Mit der Association Triangle de Weimar (Weimarer Dreieck) auf den Spuren Napoleons in Fontainebleau

Vor 30 Jahren, und zwar genau am 29. August 1991, schlossen die damaligen Außenminister Deutschlands, Frankreichs und Polens den Vertrag „Weimarer Dreieck“, benannt nach dem Ort der Vertragsunterzeichnung. „Parallel zum staatlichen Engagement gründete sich zur Beteiligung der Zivilgesellschaft der Verein Weimarer Dreieck e.V. am 27.8.2010 im Weimarer Rathaus. Es ist eine Vereinigung von Bürgerinnen und Bürgern sowie Vertretern aus Politik, Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft.“[1] 2015 folgte die Association „Triangle de Weimar“ in Frankreich.

Foto: Inès Duhesme

Aus Anlass des 30. Jahrestags der Vertragsunterzeichnung und des 200. Todestages Napoleons schrieb die Association „Triangle de Weimar“ einen Wettbewerb unter Studenten der drei Länder aus: Es sollte ein Essai über das napoleonische Erbe in den jeweiligen Ländern eingereicht werden.

Am 22. November 2021 fand im Pariser Goethe-Institut die Preisverleihung statt.

Foto: Inès Duhesme

Margarte Riegler-Poyet, die Präsidentin der Association Triangle de Weimar, mit den drei Preisträgern, Hubert Korzeniowski (Polen), Eymeric Job (Frankreich) und Attila Philipp Saadaoui (Deutschland)

Foto: Inès Duhesme

Im Anschluss an die Preisverleihung fand eine Podiumsdiskussion statt, an der neben den Preisträgern auch Napoleon-Spezialisten aus den drei Ländern des Weimarer Dreiecks teilnahmen: Aus Frankreich Thierry Lentz, der Direktor der Fondation Napoléon, aus Deutschland der Napoleon-Biograph Johannes  Willms und aus Polen der Historiker Prof.Dr. Jarosław Czubaty von der Universität Warschau.  Moderator war Mathieu Schwarz, Regisseur des von Arte gezeigten Dokumentarfilms „Napoleon-Metternich: Der Anfang vom Ende“ (2021). [2] Dabei wurden die unterschiedlichen Rezeptionen Napoleons deutlich: In Polen dominiert offenbar eine hohe Wertschätzung, weil Napoleon durch die Schaffung eines Großherzogtums Warschau eine -wenn auch beschränkte- Vorform nationaler Einheit geschaffen habe. Dass Napoleon eine polnische Geliebte hatte und mit ihr seine Zeugungsfähigkeit beweisen konnte, schmeichelte sicherlich auch dem Nationalgefühl. In Deutschland dagegen nimmt Napoleon im nationalen Geschichtsbewusstsein keine besondere Rolle ein und sein 200. Todestag wurde kaum wahrgenommen. Ganz anders  in Frankreich, wo dieser Tag eine große Debatte über die Rolle Napoleons auslöste. Immerhin gehört er -mit de Gaulle und Ludwig XIV.- zu den populärsten Figuren des Landes. Aber es gibt eben die „beiden Napoleons“, den Napoleon des Code civil und der Modernisierung Frankreichs, aber auch den Napoleon der Wiedereinführung der Sklaverei in den französischen Kolonien. Und des gibt den Napoleon der ständigen Kriege: Also einerseits der grandiosen Siege, an die die „Grande Nation“ noch heute gerne erinnert – die rue d’Iéna, in der das Pariser Goethe-Institut liegt, ist ein kleines Beispiel dafür; aber diese andauernden Kriege beförderten nicht nur den nationalen Ruhms, sondern forderten auch viele Opfer und führten zur rücksichtslosen Ausbeutung der eroberten oder „protegierten“ Länder.[3]  Als Thierry Lentz, da ganz napoleonischer Lobbyist, im napoleonischen Empire eine Vorform des vereinten Europas der Sechs sah, war es gut, dass  Johannes Willms Einspruch erhob: Napoleon habe doch nur -ganz im Sinne Ludwigs XIV.- eine Dominanz Frankreichs über den europäischen Kontinent angestrebt und in den europäischen Verbündeten eher Vasallen als Partner gesehen. Mit unseren heutigen Vorstellungen eines vereinten demokratischen Europas hat das wenig gemein.

Insgesamt jedenfalls eine sehr gelungene, anregende Veranstaltung und eine würdige Feier des 30. Jahrestags des Weimarer Dreiecks.

Der Besuch der Napoleon-Ausstellung im Schloss Fontainebleau

Teil des Rahmenprogramms dieses Jubiläums war passender Weise auch ein Besuch von Schloss Fontainebleau. Immerhin hatte Bonaparte kurz vor seiner Krönung im Jahr 1804 beschlossen, Fontainebleau zu einer seiner Residenzen zu machen: architektonischer Ausdruck der von ihm beanspruchten Legitimität. Dort quartierte er auch zweimal Papst Pius VII. ein: Von 1812 bis 1814, als nach der Annexion des Kirchenstaates der Kirchenführer in Fontainebleau gefangen gehalten wurde,  und zuerst 2004, als Napoleon den Papst für die Kaiserkrönung kommen ließ und dort einquartierte.

Davor allerdings musste das Schloss, das in den Revolutionstagen eines Großteils seiner Einrichtung beraubt worden war,  in kürzester Zeit wieder hergerichtet und möbliert werden: Das geschah innerhalb von 19 Tagen, was noch heute – nicht nur auf der homepage des Schlosses- mit Stolz verbreitet wird.

Foto: Inès Duhesme

Hier das neu eingerichtete ehemalige Schlafzimmer der Könige, das Napoleon zu seinem Thronsaal machte.[4] Von nun an existierten in dem Schloss die Symbole des Kaisers und der großen früheren Schlossherren nebeneinander.

Detail des von Napoleon installierten repräsentativen Schlosshof-Gitters.

Wappen von François Ier (der Feuer-Salamander)  in der nach ihm benannten Galerie. François Ier repräsentiert das erste Goldene Zeitalter von Fontainebleau.

Das gekrönte H steht für Heinrich IV. Henri Quatre, der erste König der Bourbonen, erneuerte nach den  Religionskriegen den alten Glanz des Schlosses. Sein Sohn, der spätere Ludwig XIII., wurde hier geboren.

Und dann war es Napoleon, der ehemalige Artillerieleutnant, der  in die Fußstapfen der großen Könige treten wollte, indem er sich in Fontainebleau niederließ. Er betrachtete diese immense Residenz als einen Schlüsselort, um seine Legitimität zu begründen. 

Dies wird unter anderem in der langen Galerie der großen Gemälde anschaulich, die -angeführt von François Gerards klassischem Portrait Napoleons im Krönungsornat (siehe Titelbild des Beitrags)[5]– die Mitglieder der kaiserlichen Familie zeigen. Hier zwei Beispiele:

Marie-Guillemine Benoist, Marie—Louise, Kaiserin der Franzosen (Ausschnitt) 1812. Marie-Louise steht vor dem Thron Napoleons und demonstriert so die Stabilität des Reichs auch während kriegsbedingter Abwesenheiten ihres  Mannes.

Eindrucksvoll sind auch die lebensgroßen Portraits der Familienmitglieder, die Napoleon auf den Thronen Europas platziert hatte. Hier das Portrait seiner Lieblingsschwester Caroline, der Königin von Neapel:

François Gerard, Caroline, Königin von Neapel (Ausschnitt). Nach 1808. Der Sohn Carolines, Achille, trägt die Uniform eines Obersten der kaiserlichen Garde seines Onkels; dessen Portrait zeigt das Amulett der Tochter Laetitia.  Der Kaiser ist also überall präsent…

Die besondere Rolle, die Napoleon für Fontainebleau -und Fontainebleau für Napoleon- spielte, ist der Grund dafür, dass in einem Flügel des Schlosses ein dem ersten Kaiserreich gewidmetes Museum eingerichtet wurde.

Dort fand/findet aus Anlass des 200. Todestags Napoleons eine spezielle Ausstellung statt: Ein Palais für den Kaiser. Napoleon I. in Fontainebleau. (15. September 2021 bis 3. Januar 2022) [6] Es war eine besondere Ehre, dass der Leiter des Museums, Herr Chrstophe Beyeler, extra an einem Sonntag aus Paris anreiste, um die Gruppe des Vereins Weimarer Dreieck durch die Ausstellung zu führen.

Herr Christophe Beyeler während seiner Führung

Er beschränkte sich dabei dankenswerter Weise auf die Präsentation einiger für den europäischen Kontext besonders aussagekräftiger Stücke, die er in ihren historischen Zusammenhang einordnete. Zum Beispiel das Portrait Napoleons in seinem Arbeitskabinett in den Tuilerien, gemalt von Jacques Louis David im Auftrag eines englischen Adligen- und dies mitten im erbitterten Krieg Frankreichs und Großbritanniens!

Napoleon wird in der Uniform eines Obersten der Garde dargestellt, die wir schon von dem kleinen Achill auf dem Portrait von Napoleons Schwester Caroline kennen. Die Uniform ist mit Orden geschmückt, dabei natürlich -mit rotem Band- der von Napoleon selbst gestiftete Orden der Ehrenlegion.

David, Napoleon in seinem Arbeitszimmer (1812) Detail

Auf dem Tisch liegt der Code Napoleon, dazu sein Degen: Der Kaiser wird als weiser Staatsmann und -darauf deutet auch die kleine sternenbesetzte Kugel hin- als Kriegsheld und Herr der Welt präsentiert. Und er ist Herrscher über die Zeit: Es ist früh am Morgen, vier Uhr! Auch die Bienen auf dem samtenen Stoff weisen ihn als unermüdlichen Arbeiter aus.

David, Napoleon in seinem Arbeitszimmer (1812) Detail

Bevor das Gemälde nach Schottland geschickt wurde, stellte es David öffentlich in seinem Atelier aus. Es wurde allgemein bewundert, auch von Napoleon selbst, der denn auch umgehend eine Kopie bestellte: David hatte, ohne dazu offiziell beauftragt zu sein, ein Stück Propaganda ganz im Sinne Napoleons produziert.[7]

Napoleon stellte ja schon früh die Kunst in den Dienst politischer Zwecke. Ein außergewöhnliches Beispiel ist diese Druckplatte, die uns Herr Beyeler mit einigem Stolz präsentierte. Das Motiv ist nicht ganz leicht zu erkennen, und ohne den Hinweis des Museumsdirektor hätte man dieses Ausstellungsstück wohl kaum beachtet.

Abgebildet ist -halbrechts in der Mitte- der junge, ungestüme General Bonaparte. Er zeigt, den Säbel in der Hand, den Italienern, wie er gerade zwei links auf einer Wolke sitzende und Bonaparte sehnsüchtig die Arme entgegenstreckende Figuren befreit: Es sind die Verkörperungen der Freiheit und der Wahrheit. Die tyrannische Monarchie und der von der katholischen Kirche repräsentierte Aberglauben dagegen flüchten sich, von der Armee  der Revolution geschlagen und gebeugt,  ins Abseits… Mit dieser Kartusche wurde eine Karte des italienischen Kriegsschauplatzes verziert, die  Bonaparte 1798 anlässlich seines Italien-Feldzugs in Mailand drucken ließ.

© Imperial Art | Bas-relief, Jean-Martin Renaud (1746-1821)

Auch dies ist ein außergewöhnliches Ausstellungsobjekt: Es handelt sich um ein aus Bienenwachs gefertigtes Relief auf einer Unterlage aus Schiefer. Außergewöhnlich ist auch die Darstellung: Die geflügelte Allegorie des Friedens ist dabei, die Pferde des Mars vom Wagen des Sieges auszuspannen. Und dann führt sie „Bonaparte zur Unsterblichkeit“, wie es in dem Titel des Reliefs heißt.[8] Es wurde 1802 von Jean-Martin Renaud, der später auch an den Reliefs der Vendôme-Säule arbeitete, auf dem Salon präsentiert; zu einer Zeit also, als Bonaparte als Erster Konsul auf Lebenszeit schon Alleinherrscher Frankreichs war. Und was die ausgespannten Pferde des Mars angeht: 1801 hatten Österreich und Frankreich in Lunéville Frieden geschlossen und damit den 2. Koalitionskrieg  beendet. Und am 27. März schlossen England und Frankreich den Frieden von Amiens. Die Hoffnung auf andauernden Frieden wurden aber bald enttäuscht: Denn knapp 14 Monate später spannte Mars seine Pferde wieder an….

Der Aufstieg Bonapartes ging aber -ob Frieden oder Krieg- unaufhaltsam weiter. Dieses Medaillon entstand zu einer Zeit (1807-1813), als Napoleon sich schon zum Kaiser gekrönt hatte., und hat als künstlerisches Modell die Gemmen der römischen Kaiserzeit.  Caesar und die römischen Kaiser waren Vorbilder für Napoleon, ja er versuchte sie noch zu übertreffen. An den ihre römischen Vorgänger noch in den Schatten stellenden Pariser Bauten des Kaisers wie dem Arc de Triomphe oder der Vendôme-Säule lässt sich das ablesen.[9] Und während die römischen Kaiser sich noch bei der Feier ihrer Triumphe an ihre Vergänglichkeit erinnern ließen, galt dies für den französischen Kaiser nicht: Der wurde schon, wie wir gesehen haben, zu Lebzeiten als „unsterblich“ überhöht.[10]  

Der politischen Propaganda diente natürlich auch das kaiserliche Tafelgeschirr, das in Fontainebleau verwendet wurde und jetzt dort ausgestellt ist.

Hier ein Teller mit den Wasserspielen der Wilhelmshöhe bei Kassel, hergestellt von der Manufacture de Sèvres. Kassel war 1806 von den französischen Truppen erobert worden. Es wurde Sommerresidenz des Königreichs Westphalen, zu dessen Herrscher Napoleon seinen Bruder Jerôme Bonaparte machte. Der Name Wilhelmshöhe passte da natürlich nicht mehr und wurde verändert, und zwar in  -wie könnte es anders sein- Napoleonshöhe….

In der Ausstellung wird auch diese Zeichnung von Benjamin Zix aus dem Jahr 1807 präsentiert. Zix war der Zeichner des napoleonischen Kunstkommissars und Kunsträubers Vivant Denon, der Napoleon bei seinen Feldzügen auf dem Fuß folgte.[11] Hier sieht man ihn bei der Sichtung und Plünderung der Kunstschätze des Kasseler Museums. Etwa 60 Gemälde, die aus der reichen Kasseler Sammlung entfernt wurden, dienten dazu, das Schloss Fontainebleau neu auszustatten.

Auf diesem Teller ist der Canal de l’Ourq abgebildet (Auf dem Stadtgebiet von Paris ist das der Canal Saint – Martin). Seine Entstehung geht zurück auf eine Anweisung Bonapartes aus dem Jahr 1802. Ziel der Anlage war es vor allem, die Versorgung von Paris mit frischem Wasser zu verbessern und die von Napoleon angelegten oder geplanten Brunnenanlagen mit Wasser zu versorgen. Aber auch für den Warentransport wurde der Kanal genutzt, wie auf dem Teller zu erkennen ist. 

Am 2. Dezember 1808, dem Jahrestag der kaiserlichen Krönung, wurde der Kanal eingeweiht. Um dieses für Napoleon so wichtige Datum einhalten zu können, wurden auch 300 preußische Kriegsgefangene für den Bau eingesetzt….

Die waren 1806 im Vierten Koalitionskrieg bei der vernichtenden Niederlage der preußischen Truppen bei Jena und Auerstedt in die Hände der siegreichen Franzosen gefallen. Während der vorherigen beiden Koalitionskriege gegen Frankreich hatte sich Preußen neutral verhalten. Aus dieser Zeit stammt eine große Uhr in Form eines „Denkmals zur Erinnerung an  Friedrich den Großen“, das eigentlich als Geschenk an den preußischen König gedacht war, dann aber wegen der preußischen Kriegserklärung in Paris verblieb.

Die von Louis Duguers 1800-1805 hergestellte Uhr ist ein „monument à la mémoire de Frédéric le Grand“ (Ausschnitt): In der Mitte  der sterbende preußische König, links ein -römisch gekleideter- Veteran, der ihm den Lorbeerkranz reicht, rechts die Muse der Geschichte. Und unten der stolz aufgerichtete preußische Adler – das Emblem, das auch Napoleon für sein Empire gewählt hatte.

Die Uhr ist Ausdruck der Verehrung Friedrichs des Großen durch Napoleon. Der sah in Friedrich II. den großen, kühnen Feldherrn und gleichzeitig den Staatsmann, der Preußen weise verwaltete und regierte.  Nur wegen dieses genialen Monarchen und Feldherren sei Preußen zur Großmacht aufgestiegen, so wie das Frankreich nun ihm zu verdanken habe. Zehn Tage nach dem Sieg über Preußen besuchte Napoleon die  Gruft Friedrichs des Großen in der Potsdamer Garnisonskirche. Und als „Souvenir“ nahm er die Totenmaske, den Schwarzen Adlerorden und den Potsdamer Säbel nach Paris mit….

Dass die preußische Bevölkerung die Franzosen weniger schätzte, zeigt dieser von der Königlich-preußischen Porzellanmanufaktur hergestellte Teller: Die französischen Soldaten werden als eine ziemlich wilde Truppe dargestellt- die Rotweinflaschen fehlen wohl nur deshalb, weil sie schon leergetrunken sind. Es handelt sich um das seltene Beispiel eines Porzellantellers, der für eine Karikatur genutzt wurde. Die Realität war allerdings, dass die tadellos uniformierten, in Reih und Glied aufmarschierenden preußischen Grenadiere von diesen Franzosen vernichtend geschlagen wurden…

Zu der Exkursion der Gruppe des „Weimarer Dreiecks“ nach Fontainebleau gehörte auch eine Besichtigung der „kleinen Appartements“, die nur im Rahmen einer Führung möglich ist. Sie dienten Napoleon und Josephine -und danach seiner zweiten Ehefrau Marie-Louise- als Rückzugsräume. Die beanspruchte Napoleon – im Gegensatz zu Ludwig XIV., der 24 Stunden am Tag eine öffentliche Person war. Napoleon habe sie, wie uns unser Führer erläuterte, auch für sein Familienleben genutzt: Die eigenen Räume und die seiner (jeweiligen) Frau lagen direkt nebeneinander. Hier spielte er auch mit seinem Sohn, dem kleinen König von Rom. Der habe zwar manchmal das Tischtuch mit allen Tellern runtergerissen, aber das habe der Vater als Zeichen des Selbstbewusstseins seines lang ersehnten Thronfolgers verstanden: ganz der Papa…..

Zu den Einrichtungsgegenständen gehört auch der Toilettentisch Josephines:

Auf ihr Erscheinungsbild legte Josephine allergrößten Wert. Ihr Hang zu Pracht und Luxus ist berüchtigt. 400 Schuhe und 600 Kleider soll sie besessen haben! Aber Napoleon akzeptierte das: Immerhin machte sie auf diese Weise Reklame für das französische savoir-faire im Bereich der Luxusproduktion- bis heute eine Säule der französischen Wirtschaft.

Josephine musste dann allerdings Marie-Louise Platz machen, die Napoleon den ersehnten  Thronfolger schenkte, der in diesen privaten Räumen aufwuchs.

Seine Mutter hatte hier auch einen Rahmen zur Anfertigung von Stickereien installiert – verziert mit dem kaiserlichen Symbol der arbeitsamen Biene.

Als unermüdlicher Arbeiter ist auch Napoleon in den Räumen des Schlosses präsent. Hier sein Arbeits- und Schlafzimmer mit dem dominanten Grün- seiner Lieblingsfarbe. [12] Bett und Schreibtisch stehen eng beieinander, und rechts von dem Bett befindet sich eine verdeckte Tür, durch die Napoleon schnell in die darunter liegende Bibliothek in den Petits Appartements gelangen konnte.

Foto: Inès Duhesme

Im Wohnzimmer neben seinem Schlaf- und Arbeitszimmer unterschrieb Napoleon am 18.4.1814 seine Abdankung.[13]

Danach nahm er am Fuß  der berühmten Hufeisentreppe des Schlosses seinen Abschied von der Alten Garde. Hier küsst er, umringt von Offizieren der Garde und Soldaten mit präsentiertem Gewehr, die Siegesfahne der Schlacht von Marengo.[14]

Der Hof wird seitdem auch „Abschiedshof“ genannt (La Cour des Adieux) Im Hintergrund sieht man die berühmte Hufeisentreppe. Die ist allerdings derzeit hinter Gerüsten und Planen verborgen, weil dringende Restaurierungsarbeiten vorgenommen werden. Im April 2022 soll sie aber „dans toute  sa splendeur“ wieder sichtbar sein, also strahlender als auf diesem schon etwas älteren Foto (wo die Treppe noch nicht im Rahmen einer Marketing-Aktion der Firma Kärcher gesäubert ist) . [15]

Dann werden zwar einige jetzt in Fontainebleau gezeigte Stücke der Napoleon-Ausstellung nicht mehr zu sehen sein, dafür allerdings andere prominente, die derzeit für die (bis 24. Dezember 2021 verlängerte) große Napoleon-Ausstellung in Paris/La Villette ausgeliehen sind:

Dort ist der Degen des Ersten Konsuls und späteren Kaisers ausgestellt, den Napoleon auch bei seiner Krönung zum Kaiser getragen hatte (deshalb auch épée du sacre genannt). [16]– Sein Griff war ja schon auf dem oben in Ausschnitten abgebildeten Portrait Napoleons in seinem Arbeitszimmer zu sehen.

Auch der berühmte Zweispitz (bicorne),  die charakteristische Kopfbedeckung Napoleons, gehört zu den noch ausgeliehenen Ausstellungsstücken des Napoleon-Museums in Fontainebleau[17]:

ALO02-060. Musée Napoleon. Salle 4. N290 Bicorne de Napoléon 1°

Anmerkungen

[1] Zitat aus einem  Flyer des Vereins. Mehr zum Verein Weimarer Dreieck siehe: https://www.weimarer-dreieck.org/

Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des Weimarer Dreiecks gab es eine gemeinsame Erklärung des Präsidenten des Bundesrates, des Präsidenten des französischen Senats und des Marschalls des polnischen Senats: https://www.bundesrat.de/SharedDocs/texte/21/20210218-gemeinsame-erklaerung-weimarer-dreieck.html

Wie in allen Blog-Beiträgen sind die Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Wolf Jöckel gemacht.

[2] https://www.arte.tv/de/videos/098381-000-A/napoleon-metternich-der-anfang-vom-ende/

[3] Siehe dazu meine Blog-Beiträge über den Arc de Triomphe: https://paris-blog.org/2016/11/01/der-arc-de-triomphe-die-verherrlichung-napoleons/ und https://paris-blog.org/2021/09/03/christos-pariser-traum-der-verhullte-triumph-napoleons/ (letzter Abschnitt: Der verhüllte Triumph Napoleons)

[4]https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/3f/La_salle_du_Tr%C3%B4ne_%28Ch%C3%A2teau_de_Fontainebleau%29.jpg

[5] Bild aus: https://www.wissenschaft.de/geschichte-archaeologie/gemaelde-erzaehlen-geschichte/

[6] Ein Überblick über die Ausstellung bei: https://www.chateaudefontainebleau.fr/wp-content/uploads/2021/09/www.chateaudefontainebleau.fr-dp-expo-palais-napoleon-2021.pdf

[7] Zu dem Bild siehe auch: https://www.chateaudefontainebleau.fr/5-mai-2021-napoleon-de-retour-a-fontainebleau/

[8] « La Paix fait dételer les chevaux de Mars du char de la Victoire, et conduit Bonaparte à l’immortalité ». Text und Bild aus: https://galerieimperialart.com/2021/08/25/don-dune-oeuvre-au-chateau-de-fontainebleau/

[9] Siehe die  Blog-Beiträge zur Vendôme-Säule und zum Arc de Triomphe: https://paris-blog.org/2021/06/02/150-jahre-abriss-der-vendome-saule-durch-die-commune-teil-1-ein-blick-auf-ihre-bewegte-geschichte-vive-lempereur-a-bas-lempereur-auch-ein-beitrag-zum-napoleonjahr-annee-napoleon-20/ und zum Arc de Triophe:  https://paris-blog.org/2021/09/03/christos-pariser-traum-der-verhullte-triumph-napoleons/ (Letzter Teil: Der verhüllte Triumph Napoleons) und: https://paris-blog.org/2016/11/01/der-arc-de-triomphe-die-verherrlichung-napoleons/

[10] Siehe: Gérard Gengembre, L’empereur immortel. Éditions du chêne 2002

[11] Siehe dazu die Blog-Beiträge: https://paris-blog.org/2021/05/05/vivant-denon-der-kunstrauber-napoleons-und-sein-musee-napoleon-louvre-teil-2-die-raubkampagnen-denons-in-deutschland-soll-ich-etwa-nichts-nehmen/  Siehe auch: https://paris-blog.org/2021/05/01/vivant-denon-der-kunstrauber-napoleons-und-sein-musee-napoleon-louvre-teil-1-die-grose-ausstellung-deutscher-raubkunst-1806-1807/ und -anhand eines Bildes im Museum Fabre in Montpellier- speziell zu der Plünderung der Kasseler Kunstschätze: https://paris-blog.org/2021/06/24/das-musee-fabre-in-montpellier-soulages-courbet-houdon-und/

[12] Bild aus: The Apartment of Emperor Napoleon Ist Château de Fontainebleau (chateaudefontainebleau.fr)

[13]  Bilder aus: The Apartment of Emperor Napoleon Ist Château de Fontainebleau (chateaudefontainebleau.fr)

[14] Siehe dazu:  https://www.napoleon.org/magazine/livres/les-vingt-jours-de-fontainebleau-la-premiere-abdication-de-napoleon-31-mars-20-avril-1814/

[15] https://www.chateaudefontainebleau.fr/wp-content/uploads/2021/09/www.chateaudefontainebleau.fr-dp-expo-palais-napoleon-2021.pdf S. 11  Foto aus: https://www.france-voyage.com/frankreich-tourismus/bilder-schloss-fontainebleau-1482.htm

https://www.kaercher.com/de/inside-kaercher/unternehmen/sponsoring/kultursponsoring/schloss-fontainebleau-hufeisentreppe-fontainebleau-frankreich.html

[16] Bild aus: https://www.napoleon.org/histoire-des-2-empires/objets/epee-du-sacre-de-napoleon/

[17] Bild aus: https://www.chateaudefontainebleau.fr/en-2021-rencontrez-napoleon-ier-au-chateau-de-fontainebleau/

Weitere Blog-Beiträge mit Bezug zu Napoleon:

Der Arc de Triomphe: Die Verherrlichung Napoleons. (Vive l’empéreur Teil 1)  https://paris-blog.org/2016/11/01/der-arc-de-triomphe-die-verherrlichung-napoleons/

Christos Pariser Traum: Der verhüllte Triumph Napoleons  https://paris-blog.org/2021/09/03/christos-pariser-traum-der-verhullte-triumph-napoleons/

Das Napoleon-Museum auf der Île d’Aix (Vive l’empéreur Teil 2)   https://paris-blog.org/2016/11/16/das-napoleon-museum-auf-der-ile-daix-vive-lempereur-teil-2/

Napoleon in den Invalides (Es lebe der Kaiser!/Vive l’empéreur Teil 3)  https://paris-blog.org/2017/03/12/napoleon-in-den-invalides-es-lebe-der-kaiser-vive-lempereur-3/  

Die Manufacture des Gobelins: Politik und Kunst  (August 2018)  https://paris-blog.org/2018/08/01/die-manufacture-des-gobelins-politik-und-kunst/

Napoleon, de Gaulle und Victor Hugo: Notre Dame, die Geschichte und das Herz Frankreichs  https://paris-blog.org/2019/05/02/napoleon-de-gaulle-und-victor-hugo-notre-dame-die-geschichte-und-das-herz-frankreichs/

150 Jahre Abriss der Vendôme-Säule, Teil 1: Ein Blick auf ihre bewegte Geschichte. Vive l’empereur! À bas l’empereur!)   https://paris-blog.org/2021/06/02/150-jahre-abriss-der-vendome-saule-durch-die-commune-teil-1-ein-blick-auf-ihre-bewegte-geschichte-vive-lempereur-a-bas-lempereur-auch-ein-beitrag-zum-napoleonjahr-annee-napoleon-20/

Vivant Denon, der Kunsträuber Napoleons und sein Musée Napoléon Teil 1: Die große Ausstellung deutscher Raubkunst 1806/1807 https://paris-blog.org/2021/05/01/vivant-denon-der-kunstrauber-napoleons-und-sein-musee-napoleon-louvre-teil-1-die-grose-ausstellung-deutscher-raubkunst-1806-1807/  

Vivant Denon, der Kunsträuber Napoleons und sein Musée Napoléon Teil 2: Die „Raubkampagnen“ Denons in Deutschland: Soll ich etwa nichts nehmen? https://paris-blog.org/2021/05/05/vivant-denon-der-kunstrauber-napoleons-und-sein-musee-napoleon-louvre-teil-2-die-raubkampagnen-denons-in-deutschland-soll-ich-etwa-nichts-nehmen/

Weitere geplante Blog-Beiträge:

J’ai deux amours: Mon pays et Paris. Josephine Baker im Pantheon

Der Elefant der Bastille

Das Reiterstandbild Heinrichs IV. auf dem Pont Neuf

Das Pantheon der großen (und der weniger großen) Männer und der wenigen großen Frauen, Teil 2: Der Kult der großen Männer

7 Gedanken zu “Mit der Association Triangle de Weimar (Weimarer Dreieck) auf den Spuren Napoleons in Fontainebleau

  1. Pingback: Avec L'Association Triangle de Weimar sur les traces de Napoléon à Fontainebleau - Patrimoine culturel et monument historique

  2. filmaac

    Hallo,Ich lese immer die Beiträge des Paris und Frankreich Blogs mit großem Interesse und Vergnügen. Im letzten Beitrag haben sich, ganz ungewohnt, allerdings einige Flüchtigkeitsfehler eingeschlichen, die sicher schnell behoben werden können.Herzliche Grüße Von meinem/meiner Galaxy gesendet

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