Une ville sans graffitis serait comme une rivière sans poissons”. (Nemo)
Eine Stadt ohne Graffitis wäre wie ein Fluss ohne Fische
Paris hat viele Superlative. Zu ihnen gehört sicherlich auch der, dass es wohl eine der Städte der Welt ist, die am meisten von der Street-Art geprägt ist.[1] Vergleiche ich jedenfalls Paris mit Frankfurt, ist der Unterschied ganz deutlich. Natürlich gab und gibt es auch in Frankfurt viele Street art- Werke man denke nur an die Bemalung der Mauer um den Neubau der EZB. Aber in Paris begegnet man ihr auf Schritt und Tritt. Ich möchte deshalb im ersten Teil dieses Beitrags einige Eindrücke von der Street- Art in Paris vermitteln. Das will und kann kein systematischer Überblick sein, sondern lediglich andeuten, wie vielfältig die Street- Art-Szene ist Paris ist. In nachfolgenden Beiträgen möchte ich dann mehrere Street-Art-Künstler etwas intensiver vorstellen, die mit ihren Arbeiten wichtige und, wie ich finde, schöne Beiträge zur Ausgestaltung des öffentlichen Raums der Stadt leisten:
- Mosko, Jeff Aérosol und Jerôme Mesnager
- Den Invader
- Monsieur Chat, Miss Tic, Fred le Chevalier
In diesem ersten Teil also zunächst ein kleiner (persönlicher) Überblick über die Pariser Street-Art-Szene:
Da gibt es die Tintenfische mit menschlichen Gesichtern von GZUP, die aus sicherer Höhe auf die Passanten herabblicken[2] wie die Mona Lisa in der rue des archives im Marais.
Durch diese Positionierung erhöht sich natürlich ihre Lebensdauer: Sie sind vor Beschädigungen und Übermalungen sicherer, zumal ab 4 m Höhe die jeweiligen Hauseigentümer zuständig sind und nicht die Stadt Paris.
Sehr präsent in Paris ist auch der Straßenkünstler A2, also zweimal A, was für amour und Anarchie steht. (Hier fotografiert im Goutte d’Or, wo er sehr präsent ist, im Februar 2018)
… und hier in Montmartre…
…. Manchmal befinden sich in der Nähe von Straßenschildern gleich mehrere kleine Werke verschiedener Street-Art-Künstler. Sie scheinen sich in Gemeinschaft wohl zu fühlen …
In sicherer Höhe sind auch die Sprüche von Pö im texto-Französisch zu sehen, Hier am Boulevard Soult:
Gibt es niemanden, der sich in mich verlieben will?
Und ei uns um die Ecke im Impasse de Mont-Louis im 11. Arrondissement…
Es ist hart, wenn man alleine ist
Dieses Bekenntnis regte dann zu einer direkt darunter veröffentlichten Liebes- und Leideserklärung an:
Der codex urbanus belebt Hauswände mit allerlei phantastischen Lebewesen – hier in der Rue de Candie, ebenfalls im 11. Arrondissement und in der rue des Francs Bourgeois im 4. Arrondissement. Die Exemplare des Codex haben zwar lateinische Namen, aber sie sind reine Produkte der Phantasie und der Träume. Insofern passt es, dass Codex urbanus im Mai 2016 durch eine Ausstellung im Musée Gustave Moreau geehrt wurde, denn mit dessen Namensgeber teilt er „le goût pour le songe, le fantastique et le Symbolisme“. [3]
278
Dieses phantastische 278. Exemplar des Codex Urbanus habe ich denn auch gleich um die Ecke des musée Gustave Moreau entdeckt. (Rue de la tour des dames, 9. Arrondissement, November 2018)
Vielleicht stand der Codex Urbanus Pate bei bei diesem wunderbaren Skelett im Tunnel der promenade plantée unter der rue de Reuilly( 12. Arrondissement, aufgenommen März 2019).
Sehr schmuck sind die bunt bemalten Pfosten eines Straßenkünstlers, der sich cyklop nennt.[4] Auf die Enden von Pfosten malt er einziges großes buntes Auge- insofern passt sein Künstler-Pseudonym. Bei dem Pfosten in der Cité de l’Ameublement am jardin Titon im 11. Arrondissement ist es allerdings ein lachende Gesicht: Ergebnis eines Projekts mit einem benachbarten Kindergarten. Da kann man sich gut vorstellen, wie begeistert die Kleinen bei der Sache waren!
Die LéZarts de la Bièvre schmücken triste Hauswände entlang des heute in Paris überbauten Flüsschens Bièvre – hier im 5. Arrondissement mit einem Gemälde von Caillebotte, den „raboteurs du parquet“, den Parkettschleifern.
Öfters begegnet man auch in Paris den von Clet Abraham verfremdeten Verkehrsschildern.[5] Besonders hat er es offenbar auf Verbotsschilder abgesehen wie hier an der Kreuzung zwischen der Rue Saint Maur und der Rue du Chemin Vert im 11. Arrondissement oder in der Rue de Quatre Fils im Marais.
Dass das Durchfahrt-verboten-Zeichen weggetragen oder zusammengequetscht wird, ist auch ganz im meinem Sinn, weil hier –im Gegensatz zu vielen anderen Pariser Einbahnstraßen- keine Ausnahmeregelung für Fahrradfahrer vorgesehen ist.
Das nachfolgend abgebildete Schild ist eine typisch Clet-sche hommage an Leonardo da Vincis vitruvianischen Menschen. Die an Vinci angelehnte Darstellung des Menschen ist in ein Verbotsschild platziert: Die Botschaft Clets: Trotz aller Verbote und Einschränkungen ist und bleib der Mensch das Maß aller Dinge.
Die Arbeit ist zu sehen 2019/2020 in der Ausstellung veni vidi vinci, parallel zu der Leonardo da Vinci-Ausstellung im Louvre, in der der art urbain gewidmeten neuen Galerie Fluctuart. Die befindet sich -wie der Name andeutet- auf einem Seine-Schiff, festgemacht etwas flussabwärts des pont Alexandre III. (Neben der Galerie gibt es auf dem Schiff auch eine Bar und schöne Plätze an Deck mit Aussicht).
Sehr präsent in Paris ist auch Gregory mit dem Künstlernamen Gregos, der sein eigenes Portrait an den Wänden der Stadt befestigt.
Zunächst waren das Masken mit ausgestreckter Zunge – so wie er als kleiner Junger immer seine Zunge herausstreckte, wenn er fotografiert werden sollte. (5a) Inzwischen verändert er in jedem Jahr das Motiv seiner Selbstportraits. Am Quai 36 des Gare du Nord kann man eine ganze Serie von ihnen betrachten.
Leicht zu erkennen und zuzuordnen sind die Wandbilder von Seth, hier zum Beispiel ein schönes auf dem butte aux cailles, einem Viertel im 13. Arrondissement, das bei Street-Art-Künstlern besondere Attraktivität genießt.
Öfters sieht man inzwischen auch Figuren mit den großen runden und schwarzen Augen von Kam et Laurene (5b), hier zum Beispiel passend zum Namen der Straße im 11. Arrondissement oder -ebenfalls im 11. Arrondissement- den Kapuzenmann, der aus dem (zugemauerten) Fenster in der Passage de la Folie Regnault blickt: Aus der Tristesse dieses Ortes wird damit ein „Hingucker“.
Sehr schön und passend ist seit Neuestem auch der lebensgroße Spaziergänger an der bei Spaziergängern und Joggern beliebten promenade plantée am Eingang des Tunnels unter der rue de Reuilly im 12. Arrondissement. Entdeckt habe ich die Figur im Februar 2019, als der Mantel noch sehr passend war. Das Foto entstand aber bei frühlingshaften Temperaturen im März 2019 )
Überall in Paris zu sehen sind auch die Puzzlestücke von Béa Pyl, hier zum Beispiel eines in der Rue Sédaine im 11. Arrondissement. Manche haben auch eine Aufschrift, oft mit Aufforderungscharakter: enjoy, smile, vivre, love…. (5c) – ein weiterer Puzzleteil von ihr wird diesen Beitrag abschließen….
Große leere Hauswände hat Kraken, „le Docteur Oktopus du street-art“ (Télérama) mit seinen überdimensionalen Oktopussen bemalt. Hier unübersehbar an der rue de Rivoli. (Januar 2022)
Weniger auffällig sind dagegen die kleinen sportlichen Männ.er, die die Topografie von Hauswänden für ihre sportlichen Übungen nutzen wie dieser Turner in der rue de Ménilmontant. (Nr. 54-56, aufgenommen April 2019) Umso mehr freue ich mich immer, wenn ich einen von ihnen entdecke.
Eine feste und prominente Adresse für die Pariser Street art ist seit nunmehr 10 Jahren die Wand (le MUR) in der Rue Oberkampf/Ecke Rue Saint-Maur im 11. Arrondissement. MUR bedeutet dabei nicht nur „Mauer“ sondern ist auch eine Abkürzung für „Modulable, Urbain, Réactif). Alle zwei Wochen wird da ein neues Werk produziert und ausgestellt und auf dem kleinen Platz davor gibt es ein nettes Café, von dem aus man bei einer Tasse Kaffee die „Mauer“ betrachten kann. Le MUR hat gerade ihr zehnjähriges Jubiläum gefeiert und gehört zu den Projekten der Street-Art, die von der ville de Paris gefördert werden. [6]
(Nr. 241 von Case Maclain)
(Nr. 234 von Jason Botkin)
( Nr. 256 von Doudou’style April 2018)
Da die entsprechenden Daten auf der mur und im Internet bekannt gegeben werden, kann man sogar mit etwas Glück und Planung die Entstehung eines neuen Werkes beobachten – so wie wir am 18. November 2017 die Arbeit der brasilianischen Street Art-Künstlerin Fefe Talavera – das 246. Werk der MUR Oberkampf.
Neueren Datums ist le M.U.R. in der rue de la Roquette, ebenfalls im 11. Arrondissement: Wenn wir mit dem Fahrrad einen Ausflug in die Stadt gemacht haben, kommen wir immer daran vorbei und freuen uns.
Hier ist im Winter 2021/2022 die Street-Art-Adaptation eines Gemäldes von Guido Reni zu bewundern. Ein echter Hingucker!
Auch an anderen Stellen der Stadt gibt es solche für die Street-Art reservierten und von der Stadt geförderten Plätze. So zum Beispiel im 12. Arrondissement le M.U.R 12 in der rue du Sahel, da wo die promenade plantée/la coulée verte die Avenue du général Michel Bizot kreuzt. Hier kommen wir immer mit dem Fahrrad auf dem Weg ins Schwimmbad vorbei. Kürzlich präsentierte da Monsieur Qui/Eric Lacan eine Arbeit. (6a) In der Ankündigung dazu heißt es:
“ Il propose ses visages de femmes mysterieuses, combinées à des motifs végétaux, masquant une douce satire des diktats féminins imposés par la société. Son jeu trouble et ambigue du noir et planc explore l’héritage des graveurs du XIXe siècle et notamment de Gustave Doré.“
Hier zwei kämpfende Büffel (Juni 2018)
Eine weitere, allerdings auf Dauer angelegte und zur Touristenattraktion von Paris gewordene Mauer ist die je t’aime-Mauer an der Place des Abesses im 18. Arrondissement.
Sie ist aus 511 Kacheln zusammengesetzt , auf denen in über 300 Varianten und 200 Sprachen die Worte „ich liebe dich“ stehen. Da liegt es nahe, die Version in der eigenen Sprache zu suchen und den Liebsten oder die Liebste davor zu fotografieren. Aber natürlich gibt es in der Stadt der Liebe auch (mehr oder weniger professionelle) Straßenkünstler, die auf ein solches vorgefertigtes Angebot nicht angewiesen sind.
Diese beiden Versionen sind (waren?) in der rue d’Alexandre im 2 Arrondissement und -ganz unübersehbar- am Boulveard Voltaire gegenüber der Kirche St. Ambroise im 11. Arrondissement zu sehen.
Und im Marais in der rue du Foin (3ième):
… eine ganze Folge mit roten Herzen gibt es an einer Hauswand .im impasse de Saint Eustache im 1. Arrondissement. Die Herzen stammen von einem Street Art-Künstler, der sich In Love nennt. Jedes seiner Graffiti ist nach seinen eigenen Worten « une déclaration d’amour à la femme que j’aime » . Begonnen hat er mit seinen Herzen 2017 im 20. Arrondissement. Aber seitdem sind sie überall in Paris zu sehen. Siehe: https://happypaint.fr/le-street-art-celebre-lamour/
Ebenfalls im Marais an dem kleinen Platz Ecke rue des Tournelles und rue Roger Verlomme, wo die Köchin und der Koch eines benachbarten Hotels gerade eine Frühstückspause machte.
Es gibt sicherlich unzählige weitere, anonyme oder weniger prominente Beispiele für Street- Art in Paris; wie etwa die Taube, die ich ab und zu mal im Pariser Norden gesehen habe…
… oder die kleine Spinne bei dem vor unserem Haus abgestellten Fahrrad, die leider nach einigen Tagen wieder verschwunden war. (6b)
Offensichtlich hatte sie sich ein paar Häuser weiter in der Rue de Croix Faubin ein ruhigeres Plätzchen gesucht….
Reiseführer mit vorgeschlagenen Street art-Rundgängen und Führungen durch Arrondissements, in denen die Street- Art besonders lebendig ist – z.B. durch das Gebiet nördlich des Bassin de la Villette oder durch Belleville- gibt es inzwischen auch schon. [7]
In Belleville -wie überhaupt im traditionell eher „roten“ Ost von Paris transportiert die Street-Art übrigens oft und gerne auch politische Botschaften. So zur (in Frankreich extrem restriktiven und abschreckenden) Flüchtlingspoltik..
… oder zur Obdachlosigkeit und zur Arbeitslosigkeit. Jèrémy, an den hier erinnert wird, wohnte im 21. Arrondissement, das es in Paris nicht gibt. Er hatte also keinen Wohnsitz. Und die Freiheitsgöttin des berühmten Gemäldes von Delacroix schwenkt nicht die Tricolore, sondern ein Schild von pôle emploie, dem französischen Arbeitsamt.
Derzeit sehr „angesagt“ ist vor allem das 13. Arrondissement, das zahlreiche anonyme Hochhausbauten der Nachkriegszeit aufweist, deren triste Fassaden inzwischen immer mehr –mit Unterstützung des zuständigen Bezirksbürgermeisters- mit großformatigen Wandbildern bemalt werden.[8]
Große Wandgemälde gibt es aber auch an anderen Stellen der Stadt, zum Beispiel im Marais (an der Ecke der Rue des Rosiers und der Rue Vieille du Temple (4. Arr.) zum Tag der Frauen….
oder im 20. Arrondissement zur Gruppe Manouchian, einer Widerstandsgruppe gegen die deutsche Besatzer von Paris. Aufgrund eines Propagandaplakats des Vichy-Regimes und der deutschen Besatzungsbehörden, das nach der Verhaftung und Hinrichtung der Gruppe verbreitet wurde, ist sie auch unter dem Namen „affiche rouge„ bekannt geworden – gewissermaßen als Kontrapunkt sind auf dem Wandbild die Mitglieder der Gruppe mit einem roten „Heiligenschein“ versehen…
Übrigens ist es hier nicht die mairie, die die für diese Arbeit die Hauswand zurVerfügung gestellt hat, sondern die copropriété, also die Eigentümergemeinschaft – so etwas ist wohl nur im traditionell linken Osten der Stadt möglich.
Dieser Überblick ließ sich nun fast nach Belieben ausweiten. Das würde aber den Rahmen dieses einführenden Berichts und auch dieses Blogs sprengen. Auffällig ist aber im Blick auf die Pariser Street -Art- Literatur, die professionell angebotenen Street-Art-Spaziergänge und die eigenen Beobachtungen, dass die Street-Art vor allem im Pariser Osten (einschließlich dem Nord- und dem Südosten) heimisch ist. Die charakteristische Trennung zwischen dem eher proletarisch-volkstümlichen Osten und dem bürgerlich-bourgeoisen Westen von Paris schlägt sich also auch in diesem Bereich nieder.
Auf zwei (natürlich auch im Pariser Osten tätig gewordene) Street-Art- Künstler soll abschließend noch einmal hingewiesen, von denen schon im Bericht über Belleville die Rede war, nämlich Ben und Nemo. (9)
Bens großes Wandbild an der Place Fréhel gehört zu den bekanntesten Street-Art-Werken in Paris.
Man muss sich vor Worten in Acht nehmen
Ben ist einer der international prominentesten Street Art-Künstler von Paris. Er war in den 1960-er Jahren Mitglied der Fluxus-Kunstrichtung, zu der auch u.a. Bazon Brock, John Cage, Yoko Ono und Joseph Beuys gehörten, auf der Dokumenta in Kassel war er auch schon vertreten. Besondere Berühmtheit erlangte sein kleiner Plattenladen, den er von 1958 bis 1973 in Nizza betrieb. Seine Mutter hatte ihm dafür die erforderlichen Mittel zur Verfügung gestellt, um ihm eine gesicherte Lebensgrundlage zu ermöglichen. Die Aufsehen-erregende Fassade des kleinen Lädchens war aus allen möglichen gebrauchten Gegenständen zusammengesetzt: Motto über der Eingangstür: Tout est art, tout est marchandise/ Alles ist Kunst, alles ist zu verkaufen. Und „tout est art“ -allerdings mit einem sehr berechtigten Fragezeichen versehen- war auch der Titel einer Ben-Ausstellung im Musée Maillol 2016/2017.
Wenn ich mich recht erinnere, wurde vor einigen Jahren Bens Lädchen- auch „Bizard Bazar“ oder Loboratoire 32 genannt- in der Schirn-Kunsthalle in Frankfurt ausgestellt; die letzte Version kaufte das Centre Pompidou auf, wo sie heute zu sehen ist.
Ein fester Bestandteil der Street-art-Szene von Belleville sind auch die Wandbilder von Nemo, vor allem die Bemalung der Hauswand an der Ecke des Boulevard Belleville und der Rue de Ménilmontant und des Supermarkts in der Rue de Ménilmontant. Ursprünglich sollen, so die „Legende“, die poetischen Wandmalereien Momos mit dem schwarzen Mann –oft mit Regenschirm- mit fliegendem Drachen, Vögeln, Katzen und dem roten Luftballon dem kleinen schulunwilligen Sohn Nemos den Weg zur Schule schmackhaft gemacht haben.
Der rote Luftballon bezieht sich auf den Kurzfilm „Le Ballon rouge“ von Albert Lamorisse aus dem Jahr 1956, der mit der Goldenen Palme von Cannes und sogar mit einem Oskar für das beste Originaldrehbuch ausgezeichnet wurde: Er spielt im Ménilmontant der 50-er Jahre und es geht um einen magischen Ballon, der den kleinen Jungen Pascal auf Schritt und Tritt begleitet. Eine zauberhafte Geschichte, an deren Ende aber die Zerstörung des Luftballons durch eifersüchtige Altersgenossen –und damit das Ende der Kindheit- steht. Aber dann reißen sich in der ganzen Stadt Ballons los und fliegen zu dem Jungen, der sie zusammenbindet und sich in den Himmel tragen lässt, hoch über der Stadt. Für viele französische Kinder der 50-er Jahre war der „rote Ballon“ geradezu ein Kultfilm, wie die hymnischen Kommentare zu dem Film zeigen, die man im Internet findet. („Ein wahres Wunder“; „meine Kindheit“; „unbestreitbar einer der besten Kurzfilme aller Zeiten“). Begeistert war auch der Schriftsteller Peter Stephan Jungk, der als 6-Jähriger den Film- seinen ersten- in Amerika sah und sich damals und durch ihn in Paris verliebte. (10) Auch wenn Nemo den kleinen Pascal durch den bonhomme noir ersetzt hat, so knüpft er mit seinen poetischen Bildern an diesen Film –und seinen Erfolg- an.
Ausblick:
In nachfolgenden Beiträgen einer kleinen Pariser Street-Art-Reihe möchte ich einige Street- Art- Künstler vorstellen, die im Stadtbild von Paris besonders viele und prominente Spuren hinterlassen haben und die ich ganz besonders schätze:
… Mosko…
… Jef Aérosol…
…Jerôme Mesnager…
… den Invader ….
…und Miss Tic…
… M Chat und Fred le Chevalier
Alle sind in Paris deutlich präsent und sie sind (inzwischen) auch so prominent, dass ihre Werke meist nicht mehr „ephemère“ sind, wie das ja eigentlich typisch für die Street- Art ist. Sie haben eigene websites, vermarkten ihre Arbeiten, sind in Ausstellungen vertreten und werden für Werbezwecke oder die Ausgestaltung des öffentlichen Raums engagiert. Sie sind aus Paris also nicht mehr wegzudenken. Wenn man durch die Stadt geht oder fährt, wird man immer wieder auf ihre Werke stoßen und sich über zufällige Begegnungen mit ihnen freuen. So geht es jedenfalls mir und vielleicht ja auch einigen Leser/innen dieses Blog-Beitrags der, wie die drei nachfolgenden, zu dieser Entdeckerfreude beitragen möchte.
Street-Art gibt es überall, also Augen auf!
Angesichts der großen Vielfalt der Street-Art in Paris lohnt es sich also, mit offenen Augen durch die Stadt zu gehen und zu fahren und sich über das zu freuen, was man meist (fast) auf Augenhöhe entdecken kann, also:
Ein Puzzle-Teil von Béa Pyl in der Rue Charles Delezcluse (11e)
Weitere Beiträge zur Street – Art in Paris auf diesem Blog:
- Jeff Aerosol, Jerôme Mesnager und Mosko (Street-Art in Paris 2) https://paris-blog.org/2018/06/01/street-art-in-paris-2-mosko-jef-aerosol-und-jerome-mesnager/
- Der Invader (Street-Art in Paris 3) https://paris-blog.org/2018/10/01/street-art-in-paris-3-der-invader/
- Monsieur Chat, Miss Tic und Fred le Chevalier (Street-Art in Paris 4) https://paris-blog.org/2019/02/01/street-art-in-paris-4-monsieur-chat-miss-tic-und-fred-le-chevalier/
- Gare du Nord, Quai 36 (Street-Art in Paris 5) : https://paris-blog.org/2020/04/08/street-art-in-paris-5-gare-du-nord-quai-36/
Zur Street-Art siehe auch die Beiträge zu folgenden Stadtvierteln:
- Das multikulturelle, aufsässige und kreative Belleville: Modell oder Mythos? https://paris-blog.org/2016/07/18/das-multikulturelle-aufsaessige-und-kreative-belleville-modell-oder-mythos/
- La Goutte d’Or https://paris-blog.org/2016/05/30/la-goutte-dor-oder-klein-afrika-in-paris/
- La Butte aux Cailles https://paris-blog.org/2019/07/01/la-butte-aux-cailles-ein-kleinstaedtisches-idyll-in-paris/
- Das Marais (1): https://paris-blog.org/2020/04/20/grosse-maenner-und-frauen-des-marais-eine-ortsbesichtigung-anhand-der-portraits-des-street-art-kuenstlers-c-215-teil-1-grosse-maenner/
- Das Marais (2): https://paris-blog.org/2020/05/10/grosse-maenner-und-frauen-des-marais-eine-ortsbesichtigung-anhand-der-portraits-des-street-art-kuenstlers-c-215-teil-2-grosse-frauen/
Anmerkungen
[1] Es gibt ganz unterschiedliche Schreibweisen des Begriffs. Ich habe mich für die vom Duden empfohlene entschieden, also Street-Art. Den Begriff Urban Art verwende ich nicht, weil er offenbar eher ein Oberbegriff ist, der auch andere Kunstformen umfasst. Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Urban_Art
[2] http://www.streetlove.fr/interview/la-pieuvre-de-gzup-streetart-interview.html
[3] http://www.codexurbanus.com/codex-sinvite-chez-gustave-bestiaires-croises-musee-gustave-moreau
[4] http://lecyklop.blogspot.de/
[5] https://fr.wikipedia.org/wiki/Clet_Abraham
(5a) http://www.telerama.fr/sortir/street-art-quand-gregos-tombe-le-masque,131937.php
(5b) Bild aufgenommen im Februar 2018
https://www.urbacolors.com/fr/artist/kam-laurene
[6] http://www.lemur.fr/realisations/
https://fr.wikipedia.org/wiki/Le_MUR_(art_urbain)6a
Auf der Wand rechts unten ist immer angegeben, wann der Wechsel stattfindet.
Die Stadt Paris benutzt ausdrücklich die Street-Art als Mittel ihres Stadt-Marketings. Siehe: Street Art. Paroles des Murs. In: À Paris. Le magazine de la ville de Paris, no 64, Hiver 2017/2018, S. 28
(6a) https://www.facebook.com/Eric.Lacan/
(6b) Solche Spinnen waren schon 2012 einer amerikanischen Touristin im 11. Arrondissement aufgefallen. Auch wenn sie wohl nur eine kurze „Lebenszeit“ haben, sie sind doch ganz offenbar nicht vom Aussterben bedroht.
[7] siehe dazu den Blog-Beitrag über „Das multikulturelle, aufsässige und kreative Belleville“, Abschnitt Street -Art
Stadtführungen zu Street -Art in Belleville bietet an: http://www.ca-se-visite.fr/demandez-le-programme-2 (12 € pro Person)
Ein neuer Street-Art-Führer mit 8 vorgeschlagenen Rundgängen durch verschiedene Stadtviertel: Stéphanie Lombard, Guide Street Art/Paris. Paris: Gallimard 2017
Eine Karte von Paris mit Street-Art-Orten und kurzen Erläuterungen: http://web.archive.org/web/20130427062928/http:/www.paris-streetart.com:80/pdf/carte-pochoir-paris
[8] http://www.mairie13.paris.fr/mairie13/jsp/site/Portal.jsp?page_id=94 siehe auch : Le street art poursuit sa conquête des quartiers parisiens. L’art envahit la rue. In: cnewes 19.5.2017
siehe dazu auch: Georges Feterman: Paris, 24 nouvelles balades à thèmes. Paris 2017. Darin: Balade no 21: mur peints et trompe-l’oeil, S. 155f
(9) weitgehend übernommen aus dem Blog-Beitrag über „Das multikulturelle, aufsässige und kreative Belleville“, Abschnitt Street -Art
(10) Peter Stephan Jungk, Marktgeflüster. Eine verborgene Heimat in Paris. FFM: Fischer 2021, S. 30/31
Geplante Beiträge:
- Little India, das indische Viertel in Paris
- Street-Art in Paris (2) Mosko, Jef Aérosol und Jerôme Mesnager
- Hector Guimard: Jugendstil in Paris/art nouveau à Paris
- Street-Art in Paris (3) Der Invader
- Auf dem Weg nach Paris: Die Mühle von Valmy, ein Fanal der Französischen Revolution