Die Freiheitsstatue von New York und ihre Schwestern in Paris (Teil 1): Trump und die weinende Freiheitsstatue (2016 und aktualisiert 2020)

Karikatur von Janson Januar 2017

Schlägt man derzeit die Zeitungen auf oder hört die Nachrichten, bin ich –und sind unsere Freunde in Frankreich und Deutschland- stets von Neuem entsetzt und fassungslos über das, was man von dem  neuen amerikanischen Präsidenten und seinen Mitarbeitern erfährt. Man musste zwar schon auf einiges gefasst sein, aber dass Trump mit einer solchen fanatischen Entschlossenheit, einem solchen wahnwitzigen Tempo und ohne jede taktisch-politischen, juristischen –geschweige denn moralischen- Rücksichten sein Wahlprogramm exekutiert, haben sich wohl die wenigsten vorstellen können.

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Liberty Trumped. South Sydney Harold. Januar 2017

Ein vorläufiger Höhepunkt der Trump’schen  Dekret-Kaskaden sind die  Einreiseverbote für Muslime aus bestimmten (ziemlich willkürlich) ausgewählten Ländern und die weitestgehende Schließung der US-amerikanischen Grenzen für Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien, die die bisherige Zurückhaltung der Obama-Administration in diesem Punkt noch deutlich übertrifft.

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Erl: America first!   22. Juli 2016

Diese Maßnahmen, die in völligem Widerspruch stehen zur amerikanischen Tradition und zum amerikanischen Selbstverständnis, haben nun allerdings eine breite Widerstandsbewegung ausgelöst. Der haben sich inzwischen auch  prominente Unternehmer angeschlossen, während die Wallstreet ja zunächst im Vollrausch war wegen des versprochenen und begonnenen Abbaus von Steuern, Umweltschutzauflagen, Anti-Trust- und sonstigen Regulierungen…

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Dass in der amerikanischen Presse sogar der Text Martin Niemöllers über die Notwendigkeit des Widerstands im Nationalsozialismus auf Trump bezogen wird, ist bezeichnend genug. Der Text Martin Niemöllers:

Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen;

ich war ja kein Kommunist.
Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen;                                                               ich war ja kein Sozialdemokrat.
Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen;
ich war ja kein Gewerkschafter.
Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.[1]

In den „Daily News“ sind es die Mexikaner, dann die Muslime – und man kann sich leicht ausmalen, welche weiteren Bevölkerungsgruppen betroffen sein könnten…

Man kann und muss sicherlich –wie Le Monde- Trump als „gefährlichen Menschen“ und „gefährlichen  Präsidenten“ bezeichnen,  und  Vergleiche  zwischen dem Aufstieg Trumps und dem Hitlers und zwischen den Persönlichkeiten beider Männer haben derzeit Konjunktur, wie auch das nachfolgende Bild aus dem Courrier International und der dazu gehörende Artikel zeigen.

Trump holds a campaign rally in Grand Junction, Colorado

 Der Historiker Timothy Snyder von der renommierten Yale-Universität gibt den USA in einem Interview der „Süddeutschen Zeitung“ nach dem Wahlsieg Trumps maximal ein Jahr, „um Amerikas Demokratie zu verteidigen“. Er sieht „unheimliche“ Parallelen zum Aufstieg der Nationalsozialisten in Deutschland und „das Playbook der Dreißiger“. In zwei großen Debattenbeiträgen in  Le Monde 7. März 2017 betrachten Timothy Snyder und der Faschismusforscher Robert O. Paxton, Autor des grundlegenden Werks über das Frankreichs Vichys,  die Präsidentschaft Trumps unter dem Blickwinkel des europäischen Faschismus.

Snyder zitiert hier einen Ausspruch  Trumps aus dem Jahr 1989, wonach die bürgerlichen Freiheiten dann ihr Ende fänden, wenn die Sicherheit des Landes in Gefahr sei. Und er erinnert in diesem Zusammenhang an den Reichstagsbrand, der den Nazis als Vorwand gedient habe, eben diese bürgerlichen Freiheiten abzuschaffen. Und er leitet darauus eine Warnung für die Gegenwart ab:

Si nous avons à affronter encore une attaque terroriste- ou ce qui semble être une attaque terroriste -ou ce que le gouvernement appelle une attaque terroriste- , c’est l’administration Trump qui sera tenue responsable de notre sécurité. Alors, dans ce moment de peur et de deuil, quand le pouls de la politique risquera soudainement de s’emballer, il faudra aussi être prêts à se mobiliser our nos droits constitutionels. Le feu du Reichstag a longtemps servi de modèle aux tyrans; il doit aujourd’hui servir d’avertissement aux citoyens.“ [2]

Paxton sieht  durchaus faschistische Motive bei Trump:

„Trump reprend plusieurs motifs typiquement fascistes: déploration du déclin national, imputé aux étrangers et aux minorités; mépris des règles juridiques; caution implicite de la violence à l’encontre des opposants; rejet de tout ce qui est international, que ce soit le commerce, les institutions ou les traités en place.“

In dem Bestreben Trumps und seiner engsten Berater, exekutive Befugnisse ohne juristische Beschränkungen und mediale Kontrolle zu etablieren, sieht Paxton  Anzeichen einer „dictature en général“, aber er sieht auch grundlegende Unterschiede zum Faschismus. Trump sei kein Ideologe, eher ein Plutokrat.  [2]

Allerdings meine ich, dass gerade aus deutscher Sicht allzu wohlfeile Verbindungen zwischen Trump und Hitler fehl am Platze sind. Und die deutsche Situation von 1933 und die amerikanische von heute sind doch wohl -bei allen Parallelen im Einzelnen- sehr unterschiedlich.

Die weinende Freiheitsstatue

Wenn in den (amerikanischen) Medien illustriert werden soll, wie Trump mit der Axt auf das Amerika der Freiheit und Weltoffenheit einschlägt, wird  -wie oben in den Daily  News-  oft das Bild der Freiheitsstatue von New York herangezogen.

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Am 4.2.  ist auch der „Spiegel“  mit einem  entsprechenden Titelbild erschienen, das in den USA für einige Kontroversen gesorgt hat. „Gestaltet hat die Titelseite der aus Kuba stammende Künstler Edel Rodriguez, der 1980 als politischer Flüchtling in die USA gekommen war. In der „Washington Post“ sprach er  mit Blick auf den von Trump verhängten Einreisestopp für Menschen aus sieben islamischen Ländern von einer „Enthauptung der Demokratie, Enthauptung eines heiligen Symbols“.

Ähnlich äußerte sich „Spiegel“-Chefredakteur Klaus Brinkbäumer. „Auf unserem Titelbild enthauptet der amerikanische Präsident jenes Symbol, das seit 1886 Migranten und Flüchtlinge in den USA willkommen heißt, und damit Demokratie und Freiheit„, teilte er der Deutschen Presse-Agentur mit.“  (2a)

Weit verbreitet wurde in den sozialen Medien  das Bild der Miss Liberty, die vor Schreck  ihr Gesicht bedeckt: „Was haben sie getan?

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Serguei in Le Monde vom 1. Februar 2017 verwandelt die stripes der amerikanischen Fahne in Gitterstäbe, hinter denen die Freiheitsstatue gefangen ist:  Die Demokratie Version Trump

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Am gleichen Tag veröffentlichte Le Monde auf der ersten Seite der Ausgabe eine weitere Karikatur zu Trump, gezeichnet von  Plantu, dem „Hauptkarikaturisten“ des Blattes.

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Plantu war am Abend des 31. 1 zu einer Veranstaltung über „die Rolle der Pressse- Karikatur in der Demokratie“ in der Fondation Jean Jaurès –dem französischen Pendant der deutschen Friedrich-Ebert-Stiftung-  eingeladen.[3]

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Dabei berichtete er über die Redaktionssitzung vom Vormittag, auf der unter anderem auch über die Karikatur der ersten Seite der Ausgabe vom 1.1.  beraten wurde. Plantu hatte nämlich noch eine Alternative vorbereitet:

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„Wenn ihr einen symbolischen Akt vollbringen wollt, verbrennt nicht die Fahne, sondern reinigt sie“

Norman Thomas, von dem diese Worte stammen, war ein amerikanischer demokratischer Sozialist und dazu auch ein engagierter Befürworter eines vereinten Europas. Also ein Vertreter völlig gegensätzlicher Positionen zu denen Trumps. Dass Plantu ihn hier zitiert, hat also seine volle Berechtigung, ebenso wie das Bild der traurigen Freiheitsstatue. Aber die Redaktion hat sich dann doch lieber für die Klu-Klux-Klan-Karikatur entschieden, die an Eindeutigkeit auch nichts zu wünschen übrig lässt. (3a)

An Eindeutigkeit ließen es übrigens auch nicht die Wagen auf den  Rosenmontagszügen am Rhein fehlen, die sich Trump als Motiv ausgesucht hatten – und das waren ganz offensichtlich einige:

In  Köln  greift der „Neue“, der Erstklässler Donald, gleich mal der Freiheitsstatue, seiner Lehrerin, in den Schritt – und als Einschulungsgeschenk hat er die Verfügung über die Atomwaffen erhalten. Aber außer Putin will niemand neben ihm auf der Bank sitzen.

Entsprechend auch die Karikatur von Lennart Gäbel:

Karikatur: Trump und die Freiheitsstatue (L. Gäbel)

Dies bezieht sich auf ein vor dem Wahlkampf veröffentlichtes Interview von Trump aus dem Jahr 2005, in dem der damalige Immobilienmogul sich brüstete, wie er sich schönen Frauen gegenüber verhalte:

 „Ich fange einfach an, sie zu küssen (…). Ich warte nicht einmal. Und wenn du ein Star bist, dann lassen sie es zu. Du kannst alles machen.“ Er könne sogar Frauen zwischen die Beinen grapschen (und sie ließen es geschehen). „Grab them by the pussy, you can do anything“, ist im englischen Original zu hören. (zitiert in der FAZ vom 8.10.2016)

Damals gab es viele Beobachter, die meinten, damit habe Trump seine Chancen als Präsidentschaftskandidat verspielt. Weit gefehlt….

Auf  dem Düsseldorfer Karevalszug  wird die  Freiheitsstatue von einem brutalen  Präsidenten  Trump schlichtweg vergewaltigt (3b):

Dass sich Trump öffentlich seiner sexuellen „Heldentaten“ brüstet, ist Thema der nachfolgenden Karikatur:

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Um ihre Empörung über die Maßnahmen Trumps zum Ausdruck zu bringen, haben die demokratischen Fraktionsführer im Senat und im Repräsentantenhaus, Chuck Schumer und Nancy Pelosi, ein dazu passendes Bild verwendet, nämlich die weinende Freiheitsstatue:

„Tears are running down the cheeks of the Statue of Liberty tonight,“ Sen. Chuck Schumer of New York said on Friday, „a grand tradition of America, welcoming immigrants, that has existed since America was founded, has been stomped upon.“

House Democratic Minority Leader Nancy Pelosi offered similar expressions in her own statement: „As the Statue of Liberty holds her torch of welcome high, there are tears in her eyes as she sees how low this Administration has stooped in its callousness toward mothers and children escaping war-torn Syria.“[4]

Nach 100 Tagen Regierung Trump zeichnete Harm Bengen die nachfolgende Karikatur:

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Hoffentlich bleibt es dann wenigstens bei diesen 1361 Tagen….

Und dann bitte nicht so – wie auf dieser Karikatur von Reinhard Mohr vom 5.11.2020…

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….. sondern so….! 

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Und was die Folgen der vier schrecklichen Regierungsjahre Trumps angeht: Ganz so schlimm wie auf der Karikatur von Theo Moudakis im Toronto Star vom November 2020 wird es dann wohl doch nicht werden:

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„The New Colossus“ von Emma Lazarus

Die „große Tradition Amerikas“, Einwanderer und Flüchtlinge willkommen zu heißen, findet ja in der Tat ihren sinnfälligsten Ausdruck in der im Hafen von New York aufgebauten Freiheitsstatue. Und in dem Gedicht „The New Colossus“ der amerikanischen Schriftstellerin Emma Lazarus, deren letzte Zeilen 1903 auf eine Bronzetafel im Sockel der Statue eingraviert wurden:

„Give me your tired, your poor,
Your huddled masses yearning to breathe free,
The wretched refuse of your teeming shore.
Send these, the homeless, tempest-tost to me,
I lift my lamp beside the golden door!“

Die deutsche Übersetzung:

„Gebt mir eure Müden, eure Armen,
Eure geknechteten Massen, die frei zu atmen begehren,

Den elenden Unrat eurer gedrängten Küsten;
Schickt sie mir, die Heimatlosen, vom Sturme Getriebenen,
Hoch halt‘ ich mein Licht am gold’nen Tore!“[5]

 

Die  Huffington Post berichtete am 18.11. 2016 über eine Pressekonferenz Trumps, in der er gefordert habe, die Freiheitsstatue aus dem Hafen von New York zu entfernen, weil sie die Einwanderung in die Vereinigten Staaten ermutige. Und das entspreche nicht dem Willen der amerikanischen Bevölkerung:

„President-elect Donald Trump called for the removal of the Statue of Liberty from New York harbor because it encourages immigration to the United States.

Trump said he was elected president because he promised to secure the American borders. This, he said, meant the country had to stop the flow of unwanted immigrants, whether they came from Mexico, Canada, or Europe.

“It makes no sense to tell the world you can’t come here unless we invite you and then you have this frumpy old woman standing outside our country and telling people to come and stay as long as you want,” Trump said during a press conference at the Trump Tower in New York City. “Does this make any sense?”

Trump said the words on the Statue of Liberty run contrary to everything his supporters believe — although, he admitted, he couldn’t remember the words.

“What does the Statue of Liberty say? I don’t know. To be honest, I’ve lived in New York City my whole life and I’ve never been there,” Trump said. “Why would anyone go? Nobody goes there.”

A reporter told him that the Statue of Liberty said, “Give me your tired, your poor, your huddled masses yearning to breathe free, the wretched refuse of your teeming shore. Send these, the homeless, tempest-tossed to me, I lift my lamp beside the golden door!”

“Is that right? Really? Your tired? Your poor? Your wretched refuse? Homeless? So that’s how they all got here? When Europe sends its people, they’re not sending the best,” Trump said, rolling his eyes. “Who needs those people? It might as well say, `Give us your rapists, your criminals, your drug dealers …. your coddled terrorists.’ “

Als ich –im Zuge der Beschäftigung mit diesem Blog- Beitrag-  diesen Text gelesen habe, habe ich Trumps Ansinnen einen Moment lang für authentisch gehalten- Trump ist derzeit ja (fast) alles zuzutrauen. Und symbolisch hat Trump  die Freiheitsstatue schon, wie die Karikaturen zeigen, nicht nur versetzt, sondern sogar in Stücke gehauen oder hinter Gefängnisgitter verbannt. Aber es handelt sich hier- in guter Tradition der Huffington Post- (noch) um die Fiktion eines amerikanischen Journalistik-Professors.[6]

Die wird dann in einem weiteren  Beitrag der Huffingtonpost vom 29.1. 2017 noch auf weiter zugespitzt. Trump habe, wie sein Pressesprecher Spicer mitgeteilt habe, verfügt, das Gedicht auf dem Sockel der Freiheitsstatue den neuen Zeiten entsprechend zu verändern.[7]

„White House Press Secretary Sean Spicer said, “The President has also ordered that the words of the poem on the Statue be changed to:

“Give me your oil tycoons, your rich,
Your women (10s only and under 35) yearning to be groped,
The oligarchs who surround Putin.
Send these, those with multiple mansions, to me,
I lift my middle finger beside the golden door of Trump Tower!”

“People are saying this is the greatest idea in the history of America—no, the world,” said Spicer, relaying Trump’s words.“

Damit wird der Bruch Trumps mit dem amerikanischen Ideal satirisch auf den Punkt gebracht.  Und wenn hier sein Pressesprecher Spicer die Neufassung des Freiheitsstatuen-Gedichts als die größte  Idee in der Geschichte Amerikas, ja der Welt bezeichnet, dann bezieht sich das auf die tatsächliche  Diktion dieses Pressesprechers, die –wie ich kürzlich in Le Monde gelesen habe- an die Lobpreisungen des nordkoreanischen Diktators  Kim jong-un erinnert.

Aber die Begeisterung des amerikanischen Pressesprechers für die Politik seines Präsidenten hat ihren Grund: Für Trump und seine Anhänger geht es immerhin darum, die Freiheit des amerikanischen Volks vor islamistischen Terror zu schützen. – so wie nach dem Ersten Weltkrieg vor europäischen Anarchisten…. (7a)
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Miss Liberty back home?

Allerdings wird bei  Trumps Kampagne zum Schutz der Freiheit ziemlich bedenkenlos auf Freiheits- und Menschenrechten  herumgetrampelt. Insofern ist es nur allzu verständlich, wenn -in satirischer Form- schon Überlegungen zur Repatriierung der Statue of Liberty angestellt werden.

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„Was machen wir, wenn Donald Trump Präsident wird?“ „Vielleicht wird mich Frankreich        zurücknehmen“

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Und hier fragt die „Trump Deportation Task Force“:Wohin mit ihr?“

 

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Eine Karikatur von Greser & Lenz aus der ihnen gewidmeten Ausstellung im Caricatura-Museum Frankfurt Oktober 2021

Die Freiheitsstatue: Ein Geschenk Frankreichs an die Vereinigten Staaten

Dass die Freiheitsstatue die Worte von einer Rücknahme durch Frankreich in den Mund gelegt werden und Paris  Ziel einer „Deportation“ durch das Trump-Kommando ist, hat seinen Grund darin, dass die Statue ja ein Geschenk Frankreichs an die USA ist, in Paris hergestellt und von dort aus nach New York transportiert wurde. Eigentlich sollte sie am 4. Juli 1876, dem 100. Jahrestag der amerikanischen  Unabhängigkeitserklärung, eingeweiht werden. Allerdings gab es auf beiden Seiten des Atlantiks Finanzierungsprobleme: Die USA waren für die Errichtung des Sockels zuständig, für dessen  Finanzierung ja auch das Gedicht von Emma Lazarus beitragen sollte, Frankreich lieferte die Statue.

Auch deren Herstellung verzögerte sich. Noch 1878 wurde der Kopf auf der Weltausstellung in Paris gezeigt.  Dann wurde die Statue in 350 Teile zerlegt und in 214 Kisten  über den Atlantik transportiert.

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Die Füße und der Aufsatz der Fackel bei der Ankunft in New York

Innerhalb von vier Monaten wurde sie wieder zusammengebaut. Vor tausenden Zuschauern weihte der damalige US-Präsident Grover Cleveland die „Liberty Enlightening the World“, wie die Freiheitsstatue mit vollem  Namen heißt,  am 28. Oktober 1886 im Hafen von New York ein. Seitdem steht sie auf „Liberty Island“ im Hafen von New York.[9] 

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Lady Liberty nach 4 Jahren Trump-Albtraum

Uncle Sam und die Freiheitsstatue liegen im Bett, Sam hat einen Revolver in der Hand und fragt: Kann man es wagen aufzustehen? (HarmBengen@Cartoon Toonpool)

Friedo Manns Rückblick 2021

2021 veröffentlichte Frido Mann, der Enkel Thomas Manns, das Buch „Democracy will win“, das auch einen Rückblick auf die traumatischen Trump Jahre enthält.. Dieser Rückblick erfolgt auch im Blick auf die Freiheitsstatue, „Lady Liberty“, die er lange nicht mehr besucht hat. Nachdem die zum Albtraum gewordenen Trump-Jahre aber vorüber seien, werde er es sich bei einem Besuch von New York nicht nehmen lassen, „Lady Liberty nach so langer Zeit wieder aufzusucchen“ und sich „am neu aufkeimenden Strahlen des Antlitzes zu erfreuen.“  Mit seiner bitteren Bilanz der Trump-Jahre bestätigt  Frido Mann manche der Karikaturen, aus dem Beginn von Trumps Amtszeit. Immerhin: Ganz zerstört wurde Lady Liberty nicht und sie hielt standhaft an ihrem Platz aus….

Zu den Trump-Jahren schreibt Frido Mann:

„Ich bewundere Lady Liberty dafür, dass sie bis zur Präsidentenwahl am 3. November 2020 ihre übermütterliche Leuchtaufgabe durchgehalten hat. Nach all den erduldeten Tiefschlägen muss sie sich doch, zusätzlich zu ihrer Wächter- und Lichtbringerrolle, eher wie Atlas vorgekommen sein, der Titan aus der griechischen Mythologie, der das Himmelsgewölbe am westlichsten Punkt der damals bekannten Welt zu stützen hat. Und es ist allerhand, dass sie unter dem sich ins Unerträgliche seigernden Druck nicht schon lange zusammengebrochen oder gar zerschellt ist.

(…)

Und dann geschah das Unfassliche, was in dem trotz allem demokratisch gebliebenen Land noch nie geschehen war: Der Verlierer griff die Wahl an, erklärte sie für gefälscht und daher ungültig und kündigte, ohne die geringsten Belege für seine Behauptung und zu seiner eigenen fürchterlichen Blamage, an, deswegen vor Gericht zu ziehen. Es mutet geradezu tragisch an, was für eine Armee von Anwälten sich als treue Kampfhunde für ihren Präsidenten dazu hergab, in Pressekonferenzen gemeinsam mit ihrem Herrchen in den Abgrund der irrwitzigsten, längst  widerlegten Anschuldigungen und Verschörungstheorien abzutauchen. Die Absicht des abgewählten Präsidenten und seiner Handlanger, das Ergebnis einer Wahl zu kippen, die die Behörden bereits als die sicherste in der amerikanischen Geschichte bezeichnet hatten, war nicht nur eine beispiellose Attacke auf den demokratischen  Prozess, sondern gefährdete auch in vielerlei Hinsicht die nationale Sicherheit.

Und es kam noch schlimmer. Am Dreikönigstag, dem 6. Januar 2021, rief der abgewählte Fake President einen zehntausendköpfigen, vor dem Kapitol versammelten Mob grölend zum Sturm auf das Herz und wichtigste Wahrzeichen der amerikanischen Demokratie, den Sitz des Kongresses, auf, um so zwei Wochen vor der Vereidigung des gewählten Präsidenten Joe Biden das Steuer herumzureißen. Ziel war es, die am selben Tag im Kongress vorzunehmende Bestätigung der Präsidentenwahl zu verhindern.“

Vielen Menschen habe dies „an Mussolinis Marsch auf Rom 1922 und Hitlers Putschversuch mit dem Marsch auf die Münchner Feldherrnhalle“ erinnert. 

„Was blieb, war (….) Bilanz zu ziehen, um sich innerlich frei zu machen für Perspektiven auf eine zu erhoffende bessere politische Zukunft unter dem neuen Amtsínhaber. Der sicher Jahre, wenn nicht Jahrzehnte benötigende Vorgang der Enttrumpifizierung wird vor allem darin bestehen, die Köpfe von Hunderten Millionen Amerikanern von den böswilligen Lügen, Verschwörungstheorien und brutalen Vorurteilen zu entrümpeln, die ihnen der jetzt überfällig abgetretene Fake President vier Jahre lang täglich eingetrichtert hat. (…)

Wir wissen  heute, dass das Virus von Lügen und ideologischer Hetze in das menschliche Gehirn rascher und bereitwilliger eindringt als die Wahrheit, weil Lüge einfacher und eingängiger ist als unsere komplexe Wirklichkeit und weil es sich mit schlichten Lösungen si bequem lebt – ganz nach der bekannten Losung aus Erika Manns gegen den frühen Hitler gerichteten politschen Kabarett ‚Die Pfeffermühle‘: ‚Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, wer immer lügt, dem wird man glauben.'“

Aber Frido Mann ist vorsichtig optimistisch, was ja auch der Titel seines in der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt erschienenen Buches ausdrückt: Democracy will win.

 

Fast ein Skandal“: Facebook löscht Trump-Karikatur

Eine Karikatur von Michael Apitz zur Abwahl Trumps. Sie wurde von Facebook wegen angeblichen Aufrufs zur Gewalt gelöscht.     

Ausblick

Im zweiten Teil dieses Blog-Beitrags geht  es um die französischen „Väter“  von „Miss Liberty“, neben Auguste Bartholdi  übrigens niemand Geringeres als Gustave Eiffel

https://paris-blog.org/2017/02/23/die-freiheitsstatue-von-new-york-und-ihre-schwestern-in-paris-teil-2-die-vaeter-von-miss-liberty/

Im dritten Teil werden die  fünf  kleineren Pariser Schwestern  der New Yorker Freiheitsstatue vorgestellt

https://paris-blog.org/2017/03/01/die-freiheitsstatue-von-new-york-und-ihre-schwestern-teil-3-die-freiheitsstatuen-von-paris/

  • Die beiden Statuen im Musée des Arts et Métiers
  • Die Statue auf der Île aux Cygnes in der Seine
  • Die Statuen  im Jardin du Luxembourg/im Musée d’Orsay

Abgeschlossen am 1.2.2017 und ergänzt am 4.2.2017

Anmerkungen

[1] Zur Entstehung und zum historischen Hintergrund des Textes siehe: http://martin-niemoeller-stiftung.de/martin-niemoeller/was-sagte-niemoeller-wirklich#more-212

[2]   http://www.courrierinternational.com/article/polemique-peut-comparer-lascension-de-trump-celle-de-hitler#&gid=1&pid=1

Robert O. Paxton; Trump est un ploutocrate, pas un idéologue. Le Monde, 7.3.2017

Timothy Snyder, Les populistes d’aujourd’hui on retenu la lecon de 1933. In: Le Monde, 7.3.2017

http://www.sueddeutsche.de/politik/timothy-snyder-wir-haben-maximal-ein-jahr-zeit-um-amerikas-demokratie-zu-verteidigen-1.3365852

siehe auch: . https://www.gmx.net/magazine/politik/donald-trump-vergleiche-adolf-hitler-schraeg-alarmierend-32183448

Der amerikanische Historiker Philip Zelikow bezeichnet in einem Interview  mit der FAZ vom 29.1.2018 Trump aufgrund seiner Geringschätzung des Rechts und der demokratischen Institutionen, seiner Vorstellung der Rolle des Staates und seines nationalen/völkischen Ausrichtung als nationalen Sozialisten:

http://www.faz.net/aktuell/politik/trumps-praesidentschaft/faz-net-interview-trump-ist-ein-nationaler-sozialist-15416457.html

(2a) https://www.gmx.net/magazine/politik/spiegel-cover-donald-trump-henker-sorgt-usafuer-kontroverse-32151810

dazu auch: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/spiegel-cover-zu-trump-der-praesident-als-killer-14842639.html

[3] Fotos von Frauke Jöckel.

Plantu stellte auf der Veranstaltung seine neue Karikaturen-Sammlung vor: Debout! Édition du Seuil 2016

Ein Bericht und ein Video über die Veranstaltung:

https://jean-jaures.org/nos-productions/le-dessin-de-presse-dans-tous-ses-etats

(3a) Die Karikatur bezieht sich auf die Unterstützung Trumps durch den Ku Klux Klan: siehe: https://www.washingtonpost.com/news/post-politics/wp/2016/11/01/the-kkks-official-newspaper-has-endorsed-donald-trump-for-president/?utm_term=.f7cda7b2b4bb

(3b) http://img.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2017-02/karneval-rosenmontag-umzug-bilder/karneval-rosenmontag-umzug-14.jpg/imagegroup/original__827x620__desktop

und: http://www1.wdr.de/unterhaltung/karneval/rosenmontag-wagen-100.html

[4] http://uk.businessinsider.com/trump-extreme-vetting-refugees-lawmakers-respond-2017-1?r=US&IR=T

[5] http://time.com/4652666/statue-of-liberty-give-me-your-tired-poor/

Die deutsche Übersetzung: https://de.wikipedia.org/wiki/The_New_Colossus Der Titel des Gedichts bezieht sich auf den Koloss von Rhodos. Geschrieben hat es die sich für jüdische Flüchtlinge engagierende Emma Lazarus im Rahmen einer Geldsammlung für den Sockel der Statue.

[6] http://www.huffingtonpost.com/christopher-lamb/presidentelect-trump-call_b_13077746.html

[7] http://www.huffingtonpost.com/robert-s-mcelvaine/trump-orders-raised-middl_b_14481080.html

(7a) https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Come_unto_me,_ye_opprest.jpg

[8] Die beiden nachfolgenden  Karikaturen sind abgedruckt im Blog des Etats Unis von Agnes Kerr vom 28. Oktober 2016:

https://blogs.mediapart.fr/agnes-kerr/blog/261016/miss-liberty-130-ans

[9] http://www.t-online.de/reisen/usa/id_79350268/13-kuriose-fakten-ueber-die-freiheitsstatue.html Dieser Quelle sind auch die beiden Fotos zur Freiheitsstatue entnommen.

3 Gedanken zu “Die Freiheitsstatue von New York und ihre Schwestern in Paris (Teil 1): Trump und die weinende Freiheitsstatue (2016 und aktualisiert 2020)

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