Eine Magierin des Lichts: Anna – Eva Bergman im Musée d’Art Moderne von Paris

Ganz unbekannt war uns die Malerin Anna – Eva Bergman nicht, seit wir im letzten Jahr das wunderbare Haus und Atelier besuchten, das Hans Hartung und sie sich gemeinsam in einem alten Olivenhain auf der Höhe über Antibes gebaut hatten, wo sie ihre letzten Lebensjahre verbrachten.

Das Musée d’Art Moderne in Paris bietet nun aber eine Gesamtschau des Werks von Bergman, die über die begrenzten Ausstellungsmöglichkeiten von Antibes weit hinausgeht. Sie zeigt nicht nur eher unbekannte Seiten der Künstlerin, sondern insgesamt ein „grandioses Werk“, wie Bettina Wohlfahrt in ihrem FAZ-Beitrag über die Ausstellung schreibt.[1] Und man fragt sich mit anderen Ausstellungsbesuchern und Kunstkritikern, wieso Bergman „heute leider etwas in Vergessenheit geraten ist.“[2]  

Aufschlussreich finde ich in diesem Zusammenhang die Gegenüberstellung des Bildes Carboneras von Bergman und eines Bildes aus der Serie Black on grey von Mark Rothko, des bekannten Vertreters des abstrakten Expressionismus, die sich im Begleitheft von Beaux Arts zur Ausstellung findet.[3]

Mark Rothko, ohne Titel[4]

Anna-Eva Bergman, Carboneras[5]

Die Ähnlichkeit beider Werke ist deutlich, aber auch nicht erstaunlich, bewunderte Bergman doch Rothko sehr. Sie kannten sich gut, waren 1959 auf der zweiten Kasseler Dokumenta vertreten, ja es gab zwischen den beiden „eine Seelenverwandtschaft“.[6]  Erstaunlich war für mich allerdings, dass -anders als zunächst unwillkürlich unterstellt-  das Bild von Bergman aus dem Jahr 1963 stammt, das von Rothko aus den Jahren 1969/1970…

Bemerkenswert finde ich dann aber auch den Unterschied: Bei dem unter Depressionen leidenden Rothko, der 1970 selbst sein Leben beendete, lastet das Dunkle auf dem Hellen, bei Bergman nimmt das Dunkle zwar den größeren Raum ein, aber es dominiert die alles überstrahlende Helligkeit: Das verweist auf die Bedeutung, die die Natur des hohen Nordens in dem Werk der gebürtigen Norwegerin spielt. Ich sehe darin aber auch den Ausdruck ihrer kämpferischen optimistischen Lebenseinstellung, die sie trotz ihrer schweren chronischen Erkrankung mit und in ihrer Kunst bewahrte.

Im Folgenden werden einige Bilder gezeigt, die wir in der Ausstellung fotografiert haben. Es soll damit ein Eindruck von der Entwicklung Bergmans vermittelt werden und von ihrem Gesamtwerk. Ich bin, wie schon öfters auf diesem Blog vermerkt, kein Kunsthistoriker: Die Auswahl folgt also allein persönlichem Interesse und persönlichen Vorlieben. Vielleicht regt der Beitrag auch dazu an, die Ausstellung zu besuchen: Fotos -und noch dazu die eines Hobby-Fotografen-  können nur einen sehr unvollkommenen Eindruck der Bilder Bergmans und ihrer Ästhetik vermitteln: Gerade die Verwendung von Metallfolien (Gold, Silber, Kupfer…) verleiht ihren Bildern ein inneres Leben, verlangen die direkte Betrachtung. Die Möglichkeit dazu besteht noch bis zum 16. Juli.

Selbstportrait (ca 1946). Alle Fotos dieses Beitrags, wenn nicht anders angegeben, von F. und W. Jöckel

Bevor Bergman sich der Malerei und der abstrakten Kunst zuwandte, hat sie 25 Jahre lang als Zeichnerin und Karikaturistin gearbeitet. Auch politische Themen interessierten sie.  

Thema dieser vermutlich aus dem Jahr 1933 stammenden Zeichnung sind die nationalsozialistische Gleichschaltung und die Bereitwilligkeit der meisten Deutschen zur Anpassung.

Hier eine Karikatur General Francos aus dem Jahr 1935. Dass sie ihn zeichnet, zeigt nicht nur ihr politisches Interesse, sondern hat auch persönliche Gründe: 1932/1934 hatte sie mit Hans Hartung auf den Balearen (Menorca) gelebt, wo General Franco damals Militärkommandeur war,  bevor er zum Generalstabschef, Putschisten und Diktator wurde.

Dieses Bild hat ein leeres alt-Attribut; sein Dateiname ist 20230330_l1550728-768x576-1-2.jpg

Bild aus: http://menschmaus.eu/anna-eva-bergman-retrospective-unique/

Zu diesem „Ich will!“, das Anna – Eva Bergman 1938 in ihrer norwegischen Muttersprache in ein Notizbuch schreibt, Bettina Wohlfahrth am 24.4.2023 in der FAZ:

„Es ist ein entschlossener Ausruf, mit dem sie sich wie in einen Kampf stürzt und
selbst Kraft zuruft, um die innere Suche nach ihrem künstlerischen Ausdruck ernsthafter denn
je aufzunehmen. Ein Jahr zuvor hatte sie sich von Hans Hartung getrennt. Sie hatte den
angehenden Maler 1929 in Paris kennengelernt, gerade zwanzig Jahre alt. Die beiden heirateten
nur drei Monate später. Dass Bergman der Beziehung ein Ende setzte, hatte vor allem mit
diesem „Ich will“ zu tun. Im Trennungsbrief, den sie aus Italien nach Paris schickt, schreibt sie in
einem fast perfekten Deutsch, dass sie frei sein müsse und Zeit brauche, um allein ihrer Arbeit
nachgehen zu können. Der Brief ist in der Ausstellung zu sehen, es ist ein bewegendes
Dokument. Bergman war klar geworden, dass sie im Schatten von Hartung nicht zu ihrer Kunst
kommen würde, dass sie von „Hauspflichten und anderen Sorgen“ aufgerieben würde. Nach der
Trennung führte sie energisch ihre, den Ausstellungstitel gebende „Voyage vers l’intérieur“ fort:
Die Reise einer tief erstrebten, existenziellen Suche nach der Essenz dessen, was sie ausdrücken
wollte. In den Fünfzigerjahren trafen sich die beiden Künstler in Paris wieder. Bergman hatte
unterdessen ihren Weg gefunden und den künstlerischen Durchbruch erreicht. Sie heirateten
zum zweiten Mal.“

Solitude- das Haus (1947)

Bergman auf dem Weg zur abstrakten Kunst: „Blaue Träume“ von 1951. Die Nähe zu Klee und Kandinsky ist unverkennbar. Dazu Bergman: „Das Zick-Zack symbolisiert das Leben, die Energie (…) Der Rhythmus in einem Bild spielt dieselbe Rolle wie in der Musik“.[7]

Dieses 1950 entstandene Bild ist das erste, bei dem Bergman ein Metallblatt verwendet. Die Technik, mit Blättern aus Gold, Silber, Kupfer und weiteren Metallen zu arbeiten, wurde von ihr systematisch entwickelt und zu einem Kennzeichen ihres abstrakten Werkes. In dessen Zentrum stehen die Natur und der Kosmos. Menschen kommen darin nicht vor -höchstens einmal, wie im nachfolgenden Bild, ein von Menschen gemachtes Produkt: eine Mauer.

No 18-1964 Die Mauer. Anders als Hartung gibt sie ihren Bildern aber neben der Nummerierung und der Jahreszahl auch einen Titel.

Zur Verwendung von Metallblättern, und vor allem des Goldes, wurde Bergman angeregt durch die mittelalterlichen Altäre in norwegischen Kirchen und durch die byzantinische Kunst, die sie in Italien kennenlernte. (Begleittext der Ausstellung). Bei Bergman dient das Gold aber nicht religiösen Zwecken oder -wie später- der Überhöhung absoluter Herrschaft, sondern bei ihr sind es Natur und Kosmos, deren Schönheit mit Hilfe von Metallen und Licht gefeiert werden.

No 26 – 1962 Le Feu (Das Feuer)

Anna – Eva Bergman: „Durch die Verwendung von Metallen erzielen meine Leinwände, ohne auf den Einsatz perspektivischer Kunstgriffe zurückzugreifen, völlig neue visuelle Effekte: Die verschiedenen Raumebenen werden entweder nebeneinander angeordnet oder sie überlagern sich. Die sich stufenweise überlagernden Ebenen erzeugen manchmal Spiegelungen. Dies ist ein Effekt, den der Betrachter selbst dadurch hervorrufen kann, dass er sich vor der Leinwand bewegt und dabei sogar den Rhythmus seiner Bewegungen verändert.“ [8]

Silberkrebs 1955

Crête de montagne. 1971

Dieses Bild wurde auch für die Ausstellungs-Werbung verwendet.

Detail

Foto von Bergman in ihrem Atelier

Gleichzeitig entwickelte Bergman ein „Vokabular“ von Grundformen wie hier eine Pyramide (No 73 – 1958 Pyramide)

 „Der große Berg“ von 1957 in Gestalt eines Kegels

Und vor allem ist es der Kreis, den sie immer wieder in ihren Werken thematisiert wie im  Grand rond/großer Kreis von 1968

Der Kreis ist ein Symbol der Vollkommenheit, der Harmonie. Er verweist auf den Kosmos und kann auch eine metaphysische Bedeutung haben wie in den großen Fensterrosen mittelalterlicher Kathedralen.

In dem Bild von 1969  Eine andere Erde, ein anderer Mond lässt Bergman bewusst offen, ob der glänzende Kreis die Erde oder den Mond meint, ob die Erde vom Mond oder der Mond von der Erde aus gesehen wird. Es ist, wie es in dem Livret contempler heißt, eine makellos weiße Scheibe, seidig und weich. In der Tat Stoff zur Meditation.

Wandteppich Demi-terre (1974-1975): Einer von mehreren Wandteppichen,  die von der Manufacture des Gobelins in Paris und der von Beauvais nach Entwürfen von Bergman hergestellt wurde: Hier ein Blick von einem anderen Stern auf die untergehende Erde….

Anna-Eva Bergman: „Man kann keine große Kunst schaffen, wenn sie nicht im Einklang ist mit dem Universum, das uns umgibt.“[9]

No 57 – 1978  Montagne en une ligne/Berg in einer Linie

Zu diesem minimalistischen Bild einer „abstrakten Landschaft“ Eva-Maria Bergman: „Gibt es etwas Schöneres als eine reine und sensible Linie? Die Linie ist das unabdingbare Skelett der Malerei“.[10]

Die Natur des Nordens …

Der hohe Norden, seine Natur und Geologie, haben die 1909 in Schweden geborene Anna – Eva Bergman immer fasziniert.

No 32 – 1951 Fragmente einer Insel in Norwegen

1949, 1950 und 1951 verbringt sie ihre Sommer im Süden Norwegens, wo sie die Serie der Fragmente einer Insel Norwegens malt, wo das oben abgebildete erste Bild entsteht, bei dem sie ein goldenes Metallblatt verwendet, und wo sie ihren ersten größeren Auftrag erhält, die Dekoration eines Hotels in Südnorwegen.

Foto (Wandbild der Ausstellung)

Aus der Steinesammlung Bergmans: Alles Mineralische faszinierte sie.

G 12 – 1953 Vier Steine (Lithographie)

No 2 -1966 Winter-Horizont des Nordens (Ausschnitt)

No 1 – 1967 Fjord  (Ausschnitt)

No 21 – 1981 Berggipfel II

Über eine Reise zu den Lofoten schreibt Anna- Eva Bergman: „Inseln, auf denen sich Granitfelsen erhoben, die aussahen wie auf dem Wasser errichtete Skulpturen. Es war zauberhaft.“[11]

links: No 13- 1976  Zwei Nunataks; rechts: No 25- 1981 See II

Nachfolgend zwei weitere Aufnahmen der beiden Nunataks (Felsformationen auf dem Eis) – unserem Lieblingsbild der Ausstellung. Daran wird vielleicht auch ein wenig deutlich, wie unterschiedlich die Wahrnehmung je nach Standort des Betrachters ist.

No 13- 1976  Zwei Nunataks

No 13- 1976  Zwei Nunataks  (Ausschnitt)

„Ich träume von der Finmark und vom nördlichen Norwegen. La lumière ici-bas me rend extatique.“ 12]

und die Natur des Südens

Cap d’Antibes 1974 (Acrylfarbe mit einem Blatt oxydierten Kupfers)

1973 bezogen Bergman und Hartung das selbst entworfene Haus und Atelier in dem Olivenhain über Antibes. Nachdem Bergman ihren eigenen Weg gefunden hatte, näherten sich die beiden wieder an, trennten sich von ihren jeweiligen zweiten Ehepartnern und heirateten 1957 erneut, 28 Jahre nach ihrer ersten Hochzeit. 

Tronc d’olivier I 1977

Vague I 1974

No 67 – 1966 Großer Ozean

Der Horizont

Der Horizont spielt im Werk Bergmans eine große Rolle. In ihren eigenen Worten: „Jenseits der Grenze des Horizonts befindet sich ein Bereich, der, auch wenn er für Menschen physisch nicht erreichbar ist, doch existiert und erfahren werden kann. Vielleicht muss man ihn sich aneignen wie eine ‚pure expérience de la  Nature‘, etwas Atmosphärisches, Irrationales wie die Metaphysik oder das Absolute.“[13]

Finmark, Winter-Horizont des Nordens (1966) ist ein monumentales Werk (150 mal 300 cm). Der Titel bezieht sich auf die langen, dunklen Winternächte des hohen Nordens, der untere Teil des Bildes, aus goldenen und silbernen Metallblättern, weckt Assoziationen an eine gefrorene, vereiste Winterlandschaft. Manon Lancelot weist im Sonderheft Beaux Arts (S. 54) auf die leichte Biegung des Horizonts hin. „Diese leichte Biegung kann auch den Eindruck des Flugs eines Raumschiffs über einen entfernten Himmelskörper vermitteln. Das Werk ist drei Jahre vor der Expedition von Apollo X entstanden, der die Künstlerin begeisterte. Mit Finmark hat sie fast die Bilder der ersten Schritte auf dem Mond vorweggenommen.“

No 16 – 1986

No 8- 1969 Großer blauer Horizont

Abschließend noch einmal Anna-Eva Bergman zu dem, was ihr der Horizont bedeutete: „Ewigkeit, das Unendliche, Übergang zum Unbekannten. Der Horizont ist die Grenze der menschlichen Erfahrung … Jenseits der Grenze des Horizonts befindet sich ein Bereich, der, auch wenn er für den Menschen unerreichbar ist, existiert und erfahren werden kann.“ (Begleittext der Ausstellung)

1987 starb Anna-Eva Bergman.  In ihrem Todesjahr thematisierte sie noch einmal den „Übergang zum Unbekannten“:  

No 20- 1987 (Acryl, Modellierpaste und Metallblatt)

Anna-Eva Bergman – Voyage vers l’intérieur: Musée d’Art Moderne de Paris 31. März – 16. Juli 2023
11 avenue du Président Wilson 
75116 Paris

Métro:  9  – Alma-Marceau oder Iéna

https://www.mam.paris.fr/fr/expositions/exposition-anna-eva-bergman

Öffnungszeiten:   Dienstag bis Sonntag  10h  – 18h,  Donnerstag bis 21h30


In der Ausstellung gibt es/gab es die Möglichkeit, auf einem Bildschirm mit Hilfe eines entsprechenden Programms selbst kleine Bilder im Stile Bergmans zu entwerfen. In der Tat sind ihre Bilder dazu angetan, die eigene Phantasie und Kreativität anzuregen.

Eine Möglichkeit dazu sind auch Fotos, wie die nachfolgenden Beispiele zeigen. Bergman und Hartung haben übrigens eine ungeheure Menge an Fotos gemacht und von ihnen Anregungen für ihre Bilder erhalten.

Meer im Abendlicht. F. Jöckel

Anmerkungen

[1] https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunst-und-architektur/ausstellung-der-malerin-anna-eva-bergman-im-pariser-petit-palais-18842731.html

[2] https://arcimboldisworld.com/2023/05/01/anna-eva-bergmann-voyage-vers-linterieur-musee-dart-moderne-de-paris/

Catherine Gonnard spricht im Bergman-Sonderheft von Beaux Arts von einer reconnaissance tardive. (S. 61)

[3] Beaux Arts, Anna-Eva Bergman. Voyage vers l’intérieur. 2023, S.36/37

[4] https://www.moma.org/collection/works/79611?installation_image_index=1

[5] https://www.arteinformado.com/galeria/anna-eva-bergman/n-6-1963-carboneras-28426

[6] Emmanuelle Lequeux, Une parenté d’âme. In: Beaux Arts, S.36

[7] Livret contemler zur Ausstellung, S.5

[8] Livret contempler, S.9 „Par l’utilisation de métaux, mes toiles, sans user cependant du recours à des artifices de perspective, bénéficent d’effets visuels parfaitement inédits: les différents niveaux spatiaux tantôt se juxtaposent ou se superposent, formant des structures que s’échelonnent en gradins, tantôt se reflètent. Effet que le spectateur est en mesure de provoquer en bougeant devant la toile en changeant même le rythme de ses mouvements.

[9] Zit. im Sonderheft Beaux Arts, S. 35

[10] Livret contempler, S.23

[11] Zit. von Emmanuelle Lequeux, Les paysages norvégiens pour inspiration. Un monde solaire et minéral. In Beaux Arts, Bergman, S. 30

[12] Zit. Beaux Arts, Bergman, S. 45

[13] Zit. Sonderheft Beaux Arts S. 54

Auf den Spuren von Diederich Hermes aus Krefeld, der als Thierry Hermès Gründer einer Dynastie der französischen Luxusindustrie wurde: Eine Buchempfehlung

Mit und nach LVHM (Bernard Arnault) und Kering (François-Henri Pinault) gehört das Familienunternehmen Hermès zu den großen Drei der weltweit führenden französischen Luxusindustrie. Wie höchst erfolgreich Hermès ist, belegen diese Zahlen: Während der Umsatz von 5,96 Mrd. Euro im Jahr 2018 auf sage und schreibe 11,60 Mrd. Euro 2022 stieg, hat sich der Gewinn im gleichen Zeitraum auf traumhafte 3,38 Mrd. Euro noch mehr als verdoppelt. Und 2023 geht es weiter steil nach oben… [1]

Foto: Wolf Jöckel

Der Sitz des Unternehmens liegt in der noblen rue du Faubourg Saint – Honoré in Paris. Auf der Fassade ist das Firmenlogo angebracht: Ein großes H, das -bei dem Namen Hermès nahe liegend- umgeben ist von zwei geflügelten Heroldstäben des Götterboten der griechischen Mythologie; und darüber ein Pferd mit einer vom Fahrgast selbst gesteuerten Kutsche, einem „petit duc“. Übernommen wurde das Motiv von einem Bild des im 19. Jahrhundert sehr populären Tiermalers Alfred de Dreux.[2]

Nobel sind auch die Produkte des Hauses, zum Beispiel die legendären Birkin-Handtaschen, worauf anlässlich des Todes von Jane Birkin gerne hingewiesen wurde.

Diese Birkin-Handtasche aus Krokodilleder wird zum Beispiel für sage und schreibe 189 066,20 Euro angeboten! Luxus hat eben seinen Preis – und zwar auf Heller und Pfennig…. Vor vier Jahren wurde eine „Himalaya Niloticus Crocodile Diamond Birkin 30“ sogar für 400 000 Dollar versteigert! [2a]

Ein Aushängeschild des Hauses sind die Hermès-Reitturniere (saut Hermès), die traditionell im Grand Palais ausgetragen werden.

Hier das Plakat für das Turnier 2013, das von dem bekannten Pariser Typographen und Designer Philippe Apeloig entworfen wurde, dessen Buch über die Pariser Erinnerungsplaketten der Zeit 1939-1945 auf diesem Blog vorgestellt wurde.[3] Und hier das Plakat für das Turnier dieses Jahres:

Foto: Wolf Jöckel

Während der Umbauarbeiten des Grand Palais wurden und werden die Hermès-Reitturniere im Grand Palais Éphémère ausgetragen und weiter aufwändig in der Öffentlichkeit herausgestellt.

Selbstbewusst präsentiert sich das Unternehmen auch in seiner Nobelboutique rive gauche. Sie ist in dem ehemaligen denkmalgeschützten Art-Deco-Schwimmbad Lutetia eingerichtet: Über dem Treppenaufgang der geflügelte Götterbote Hermes als akrobatischer Reiter.[4]

Dass das Pferd in der Selbstdarstellung von Hermès eine so zentrale Rolle einnimmt, hängt mit den Ursprüngen der Firma zusammen. Und die hat Pierre Sommet aufwändig erforscht und seine Ergebnisse in einem sehr lesenswerten kleinen illustrierten Buch publiziert. Auf dessen Titelbild ist ein Sattler abgebildet, ein Vertreter des Handwerks also, das Thierry Hermès in Krefeld erlernte und mit dem er dann in Paris reüssierte. Sattler stellten damals vor allem Sattel- und Geschirrzeug für Pferde her: Daran erinnern die Hermès-Pferde und die Förderung des Pferdesports. Und auch in der heutigen breiten Angebotspalette des Hauses Hermès sind Produkte „rund um das Pferd“ noch reichlich vertreten.[5]

Pierre Sommet ist Leserinnen und Lesern dieses Blogs kein Unbekannter: Seine Blütenlese deutsch-französischer Redewendungen, die er zusammen mit Waltraud Schleser veröffentlich hat,  wurde auf diesem Blog vorgestellt und sein Gastbeitrag über deutsche Beiträge zur Erfolgsgeschichte des (natürlich französischen) Champagners ist auch hier zu lesen. Dass sich Sommet nun auf die Spuren des Thierry Hermès, des Ahnherren der Familiendynastie, begeben hat, liegt auf dieser Linie, geht es doch dabei um „eine deutsch-französische Geschichte par excellence“. Und diese glanzvolle Geschichte hat ihren Ursprung ausgerechnet in Krefeld, wo Pierre Sommet lebt: Da hat also sozusagen zusammengefunden, was zusammengehört.

Es war auch wirklich einmal Zeit, sich intensiver mit Thierry Hermès zu beschäftigen. Denn gerne wird die Geschichte des von ihm gegründeten Unternehmens als eine ausschließliche „histoire française“ erzählt[6], und auch das Unternehmen beginnt in seiner Selbstdarstellung den historischen Rückblick erst mit der Betriebsgründung 1837 in Paris, nach 36 Lebensjahren Thierrys also, in denen die Grundlage für die Erfolgsgeschichte des Unternehmens gelegt worden waren.[7]

Wenn aber einmal weiter zurückgegangen wird, findet man Darstellungen, die im Lichte von Sommets Recherchen überholt, ja manchmal geradezu abenteuerlich erscheinen. Zum Beispiel:

  • Da wird 1801 Thierry Hermès geboren.[8] Der Familienname hatte damals allerdings noch keinen Akzent: Der kam erst viel später in Paris dazu. Nur die Vornamen waren nämlich  während der französischen Annexion der linksrheinischen Gebiete französisiert worden.
  • Da verlässt die Familie Hermes 1821 fluchtartig das heimische Krefeld und bringt sich in Paris in Sicherheit![9] Tatsächlich aber macht sich Thierry ganz alleine auf den Weg nach Paris, um dort sein Glück und seinen beruflichen Erfolg zu finden. Alles andere als eine Flucht also. Und was die Familie angeht: Thierrys Eltern waren 1821 schon lange tot, und von den ursprünglich sechs Geschwistern gab es nur noch eine ältere Schwester, die allerdings bis zu ihrem Tod  1847 in Krefeld blieb und ein Kind hatte, also den Neffen von Thierry, Friedrich Wilhelm Driessen, der wiederum acht Kinder hatte.  (Sommet, S. 57f). Dies bedeutet, dass es heute in Krefeld bzw. am Niederrhein höchstwahrscheinlich Nachfahren der Familie Hermes gibt, auch wenn diese noch nicht entdeckt werden konnten.   
  • Oder Thierry verlässt Krefeld schon gleich nach dem Tod der Eltern, folgt dem „Ruf der Liebe“, zieht ins normannische Pont-Audemer und heiratet.[10] Es war allerdings nicht der Ruf der Liebe, der Thierry nach Pont-Audemer folgt. Als er 1829 dort hinzieht, war er nämlich schon seit einem Jahr verheiratet. Was ihn da anzog, war der Ruf der Stadt als einer „Hauptstadt des Leders“. Und Thierry nutzt die sieben Jahre dort gewissermaßen als Fortbildung und Vorbereitung auf die anschließende Gründung seiner eigenen Werkstadt in Paris. (Sommet, 67ff)
  • Und was die Ehefrau Thierrys angeht: Sie soll, so kann man wiederholt lesen, eine Protestantin gewesen sein; von Thierry, der reformierten Kirche zugehörig, bewusst gewählt, um mit ihr seinen Kindern die protestantische Ethik vorzuleben und damit die Grundlagen des künftigen Erfolgs zu legen.[11] Tatsächlich ist Christine Pétronille Piérart, in Düsseldorf 1806 geboren, katholisch. Sie war die erste Tochter eines wallonischen Tagelöhners aus Ronquières im Hennegau und einer deutschen Hausfrau aus Köln, Maria Magdalena Cordé. Thierry hatte also wahrhaft multikulturelle Schwiegereltern!  Christine, die deutsch sprach, lernte Thierry in Paris kennen, als die Familie Namur verließ und nach Paris zog. Nach dem Standesamt ließ sich das Paar wohl auf Wunsch der katholischen Schwiegereltern in der Kirche Notre-Dame de Bonne-Nouvelle nach katholischem Ritus trauen. Seinem reformierten Glauben blieb Thierry gleichwohl treu und der wurde auch an die drei Kinder André Henri, Charles Émile und Elisabeth Joséphine weitergegeben. (Sommet, 66) Und der Protestantismus der Familie hat wohl auch nicht unwesentlich zum Erfolg des Unternehmens über Generationen hinweg beigetragen.[12]
  • Da wird kühn in die Welt des Internets gesetzt und immer wieder übernommen, dass Thierry Hermès französische Vorfahren habe, ja dass dies Hugenotten gewesen seien, die nach der Aufhebung des Edikts von Nantes 1685 Frankreich hätten verlassen müssen.[13]  Tatsächlich zeigen die mit Unterstützung von Jean-Louis Calbat vorgenommenen intensiven genealogischen Forschungen Sommets eine eindeutige deutsche Abstammung der Familie. (Sommet, 35)

Dass sich solche falschen Tatsachenbehauptungen verbreiten und halten, ist eine fast zwangsläufige Folge der neuen Informations- und leider eben auch manchmal: Des-Informationstechnologien. Und sie passen auch gut zu einer Erzählung von Gewalt, Abenteuer, Liebe und Arbeit, in der sowohl französisches Nationalgefühl als auch die sogenannten deutschen Tugenden bedient werden.  

Es ist das große Verdienst von Pierre Sommet, auf sicherer Quellen-Grundlage hier Klarheit geschaffen zu haben. Betrachtet man die im Anhang des Buchs aufgeführte Liste von dafür konsultierten Stadtarchiven, dann kann man ahnen, welch beeindruckende Forschungsarbeit da geleistet wurde. Aber Sommet legt andererseits auch offen, wo es Leerstellen gibt: So für die Jahre zwischen der Auswanderung nach Paris und dem Umzug nach Pont-Audemer: „Für die Zeit zwischen 1821/22 und 1828 gibt es keine Quellen und wir verlieren die Spur von Thierry.“ (Sommet, 62).  Yann Kerlau dagegen lässt in seinem Buch über die „dynasties de luxe“ seiner Phantasie freien Raum: Er stattet Thierry großzügig mit einem Zeichenblock aus (den es -leider- nicht gibt), auf den dieser Sättel und Zaumzeug skizziert, die er später dann selbst herstellen wird… Und bei Kerlau besteht Thierrys Lehrzeit aus Gelegenheitsarbeiten „rund ums Pferd“ in Paris[14], während die Jahre in Pont-Audemer überhaupt nicht erwähnt sind.

Dafür hat inzwischen „das normannische Venedig“ seinem berühmten kurzzeitigen Bewohner einen touristischen Rundkurs gewidmet, wobei laut der Zeitung Le Parisien „ein in Krefeld wohnender deutscher Historiker“ (!), ganz offensichtlich Pierre Sommet, eine nicht ganz unwesentliche Rolle gespielt hat.[15]

Le Parisien 24.2.2023  © LP/Lou Garçon

Ausgesprochen informativ ist es, wie Sommet die Geschichte des Thierry Hermes/Hermès in den zeitgeschichtlichen Kontext einbettet. Wir befinden uns ja in einer Zeit revolutionärer Umbrüche. Und das linksrheinische Krefeld, die Geburtsstadt Thierrys, liegt mitten darin. Es gehört als Teil des Heiligen Römischen Reichs zu Preußen, ist eine blühende Stadt der Seidenweberei. Dann ziehen die Franzosen ein, etablieren 1797 die Cisrhenanische Republik. 1801 erfolgt – einen Monat nach der Geburt Thierrys- mit dem Vertrag von Lunéville die vollständige Annexion durch Frankreich, die bis zum Ende der napoleonischen Herrschaft und dem Wiener Kongress andauert.  

Der zeit- und lokalgeschichtliche Hintergrund der „Franzosenzeit“ wird von Pierre Sommet sehr anschaulich beschrieben: Da singen die Kinder Spottlieder auf die so gar nicht dem preußischen  Reglement entsprechende französische Revolutionsarmee, die Ende 1792 in Krefeld einzieht:

„Parlevu hät geen Hoasen an, Kiskedi geen Schtrömp“

(Parlevu ist abgeleitet von Parlez-vous-français? – sprechen Sie französisch?- und Kiskedi von Qu’est-ce qu’il dit? – was sagt er?)

Und als im März 1795 in Krefeld von den Revolutionären ein Freiheitsbaum errichtet wird, sind die Einwohner alles andere als begeistert:

„Als Preußen lebten wir ganz frey und aßen friedlich Brodt. Hier steht der Baum der Sklaverey und bringt uns Angst und Noth.“ (Sommet, 21).

Ganz so schlimm kam es dann allerdings nicht, denn Napoleon war am wirtschaftlichen Wohlergehen der vier neuen linksrheinischen Departements interessiert. Er brauchte die Steuereinnahmen zur Finanzierung seiner Kriege und er brauchte Soldaten für seine Grande Armée. Zu ihnen gehörte auch Thierrys älterer Bruder Henrich Hermes, der am guerre d’Espagne teilnahm. Er verstarb, wie Sommet im Stadtarchiv Krefeld herausgefunden hat, am 12. November 1812 in einem französischen Militärhospital im baskischen Vitoria, und zwar an den Folgen eines Fiebers.

Aber die Franzosen brachten auch revolutionäre Errungenschaften mit wie die Abschaffung der Zünfte und der feudalen Privilegien des Adels. Beliebt machten sich die Franzosen, die Pierre Sommet, ganz Krefelder, occupants/Besatzer nennt, aber trotzdem nicht: Dies auch wegen der radikalen Durchsetzung des Französischen als Amtssprache.

Sommet beschreibt das sehr anschaulich am Beispiel der Geburt Thierrys. Die Geburtsurkunde wird im Krefelder Rathaus, jetzt mairie genannt, auf Französisch ausgestellt. Aber was verstehen die Eltern und die beiden Zeugen? „Nivôse an neuf de la République française“? „Genauso gut könnte man von ihnen verlangen, die Hieroglyphen zu entziffern“, wie Sommet (S. 33) lakonisch anmerkt. Eigentlich hätte der Junge ja den Namen des Vaters, also Diederich, tragen sollen. Aber das ist nun nicht mehr möglich. Also wird daraus Thierry. Der Vorname von Thierrys Mutter, Agnes, wird in der Urkunde umgeformt zu Agnese: Das soll wohl französisch klingen. Und aus dem Georg des Zeugen wird ein George, im Französischen eigentlich ein Mädchenname. Der gestandene Vorarbeiter rächt sich aber, so Sommet, indem er mit seinem gewohnten Georg unterschreibt….

Dann die Zeit in Paris: Als Thierry nach seinen Lehrjahren in Krefeld, Paris und Pont-Audemer 1837 seine eigene Werkstatt 56 rue Basse-du Rempart im wohlhabenden Westen von Paris eröffnet, ist er der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Paris erlebt eine kulturelle und wirtschaftliche Blüte, hier konzentriert und akkumuliert sich der Reichtum des Landes – befeuert von dem „enrichissez-vous“ der Julimonarchie (1830-1848).  Die Bevölkerung nimmt rasant zu, entsprechend auch der Verkehr, für den der Stadtumbau des Barons Haussmann den nötigen Raum schafft. Verkehr bedeutet damals: von Pferden gezogene Wagen aller Art. Die Nachfrage nach der erforderlichen Ausrüstung steigt entsprechend, und Thierry kann seinen anspruchsvollen Kunden hochwertiges Pferde-Geschirr und Zaumzeug liefern; vor allem Kummets aus leichtem und weichem Leder, die die Pferde schonen und gleichzeitig ihre Zugkraft erhöhen: „eine technische Meisterleistung, für die Hermès auf der Pariser Weltausstellung 1867 ausgezeichnet wird.“[16]

Als Thierry Hermès 1878 im vornehmen Neuilly-sur-Seine stirbt, hinterlässt er seinem Sohn Charles-Émile, Sattler-Meister wie er, ein erfolgreiches, aufstrebendes Unternehmen.  Zwei Jahre später verlegt der den Sitz des Betriebs in die noble rue du Faubourg Saint-Honoré, wo noch heute -wenn auch in einem anderen Gebäude-  der Sitz des Unternehmens ist.  Auf der Terrasse reitet ein eleganter Hermès-cavalier hinaus in die Welt….

Foto: Wolf Jöckel

Zu wünschen ist, dass das von sechs Generationen der Familie geführte Unternehmen ein Familienbetrieb bleibt. Das war zeitweise ungewiss, nachdem der Weltmarktführer LVHM mit Bernard Arnault, dem reichsten Mann der Welt an der Spitze[17], 2010 heimlich, still und leise ein großes Aktienpaket aufkaufte und mit über 20 % zum größten Anteilseigner aufstieg.  Als damals Bernard Arnault den damaligen CEO von Hermès anrief, um ihn- zwei Stunden vor der Öffentlichkeit- von der LVHM-Beteiligung zu informieren, soll dieser völlig konsterniert geantwortet haben: „If you want to seduce a beautiful woman, you don’t start by raping her from behind.” Inzwischen hat die verzweigte Familie Hermès ihre Firmenanteile in einer Holding gebündelt, um eine feindliche Übernahme zu verhindern…[18]

 Portrait von Thierry Hermès im Pariser Sitz des Unternehmens. Daneben ein Kummet.     Foto: Wolf Jöckel

Zu wünschen ist auch eine weite Verbreitung von Sommets Buch, gerade auch im Hause Hermès selbst. Und da spreche ich aus eigener Erfahrung: Als ich nämlich im August 2021 dem Sitz des Unternehmens einen Besuch abstattete, um das hier abgebildete Foto zu machen, war die Verwirrung und Ratlosigkeit bei den angesprochenen Mitarbeitern groß. Nein, ein solches Portrait gäbe es nicht… Man habe noch nie davon gehört…. Doch, das gäbe es, aber sehen könne ich es derzeit leider nicht…. Es sei vielleicht gerade für eine Ausstellung ausgeliehen….. oder es werde möglicherweise restauriert… Auch Madame de Bazelaire, die directrice de patrimoine von Hermès, konnte nicht helfen. Sie war gerade im Urlaub. Da ich aber keine Anstalten machte, das Feld zu räumen, erbarmte sich schließlich eine nette junge Angestellte meiner und wir machten uns gemeinsam auf die Suche. Wir hatten dann auch bald das im Treppenhaus zwischen anderen Erinnerungsstücken ausgestellte Portrait gefunden.

Vielleicht könnte das stolze Familienunternehmen Hermès das Buch von Sommet seinen Angestellten überreichen… Ich kann es jedenfalls nur wärmstens zur Lektüre empfehlen: Das Leben des Thierry Hermès ist eine höchst spannende deutsch-französische interkulturelle Geschichte, und es ist auch die Geschichte eines Handwerkers aus kleinsten, bescheidensten Verhältnissen, der am Anfang eines weltweiten Unternehmens der Luxusindustrie steht. Als Thierry Hermès sein Unternehmen aufbaute, gab es eine Vielzahl von Sattlern in Paris, von denen allein sein Name noch bekannt ist. Und es gab, als er starb, etwa 60000 deutsche Einwanderer, die in Paris ihr Glück suchten. Thierry Hermès hat es mit Willenskraft, Talent und Geschäftssinn dort gefunden. Aber weder in Paris noch in seiner Heimatstadt Krefeld erinnert ein Straßenname oder wenigstens eine Erinnerungsplakette an ihn. Möge die Monographie von Pierre Sommet dazu beitragen, dass Thierry Hermès den Platz in der Erinnerung erhält, der ihm gebührt.


Pierre Sommet, Sur les traces de Therry Hermès. Une histoire franco-allemande par excellence. Paris: Éditions Complicités 2023. 18 Euro

In Frankreich ist das Buch über den Buchhandel oder über die Internet-Adresse der Éditions Complicités zu beziehen. In Deutschland können Sie das Buch z.B. bei Parinfo oder auf Amazon bestellen.  Amazon bietet auch eine Leseprobe und eine preisgünstige Kindle-Version an.

Die Geschichte von Diederich Hermes/Thierry Hermès gibt es auch in deutscher Sprache auf dem Blog von Pierre Sommet:

https://madamebaguette.tumblr.com

Dazu finden sich dort auch Links zu verschiedenen Rezensionen, unter anderem einer neueren aus dem SPIEGEL vom 15.2.2024: Fabian Hillebrand, Die deutschen Wurzeln der Luxusmarke Hermès:

https://drive.switch.ch/index.php/s/sJvBaronsCCugDS


Sogar BILD hat sich in der Regionalausgabe Nordrhein-Westfalen am 10.3. 2024 -in sehr informativer Weise- des Themas angenommen: Er ging als Preuße nach Paris:

https://www.bild.de/regional/nordrhein-westfalen/regional/paris-sattler-aus-krefeld-gruendete-luxusmarke-herms-87270608.bild.html

Anmerkungen

[1] https://www.abcbourse.com/analyses/chiffres/RMSp.

 Hermès : des ventes en hausse de 23% au premier trimestre 2023. (journalduluxe.fr)

https://www.latribune.fr/entreprises-finance/industrie/agroalimentaire-biens-de-consommation-luxe/hermes-lvmh-le-luxe-resiste-rebond-inattendu-des-ventes-au-troisieme-trimestre-937498.html

Siehe auch den nachfolgenden Artikel vom April 2023 über die Eröffnung einer neuen Hermès- Manufaktur: https://www.latribune.fr/entreprises-finance/industrie/agroalimentaire-biens-de-consommation-luxe/luxe-hermes-ouvre-une-nouvelle-manufacture-dans-l-eure-pour-repondre-a-l-explosion-de-la-demande-958206.html  

[2] Bild aus:  http://attelage.org/f_article_read.php?aid=11451

[2a] https://www.1stdibs.com/de/mode/handtaschen/henkeltaschen/hermes-birkin-diamond-hardware-tasche-schwarz-gl%C3%A4nzend-porosus-krokodil-35/id-v_16893672/?currency=eur&priceBookName=EU&gclid=EAIaIQobChMI49ng9deWgAMVboVoCR0Z3gFLEAQYAiABEgIL0vD_BwE&gclsrc=aw.ds   Eingesehen am 17.7.2023

Caroline O. Jebens, Es ist keine Tasche, es ist eine Birkin! In: FAZ vom 18.7.2023

[3]  https://parisiennetouch.wordpress.com/2014/02/03/typorama-philippe-apeloig-musee-des-arts-decoratifs/ und  https://www.typographicposters.com/apeloig/59b1032e1abbcb26a070bd32

[4] Bild aus Instagram: „Staircase 2__ 17 rue de Sèvres Lutetia swimming pool By RDAI #design #france #paris #rivegauche #rdai #rdaidesign #hermes…“_files

Siehe dazu: https://vivreparis.fr/paris-une-boutique-de-luxe-dans-une-ancienne-piscine-classee/

[5] Equipement d’équitation | Hermès France (hermes.com)

[6] Siehe z.B. https://fashionunited.fr/actualite/mode/hermes-une-histoire-francaise/2020052223910

[7] https://www.hermes.com/de/de/content/272465-sechs-generationen-von-handwerkern/

[8]  Yann Kerlau, Les dynasties du luxe. Tempus/Perrin 2016:   Il y a un peu plus de deux cents ans, en 1801, naissait en Allemagne Thierry Hermès.

[9] Z.B. https://www.premiere.fr/Star/Thierry-Hermes :    Né en Allemagne, il rejoint la France avec ses parents.

Yann Kerlau:   Après avoir vendu ses chevaux, le patriarche ferme l’auberge : pas question de mettre sa famille en danger. Sans état d’âme, il plie bagage et quitte l’Allemagne avec toute sa famille, à destination de la France.

[10] https://meinfrankreich.com/hermes_krefeld_luxusmarke_frankreich/ :  Als seine Eltern starben, hielt ihn nichts mehr in Krefeld. Er verließ seine Freunde und folgte dem Ruf der Liebe. Dietrich ging ins normannische Pont-Audemer, nannte sich fortan Thierry, und heiratete. Neun Jahre später zog das Paar nach Paris. Und setzte einen accent grave auf das zweite e des Familiennamens: Hermès.

[11] Yann Kerlau: Quand le temps vient pour lui de fonder un foyer, il choisit pour épouse une femme effacée, protestante, à la foi et aux valeurs solides…. Thierry Hermès et sa jeune épouse inculqueront à leurs enfants le goût de l’effort, les vertus de la discrétion, du travail et un sens de la famille, qui se transmettra de génération en génération.

[12] Siehe dazu: https://academiesciencesmoralesetpolitiques.fr/2013/10/21/hermes-entreprise-humaniste/

[13] https://fr.wikipedia.org/wiki/Thierry_Herm%C3%A8s :  Thierry Hermès est le sixième enfant d’un aubergiste français protestant dont les ancêtres sont huguenots

Entsprechend: https://de.wikipedia.org/wiki/Herm%C3%A8s_(Unternehmen)

https://meinfrankreich.com/hermes_krefeld_luxusmarke_frankreich/Thierry stand auf der Geburtsurkunde, war der Junge doch Franzose und Nachfahre von Hugenotten.

und: https://rp-online.de/nrw/staedte/krefeld/hermes-ein-krefelder-erobert-paris_aid-13655165

Aber sie alle sind in guter Gesellschaft, denn auch die FAZ übernimmt und verbreitet diese Erzählung: „Geboren wurde er in Krefeld, wohin seine Familie wegen ihres protestantischen Glaubens geflohen war.“ Dass zu Beginn des Artikels auch noch fettgedruckt 1837 als Geburtsdatum von Thierry Hermès angegeben wird, ist ein bei einer Zeitung wie der FAZ eher etwas peinliches Versehen. Denn die nimmt ja für sich in Anspruch, von klugen Köpfen gelesen und doch sicherlich auch von mindestens ebenso klugen Köpfen gemacht zu werden….  https://www.faz.net/aktuell/stil/mode-design/mode/designer-abc/thierry-hermes-im-portrait-designer-abc-der-faz-1306936.html Für mich als einfachen Blogger hat es aber auch etwas Tröstliches, dass dererlei auch „in besten Kreisen“ vorkommt…. Als ich noch Mittelstufenschüler in Deutsch unterrichtete, war es für diese (und mich) immer ein besonderes Vergnügen, wenn sie von mir entsprechend ausgewählte Passagen aus der FAZ korrigieren durften (und konnten).

[14] Yann Kerlau: Muni de son carnet à dessin, il note tout à la hâte, fait des esquisses ici d’un mors, là d’une selle… Sait-on jamais ? Peut-être pourra-t-il un jour créer des objets comparables ? Si l’évolution des techniques et des transports le passionne, il n’en oublie pas pour autant le but qu’il s’est fixé : exercer un vrai métier et devenir son propre patron. Louant ses services à la journée, il est tour à tour cocher, palefrenier, harnacheur, acceptant toutes les tâches pour être sûr d’acquérir une formation solide.

[15] „un historien allemand habitant Crevelt, la ville de naissance d’Hermès, auteur d’une généalogie de la famille Hermès“ https://www.leparisien.fr/eure-27/thierry-hermes-a-pont-audemer-une-histoire-meconnue-que-la-ville-veut-ressusciter-24-02-2023-DVCMP4D3OBG4JMOTG652LQNHWM.php

[16] Sechs generationen von handwerkern | Hermès Deutschland (hermes.com)

[17] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/181482/umfrage/liste-der-top-25-milliardaere-weltweit/

[18] https://www.thefashionlaw.com/hermes-vs-lvmh-a-timeline-of-the-drama/

https://uk.fashionnetwork.com/news/hermes-family-finalises-holding-to-prevent-takeover,515488.html

Die Geschichte des Grand Palais – ein 900 Meter langer Bauzaun-Comic

Das Grand Palais wird derzeit aufwändig restauriert, der Figaro spricht sogar von travaux pharaoniques, Arbeiten pharaonischen Ausmaßes.  2024, also rechtzeitig zu den Olympischen Spielen, soll das Bauwerk  in neuem Glanz erstrahlen und als einer der Austragungsorte der Olympischen und der Paralympischen Spiele dienen.[1]

Während der Bauarbeiten ist das Grand Palais von einem 900 Meter langen Bauzaun umgeben, auf dem mit einem Comic die bewegte Geschichte des Bauwerks dargestellt ist – eine Art der Nutzung, die auch auf dem Bauzaun um Notre Dame angewendet wurde und wird [2]:  Immerhin haben Comics in Frankreich als Ausdrucksform der nationalen Kultur Legitimität erlangt. Sie sind ein etabliertes Kulturgut und gelten als „9. Kunst“.[3] 

Der verantwortliche Künstler dieses Werkes ist Nayel Zeaiter, in Frankreich bekannt vor allem wegen seiner auf 100 Tafeln aufgezeichneten „Histoires de France“.[4] 

Auch für einen so erfahrene Comic-Spezialisten sind 900 m Bauzaun allerdings eine große Herausforderung. Chris Dercon, bis 2022 Président de la Réunion des musées nationaux – Grand Palais“ und als solcher für die Neukonzeption des Grand Palais und wohl auch für die Auftragsvergabe an Nayel Zeaiter zuständig, schreckte sogar nicht vor einem Vergleich mit dem Teppich von Bayeux zurück.[5] Das ist sicherlich gar zu hoch gegriffen. Zumal man manchmal den Eindruck hat, dass sich Zeyaiter bisweilen arg mühsam etwas einfallen ließ, um diese 900 m auszufüllen. Da geht man dann gerne schnell vorbei – etwa wenn es um die -weit ausgebreitete und etwas herbeigeholte Prometheus-Sage geht oder die „Ahnengalerie“ der französischen Kultusminister. Und der historische Hintergrund wird manchmal recht eigenwillig/lakonisch erläutert. Aber es gibt genug interessante Passagen, und insgesamt entsteht ein umfassendes und abwechslungsreiches Panorama der Geschichte des Grand Palais. Hier nun einige Ausschnitte/Eindrücke:  

1897 begannen die Bauarbeiten des Grand Palais. Bis zur Weltausstellung 1900 musste es fertig sein, weil das Grand Palais zusammen mit dem gegenüber liegenden Petit Palais zentraler Ausstellungsort war.

„Es gab einen Hafen gleich nebenan.“

Begünstigt wurden die damaligen Bauarbeiten durch die Nähe zur Seine (unten auf der Skizze).  Dort gab es den Hafen de la Conférence. links Grundriss des Grand Palais, rechts des Petit Palais. Diese beiden Gebäude wurden erschlossen durch eine neue Verkehrsachse (heute Avenue Winston Churchill) zwischen der Avenue  des Champs Elysées und der ebenfalls neu errichteten Brücke Pont Alexandre III.

Die Bauarbeiten begannen damit, dass 3400 angespitzte Eichenpfähle mit Hilfe einer Dampfmaschine in den Boden gerammt wurden.

Die Baumaterialien wurden vor allem auf der Seine per Schiff und auf Kanälen mit Booten herangeschafft. Dafür gab es Treidelpfade und besonders kräftige Pferderassen, die im 19. Jahrhundert für solche Zwecke gezüchtet wurden.  Auf diesem Comic-Bild ist es ein „percheron“, ein Kaltblütler aus dem Perche, einer Gegend nord-westlich von Paris.

Auch Dampflokomotiven kamen zum Einsatz. Auf der Baustelle wurden die Wagen aber auch mit Menschenkraft geschoben.

Hier wird ein Kapitell behauen. Während die Fassade aus Stein gebaut ist, ist besteht die Konstruktion der Ausstellunghalle und der riesigen Kuppel aus Eisen und Glas.

Die Metallteile wurden mit Hilfe von Nieten verbunden. Dafür waren spezielle Facharbeiter, die Riveteurs, zuständig.

An den beiden Ecken der Fassade wurden Statuen errichtet. Hier „Die über die Zwietracht triumphierende Harmonie“. „Man nennt sie ‚die Quadrigen‘, weil es von vier Pferden gezogene Wagen sind.“

Das Grand Palais war dem „Ruhm der französischen Kunst“ gewidmet. Zur Eröffnung wurden zwei große Ausstellungen präsentiert: Die Centennale, eine Retrospektive der französischen Kunst im 19. Jahrhundert, und die Décennale zur französischen Kunst des letzten Jahrzehnts.

Die nächste große Ausstellung war die Exposition internationale des Arts et techniques von 1937.  Da gab es Pavillons verschiedener Länder, zum Beispiel die der UdSSR und Nazi-Deutschlands (von Albert Speer entworfen) zwischen Eiffelturm und Palais de Chaillot.

Im östlichen Flügel des Grand Palais wurde anlässlich dieser Ausstellung ein Wissenschaftsmuseum (Le palais de la découverte) eingerichtet.

Zur Ausschmückung des Museums erhielt der Maler Fernand Leger den Auftrag für ein monumentales Wandbild.

Sein Titel: Le Transport des forces. Es ging dabei um die Wasserkraft.

Als einziges der für die Ausstellung geschaffenen Werke Legers ist dieses Wandbild erhalten. Der Vergleich mit dem nachfolgend abgebildeten Original zeigt, wie exakt Nayal Zeaiter den Comic gestaltet hat.[6]

Im neuen Grand Palais soll das Bild Legers 2025 ausgestellt werden.

Das nächste große bewegte Kapitel des Grand Palais ist die Zeit der deutschen Besatzung.

„Die Deutschen hatten 1933 die Nazis gewählt. Sie hatten den Ersten Weltkrieg verloren, also beschlossen sie, einen zweiten anzufangen. …. Im Juni 1940 fällt Deutschland in Frankreich ein. Marschall Pétain wird Regierungschef und schließt am 22. Juni 1940 den Waffenstillstand mit den Deutschen“. (Na ja…. eine etwas problematische, auch inhaltlich nicht ganz korrekte Erläuterung… W.J.)

„Als sich die Deutschen in Paris niederließen, benötigten sie einen Platz, um ihre Lastwagen abzustellen. Also haben sie sie im Grand Palais abgestellt. …  Das war praktisch“

„Seit Mai 1941 wurde das Grand Palais wieder wie früher genutzt …  Es gab mehrere Ausstellungen unter der Leitung von Jacques de Lesdain, einem Geschäftsmann und Journalisten. … Vom 31. Mai bis zum 31. Oktober fand im Grand Palais die von Lesdain organisierte Ausstellung LA FRANCE EUROPÉENNE statt.“

In der Ausstellung wurde die Besetzung Frankreichs als Teil der Konstruktion Europas präsentiert: Gestern (hier: links)  ein von Grenzen durchzogenes Europa, morgen (demain: rechts) ein Europa ohne Grenzen. „Lesdain nahm den Schengen-Raum vorweg, auch wenn sich das alles dann etwas anders als ursprünglich vorgesehen entwickelt hat“. (Glücklicherweise – möchte man da gerne hinzufügen).

Auch Reitturniere und Zirkusveranstaltungen fanden in der Besatzungszeit im Grand Palais statt. Und noch im August 1944, zwei Monate nach der Landung der Alliierten in der Normandie (!), wurde eine neue Ausstellung unter der Schirmherrschaft des Marschalls Pétain eröffnet:  L’âme des camps:  Da sollten die Solidarität und Kreativität der französischen Kriegsgefangenen in den deutschen Kriegsgefangenenlagern (Stalags) veranschaulicht werden.

Kurz darauf begann die Befreiung von Paris.

Dabei schoss ein Polizist aus dem im Grand Palais installierten Polizeirevier auf vorbeikommende deutsche Soldaten.

Die gingen zum Gegenangriff über. Im Grand Palais brach ein Feuer aus, unter anderem genährt durch das Futter der Zirkustiere.  Das Feuer konnte aber bald gelöscht werden. Auf der gegenüberliegenden Seite der Avenue Franklin Roosevelt befindet sich übrigens heute der Sitz der Deutschen Botschaft, vor dem in Erinnerung an den Elysée-Vertrag von 1962 60 Jahre deutsch-französischer Freundschaft gefeiert werden…

Nach der Befreiung von Paris fand im Grand Palais eine erneute Ausstellung über französische Soldaten in Kriegsgefangenschaft statt. Diesmal allerdings mit anderer Tendenz: Es ging um das Leiden der gefangenen Franzosen und die Verbrechen der Deutschen.

Der Einfachheit halber wurden auch Stücke aus der vorherigen Ausstellung übernommen, zum Beispiel  ein Wachturm. Auch „das war praktisch“.

Nach dem Krieg gab es viele Diskussionen über die Zukunft des Grand Palais. Der große Architekt Le Corbusier schlug sogar vor, einen Teil des alten Paris abzureißen und durch Neubauten zu ersetzen, darunter auch das Grand Palais.[7]

Dazu passt sehr schön das (auf dem Foto etwas verkürzt wiedergegebene) Comic-Schild: Périphérique intérieur mit dem Symbol der monuments historiques. Denn nach den Vorstellungen von Le Corbusier sollte eine Stadtautobahn – im Stil der Pariser Ringautobahn boulevard périphérique– das historische Zentrum von Paris durchschneiden… Mit dem Tod von Le Corbusier wurden diese Pläne aber glücklicherweise ad acta gelegt.

Unter de Gaulles Kulturminister André Malraux wurden im Grand Palais flexibel verwendbare Galerieräume für große Kunstaustellungen eingerichtet. Eröffnet wurden sie 1966 mit einer Picasso-Ausstellung, 1970 folgt eine weitere zu Matisse.

Während einer Antiquitätenmesse stürzte im Juni 1993 ein Niet der Glaskuppel zu Boden. Außer einem Nähkästchen waren keine Opfer zu beklagen, aber die Notwendigkeit einer Renovierung war unabweisbar. Erst 2005 konnte das Grand Palais wieder eröffnet werden, jetzt als Teil der Staatlichen Museen. (Réunion des Musées Nationaux).

Aber der Sanierungsbedarf war doch umfassender:

Ursachen waren große Lasten, die man unter der Kuppel aufgehangen hatte, der Brand von 1944 und das Eindringen von Regenwasser. Dazu kamen Probleme mit den Fundamenten: Es gab Bodenverschiebungen wegen der Nähe zur Seine und morsche Eichenpfähle.

Das Grand Palais musste erneut geschlossen werden. Ein provisorischer Ersatzbau. das Grand Palais Éphémère, wurde auf dem Champ de Mars zwischen Eiffelturm und Militärakademie (École Militaire) errichtet.

2024 wird ein Teil des Grand Palais für die Olympischen und Paralympischen Spiele wieder geöffnet werden.

Ein wesentliches Prinzip der Neugestaltung des Grand Palais wird die Öffnung der verschiedenen Bereiche sein, die von einem zentralen Platz aus für die Besucher zugänglich gemacht werden.

2025 wird dann das Grand Palais insgesamt wieder geöffnet werden. Es soll nach dem Konzept der Verantwortlichen nicht der Präsentation des kulturellen Erbes dienen, sondern ein lebendiger Ort von Ausstellungen sein. Im Mittelpunkt sollen nicht Werke und Wissen stehen, sondern die Öffentlichkeit. Man darf gespannt sein….

Die Quadriga an der place Clemenceau strahlt jedenfalls im Mai 2023 schon in neuem Glanz….


Anmerkungen:

[1] https://www.lefigaro.fr/culture/decouvrez-les-travaux-pharaoniques-du-grand-palais-a-mi-parcours-20220717 und  https://www.culture.gouv.fr/en/Actualites/Grand-Palais-une-renovation-architecturale-et-museographique-majeure und https://www.paris2024.org/en/venue/grand-palais/  

[2] https://paris-blog.org/2020/10/15/dessine-moi-notre-dame-male-mir-notre-dame-kinderzeichnungen-am-bauzaun/ Derzeit sind auch auf dem Bauzaun von Notre Dame Comics zu sehen, die die Arbeit der Restauratoren erläutern und veranschaulichen: https://blog.restauratoren.de/bauzaun-comics-in-paris/ 

[3] Siehe: Stefanie Middendorf, Modernitätsoffensiven, Identitätsbehauptungen.„Bandes dessinées“ und die Nationalisierung der Massenkultur in Frankreich. Zeithistorische Forschungen Heft 1/2012 https://zeithistorische-forschungen.de/1-2012/4601

[4] https://www.editions-comprendre.com/travail/histoires-de-france-nayel-zeaiter/

[5] https://swing-feminin.com/de/histoire-du-grand-palais-par-nayel-zeaiter-le-16-septembre-2021/

[6] Xavier-Philippe Guiochon, Fernand Leger: Le transport des forces (2021)   https://www.cnap.fr/fernand-leger-le-transport-des-forces-fnac-2015-0477

[7] Siehe dazu auch den Blog-Beitrag: https://paris-blog.org/2018/04/19/die-seineufer-in-paris-der-schwere-abschied-vom-alp-traum-einer-autogerechten-stadt/