Die Zeitung Libération feiert ihren 50. Geburtstag: Eine Bilderstrecke

5.2.1973: Die Geburtsstunde von Libération

Wenn Sie jeden Morgen eine freie Tageszeitung haben wollen…

Am 5.2.1973 erschien die erste Ausgabe der Tageszeitung Libération. Zu den Gründungsmitgliedern gehörte auch Jean-Paul Sartre. Die Zeitung verstand sich als Sprachrohr einer Gegenöffentlichkeit, als Stimme des Volkes (du peuple) und Vertreterin eines Konzepts der direkten Demokratie. Sie versprach, ohne Werbung und Einfluss-nehmende Geldgeber auszukommen. Libération wurde damit auch zum großen Vorbild für die fünf Jahre später gegründete Berliner Tageszeitung/taz.

Eine große Bedeutung spielten für Libération von Anfang an Fotos. Es wurde eine eigene unabhängige Fotoagentur engagierter Fotografen in Selbstverwaltung gegründet, die für Libération arbeiteten. Auch wenn diese Agentur nur bis Ende der 1970-er Jahre bestand , blieben die Fotos ein Markenzeichen der Zeitung. Seit den 1980-er Jahren bekamen sie sogar in einem Prozess zunehmender Professionalisierung einen besonderen Stellenwert: Sie waren nicht einfach nur Illustrationen zu Texten, sondern erhielten eine Eigenständigkeit, die es in dieser Weise in anderen Presseorganen nicht gab. Und dabei genossen die Fotografen auch eine außergewöhnliche Freiheit. Deshalb waren viele hervorragende Fotografen bereit, trotz eines vergleichsweise niedrigen Haustarifs für Libération zu arbeiten.

Es bot sich daher an, zum 50-jährigen Jubiläum eine Ausstellung von Titelfotos der Zeitung zu machen. Sie fand statt im cour d’honneur des hôtel de Soubise im Pariser Marais.

Dort ist nämlich der Sitz der Archives Nationales, des Staatsarchivs, dem anlässlich des Jubiläums das Archiv von Libération übergeben wurde.

Nachfolgend ist eine Auswahl der dort präsentierten Bilder wiedergegeben, teilweise mit kleinen Erläuterungen der jeweiligen Fotografen. Dazu kommen einige weitere von mir ausgewählte Aufmacher-Fotos und Titelseiten.

Juli 1973 (Christian Weiss)

Ein Foto der Uhrenfabrik LIP in Besançon. Die Beschäftigten machten 1973 Europa-weit Furore: Im Kampf gegen Entlassungen nahmen sie Produktion und Verkauf von Armbanduhren in die eigene Hand. Sie wurden damit Vorbild für zahlreiche deutsche Unternehmen in Selbstverwaltung, die damals gegründet wurden.  Christian Weiss, ein Gründer des selbstverwalteten Fotolib-Agentur, hatte zu LIP natürlich ein besonders emotionales und professionelles Verhältnis.

11. September 1973: Der Staatsstreich in Chile  (Jean Noël Darde)

Der Eingang des vom Militär gestürmten Präsidentenpalais in Santiago de Chile. Der gewählte Präsident, Salvador Allende, war vom Militär gestürzt worden und hatte Selbstmord begangen.

10. September 1976

Dass Libération Mao, dem Gründer der Volksrepublik China, anlässlich dessen Tod eine ganze Titelseite widmete, ist nicht weiter erstaunlich, waren doch die ersten Mitarbeiter der Zeitung überwiegend militante Maoisten. Erstaunlicher ist schon, dass die ganze Seite chinesische Schriftzeichen verwendet. Die handgeschriebene bzw. -gemalte Schlagzeile bezieht sich auf die Mao verherrlichende Hymne der Kulturrevolution:  Der Osten ist rot. Die zweite Zeile ist allerdings abgewandelt: statt des chinesischen „Die Sonne geht auf“ geht auf der Titelseite von Libération anlässlich des Todes von Mao die Sonne unter… [1]

16.11.1976

„Gabin ist tot. Giscard steckt in der Scheiße. Der Beaujolais ist gut. Frankreich macht weiter“

Der Schauspieler Jean Gabin war am Vortag gestorben, die Auseinandersetzung zwischen dem Prädidenten Valéry Giscard d’Estaing und seinem Ministerpräsidenten Jacques Chirac erreichte mit der Gründung einer neuen rechten Partei, der RPR, einen neuen Höhepunkt, aber wie Libération zu dieser Titelseite schreibt: Der Beaujolais ist süffig und Frankreich ewig…[2]

August 1977 Larzac  (Armand Borland)

Demonstation von Bauern und Pazifisten gegen die seit Beginn der 1970-er Jahre geplante Erweiterung eines Militärgeländes im Larzac, einer Hochebene im französischen Zentralmassiv. Teilweise kamen dort über 100 000 Teilnehmer zu Protestkundgebungen zusammen. Der Kampf dauerte 10 Jahre: Erst als 1981 François Mitterand zum Staatspräsidenten gewählt wurde, wurden die Pläne zum Ausbau des Militärgeländes verworfen.

Mai 1981 (Jacques Torredano)

Das Foto zeigt Giscard d’Estaing auf dem Weg zu einer Wahlkampfveranstaltung. Nach der Niederlage Giscards platzierte Libération das Foto auf der Titelseite mit dem Titel Rideau (Der Vorhang fällt)

17. April 1980:   Sartre geht dahin…

Am 15. April 1980 starb Jean-Paul Sartre, einer der Gründungsväter von Libération. Die Zeitung ehrte ihn mit einem ganzseitigen Foto auf dem Titelblatt: eine Premiere- begleitet von Zitaten aus der autobiographischen Schrift Sartres Les Mots.[3]

17. September 1981

„Todesstrafe für die Guillotine“: Titelseite von Libération anlässlich der Parlamentsdebatte über die Abschaffung der Todesstrafe in Frankreich. Es handelt sich dabei um ein vom damaligen Justizminister Robert Badinter verfolgtes und schließlich -auch gegen erhebliche Bedenken in der öffentlichen Meinung-  erfolgreich durchgesetztes Projekt. Dass der Anfang 2024 verstorbene Badinter 2025 ins Pantheon aufgenommen werden  soll, ist wesentlich auch dieser Initiative zu verdanken.

  1. Dezember 1981

1982 Paris, La Goutte d’Or (Martine Barrat)

Martine Barrat schreibt zu diesem Foto: „Als Aicha Guerma hier gesprungen ist, hatte ich große Angst. Sie sagte mir, sie wolle fliegen. Und danach: Ich wäre gerne ein Schmetterling. 1982 lebte die Familie Guerma in einem Häuschen von 22 Quadratmetern mit ihren sieben Kindern im Goutte d’Or. Herr Guerma verließ um 6 Uhr morgens das Haus und kam spät in der Nacht zurück. Er arbeitete als Spülhilfe in einem Restaurant. Eine größere Wohnung konnte er nicht finden.“

10. Februar 1985, Saint-Ouen (Jean-Claude Coutausse)

Das Foto zeigt den Vorsitzenden der KPF, Georges Marchais, beim 25. Kongress der Partei. Jean-Claude Coutausse zu diesem Foto:  „Ein Foto für die Agence France press (AFP) zu machen, für die ich damals arbeitete, bedeutete, ein gefälliges Foto für Jedermann zu machen, und das nahm man  in Kauf. Bei Libé war das ganz anders. Sie lassen dir eine ungeheure Freiheit des Ausdrucks, um dich an einen dir  bekannten Leserkreis zu wenden. Das machte Bilder möglich, die aus dem üblichen Rahmen fallen. So wie dieses Foto von Marchais, von dem man nur die Augenbrauen sieht.“

11. November 1989, West-Berlin, Fall der Mauer (Raymond Depardon)

Raymond Depardon zu diesem Bild: „Einen Tag nach dem Fall der Mauer hat mich Libération nach Berlin geschickt. Ich habe schnell dieses Foto (rechts unten W.J.) gemacht, das Libé als erste Zeitung veröffentlicht hat. Es gab noch nicht viele ausländischen Fotografen, sie hatten noch nicht genug Zeit gehabt zu kommen. Ich konnte kein Deutsch. Manchmal hatte ich den Eindruck, in einem science-fiction-Film zu sein. Vielleicht war ich weniger sentimental als die deutschen Fotografen. … Man fühlte, dass man einen historischen Augenblick erlebte.“

Tod von Marlene Dietrich Mai 1992

L’ange passe nimmt Bezug auf die Rolle Marlene Dietrichs in dem Film „Der blaue Engel“, der Verfilmung von Heinrich Manns Roman „Professor Unrat“. Un ange passe bezeichnet im Französischen aber auch einen Moment der Stille in einem Gespräch: Ein wunderschönes Foto mit einem dazu passenden Wort…

November 1992 (Alexis Cordessis)

Alexis Cordesse zu diesem Bild: „Laurent war gerade 18 Jahre alt, als er erfuhr, dass er AIDS hatte.  Schwer erkrankt konnte er nicht mehr arbeiten und allein leben und kehrte zu seinen Eltern zurück. Ich habe über die letzten drei Wochen vor seinem Tod im Alter von 22 Jahren eine Reportage gemacht. Er wollte ein letztes Mal das Meer sehen, zusammen mit seinen Nächsten, die einverstanden waren, dass ich sie begleite.“

1995 Grozny. (Laurent van der Stockt)

Dieses Bild wurde aufgenommen während des Tschetschenien-Krieges.  Dazu Laurent van der Stockt:

„Dieses Foto entstand im Keller des Parlaments-Gebäudes, das bis zu seiner Zerstörung durch russische Bomben von tschetschenischen Kämpfern verteidigt wurde. Es sind russische Soldaten, die in Gefangenschaft geraten waren. Sie wussten nicht,  wo  sie waren. Sie hatten  keine Ahnung, wo Tschetschenien liegt. Sie waren nur kleine Räder in einer riesigen Maschine, die über sie hinweg ging: Kanonenfutter.“

26.11.1997  Tod der Sängerin Barbara

Meine schönste Liebesgeschichte, das seid ihr…

13.7.1998 (Charles Platiau)

„La vie en bleu“ : Am 12. Juli 1998 besiegte die  französische Fußball-Nationalmannschaft Brasilien mit 3:0 und wurde damit Fußballweltmeister. Der Spieler auf dem Titelbild ist Didier Deschamps, der Kapitän der Weltmeistermannschaft und spätere Trainer des französischen Nationalteams.

Oktober 1998 (Richard Dumas): Godard dans l’œil de Libé

Der Regisseur Jean-Luc Godard kurz vor einem Interview mit Libération. In einem Raum der Redaktion, rue Béranger, gab es ein großes rundes Fenster mit Blick auf „tout Paris“. Das ist  „das  Auge von Libération“,  l‘œil de Libé.

22.4.2002 (Antonio Ribeiro)

NON mit dem Portrait von Jean-Marie Le Pen. Der hatte im ersten Wahlgang für die französische Präsidentschaft den sozialistischen Kandidaten Lionel Jospin knapp überflügelt. Damit hatte zum ersten Mal ein rechtsradikaler Politiker die entscheidende Stichwahl (gegen Jacques Chirac) erreicht.

29.4.2002 Paris, Place  de la Nation (Guillaume Herbaut)

Guillaume Herbaut zu dem Foto: „Place de la Nation zwischen den beiden Wahlgängen der Präsidentschaftswahl. Als ich dieses Foto machte, habe ich zwei Bilder gesehen: la Liberté guidant le peuple von Delacroix und le Radeau de la Méduse von Géricault. Die Darstellung der Republik kurz vor dem Untergang, und wir klammen uns an dem Floß fest. Das Foto  erschien auf der Titelseite  der Ausgabe zum 1. Mai mit der Aufschrift „Marchons“. Ich habe es auf den Demonstrationszügen gesehen.“

Um einen Sieg Le Pens zu verhindern, stimmten im zweiten Wahlgang auch viele linke Wähler für Chirac: So wurde er mit 82,21 % der Stimmen in eine zweite Amtszeit gewählt. Wenn bei den nächsten Präsidentschaftswahlen die Tochter Jean-Marie Le Pens, Marine Le Pen, wieder im zweiten Wahlgang vertreten sein sollte, was zu erwarten ist, wird man kaum wieder mit einer solchen republikanischen Abwehrfront rechnen können…

2003 Das bombardierte Irak (Bruno Stevens)

Bruno Stevens zu dem Foto: „Ich war zum ersten Mal im Oktober 2002 im Irak, dann wieder Ende Januar 2003 während des Krieges und bin bis Ende Mai dort geblieben.  …Dieses Foto habe ich an einem Nachmittag in Bagdad aufgenommen, auf einer Straße, die ein sehr armes und schiitisches Stadtviertel von den anderen Stadtteilen trennt. Ein starkes Bombardement hatte etwa 20 zivile Opfer verursacht. Auf etwa 200 Metern gab es Schäden. Der Himmel war bedeckt wie bei einem Sandsturm. Eine Frau stand unter Schock. Ihr Bruder war gerade getötet worden. Zehn Jahre später, 2013, bin ich nach Bagdad zurückgekehrt und habe genau diesen Ort wieder aufgesucht. Ich wollte wissen, wie der Krieg das Leben der von mir fotografierten Menschen verändert hatte. Ich habe auch den Besitzer des zerstörten Geschäfts getroffen, den man auf dem Foto  hinter seinem Auto sieht. Er war überhaupt nicht zufrieden mich zu sehen, der ich aus dem Westen kam. Der Krieg hatte sein Haus zerstört, vielleicht sein Leben.“

Allerdings hatte sich Frankreich (wie auch Deutschland) damals geweigert, an dem Krieg teilzunehmen, der auf der Grundlage bewusster Falschinformationen von den USA  betrieben wurde.

Oktober 2006: Evacuation du squat de Cachan (Diane Grimonet)

Dazu Diane Grimonet: „Das war damals die größte Hausbesetzung von Frankreich. Etwa 700 Männer, Frauen, Alleinstehende und Familien, wohnsitzlos oder ohne Aufenthaltsgenehmigung (sans-papiers), lebten seit 2003 in einem ehemaligen Studentenwohnheim von Cachan. Seit Anfang August 2006 wurden sie von dort vertrieben.“

14. Juni 2011

2011 feierte der französische Modeschöpfer Jean-Paul Gaultier sein 35-jähriges berufliches Jubiläum: 1976 hatte er seine erste eigene Kollektion vorgestellt. Zum Anlass seines Jubiläums wurde Gaultier von Libération eingeladen, um dort einige Tage als Modejournalist zu arbeiten. Dabei entstand eine ausgefallene Idee, wie sie wohl auch nur dort entstehen kann: Gaultier stattete nämlich einige Mitarbeiter/innen mit Kleidern aus, die aus Zeitungsseiten von Libération angefertigt waren… : Habiller des Libé en Libé dans Libé.

11. September 2011

10. Januar 2015, Place de la République: Je suis Charlie (Johann Rousselot)

Große Solidaritätsdemonstration nach dem islamistischen Anschlag auf die Satirezeitschrift Charlie Hebdo. Die Terroristen drangen mit Sturmgewehren in die Räume der Redaktion ein, in denen gerade eine Konferenz stattfand. 12 Menschen wurden erschossen, 11 verletzt.

7. Juni 2015 Insel Kos: Der Tourist und die Migranten (Oliver Jobard)

Oliver Jobard:  „Ich war auf der Insel,  um eine syrische Familie bei ihrer Ankunft in Griechenland zu begleiten. Aber die Insel Kos ist ziemlich groß und die Boote kamen nicht immer an der gleichen Stelle an. An diesem Tag war ich an einem sehr touristischen Ort mit Liegen und Sonnenschirmen. Es war früh am Morgen und ein einziger Tourist badete gerade. Als das Boot sich näherte, bekam er Angst und entfernte sich.  Es waren Syrer in dem Boot. Kaum waren sie an Land, streckten sie sich auf den Liegen aus, erschöpft von ihrer Fahrt.“

1.Dezember 2018 Paris: Fièvre jaune  (gelbes Fieber)  Boby

Dazu Boby, der Fotograf: „Ich habe noch niemals so viel Zerstörung gesehen. Und auch nie so viele verschiedene Leute, die sich da zusammengetan hatten: Junge, Alte, man sah, dass das für manche noch ganz ungewohnt war: Sie bewarfen die Polizisten mit Steinen, ohne Helme. Ein Familienvater nahm eine Absperrung und schrie: Vorwärts Leute, wie im Mittelalter. Die Gelbwesten hatten die rond-points (Kreisel) verlassen und die Champs-Élysées gestürmt.“

22. Februar 2019 Place de la République: Greta  (Lucile Boiron)

Greta Thunberg auf einer Klima-Demonstration von Schülern und Studenten auf der Place de  la République in Paris

15. April 2019: „Notre drame“ (Stephane Lagoutte)

Stephane Lagoutte zu dem Foto: „Ich habe mich, wie die Menge, zuerst an das Geländer der Brücke gedrängt, um die brennende Kathedrale zu fotografieren. Als es Nacht wurde, habe ich diese beiden auf dem Trottoir sitzenden Personen gesehen, mit dem Rücken zum Feuer. Ich habe gehofft, die beiden Szenen in einem Bild zu verbinden. Dieses Foto, das am nächsten Tag in Libération veröffentlicht wurde, ging viral. Zwei Jahre später erfuhr ich die Geschichte der beiden. Damals waren sie befreundet. Und genau zu diesem Zeitpunkt haben sie sich zum ersten Mal umarmt. Als Freunde dieses Foto sahen, dachten sie, die beiden wären ein Paar. Aber das kam erst danach. Sie hatten das Foto im musée Carnavalet gesehen, das einen Abzug gekauft hatte. Sie haben mich zu ihrer Hochzeit eingeladen, vier Jahre nach dem Brand von Notre-Dame.“

29. März 2020 Paris (Frédéric Stucin)

Stucin hat während der rigiden französischen Covid- Ausgangssperre Fotos vom menschenleeren Paris gemacht: keine touristischen Orte, sondern Fotos seiner vertrauten, nun geradezu surrealen Umgebung.

2. März 2022 Ukraine (Rafael Yaghobzadeh)

Rafael Yaghobzadeh: Das Foto wurde aufgenommen in Butscha am 2. Mai, einen Tag bevor die Russen die Stadt einnahmen und vor den russischen Massakern. Das junge Mädchen steht mitten auf der völlig verbrannten Straße. Es ist die Bahnhofstraße, die Hauptverkehrsader der Stadt. … Nach der Befreiung der Stadt und der Entdeckung der russischen Massaker bin ich nach Butscha zurückgekehrt. Ich konnte das junge Mädchen nicht finden, um ihr das Foto zu zeigen, das auf der ersten Seite von Libération abgedruckt wurde.

26. Juli 2022: Macrons olympische Bewährungsprobe

26. September 2022: Frau, Leben, Freiheit

„Trotz der Repression lässt die Mobilisation im Iran nicht nach. Und das, was am Anfang eine Bewegung für die Rechte der Frauen war, wird zu einem Aufstand gegen das Regime.“

11. Dezember 2023: Immigration; das Frankreich, das hilft

Anlässlich der heftigen, teilweise von extremer Xenophobie geprägten Debatten um ein neues Einwanderungsgesetz, das an diesem Tag in der Nationalversammlung behandelt wird,  macht Libération seinen Aufmacher mit dem Frankreich, das den exilés à la rue, den auf der Straße lebenden Flüchtlingen, hilft“ – ob  in Schulen, Vereinen, Sporthallen, Wohnungen….

21. Februar 2024: Missak und Mélinée Manouchian werden ins Pantheon aufgenommen

Der Armenier Missak Manouchian wurde am 21. Februar 2024 mit seiner Frau Mélinée ins Pantheon aufgenommen, die höchste Ehre, die Frankreich zu vergeben hat. Manouchian war im Zweiten Weltkrieg  Leiter einer Gruppe von ausländischen Widerstandskämpfern gegen die deutschen Besatzer. Er ist der erste Ausländer und Kommunist im Pantheon. „La France enfin reconnaissante“ – (das endlich dankbare Frankreich) bezieht sich auf die Inschrift auf dem Portikus des Pantheons: la patrie reconnaissante. Das enfin drückt aus, dass es endlich Zeit sei für die Anerkennung des Engagements der ausländischen Widerstandskämpfer.


[1] Libé fête son demi-siècle : 1976, les Mao pour le dire – Libération (liberation.fr)

[2] http://unes.liberation.fr/detail.cfm?idpicture=217572030

[3] Später hat Libération durchaus auch die Schattenseiten von Sartre thematisiert. Siehe die Buchbesprechung des damaligen Chefredakteurs Laurent Joffrin über die Auseinandersetzung zwischen Sartre und Camus: https://www.liberation.fr/debats/2019/04/23/albert-camus-a-la-une_1722938/ Vielen Dank, Herr Schläger, für diesen Hinweis.

3 Gedanken zu “Die Zeitung Libération feiert ihren 50. Geburtstag: Eine Bilderstrecke

  1. Anonymous

    Libé mag in der Nach68er Zeit ihre Bedeutung als kritischer Begleiter des Zeitgeschehens gehabt haben, inzwischen steht sie neben fast allen großen Zeitungen als Befürworterin von Aufrüstung, Krieg und Russlandphobie stramm im Glied – sie ist als solche komplett überflüssig geworden und kann verschwinden.

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  2. Anonymous

    Ulrich Schläger

    Vielen Dank für ein Stück miterlebte Zeitgeschichte, verdichtet in emblematischen Bildern, die Erinnerung an lange Zurückliegendes wieder wachrufen: an das geliebte Chanson „Göttingen“ von Barbara, an Sartres Streit mit Camus, an eigenes wildes, undiszipliniertes Denken (das kleine rote Buch besitze ich immer noch), an die Filme von Jean-Luc Godard und mit Jean Gabin. Interessant finde ich, dass Libération das Bild von Sartre (auf der Flucht?) mit Sätzen aus Les Mots, der Verarbeitung seiner Kindheit, seines „Familientreibhauses“, untertitelt: „Was ich an meiner Verrücktheit liebe, ist, dass sie mich vom ersten Tag an vor den Verführungen der „Elite“ geschützt hat: Ich habe mich nie für den glücklichen Besitzer eines „Talents“ gehalten…“ Was so nicht stimmt.  Sind seine späteren „Rebellionen“, die nie seinen Status gefährdeten (De Gaulle: „Man macht Voltaire keinen Prozeß.“), Ausbrüche aus nie überwundenem Kindheitstrauma?  

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  3. Anonymous

    Vielen Dank für dieses ausgesuchte Juwel mit großartigen Photos! Sehr gern habe ich mich mitnehmen lassen auf eine Zeitreise nationaler und internationaler Ereignisse und – ganz besonders auch – eines Journalismus, der das möglich macht(e).

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