Séraphine Louis und Wilhelm Uhde: Die wunderbare und tragische Geschichte einer französischen Malerin und ihres deutschen „Entdeckers“

Aufmerksam wurde ich auf Séraphine Louis durch eine Ausstellung, die 2019/2020 im Musée Maillol in Paris gezeigt wurde: Vom Zöllner Rousseau bis Séraphine. Die großen naiven Meister.

Die dort ausgestellten Bilder Séraphines fand ich faszinierend, zum Teil auch verstörend. Und ich fragte mich, wer diese mir bis dahin ganz unbekannte Malerin war. Dabei stieß ich auf eine wunderbare und tragische deutsch-französische Geschichte, und die begann so:

Im Jahr 1912 suchte der deutsche Kunsthändler und –sammler Wilhelm Uhde, der damals in Paris lebte, einen  ruhigen Platz auf dem Lande zum Arbeiten. Seine Wahl fiel auf Senlis,  „das mittelalterliche Städtchen mit seinen engen Gassen, seiner Kathedrale und den vielen gotischen Kirchen … mit seinen Klöstern und von hohen Mauern umfriedeten Adelssitzen.“  So Wilhelm Uhde in seinen Erinnerungen.  „Obgleich es nur vierzig Kilometer von Paris entfernt liegt, kam selbst an den Sonntagen niemand in diesen Ort. Er hatte nicht viel mehr als 4000 Einwohner.“

Senlis war ein verschlafenes Nest, das sich im 19. Jahrhundert geweigert hatte, an die Eisenbahnverbindung Paris- Lille angebunden zu werden – und das auch noch heute nicht über einen Bahnanschluss verfügt. Die freiwillige Distanzierung von der nahen Metropole kam dem Bedürfnis Uhdes aber gerade entgegen. Er schreibt weiter:

 „… Es waren seltsame enge Gassen da mit kleinen grauen Häusern, auf deren Fensterbänken rote Blumen standen.“  Die Kathedrale „hatte über der Pforte das Wappen Franz I. mit dem Salamander und in den äußeren Galerien wuchs Farren und blaue Glockenblumen.“[1] „Wenn man an der Kathedrale vorbeiging und dann an der Ruine eines Schlosses, das Heinrich IV. bewohnt hatte …

…. und sich dem Ende des Städtchens näherte, … kam man zu einem ganz kleinen Platze, auf dem das Gras zwischen den Steinen wuchs. Dort mietete ich drei Zimmer, für die ich fünfzehn Francs im Monat bezahlte …  Hier brachte ich jetzt von Zeit zu Zeit einige Wochen in Besinnung und Arbeit zu…[2]

Und hier beginnt auch  die wunderbare und tragische Geschichte einer französischen Malerin und ihres deutschen „Entdeckers“.

Eine  Künstlerin wird entdeckt

Wilhelm Uhde hat in seinen 1938 zuerst erschienen Erinnerungen (Von Bismarck bis Picasso) und dann noch einmal in seinem  Buch Fünf primitive Meister: Rousseau, Vivin, Bombois, Beauchant, Séraphine von 1947 berichtet, wie er auf die Malerin Séraphine aufmerksam wurde:

Eines Tages fand ich bei Bürgern auf einem Stuhl ein Stillleben, das mir seltsam den Atem benahm.

Granatäpfel auf blauem Grund. Aus der Ausstellung der Werke Séraphines im Museum Senlis[3]

Das waren Früchte, in schwerer, schöner Materie gebildet, nicht so hingestrichen: das sollen Äpfel sein, sondern sie waren in Schönheit geschaffen und Wirklichkeit geworden. Der junge Cézanne hätte sie gemalt haben können. Ich fragte nach dem Künstler und erhielt zur Antwort ‚Seraphine‘. Als ich damit nichts anfangen konnte, erklärte man mir, dass es meine Aufwartefrau sei, eine Alte, die seit einigen Tagen meine Zimmer machte und der ich noch keine Aufmerksamkeit geschenkt hatte.[4]

„Als Séraphine am nächsten Tag bei mir ankam, sah sie auf einem Stuhle das Stillleben“. Uhde hatte es  seinen Gastgebern gleich für 8 Francs abgekauft. „Sie begann zu lachen.  ‚Monsieur hat mein Bild gekauft? Es gefällt also Monsieur?‘ – ‚Sehr gut. Haben Sie noch mehr?‘  Sie brachte ein halbes Dutzend, von denen jedes einen gleich großen Eindruck auf mich machte, wie das erste. Eine seltene Leidenschaft, ein heiliger Eifer, eine mittelalterliche Glut lebte in diesen Stillleben.“[5]

Einige dieser Bilder zeigte Uhde seinen Pariser Freunden. „Sie waren ebenso erstaunt und beglückt wie ich, und einer rief: ‚Es hat doch keinen Sinn, weiter zu malen, wenn eine ungebildete Frau solche gewaltigen Sachen fertig bringt.‘“[6]

Beten, putzen, malen: Das Leben der Séraphine Louis

Wer war diese Séraphine, die Wilhelm Uhde entdeckte, und die nach dem Urteil ihres Biographen Jean-Pierre Foucher zu den Unsterblichen gehört, die  den Rahmen einer Bewegung oder einer Schule durchbrechen?[7]  Geboren wurde sie 1864 in einfachen Verhältnissen, verlor früh ihre Eltern und erhielt nur eine rudimentäre Schuldbildung. Von 1881 bis 1901  arbeitete sie wohl als Laienschwester im Couvent de la Charité de la Providence in  Clermont-de-l’Oise, das sie dann aber verließ. Sie nahm Stellungen  als Haushaltshilfe bei  Familien in Senlis an, wo sie sich in der  rue du Puits-Tiphaine  ein eigenes Zimmer anmietete.[8]

Erinnerungsplakette am Haus, in dem Séraphine de Senlis von 1906 bis 1932 wohnte

Von dort  hatte sie es nicht weit zur Kathedrale, die sie, von einer tiefen, naiven Frömmigkeit geprägt, täglich besuchte. Es war dann auch ein Engel, der ihr in der Kathedrale von Senlis  den Auftrag Marias zum Malen übermittelte:

„Séraphine, tu dois te mettre à dessiner!“

 Séraphine folgte diesem Auftrag mit großer Beharrlichkeit. Weil sie sich keine Leinwände leisten konnte, malte sie Blumen und Früchte auf alles, was ihr in die Hände fiel, zum Beispiel auf diese beiden Crème-fraîche-Töpfe, die im Museum von Senlis ausgestellt sind.

Das nachfolgend wiedergegebene,  um 1910 entstandene Bild ist wahrscheinlich das früheste bekannte,  an Allgäuer Bauernmalerei erinnernde Werk von Séraphine. Hier nutzte sie offensichtlich die Wasserfarben eines Kindes, bei dessen Eltern sie als Haushaltshilfe beschäftigt war.[9]

Schon hier wie auch später verwendet Séraphine florale Motive. Die Vorlage waren wohl Blumen, die  sie auf ihren Spaziergängen fand – wie den Weißwurz, das Vergissmeinicht-Ästchen oder die beiden Hahnenfüße  auf diesem Bild. 

Christine Bourcey, Hommage à Séraphine. (2020) Abgebildet ist die von einer Aura umgebene Séraphine in ihrer typischen Kleidung und dem schwarz angemalten Strohhut beim Blumensammeln auf den Feldern um Senlis

Aber man kann auch von einer weiteren Inspirationsquelle ausgehen: „Die Tätigkeit als Reinemachefrau eröffnete ihr den Zugang zu den Büchern ihrer Dienstherren. Zum üblichen Bestand bürgerlicher Hausbibliotheken gehörten auch und gehören botanische Nachschlagewerke. In diesen wird sie manche Anregung für ihre Früchtestilleben gefunden haben.“[10]

Die Farben für ihre Bilder erstand sie in der örtlichen Drogerie Duval,  mischte sie aber auch selbst an. Vor allem verwendete sie Ripolin, eine von dem Holländer Riep 1889 entwickelte Farbe  für die Lackierung von Karosserien und Oberflächen in Feuchträumen.[11]

Ripolin war billig und hatte eine große Leuchtkraft. Das kam Séraphine sehr entgegen, so dass sie daran noch festhielt, als sie über Künstlerölfarben verfügte.  Zur Anmischung ihrer eigenen Farben verwendete  sie auch, so Uhde 1947, „Öl aus der kleinen Lampe des Muttergottesbildes“. Manches spricht dafür, dass es sich dabei um eine „literarische Fiktion“ Wilhelm Uhdes handelt. Aber  die Vorstellung, dass diese „Malerin des heiligen Herzens“, die ihre Bilder mit frommen Gesängen begleitete, als Bindemittel heiliges Öl verwendete, war nur allzu verführerisch. Wie auch immer: „Man muss“, so Körner/Wilkens, „die Maltechnik nicht mystifizieren, um sich von der Kunst dieser malenden Mystikerin faszinieren zu lassen.“[12]

Die Kapelle Saint-Denis der Kathedrale, in der sich auch die von Séraphine verehrte Marien-Statue befindet,  ist mit leuchtend –  bunten Glasfenstern aus dem 16. Jahrhundert ausgestattet, und man kann davon ausgehen, dass diese Fenster einen großen Einfluss auf ihr Werk gehabt haben. Wilhelm Uhde hatte ja spontan die „mittelalterliche Glut“ und die  „geheimnisvolle mittelalterliche Wirkung“  der Bilder seiner Zugehfrau bewundert.[13]

Nachfolgend  drei Fenster der Kapelle und drei m.-E. dazu passende- Bilder Séraphines  aus verschiedenen Phasen ihres Schaffens[14]:

Vogel und Kirschzweig (Oiseau et branche de cerisiers) 1925

Ausschnitt aus: Blumen und Früchte, um 1920

Ausschnitt aus: Les Grappes de raisins, um 1930

Der Entdecker  Séraphines: Wilhelm Uhde

Wilhelm Uhde, der 1912 das künstlerische Talent seiner Haushälterin erkannte, war ein ebenso außergewöhnlicher Mensch wie Séraphine. Und vielleicht war es ja diese Gemeinsamkeit, die sie verband.

Es gibt vier Portraits von Wilhelm Uhde, die diese Außerordentlichkeit etwas veranschaulichen:

Dieses Portrait Uhdes malte Robert Delaunay 1907. Drei Jahre zuvor hatte sich Uhde in Paris niedergelassen, wo er von seinen Artikeln zur modernen Kunst, vor allem aber von dem Verkauf von Bildern lebte, die er –ein hervorragender Kenner der zeitgenössischen Kunst- gesammelt hatte.[15]  Mit vielen Malern dieser Zeit war Uhde befreundet. So auch mit Robert Delaunay und der russischen Malerin Sonia Terk, die er 1906 heiratete. Allerdings war das eine Vernunftehe, und als Sonia Terk ihre Liebe zu Uhdes Freund entdeckte, wurde die Ehe geschieden und Sonia ging als Sonia Delaunay in die Kunstgeschichte ein.

Uhde hatte damals seine Homosexualität erkannt und sich zu ihr bekannt.  Ende des 1. Weltkriegs lernte er in Frankfurt  den 20 Jahre jüngeren Maler Helmut Kolle kennen, mit dem er bis zu dessen Tod 1931 zusammenlebte.  Hier das Portrait Wilhelm Uhdes, das Kolle um 1930 malte.[16]

Der heute fast vergessene Maler André Lanskoy (1902-1976) hat 1929 das nachfolgend abgebildete Portrait Uhdes in einem blauen Frauenkleid gemalt. Als „Zeugnis schwuler Selbstinszenierung“ war es allerdings nicht für die öffentliche Präsentation bestimmt. 2016 hat es ein bayerischer Kunstsammler aus Privatbesitz erworben,  und 2018 wurde es im schwulen Museum Berlin ausgestellt. .[17]

Das vierte Portrait Uhdes stammt von Pablo Picasso und entstand 1910.[18]

Picasso kannte Uhde seit 1905 – oder treffender: Uhde lernte Picasso  1905 kennen. Wie das kam, beschreibt er in seinen Erinnerungen:

„An der Ecke des Boulevard Rochechouart und der Rue des Martyrs hatte eine alter … Mann einen Laden, in dem er Betten und Bettzeug verkaufte. Vor der Tür des Ladens aber hatte er, der ein Bilderfreund war, die Malereien unbekannter junger Maler zu wohlfeilen Preisen aufgestellt. Dort fand ich eine Leinwand, auf der ein weiblicher Akt mit gelbem Haar abgebildet war. Ich zahlte die zehn Francs, die man für dieses Bild verlangte, das mir sonderlich gefiel. Die Signatur des Namens, der mit einem P begann, war mir durchaus unbekannt.“[19]

Am nächsten Tag traf Uhde den jungen Maler in Montmartre. Es war der  damals noch unbekannte Pablo Picasso, von dem er wohl als erster ein Bild erworben hatte und dem er sein Leben lang freundschaftlich verbunden war. Das kubistische Portrait ist „das bedeutendste Zeugnis der Freundschaft zwischen Picasso und Uhde“.[20] 

Georges Braque war Uhdes zweite große Entdeckung: Er wurde dessen erster Käufer und Händler. Der dritte „Große“, den Uhde in seinem ersten Pariser Jahrzehnt entdeckte, war der „Douanier“, der  „Zöllner“ Rousseau.  Uhde tat auch alles dafür, „seine“ Maler durch publizistische Beiträge und Ausstellungen bekannt zu machen. Die  erste Werkausstellung Rousseaus beispielsweise brachte er, tief beeindruckt von der Charmeuse de serpents, 1908 in Paris auf den Weg.  Der Douanier soll Uhde, als er an der Schlangenbeschwörerin arbeitete, „wiederholt um Rat gefragt haben, was die Komposition und das Kolorit betraf, sodass Uhde ein Stück Autorschaft an diesem Meisterwerk beanspruchen kann.“[21] 1921 widmete er Rousseau eine erste Monographie.  Der Maler wurde damals als nicht ernst zu nehmender Spaßvogel abgetan, und der „Figaro“ machte sich über den närrischen Ausländer lustig, „der sich mit diesem abwegigen Unfug französischer Kunstproduktion abgab“.[22] In den Jahren vor dem Krieg besuchte Uhde öfters Rousseau in dessen Atelier. Uhde berichtet in seinen Erinnerungen:

„Einmal sprach er vom Kriege, den er verabscheute. Er wurde heftig: ‚Wenn ein König Krieg führen will, soll eine Mutter zu ihm gehen und es ihm verbieten.‘ ….Der schönste Tag bei ihm war ein vierzehnter Juli, an dem das französische Nationalfest ist. An diesem Tag hatte, wie immer, ganz Paris geflaggt. Aber man sah natürlich nur die französische Fahne. Ich besuchte Rousseau in seinem Atelier, wo außer mir noch französische Bürger waren, alte Rentner aus demselben Stadtviertel. … Bevor wir tranken, nahm mich der alte Rousseau bei der Hand und zeigte mir die deutsche Fahne, die er am Fenster neben der französischen angebracht hatte. Dann erhob er sein Glas und forderte uns alle auf, mit ihm auf den Frieden anzustoßen.“[23]

Es war auch Uhde, der die erste Ausstellung von Bildern der Marie Laurencin organisierte, die damals völlig unbekannt war und noch kein einziges Werk verkauft hatte.

Uhde war also ein hervorragender Kenner der zeitgenössischen Kunst, „ein Geburtshelfer der Avantgarde“ (Bernd Roeck). Er hatte ein Auge für noch unbekannte, aber  vielversprechende Maler und Malerinnen, auch für sogenannte „naive“ – und so war die Begegnung mit Séraphine in Senlis zwar ein Zufall, aber es war dann keinesfalls ein Zufall, dass Uhde ihren  außerordentlichen künstlerischen Wert  erkannte.

Allerdings blieb dies zunächst ohne Folgen. Denn durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs musste Uhde als „feindlicher Ausländer“  Frankreich verlassen und nach Deutschland zurückkehren.  Die Folgen waren gravierend: Die Einrichtung von Uhdes Wohnung in Senlis wurde verkauft, und damit auch die Bilder Séraphines. „Ich habe niemals erfahren können“, schreibt Uhde 1947, „wer sie erworben hat.“[24] Vielleicht wurden die Bilder Séraphines wie andere aus dieser Zeit bei „Entrümpelungen“ entsorgt…. Uhdes Pariser Kunstsammlung  wurde -wie auch die ebenso bedeutende  seines Freundes Henri Kahnweiler- vom französischen Staat als Kriegsentschädigung beschlagnahmt und 1921 im Auktionshaus Hôtel Druot  versteigert. Der Katalog umfasste  73 Gemälde und Zeichnungen: neben Arbeiten von Matisse, Rousseau,  Laurencin u.a. auch  18  Werke von Braque und 16 von Picasso, darunter das oben abgebildete Portrait Uhdes. Als Sachverständiger fungierte der Pariser Kunsthändler Léonce Rosenberg, der die von Uhde und Kahnweiler gesammelten Werke „lächerlich niedrig taxierte. …. Er nutzte die Chance, seine deutschen Konkurrenten auf dem Pariser Markt ausschalten zu können.“ Was diese „boches“ gesammelt hatten, konnte ja nur minderwertig sein. Als der im Krieg hochdekorierte und schwer verwundete Braque sah, wie Kahnweilers Sammlung verschleudert wurde, stürzte er sich auf Rosenberg und konnte nur mühsam gebändigt werden. Der ebenfalls anwesende Henri Matisse unterstützte Braque dabei lautstark und protestierte gegen diesen –im Grunde gegen die Interessen Frankreichs verstoßenden-„Akt nationalistischer, kulturpolitischer Aggression“.[25]

Uhdes Rückkehr nach Frankreich und Séraphines „Jahre des Ruhms“

1924 kehrte Uhde –trotz alledem- in seine Wahlheimat Frankreich zurück, nachdem er die dafür erforderlichen Bürgschaften erhalten hatte.  Er  begann nun, eine neue Sammlung aufzubauen.  Die Maler seiner  verlorenen Vorkriegssammlung waren inzwischen berühmt und ihre Werke für ihn unerschwinglich. Zufällig entdeckt er bei einem Ausstellungsbesuch ein Werk von Rousseau, das er besonders geliebt hatte: Es wird ihm zum Preis von 300 000 Francs zum Rückkauf angeboten. Er selbst hatte es vor dem Krieg für 40 Francs von einer Wäscherin gekauft….    Uhde konzentrierte sich also auf noch unbekannte naive Maler wie Bombois und Vivin,  die er – auch weil die Kirche Sacré Cœur zu ihren bevorzugten Motiven gehörte-  die Maler vom Heiligen Herzen nennt.

                               Louis Vivin,  Basilique du Sacré-Cœur de Montmartre. 1930

Mit Séraphine nahm Uhde  allerdings –merkwürdiger Weise- zunächst keinen Kontakt auf. Über die Gründe kann nur spekuliert werden.  Möglicherweise hatte er sie schlicht aus den Augen verloren. Erst 1927, als er mit Helmut Kolle und seiner Schwester Anne-Marie-Uhde im benachbarten Chantilly wohnte, kam es zu einem Wiedersehen.  Anlass war eine Ausstellung heimischer Künstler (Exposition de la Société des Amis des Arts de Senlis) im Rathaus von Senlis:

„Jetzt ging ich die hohe steinerne Treppe des Rathauses hinan, betrat den Saal, an dessen Wänden Bilder, Aquarelle, Zeichnungen hingen. Die übliche Provinzkunst, angefertigt in ihren Mußestunden von Schlossbesitzern und adeligen Fräulein, eine enge Welt, klein gesehen und klein gemalt, beliebig, dünn und bunt. Und indem mein Blick dieses alles suchend schnell abtastete und wieder verließ, entdeckte er plötzlich in einem Winkel drei große Bilder von packender Gewalt, die ihn hielten, einen Fliederstrauß in schwarzer Vase, einen Kirschbaum, zwei Weinstöcke, einen roten und einen weißen. Und als ich diesen Bildern Séraphines ruhig und fest ins Gesicht sah, da war es, als fingen draußen längst verstummte Glocken an zu läuten.“[26]

 „Alles suchend“ abgetastet: Das gilt natürlich den Bildern Séraphines. Denn als Uhde nach Senlis zur Ausstellung fuhr, war die  Pariser Kunstöffentlichkeit schon auf die Ausstellung in Senlis und auf Séraphine aufmerksam geworden. Und zwar durch einen Aufsatz des renommierten Kunsthistorikers Louis Gillet, der Séraphine rühmte:

„Seit drei Tagen gibt es in Senlis, das nicht gerade ruhmverwöhnt ist, Genialität. Senlis hat zur Avantgarde gefunden. (…) Senlis hat seine Legende. Senlis hat Séraphine.“[27]

Ist es unter diesen Bedingungen so wahrscheinlich, dass –wie Uhde berichtet- die für die Ausstellung Verantwortlichen es mit „Mitleid und Spott“ quittierten, als er drei Bilder Séraphines aufkaufte? Und es waren dem Katalog der Ausstellung zufolge auch gar nicht die einzigen, die sie dort ausgestellt und –kaum erstaunlich nach der Eloge Gillets- verkauft hatte.[28] Da hat Uhde wohl seine Rolle etwas überhöht, so wie er ja auch die Legende der Séraphine von Senlis nach Kräften befördert hat.

Eines der drei von Uhde gekauften Bilder der Ausstellung war wohl das mit Ripolin gemalte Bild Les Grappes (1927, heute in Privatbesitz), das auf der anfangs erwähnten Ausstellung im Musée Maillol zu sehen war.

 Uhde erneuerte nun den Kontakt mit Séraphine, die inzwischen nur noch für die Malerei lebte: „Ich diene nicht mehr bei Leuten“, sagte sie Uhde, „aber es ist furchtbar schwer, denn ich bin alt und ein Anfänger, der nicht viel kann.“[29] Da war Uhde aber völlig anderer Meinung. Er  kaufte alle ihre Bilder auf, vermittelte ihr Kontakte zu anderen Interessenten und ließ ihr die gewünschten zwei Meter hohen Leinwände bringen.

Und Uhde unterhielt sich auch intensiv mit Séraphine über ihre Kunst und ermutigte sie wohl dazu, mit dem Anspruch auf exakte Gegenständlichkeit in ihren Bildern souveräner umzugehen. So eröffneten sich für sie gestalterische Möglichkeiten, das „Bild einer anderen – paradiesischen- Vegetation überzeugender zu realisieren“[30] -– so wie auf dem nachfolgend gezeigten um 1929 entstandenen Bild Grappes et feuilles roses.      

 „Unter starker Anspannung, in schlaflosen Nächten malte sie nun ein Meisterinnenwerk nach dem anderen. …. Gallot vermutet, dass in diesen produktivsten Jahren drei bis vier Bilder pro Monat entstanden. Regelmäßig kam ein von Uhde geschickter Lastwagen, der ihr neues Material brachte und die fertigen Werke abholte.“[31] 

Ohne Uhde und seine Schwester, die einen engen persönlichen Kontakt mit Séraphine Louis pflegte, hätte sich ihr künstlerische Werk nicht in dieser Weise entfalten können. Die Förderung  durch die Uhdes bedeutete für sie das Versprechen, eine große Künstlerin zu sein. So entstand in einem kurzen Zeitraum von drei, höchstens vier Jahren ein „in der Tat einzigartiges und großartiges künstlerisches Werk“.[32]

Es waren Jahre eines kurzfristigen Ruhms,  zu dem auch Geld gehörte, das  Séraphine mit (mehr als) vollen Händen wieder ausgab. Ihre  frühere, fast unterwürfige Demut legte sie, überzeugt von der Größe ihres Werkes, ab. Ihre Briefe unterschrieb sie nun mit Séraphine Louis Maillard –sans rivale (ohne Rivalin): Louis war der Name ihre Vaters, Maillard der ihrer Mutter. Uhde adelte sie mit dem Künstlernamen Séraphine de Senlis.  

Séraphine Louis, fotografiert von Anne-Marie Uhde in den 1920-er Jahren.[33] Margeriten waren eine Lieblingsblume von Séraphine Louis. Es gibt viele Gemälde mit diesen Blumen, so „Die großen Margeriten“ von 1929/1930 im Museum Senlis. [34]

Séraphine Louis hat ihren Bildern nie Namen gegeben- sie stammen von Wilhelm Uhde oder seiner Schwester.  Wie die floralen Motive spielt auch der Baum eine wichtige Rolle in ihrem Werk.  Dabei scheint die christliche Ikonographie des Mittelalters auf: Der Paradiesgarten, das himmlische Jerusalem, Getreide und Trauben, Brot und Wein, der Baum des Wissens und der Baum des Jesse, der Himmel und Erde verbindet. 

L’arbre de vie, Der Baum des Lebens (1928/1930) Museum Senlis.

Dass sie sich dabei auch von faszinierenden Schilderungen der exotischen Fauna und Flora in den französischen Kolonien inspirieren ließ, legen Wilkens und Körner in ihrem Buch dar. Als Quelle können dafür die in Senlis ansässigen und auch in der Missionsarbeit tätigen Schwestern von Saint-Joseph de Cluny gedient haben, mit denen Séraphine in Kontakt stand. In dem Buch einer in Martinique tätigen Ordens- und Namensschwester findet sich jedenfalls ein Satz über die Vegetation in Martinique, der auch zum Werk der Séraphine Louis passt: „Die Vegetation kennt keine Erholung; die Bäume erneuern ständig ihre Blüten und ihre Früchte und übersetzen die Erinnerung an das irdische Paradies in lebende Bilder.[35]

Hier zwei Ausschnitte aus dem in diesen Jahren entstandenen Paradiesbaum  (L’arbre de paradis, 1929/1930), einem der in jeder Hinsicht größten Werke der Künstlerin.[36] 

Dies ist in Stück des Blätterwaldes, „dessen einzelne Formen an  Muscheln, Vulven, Pfauenfedern erinnern…

….  Und genau in der Bildmitte ‚thront‘ ein Blatt in der Form eines Auges, das natürlich als das Auge Gottes erscheint.“[37]

Wilhelm Uhde in seinen Erinnerungen:  „In den Bildern der Séraphine erwachte in neuen Formen die Inbrunst des Mittelalters, da in den Klöstern die ekstatischen Gebete von Gott besessener Nonnen gen Himmel stiegen. Sie lebte wie Rousseau auf einer anderen Ebene, wie bei diesem lag der Ursprung des Werkes im Mystischen, in einem unbeschreiblichen Zustand der Seele, der schöpferisch ist. … Diese Herkunft aus einer Welt, zu der wir keine Beziehungen haben, gibt den Bildern Séraphines ihre geheimnisvoll mittelalterliche Wirkung. Sie war fähig, dem großen Erlebnis die große Form zu geben, auf der begrenzten Fläche der Leinwand das unbegrenzte Erlebnis zu gestalten. Ihr Werk gleicht dem Hohenlied Salomonis“. [38]

Zunehmende Verwirrung, Krankheit und Tod der Séraphine Louis

Séraphine Louis galt in Senlis schon seit den 1920-er Jahren als wunderliche Person. Sie malte vor allem nachts, und der ganze Stadtteil hörte, wie sie dabei, schrill und falsch, Choräle sang. Man machte sich lustig über ihre Kleidung, ihren Weinverbrauch (sie liebte den ‚natürlichen Wein‘ und hatte immer eine Flasche ‚Roten‘ bei sich‘), ihre Visionen und natürlich über ihre Malerei. Séraphine war – gemildert in den Jahren ihres Ruhms, der von Paris ausstrahlte- dem „Hohn der kleinen Stadt“ ausgesetzt.[39] Das verstärkte sich 1931, als die Zeichen ihrer geistigen Verwirrung immer deutlicher wurden. Dazu beigetragen hat wohl nicht zuletzt der Rückzug Uhdes[40]: Der hatte in der Weltwirtschaftskrise zunehmend Schwierigkeiten, Ausstellungen zu organisieren und Bilder zu verkaufen. Er forderte Séraphine auf, sparsamer zu sein und keine weiteren Schulden zu machen, für die er bisher immer aufgekommen war. Schließlich stellte er die Zahlungen vollständig ein und brach –wohl auch bedingt durch den qualvollen Tod Helmut Kolles- die Beziehung zu Séraphine ganz ab.  Séraphine war nun allein mit ihren Phantasien von Weltruhm und Reichtum, mit ihren Ängsten und ihrem Verfolgungswahn, mit ihren wahnhaften Anschuldigungen.  Als Haushaltshilfe hatte sie eine klar definierte soziale Stellung gehabt, danach als erfolgreiche Malerin. Als  das endet, verliert sie ihren sozialen Ort, alles löst sich auf. Séraphines Malerei, ihr Spiel mit den Farben waren Mittel, „die Bruchstücke ihrer Persönlichkeit zusammenzufügen“. Jetzt hört sie auf zu malen und der Wahnsinn nimmt von ihr Besitz.[41] 

Unter der Überschrift „Débilité mentale“ berichtet der Courrier de l’Oise am 7. Februar 1932:  Am 31.Januar 1932 sei das geistig verwirrte Fräulein Séraphine Louis, die sich als Malerin bezeichne (se disant artiste-peintre), in das Krankenhaus von Senlis eingeliefert worden. Se disant artiste-peintre: Dem Journalisten des Courrier de l’Oise, der dies schrieb, konnte nicht unbekannt sein, dass Séraphine Louis, damals die wohl prominenteste Einwohnerin der Stadt, eine erfolgreiche Malerin war. Durch diese Formulierung wird aber die Malerei als Ausdruck ihres Wahnsinns denunziert. Und so kündigt denn auch der Courrier de l’Oise im weiteren Verlauf des Artikels an,  dass diese stadtbekannte Senliser Erscheinung  sicherlich in ein Asyl überführt würde, „wo ihr alle Fürsorge zuteil werden wird, die sie benötigt“.[42] Eingeliefert wurde Séraphine Louis dann in der Tat  am 25. Februar 1932 in die psychiatrische Anstalt von Clerment-de l’Oise, wo sie bis zu ihrem Tod im Dezember 1942 blieb.

Von der hier angekündigten Pflege und Behandlung konnte allerdings kaum die Rede sein. Die Anstalt war völlig überfüllt: Der Pavillon, in dem Séraphine untergebracht war, war nach einem Bericht aus dem Jahr 1938 für 160 Kranke gedacht, allerdings mit der doppelten Anzahl Patienten belegt. Der Krieg verschlimmerte die Situation noch erheblich: Die Mehrheit der Ärzte und Krankenpfleger wurde eingezogen, viele flohen vor der anrückenden Wehrmacht. Die Insassen waren sich weitgehend selbst überlassen. Die Wäscherei funktionierte nicht mehr, die Toiletten auch nicht, viele Kranke schliefen im eiskalten Winter nackt auf dem Boden, es gab nicht genug zu essen, worüber sich Séraphine immer wieder beklagte. Im Sommer 1942 riss sie Kräuter aus, um sie nachts zu essen: Die psychiatrischen Kliniken des Landes wurden während des Krieges zunehmend mangelhaft versorgt, so dass viele Insassen an Hunger und Verwahrlosung  starben, wahrscheinlich auch Séraphine Louis.[43] Man hat in diesem Zusammenhang von einer „extermination douce“ gesprochen, einer „sanften“ bzw. eher einer grausam sich hinziehenden, allmählichen Vernichtung, der etwa 45 000 Insassen psychiatrischer Anstalten in Frankreich zum Opfer fielen: Unter dem von Krieg und der deutschen Besatzung verursachten allgemeinen Nahrungsmittelmangel litten besonders die Menschen am Rand der Gesellschaft, deren Leben als unwert oder als am ehesten entbehrlich angesehen wurde und die keine eigenen Mittel hatten oder erhielten, ihr Überleben zu ermöglichen. [44] Zu diesen Menschen gehörte auch die Bildhauerin Camille Claudel, deren Leben erstaunliche Parallelen zu dem von Séraphine Louis aufweist. Auch sie verbrachte –ohne weiter künstlerisch tätig zu sein-  die letzten Jahre ihres Lebens in einer psychiatrischen Anstalt  und starb  ein Jahr nach Séraphine Louis.[45]

Séraphine Louis  hatte es sich gewünscht, dass nach ihrem Tod eine großartige Prozession in Senlis und eine Totenmesse mit Chor und Solisten für sie in der Kathedrale gefeiert würde und dass auf dem Grabstein in ihrem Geburtsort Arsy, wo sie bestattet werden wollte, folgende Inschrift mit goldenen Lettern eingemeißelt wäre:

„Ici repose Séraphine Louis Maillard,   sans

rivale, en attendant la résurrection bienheureuse“.

Hier ruht Séraphine Louis Maillar, ohne Rivalin, in Erwartung der glücklichen Auferstehung.

Tatsächlich gab es aber für sie weder eine Totenmesse, noch ein Grab mit Grabstein in Arsy. Sondern bestattet wurde sie  wie andere mittellose Insassen des Asyls in einem anonymen Gemeinschaftsgrab (fosse commune) in Clermont. Niemand war bei der Beerdigung anwesend.

Erst am 5. April 2005 wurde auf dem Friedhof eine schlichte Tafel eingeweiht mit dem von Séraphine gewünschten Text: [46]

Wilhelm Uehde: Überleben in Frankreich während des Dritten Reichs und der deutschen Besatzung

Und Wilhelm Uhde? Natürlich hatte er erfahren, dass Séraphine Louis in das Asyl von Clermont eingeliefert worden war. Er habe  deshalb -so wird berichtet- bei den Ärzten angefragt  und sich nach ihr erkundigt, aber die  Auskunft erhalten, sie nicht zu besuchen, weil dies Krisen auslösen könne. Uhde habe aber Geld nach Clermont geschickt, um die Unterbringung Séraphines in einem Einzelzimmer zu ermöglichen und ihre Situation insgesamt zu verbessern. 1934 habe er, wie und von wem auch immer, die Nachricht vom Tod Séraphines erhalten.[47] In seinen Erinnerungen und in den „Fünf primitiven Meistern“ stirbt Séraphine Louis in der Tat 1934, und dieses Todesdatum verbreitete sich auch in Paris und hielt sich lange in der Literatur. Uhdes Vordatierung des Todes von Séraphine Louis  ist nach Körner/Wilkens „eine Konstruktion“: Für ihn war Séraphine als Künstlerin 1934 gestorben und nicht mehr „von Belang“. [48]

Im gleichen Jahr kehrte Uhde nach Paris zurück. Das freiwillige Leben im geliebten Frankreich wurde nun unter den Bedingungen des Dritten Reichs zum auferlegten politischen Exil. Seiner Arbeit für die Kunst und für die Popularisierung der von ihm geförderten Maler  tat dies aber zunächst keinen Abbruch:  1937 präsentierte eine große Pariser Ausstellung seine „maïtres populaires“ , wozu auch zahlreiche Exponate von Séraphine Louis aus seiner Sammlung  gehörten. Anschließend wurde die Ausstellung im Kunsthaus Zürich und im Museum of Modern Art in New York gezeigt.[49]

Daneben suchte Uhde  den Kontakt mit der deutschen Emigration und schrieb für Willi Münzenbergs Zeitschrift Die Zukunft. Die Nazis entzogen ihm die deutsche Staatsangehörigkeit, was ihm aber von den französischen Behörden nicht bescheinigt wurde. So galt er in Frankreich auch weiterhin als Deutscher.[50] Immerhin blieb ihm, aufgrund seiner guten Kontakte, nach Ausbruch des Krieges die Einweisung in eines der Internierungslager für „feindliche Ausländer“ erspart- anders als seiner Schwester.

Nach dem Einmarsch der Wehrmacht floh er – immer in Angst, den Nazis in die Hände zu fallen – aus Paris. Während mehrerer Monate beherbergte und schützte ihn Jean Cassou, der Chefkonservator des Musée du Luxembourg und spätere Direktor des Pariser Museums der modernen Kunst.  Und immerhin wurden er und seine Schwester, anders als der Maler Otto Freundlich, der ebenfalls in der zone libre Zuflucht gesucht hatte, nicht verraten…[51]

Uhdes Wohnung  in der rue de l’Université wurde von der Gestapo allerdings verwüstet und geplündert.  Teile seiner Sammlung, die nicht vorher in Sicherheit gebracht werden konnten,  gingen wieder verloren. 1944 kehrte Uhde in das befreite Paris zurück, wo er noch zwei Ausstellungen für Séraphine Louis und für Helmut Kolle organisieren und deren Anerkennung erleben konnte. Eines der geretteten Bilder, Séraphines Stillleben mit Kirschen (ca 1925),  schenkte Uhde 1945 Jean Cassou.[52]

Im  Musée National d’Art Moderne , ehemals im Palais de Tokyo in Paris –heute im Centre Pompidou- richtete Cassou einen den Namen Uhdes tragenden Saal mit Bildern  der „Fünf primitiven Meister“ Henri Rousseau, André Bauchant, Camille Bombois, Louis Vivin und Séraphine Louis ein.[53] Dazu gehörte auch der arbre rouge  (Der rote Baum, 1928/1930), der Teil von Uhdes Nachkriegsausstellung war und den Cassou für das Museum aufgekauft hatte.[54]

Auffällig ist hier die asymmetrische Komposition und die Spannung zwischen dem zur Seite geneigten Baumstamm und den Blättern, die den größten Teil des Bildes einnehmen: Ein Bruch mit der für diie Bilder Séraphines sonst meist üblichen Ordnung und Harmonie, den das Centre Pompidou in seinem Begleittext schon in den Zusammenhang mit ihrer psychischen Erkrankung rückt.

                             Detail des ‚arbre rouge‘

Im Centre Pompidou gibt es heute keine salle Uhde mehr und die nach dem Krieg dort versammelten Bilder sind heute im Museum von Senlis ausgestellt, das dazu auch noch weitere Bilder Séraphines präsentiert.[55]

Die verbliebene Sammlung des  1947 verstorbenen Uhde wurde von Dina Vierny, dem Modell und der „Muse“ Aristide Maillols,  erworben. Die Ausstellung im Musée Maillol Vom Zöllner Rousseau bis Séraphine, auf die am Beginn dieses Beitrags hingewiesen wurde, konnte aus diesem Fundus schöpfen.

Bestattet wurde Uhde auf dem Friedhof Montparnasse, in der Stadt und dem Viertel, das er so sehr liebte. (Chemin Circulaire, 1./2. Division).

Im gleichen Grab sind auch seine Schwester Anne – Marie und Helen Hessel beigesetzt, die ihre letzten Lebensjahre gemeinsam verbrachten.

Helen Hessel:  Das ist die in den 1930-er Jahren in Sanary-sur-mer,  der damaligen „Hauptstadt der deutschen Literatur“ im Exil lebende Frau Franz Hessels, die Mutter des (ebenfalls auf dem Friedhof Montparnasse bestatteten) französischen Diplomaten Stéphane Hessel und die im Film von François Truffaut von Jules und Jim umworbene junge Frau… Aber das ist eine andere Geschichte…[56]

Der Wahlspruch auf dem Grabstein: vivens flagro (Lebend brenne ich) passt für die drei hier bestatteten Personen, genauso aber auch für Séraphine Louis.

Zum Ansehen:

Sehr sehenswert ist der mehrfach ausgezeichnete deutsch-französische Film „Séraphine“ von Martin Provost aus dem Jahr 2008. In den Hauptrollen Yolande Moreau und Ulrich Tukur.[57]

Neues aus Uhdes Jugend- und Studienzeit?

Im Vorstand der Uelzener Familienstiftung Johannislehn bin ich, Walter Bellingrodt, für genealogische Fragen zuständig. Aus den Einnahmen von Erbpachtgrundstücken werden an Nachfahren der Stifterfamilien auf Antrag Studienstipendien verteilt, auch heute noch. Die Stiftung wird im Jahr 2026  650 Jahre alt. Nach intensiver Einarbeitung, Aufstellen von alphabetischen und chronologischen Listen zu den über Tausend in den letzten 250 Jahren Geförderten und dem Vergleich mit Biographien der Namen unter Wikipedia ist mir erst im letzten Jahr aufgefallen, dass Wilhelm Uhde auch zu den Geförderten gehörte:

Investition Meltzingsche Commende 1896, Jahre der Auszahlung 1896, 1897, 1898
Johannislehn: Investiert am 21. Mai 1896., Jahre der Auszahlung: 1898, 1899, 1900.

Er erhielt Geld aus den beiden Stiftungen, er musste sich bewerben, vielleicht hat er sich auch bedankt und etwas zu seinem Werdegang geschrieben. Das Archiv des Johannislehn wurde vor wenigen Jahren dem Archiv der Stadt Uelzen übergeben, und weil die Dokumente erst jetzt chronologisch und nach Sachgebieten geordnet wurden, stehen sie erst jetzt für Forschungszwecke zur Verfügung. Ich nehme, dass dies als Information für an dem Leben von Uhde besonders Interessierte von Bedeutung ist.

Weitere Informationen zur Stiftung: www.stiftungjohannislehn.org und walter.bellingrodt@ewe.net

Postscriptum

Im Internet habe ich zufällig folgenden schönen Hinweis auf diesen Blog-Beitrag gefunden:

 In seinem Paris-Blog schreibt der Historiker Wolf Jöckel gern erfreulich lange Beiträge zu seinem jeweiligen Thema – sehr differenziert und detailreich, selbstverständlich unter Angabe der Quellen und großzügig bebildert. Eine schätzenswerte Ausnahme im Internet!

Im Dezember 2020 widmete er einen Artikel der »wunderbaren und tragischen Geschichte einer französischen Malerin und ihres deutschen ‚Entdeckers’«. Dabei handelt es sich um Séraphine Louis (1864–1942), die der Kunsthändler und Sammler Wilhelm Uhde in Senlis 1912 als seine Haushaltshilfe kennenlernte und mit Erstaunen ihr außergewöhnliches Talent als naive Malerin entdeckte. Als Kenner der zeitgenössischen Kunst (und als Förderer von Pablo Picasso, Georges Braque, dem »Zöllner« Rousseau und Marie Laurencin ) hatte Uhde ein Auge für unbekannte, aber vielversprechende Maler und Malerinnen… Was sich so märchenhaft anließ, endete traurig und tragisch.

Dieser Text, über den ich mich natürlich sehr gefreut habe, stammt aus dem schönen Blog „Zwischenstopp“ von Gabriele Kalmbach: https://gabrielekalmbach.de/ueber-gk/  Merci!

Benutzte Literatur/Zum Weiterlesen:

Françoise Cloarec, Séraphine. La vie rêvée de Séraphine de Senlis. Paris 2008 (Cloarec ist Psychoanalytikerin und hat mit einer Arbeit über Séraphine Louis promoviert)

Manfred Flügge, ‚Was unser Dasein in die Ferne trägt…‘  Ein deutscher Kunsthändler in Paris: Wilhelm Uhde. In: Manfred Flügge, Paris ist schwer. Deutsche Lebensläufe in Frankreich. Berlin 1992, S.41-57

Hans Körner/Manja Wilkens, Séraphine Louis 1864 – 1942. Biographie/Werkverzeichnis. Biographie/Catalogue raisonné. Traduit par Annette Gautherie-Kampka.   Berlin: Reimer-Verlag  2. erweiterte Auflage 2015. Das Kapitel: Erste Bilder ist im Internet einsehbar unter:  https://www.reimer-mann-verlag.de/pdfs/101547_2.pdf

Musées de Senlis (Hrsg), Séraphine 1864-2014. 150e anniversaire. Broschüre zur Ausstellung in Senlis 2014/2015

Bernd Roeck, Über die Kunst, das Schöne zu sehen- Wilhelm Uhde, ein Geburtshelfer der Avantgarde. In: Wilhelm Uhde, Von Bismarck bis Picasso. Zürich 2010, S. 353 – 375

Andrea Schweers, Séraphine Louis (genannt Séraphine de Senlis) 1864-1942. Malerin von Maris Gnaden. In: Sibylle Dua und Luise F. Pusch, Wahnsinnsfrauen.  Suhrkamp taschenbuch 2439  FFM 1996, S. 39 -70

Wilhelm Uhde, Aufzeichnungen aus den Kriegsjahren. Mit einem Nachwort von Anne-Marie Uhde. In: Manfred Flügge, Paris ist schwer. Deutsche Lebensläufe in Frankreich. Berlin 1992, S. 59 – 108 (auch enthalten in: Wilhelm Uhde, Von Bismarck bis Picasso, S. 305f)

Wilhelm Uhde, Von Bismarck bis Picasso. Erinnerungen und Bekenntnisse.  Zürich 2010

Wilhelm Uhde, Fünf primitive Meister. Rousseau/Vivin/Bombois/Bauchant/Seraphine. Zürich: Atlantis Verlag 1947

Alain Vircondolet, L’art jusqu’à la folie. Camille Claudel, Séraphine de Senlis, Aloïse Corbaz. Monaco: Éditions du Rocher 2016

Praktische Hinweise:

Das Musée d’Art et d’Archéologie: Place Notre-Dame 60300 Senlis

Tel. +33 (0)3 44 24 86 72

Öffnungszeiten (außer zu Covid-19-Zeiten):

Mittwochs bis sonntags 10-13 Uhr und 14-18 Uhr

Zufahrt Senlis:

Von Paris aus: Autobahn A 1, Ausfahrt 8 Senlis  (45 km)

oder

SNCF: vom Gare du Nord nach Chantilly, von dort aus Bus Linie 15

Ein Ausflug nach Senlis kann gut kombiniert werden mit einem Besuch von


Anmerkungen:

[1] Wilhelm Uhde, Von Bismarck bis Picasso, S. 170/171 Foto aus: https://www.flickr.com/photos/jrthibault/8380847336/lightbox/ 

[2] A.a.O., S. 171

[3] Die meisten der  in diesem Beitrag wiedergegebenen Bilder Séraphines befinden sich in dem Museum von Senlis und sind dort aufgenommen.  Bei dem hier abgebildeten Bild handelt es sich nicht um das Stilleben, durch das Uhde auf Séraphine Louis aufmerksam wurde. Das ist verschollen. Aber es ist eines ihrer Bilder „bei denen am ehesten noch (wie bei Uhde. W.J.) die Erinnerung an Cézanne-Stilleben wach werden könnte“. (Körner/Wilkens, S. 53)

[4] Uhde, Von Bismarck bis Picasso, S. 172/3

[5] Uhde, Fünf primitive Meister, S. 123

[6] Uhde, von Bismarck bis Picasso, S. 173  Allerdings gibt es verschiedene andere Versionen über den ersten Kauf eines Werkes von Séraphine durch Uhde: Vielleicht entdeckte er ein Bild von ihr auch bei dem lokalen Photographen, Schneider, Schuster oder Antiquitätenhändler. Aber die Uhde’sche Version von 1947 ist natürlich eindrucksvoller. Siehe Körner/Wilkens, S. 47

[7] Zitiert im Vorwort von Françoise Cloarec, Séraphine. La vie rêvée de Séraphine de Senlis.

[8] Im Tourismus-Büro der Stadt (place du Parvis Notre-Dame) ist ein Faltblatt Séraphine erhältlich mit einem kleinen Stadtrundgang, auf dem Drehorte des Films (s.u.) angegeben sind und natürlich auch das Haus in der rue du Puits Tiphaine Nummer 1.

[9] Siehe den sehr empfehlenswerten Beitrag von Andrea Schwer, Séraphine Louis, 1864-1942. Malerin von Maria Gnaden. In: Wahnsinns-Frauen. Hrsg. von Sibylle Duda und Luise F. Pusch. Suhrkamp taschenbuch 2493. Ffm 1996, S. 39 – 70.   Diesem Aufsatz habe ich auch den biographischen Dreiklang „beten, putzen, malen“  entnommen (S.43) und ich stütze mich auch im Weiteren auf ihn, ebenso wie auf das grundlegende Werk von Körner und Wilkens.

[10] Körner/Wilkens, S. 55

[11] Plakat von Eugène Charles Paul Vavasseur https://www.moma.org/collection/works/7829

Siehe dazu das Kapitel aus Körner/Wilkens: Ripolin aus der Drogerie Duval, S. 41ff

[12] Zitat Uhde aus: Fünf primitive Meister, S. 125 Körner/Wilkens, S. 113

[13] s.o. und Uhde, Von Bismarck zu Picasso, S. 259 Im Begleittext zur Ausstellung der Bilder Séraphines im Museum von Senlis ist die Rede von einer „luminosité particulière, qu’elle affectionne peut-être parce qu’elle rappelle les vitraux de la cathédrale de Senlis“

Siehe auch: Nathalia Brodskaya in L’Art naïf (2014): „Les vitraux de l’église de Senlis eurent également une influence diffuse tout en long de son Œuvre“.

[14] Der Vogel mit Früchten ist im Museum Senlis ausgestellt. Die beiden anderen Bilder wurden 2019/2020  in der Ausstellung Du Douanier Rousseau à Séraphine. Les grands maîtres naïfs gezeigt.

[15]https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Uhde_(Kunsth%C3%A4ndler)#/media/Datei:Robert_Delaunay,_1907,_Portrait_of_Wilhelm_Uhde..jpg

[16] https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Uhde_(Kunsth%C3%A4ndler)  Im Museum von Senlis sind auch Werke Kolles ausgestellt. Ein Selbstportrait Kolles befindet sich auch in der Sammlung des Städel-Museums Frankfurt. https://sammlung.staedelmuseum.de/de/person/kolle-helmut

[17] Bild aus https://www.nordbayern.de/kultur/laufer-kunstsammler-fand-wieder-eine-raritat-1.5630063  24.11.2016 https://www.schwulesmuseum.de/ausstellung/portraets-aus-wilhelm-uhdes-kunstsammlung-in-tapetenwechsel-2-04/  In Wilhelm Uhdes Erinnerungsbuch „Von Bismarck bis Picasso“ sind die Portraits von Delauney, Kolle und Picasso abgebildet (S.350-352), das von Lanskoy aber nicht.  

[18] https://www.phaidon.com/agenda/art/articles/2015/march/17/the-amazing-life-story-of-wilhelm-uhde/  

[19] Uhde, Von Bismarck bis Picasso, S. 146/7

[20] Zitat und zum Nachfolgenden: Roeck, Über die Kunst, das Schöne zu sehen. S. 361

[21] Roeck, Über die Kunst, das Schöne zu sehen, S. 362

[22] Uhde, Von Bismarck bis Picasso, S. 158

[23] Uhde, Von Bismarck bis Picasso, S. 162

[24] Uhde, Fünf primitive Meister, S. 119f

[25]   https://www.deutsche-biographie.de/pnd117267716.html und Roeck, Über die Kunst, das Schöne zu sehen, S. 367/8. Um Missverständnisse zu vermeiden: Das abschließende Zitat stammt nicht von Matisse, sondern von Roeck. Zum Hintergrund siehe die Darstellung Roecks über die damals in Frankreich gängige Abwertung des Kubismus. Die Preise für diese „scheußlichen Werke“ würden durch „unerwünschte Ausländer““, vor allem Deutsche, in die Höhe getrieben.

[26] Uhde, Von Bismarck bis Picasso, S. 258

[27] Zit. Körner/Wilkens, S. 65

[28] Körner/Wilkens, S. 69/71

[29] A.a.O., S. 259

[30] Körner/Wilkens, S. 75

[31] Schweers, Séraphine Louis, S. 49/50

[32] Körner/Wilkens, S. 71

[33] Bild aus: https://www.wikiart.org/de/seraphine-louis

[34] Katalog von Körner/Wilkens Nr. 65. https://musees.ville-senlis.fr/Collections/Explorer-les-collections/Rechercher-une-oeuvre/Musee-d-Art-et-d-Archeologie/Les-grandes-marguerites

[35]  Hans Körner/Manja Wilkens, Séraphine Louis 1864 – 1942. Biographie/Werkverzeichnis.  Berlin: Reimer-Verlag  2. Auflage 2015, S. 31

[36] Schweers, S. 52; Körner/Wilkens, S. 19

[37] Schweers, S. 61; Körner/Wilkens, S. 19

[38] Uhde, Von Bismarck bis Picasso, S. 259

[39] Schweers, S. 48 und 51

[40] Siehe dazu: Cloarec, S. 140ff

[41] „sa place n’est plus assurée dans le circuit sociale. Tout se défait.“ Cloarec, S. 32 und S. 31 siehe auch Vircondelet, S. 146ff

[42]  Körner/Wilkens, S. 12/13

[43]https://www.lefigaro.fr/cinema/2008/10/01/03002-20081001ARTFIG00411-seraphine-de-senlis-enfin-rehabilitee-.php  (morte probab­lement de faim)

[44]  Der Begriff der Extermination douce geht zurück auf ein Buch des Psychiaters Paul Lafont aus dem Jahr 1987: L’extermination douce. La mort de 40000 malades mentaux dans les hôpitaux psychiatriques en France sous le régime de Vichy. Siehe dazu: Pierre Broussolle, L’Extermination douce. La Cause des fous 40000 malades mentaux morts de faim dans les hôpitaux sous Vichy. https://www.cairn.info/revue-vie-sociale-et-traitements-2001-1-page-45.htm# Neuer und auf einem breiteren Forschungsstand:   Isabelle von Bueltzhingsloewen (Hrsg), « Morts d’inanition ». Famine et exclusions en France sous l’Occupation, Rennes, Presses universitaires de Rennes, 2005 und dies., L’Hécatombe des fous. La famine dans les hôpitaux psychiatriques français sous l’Occupation, Paris: Aubier 2007. Siehe dazu: Danièle Voldman in:https://www.cairn.info/revue-d-histoire-moderne-et-contemporaine-2008-4-page-234.htm

siehe auch Vircondolet, S. 167: er zitiert aus einem Rundschreiben der Regierung von Vichy vom 3. März 1942, wo von menschlichem Abfall (déchets) gesprochen wird, dessen Ernährung nicht zu rechtfertigen sei.

[45] Siehe dazu: Séraphine Louis und Camille Claudel- zwei parallele Leben. In: Schweers, Séraphine Louis, S. 62f. Zu Camille Claudel siehe auch den Beitrag auf diesem Blog: https://paris-blog.org/2019/12/22/camille-claudel-orte-der-erinnerung-an-eine-grosse-bildhauerin/ 

[46] Bild des Epitaphs aus: https://docplayer.fr/9911326-Seraphine-louis-1864-1942-artiste-peintre.html  Wie schwer sich die Gemeinde auch heute noch mit Seraphine tut, die dort ja viele Jahres ihres Lebens verbracht hat, wird aus dem entsprechenden Text der lokalen homepage deutlich: Elle meurt en 1942, et sera inhumée dans la fosse commune du cimetière de Clermont, et recevra comme épitaphe:  « Ici repose Séraphine Louis Maillard sans rivale, en attendant la résurrection bienheureuse ». https://www.clermont-oise.fr/ville/monuments-clermont  Da werden weder die (schlimmen) Umstände ihres Todes angegeben noch der (späte) Zeitpunkt,  wann die Tafel  installiert wurde.

[47] Siehe Cloarec, S. 159; Vircondolet, S. 159

[48] Körner/Wilkens, S. 115/116

[49] Siehe Körner/Wilkens, S. 271/272

[50] Das wird aus seinen Aufzeichnungen aus den Kriegsjahren deutlich. Siehe auch Cloarec, S. 170: „Il n’a jamais pu obtenir la nationalité française.“  Manfred Flügge schreibt allerdings in seinem Buch über Stéphane Hessel (Portrait d’un rebelle heureux) über Uhde: Il avait été naturalisé français dans les années 1930.

[51] Siehe den Blog-Beitrag über Otto Freundlich: https://paris-blog.org/2020/04/01/der-maler-und-bildhauer-otto-freundlich-ein-deutsch-franzoesisches-kuenstlerschicksal-eine-ausstellung-im-museum-montmartre/ 

[52] Siehe Cloarec, S. 169. Bild aus: https://www.artcurial.com/en/lot-seraphine-louis-dite-seraphine-de-senlis-1864-1942-nature-morte-aux-cerises-circa-1925-huile Es wurde 2012 für 25,741 Dollar verkauft.

[53]  „Fünf primitive Meister“ ist der Titel eines 1947 erschienenen Buches von Walter Uhde über Rousseau, Vivin, Beauchamp, Bombois und Séraphine Louis.

[54] Bilder  aus:  https://www.centrepompidou.fr/fr/ressources/oeuvre/cn74brg und   http://espacetrevisse.e-monsite.com/pages/mes-travaux-personnels-notes-etudes/l-arbre-rouge-de-seraphine.html

[55] Im Juni 2020, als wir das Centre Pompidou zuletzt besuchten, war dort leider kein einziges Werk von Séraphine Louis zu sehen.

[56] Siehe dazu den Blog-Beitrag  https://paris-blog.org/2016/04/18/exil-in-frankreich-sanary-les-milles-und-marseille/

[57] Bild aus: https://www1.wdr.de/fernsehen/kinozeit/sendungen/seraphine100.html

Merci, Gabriele Kalmbach!

In ihrem Blog „Zwischenstopp“ hat Gabriele Kalmbach einen sehr sympathischen Hinweis auf meinen Artikel über Seraphine Louis und Wilhelm Uhde veröffentlicht, den ich nachfolgend wiedergebe.

https://gabrielekalmbach.de/zweimal-frankreich-im-netz-2021_kw03/

Mit meinem Dank verbinde ich die Empfehlung, sich auch einmal auf dem schönen, professionellen Blog von Gabriele Kalmbach umzusehen. Neben kulinarischen Empfehlungen lädt die Reisejournalistin auch zu Entdeckungsreisen in La Belle France ein.

Paris-Blog: In seinem Paris-Blog schreibt der Historiker Wolf Jöckel gern erfreulich lange Beiträge zu seinem jeweiligen Thema – sehr differenziert und detailreich, selbstverständlich unter Angabe der Quellen und großzügig bebildert. Eine schätzenswerte Ausnahme im Internet! Im Dezember 2020 widmete er einen Artikel der »wunderbaren und tragischen Geschichte einer französischen Malerin und ihres deutschen ‚Entdeckers’«. Dabei handelt es sich um Séraphine Louis (1864–1942), die der Kunsthändler und Sammler Wilhelm Uhde in Senlis 1912 als seine Haushaltshilfe kennenlernte und mit Erstaunen ihr außergewöhnliches Talent als naive Malerin entdeckte. Als Kenner der zeitgenössischen Kunst (und als Förderer von Pablo Picasso, Georges Braque, dem »Zöllner« Rousseau und Marie Laurencin ) hatte Uhde ein Auge für unbekannte, aber vielversprechende Maler und Malerinnen… Was sich so märchenhaft anließ, endete traurig und tragisch.

Séraphine Louis und Wilhelm Uhde: Die wunderbare und tragische Geschichte einer französischen Malerin und ihres deutschen „Entdeckers“

2 Gedanken zu “Séraphine Louis und Wilhelm Uhde: Die wunderbare und tragische Geschichte einer französischen Malerin und ihres deutschen „Entdeckers“

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