Dies ist die Fortsetzung des im Februar 2020 in diesen Blog eingestellten Beitrags über die Pariser Ringbahn, die Petite Ceinture – in einem kürzlich im Reiseteil der FAZ veröffentlichten Beitrag auch die Pariser Gürtellinie genannt.
In diesem ersten Teil ging es vor allem um die Geschichte dieser in der Mitte des 19. Jahrhunderts angelegten Ringbahn, die zunächst militärischen und wirtschaftlichen Zwecken diente, dann aber vor allem ein wichtiges Mittel des Personentransports war, um eine Verbindung zwischen den Pariser Kopfbahnhöfen herzustellen. Als diese Verbindungen dann direkter und schneller durch die Metro-Linien ermöglicht wurden und Lastkraftwagen ein effizienteres Mittel des Warentransports wurden, verlor die Ringbahn immer mehr an Bedeutung und wurde schließlich ganz aufgegeben. Die Trasse wurde sich selbst bzw. der Natur überlassen. In den letzten Jahren aber hat die Stadt Paris die Bedeutung dieses Grüngürtels erkannt und ist dabei, einige dafür geeignete Teilstücke als Naherholungsgebiete zugänglich zu machen: Das ist gemeint, wenn von der reconquête der Petite Ceinture, gesprochen wird. Um diese Zurückgewinnung der Ringbahntrasse geht es in dem nachfolgenden Beitrag.
In den Jahren nach Stilllegung der Petite Ceinture war die ehemalige Bahntrasse weitgehend sich selbst bzw. der Natur überlassen, die allmählich das Gelände zurückeroberte.[1] Nur die Bahngleise wurden von der Eigentümerin, der Staatsbahn SNCF, freigehalten, weil darunter wichtige und wertvolle Glasfaserkabel verlegt waren.
1993 wurde aber nicht nur der regelmäßige Verkehr auf dem größten Teil der Petite Ceinture eingestellt, sondern auch die Association Sauvegarde Petite Ceinture (ASPCRF) gegründet, deren schon im Namen kenntlich gemachtes Ziel es war, die stillgelegte Ringbahn –wenn auch in veränderter Form- zu erhalten.[2] Die Planungen bezogen sich zunächst auf die Nutzung der Petite Ceinture als Trasse für eine Straßenbahn. Allerdings gab es auch schon Überlegungen, die Straßenbahn stattdessen auf den boulevards des Maréchaux zu platzieren. Aber es gab auch Vorschläge, statt einer Straßenbahn die Trasse für einen umweltfreundlichen Transport von Gütern zu nutzen.[3] Und schließlich setzten sich mehrere Initiativen für eine Nutzung als Grüngürtel („promenade plantée“ bzw. „coulée verte“) ein, wobei allerdings auch hier die Vorstellungen stark voneinander abwichen: Pfad für Fußgänger? Weitergehende Nutzung z.B. für Spielplätze und Gärten? Die Petite Ceinture als ein der Natur überlassenes Biotop?
Inzwischen sind mehrere Teilstücke der Petite Ceinture für die Öffentlichkeit geöffnet und diese „Rückeroberung“, wie sie von der Stadtverwaltung genannt wird, soll fortgesetzt werden. Bis 2020 sollen insgesamt etwa 10 Kilometer zugänglich sein.[4]
Diese Planungen liegen auf einer Linie mit der allgemeinen „Rückeroberungspolitik“ unter den sozialistischen Bürgermeistern Delanoë und Hidalgo. Die bezog und bezieht sich ja schon seit längerem auf prominente Plätze wie die Place de la République, die Place de la Nation oder die Place de la Bastille und auf große Straßen wie die rue de Rivoli oder den Boulevard Voltaire, wo der Autoverkehr zurückgedrängt und mehr Platz für Fußgänger und Fahrradfahrer geschaffen wird; und natürlich auf die „Rückeroberung“ der Seine-Tiefkais, der „berges de la Seine“, die jetzt endlich und wohl auch endgültig vom Autoverkehr befreit sind.[5]
Die „Rückeroberungspolitik“ ist, so umstritten sie in ihrer konkreten Umsetzung auch sein mag, eine stadtplanerische Notwendigkeit. Paris ist eine „ville hyperdense“ (6) : Deshalb ist jeder Quadratmeter zusätzlicher Naherholungsraum ein Gewinn. Paris ist immerhin mit 21 290 Einwohnern pro Quadratkilometern die mit Abstand dichtbevölkertste Stadt Europas- vor Barcelona mit 16 200 und London mit 12 000 – und weit vor den deutschen Großstädten (München 4570; Berlin 4060; Frankfurt 2960 und München 2340). (7) Und wären nicht die außerhalb des früheren Festungsgürtels, also der „natürlichen“ Stadtgrenze, gelegenen großen Naherholungsgebiete Bois de Vincennes und Bois de Boulogne eingemeindet, sähen die Zahlen noch wesentlich ungünstiger für Paris aus.
Die bisher für die Öffentlichkeit freigegebenen oder zur Freigabe vorgesehenen Teilstücke der Petite Ceinture bringen allerdings nur wenig Entlastung, sind sie doch recht kurz. Das hat seinen Grund wohl vor allem in den Tunneln, die bisher abgesperrt sind und die zum Teil auch zu lang sind, um durchgängig geöffnet werden zu können. Da ist eher daran gedacht, die Tunneleingangsbereiche für Veranstaltungen (z.B. Disko, Musik) zu nutzen. In einer Tageswanderung Paris auf den ehemaligen Trassen der Petite Ceinture umrunden zu können, wird sicherlich ein Traum bleiben. Aber immerhin gibt es schon kleine Naherholungsgebiete und Ruhezonen für Mensch und Natur, und es soll noch weitere geben. Für den Paris-Besucher werden sie sicherlich nicht erste Adressen sein, aber wenn man etwas mehr Zeit und Muße hat, lohnt sich ein Besuch, den man ja meist auch gut mit anderen Projekten verbinden kann.
Nachfolgend werden einige der bisher zugänglich gemachten Teilstücke der Petite Ceinture vorgestellt. Die Reihenfolge folgt der Nummerierung der betroffenen Arrondissements.
Die Petite Ceinture im 12. Arrondissement
Die gemeinschaftlichen Gärten am Square Charles Péguy
Eine von der Stadt Paris unterstützte und von mehreren Initiativen getragene Form der Nutzung der Bahntrasse ist die Einrichtung von gemeinschaftlichen Gärten. Einer davon befindet sich im 12. Arrondissement neben den Gleisen der Petite Ceinture beim Square Charles Péguy
Der Eingang befindet sich in der rue Rottembourg 21 bei der Überführung.
Als wir uns 2018 dort umsahen, trafen wir zufällig den Verantwortlichen der zuständigen Association. 20 Mitglieder bewirtschaften gemeinschaftlich einen Teil des Gartens. Wenn man ein Jahr lang am Gemeinschaftsgarten mitgearbeitet hat, kann man aber auch ein privates Eckchen zugeteilt bekommen. Die Gärten sind für jedermann zugänglich, die Mitglieder der Association sind also darauf angewiesen, dass ihre Arbeit und vor allem die Früchte ihrer Arbeit respektiert werden- vor allem dann, wenn 2019 das parallel verlaufende Teilstück der Petite Ceinture öffentlich zugänglich gemacht wird.
Ein Problem für die Gärtner ist natürlich die Erde, die neben den alten Bahngleisen natürlich –vorsichtig ausgedrückt- nicht optimal ist, geschweige denn ökologischen Ansprüchen entspricht. Eine wesentliche Aufgabe der Gartenfreunde ist also die Bodenverbesserung bzw. der Bodenaustausch. Die zu Hause anfallenden Bioabfällle werden mitgebracht und zu Kompost verarbeitet. Zum Teil werden Hochbeete angelegt, so dass nicht tief wurzelnde Pflanzen auf jeden Fall in unverdorbenem guten Boden wachsen.
Der rührige Vereinsvorstand wollte uns gleich engagieren, hatte aber Verständnis, dass das in unserem Fall nicht passt. Schenkte uns aber zum Abschied einige Ableger eines sehr aromatischen Bohnenkrauts.
Inzwischen (September 2019) sind die Kürbisranken bis hoch zu den Bahngleisen gewachsen…
Von dort hat man nun auch einen direkten Zugang zu dem neuen Teilstück der Petite Ceinture. An dem Zugang befindet sich auch eine kleine Ausstellung zur die Geschichte der Petite Ceinture.
Dazu gehört auch ein kleines Quiz, z. B. mit der nachfolgenden Frage, welchem der vier angegebenen Tiere man kaum auf der Petite Ceinture begegnen wird: Fledermaus, Wildschwein, Fuchs oder Fasan. Die richtige Antwort lautet: B, also Wildschwein. (Den anderen drei Tieren bin ich allerdings bei meinen Wanderungen auf der Petite Ceinture noch nicht begegnet.)
Die Villa du Bel Air: Ein neues Teilstück wird zugänglich gemacht (2019)
Seit dem Frühjahr 2019 ist das an diesen Gärten gelegene Teilstück der Petite Ceinture zwischen der Villa de Bel Air und der Rue des Meuniers (1670 Meter) für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
An der schönen Seitenstraße Villa du Bel-Air gab es früher einen Bahnhof der Petite Ceinture, jetzt einen Behinderten-gerechten Zugang zu dem neu eröffneten Teilstück. Im Jahr 1887 habe es hier insgesamt 787 000 Passagiere gegeben, wie man einer Informationstafel entnehmen kann, und 132 bis 172 Personen- und Güterzüge pro Tag. Wenn man dabei die Nachzeiten ohne Zugverkehr berücksichtige, bedeute das eine Zugfrequenz alle 6-7 Minuten mit 120 Passagieren am Bahnhof Bel-Air-Ceinture.
Wie auch an anderen Stellen der Petite Ceinture waren hier die Artisten der Street-Art schon am Werk….
…. und neben dem Bahndamm haben Wohnsitzlose ihre Zelte aufgeschlagen.
Durch das neue zugänglich gemachte Teilstück wird eine Verbindung zwischen der coulée verte René-Dumont und dem Bois de Vincennes geschaffen.[8] Man kann dann also auf einem ca 5 km langen schönen, interessanten Spazierweg von der Place de la Bastille über den Viaduc des Arts und die promenade plantée/coulée verte Renée-Dumont bis zum lac Daumesnil, dem Bois de Vincennes und dem musée de l’immigration, dem Ort der Kolonialausstellung von 1931, gelangen. Es ist ein Spaziergang auf der ehemaligen Trasse des Chemin de fer Paris à Vincennes und dann weiter an die Marne und dann auf einem kleinen Stück der Petite Ceinture. Höchst empfehlenswert![9]
Inzwischen (September 2019) ist zwar die Strecke zwischen dem Cours de Vincennes und der rue de Charenton noch nicht offiziell freigegeben, aber auf einem der ehemaligen Gleise ist schon ein schöner Weg für Jogger, Fußgänger, Kinderwagen etc angelegt.cp
Und es wurden schon oder werden gerade Schilder zur Orientierung montiert.
Wenn da allerdings zu lesen ist, dass es noch 20,6 km nach Bercy seien, bedeutet das nicht, dass die Petite Ceinture bis dorthin zugänglich wäre….
Die Petite Ceinture im 13. Arrondissement (seit 2016)
Dieses Teilstück der Petite Ceinture ist das dritte (nach denen des 16. und des 15. Arrondissement), das für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Es ist -begrenzt durch nicht zugänglich Tunnel- nur 500 Meter lang.
Weil es sich um ein Teilstück der Petite Ceinture mit dem ehemaligen Bahnhof von Rungis handelt, konnten nicht nur die ehemaligen Bahngleise, sondern auch die ehemaligen Bahnhofs.- und Lagerflächen „zurückerobert“ werden. Angelegt wurde hier Rasenflächen zum Entspannen und Spielflächen für Kinder.[10]
Also ein interessantes Angebot für die Bewohner des 13. Arrondissements. Und einen kleinen, allerdings nicht öffentlich zugänglichen, gemeinschaftlichen Garten gibt es auch hier.
Zugang: 60, rue Damesme 75013 Paris Métro Maison Blanche, ligne 7 oder Station Poterne des Peupliers der Straßenbahnlinie T 3a (zwischen Porte de Vincennes und Pont du Garigliano)
Die Petite Ceinture im 15. Arrondissement (2013)
Das seit 2013 zugänglich gemachte Teilstück der Petite Ceinture im 15. Arrondissement verbindet zwei Parks, den Park Georges Brassens und den Park André Citroën, der seinen Namen einer ursprünglich dort angesiedelten Autofabrik verdankt.
Dieses 1,5 Kilometer lange Teilstück der Petite Ceinture verläuft parallel zu dem Boulevard Victor auf einem Damm.
Am Anfang und Ende des Weges (Place Balard, Olivier de Serres) gibt es Aufzüge, mit denen der Damm leicht zu erreichen ist.
Der Weg ist „ein schöner versteckter Ort“ in Paris[11], mit viel Grün, umgeben von der Stadtlandschaft, aber abgeschirmt von ihrem Lärm: ideal für Jogger, für Spaziergänger und vor allem auch für Kinder, die hier gefahrlos ihre ersten Fahrversuche mit Fahrrädern unternehmen können.
In der Mitte des Wegs kommt man am früheren Bahnhof Vaugirard vorbei.
Das war früher ein stattliches Bahnhofsgebäude mit Fahrkartenverkauf, Wohnung und Diensträumen für den Bahnhofsvorstand und einem Wartesaal oben an den Bahngleisen.[12]
Heute bietet der Bahnhof ein ziemlich tristes Bild – aber vielleicht gibt es ja Pläne für eine neue, sinnvolle Nutzung. Ich habe einen Vorschlag: Vielleicht könnten die rührigen Freunde der Petite Ceinture dort ja ein kleines Museum einrichten….
Das alte Schild LM signalisierte den Zugführern, dass hier ihr Spielraum zum Rangieren endete. (Limite de Manœuvre)
Intakt ist noch der alte Aufgang zu den Bahngleisen des Bahnhofs.
Im Bereich des früheren Bahnhofs ist das Gelände der Petite Ceinture ausgeweitet und bietet damit zusätzliche Erholungs- und Kommunikationsmöglichkeiten…
Paris de la Seine à la Seine
Seit Neuestem gibt es auch den Vorschlag für einen Spazierweg, der die gesamte südliche Trasse der Petite Ceinture entlang führt, sie zum Teil – wie auf dem hier beschriebenen Teilstück im 15. Arrondissement- auch direkt nutzt. Es gibt dazu in den Rathäusern der Arrondissements (und sicherlich auch im Info-Zentrum des Pariser Rathauses) einen Faltplan mit dem Titel: Petite Ceinture. Paris de la Seine à la Seine. Danach handelt es sich um einen neuen künstlerischen und kulturellen Weg, der im Auftrag der Stadt Paris von einem Architektur-Kollektiv entworfen wurde. Entlang des Weges wird auf kulturelle und historische Sehenswürdigkeiten aufmerksam gemacht, Aussichtspunkte und mögliche Ein- und Ausstiege sind ebenfalls eingezeichnet. Wie lange die Strecke insgesamt ist und wie viel Zeit man dafür veranschlagen muss, ist nicht angegeben. Aber im Frühjahr oder Sommer werden wir uns da sicherlich einmal auf den Weg machen.
Der „corridor écologique“ im 16. Arrondissement (2007)
Das erste 2007 für die Öffentlichkeit zugänglich gemachte Teilstück der Petite Ceinture liegt im 16. Arrondissemet zwischen dem boulevard de Montmorency und dem boulevard Beauséjour.+
Es handelt sich um einen 1,2 km langen Pfad. Die früheren Schienen sind zwar entfernt, der Schotter als Untergrund aber noch erhalten, und es ist unverkennbar, dass man sich auf einem teilweise leicht erhöhten ehemaligen Bahndamm befindet.
Mit Hilfe von Anpflanzungen, kleinen Lichtungen, naturnahen Sitzplätzen und Mauern wird der Weg etwas aufgelockert. Da es sich auch um einen Lehrpfad handelt, gibt es auch sechs Stationen mit entsprechenden Erläuterungen.[13]
An die Vergangenheit der Petite Ceinture erinnert noch diese Sitzbank:
Und ein „hôtel des insectes“ darf natürlich auch nicht fehlen:
Zugänge zu diesem Teilstück der Petite Ceinture: gegenüber dem Haus Nr. 77 des Boulevard de Montmorency (Einmündung der rue du Ranelagh und gegenüber dem Haus Nr. 36 des boulevard de Beauséjour.
Das Haus im Hintergrund des Bildes weist übrigens darauf hin, dass es sich hier in der Tat um einen „schönen Aufenthalt“ im noblen 16. Arrondissement handelt. Und es ist ja wohl auch kein Zufall, dass gerade hier –noch zu Zeiten einer konservativen Stadtregierung- das erste Teilstück der Petite Ceinture für die öffentliche Nutzung zugänglich gemacht wurde.[14]
Die Recylerie (18. Arrondissement)
Auch wenn die Recyclerie gerne noch den sogenannten Pariser „Geheimtipps“ zugerechnet wird[15]: Eher ist es eine „angesagte Location“. Denn sie ist in der Tat nicht nur ein Café-Restaurant, sondern auch ein Reparatur-Atelier, eine Recycling-Kooperative, ein Veranstaltungsort und eine urbane Farm. Und das alles in einem ehemaligen Bahnhof der Petite Ceinture über, entlang und zum Teil auch auf den alten stillgelegten Gleisen der Pariser Ringbahn. Der Name Recyclerie, auch REcyclerie geschrieben, weist auf das Konzept hin, das in 4 Rs zusammengefasst wird: Repenser, Réduire, Réparer und schließlich natürlich: Recycler.[16 ]
Ein besonderer Reiz der Recyclerie ist es, dass man nicht nur überhalb der Bahngleise Platz nehmen kann, sondern es auch Sitzgelegenheiten entlang der Gleise gibt, die man über einen Lauben- Treppengang erreicht.
Dabei kommt man an einen Hühnerstall vorbei mit einem an der Böschung zu den Bahngleisen angelegten Freigehege.
An dem schmalen Gang zwischen den Gleisen und der Böschung gibt es Tische und Sitzplätze- Dort fühlt sich auch M Chat wohl. [17]
Daran schließt sich eine besondere Attraktion der Recyclerie an, nämlich der Gemüsegarten.
Hier wird der ökologische Anspruch der Recyclerie anschaulich: Alle entsprechend verwertbaren Stoffe werden kompostiert.
Und die so erzeugte fruchtbare Erde dient dann für die Aufzucht neuer Pflanzen.
Besonders eindrucksvoll ist das Bewässerungssystem in dem Gemüsegarten, das sein Vorbild in Lateinamerika hat: Es werden Tonkugeln (Oyas) verwendet, die mit Wasser gefüllt werden, das sie dann langsam und kontinuierlich an die Umgebung abgeben. So spart man Arbeitszeit und Wasser, weil auf diese Weise kein nutzloses Oberflächenwasser verdunstet.
Zur Recyclerie gehört auch eine kleine Werkstatt, wo kleine Reparaturen erledigt werden und man auch Werkzeuge ausleihen kann.
Und es gibt auch kulturelle Angebote, zum Beispiel im Sommer ein open-air Kino auf den Bahngleisen! Und für Interessierte gibt es auch jeden Dienstag und Samstag 16 Uhr Führungen durch die Anlage. (Anmeldungen über die Homepage: http://www.larecyclerie.com/infos-pratiques/)
Insgesamt eine sympathische Einrichtung, die ihren Namen zu Recht trägt und die man wohl eher in Berlin als in Paris vermutet hätte. So ganz alternativ ist die Pariser Recyclerie dann allerdings doch nicht: wird sie doch freundlich unterstützt von der Firma Veolia. Das ist ein französischer Multi, der in vielen Ländern und Bereichen tätig ist, auch der Abfallwirtschaft- und der die Recyclerie -immerhin nicht aufdringlich- für seine Imagepflege nutzt…
Praktische Informationen: Metro Linie 4. Porte de Clignancourt. Saal und Quais sind ab 12 Uhr geöffnet, Sonntags schon ab 11.
La Petite Ceinture in Ménilmontant (20. Arrondissement, 2018)
Ein kleines Teilstück der Petite Ceinture im 20. Arrondissement wurde 2018 öffentlich zugänglich gemacht.
Von der rue de Ménilmontant führt eine breite Treppe zu der tiefer gelegten Trasse bzw. den früheren Quais, des Bahnhofs Ménilmontant, von dem allerdings nichts mehr erhalten ist.[18] Immerhin gibt es noch den alten Fußgängerüberweg, der an den früheren Bahnhof erinnert.
Der Wildwuchs, der sich in den Jahren nach der Stilllegung der Bahn entwickelt hatte, wurde etwas gelichtet und das dabei entfernte Holz aufgeschichtet. Für den Zaunkönig offensichtlich ein idealer Lebensraum.
Und Schlüsselblumen fühlen sich dort offenbar auch wohl.
Es gibt einen gemeinschaftlich betriebenen Garten….
mit Mais, Kürbissen, Borretsch und Obstbäumchen, der hoffentlich nachhaltig betrieben wird. Die Anwohner sind jedenfalls aufgerufen, sich da entsprechend zu engagieren. (19)
…. und einige Bänke aus Holz zum Sitzen und Lagern.
Das zwischen zwei abgesperrten Tunneln gelegene Teilstück ist nur 220 Meter lang. Sicherlich kein Ausflugsziel, aber eine mögliche (Zwischen-)Station eines Besuchs des multikulturellen kreativen und aufsässigen Stadtteils Belleville.[20],
Anmerkungen:
[1] https://www.paris.fr/equipements/petite-ceinture-du-16e-pc-16-16227
[2] https://www.petiteceinture.org/Chronologie-des-debats-des-etudes.html
[3] http://www.leparisien.fr/paris-75/paris-75012/paris-le-debat-sur-l-avenir-de-la-petite-ceinture-reporte-20-03-2016-5644417.php
[4] https://www.paris.fr/actualites/10-km-de-la-petite-ceinture-ouverts-d-ici-2020-4764
Zur Geschichte, der aktuellen Situation der den Perspektiven der Petite Ceinture siehe auch die Seite der Association Sauvgarde Petite Ceinture: https://www.petiteceinture.org/
[5] Siehe den Blog-Beitrag: Die Seine-Ufer in Paris. Der schwere Abschied vom (Alp-)traum einer autogerechten Stadt. https://wordpress.com/post/paris-blog.org/10225
Zu den einzelnen Projekten der „Rückeroberung“ der Petite Ceinture siehe: https://www.petiteceinture.org/Ouverture-au-public-de-troncons-de-la-Petite-Ceinture-d-ici-2020-le-saut-vers-l.html#3_planning_des_travaux_et_des_ouvertures
(6) Le Monde, 2.5.2019, S.12
(7) Angaben von 2018 aus einer Statistik (Luftige deutsche Städte) in Der Spiegel 18/27.4.2019, S. 59
[8] https://www.mairie12.paris.fr/ma-mairie/nature-en-ville/la-reconquete-de-la-petite-ceinture-370
Zur coulée verte Renée-Dumont siehe auch den Blog-Beitrag über die Guinguettes: https://wordpress.com/post/paris-blog.org/7664
[9] Siehe dazu die Blog-Beiträge: Das Palais de la Porte Dorée und die Kolonialausstellung von 1931: https://wordpress.com/post/paris-blog.org/6242 und: Die Kolonialausstellung von 1931 (2): Der ‚menschliche Zoo‘ im Jardin d’acclimatation und der Tausch von ‚teutonischen Krokodilen‘ und ‚Menschenfressern‘ zwischen Paris und Frankfurt: https://wordpress.com/post/paris-blog.org/6678
[10] https://www.paris.fr/equipements/petite-ceinture-du-13e-pc-13-18089
[11] https://www.unjourdeplusaparis.com/paris-vert/jardin-la-petite-ceinture-du-15e
[12] Bilder aus: https://www.petiteceinture.org/Gare-de-Vaugirard-Ceinture-1867.html
[13] https://www.pariszigzag.fr/balade-paris/rehabilitation-petite-ceinture-balade-paris
[14] Eine Erkundung dieses Teilstücks der Petite Ceinture lässt sich sehr gut mit einem Besuch des nahe gelegenen und äußerst sehenswerten Museums Marmottan Monet kombinieren http://www.marmottan.fr/
15] https://geheimtippsparis.wordpress.com/2016/04/02/cafe-restaurant-la-recyclerie/ Dort auch die beiden nachfolgenden Bilder
[16] http://www.larecyclerie.com/programmation/
[17] Siehe den Blog-Beitrag: Street-Art in Paris (4): Monsieur Chat, Miss Tic und Fred le Chevalier: https://paris-blog.org/2019/02/01/street-art-in-paris-4-monsieur-chat-miss-tic-und-fred-le-chevalier/
[18] https://www.paris.fr/equipements/petite-ceinture-du-20e-pc-20-19205
[20] Siehe den entsprechenden Blog-Beitrag: https://paris-blog.org/2016/07/18/das-multikulturelle-aufsaessige-und-kreative-belleville-modell-oder-mythos/
Siehe auch die schöne Fotoreportage von Jérômine Derigny: https://www.collectifargos.com/story/a-la-reconquete-de-la-petite-ceinture/#.XbV5zS17RN0 Februar 2022
Weitere geplante Beiträge:
- La place des Victoires in Paris: Das Modell eines königlichen Platzes
- Die Mauer der Generalpächter, Ledoux und Lavoisier
- Die Mauer der Generalpächter (2): Die vier erhaltenen Torhäuser von Ledoux
- Pariser Erinnerunsorte an den Holocaust (Fortsetzung)