Im zweiten Beitrag über die Pariser Street-Art wurden drei Künstler vorgestellt, die mit ihren Werken den öffentlichen Raum der Stadt in besonderer Weise prägen: Mosko, Jerôme Mesnager und Jef Aérosol. In einem nachfolgenden sollen Miss Tic, Monsieur chat und Fred le chevalier folgen. Der Invader, den ich –gewissermaßen im Zentrum platziert- hier vorstellen möchte, ist sicherlich der präsenteste von ihnen und er war auch der erste, den ich, seit wir uns in Paris niedergelassen haben, mit Bewusstsein wahrgenommen habe. (1)
Bei Spaziergängen und Fahrten durch die Stadt waren mir kleine Mosaike aufgefallen – unübersehbar bei der Orientierung, weil sie vor allem an Straßenecken bei den Straßenschildern angebracht sind.
… manchmal auch an touristisch besonders frequentierten Orten wie beispielsweise hier am pont de Iéne – auf der Seite des Eiffelturms:
Allmählich wurde ich neugierig und fragte einige alteingesessene Pariser, was es denn mit diesen Mosaiken auf sich habe: Fehlanzeige! Selbst unser Zeitungshändler hatte sie noch nie bemerkt und konnte sich auch aus dem Bild, das ich ihm zeigte, keinen Reim machen. Für die Pariser scheint ihre Stadt jedenfalls nicht (mehr) ein Ort zum Flanieren zu sein.
Wenige Tage später fiel mir am Zeitungskiosk die Ausgabe der Libération vom 11./12. Juni 2011 auf. Ein unübersehbares schwarz-weiß-rotes Mosaik zierte das Titelblatt: Invader envahit Libé– Invader überfällt Libération; wobei auch noch die beiden a-s in der Schlagzeilen durch kleine Mosaiken ersetzt waren.
Die gesamte Zeitung fiel typografisch aus dem Rahmen: In den meisten Überschriften waren die a-s mosaikartig umgestaltet. Zunächst dachte ich an ein technisches Problem, bis ich verstand, worum es hier ging: Um eine Ausgabe zu Ehren eines Pariser Straßenkünstlers mit dem Pseudonym Invader.
Dort erfuhr ich nun endlich etwas über das „Geheimnis“ der merkwürdigen Mosaike: „Seit zwölf Jahren bringt Invader in den Städten der ganzen Welt seine Mosaikfiguren an, inspiriert von einem Videospiel der 70-er Jahre.“
In der Ausstellung Être Moderne: Le MoMa à Paris, die 2017/18 in der Fondation Louis Vuitton gezeigt wurde, gehörten auch zwei klassische Videospiele zu den Ausstellungsobjekten, eines davon war der Space Invader von 1978, der damit in den Rang einer Ikone der modernen Kunst aufrückte. Man konnte sie nicht nur betrachten, sondern auch benutzen, wovon jugendliche Ausstellungsbesucher mit großer Intensität Gebrauch machten.
Wie andere Straßenkünstler hat der Invader eine gediegene künstlerische Ausbildung, einen entsprechenden künstlerischen Anspruch und einen Horror vor banalen Nachahmern. Der Grund, warum ihn Libération 2011 mit einer besonderen Ausgabe ehrte: Invader hatte gerade sein 1000. Mosaik in Paris angebracht.
Und während Invader meistens nachts unterwegs ist und maskiert und im Schutz der Dunkelheit ans Werk geht, war das 1000. Mosaik Teil einer Vernissage: In einem ehemaligen Elektrizitätswerk der Stadt Paris in unserem 11. Arrondissement, einem repräsentativen Industriebau des 19. Jahrhunderts, wurde das 1000. Mosaik enthüllt und eine Invader-Ausstellung eröffnet.
Aus Anlass des 1000. Pariser Mosaiks wurde eine Karte herausgegeben, auf der alle Pariser „Space Invaders“ verzeichnet sind- buchhalterisch exakt mit Nummer, Arrondissement und Datum. Außerdem ist für jeden Space Invader auch noch eine Punktzahl angegeben. Für jedes Mosaik gibt es zwischen 10 und 50 Punkten: und zwar je nach der Schwierigkeit, es anzubringen und seinem „künstlerischen Wert.“ Punkte gab es auch schon bei dem Videospiel der 70-er Jahre, und der Spieler, der die meisten Punkte gesammelt hatte, war der Gewinner: Im Gegensatz dazu ist der Pariser „Invader“ immer der Gewinner.
In der Ausstellung waren natürlich jede Menge der kleinen Mosaike ausgestellt, darüber hinaus eine Vitrine mit entsprechend gestalteten Turnschuhen, die der „Invader“ bei seinen nächtlichen Aktionen getragen hatte. Und verkauft wurden Waffeln mit natürlich dem unvermeidlichen Invader-Muster.
Gezeigt wurde auch, dass der „Invader“ rund um den Erdball tätig ist. Auf allen Kontinenten und in 72 Städten war er schon aktiv, vor allem aber in Europa.[1a]
Wie man sehen kann, ist der Invader auch in Frankfurt und Berlin schon aktiv geworden.[2]
Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist aber eindeutig Paris. Der Invader macht das auch sehr deutlich – zum Beispiel durch das „I (love) Paris“- Mosaik an der Place des Vosges und den entsprechenden Titel von Sammelbänden mit den Pariser Mosaiken des Invaders.
Die wurden im Februar 2017 mit großem Werbeaufwand in der großen Buchhandlung im Centre Pompidou präsentiert. An der Eingangstür sieht man die Abbildung eines Pariser Mosaiks des Invaders in „Arbeitskleidung“ und mit Ausrüstung.
Die Stadt dankt ihm seine Anhänglichkeit, indem sie ihm zum Beispiel Ehrenplätze einräumt:
Invader-Mosaik am Pont Neuf und an der Place Suzanne Valadon am Fuß von Sacré-Coeur. Da bedroht ja ganz offensichtlich der Invader nicht die Stadt, sondern er liefert ihr die fehlenden Mosaiksteinchen: Die Street-Art bereichert also, so die Botschaft, die Stadt um etwas, was ihr bisher gefehlt hat.
Die französische Post ehrte sogar den Invader –wie auch andere (Pariser) Straßenkünstler- mit einer Briefmarke.
Es sind vor allem die populären Stadtviertel im Osten – wo nach Ansicht des Künstlers offenbar eher Menschen wohnen, die die Space-Invasions nicht als Sachbeschädigung, sondern als Bereicherung des öffentlichen Raums ansehen.
In den Katalogen der „invasions de Paris“ sind die Mosaike kartografiert. Da ist die Vorliebe des Invaders für den Osten von Paris, also auch den Faubourg- Saint- Antoine unübersehbar.
Als „Lokalpatriot“ des 11. Arrondissements bzw. des Faubourg Saint-Antoine, der ich inzwischen geworden bin, freue ich mich natürlich besonders über die Invader-Mosaike in unserer Umgebung: Beispielsweise über das an der historischen Fontaine de Montreuil…
.. oder das am deutsch-französischen Café Titon an der Ecke der Rue Chanzy und der Rue Titon, das auf die draußen sitzenden Gäste herabäugt.
Oder über das Mosaik an der U-Bahn-Station Faidherbe-Chaligny, offensichtlich ein 900er Mosaik: genau die Nummer 944, wie der Invader-Plan verrät. Dass es die Form eines Tisches oder einer Kommode hat, ist wohl ein Bezug zur Tradition des Holzhandwerks in diesem Viertel.[3]
An diesem Mosaik an der Place Voltaire ist sogar die genaue Nummer angegeben- immerhin eine ganz besondere….
… Interessant ist auch, dass bei der Renovierung der Fassade des Café-Titon-Hauses das Mosaik nicht beschädigt oder gar entfernt wurde. Inzwischen ist der Invader so bekannt, dass Hausbesitzer sich eher glücklich schätzen, wenn ihr Haus durch ein solches Mosaik verziert und aufgewertet wird. Und auch wenn der Invader weiterhin nur nachts und mit Gesichtsmaske unterwegs ist: Selbst die Pariser Polizei, die ihn zu Beginn seiner Interventionen noch mehrmals vorläufig festgenommen hatte, wie uns in der Ausstellung erklärt wurde, weiß, dass sie es mit einem inzwischen höchst erfolgreichen Künstler zu tun hat, dessen Tätigkeit sie nicht behindert. Der Invader kann jetzt im Allgemeinen auch ganz ungehindert seine Leiter anstellen und seine Mosaike ankleben, so wie er es sehr schön in der rue de Montreuil (11. Arrondissement, März 2018) zeigt.
Eher sind es jetzt Souvenir-Jäger, die sich für die Mosaike des Invaders interessieren…
… und darauf Jagd machen.
Immerhin kosten schon die kleinen Mosaike im Kunsthandel 5000- 7000 Euro – jedenfalls waren das die Preise, die 2011 auf einer Ausstellung von Mosaiken des Invaders im noblen Faubourg Saint-Honoré verlangt wurden. Als ich damals die Ausstellung besichtigte, waren alle kleinen Mosaike schon verkauft. Noch zu haben waren nur große Formate mit Preisen von um die 50.000 Euro! 2016 wurde ein Werk des Invaders sogar für 251.000 Euro verkauft!
Inzwischen gibt es allerdings wieder eine ganz exakte Kopie der drei Läufer am gleichen Ort. (aufgenommen April 2019. Und dazu gleich ein neues Schild für die Münzwäscherei im Erdgeschoss). Mal sehn, wie lange sie dort ungestört laufen können….
Dass der Invader wie andere arrivierten Straßenkünstler auch -sicherlich lukrative- Werbeaufträge annimmt, entdeckte ich übrigens an einem kleinen versteckten Siedlungshäuschen in Ménilmontant. Die Firma, für die der Invader offenbar ein Logo entworfen hatte, ist aber keine Wach- und Schließgesellschaft, wie ich zunächst vermutete, sondern ein deutsches Hochtechnologie- Unternehmen der cyber-Sicherheit. Aber potentielle Diebe wissen das wohl kaum und gehen dann vielleicht lieber woanders ans Werk.
Inzwischen benötigten allerdings die Werke des Invaders selbst Protektion: Anfang August 2017 berichteten Libération und Le Monde, dass street-Art-Werke des Invaders in Paris inzwischen systematisch geraubt würden. Und zwar immer nach dem gleichen Muster: Zwei Männer mit Leiter und in Monteuerskleidung gäben sich als Angestellte der Stadt aus und machten sich an die Arbeit, die Mosaike zu entfernen. Angeblich kämen sie mit einem Mercedes. Die mairie de Paris versicherte daraufhin in einer Presseerklärung, sie habe damit nichts zu tun:
«Sur les photos, on les voit habillés normalement, avec des gilets jaunes qu’on peut trouver n’importe où, alors que les employés municipaux portent un uniforme. Et non, la ville de Paris ne fournit pas encore de Mercedes à ses employés.»
Die Stadt hat inzwischen auch Anzeige gegen Unbekannt gestellt „pour usurpation de fonction.“
Und es gibt inzwischen auch eine breite Kampagne in den sozialen Netzwerken, wachsam zu sein, und es gibt sogar Gruppen, die sich vorgenommen haben, gestohlene oder zerstörte Mosaiken zu ersetzen. Ein Auslöser dabei war die Entfernung eines besondes bekannten Mosaiks, nämlich das der Mona Lisa (Joconde) in der Rue du Louvre (1. Arrondissement), was große Empörung auslöste.
Auch der Invader hat reagiert: Er verwendet jetzt einen stärkeren Leim als früher und seine Kacheln/Mosaiksteine sind dünner, lassen sich also nicht mehr so leicht unbeschädigt entfernen. Und er erwartet juristische konsequenzen. Aber kann die Entfernung eines illegal angebrachten Mosaiks ein illegaler Akt sein? Auch wenn die betroffenen Hausbesitzer ich inzwischen mit ihnen angefreundet haben? Und auch wenn die Mosaike nicht aus finanziellen Motiven entfernt wurden? Darüber können sich jetzt die Juristen die Köpfe zerbrechen… (3a)
Offenbar ist aus dem nächtlichen Straßenkünstler längst ein höchst erfolgreicher Star der Kunstszene geworden, dem eine zahlungskräftige Kundschaft die Werke geradezu aus den Händen zu reißen scheint. Fast könnte man den Eindruck gewinnen, als seien die Straßeninvaders inzwischen Teil einer ausgebufften Marketingstrategie und einer gekonnten Selbstinszenierung.
Inzwischen gibt es –laut offizieller Website- 1367 Invader-Mosaike in Paris. (Stand September 2018).[4] Ein Problem ist angesichts einer so großen Zahl natürlich das Verhältnis von Wiederholung und Veränderung. Weit über 1000 Invader-Mosaike allein in Paris! Besteht da nicht die Gefahr, dass die Passanten genug davon haben, es ihnen allmählich reicht mit den Eindringlingen aus dem Weltraum, die sich ungefragt an den Häuserfassaden niedergelassen haben?
Dem Invader ist dieses Problem durchaus bewusst. So gehört es zu seinen Prinzipien, dass jedes Mosaik ein Unikat sein soll:
„Répéter la même forme aurait été lassant j’ai donc décidé de ne jamais reproduire deux fois la même mosaïque et je m’y suis tenu.“[5]
Also hat er das „klassische“ Invader-Motiv vielfach variiert:
Zum Beispiel durch Vervielfachungen, wie hier am Louvre gegenüber dem Denkmal für den in der Bartholomäusnacht ermordeten Führer der Hugenotten, den Admiral von Coligny – wobei die Form dieses Mosaiks wohl als Anspielung auf diesen historischen Hintergrund verstanden werden kann…
…durch oft dem entsprechenden Platz angepassten Erweiterungen….
… hier zum Beispiel in der rue de la Roquette am Eingang zum Friedhof Père Lachaise…
… und hier am Gare de Lyon, wo die Züge in den Süden abfahren….
— oder zum Beispiel durch einen Invader in Form einer Kapelle oder die Flasche als Ersatz für ein zerstörtes Wirtshausschild auf der Ile Saint-Louis (Quai Bourbon)….
…. durch Angabe der Jahreszahl der Anbringung des Mosaiks…
…. durch Vergrößerungen der Mosaiksteinchen, also die Verwendung von Kacheln…
… oder durch die Verwendung anderer Materialien….
Der etwas aus dem Rahmen fallende space invader wird übrigens von einer Oktopus-Dame des Straßenkünstlers GZUP bewundert, der schon im ersten Beitrag über die Street-Art in Paris kurz vorgestellt wurde.
Darüber hinaus hat der Invader das Spektrum seiner Möglichkeiten über das klassische Invader-Motiv hinaus erheblich erweitert wie hier –passend zum Ort der Platzierung- an der streng quadratisch angelegten Place des Vosges. (Leider existiert das inzwischen nicht mehr).
Auch bei anderen Mosaik-Figuren ist auf den ersten Blick deutlich, dass sie speziell für den jeweiligen Platz ausgewählt und vielleicht auch erdacht wurden:
… so der Invader mit einer Serie von Früchten auf dem marché d’Aligre im 12. Arrondissement oder der Invader mit einer geballten Faust zur Erinnerung an den Mai 1668 natürlich an der place de la Sorbonne:
Schön auch die Rakete am Anfang der rue de la Roquette in der Nähe der Bastille. Eigentlich müsste da ja ein Rukola-Blatt abgebildet sein, denn der Name der Straße bezieht sich auf diese Pflanze (französisch: roquette), die dort einmal verbreitet war. (Siehe den Blog-Beitrag: Wohnen, wo einmal die Guillotine stand). Aber für die vielen Touristen, die dort vorbeigehen, ist eine Rakete sicherlich einsichtiger: Man braucht ja auch nur den Akzent von der zweiten auf die erste Silbe zu verschieben, um von dem französischen Salatblatt auf die englisch/amerikanische Rakete zu kommen: also ein schönes Wortspiel des Invaders. (Wobei ich mir hier – wie auch bei dem anschließend gezeigten Mann mit den blauen Hosen- nicht ganz sicher bin, ob da nicht jemand anderes am Werk war…)
Eine öfters zu sehende Variation ist auch der Mann mit den blauen Hosen und der braunen Jacke, der in der rue Oberkampf Klimmzüge an einer Überwachungskamera unternimmt und in der rue Saint-Maur die in Paris häufig anzutreffenden vorstehenden „pierres d’attente“ hochklettert. Diese sogenannten „Wartesteine“ waren beim Bau von Häusern oft extra an die seitlichen Hauswände eingebaut worden, um die Verzahnung mit einem geplanten, aber nicht ausgeführten Nachbargebäude zu verbessern. Ganz in der Nähe steht das Männchen dann auf einem Sims in der Passage du chemin vert und hält sich die Ohren zu. Kein Wunder, denn er befindet sich hier mitten im geschäftigen Viertel des chinesischen Textilhandels, an einer engen, viel befahrenen und oft zumindest teilweise von Lieferwagen blockierten Straße, Der Lärm dort ist entsprechend. Alle diese kleinen Mosaike befinden sich übrigens im 11. Arrondissement.
Der kleine Pinguin, bei dem es keinen Invader- Zweifel geben kann, steht an einer Hauswand im Quartier Latin gegenüber von Notre Dame und träumt wohl davon, ins Wasser der Seine zu springen- Allerdings tut er gut daran, das nicht zu tun: Nicht nur, weil es ihm kaum bekommen würde, sondern weil sich dann die Passanten, wenn sie ihn denn entdecken, nicht mehr über ihn freuen könnten.
Manche der vom Invader verwendeten Figuren können auch aus anderen Bereichen stammen, aus anderen Computerspielen, aus Comics, Filmen:
„je m’amuse aussi parfois à changer de registre avec des figures venant d’autres horizons.“[6]
Hier handelt es sich wohl um Mickey-mouse und offensichtlich um Homer Simpson, an anderen Stellen ist mir die Herkunft der Figuren nicht bekannt. (Über Tipps und Hinweise würde ich mich freuen):
rue de Picpus, 12. Arrondissement
Bei den drei nachfolgend abgebildeten Mosaiken sind übrigens die klassischen Invader-Raumschiffe integriert: sie sind also gewissermaßen vom Invader signiert.
Kein Zweifel kann auch bei einem der neuesten , im Juni 2016 geschaffenen Invader-Mosaike in Paris aufkommen, der Figur des Dr. House, dem 1205. Invader-Werk in Paris.[7] Immerhin ist es – mit 10 Meter Höhe!- das bisher mit Abstand größte Werk des Invaders , und es befindet sich an einer Wand des berühmten Krankenhauses Pitié-Salpêtrière an der Avenue Vincent-Auriol im Street-Art-freundlichen 13. Arrondissement und gut sichtbar von der vorbeiführenden Métro-Linie 6.
Es handelt sich um die Figur des Dr. House, der einer populären Fernsehserie einen Namen gegeben hat. Der etwas schräge, aber sehr kompetente Arzt ist mit all seinen Attributen ausgestattet: dem Dreitagebart, dem offenen Hemd und Jackett, den Turnschuhen und dem Stock. Und das für den Diagnostiker Dr. House unentbehrliche Stetoskop wird von dem gerade anfliegenden space invader gebracht.
Der Invader hat sich selbst zu dieser sehr medienwirksamen Arbeit geäußert:
Pourquoi le Dr House ? « J’avais envie de faire un grand portrait, ce qui est difficile à faire de manière non officielle, car cela prend du temps. Ce personnage, que j’aime bien, est un symbole de la culture populaire de notre époque, et le contexte s’y prêtait », s’amuse Invader. Pour l’artiste, il s’agit aussi d’un « exercice de style » : « Aujourd’hui, le carreau de mosaïque et l’esthétique 8 bits, très pixelisée, sont devenus ma signature, plus que les personnages Space Invader eux-mêmes. » [8]
Der Invader betont also selbst, wie vielfältig sein Repertoire inzwischen ist und weit über die traditionellen Space Invaders hinausgehen. Vielleicht ist wohl auch der Grund dafür, dass ich mich immer noch freue, wenn ich ein für mich neues Mosak des Invaders sehe. Und wenn es ein besonders Schönes und zur Umgebung passendes ist, freue ich mich besonders. Zumal alles auf Zufall beruht. Die Invader- Karte oder aktueller: die application FlashInvaders für eine gezielte Suche zu benutzen ist tabu. Die Freude besteht ja gerade im überraschenden Finden!
Die wünsche ich auch allen Paris- Besuchern/Besucherinnen, die diesen Bericht lesen und vielleicht angeregt werden, beim Flanieren in der Stadt auch etwas nach Mosaiken des Invader Ausschau zu halten!
Ein paar weitere „Fundstücke“:
rue Mouffetard
An der ehemaligen Ringbahn um Paris (petite ceinture) im 20. Arrondissement
Berges de la Seine/Pont Sully
An einer Bushaltestelle am musée d’Orsay
Anmerkungen:
(1) Das Beitragsbild zeigt ein I love-Paris Mosaik des Invaders aus der rue de l’hôtel Colbert im 5. Arrondissement
Die Fotos dieses Beitrags sind alle im Lauf der letzten Jahre aufgenommen worden, seit wir uns in Paris niedergelassen haben. Da Street-Art eine ephemere Kunst ist, kann es also gut sein, dass es manche der hier abgebildeten Arbeiten des Invaders nicht mehr gibt.
[1a] http://www.space-invaders.com/world/
[2] http://www.space-invaders.com/world/frankfurt/
http://www.space-invaders.com/world/berlin/
[3] siehe dazu den entsprechenden Beitrag über den Faubourg-Saint-Antoine auf diesem Blog.
(3a) http://www.liberation.fr/france/2017/08/04/mais-qui-decolle-les-oeuvres-d-invader-des-murs-de-paris_1588160
Und Le Monde vom 10. August 2017: Les internautes au secours de oeuvres d’Invader. S. 15
[4] http://www.space-invaders.com/world/paris/
[5] http://www.artistikrezo.com/art/street-art/invader-interview.html
[6] http://www.artistikrezo.com/art/street-art/invader-interview.html
[7] Siehe Stéphanie Lombard, Guide du Street-Art, Paris. Éditions Gallimard, Paris 2017, S. 73
http://itinerrance.fr/dr-house-in-da-house-dinvader-a-paris/ Die Galerie Itinerrance hat zusammen mit der Mairie des 13. Arrondissements die Entstehung des Mosaiks initiiert.
[8] http://www.lemonde.fr/arts/article/2016/06/24/le-dr-house-fait-le-mur-a-l-hopital-de-la-pitie-salpetriere_4957092_1655012.html
Weitere Beiträge zur Street – Art in Paris auf diesem Blog:
- Open your eyes, Street-Art in Paris 1, Einführung und Überblick (Dezember 2017) https://paris-blog.org/2017/12/01/open-your-eyes-street-art-in-paris-1/
- Jeff Aerosol, Jerôme Mesnager und Mosko (Street-Art in Paris 2) https://paris-blog.org/2018/06/01/street-art-in-paris-2-mosko-jef-aerosol-und-jerome-mesnager/
- Der Invader (Street-Art in Paris 3) https://paris-blog.org/2018/10/01/street-art-in-paris-3-der-invader/
- Monsieur Chat, Miss Tic und Fred le Chevalier (Street-Art in Paris 4) https://paris-blog.org/2019/02/01/street-art-in-paris-4-monsieur-chat-miss-tic-und-fred-le-chevalier/
- AAA Zum Tod von Miss Tic, der princesse du graffiti https://paris-blog.org/2022/06/01/zum-tod-von-miss-tic-der-pariser-princesse-du-graffiti/
- Gare du Nord, Quai 36 (Street-Art in Paris 5) : https://paris-blog.org/2020/04/08/street-art-in-paris-5-gare-du-nord-quai-36/
- Street-Art XXL entlang des boulevard Vincent-Autriol im 13. Arrondissement (Street-Art in Paris 6) : https://paris-blog.org/2022/09/16/street-art-xxl-entlang-des-boulevard-vincent-auriol-eine-open-air-kunstgalerie-im-13-arrondissement-von-paris/
- 60 Jahre Straßenkunst/art urbain in Paris. Eine Ausstellung im Hôtel de Ville (Street-Art in Paris 7) https://paris-blog.org/2023/03/12/60-jahre-strasenkunst-art-urbain-in-paris-eine-ausstellung-im-hotel-de-ville-street-art-in-paris-7/
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Zur Street-Art siehe auch die Beiträge zu folgenden Stadtvierteln:
- Das multikulturelle, aufsässige und kreative Belleville: Modell oder Mythos? https://paris-blog.org/2016/07/18/das-multikulturelle-aufsaessige-und-kreative-belleville-modell-oder-mythos/
- La Goutte d’Or https://paris-blog.org/2016/05/30/la-goutte-dor-oder-klein-afrika-in-paris/
- La Butte aux Cailles https://paris-blog.org/2019/07/01/la-butte-aux-cailles-ein-kleinstaedtisches-idyll-in-paris/
- Das Marais (1): https://paris-blog.org/2020/04/20/grosse-maenner-und-frauen-des-marais-eine-ortsbesichtigung-anhand-der-portraits-des-street-art-kuenstlers-c-215-teil-1-grosse-maenner/
- Das Marais (2): https://paris-blog.org/2020/05/10/grosse-maenner-und-frauen-des-marais-eine-ortsbesichtigung-anhand-der-portraits-des-street-art-kuenstlers-c-215-teil-2-grosse-frauen/
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Hallo paris-blog.org,
eben aus Paris zurück gekommen, musste ich den Hintergrund der Mosaike erfahren. Vielen Dank für die ausführliche Information.Übrigens: Das Männchen mit brauner Jacke, weissem Shirt und blauer Hose dürfte eine Hommage an den Spieleklassiker „Flashback“ sein.
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vielen Dank für den Hinweis! W.J.
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