikaden, die im Laufe der vier französischen Revolutionen des „langen 19. Jahrhunderts“ auf dem Faubourg-St-Antoine errichtet wurden. Sie stand an der Einmündung der Rue de Charonne und sollte im Mai 1871  den Vormarsch der Versailler Regierungstruppen in die Rückzugsgebiete der Commune in den östlichen Arbeiter- und Handwerkervierteln verhindern.

Download Barricade Rue de Charonne

Bei der Verteidigung dieser  Barrikade wurde am 25. Mai der aus Ungarn stammende Leo Fränkel, der –u.a. Vertreter der deutschen Sektion der Internationale in Paris und ein führender Vertreter der Commune war, verletzt. Als „Arbeitsminister“ der Commune  hatte Fränkel unter anderem das Nachtarbeitsverbot erlassen. Gerettet wurde er von Elisabeth Dmitrieff, einer russischen Sozialistin und Feministin, die von Karl Marx nach Paris entsandt worden war und dort während der Commune die „Union des Femmes pour la défense de Paris et les soins aux blessés“ gründete. Fränkel und Dmitrieff: Zwei grandiose Gestalten der internationalen Arbeiterbewegung mit abenteuerlichen Lebenswegen, wie sie ein Romanschriftsteller nicht besser hätte erfinden können. An  diese Barrikade an dem Faubourg-St-Antoine erinnert aber immer noch keine Gedenktafel.

Ganz versteckt ist auch ein faszinierendes Relikt der Commune, das Kommunarden bei ihren Rückzugsgefechten auf dem Weg in den Faubourg-St-Antoine und zum Père-Lachaise hinterlassen haben: Es befindet sich in der Jesuitenkirche St. Paul in der Rue St. Antoine (Métro St. Paul). Dort hatten sich offenbar einige Kommunarden in der semaine sanglante verschanzt und in hoffnungsloser Situation in einen Pfleiler der Kirche (1. Pfeiler vom Eingang aus rechts) die Parole „République Française ou la Mort“ geritzt. (Obwohl der Klerus später versucht hat, diese Spur der verteufelten Commune zu beseitigen, ist ihm das –wie man sieht- glücklicherweise nicht ganz gelungen).

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Das Graffiti zeugt von der äußersten Entschlossenheit der Communarden und lässt etwas von der extremen, ja verzweifelten Situation ahnen, in denen sie sich angesichts der Übermacht der anrückenden Versailler Truppen befanden. Für mich ist dies einer der intensivsten Erinnerungsorte der Pariser Commune außerhalb des Père-Lachaise, dem wir uns nun zuwenden.

Der Rundgang:

Der vorgeschlagene Rundgang beginnt an der Porte des Amandiers an der südwestlichen Ecke des Friedhofs, direkt an der Métro-Station Père-Lachaise (Linie 2)

  1. Das Grab von Jules Vallès

Zunächst geht es zum Grab von Jules Vallès. Er war ein führendes Mitglied der Commune, Journalist und Schriftsteller, engagierte sich besonders für eine Erziehungsreform, war Herausgeber der Zeitschrift „Le Cri du peuple“, entschiedener Vertreter der Pressefreiheit,  und er hat in dem autobiographisch gefärbten Roman „L’insurgé“ der Commune ein literarisches Denkmal gesetzt.

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 1885 starb er, nach langem Exil,  in Paris und wurde, von tausenden Menschen begleitet,  auf den Père- Lachaise gebracht und dort bestattet. Als am Grab deutsche Sozialisten einen Kranz niederlegten, kam es zu vereinzelten deutschfeindlichen Reaktionen, die aber schnell mit Sprechchören zur internationalen Solidarität beendet wurden.

Verehrer hat Vallès jedenfalls noch bis heute….

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2016 startete die Mairie  des 11. Arrondissements eine Aktion, den Menschen/Männern, nach denen Straßen  des Arrondissements  benannt sind, ein  Gesicht zu geben. So auch Jules Vallès, dessen  Protrait am Square R. Nordling -vor der Kirche Ste Marguerite – in der Nähe „seiner“ Straße- ausgestellt wurde. Schade allerdings, dass  nicht über ihn mitgeteilt wurde: So hat er für die  Menschen  den Viertels zwar ein Gesicht erhalten, aber leider bleibt er damit wohl für die meisten ein  Unbekannter….

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(66. Division an der Avenue des Peupliers. Nummer 2 auf dem Commune-Plan der Mairie de Paris).

  1. Das Grab von Charles Delescluze und die letzten Kämpfe der Commune (49. Division)

Delescluze war Journalist und sozialistischer Aktivist, der schon in den Revolutionen von 1830 und 1848 eine wichtige Rolle spielte. Vielfach verhaftet und zu Geld- und Haftstrafen (u.a. in Cayenne) verurteilt, engagierte er sich auch wieder in der Commune, deren „Kriegsminister“ er in den letzten  Maiwochen  war. Als solcher beantragte er,  alle in der Hand der Commune befindlichen Geiseln zu erschießen und vor dem Rückzug die öffentlichen Gebäude (Tuilerien-Schloss, Rathaus von Paris, Gebäude des Rechnungshofs, der Légion d’honneur im Hôtel de Salm[3] u.a. ) in Brand zu setzen. Am 25. Mai suchte er den Tod auf einer Barrikade an der place Château d’Eau, weil er, wie er in einem letzten Brief an seine  Schwester schrieb,  unter keinen Umständen „der siegreichen Reaktion als Opfer oder Spielzeug dienen“ wollte:     « Ma bonne sœur. Je ne puis ni ne veux servir de victime et de jouet à la réaction victorieuse… Mais je ne me sens pas le courage de subir une nouvelle défaite après tant d’autres. »  [4] 

Sein Leichnam wurde einen Tag später von den siegreichen Versaillais gefunden und in Montmartre in einem Massengrab verscharrt. Es sollte verhindert werden, dass das Grab von Delescluze zu einer Gedenkstätte oder gar einem Wallfahrtsort werden könnte. 1883 wurde sein Leichnam dann in dem Massengrab identifiziert und  in den Père Lachaise überführt.

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An der Spitze der Grabstele befinden sich -kaum noch identifizierbar- Auszüge aus dem schon zitierten Brief an seine -hier ebenfalls bestattete Schwester Azema, den Delescluze am Vorabend seines selbstgewählten Todes schrieb.

Die Inschrift auf der Grabstelle ist kaum noch entzifferbar, was das offizielle Bulletin municipal der Stadt Paris schon 1913 bemerkte. Sie lautet:

A la mémoire de Charles Delescluze, Commissaire général de la République, 1848 ; Rédacteur en chef du Réveil en 1868 ; Député de Paris à l’Assemblée nationale, 8 février 1871 et de sa sœur Azéma, décédée le 31 oct. 1876, leurs amis.

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Bemerkenswert ist hier, dass die Rolle Delescluzes während der Cummune nicht berücksichtigt ist:  Das ist auch kaum anders zu erwarten, denn als das Grabmal errichtet wurde, war die Commune immer noch geächtet.  Heute gehört sie zwar zum weithin anerkannten historischen Erbe und sie wurde ja auch anlässlich ihres 150. Jahrestags entsprechend gefeiert (siehe den Blogbeitrag zur Commune-Ausstellung „Nous la Commune“ 2021), aber auch dort hat man sich schwer getan, die problematischen Seiten der Commune offen zu thematisieren.

Bezeichnend ist ja auch, dass die Rolle Delescluzes bei der in der Commune umstrittenen  Geiselerschießung und der ebenfalls umstrittenen –zumal militärisch sinnlosen- Inbrandsetzung öffentlicher Gebäude zwar in der deutschen und englischen, nicht aber in der französischen Version des Delescluze-Artikels von Wikipedia erwähnt ist. Ein zusätzlicher Hinweis  darauf, wie delikat auch heute noch der Umgang mit der Commune in Frankreich ist.

(49. Division,  Nr. 6 auf dem Commune- Plan der Mairie  de Paris)

In diesem Bereich des Père Lachaise fanden am 28. Mai 1871 die letzten Kämpfe der semaine sanglante statt. Einschüsse von Kugeln sind noch auf dem Sockel des  Grabes von Charles Nodier zu sehen, das etwas oberhalb und gegenüber dem Grab  von Honoré de Balzac liegt.

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Der Zeitzeuge Prosper Lissagaray schreibt zu den lezten Kämpfen:

„Seit 4 Uhr Nachmittags belagern  die Versailler den Père la Chaise.  Derselbe enthält nur zweihundert Föderierte, entsclossene Leute, aber ohne Disciplin, ohne Umsicht; die Officiere hatten sie nicht dazu bringen können, Schießscharten in die Mauer zu machen. Fünftausend Versailler greifen die Enceinte zugleich von allen Seiten an, während die Artillerie  von der Bastion das Innere durchwühlt. Die Geschütze der Commune haben seit Nachmittg beinah keine Munition mehr. (…) Jetzt beginnt ein verzweifelter Kampf. Hinter den Gräbern  gedeckt, vertheidigen  die Föderierten Schritt für Schritt ihren Zufluchtsort. Man  kämpft grauenvoll Mann an Mann. In den Grüften finden  Gefechte mit blanken Waffen statt. Freund und Feind rollt sterbend in dieselben Gräber. Die früh einbrechende Dunkelheit macht dem Verzweiflungskampf ein Ende.“[5]

Mit dieser letzten Schlacht „des Volks von Paris“ gegen  die von Thiers kommandierten Versailler Truppen wird der Père-Lachaise, wie es auf dem Commune-Plan der Mairie de Paris heißt, „ein Symbol des Kampfs und des Opfers der Kommunarden.“

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Kampf der Fédérés  und der Versaillais auf dem Pére-Lachaise. Gravur von Amédée Daudenarde.      Veröffentlicht in „Le Monde illustré“ vom 24. Juni 1871

 Ein eindrucksvolles Panorama dieser Kämpfe von Henri Félix Emmanuel Philippoteaux ist  im Musée d’art et d’histoire de Saint-Denis zu sehen.

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 Gemalt ist es aus der Perspektive der Föderierten, die trotz ihrer verzweifelten Lage noch die rote Fahne hochhalten. Geschwenkt wird die Fahne übrigens von einer Frau. Eine weitere Frau im Vordergrund versorgt einen Verletzten: Hinweise auf die wichtige Rolle der Frauen in der Commune.  Im Hintergrund sieht man die Stadt Paris mit der Kuppel des Pantheons und den Türmen von Notre Dame. Die Rauchsäulen markieren wohl die Gebäude, die von den Kommunarden auf ihrem Rückzug in Brand gesteckt wurden. Allerdings ist damit nicht- wie bei vielen anderen Darstellungen der 1870-er Jahre- eine Anklage der Commune verbunden, sondern es wird dadurch –wie durch die Rauchwolken der einschlagenden Granaten- die  Heftigkeit der Kämpfe illustriert.  Bei diesem Bild handelt es sich gewissermaßen um eine Antwort auf den Schriftsteller Alphonse  Daudet. Der hatte 1871 eine Geschichte mit dem Titel „La bataille du Père-Lachaise“ veröffentlicht. Auf der ausgezeichneten und höchst empfehlenswerten Internet-Seite „L’histoire par l’image“ findet sich dazu folgende Erläuterung:

Par le truchement du gardien du cimetière, l’écrivain présente son récit comme une démythification : « ― Une bataille ici ? Mais il n’y a jamais eu de bataille. C’est une invention des journaux. » En niant la bataille, le témoin-narrateur nie l’existence de combattants : face aux troupes régulières de Versailles, il n’y aurait eu dans le cimetière qu’un « ramassis » sacrilège d’ivrognes et de femmes de mauvaise vie faisant bombance au milieu des tombes. Avec cette œuvre, Philippoteaux semble contredire les allégations de l’écrivain anticommunard.“[6]

 

  1. Grab von Louis-Auguste Blanqui

Blanqui war ein Theoretiker der sozialistischen Revolution und ein praktischer Revolutionär. Seit der Revolution von 1830 war er eine Leitfigur der sozialistischen Bewegung.  Fast die Hälfte seines Lebens, insgesamt 37 Jahre!- verbrachte er wegen „revolutionärer Umtriebe“ in Gefängnissen. Am spektakulärsten war seine Haft in den „cachots noirs“ auf dem Mont –Saint- Michel, der Mitte des 19. Jahrhunderts als Hochsicherheitstrakt für politische Gefangene diente. Verantwortlich dafür war übrigens Adolphe Thiers, von dem später noch die Rede sein  wird. Er hatte, als Staatssekretär während der Herrschaft des „Bürgerkönigs“ Louis Philippe eine neue Form der Strafe eingeführt, nämlich die Festungshaft. Und eine dieser Festungen war der Mont-Saint-Michel.

Die Haftbedingungen dort –Dunkel- und Einzelhaft, Nahrungsentzug- waren derart katastrophal, dass sich sogar eine Kommission der Nationalversammlung damit beschäftigte. Berichterstatter war übrigens Alexis de Tocqueville. Blanqui unternahm mit seinem Mitgefangenen Armand Barbès einen Fluchtversuch, der aber scheiterte.[7]

Ein  erneuter Aufstandsversuch am 31. Oktober 1870, bei dem kurzzeitig das Hôtel de Ville von Paris besetzt wird  –Vorbote der Commune- scheitert. Blanqui kann untertauchen und wird in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Am 17. März 1871 wird er auf Betreiben von Adolphe Thiers verhaftet, der damit die Commune einer charismatischen Führungsfigur beraubte. Thiers war sich (darin übrigens in voller Übereinstimmung mit Karl Marx) der Bedeutung Blanquis für die sozialen Bewegungen in Frankreich und für den Widerstand der Commune bewusst. Deshalb weigerte er sich, auf das Angebot der Commune einzugehen, die von ihr festgehaltenen Geiseln, darunter den Erzbischof von Paris, freizulassen, wenn im Gegenzug Blanqui freigelassen werde.  Thiers‘ Sekretär kommentierte das zynisch: „Die Geiseln! Pech für sie! Les otages ! Les otages, tant pis pour eux !».   So werden am 24. Mai in dem Gefängnis La Grande Roquette 6 Geiseln der Commune, darunter Erzbischof Darboy, erschossen.[8]

1879 fällt Blanqui unter die Generalamnestie und kehrt nach Paris zurück. Dort gibt er seine Zeitschrift „Ni Dieu ni maître“ heraus. 1881 stirbt er und wird auf dem Père-Lachaise beigesetzt. 100 000 Menschen sollen an seiner Beerdigung teilgenommen haben.

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(91. Division, Nr. 14 auf dem Commune Plan der Mairie de Paris)

Jules Dalou, der große republikanische Bildhauer, erhält nach einer öffentlichen Subskription den Auftrag für die Gestaltung des Grabmals. Er stellte Blanqui auf dem  Totenbett liegend dar, sein Kopf ist nach der  Totenmaske modelliert. „Tout comme pour le gisant de Victor Noir, Dalou a doté Blanqui d’une virilité „généreuse et polie“, source de commentaires infinie.“[9] Zu einem Wallfahrtsort –entsprechend dem Grab von Victor Noir- ist die Grabstätte von Blanqui allerdings nicht geworden. Vielleicht liegt es an dem weniger zugänglichen Platz in einem Seitenweg des Friedhof und an dem Podest, auf dem Blanqui aufgebahrt ist, so dass die entsprechenden anatomischen Besonderheiten weniger ins Auge fallen. Umso deutlicher dafür allerdings die Hand Blanquis- vielleicht ein Hinweis auf die vielen Schriften des Revolutionärs und Theoretikers.

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Exkurs: Dalou, der große republikanische Bildhauer und Schöpfer der Grabmäler von Victor Noir und Blanqui

Bevor es weiter geht zum Grab von Louis-Auguste Blanqui ein paar Worte zu Jules Dalou, dem Schöpfer der beiden Grabmäler von Victor Noir und Blanqui. Dies erscheint auch deshalb angebracht, weil es sich um zwei der bedeutendsten Kunstwerke auf dem Père-Lachaise handelt und weil der Name Dalou untrennbar verbunden ist mit der Pariser Commune und dem Stadtbild von Paris – immerhin hat Dalou u.a. auch die repräsentative Figurengruppe – Der Triumph der Republik– auf der Place de la Nation geschaffen.

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Auguste Rodin : Büste von Jules Dalou (im Musée Rodin in Paris und im Musée de la  piscine in Roubaix)

Dalou war am Vorabend des deutsch-französischen Krieges ein junger, aufstrebender Bildhauer. Von ihm war schon einmal auf diesem Blog die Rede, und zwar in dem Beitrag über das Hôtel Païva, das deutsch-französische Märchenschloss auf den Champs-Élysées, zu dessen Skulpturenschmuck auch Dalou beitrug (Rubrik Stadtviertel Paris, 8. Arrondissement). 1871 wurde Dalou vom « Kultusminister » der Commune, Gustave Courbet, beauftragt, als « administrateur provisoire adjoint » das Louvre vor einem eventuellen Vandalismus zu schützen. Obwohl es sich dabei um eine noble Aufgabe im Sinne des Gemeinwohls handelte, wird Dalou nach der Niederschlagung der Commune bedroht und ins Exil gezwungen. 1874 verurteilt ihn ein Kriegsgericht in Abwesenheit zu lebenslanger Zwangsarbeit. Erst 1879 – im Zuge einer allgemeinen Amnestie-  kann Dalou aus Großbritannien, das ihm Asyl gewährt hatte, nach Frankreich zurückkehren. Sein Wettbewerbsbeitrag für eine monumentale Statue auf der Place de la République wird zwar zurückgewiesen, aber von der Stadtverwaltung für die Place de la Nation ausgewählt, wo sie heute steht. Dalou erhält nun weitere bedeutsame Aufträge, unter anderem für die beiden « politischen Grabmäler »  von Victor Noir und Blanqui auf dem Père-Lachaise. 1902 stirbt Dalou, er ist auf dem  Friedhof Montparnasse begraben.

  1. Das Grab von Victor Noir: vom politischen zum erotischen Wallfahrtsort

Victor Noir war kein Communarde, konnte es auch nicht sein, denn er wurde schon vorher, am 11. Januar 1870, ermordet. Trotzdem gehört sein Gab (Commune- Plan der Mairie de Paris Nummer 17) zu den unverzichtbaren Stationen eines Commune-Rundgangs auf dem Père-Lachaise, und zwar aus mehreren Gründen. Zunächst vor allem wegen der Umstände seines Todes und der darauf folgenden politischen Konsequenzen (9a):

Noir war Journalist und hatte den Auftrag, als Sekundant eines Zeitungsverlegers die Modalitäten von dessen geplantem Duell mit Prinz Pierre Napoleon Bonaparte, einem Verwandten Napoleons und des damaligen Kaisers Napoleon III. auszuhandeln. Dabei kam es zum Streit und Victor Noir wurde von Pierre Napoleon erschossen. An dem Begräbnis nahmen über 100 000 Menschen teil.  Auf dem Commune-Plan der Mairie ist (wohl etwas übertrieben) von 200 000 zum Aufruhr entschlossenen Parisern die Rede: Ein Vorbote der Commune.[10] Die revolutionäre Stimmung wurde noch dadurch verstärkt, dass Pierre Napoleon freigesprochen wurde, was einen Sturm öffentlicher Entrüstung gegen die ungeliebte Monarchie auslöste.

1891 wurde der zum republikanischen Symbol gewordene Leichnam Victor Noirs von Neuilly-sur-Seine, wo er zunächst begraben war, auf den  Père Lachaise umgebettet.  Der Bildhauer Jules Dalou erhielt den Aufrag, eine Grabplastik zu gestalten, die mit den  Mitteln einer öffentlichen Subskription finanziert wurde- ein Gegenmodell zur Finanzierung des Denkmals für die Generäle Lecomte und Clément-Thomas aus öffentlichen Mitteln.

Dalou stellte Victor Noir in der Situation dar, als er –gerade erschossen- rücklings auf dem Boden lag: mit leicht geöffnetem Mund, im Ausgehanzug mit sichtbarem Einschussloch und auf die Seite gerolltem Zylinder.

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Auffällig sind an dem Grabmal die durch vielfache  Berührungen von der Patina ausgenommenen glänzenden Stellen der Bronze-Plastik am Gesicht, an den Füßen und vor allem an der unter der Hose deutlich zu erkennenden Schwellung des Geschlechtsorgans. „Nur der große Zeh des heiligen Petrus im Petersdom glänzt genauso schön durch all die Küsse und all das Gestreichel“, wie Cees Nooteboom schreibt, für den das Grab des Victor Noir das schönste auf dem Père Lachaise ist. (10a)  Der Grund für die glänzenden Stellen:  „La légende veut qu’en frottant le gisant, surtout à l’endroit de son sexe, on retrouve la fécondité ou la virilité.[11]„Tausende von Mädchenhänden und Frauenmündern müssen“ -so noch einmal Nooteboom- hier am Werk gewesen sein, bei dieser letzten Fruchtbarkeitsfigur der westlichen Welt.“

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So wurde seit Ende der 1960-er Jahre das Grabmal von einem politischen Manifest zu einem Symbol der Fruchtbarkeit und zu einem Wallfahrtsort für „sexual worship“, wie es Emelyanova-Griva formuliert. Auch Deutsche haben dazu in gewisser Weise einen  Beitrag geleistet: War das Grab zunächst von einer bronzenen Kette umgeben, wurde diese während der occupation an die Deutschen ausgeliefert: Kanonen statt Kunst.[12] Damit war der Weg frei…  Inzwischen gehört das Grabmal zu den  Kultstätten des Père-Lachaise wie die Gräber von Héloïse und Abelard, Jim Morrison, Oskar Wilde oder wie das immer blumengeschmückte Grab von Allan Kardec, dem französischen Spiritisten, dessen Büste zu berühren angeblich Wünsche wahrwerden lässt….

(92. Division, Nr. 17 auf dem Commune-Plan der Mairie)

 

  1. Grabmal von Eugène Pottier, dem Autor der „Internationale“

(96. Division, Nr. 20 auf dem Commune-Plan der Mairie de Paris)

Das Grabmal Eugène Pottiers ist ein aufgeschlagenes Buch.

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Die Aufschrift auf der linken Buchseite (vom Betrachter aus gesehen):
Au Chansonnier
EUGÈNE POTTIER
MEMBRE DE LA COMMUNE
DE PARIS
1816 – 1871 – 1887
SES AMIS & ADMIRATEURS
– 1905 –

Pottier, der schon an der Revolution von 1848 teilgenommen hatte, engagierte sich 1871 in der Commune und nahm an den Kämpfen der Semaine sanglante teil. Nach der Niederschlagung der Commune konnte er nach Großbritannien fliehen, dann in die USA. 1873 wurde er in Abwesenheit zum Tode verurteilt und konnte –wie viele andere Kommunarden- infolge der Amnestie von 1879 nach Paris zurückkehren, wo er 1887 starb.

Die Aufschrift auf der rechten Buchseite:

L’Insurgé.
Jean Misère.
La Toile d’Araignée.
Ce que dit le Pain.
La mort d’un Globe.
L’internationale.

Den Text des ersten auf der rechten Buchseite aufgeführten Liedes hat Pottier zu Beginn der 1880-er Jahre zu Ehren Blanquis und der Kommunarden geschrieben- der Titel ist von dem autobiographischen Roman von Jules Vallès übernommen.

Der Text der „Internationale“ stammt aus den Tagen unmittelbar nach der gewaltsamen Niederschlagung der Pariser Commune. Er bezog sich auf die Internationale Arbeiterassoziation (IAA), den ersten übernationalen Zusammenschluss von verschiedenen, politisch divergierenden Gruppen der Arbeiterbewegung, der 1864 von Karl Marx  initiiert worden war.

Der ursprüngliche französische Text hat sechs Strophen. Die bekannteste und bis heute verbreitete deutschsprachige Nachdichtung schuf Emil Luckard  1910. Seine Version ist an den französischen Originaltext lediglich angelehnt und beschränkt sich auf die sinngemäße, dabei in der Radikalität etwas abgeschwächte und romantisierte Übersetzung der ersten drei Strophen des französischen Liedes.[13]

Wacht auf, Verdammte dieser Erde,

die stets man noch zum Hungern zwingt!

Das Recht wie Glut im Kraterherde

nun mit Macht zum Durchbruch dringt.

Reinen Tisch macht mit dem Bedränger!

Heer der Sklaven, wache auf!

Ein Nichts zu sein, tragt es nicht länger

Alles zu werden, strömt zuhauf!

|: Völker, hört die Signale!

Auf zum letzten Gefecht!

Die Internationale

erkämpft das Menschenrecht. 😐

Es rettet uns kein höh’res Wesen,

kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

Uns aus dem Elend zu erlösen

können wir nur selber tun!

Leeres Wort: des Armen Rechte,

Leeres Wort: des Reichen Pflicht!

Unmündig nennt man uns und Knechte,

duldet die Schmach nun länger nicht!

|: Völker, hört die Signale!

Auf zum letzten Gefecht!

Die Internationale

erkämpft das Menschenrecht.

  1. Le mur des fédérés – die Mauer der erschossenen Kommunarden

Höhepunkt (auch im topographischen Sinn des Wortes)  eines Rundgangs über den Père-Lachaise auf den  Spuren der Commune ist natürlich le Mur des fédérés in der nord-östlichen Ecke des Friedhofs. Am 28. Mai 1871 wurden an dieser Stelle 147 Kommunarden erschossen, die in die Hände der Versaillais gefallen waren. Sie wurden in einem Massengrab verscharrt ebemso wie weitere Kämpfer der Commune, die auf dem Père Lachaise oder schon vorher im Laufe der semaine sanglante getötet worden waren.[14]

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Zeichnung von Alfred Darjou (1832-1874) im Musée Carnavalet in Paris

Wie sehr das brutale Vorgehen der Versaillais in der semaine sanglante viele Zeitgenossen aufwühlte und empörte, wird auch am Beispiel des Malers Edouard Manet deutlich. Edouard Manet hat zwei Lithographien zum Thema Commune angefertigt. Die Lithographie, „Guerre civile“, zeigt einen toten Nationalgardisten bzw. Kommunarden. Der Bezug zu Manets berühmtem Bild des toten Torreros von 1864/65 ist offenkundig. Während aber der im Stierkampf getötete Torero ein rotes Tuch in der Hand hat, ist es bei dem getöteten Kommunarden  ein weißes Tuch: Manet will hier wohl das brutale, rücksichtslose Vorgehen der Versailler Truppen veranschaulichen.

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Eine zweite Lithographie zeigt die Erschießung von Kommunarden, wie sie am Ende der semaine sanglante auf dem  Père-Lachaise stattgefunden hat.  Dabei stand eines der berühmtesten Bilder Manets Pate, nämlich die Erschießung des mexikanischen Kaisers Maximilian.  Manet hat also zwei seiner erfolgreichsten Bilder zum Ausgangspunkt genommen, den Toten der Commune ein Denkmal zu setzen.

Der Platz an der Friedhofsmauer entwickelte sich, trotz aller Verbote, zu einem Wallfahrtsort von Sozialisten aus aller Welt. 1908 wurde für die getöteten Fédérés eine große Erinnerungstafel an die Opfer der „Semaine sanglante“ angebracht. Das Original befindet sich übrigens in den Räumen der Amis de la Commune auf der Butte aux Cailles.

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Jedes Jahr findet seit 1880 am letzten Maiwochenende ein großer Demonstrationszug statt- die sogenannte Montée au Mur des Fédérés, gewissermaßem  eine „pèlerinage laïque“. An ihr nehmen Menschen und Gruppen teil, die sich mit der Commune und ihrem Erbe verbunden fühlen und die darauf hoffen, dass das, was die Kommunarden vom März 1891 vergeblich anstrebten, noch erreicht werden kann: Mitglieder und Anhänger linker Parteien, Gewerkschaftler, Freimaurer.[15]

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Am 24. Mail 1936, wenige Wochen nach dem Sieg des Front Populaire, waren es 600 000 Menschen, an der Spitze die Führer der Sozialisten und Kommunisten, Léon Blum und Maurice Thorez, die an der monté au mur teilnahmen. So viele sind es heute nicht mehr und das Durchschnittsalter der Teilnehmer ist heute wohl auch deutlich höher als damals: Eine eindrucksvolle Demonstration der linken Bewegungen ist die monté au mur aber nach wie vor.

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Gegenüber der Mauer der Föderierten sind mehrere Kommunarden oder für die Commune wichtige Persönlichkeiten bestattet. Auf drei dieser Gräber möchte ich besonders hinweisen:

Das Grabmal von Clément, dem Autor von „Le Temps des Cerises“

Clément war während der Commune Bürgermeister des Montmartre-Arrondissements, aber vor allem  ist er  Autor des Liedes „Le Temps des Cerises“. Es ist ein Liebeslied, schon 1866, zur Zeit Napoleons III. geschrieben und von Anfang an populär. In diesem Lied wird die Liebe in der Zeit der Kirschen besungen:

Quand nous chanterons le temps des cerises

                   Et gai rossignol, et merle moqueur

                   Seront tous en fête.

                   Les belles auront la folie en tête

                   Et les amoureux du soleil au coeur

                   Quand nous chanterons le temps de cerises

                   Sifflera bien mieux le merle moqueur.

Das Lied endet traurig: Die Zeit der Kirschen, der Liebe und Träume,  ist kurz, danach kommen Schmerz und Trauer. Aber trotzdem:

                   J’aimerai toujours le temps des cerises

                   Et le souvenir que je garde au coeur.

Das Lied erhält in der semaine sanglante  auf tragische Weise neue Aktualität. Dem besungenen Liebeslied wird eine politische Dimension verliehen. Es wird zur Hymne der Commune und ihrer Anhänger, während der Blütezeit der Commune,  „au temps des cerises“, aber auch danach, als die Erinnerung an die Commune  -außer sie  war hasserfüllt und abschreckend-  tabuiert war. Clément unterstützte ausdrücklich die poltitische Botschaft des Liedes, indem er es  1885 «à la vaillante citoyenne Louise» widmete, der wachsamen Bürgerin Louise Michel, einer Ikone der Commune.

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Von Wolf Biermann gibt es übrigens eine schöne deutsch-französische Version des Liedes, gesungen nach der Wende vor einem jungen Leipziger Publikum. Mit einer einleitenden Erläuterung, in der er eine Verbindung zwischen dem Paris von 1871 und dem Leipzig von 1989 herstellt.  Auf youtube zu sehen und zu hören! Am besten gleich anklicken! Dauert 6 Minuten:

http://www.youtube.com/watch?v=Rv420VhwUWc

Das Grabmal von Wroblewski, dem Verteidiger der Butte –aux- Cailles

Walery Antoni Wróblewski gehörte zu den Anführern des polnischen Aufstandes gegen das zaristische Russland 1863/64. Nach dessen Niederschlagung emigrierte er nach Frankreich. Während der Commune war er ein Kommandeur der Föderierten und verantwortlich für die Verteidigung des strategisch wichtigen Butte aux Cailles gegen den Vormarsch der Versaillais. Dabei zeichnete er sich besonders aus.[16]

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Nach der Niederschlagung der Commune emigrierte er nach England, wo er sich weiter für die internationale Arbeiterbewegung engagierte. Auch er konnte 1880 nach der allgemeinen Amnestie nach Paris zurückkehren, wo er 1908 starb. Wróblewski gehört zu den vielen internationalen Aktivisten, die sich in der Pariser Commune engagierten und damit die internationale Solidarität der Arbeiter vorlebten.

Das Grab von Wróblewski ist –wie auch das von Chopin auf dem Père-Lachaise- oft mit roten und weißen Blumen geschmückt. Sie verweisen auf die polnische Herkunft von Wróblewski und sind wohl auch ein Zeichen polnisch-französischer Verbundenheit.

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Das Grab von Paul Lafargue, dem  Schwiegersohn von Karl Marx und dem Autor von „Das Recht auf Faulheit“

Der Sozialist Paul Lafargue war der Schwiegersohn von Karl Marx und Autor der 1880 erstmals erschienenen Schrift „Das Recht auf Faulheit“. Darin kritisiert er die „seltsame Arbeitssucht“ seiner Zeitgenossen. Lafargue plädiert stattdessen für eine radikale Reduktion der Lohnarbeit und damit für mehr Muße und Zeit für selbstbestimmte Tätigkeit. Damit knüpft er an den frühen Marx an, der eine Gesellschaft entwarf, die es dem Individuum ermöglichen sollte, „heute dies, morgen jenes zu tun, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben, nach dem Essen zu kritisieren, wie ich gerade Lust habe – ohne je Jäger, Fischer, Hirt oder Kritiker zu werden.“ Solche Ideen wurden später –auch von Sozialisten- als romantischer Utopismus diffamiert und dagegen das Recht auf Arbeit oder gar ein puritanischer Laborismus proklamiert. Lafargues marxistische Apologie des Nichtstuns ist aber immer noch aktuell, stellt er doch die einfache Frage, warum Menschen immer mehr arbeiten sollen, auch wenn ihre Arbeitsleistung durch den ständigen Produktivitätsfortschritt immer größer werde.[17]

In Bordeaux, wo Lafargue 1870 mit seiner Frau lebte, verbreitete er die Ideen der Commune. Nach einem kurzen Besuch in Paris im April 1871 schrieb er begeistert an Karl Marx: „Paris devient invincible“. 1911, im Alter von 69 Jahren, wählte Paul Lafargue zusammen mit seiner Frau den Freitod: Jetzt sei er noch gesund an Geist und Körper, und er wolle nicht erleben, dass das Alter seine geistigen und intellektuellen Fähigkeiten und seinen Willen zerstöre. Fast 20 000 Menschen sind bei der Bestattung auf dem Père – Lachaise zugegen. Die Rede auf den Verstorbenen hält Jean Jaurès.[18]

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Für den Weg zurück bietet sich der Chemin des Chèvres (zwischen der 19. und der 30.und 18. Division und den Chemin Talma (zwischen der 11. und 12. Division)  an. Dieser Weg ist malerisch eingebettet in den Hügel, der zum neueren (rechtwinklig angelegten) Teil des Père-Lachaise hinauf führt. Eine ganze Reihe schöner Art-Déco-Gräber gibt es hier, ebenso wie das spektakuläre Grabmal der russischen  Aristokratin Elisabeth Demidoff.

  1. Das Mausoleum von Thiers (rechts neben der Friedhofskapelle, 55. Division)

Das Mausoleum des 1877 verstorbenen Adolphe Thiers ist leider nicht im Commune-Rundgang der Marie de Paris enthalten. Ich finde das äußerst bedauerlich, weil es, ebenso wie das anschließend betrachtete Grabmal der Generäle Lecomte und Clément-Thomas in sehr eindrucksvoller Weise den Triumph über die verhasste Commune zum Ausdruck bringen. Damit gehören sie meines Erachtens unbedingt zu einem entsprechend thematisch orientierten Rundgang über den Père-Lachaise. Zu übersehen ist das Mausoleum von Thiers ja kaum – es ist „une colossale chapelle“ direkt neben der zentralen Friedhofskapelle.[19] Thiers ist hier mit seiner Frau, Élise Dosne, und seinen beiden Geliebten, der Mutter und der Schwester von Élise [20], bestattet.

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Wie beim Monument für die beiden Generäle Lecomte und Clément-Thomas, das wir uns anschließend ansehen,  ist die christliche Symbolik sehr deutlich: das doppelte verschränkte D steht für Deo Domino, den Dank an Gott, den Herrn- das T natürlich für Thiers.   Thiers war ein entschiedener Freund der katholischen Kirche und ihres Einflusses auf das Bildungswesen. Paul Lafargue, dessen Grab auf dem Père-Lachaise schon besucht wurde, zitiert in seiner Schrift „Das Recht auf Faulheit“ eine Erklärung von Thiers vor einem Parlamentsausschuss aus dem Jahr 1849. Darin spricht sich Thiers dafür aus, dass die gesamte Erziehung im Grundschulbereich von der katholischen Kirche übernommen werden solle. Er, Thiers rechne darauf, dass der Klerus „die gute Philosophie“ propagiere, nach der der Mensch zum Leiden geboren sei.[21]  Auch insofern war Thiers  also ein entschiedener Gegner der laizistischen Commune. Vor allem aber war er der Hauptverantwortliche für  das Gemetzel der Versailler Truppen in der semaine sanglante. Thiers gab den Befehl, den Aufstand der Commune mit größter Entschiedenheit und Rücksichtslosigkeit niederzuschlagen.

Auf seinem Grabmal allerdings wird er als Staatsmann gepriesen, der das Vaterland liebte und die Wahrheit verehrte …

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Wie verhasst Thiers bei den Communarden und ihren Anhängern war,  wird auch daran deutlich, dass das noble Hôtel Dosne-Thiers an der Place St Georges, das die reiche Élise in die Ehe einbrachte, eines der symbolträchtigen Gebäude war, das die Commune auf ihrem Rückzug in den Osten  von Paris in Brand setzte. Anlässlich des 100. Jahrestages der Commune 1971 wurde das Grabmal, Symbol des Sieges  der bourgeoisen Republik“ über die“soziale Republik“  stark beschädigt und es soll auch schon öfters mit „inscriptions vengeresses“ wie „Assassin du peuple“ versehen worden sein.[22]  Inzwischen erstrahlt es aber wieder im alten Glanz und man kann, wenn man es betrachtet, an den schönen Satz denken, den Victor Hugo ausgerufen haben soll, als er an dem Grabmal vorbeikam: „Un si grand monument pour un homme aussi petit!“ [23] – eine Anspielung sicherlich nicht nur auf die geringe körperliche Größe von Adolphe Thiers, den Marx als „Zwergmissgeburt“ verhöhnte.

(neben der Kapelle, 55. Division. Auf beiden Plänen der Mairie de Paris  nicht berücksichtigt)

  1. Grabmal für die Generäle Lecomte und Clément-Thomas

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An ebenso prominentem Ort wie das Mausoleum von Thiers und ebenso auffällig präsentiert sich  auf der Nordseite der zentralen Avenue Principale und  kurz vor dem Monument aux morts  ein merkwürdiges Grabmal: Im Zentrum steht eine mächtige Marianne. Trotz entblößter rechter Brust entspricht sie so ganz und gar nicht dem gewohnten Idealbild einer attraktiven Marianne, sondern erinnert eher an manche Darstellungen der wehrhaften Germania aus dem 19. Jahrhundert.

Der Lorbeerkranz in der Hand Mariannes steht für den Triumph der Republik über die verhasste Commune. Sie wird durch eine mehrköpfige Schlange symbolisiert, die von Marianne zertreten wird.

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Oben ist das Grabmal mit einem großen Kreuz dekoriert, womit deutlich gemacht wird, dass die von der Commune verfügte Trennung von Kirche und Staat wieder aufgehoben ist- auch in diesem Punkt war die Commune übrigens ihrer Zeit voraus, denn die strikte Trennung von Kirche und Staat gehört ja seit 1905 zu den fundamentalen Prinzipien der französischen Republik.

Es handelt sich hier um das Grabmal der beiden  Generäle Lecomte und Clément-Thomas, deren Geschichte zu erzählen sich lohnt, denn ihr Tod markiert den Beginn der Commune, deren Entstehung untrennbar verbunden ist mit dem deutsch-französischen Krieg von 1870/71[24]. Nach dem Sturz des schmählich in Sedan besiegten und kapitulierenden Napoleon III.  war die  im Februar 1871 gewählte und provisorisch in Bordeaux installierte Nationalversammlung bereit, sich den preußischen Friedensbedingungen zu unterwerfen und dem am 28. Februar 1871 zwischen der provisorischen Regierung der Republik unter Adolphe Thiers und dem Deutschen Reich abgeschlossenen Vorfrieden von Versailles zuzustimmen.  Die mehrheitlich republikanische bzw. sozialistische Bevölkerung von Paris war nicht bereit, diese Schmach hinzunehmen, zumal angesichts der preußischen Provokation einer Militärparade auf den Champs-Elysées und rund um den Arc de Triomphe. Immerhin standen in Paris fast 180 000 Nationalgardisten unter Waffen, Freiwilligenverbände, die vorwiegend aus dem Kleinbürgertum und der Arbeiterschaft stammten.[25] Und in Belleville und Montmartre standen 227 Kanonen, die durch eine Subskription der Bevölkerung finanziert und vor den preußischen Truppen in Sicherheit gebracht worden waren. Der Konflikt zwischen Paris und der Nationalversammlung eskalierte, als am 10. März 1871 die Nationalversammlung  einem möglichen „Druck der Straße“  vorbeugen wollte und ihren Umzug nach Versailles beschloss. Dazu beschloss die Nationalversammlung eine Reihe diskriminierender Maßnahmen gegen die Nationalgarde, deren Bataillione sich zu den „fédérés“ zusammenschlossen. Zum Eklat kam es, als Adolphe Thiers, der „chef du pouvoir exécutif de la République française“, am 18. März den General Lecomte beauftragte, sich der Kanonen von Montmartre zu bemächtigen. Das Vorhaben scheiterte aber völlig. Gerade noch rechtzeitig schlägt Louise Michel, die „louve rouge“ der Commune, Alarm.  Die Nationalgardisten und die Bevölkerung von Montmartre  verteidigen „ihre“ Kanonen. Ein Teil der Versailler Truppen verweigert den Befehl, auf die eigenen Landsleute zu schießen und fraternisiert mit den Verteidigern. General Lecomte wird von den Aufständischen gefangen genommen. Am gleichen Tag wird auch der General Clément-Thomas von aufständischen Parisern festgesetzt.  der bei der Niederschlagung der Revolution von 1848 „eine der niederträchtigsten Henkerrollen“ übernommen hatte, wie es Marx in seinem „Bürgerkrieg in Frankreich“ ausdrückte. Mit beiden Generälen wird kurzer Prozess gemacht und sie werden –unter dem Beifall einer „entfesselten Meute“ (Promenades, S. 132) von ihren eigenen Leuten erschossen, auch wenn der  Bürgermeister von Montmartre, der junge Clemenceau, vergeblich versucht das zu verhindern.  Die Gegenrevolution hat nun ihre Märtyrer und Adolphe Thiers seine Legitimation, das aufsässige Paris, die Commune also –mit freundlicher Unterstützung der preußischen Truppen- zu belagern  und dann zu erobern und blutige Rache zu nehmen.

Die Generäle Lecomte und Clément-Thomas erhalten auf dem Père-Lachaise eine kostenlose Grab-Konzession an einem zentralen Platz des Friedhofs und mit einer souscription nationale wird für sie das imposante und triumphale Grabmal errichtet.  Und in Montmartre, wo sie beiden Generäle erschossen wurden (in der heutigen Rue du Chevalier de la Barre) und wo die Kanonen der Nationalgarde stationiert waren, wird  als Zeichen der Sühne für die „horreurs de la Commune“ die Basilique Sacré- Coeur errichtet und der Bau wird auf Beschluss der Nationalversammlung mit staatlichen Mitteln gefördert.[26] Es ist -wie das Grabmal auf dem Père-Lachaise- ein ostentativer gegenrevolutionärer Akt.

Dazu passt die Darstellung der Commue als mehrköpfige Schlage: Für die Dritte Republik waren die Kommunarden ja nichts anderes als „criminels“,  „eine Handvoll von Fanatikern und Spitzbuben“, die Paris zum „Sammelpunkt der Perversitäten der ganzen Welt“ machten- so Jules Favre, der für die Versailler Regierung die Bedingungen des Friedens von Frankfurt mit Bismarck verhandelte.

(Avenue Latérale du Nord, 57. Division. Auf beiden Plänen der Mairie de Paris nicht berücksichtigt).

 

Epilog: Das Commune-Denkmal an der äußeren westlichen  Friedhofsmauer des Père- Lachaise und das Gemälde „Une rue à Paris en mai 1871 ou La Commune“ von  Maximilien Luce im Musée d’Orsay

Das letzte Wort soll aber nicht die triumphierende Gegenrevolution haben! Sondern das Gedenken an die vielfachen  Opfer der Commune. Für sie gibt es ein eindrucksvolles Denkmal auf der anderen Seite des Père- Lachaise, an der äußeren Friedhofsmauer am Square Samuel de Champlain, zwischen den Métro-Stationen Gambetta und Père- Lachaise.

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Georg Stefan Troller weist in „Paris geheim“, auf dieses Denkmal hin  – und das ist auch wirklich der angemessene Platz, denn in unseren anderen Reiseführern  ist dieses Denkmal nicht erwähnt. Schade, denn es handelt sich wirklich um „ein ergreifendes Denkmal“, aus dem Jahr 1909: „Aus der Mauer kaum hervortretend wie Gespenster: ein Arbeiter, ein Pfarrer, ein Soldat, eine Mutter mit Kind. Rundherum Einschüsse. Errichtet aus demselben Stein, gegen den die letzten Kommunarden 1871 … füsiliert wurden.“[27]

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„Das, was wir von der Zukunft fordern, und das, was wir von der Zukunft wollen, ist Gerechtigkeit, es ist nicht  Rache“. Victor Hugo

Maximilien Luce: Une rue à Paris en mai 1871 ou La Commune

Bei früheren Besuchen im Musée d’Orsay war mir dieses Biild noch nicht aufgefallen. Erst als ich mich etwas näher mit der Pariser Commune beschäftigte, entdeckte ich : „Une rue de Paris en mai 1871 ou La Commune“ von Maximilien Luce.[28]  Luce war zusammen mit Seurat und Signac „Gründer“ des Neo-Impressionismus. 1894 wurde er als „gefährlicher Anarchist“ verurteilt und ging nach Belgien ins Exil. Nach seiner Rückkehr war er Präsident der Gesellschaft unabhängiger Künstler, trat aber 1940 –ein Jahr vor seinem Tod- aus Protest gegen die Diskriminierung jüdischer Künstler durch die Vichy-Regierung zurück. Ein bewegtes Leben also und ein eindrucksvolles, zwischen 1903 und 1906 gemaltes Bild.

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Die Toten sind an den roten Hosen-Litzen als Nationalgardisten, also Communarden, zu identifizieren. Dass auch eine Frau dabei ist, weist auf den großen Anteil hin, den Frauen an der Verteidigung von Paris gegen die anrückenden Truppen hatten. Rechts unten sieht man noch einige Pflastersteine, die offenbar für den Bau einer Barrikade bestimmt waren. Die ist aber nicht gezeigt, der Kampf ist vorbei, man sieht nur die tote Stadt und  die Gefallenen- einige der über 20.000, die in der „Semaine sanglante“ dem Wüten der Versailler Truppen zum Opfer fielen. Am 29. Mai telegraphiert Ministerpräsident Thiers, der „Schlächter der Commune“, triumphierend an die Präfekten: „Der Boden ist bedeckt mit ihren Leichen. Dieses schreckliche Schauspiel wird eine Lehre sein“. Luce erinnert an dieses „spectacle affreux“, aber nicht im obszönen Gestus des Triumphators, sondern im Mitgefühl mit den Opfern und den Verlust veranschaulichend, den die Niederschlagung der Commune für die Stadt Paris bedeutete.

Praktische Informationen:

Einen kostenlosen Übersichtsplan mit dem Verzeichnis der am  meisten besuchten Gräber  gibt es kostenlos bei der Friedhofsverwaltung (vom Haupteingang –porte principale am Boulevard de  Ménilmontant-  leicht erreichbar über die Avenue Principale, dann rechts abbiegen in die Avenue du Puits. Es gibt den Plan auch im Internet unter:

https://api-site.paJuleis.fr/images/142836.pdf[29]

Im Allgemeinen nur im Internet gibt es auch einen speziellen Plan der Mairie  de Paris zum Père Lachaise als „haut lieu de la Commune“: https://api-site.paris.fr/images/103968.pdf

Öffnungszeiten:

Vom 6. November bis 15. März:

  • Mo bis Fr: 8 h bis 17.30 h
  • Sa: 8.30 bis 17.30h
  • Sonntags und an Feiertagen: 9h bis 18h

Vom 16. März bis 5. November:

  • Mo bis Fr: 8h bis 18h
  • Sa: 8.30h bis 18h
  • Sonntags und an Feiertagen: 9h bis 18h

Zum Weiterlesen:

Les Amis de la Commune de Paris 1871: Histoire de la Commune de Paris. 18 mars- 28 mai 1871 und weitere Broschüren über die Commune (Rolle der Frauen, der Ausländer, der Kunst, der Erziehung etc)

Braire,  Jean: Sur les traces des communards. Guide de la commune dans le Paris d’aujourd’hui

Courbet et la Commune. Katalog der Ausstellung im musée d’Orsay vom 13.3.-11.6.2000. Hrsg. von der Réunion des musées nationaux. Paris 2000

Lissagaray, Prosper: Geschichte der Commune von 1871. Unveränderter Nachdruck der deutschen Übersetzung von 1877. Edition suhrkamp 577. FFM 1971

Philip Nord: Les Impressionistes et la politique. 2009

La mairie du 11e; La Commune, à l’assaut du ciel. Histoire, lieux de mémoire et  figures de la Commune de Paris dans le 11e arrondissement. (Mai 2011)

Karl Marx (als Polemiker in Hochform): Bürgerkrieg in Frankreich: http://www.mlwerke.de/me/me17/me17_319.htm

Rebérioux, Madeleine,  Le Mur des Fédérés : Rouge, “sang craché” . In: Nora (Hrsg): , Les Lieux de mémoire, vol. 1 : La République, Paris, Gallimard

Thoraval, Anne: La Commune de Paris. In: Promenades sur les lieux de l’histoire. Paris 2004, S. 124-139

Troller, Georg Stefan: Paris geheim. Artemis und Winkler Sachbuch 2008

Jules Vallès:  L’insurgé (3. Band einer autobiographischen Roman-Trilogie) Taschenbuch folio classique

Watkins, Peter: La Commune (Paris 1871). (Schwarz-Weiß-Film,  franz/engl. DVD)

Das Pariser Stadtmuseum Carnavalet ist für die Commune weniger ergiebig. Umso mehr das musée d’art et histoire in Saint-Denis. www.musee-saint-denis.fr   Métro Linie 13 Richtung Saint-Denis-Université. Station Porte de Paris, Ausgang 4

Zum 150. Jahrestag der Commune 2021 gibt es natürlich zahlreiche Publikationen und Sendungen: 

Zum Beispiel eine vierteilige Reihe in France Culture:

https://www.franceculture.fr/emissions/le-cours-de-lhistoire/la-commune-150-ans-14-la-commune-un-chantier-transnational

 Anmerkungen

[1] Es war nicht nur Karl Marx, der den Begriff „Bürrgerkrieg“ für die Commune verwendete. Z.B. gibt es eine eindrucksvolle Lithographie von Edouard Manet zur Commune mit dem Titel „guerre civile“:  https://www.histoire-image.org/etudes/repression-commune

[2] Zu den Gefängnissen der Grande und der Petite Roquette und zur dort stationierten Guillotine siehe den Blog-Beitrag: Wohnen auf historischem Boden:  La Grande et la Petite Roquette in der Rubrik Geschichte oder Wir in Paris.

[3] Zum Hôtel de Salm siehe auch den Blog-Beitrag über den Cimetière de Picpus

[4] https://fr.wikipedia.org/wiki/Charles_Delescluze

Bei Lissagary liest sich das so: „Delescluze setzte allein seinen Weg fort. Hier das Schauspiel, wie wir es mit angesehen  haben; möge es der Erinnerung erhalten bleiben! Der alte Geächtete schritt, ohne sich umzusehen, ob ihm Jemand folge, gleichmäßig weiter. Er war das einzige leende Wesen auf der Chaussée. Als er an der Barrikade angekommen war, wendete er sich nach links und erstieg die Pflastersteine. Zum letztenmale  erblickten wir dieses ernste, vom weißen Barte umrahmte Gesicht, das  dem  Tode zugewandt war. Plötzlich verschwand Delescluze. Er war wie vom Blitzstrahl getroffen auf dem Platze von Château d’Eau gefalllen.“ Lissagaray, Geschichte der Commune von 1871, S.342

[5] Lissagaray, Geschichte der Commune von 1871, S. 356

[6] https://www.histoire-image.org/etudes/pere-lachaise-derniers-combats-commune  Hierbei handelt es sich übrigens um eine ganz hervorragende Fundgrube: Bildmaterial zur französischen Geschichte wird vorgestellt und interpretiert.

[7] https://www.histoire-image.org/etudes/armand-barbes-prisonnier-mont-saint-michel-1839-1843

https://de.wikipedia.org/wiki/Louis-Auguste_Blanqui . Hier findet sich übrigens die falsche Information, Blanqui sei  „nach der blutigen Niederschlagung der Kommune …. erneut ins Gefängnis“ gekommen. Dort befand er sich schon vorher.

https://fr.wikipedia.org/wiki/Auguste_Blanqui

zum Mont-Saint-Michel als Staatsgefängnis: http://images.google.de/imgres?imgurl=https%3A%2F%2Fwww.histoire-image.org%2Fsites%2Fdefault%2Ftil1_luce_001f.jpg&imgrefurl=https%3A%2F%2Fwww.histoire-image.org%2Fetudes%2Fecrasement-commune&h=931&w=1400&tbnid=GOTA9-INsTCKLM%3A&docid=lUfYslQKMJUoaM&ei=aA6nV9SzJ-yRgAavnLr4Dw&tbm=isch&iact=rc&uact=3&dur=953&page=1&start=0&ndsp=15&ved=0ahUKEwjUh_Gcja_OAhXsCMAKHS-ODv8QMwgcKAAwAA&bih=623&biw=1366

[8] siehe dazu den Blog-Text: Wohnen auf historischem Boden: La Grande et la Petite Roquette. (Rubriken Geschichte und Wir in Paris

[9] http://www.appl-lachaise.net/appl/article.php3?id_article=231

(9a) Ausführlich zu zum Grabmal und seinen geschichtlichen Hintergründen: Michel Dansel, Les lieux de culte au cimetière de Père Lachaise. Paris 1999, S. 172-186

[10] „Le 10 janvier 1870, ses funéraillles réunirent deux cent mille Parisiens, décidés à l’emeute, signe avant-coureur de la Commune.“  https://api-site.paris.fr/images/103968.pdf   Allerdings stimmt das Datum nicht: Noir wurde ja am 11. Januar erschossen und die Beerdigung fand am 12. Januar statt.

(10a) Cees Nooteboom, Eine Totenglocke läutet. In: Susanne Gretter (Hrsg), Paris liegt an der Seine. Bilder einer Stadt. st 2994, FFM 1999, S. 97/98. Dort auch das nachfolgende Zitat von Nooteboom

[11] Sehr lesenswert:  Marina Emelyanova-Griva, La tombe de Victor Noir au cimetière de Père-Lachaise. In: Archives de sciences sociales des réligions, 149, 2010. https://assr.revues.org/21870?lang=en  Auf der Internetseite von „Herodot“ ist das etwas kryptisch formuliert: „On dit que des jeunes filles et des femmes en mal d’amour viennent sur la tombe de Victor Noir caresser certaine protubérance de son gisant dans l’espoir qu’elle leur portera chance.“ https://www.herodote.net/tombes6.php

[12] Ein ähnliches Schicksal erlitten in Paris auch zahlreiche andere Kunstwerke aus Bronze: so wurde ein Teil des  „Triomphe de la République“ von Dalou (s.u.) ausgeliefert, ebenso die Statue von Baudin im Faubourg Saint-Antoine (siehe Blog-Beitrag: Der Faubourg Saint-Antoine, Teil 2: Das Viertel  der Revolutionäre.  Rubrik Stadtviertel Paris, 11. Arrondissement)

[13] https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Internationale

[14] Ici, au pied du mur qui porte leur nom, furent inhumés les “fédérés” retranchn:és dans le cimetière le 27 mai 1871 et tués lors de cet ultime combat. Le 28 mai, au cours de la répression, 147 fédérés y sont exécutés et ensevelis à la hâte. Dans les jours suivants, de nombreux corps provenant des prisons parisiennes ou des dernières barricades sont également mis en terre en bordure de ce mur.“ (Aus dem Plan der Mairie de Paris)

[15] Franck Frégosi: La „montée“ au Mur des Fédérés  du Père-Lachaise. Pèlerinage laïque partisan. In:  Archives des sciences sociales des religions, No  155,  2011  https://assr.revues.org/23359

[16] https://de.wikipedia.org/wiki/Walery_Antoni_Wr%C3%B3blewski

https://fr.wikipedia.org/wiki/Bataille_de_la_Butte-aux-Cailles

[17] http://www.zeit.de/1967/03/lob-der-faulheit

http://www.laika-verlag.de/mbp/stephan-lessenich-zu-paul-lafargue-das-recht-auf-faulheit

[18] « Sain de corps et d’esprit, je me tue avant que l’impitoyable vieillesse (…) me dépouille de mes forces physiques et intellectuelles, ne paralyse mon énergie et ne brise ma volonté (…) »  Zitiert in: http://www.humanite.fr/tribunes/paul-lafargue-1842-1911-pas-de-dieu-mais-un-maitre%E2%80%A6-46-479033

[19]https://www.landrucimetieres.fr/spip/spip.php?article565

[20] http://www.lepoint.fr/societe/plus-fort-que-hollande-le-president-thiers-et-ses-trois-femmes-02-05-2015-1925729_23.php#xtor=RSS-221

[21] Text von Paul Lafargue: http://www.wildcat-www.de/material/m003lafa.htm

Originalversion der Stellungnahme von Thiers: https://fr.wikipedia.org/wiki/Le_Droit_%C3%A0_la_paresse : „ Je suis prêt à donner au clergé tout l’enseignement primaire. Je demande formellement autre chose que ces instituteurs laïques, dont un trop grand nombre sont détestables ; je veux des Frères, bien qu’autrefois j’aie pu être en défiance contre eux ; je veux rendre toute-puissante l’influence du clergé ; je demande que l’action du curé soit forte, beaucoup plus forte qu’elle ne l’est, parce que je compte beaucoup sur lui pour propager cette bonne philosophie qui apprend à l’homme qu’il est ici pour souffrir.“

[22] Michel Ragon, L’espace de la mort. Essai sur l’architecture, la décoration et l’urbanisme funéraires. Albin Michel 1981

https://books.google.de/books/about/L_Espace_de_la_mort.html?id=a9ZY3Kv0jtYC&redir_esc=y

[23] https://www.landrucimetieres.fr/spip/spip.php?article565

Zum „Sündenregister“  von Thiers gehört –aus deutscher Sicht- unbedingt seine treibende Rolle in der Rheinkrise von 1840, als die französische Regierung forderte, den  Rhein  (in seiner ganzen Länge) zur deutsch-französischen Grenze zu machen- ein wichtiger Beitrag zur Entstehung des deutschen Nationalismus und der sogenannten deutsch-französischen „Erbfeinschaft“.  Ich finde es übrigens bemerkenswert, dass in Frankreich sehr häufig und sicherlich ganz naiv von Deutschland als „outre Rhin“- also dem Land jenseits des Rheins gesprochen wird.

[24] „C’est le début de l’insurrection que l’on appellera la Commune“. http://www.appl-lachaise.net/appl/article.php3?id_article=373

[25] Eine Parallele zur Fortsetzung des Widerstands durch de Gaulle 1940 bietet sich da natürlich an, so z.B. in einer Rede vor der mur des fédérés aus dem Jahr 2007:

La Commune est donc un acte de résistance sociale et patriotique, (…) c’est le peuple en armes qui a mis en déroute les monarchies coalisées contre la révolution. C’est le peuple de Paris qui a voulu continuer le combat plutôt que de pactiser avec l’occupant, c’est le peuple de l’ombre qui a choisi la Résistance, et ce furent les anonymes, les sans-grades qui rejoignirent de Gaulle à Londres“. Zit von Frégosi:  https://assr.revues.org/23359

[26] http://www.paris-tourisme.com/monuments/sacrecoeur/index.html

[27] Troller, S. 295

[28] https://www.histoire-image.org/sites/default/til1_luce_001f.jpg

[29] Bilder und Infos zu  bedeutenden  Gräbern:  http://www.linternaute.com/sortir/monument/cimetiere-pere-lachaise/

Hinweis: 

Dieser Blog-Beitrag wurde von der Internet-Seite Europa verbinden  ( https://europaverbinden.de/)  übernommen und ins Internet eingestellt, was mich natürlich sehr freut.

https://europaverbinden.de/wp-content/uploads/W.J.-Brgerkrieg-in-Frankreich.-Der-P%C2%BFre-Lachaise-ein-Erinnerungsort-der-Commune.pdf

Weitere Blogbeiträge mit Bezug zum Père Lachaise und zur Commune:

5 Gedanken zu “Der Bürgerkrieg in Frankreich 1871: Ein Rundgang auf dem Friedhof Père-Lachaise in Paris auf den Spuren der Commune

  1. Pingback: Das Grabmal Ludwig Börnes auf dem Père Lachaise in Paris: Eine Hommage an den Vorkämpfer der deutsch-französischen Verständigung – Paris und Frankreich Blog

  2. Pingback: 11. November 2018. Paris begeht den 100. Jahrestag des Waffenstillstands – Paris und Frankreich Blog

  3. Pingback: Le chocolat Menier (2): Die Villen der Familie im 8. Arrondissement von Paris und das Grabmal auf dem Père Lachaise – Paris und Frankreich Blog

  4. Pingback: La Butte aux Cailles, ein kleinstädtisches Idyll in Paris – Paris und Frankreich Blog

  5. eurokummi

    Lieber Wolf, ich komme nach langem Krankenhausaufenthalt und Reha dazu, dir zu antworten. Ich brauche doch noch Zeit, meine normalen Lebensablaeufe wieder in den Griff zu bekommen. Knieerstz und Lungenembolie, also  von Ende Mai bis Ende Juli. Also kam ich jetzt erst dazu, u.a. auch die „STOLPERSTEINE“ und die letzten Blogs erst jetzt zu lesen. Spaeter mehr. JUERGEN

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