Wie man eine Revolution feiert: der 14. Juli in Paris

Frankreich feiert am 14. Juli die Erstürmung der Bastille  am 14. Juli 1789,  für Victor Hugo die Geburtsstunde der Freiheit,  „l’éveil de la liberté.“  Seit 1880 ist der 14. Juli der französische Nationalfeiertag. Damals allerdings bezog man sich nicht allein auf den 14. Juli 1789, sondern auch bzw.  eher auf den 14. Juli des darauf folgenden Jahres: An diesem Tag  wurde zur Erinnerung an den Sturm auf die Bastille das sogenannte Föderationsfest gefeiert, bei dem der König  Ludwig XVI. vor Vertretern aller Provinzen und Stände einen feierlichen Eid auf die Nation ablegte: Eine große Kundgebung nationaler Einheit, während der Sturm auf die Bastille  für viele konservative/monarchistische  Abgeordnete  der Nationalversammlung als Bezugspunkt eines  Nationalfeiertags nicht infrage kam.   Der 14. Juli 1790 ist inzwischen allerdings weitgehend aus dem kollektiven Gedächtnis der Franzosen verschwunden, und so war es auch nur konsequent, dass die großen Feiern zum 200-jährigen Jubiläum der Französischen Revolution 1989 stattfanden und nicht ein Jahr später. Im angelsächsischen Bereich ist die Sache sowieso klar: Da ist der 14. Juli der „Bastille-day“.[1]

Seit 1880 hat sich ein Ritual der Feiern zum 14. Juli herausgebildet.  In seinem Paris-Roman schreibt  Edward Rutherford dazu:

„Was für ein Glück für die nachfolgenden Generationen, dass die Sansculottes, als sie die Französische Revolution im Jahr 1789 mit der Erstürmung der Festung einläuteten, sich dafür ausgerechnet einen Sommertag ausgesucht hatten. Die perfekte Wahl für einen Feiertag mit Festlichkeiten, Paraden und Feuerwerk“.[2]

Rutherford hat hier den Dreiklang der Feiern des 14. Juli in ganz Frankreich und natürlich auch und vor allem in Paris bezeichnet:

  • Die Festlichkeiten, das  sind Konzerte und Tanz, in Paris vor allem der Tanz in den Kasernen der Feuerwehr
  • Die Paraden, in Paris natürlich die große Parade auf den Champs – Élysées
  • Das große Feuerwerk am Eiffelturm, das die Feierlichkeiten zum 14. Juli abschließt.

In diesem Jahr ist allerdings (fast) alles (ganz) anders. Die nach wie vor geltenden Beschränkungen aufgrund der CV-Pandemie verbieten, dass die Feierlichkeiten so wie üblich ablaufen:

  • Der Tanz in den Kasernen der Feuerwehr wird ausfallen, weil da das geforderte Abstandsgebot nicht durchsetzbar ist.
  • Die große Parade auf den Champs-Élysées wird ebenfalls ausfallen: Eng nebeneinander marschierende Soldaten und ein dicht gedrängtes Publikum stehen natürlich auch im Widerspruch zu den nach wie vor geltenden Verhaltensregeln. Statt dessen wird es eine  Zeremonie mit begrenzter Teilnehmerzwahl auf der place de la Concorde geben. Da sollen die Soldaten und vor allem das medizinische Personal geehrt werden, die am „Krieg“ gegen den Virus beteiligt waren, möglicherweise auch- wie von vielen Seiten gefordert- Vertreter der „Alltagshelden“, der „héros du quotidien“, die in den Zeiten des confinements/shutdowns dafür gesorgt haben, „systemrelevante“ Bereiche des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens aufrecht zu erhalten. Die Luftwaffe wird sich allerdings wie gewohnt präsentieren, und damit werden auch die Farben der Tricolore in den Himmel über der place de la Concorde gezeichnet werden.
  • Das Feuerwerk am Eiffelturm findet auch unter Corona-Bedingungen statt. Da es allerdings nicht mehrere hunderttausend  Schaulustige auf dem Champ de Mars und anderen bevorzugten Schauplätzen geben darf, wird das Gebiet um den Eiffelturm weiträumig abgesperrt.

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Karikatur von Plantu in Le Monde vom 14. Juli 2020

Der diesmal völlig andere 14. Juli ist für mich Anlass, darzustellen, wie der Nationalfeiertag sonst in Paris begangen wird und wie er -hoffentlich-  im nächsten Jahr wieder gefeiert werden kann, vielleicht dann sogar in einer Form, die die Erfahrungen dieses besonderen Jahres berücksichtigt….

  1. Musik und Tanz

Als zentraler Ort von Festlichkeiten bietet sich natürlich aus historischen Gründen der Bastille-Platz an. Allerdings erinnert dort  nur noch wenig an den 14. Juli 1789. Die Bastille wurde ja bald nach ihrer Erstürmung bis auf die Grundmauern abgetragen.  Kleine, fast versteckte Erinnerungen gibt es noch: So die Plakette mit dem Plan der Bastille an einem der angrenzenden Häuser (Place de la Bastille Nummer 5), die anlässlich der Proklamation des 14. Juli zum Nationalfeiertag dort angebracht wurde.

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Plan der Bastille – begonnen 1370, erobert vom Volk am 14. Juli 1789 und abgerissen im gleichen Jahr. Der Umriss der Festung ist auf dem Boden dieses Platzes markiert. 14. Juli 1880.

Diese Umrisse waren bis vor kurzem sehr klar erkennbar und eindrucksvoll im Kopfsteinpflaster des Platzes und einiger auf ihn hinführender Straßen markiert.

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Nach dem  Umbau des Platzes 2019/2020 gibt es kein Kopfsteinpflaster mehr, sondern Asphalt und eine neue Form der Markierung. Dieser Umbau ist städtebaulich sehr überzeugend und ein Segen für Fußgänger und Radfahrer. Aber dem alten Kopfsteinpflaster mit seinen schön abgesetzten Bastille-Markierungen trauere ich dennoch etwas nach….

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Die Säule in der Mitte des Platzes mit dem glänzenden Génie de la liberté erinnert übrigens nicht an die Revolution von 1789, sondern an die Revolution von 1830.

Errichtet ist sie über den Gräbern der während der drei  Aufstandstage, den „Trois Glorieuses“, getöteten Revolutionären.

Hier ist die Säule im Fahnenschmuck für den 14. Juli 2020 zu sehen.

Und auch das berühmte Revolutionsbild von Delacroix bezieht sich auf die Julirevolution von 1830, nicht aber auf die Erstürmung der Bastille.

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Wurfbude an der place de la Bastille

Aber am 14. Juli wurden schon an der place de la Bastille  Freiluftbühnen für Pop-Konzerte aufgebaut, die sich allergrößter Beliebtheit erfreuten.

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Glücklich, wer da noch einen Platz auf den Stufen der Bastille-Oper ergattern konnte!

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In diesem Jahr geht das natürlich nicht – nicht nur wegen der Corona-Pandemie (da betrachtet  man solche Bilder mit einiger Wehmut), aber es wäre wegen der aktuellen Umgestaltung des  Platzes sowieso kaum möglich gewesen.

Ball 14. Juli

Zur Feier des 14. Juli gehört vor allem der Tanz.  Das hat  Joseph Roth  in einem  Manuskript mit dem Titel „Wie man eine Revolution feiert“ (den ich für diesen Blog-Beitrag übernommen habe) hervorgehoben. „Man tanzt auf den Straßen von Paris“ beginnt dieser im Juli 1925 in Paris geschriebene Text. „Seit drei Tagen tanzte man. In der Mitte der Straßen und Plätze spielten Musikkapellen. Großväter tanzten mit Enkeln, Mütter mit Töchtern, Väter mit Söhnen. Eine ungeheure Weltstadt wollte keine Weltstadt sein, sondern eine Weltfreude.(…) Auch der Bürgersteig gehörte den Tänzern und nicht den Passanten. Wer wäre da nicht Tänzer geworden?““[3]

Getanzt wird am 14. Juli seit 1790, wie uns Heinrich Heine ganz wunderbar berichtet:  „…. als am 14 Julius 1789 das Wetter sehr günstig war, begann das Volk das Werk seiner Befreiung, und wer am 14. Julius 1790 den Platz besuchte, wo die alte, dumpfe, mürrisch unangenehme Bastille gestanden hatte, fand dort, statt dieser, ein luftig lustiges Gebäude, mit der lachenden Aufschrift: Ici on danse.“ [4] (Hier wird getanzt).

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„Der Ball des 14. Juli“, den uns der seit 1781 in Montmartre lebende Schweizer Théophile Steinlein auf diesem Gemälde schildert, ist ein echtes Volksfest: Die Straßen sind mit Lampions und Fahnen geschmückt, alle Schichten der Bevölkerung, jung und alt, sind dabei, und es wird nach Herzenslust getanzt.[5]

 Heutzutage wird allerdings nicht mehr auf der place de la Bastille oder auf den Straßen und Bürgersteigen getanzt, sondern vor allem in den Feuerwehrkasernen der Stadt. Es ist nicht ganz klar, seit wann dies so ist. Es gibt dafür aber eine von der Pariser Feuerwehr verbreitete sympathische Version: Am 14. Juli 1937 habe der Sergent Cournet spontan die Tore seiner Feuerwehrkaserne in Montmartre  geöffnet. Seine Kollegen hätten Knallfrösche und bengalische Feuer gezündet und sogar einen Notfalleinsatz simuliert. Es sei dann auch etwas Musik gemacht und ein Ball improvisiert worden- und zwar mit so großem Erfolg, dass dies  die Tradition der Feuerwehrbälle begründet habe.[6]  Heute gibt es diese Bälle in allen Arrondissements,  sie sind kostenlos (es wird nur um eine freiwillige Kollekte gebeten), sie dauern von abends bis in den frühen Morgen (4 Uhr) und die eingeladenen Bands spielen fetzige Musik zum Tanzen.

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Hier der Eingang zur Feuerwehrkaserne des 12. Arrondissements, wo gerade der Ball vorbereitet wurde.

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Als wir das letzte Mal  dort waren, war allerdings das Gedränge so groß, dass man nur stehen und zuhören konnte. An Tanzen war da überhaupt nicht zu denken. Die Stimmung war aber trotzdem bestens.

  1. Die Parade auf den Champs-Élysées

Die Militärparade auf den Champs-Élysées wird gerne als der Höhepunkt der Feierlichkeiten des Nationalfeiertags bezeichnet.[7]  Selbst für die linke Tageszeitung „Libération“ gehört die Militärparade auf den Champs-Élysées neben der Marseillaise, der blau-weiß-roten Flagge und der Büste der Marianne zu den republikanischen Symbolen Frankreichs.[8]  Dies entspricht einer Lesart, nach der die Militärparade ein Ritual ist, das die Kontrolle der Nation über die Armee symbolisiert. Die Armee zeige sich auf den Champs-Élysées als republikanische  Institution. [9]

Joseph Roth hat allerdings in seinem begeisterten Text „Wie man eine Revolution feiert“  gerade diesen Schwerpunkt der Revolutionsfeierlichkeiten übergangen. Denn diese  Militärparade entsprach wohl doch nicht seinem verklärten Bild des 14. Juli.

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Am Vorabend des 14. Juli  proben die Formationen der armée de l’air  ihren großen Auftritt. Den Abflug  konnten  wir öfters von unserer Pariser Wohnung beobachten.

Immerhin ist Frankreich eines der wenigen demokratischen Länder, die am Nationalfeiertag  „un giganteste défilé militaire“ veranstalten[10], die größte Militärparade Europas!  (Überboten wird das wohl nur noch von Ländern wie Russland und China). 2019 nahmen daran 4299 Soldaten, 169 Fahrzeuge, 67 Flugzeuge, 40 Hubschrauber und 237 Pferde der republikanischen Garde teil.[11]

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Die Zurschaustellung militärischer Macht hat ihre  Wurzeln  in der Situation Frankreichs nach der Niederlage von 1871: Françoise Marcard schreibt in ihrem Buch über Frankreich zwischen 1870 und 1918, dass das Trauma der Niederlage ganz eindeutig zur Herausbildung eines revanchistischen Nationalismus vor allem im Erziehungsbereich und auf der linken Seite des politischen Spektrums geführt habe. Der „Kult der Armee“, einer „armée de revanche“ (Quétel),  habe die gesamte öffentliche Meinung  bestimmt. [12] Mit der Militärparade sollte vor allem dem Deutschen Reich gezeigt werden, dass mit Frankreich militärisch wieder zu rechnen sei und dass man –entsprechend den Mahnungen Gambettas und Clemenceaus- den Verlust von Elsass-Lothringen nicht vergessen werde.[13] Natürlich ist diese Zeit überwunden und inzwischen haben  schon mehrfach deutsche Soldaten (im Rahmen übernationaler Einheiten und zuletzt wieder 2019) an der Militärparade auf den Champs-Élysées teilgenommen.

Bis zum Ersten Weltkrieg fand die Truppenparade in Longchamp statt. Grund dafür war das  große Hippodrom, das beste Voraussetzungen für die Präsentation der Kavallerie bot. 1919 wurde die Militärparade dann auf die Champs-Élysées verlegt, wo wesentlich mehr Zuschauer die siegreichen Truppen feiern und –  nach dem Vorbild  römischer Triumphzüge- erbeutete Kanonen bewundern  konnten:  etwa  zwei  Millionen Menschen sollen das damals  gewesen sein![14]

Heutzutage werden es sicherlich nicht mehr ganz so viele sein, aber die Truppenparade ist für viele Menschen immer noch eine große Attraktion.

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Für die Champs-Élysées als Ort der Parade sprach auch  der symbolische Beginn am Arc de triomphe, dem Monument der militärischen Siege (des napoleonischen) Frankreichs.

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Und die Champs Élysées eignen sich natürlich auch besonders gut für motorisierte Einheiten  und  die armée de l‘air, die sich auf bzw. über  der Pariser West-Ost-Achse optimal präsentieren können.

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Der Ablauf der Truppenparade ist immer minutiös geplant. Es beginnt damit, dass von der Plattform des Arc de Triomphe mit Trompetenschall die Ankunft des Präsidenten der Republik verkündet wird. Dann folgt das défilé der einzelnen Einheiten – ein Schauspiel, das über zwei Stunden dauert!

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Ein von allen erwarteter und mit vielen Ahs und Ohs und  Beifall bedachter spektakulärer  Höhepunkt der Parade sind natürlich die Alphajets  der patrouille de France, die die Farben der Tricolore in den Himmel über den Champs-Élysées zeichnen.

Das beeindruckte  offenbar den amerikanischen Präsidenten Trump, der 2017 aus Anlass des 100. Jahrestags des Kriegseintritts der USA als Ehrengast Macrons an der Militärparade des 14. Juli teilnahm – das gehörte zu der allerdings völlig fehlgeschlagenen Charmeoffensive Macrons. Danach wollte auch Trump „seinen 14. Juli“ haben. Allerdings gab es erhebliche  Widerstände, selbst von seinen Parteifreunden. Der republikanische Senator von Louisiana, John N. Kennedy, meinte, Amerika sei das mächtigste Land der gesamten Menschheitsgeschichte, das wisse jeder und das müsse man nicht zur Schau stellen.[15]  Wer über ein solches –sicherlich arg überhebliches- nationales Selbstbewusstsein verfügt, braucht in der Tat keine spektakuläre Militärparade – aber vielleicht liegt hier auch eine Erklärung dafür, warum es nicht einfach nur die Fortführung einer Tradition ist, wenn die „grande nation“  am 14. Juli ihre Truppen auf den Champs-Élysées aufmarschieren lässt.

2011 hatte die damalige grüne Präsidentschaftskandidatin Eva Joly den Vorschlag gemacht, die Militärparade durch ein  défilé citoyen zu ersetzen, an dem die Zivilgesellschaft die gemeinsamen Werte der Republik feiern solle.  Dieser Vorschlag hat damals einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Diesmal wird es aufgrund der Corona-Pandemie  ein solches défilé citoyen geben. Und vielleicht ist das Notprogramm dieses Jahres doch so überzeugend, dass es ein Modell für die Zukunft wird. Das wäre sicherlich auch im Sinne Joseph Roths…   (15a)

 

  1. Das Feuerwerk am Eiffelturm

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Das Feuerwerk am Eiffelturm gibt es seit 1887 – damals war die „dame de fer“  noch im Bau. Und wie man auf der zeitgenössischen Darstellung sieht, war das schon damals ein spektakuläres Ereignis.[16]

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Immerhin war es auch die „société de pyrotechnie Ruggieri“, die das Feuerwerk veranstaltete. Die Gebrüder Ruggieri, die aus Italien stammen, organisierten seit der Mitte des 18. Jahrhunderts große Feuerwerke in Frankreich: Zum ersten Mal eines in Paris 1739 in Paris, um die Hochzeit der ältesten Tochter Ludwigs XV. zu feiern. Und nach dem 14. Juli 1897 feierten sie zwei Jahre später am 14. Juli 1889 die rechtzeitige  Fertigstellung des Eiffelturms zur Weltausstellung  und zum 100. Jubiläum des Beginns der Französischen Revolution. Insofern ist der Eiffelturm auch aus historischen Gründen der ideale Ort für das Feuerwerk zum Nationalfeiertag.

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Die Firma Ruggieri, inzwischen mit einer französischen Feuerwerksfirma fusioniert, ist übrigens immer noch für die Feuerwerke des 14. Juli zuständig.

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Der gewissermaßen klassische Ort für die Betrachtung des Feuerwerks ist natürlich der Champ de Mars. Denn dort wurde am 14. Juli 1790 das Föderiertenfest gefeiert, das ja gewissermaßen der zweite Bezugspunkt des französischen Nationalfeiertags ist.  Am besten ist es, sich schon rechtzeitig einen Platz  zu sichern, denn der Andrang ist groß, auch wenn das riesige Champ de Mars selbst dem  üblichen Massenansturm von mehr als 500 000 Schaulustigen gewachsen ist. Man kann es sich dann –den Sansculotten sei Dank für den günstigen Zeitpunkt des Nationalfeiertags- auf dem Boden gemütlich machen bei einem zünftigen Picknick mit Baguette, Rotwein und Käse. Um 21.15 gibt es dann ein großes Konzert: 2019 mit Beethovens Ode an die Freude und natürlich der Marseillaise am Schluss, bevor schließlich das Feuerwerk beginnt, auf das man von hier aus eine hervorragende Aussicht hat. Etwas schwierig ist dann allerdings der Weg zurück in die Unterkunft, weil alle Metro- und RER-Stationen in der Nähe gesperrt sind. Aber das nimmt man danach gerne in Kauf.

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Natürlich gibt es noch andere –auf den entsprechenden Internet-Seiten empfohlene-  Aussichtspunkte für das Feuerwerk. Wir hatten einmal das Glück, am 14. Juli auf eine Dachterrasse in der Nähe des auf einem Hügel gelegenen Pariser Observatoriums eingeladen worden zu sein. Dort befindet man sich gewissermaßen auf nobler Augenhöhe mit dem Eiffelturm und dem Feuerwerk.

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Lassen wir zum Schluss noch einmal Joseph Roth zu Wort kommen:

„Am Abend des vierzehnten Juli ereignete sich das Feuerwerk. (…) Bunte, knallende Raketen gebar der Horizont. Auf den Schultern der Väter jubelten die Kinder. Diese Kinder, die niemals aufhören werden, Republikaner zu sein, auch wenn sie einmal Opfer der Politik werden müssten. Denn sie haben in einem Alter, in dem ein Feuerwerk erhaben erscheint, den fernen, aber verwandten Glanz einer Flamme gesehn, die Revolution heißt!…“  

Damit schließt Roths Text „Wie man eine Revolution feiert“ und damit soll auch dieser Blog-Beitrag enden.

Anmerkungen:

[1]  Zur Geschichte des 14. Juli siehe u.a. Olivier Ihl, La Fête républicaine. Paris: Gallimard 1996; Claude Quétel, Le mythe du 14 juillet ou la méprise de la Bastille Paris: JC Lattès;  Christian Amalvi,  Le 14 Juillet. Du dies irae à Jour de fête. In:  Les Lieux de mémoire (sous direction de P. Nora), Paris: Gallimard  1997, S. 383-422 und:  Le 14 juillet,  naissance  d’une fête nationale (http://www.cndp.fr/fileadmin/user_upload/POUR_MEMOIRE/14_juillet/PM_14juillet.pdf)

Zu diesem Thema  ist auch ein weiterer Blog-Beitrag geplant.

[2] Paris, Roman einer Stadt.  Heyne 2016, S. 213

[3] Aus: Joseph Roth, Im Bistro nach Mitternacht. Ein Frankreich-Lesebuch herausgegeben von Katharina Ochse. Köln 1999, S. 24

[4] Düsseldorfer Heine-Ausgabe  Band XII, S. 144.

[5] Théophile Steinlen (1859-1923), Le bal du 14 juillet, Paris, musées de la Ville de Paris, © RMN / Agence Bulloz

http://www.cndp.fr/entrepot/index.php?id=1278

[6] https://www.liberation.fr/societe/2014/07/13/pourquoi-les-pompiers-font-ils-la-fete-le-14-juillet_1063232

[7] http://www.parisinfo.com/decouvrir-paris/les-grands-rendez-vous/paris-fete-le-14-juillet

[8] http://www.liberation.fr/france/2017/07/14/pourquoi-les-militaires-defilent-ils-le-14-juillet_1583675

[9]  So Olivier Ihl in:  La Fête républicaine.  Paris: Gallimard 1996

[10]  Das Zitat stammt von Eva Joly, Kandidatin der Grünen bei den französischen Präsidentschaftswahlen von 2011. Zit. in http://www.liberation.fr/france/2017/07/14/pourquoi-les-militaires-defilent-ils-le-14-juillet_1583675

[11] http://www.lefigaro.fr/conjoncture/parades-feux-d-artifice-ce-que-coute-le-14-juillet-aux-francais-20190714

[12] Françoise Marcard,  La France de 1870 à 1918: L’ancrage de la République

Siehe auch: Francis Démier, La France du XIXe siècle. 1814-1914. Paris: Éditions du Seuil 2000, S. 348f

https://www.paris-normandie.fr/actualites/societe/changements-de-dates-controverses-et-delocalisation–un-historien-normand-raconte-le-14-juillet-DF15326665

und: https://www.caminteresse.fr/histoire/pourquoi-defile-militaire-14-juillet-armee-fete-nationale-champs-elysees-soldats-1146254/

[13] Allerdings war dieser Revanchismus auch direkt nach 1871 nicht unumstritten –er wurde z.B. nicht von den Monarchisten geteilt. Und es gab im Verlauf der Dritten Republik deutliche Veränderungen. Siehe dazu:  Jean-Jacques Becker und Gerd Krumeich, Les opinions françaises et allemandes, fin XIXe siecle- début XXe siècle. In: Becker/Krumeich, La Grande Guerre, une histoire fanco-allemande. Paris: Tallandier 2012, S. 17ff

[14] Le 14 juillet,  naissance  d’une fête nationale, S. 55  ,(http://www.cndp.fr/fileadmin/user_upload/POUR_MEMOIRE/14_juillet/PM_14juillet.pdf

[15] Le Monde 11./12.Februar 2018: „La parade militaire de Donald Trump piétine“

(15a)  https://www.leparisien.fr/elections/presidentielle/suppression-du-defile-du-14-juillet-eva-joly-provoque-un-tolle-15-07-2011-1533808.php  https://www.liberation.fr/france/2020/06/05/defile-du-14-juillet-emmanuel-macron-dans-les-pas-d-eva-joly_1790405

[16] Bild aus: https://www.toureiffel.paris/fr/actualites/evenements/le-feu-dartifice-du-14-juillet

Weitere geplante Beiträge:

  • Pariser Erinnerungsorte an den Holocaust (Einleitung) 
  • Der Garten des Palais-Royal (1): ein Garten der Literatur und eine Oase der Stille mitten in Paris
  • Der Garten des Palais-Royal (2): Die „wilden Jahre“ (1780-1830)

Die Mauer der Generalpächter (2): Die vier erhaltenen Barrieren von Ledoux

Im vorausgehenden ersten Beitrag über die Mauer der Generalpächter,  „le mur des Fermiers généraux“ ging es um die Geschichte der Mauer und um ihre Protagonisten, den Generalpächter und Chemiker Lavoisier, und ihren Architekten, Claude-Nicolas Ledoux.

https://paris-blog.org/2020/06/01/ledoux-lavoisier-und-die-mauer-der-generalpaechter/

Lavoisier, der „Erfinder der Mauer“, endete auf dem Schafott.  Ledoux, ein früher Vertreter des Neoklassizismus und Theoretiker und Praktiker einer utopischen „Revolutionsarchitektur“,  blieb ein solches Ende nur knapp erspart.  Ihr Werk, die Mauer mit ihren Durchgängen, den Barrieren und Torhäusern, wurde 1860 abgerissen. Nur vier dieser Durchgänge sind erhalten geblieben.  Sie wurden, wie es in einer Information der Pariser Arsenal-Bibliothek über „Die Propyläen von Paris“  heißt, „gerettet, um schließlich Teil des Pantheons der französischen Architektur“ zu werden.[1]  Gehörten sie zwar zu einem  Vorhaben, das vielfach als Symbol der Unterdrückung, der demonstrativen Verschwendung und Bereicherung wahrgenommen wurde[2], so wurden andererseits die „Propyläen“ auch als Ausdruck einer längst überfälligen städtebaulichen Anstrengung gesehen, Paris  mit repräsentativen Zugängen auszustatten, die der Bedeutung der Stadt entsprechen sollten.[3] Davon zeugen die vier noch erhaltenen Bauten:

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Auf diesem Plan der „Propyläen von Paris“ [4] sind die vier erhaltenen Barrieren des Ledoux hervorgehoben, indem der jeweilige Name und eine Skizee des Bauwerks in eine Kartusche eingezeichnet sind.

Es sind (im Uhrzeigersinn angeordnet) dies

  • die Rotonde de Monceau/ die Rotonde de Chartres im westlichen Abschnitt der ehemaligen Mauer
  • die Rotonde de la Villette im Norden
  • die Barrière de Vincennes/Barrière du Trône im Osten der Mauer
  • die Barrière d’Enfer im Süden

Die Rotonde des parc Monceau/rotonde de Chartres

Dieser schöne Rundbau hat einen doppelten Namen: Das beruht darauf, dass er auf einem früher weitläufigen Gelände liegt, das dem duc de Chartres, einem Cousin Ludwigs XVI.,  gehörte. (Der duc de Chartres war auch Hausherr des Palais Royal, das Gegenstand nachfolgender Beiträge sein wird.)  Als die Mauer der Generalpächter errichtet wurde, fiel ein Teil des Grundstücks an die Stadt Paris. Immerhin wurde der duc ein wenig durch die von Ledoux entworfene Rotunde entschädigt: Denn der Bau, dessen untere Stockwerke für die Angestellten der ferme vorgesehen waren, erhielt einen auf 16 Säulen ruhenden Aufbau mit einer umlaufenden Terrasse, von der aus der Herzog den Rundblick auf die Stadt und über die Ebene im Norden genießen konnte: ein harmonischer, klassizistischer Bau.[5]

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Allerdings gehörte die Rotonde nicht im engeren Sinne zu einer Barrière, denn es gab hier gar keinen Durchgang durch die Zollmauer. Die Rotonde war -anders als die später angesprochene Rotonde de la Villette-  ein Solitär. Eine Funktion für die Mauer der Generalpächter hatte sie aber durchaus:  als Unterkunft für die Angestellten der ferme und als Aussichts- und Wachturm.

Mit dem Abriss der Zollmauer hat sich auch die Funktion der  Rotonde geändert: Genutzt wird sie jetzt nicht mehr von den Zolleintreibern, sondern von den Wächtern des schönen Parks Monceau, an dessen nördlichem Rand sich die Rotonde jetzt befindet.[6]

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Praktische Informationen:

 Rotonde du Parc Monceau, Boulevard de Courcelles, 8. Arrondissement, Métro Linie 2, Station Monceau.

Zum Parc Monceau siehe den Blog-Beitrag: https://paris-blog.org/2019/06/01/le-chocolat-menier-2-die-villen-der-familie-im-8-arrondissement-von-paris-und-das-grabmal-auf-dem-pere-lachaise/

Sehr sehenswert auch das im März 2020 nach längerer Renovierung wieder eröffnete musée Cernuschi  (asiatische Kunst)  in einem schönen hôtel particulier am Rand des Parks Monceau. http://www.cernuschi.paris.fr/

 

Die Rotonde de la Villette

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Diese beeindruckende Rotunde wurde in wesentlichen Teilen von Juni 1786 bis März 1788  als Zollstation (barrière d’octroi) errichtet. Ledoux hatte sie als Zentrum eines Ensembles mit vier größeren Wärterhäusern (guérites) geplant, die streng symmetrisch rechts und links davon vorgesehen waren. Auf diese Weise wäre die zentrale Rotunde noch besser zur Geltung gekommen.

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Hier eine Zeichnung der gesamten Anlage, wie sie von Ledoux geplant worden war. Stich von Antoine Joseph Gaitte ca 1785[7]

Finanzielle Fehlplanungen sowie die Französische Revolution verzögerten allerdings den Bau. Die Rotunde immerhin wurde fertig gestellt und hat als eine von vier Barrieren das Ende und den Abriss der Zollmauer überlebt. Glücklicherweise, denn es handelt sich um einen ganz außerordentlichen, gewissermaßen aus zwei unterschiedlichen Teilen zusammengesetzten Bau: Einen quadratischen Sockel mit mächtigen,  von jeweils  8 dorischen Säulen getragenen Portiken und darüber die Rotunde mit einer umlaufenden Galerie und eleganten Doppelsäulen: Eine klassizistische Architektur vom Feinsten, wobei der Einfluss der Villen des Palladio unverkennbar ist: In seinem im Gefängnis geschriebenen Architektur-Traktat bezieht sich Ledoux auch ausdrücklich auf ihn und seine englischen Nachfolger.[8] Anfang des 19. Jahrhunderts –also zu der Zeit Napoleons- wurde dann das 70 mal 700 Meter große Bassin de la Villette unter anderem von österreichischen Kriegsgefangenen gegraben und an der Rotonde ausgerichtet.[9]

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Die Rotonde und das Bassin de la Villette im Jahr 1820

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Gespeist von dem Flüsschen Ourq diente es der Versorgung der Stadt Paris mit frischem Trinkwasser. So entwickelte sich die Gegend um die Rotonde zu einem beliebten Naherholungsgebiet der Pariser. Und damals gab es  noch kalte Winter, so dass das Bassin von der besseren Gesellschaft der Stadt zum  Eis- und Schaulaufen genutzt werden konnte. Die auf diesem Bild etwas gelängte Rotonde diente dabei als passendes Bühnenbild.

Wie attraktiv die Rotonde und ihre Umgebung damals waren, zeigt sich auch daran, dass der letzte Bourbonenkönig, Karl X., nach seiner Krönung in Reims hier in die Stadt einzog.[10]

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Mit der Industrialisierung veränderte sich dieses idyllische Bild völlig. Es entstand hier einer der größten Häfen Frankreichs, Lagerhallen wurden errichtet, das große Schlachthaus wurde gebaut.  Die Rotonde de la Villette wurde nun zu einer Kaserne der garde municipale, was sie vor dem Schicksal der meisten anderen Barrieren bewahrte. Dann war sie Salzspeicher und Bürogebäude. Seit 2011 ist sie eine „angesagte Location“ – ein attraktiver  Ort für die unterschiedlichsten Veranstaltungen, auch Kunstausstellungen: Beispielsweise 2014 die wunderbare Installation der im Raum schwebenden Papierschnitte von Sarah Barthélémy-Sibi  Continents dans levant“ mit den Grafiken unseres Freundes Juan de Nubes[11]:

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Es gibt –natürlich- auch eine Bar bzw. ein Café…

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… und eine große Terrasse, auf der man im Sommer gut sitzen und den Blick auf den Springbrunnen und das Bassin de la Villette genießen kann.

Gerade in den Sommermonaten lohnt es sich, einen Spaziergang um das Bassin zu machen, den Boule-Spielern zuzusehen und –ganz offiziell- ins natürliche, unbehandelte Wasser des Bassins zu springen- wenn die Stadt Paris dort wieder das inzwischen schon traditionelle Schwimmbad eingerichtet hat.[12] Und nebenan (Richtung Métro-Station Jaurès)  kann man zusehen, wenn ein Schiff, das auf dem Kanal Saint Martin zur Bastille fährt oder von dort ankommt, die enge Schleuse passiert.

Praktische Informationen:

Place de la Bataille-de-Stalingrad,  19. Arrondissement

Metro Linie 2, Station Jaurès oder Stalingrad.

Barrière de Vincennes oder Barrière du Trône

Barriere du Trone (2)

Dass es sich bei der Barrière de Vincennes um ein ganz besonderes Bauwerk handelt, erkennt man schon von weitem; etwa wenn man –von der autoroute de l’Est kommend- über den Boulevard périphérique und den weitläufigen Cours de Vincennes in die Stadt hineinfährt. Da wird man von den beiden Säulen mit ihren „Säulenheiligen“, den Königen Philippe Auguste und dem heiligen Ludwig, huldvoll begrüßt.

Die Anlage wurde 1787 nach den Plänen von Claude Nicolas Ledoux errichtet. Sie besteht aus den beiden Säulen, die auf einem als Wachhäuschen dienenden Fundament errichtet sind.

Barriere du Trone (1)

Und dazu gehören zwei  repräsentative, im typisch klassizistischen Stil entworfene Bauten  für die Angestellten der ferme, die dort ihre Wohnungen und Büros hatten.  Die besonders aufwändige Ausgestaltung dieser Barriere hängt mit ihrem Ort, seiner Bedeutung und seiner Geschichte zusammen. Sie liegt nämlich –wie die dem Triumphbogen Napoleons zum Opfer gefallene  barrière de l’Étoile- an der königlichen Ost-West-Achse, die Paris durchzieht: Vom Schloss Versailles, über die Champs-Elysées zu dem Louvre und den Tuilerien und von dort über die rue de Rivoli bis zum Schloss von Vincennes.

Im Jahr 1660 zog hier Maria Teresa von Spanien mit ihrem frisch vermählten Gatten Ludwig XIV. in die Stadt ein. Auf dem Platz wurde ein großer Thron errichtet, wo die junge Königin die Huldigungen der Stadt Paris, des Hochadels, kirchlicher Würdenträger und der Professoren der Sorbonne entgegennahm.

fjt_264580 Maria Theresia

Wie damals üblich, wurde auch gleich eine Gedenkmünze zu diesem Anlass geprägt.[13] Die dort abgebildete Säule ist natürlich nicht die von Ledoux. Aber,  worauf ja auch das Bild vom Einzug Karls X. nach Paris an der barrière de la Villette hindeutet: Zu einem königlichen Einzug gehörte offensichtlich ein solches Monument, und selbst wenn es nur die Dekoration für einen Tag war.

DSC04575 Barriere du Thron (4)

Diesem königlichen Empfang verdankte diese Barriere des Ledoux ihren Namen. Und der kleine Straßenabschnitt zwischen der Place de la Nation und dem Cours de Vincennes, die Avenue du Trône,  erinnert auch noch an dieses Ereignis.

Bei Ledoux allerdings gab es noch keine Königsstatuen auf den Säulen.[14]

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Zeichnung von J. Palaiseau 1819

Die wurden erst 1845 aufgesetzt – Philippe August auf der südlichen Säule (12. Arrondissement) und  Ludwig IX., der Heilige,  auf der nördlichen Säule (11. Arrondissement), beide stattliche 3,8 Meter hoch.

DSC04575 Barriere du Thron (2)

Ludwig der Heilige mit dem königlichen Schwert in der Hand

Der sogenannte Bürgerkönig Louis Philippe reihte sich ja gerne in einen illustren historischen Zusammenhang ein: Die Bourbonen durften das natürlich nicht sein, weil er die ja mit der Julirevolution von 1830 abgelöst hatte: Aber Napoleon und die beiden bedeutendsten vorbourbonischen Könige durften/mussten es schon sein. Auch wenn es nicht einer gewissen historischen Pikanterie entbehrt, dass gerade diese beiden Könige, nämlich Philippe Auguste mit seiner  Mauer und der heilige Ludwig mit den Sonderabgaben für seine Kreuzzüge gewissermaßen die Ahnherren der verhassten Zollmauer von Paris waren.[15]

Auf dem kleinen Platz hinter dem südlichen Zollhaus wurde zwischen dem 14. Juni und dem 28. Juli 1794, also am Ende der Schreckensherrschaft, die Guillotine aufgestellt.

DSC06485 1794 Guillotine (1)

Die  Toten wurden in den Garten eines in der Nähe gelegenen aufgehobenen Klosters gekarrt und dort in improvisierten  Massengräbern verscharrt: Heute ist das der Friedhof von Picpus, ein privater Friedhof, dessen Besuch unbedingt zu empfehlen ist.[16]

Die inzwischen renovierten historischen Pavillons dienten nach dem Ende der Zollmauer unterschiedlichen  Zwecken: Zum Beispiel als Gewerkschaftssitz für die im nahe gelegenen Faubourg Saint Antoine beschäftigten Arbeiter der Möbelherstellung.

Barriere du Trone (3)

Inzwischen sind dort Sozialwohnungen eingerichtet: ein nobler, allerdings aufgrund der kleinen Fenster wohl etwas düsterer Ort…

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Empfehlenswert sind natürlich auch die wenigen Schritte zur Place de la Nation mit der monumentalen Figurengruppe, dem „Triumph der Republik“ des Bildhauers Dalou. Der Platz ist 2018/2019 umgestaltet worden: weniger vergeudeter Platz für die Autos und damit auch weniger Beton, dafür mehr Grün und Raum für Flaneure und Freunde/Freundinnen sanfterer Fortbewegungsmittel.  [17]

Metro Station Place de la Nation (Linien 1, 2, 6 und 9;  RER A

Die barrière d’Enfer

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Die barrière d’Enfer lag an einer der Haupteinfahrtstraßen von Paris. An dem Gedränge auf der place de l’Enfer in  der zeitgenössischen Darstellung wird das sehr anschaulich.[18]  Die Zollstation bestand aus zwei Wächterhäuschen und zwei Pavillons für die Angestellten der ferme. Als Gestaltungselemente wählte Ledoux für die beiden Pavillons jeweils drei Arkaden, wobei  die Assoziation an römische Triumphbögen nahe liegt. Und wie dort ist auch die mittlere Arkade -wenn auch mit anderen stilistischen Mitteln-  besonders hervorgehoben.

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Und wenn eine solche Assoziation zu hoch gegriffen erscheinen mag: Dann sollte man in die Höhe sehen zum Fries der Tänzerinnen von Jean-Guillaume Moitte. Der  ließ sich dabei vom Zug der Panathenäen auf der Akropolis von Athen inspirieren.[19] Also Bezüge der nobelsten Art bei den „Propyläen von Paris“!

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Am 1. Mai 1791 wurde die Erhebung des Zolls an der mur des fermiers  (jedenfalls für einige Jahre) eingestellt und die Weinfässer und das Vieh für die Fleischversorgung der Stadt konnten nun ungehindert auch die Barrière d’Enfer passieren.[20]

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Nach der endgültigen Aufhebung der Zollmauer wurden die beiden Pavillons unterschiedlich genutzt. Inzwischen dient der östliche als Zugang zu den Katakomben, in die im 19. Jahrhundert die noch erhaltenen sterblichen Überreste der Menschen überführt wurden, die bei der Aufhebung der innerstädtischen Friedhöfe von Paris gesammelt wurden.[21]

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Der Street-Art-Künstler Invader hat das Gebäude mit einem dazu passenden Mosaik versehen. Dazu wird wohl selbst die Denkmalschutz-Behörde ihren Segen gegeben haben! (21 a)

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In den westlichen  Pavillon sind  2019 das  musée de la Libération de Paris, das musée du général Leclerc und das musée Jean Moulin  eingezogen. Das passt insofern gut, weil sich unterhalb des westlichen Pavillons im August 1944 das Hauptquartier des Kommandanten der FFI Rol-Tanguy befand. Der nutzte eine in den 1930-er Jahren dort angelegte Kommandozentrale, die dazu bestimmt war, im Falle von Bombardements die Kontinuität der örtlichen Verwaltung  der Stadt Paris zu sichern.

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Dass die Katakomben und die Kommandozentrale gerade hier angelegt wurden, hat seinen Grund darin, dass das Gebiet von unterirdischen Steinbrüchen durchzogen war, die man problemlos für diese Zwecke nutzen konnte. Immerhin liegt der Bunker 20 Meter unter der früheren Zollstation!

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Eine Besichtigung ist im Rahmen eines Museumsbesuchs möglich, allerdings nur in Gruppen mit begrenzter Teilnehmerzahl und mit etwas Kondition: es geht etwa 100 Stufen in die Tiefe.  Bei den Katakomben sind es sogar genau 131 Stufen in die Tiefe und 112 zurück an die frische Luft!  [22]

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Anlage zur Stromerzeugung per pedes

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Namensgeberin der Barriere war übrigens die rue d’Enfer und die place d‘Enfer. Dieser Platz und die Straße  wurden 1879 – eine Namensverwandtschaft nutzend –  umgetauft und nach dem Gouverneur von Belfort, Denfert-Rochereau,  benannt, der im deutsch-französischen Krieg von 1870/71 104 Tage lang der Belagerung der Festung Belfort durch die Preußen widerstanden hatte.

Dazu passt das Monument im Zentrum des Platzes: Ein zum Kampf entschlossener Löwe des Bildhauers Auguste Bartholdi, des Schöpfers nicht nur der Freiheitsstatue von New York, sondern auch des „Löwen von Belfort“, eines riesigen in den Fels von Belfort gemeißelten Löwen, des Wahrzeichens der Stadt.[23]

Praktische Informationen:

Die beiden Pavillons von Ledoux befinden sich in Nummer 1 und Nummer 4 der Avenue du Colonel Henri Rol-Tanguy.

14. Arrondissement

Métro 2 und 4.  RER B

http://www.museeliberation-leclerc-moulin.paris.fr/venir-au-musee/visite-du-pc-du-colonel-rol-tanguy

http://catacombes.paris.fr/visiter  und

http://catacombes.paris.fr/en

Anmerkungen:

[1]„rescapés ayant fini par rejoindre, in fine, le panthéon de l’architecture française“  https://www.culture.leclerc/livre-u/arts-culture–societe-u/art-u/architecture-urbanisme-u/les-propylees-de-paris-1785-1788–claude-nicolas-ledoux–une-promenade-savante-au-clair-de-lune

[2] Siehe dazu den ersten Teil des Beitrags über die Mauer der Generalpächter. Weitere Belege der Mauerkritik bei Potier, La Rotonde de la Vilette, S.22f

[3] Potier, La Rotonde de la Vilette, S. 20:  En effet, à la vocation financière de la nouvelle enceinte s‟ajoute une portée plus noble, celle d‟embellir Paris. Comme en témoigne la littérature, au milieu du XVIIIe siècle, qu‟il s‘agisse de Candide ou de Babouc, les visiteurs « sont vivement déçus. L‘entrée dans la capitale n‘a rien de magnifique, rien d‘enchanteur. Bien au contraire, le nouveau débarqué rencontre un peuple sale, des rue étroites et malodorantes » . L‘abbé Laugier, dont l‘influence se ressent clairement dans l‘architecture et l‟urbanisme de cette fin de siècle, s‘indigne « des petites rues étroites, tortueuses, qui ne respirent que la mal-propreté et l‘ordure » . Selon lui, « il faut que les entrées d‘une Ville soient 1° libres & dégagées ; 2° multipliées à proportion de la grandeur de l‘enceinte ; 3° suffisamment ornées». La nouvelle enceinte répondra à ses attentes.

[4] https://fr.wikipedia.org/w/index.php?title=Liste_des_barrières_de_Paris&oldid=163693851 ».

[5] Bild aus: http://paris1900.lartnouveau.com/paris08/parc_monceau/la_rotonde_monceau.htm Siehe auch: La rotonde du Parc Monceau. In: Histoires de Paris, 21. Juni 2019  https://www.histoires-de-paris.fr/rotonde-parc-monceau/ und https://fra.archinform.net/projekte/13090.htm

[6] Bilder aus: https://www.pariszigzag.fr/secret/histoire-insolite-paris/les-vestiges-du-mur-des-fermiers-generaux und https://tate-mono.blogspot.com/2018/03/rotonde-de-chartres.html

[7]https://de.wikipedia.org/wiki/Rotonde_de_la_Villette

[8] Zur Rotonde de la Villette siehe den schönen Blog-Beitrag von Sonia Rosoff: https://passagedutemps.wordpress.com/2019/11/18/la-rotonde-de-la-villette/

[9] Bild aus: Potier, Baptiste – La Rotonde de la Villette, histoire d’un catalyseur urbain. Paris, 2011. Vol II. Annexes p.67.

[10] Bild aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Rotonde_de_la_Villette

[11]   http://s-b-s.fr/continents-dans-levant#/i/3.

Zu Juan de Nubes siehe http://ateliers-artistes-belleville.fr/artiste/juan-de-nubes/ und den Blog-Beitrag zu Belleville: https://paris-blog.org/2016/07/18/das-multikulturelle-aufsaessige-und-kreative-belleville-modell-oder-mythos/

[12] Siehe dazu den Blog-Beitrag: https://paris-blog.org/2017/08/07/sommer-in-paris-schwimmen-im-bassin-de-la-villette-in-der-marne-und-aufin-der-seine/

[13] Bild aus: https://www.cgb.fr/marie-therese-dautriche-arrivee-de-la-reine-a-paris-ttb,fjt_264580,a.html

[14] Bild aus: https://www.histoires-de-paris.fr/les-batiments-des-barrieres/

[15] https://lexpansion.lexpress.fr/actualite-economique/l-octroi-de-paris_1362021.html

[16] Zum Friedhof von Picpus siehe: https://paris-blog.org/2016/07/01/der-cimetiere-de-picpus-ein-deutsch-franzoesischer-erinnerungsort/

[17] Zu Dalou siehe den Blog-Beitrag über den Friedhof Père Lachaise: https://paris-blog.org/2016/08/13/der-buergerkrieg-in-frankreich-1871-ein-rundgang-auf-dem-friedhof-pere-lachaise-in-paris-auf-den-spuren-der-commune/

[18] Bild aus: http://catacombes.paris.fr/lhistoire/larchitecture

[19] Bild aus: http://www.visites-guidees.net

Siehe https://passagedutemps.wordpress.com/2019/11/14/suivre-le-mur-des-fermiers-generaux-de-la-place-de-lile-de-la-reunion-aux-pavillons-de-bercy/

[20] http://parismuseescollections.paris.fr/fr/musee-carnavalet/oeuvres/la-liberte-des-entre-par-la-barriere-d-enfer-le-ier-may-1791

[21] Zu den Katakomben von Paris siehe: https://paris-blog.org/2017/04/20/die-bergwerke-und-steinbrueche-von-paris/

(21a) Zum Invader siehe den entsprechenden Blog-Beitrag:

https://paris-blog.org/2018/10/01/street-art-in-paris-3-der-invader/

[22] http://www.museeliberation-leclerc-moulin.paris.fr/venir-au-musee/visite-du-pc-du-colonel-rol-tanguy

http://catacombes.paris.fr/visiter

[23] Zu Bartholdi: siehe den Blog-Beitrag über die „Väter von Miss Liberty“, Gustave Eiffel und Auguste Bartholdi:  https://paris-blog.org/2017/02/23/die-freiheitsstatue-von-new-york-und-ihre-schwestern-in-paris-teil-2-die-vaeter-von-miss-liberty/

Weitere geplante Beiträge:

  • Wie man eine Revolution feiert: Der 14. Juli in Paris
  • Pariser Erinnerungsorte an den Holocaust (Einleitung) 
  • Der Garten des Palais-Royal (1): ein Garten der Literatur und eine Oase der Stille mitten in Paris

Ledoux, Lavoisier und die Mauer der Generalpächter

Am Ende des 18. Jahrhunderts wurde Paris mit einer Zollmauer umgeben. Diese Mauer –ungefähr 24 Kilometer lang und markiert durch die späteren Metro-Linien 2 und 6- existiert heute nicht mehr. Aber es gibt noch vier der früheren Durchgänge (barrières):  architektonische Kostbarkeiten, gebaut von Claude-Nicolas Ledoux, einem der sogenannten Revolutionsarchitekten, dessen Saline von Arc et Senans ja schon Gegenstand eines Beitrags auf diesem Blog war.[1]

Die Zollmauer oder „Mauer der Generalpächter“, wie sie offiziell hieß,  war in gewisser Weise – allerdings völlig unfreiwillig-  auch revolutionär- sie trug nämlich erheblich dazu bei, die revolutionäre Stimmung der Pariser Bevölkerung zu befördern, die dann am 14. Juli 1789 in der  Erstürmung der Bastille kulminierte. Den Zollpächtern bescherte die Mauer erhebliche Einnahmen, aber viele mussten dafür dann auch in der Zeit des jakobinischen Terrors mit ihrem Leben bezahlen – so der berühmte Chemiker Lavoisier.

Die Zollmauer oder „Mauer der Generalpächter“ ist also aus architektonischen und historischen Gründen höchst interessant und deshalb ist ihr der nachfolgende Beitrag gewidmet.

Inhaltsübersicht:

  • Die Errichtung und Organisation der Zollmauer
  • Die „Propyläen“ von Ledoux
  • Le mur murant Paris… : Von der Kritik an der Mauer bis zur ihrer Erstürmung am Vorabend des 14. Juli 1789
  • Lavoisier: Chemiker, Zollpächter und Opfer der Mauer
  • Das Ende der Mauer

Die vier erhaltenen Torhäuser von Ledoux, Bestandteile des „Pantheons der französischen Architektur“ werden Gegenstand des  nachfolgenden Beitrags sein.

1. Die Errichtung und Organisation der Zollmauer

Der Bau der Zollmauer ist begründet in der  Finanzkrise des ancien régime, also des königlichen Frankreichs vor der Französischen Revolution.  Die kostspieligen Kriege Ludwigs XIV. hatten die Finanzen ruiniert, wovon sie sich bis zum Ausbruch der Revolution  nicht erholten.  In den 1780-er Jahren musste die Hälfte der Staatsausgaben für den Schuldendienst verwendet werden, ein weiteres Viertel für das Militär. Alle Versuche, auch den Adel zur Finanzierung der Staatsausgaben heranzuziehen, scheiterten an dessen erbittertem Widerstand.[2]

Ein wichtiges Mittel zur Finanzierung des Staates waren deshalb Zölle, die von einer sogenannten ferme eingetrieben und (telweise) an den Staat abgeführt wurden. Nach dem dictionnaire des finances von 1727 ist die ferme ein Zusammenschluss von mehreren Personen, die sich zusammengeschlossenen haben, um eigentlich in der Zuständigkeit des Königs liegende Aufgaben zu übernehmen: Dies konnten Binnenzölle sein, die innerhalb des Königreichs erhoben wurden, oder auch indirekte Steuern, zum Beispiel auf Salz (die sog. gabelles) und Tabak. Dazu kam das Monopol des Sklavenhandels, die traites. [3] Die Mitglieder einer ferme, die fermiers, waren  direkt dem König unterstellt und besaßen vom König übertragene Privilegien- so das Recht zur Bewaffnung ihrer Angestellten oder das Recht zur Durchsuchung – übrigens von Angehörigen aller Stände, also auch von Adligen und Geistlichen. Angriffe auf die fermiers und ihre Beschäftigten galten als „actes de rébellion“ und wurden entsprechend geahndet.[4] Modern ausgedrückt handelte es sich bei der Beziehung zwischen der ferme und dem König um eine Public Private Partnership (PPP), die nach dem damaligen Verständnis der Beteiligten im Interesse beider Seiten lag: Der König sollte von der Übertragung des Rechts auf Zoll- bzw. Steuererhebung an Privatleute profitieren, indem er einen jeweils für sechs Jahre vereinbarten Garantiebetrag für das staatliche Budget erhielt, was der Überschaubarkeit der Finanzplanung zu Gute kam, die ferme profitierte –und zwar, zurückhaltend ausgedrückt:  nicht unerheblich- von den erzielten Überschüssen, die allerdings prozentual begrenzt waren: Jeweils am Ende eines sechsjährigen Zyklus erfolgte eine Abrechnung und die über den Garantiezins hinausgehenden Gewinne der ferme wurden an den trésor royal abgeführt.

Schon vor Errichtung der Zollmauer unterlagen die nach Paris eingeführten Waren einem Zoll.  Aber die entsprechende Zollgrenze war durch die  Entwicklung der Stadt obsolet geworden: Sie trennte teilweise Straßen,  Grundstücke und Häuser, war kaum noch wahrnehmbar und entsprechend auch kaum noch kontrollierbar. Die Angestellten der ferme  waren hauptsächlich damit beschäftigt, die Grenze zu überwachen, so weit das überhaupt möglich war. Da die Steuern innerhalb der Stadt etwa dreimal so hoch waren wie die außerhalb, blühte der Schmuggel. Die Einnahmen der ferme – und des Fiskus- waren dadurch erheblich geschmälert.

Die Zollpächter entwickelten deshalb das Projekt, eine massive und effiziente Zollmauer zu bauen. Es wurde am 23.1.1785 vom König gebilligt und mit dem Bau konnte begonnen werden. Die Mauer war  3,30 Meter hoch,  ca. 24  Kilometer lang und wurde von breiten Boulevards begleitet, die nicht zuletzt der besseren Überwachung dienten.  An den 54 Durchgängen, den sogenannten „barrières“, kontrollierten die Zöllner  Personen und Güter und erhoben Zölle. Die Angestellten der ferme, vornehm in einen Gehrock gekleidet, fragten alle Personen, die eine barrière Richtung Paris passieren wollten, ob sie etwas zu verzollen hätten. Die obligatorische Antwort lautete: „voyez!“- sehen Sie nach. Und wenn dann nicht deklarierte zollpflichtige Waren entdeckt wurden, gab es eine Anzeige. Der Zoll wurde auf  Waren des täglichen Bedarfs wie Fleisch und Geflügel, Holz und Kohle erhoben, auf Baumaterialien wie Gips,  dazu auf Wein und Spirituosen, deren Besteuerung besonders hohe Erträge abwarf.

Die ferme nutzte die Gelegenheit des Baus einer Zollmauer, die Pariser Zollgrenze wesentlich zu erweitern – und damit natürlich auch ihre Einnahmen erheblich zu vergrößern.  Es wurden nun auch stark bevölkerte Vororte in den Pariser Zollbezirk einbezogen, während noch eher landwirtschaftlich genutzte und weniger besiedelte Randbezirke, die für die Ferme weniger Bedeutung hatten, außen vor gelassen wurden.[5]

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Die Mauer der Generalpächter ist  –von außen gesehen- die dritte auf dieser Übersicht. Ganz außern die heutige Grenze von Paris, danach , kurz dahinter, die Mauer von Thiers aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Es wird deutlich, wie weit die Mauer der Generalpächter über die vorherige aus der Zeit Ludwigs XIII. hinausreichte.

Das bedeutete, dass wesentlich mehr Menschen nun von den Zöllen betroffen waren und unter entsprechenden Preissteigerungen zu leiden hatten.

Mur-des-fermiers-generaux-enceinte-thiers

Auf dieser Karte ist blau die mur der fermiers généraux eingezeichnet, rot die Festungsmauer von Thiers aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Ebenso die Eisenbahnlinien mit den entsprechenden Kopfbahnhöfen, allerdings noch ohne den südlichen Abschnitt der die Stadt umgebenden Petite Ceinture.[6]

2. Die „Propyläen“ von Ledoux

An den Durchgängen durch die Zollmauer wurden Pavillons errichtet, die für die Büros und Wohnungen der Angestellten der ferme bestimmt waren. Mit ihrem Bau wurde der Architekt Claude-Nicolas Ledoux (1736 – 1806) beauftragt, ein in der Zeit des ausgehenden ancien régime  angesehener Architekt.

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Portait von Ledoux mit seiner Tochter  Adélaïde. Gemälde von Antoine-François Callet. Ausgestellt im Pariser Stadtmuseum Carnavalet in Paris in dem Raum, in dem die von Ledoux entworfenen Holzvertäfelungen des  Café militaire ausgestellt sind – einem dem Militär vorbehaltenen noblen Café in der rue Saint-Honoré, die Ledoux entworfen hatte.

Ledoux hatte städtische Palais (hôtels particuliers) und Schlösser  für die Aristokratie gebaut- berühmt und richtungsweisend war der für Madame du Barry, die Favoritin Ludwigs XV.,  errichtete neoklassizistische Musikpavillon in Louveciennes. (6a)

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Und dann  hatte sich Ledoux  beim  Bau der Saline von Arc et Senans –ebenfalls eine Einrichtung der ferme- ausgezeichnet.

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Portal der Saline von Arc et Senans

Natürlich sollten die Eingänge in die Stadt an Kreativität und Monumentalität nicht hinter der ländlichen Saline zurückstehen. Insgesamt entwarf Ledoux 55 Eingänge, jeder unterschiedlich. Und der mit ihnen verbundene Anspruch wird aus dem Namen dieser Pavillons deutlich: Sie hießen Propyläen, sollten also einen Bezug herstellen zum Eingang der Akropolis von Athen! Und dazu passte auch die neoklassizistische Architektur der Torhäuser.[7]

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Alle Torhäuser waren von Ledoux unterschiedlich und sehr aufwändig konzipiert.

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Eines der symmetrisch angelegten Torhäuser der barrière de l’étoile- an der Stelle der heutigen place de l’Étoile- An ihnen vorbei promenierten die reichen Pariser und die Aristokraten zum Bois de Boulogne.   [8]

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Die Barrière de Belleville.

Dies war im 19. Jahrhundert eine der bekanntesten Barrieren von Paris, weil es auf der anderen Seite eine Vielzahl von Tanzsälen und Weinkneipen gab – sehr populäre und nahe gelegene Ausflugsziele der weniger betuchten Pariser. Kein Wunder:  Der Preis des Weins dort betrug nur etwa ein Drittel des Weins intra muros. An Wochenenden waren dann die guinguettes an der Marne sehr beliebt und frequentiert- auch dort war der Wein nicht dem Pariser Zoll unterworfen, also entsprechend billiger.[9]

 

3. Le mur murant Paris…. Von der Kritik an der Mauer bis zur ihrer Erstürmung am Vorabend des 14. Juli 1789

Was die Pariser von der Zollmauer gehalten haben, wird in einem berühmten Alexandriner deutlich, den Beaumarchais zitiert oder erfunden hat: « Le mur murant Paris rend Paris murmurant. »  („Die Mauer, die Paris einmauert, lässt Paris murren“). Das Murren der Pariser hatte vielfältige Gründe. Natürlich bedeutete die Mauer für manche Bewohner der Stadt und vor allem der neu dem Einfuhrzoll unterworfenen Bewohner des Umlandes eine z.T.  deutliche finanzielle Belastung. Nach Überzeugung von Sébastien Mercier, einem zeitgenössischen Beobachter des ancien régime,  gab es dafür aber keinerlei Legitimation.  In seinen Songes et visions philosophiques von 1788  schrieb er, das Volk zahle schon genug an Steuern und Abgaben. Die Mauer sei ein Angriff auf Ruhe und Wohlstand der Nation und er verlange von den für sie verantwortlichen Männern der Finanz, sie wieder abzureißen.

Aber auch die durch die Mauer hervorgerufenen (angeblichen) gesundheitlichen Gefahren wurden kritisiert. Die Zeitung Courrier de l’Europe vom 4. Juli 1785 gab die Auffassung eines Monsieur de Buffon wieder, der das Mauerprojekt als schädlich für die Luftqualität der Stadt bezeichnet hatte: Durch die Mauer könne die schlechte Luft der Großstadt nicht durch die frische Luft von draußen ersetzt werden. Alle Ärzte hätten bestätigt, dass das sehr gefährlich für die Hauptstadt sein könne. Deshalb sähe es die Öffentlichkeit mit der allergrößten Befriedigung, wenn die Arbeiten an der Mauer beendet würden.[10]

Auf ein weit verbreitetes Unverständnis stieß auch die Architektur der Barrieren, die –bezogen auf ihren eigentlichen Zweck- viel zu aufwändig und damit auch zu kostspielig sei. Ihr repräsentativer, ja zum Teil monumentaler Charakter sei dysfunktional, provokativ und vor allem Geldverschwendung. Mercier greift in seinem berühmten Tableau de Paris Ledoux direkt an[11]:  Die Räuberhöhlen der Steuereintreiber habe er in säulenbestandene Palais verwandelt. „Ah, Monsieur Ledoux, Sie sind ein furchtbarer Architekt!“ Diese Kritik war angesichts der klammen Staatsfinanzen in allen Schichten der Bevölkerung verbreitet und führte dazu, dass  Ledoux 1787 vorläufig und 1789 definitiv seinen Posten als „Chefarchitekt“ der Mauer verlor.[12]

Darüber hinaus und vor allem aber wurde die Mauer als Symbol der Unterdrückung, der Unfreiheit verstanden. Bachaumont bezeichnet in seinen Mémoires secrets pour servir à l’histoire de la republique des lettres en France von 1786 die Pavillons als  „monuments d’esclavage et de despotisme.“[13] Und um noch einmal Sébastien Mercier zu zitieren: Für ihn war die Mauer erniedrigender Ausdruck der Sklaverei. Durch sie würden die Bürger wie Schafe gehalten. Sie werde von dem „bon peuple“ als „un malheur“ und „un outrage“ angesehen.[14]

Dieses von der Mauer erzeugte Gefühl von Knechtschaft, Unglück und Beleidigung kam auch in diesem weit verbreiteten Vierzeiler zum Ausdruck:

Pour augmenter son numéraire

Et racourcir notre horizon

La ferme a jugé nécessaire

De nous mettre tous en prison.[15]

 

Um ihre Einnahmen zu erhöhen  und unseren Horizont zu beschneiden,

 hat es die ferme für nötig gehalten,  uns alle ins Gefängnis zu sperren.

  

Insofern ist es nur allzu verständlich, dass es in der revolutionär aufgeladenen Situation des Juli 1789 zum Sturm auf die Mauer kam. Und der kam  keineswegs aus heiterem Himmel: Schon seit Beginn des Jahres gab es mehrere Zwischenfälle an der Mauer: Da wurden Angestellte der ferme bei dem Besuch eines Cabarets in Belleville angegriffen; da versuchten gewerbsmäßige Schmuggler –in den Polizeiakten als „fraudeurs de profession“,  von der ferme als „brigands“ tituliert –   mit Gewalt Waren ohne Einfuhrzoll nach Paris zu bringen; da weigerten sich Bürger, an den barrières den geforderten Zoll zu bezahlen…

7-5248e355ee Angriff auf die Zollhäuser

Am 12. und 13. Juli waren es dann nicht mehr nur einzelne Vorfälle, sondern die Barrieren wurden systematisch angegriffen: Meist wurden die Angestellten der ferme vorgewarnt, dann wurden Barrieren geplündert und in Brand gesteckt. Die Urheber dieser Aktionen waren vor allem Schmuggler, die ihre Lebensgrundlage durch die Zollmauer bedroht sahen, dazu kamen dann aber auch Weinhändler und schließlich in prekären Verhältnissen lebende Gruppen der Bevölkerung wie Tagelöhner, Hilfsarbeiter, Lehrlinge …  [16]

Dieser Sturm auf die Mauer der Generalpächter ist „le premier grand fait de la révolte parisienne“[17],   Vorspiel des Sturms auf die Bastille. Michelet hat in seiner großen Geschichte der Französischen Revolution diese Verbindung ausdrücklich hergestellt: Er bezeichnet die Barrieren als „diese schweren kleinen Bastilles der Generalpächter“. Sie seien vom Volk angegriffen worden und hätten die Nacht über gebrannt.[18] Natürlich ist der 14. Juli mit dem Sturm auf die Bastille der symbolische Beginn der Französischen Revolution, aber der Sturm auf die Mauer der Generalpächter war ihr Auftakt. Und der Erfolg des spontanen Angriffs auf die „kleinen Bastilles“ war sicherlich eine Ermutigung, sich auch an die „große Bastille“ heranzuwagen.

Allerdings: Diejenigen, die am 14. Juli  die Bastille erstürmten, waren vom ersten Tag an Helden der Revolution, der Freiheit. Diejenigen aber, die die „kleinen Bastilles“ der Zollmauer angegriffen hatten, mussten, wenn sie denn identifiziert wurden, mit juristischen Konsequenzen rechnen: Denn die Zollgrenze wurde erst 1791 –für wenige Jahre- abgeschafft, was in der nachfolgenden Abbildung gefeiert wird: Da wird den „weisen Gesetzgebern“ gedankt, dass sie den „droit d’entrée“ abgeschafft und die Raffgier der Zolleinnehmer niedergeschlagen hätten.  Die Abondance, Verkörperung von Reichtum und Überfluss,  Bacchus, der Gott des Weins, und Ceres, die Göttin des Getreides, ziehen ungehindert in die Stadt ein: Die Freiheit hat die Grenzen durchbrochen. [19]

La_liberté_brisant_les_barrières

1791 wird die ferme – rückwirkend datiert auf den 14. Juli 1789-  aufgelöst und den fermiers  der Prozess gemacht. Mit welchen Ergebnissen lässt sich eindrucksvoll auf dem Friedhof von Picpus erkennen. Da gibt es in der Kapelle große  Tafeln mit den Namen, Berufen und dem Alter derjenigen, die dort in Massengräbern verscharrt wurden.

 DSC01061 Cimetiere de Picpus Okt 2017 (11)

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Das waren die Opfer des Revolutionstribunals und der Guillotine, die in den letzten Wochen des terreur auf dem nahe gelegenen Platz bei der barrière de Vincennes/barrièrre du thrône hingerichtet wurden,  und auch hier waren Zollpächter unter den Opfern.[20]

DSC06485 1794 Guillotine (1)

Ledoux entging nur knapp der Guillotine. Allerdings wurde er Ende 1793 verhaftet: Als „Stararchitekt“ des ancien régime und als Baumeister der Zollmauer war er abgestempelt und verfemt.  Im Gefängnis begann er, ausgehend von der Saline von Arc et Senans, eine ideale Stadt zu entwerfen, die er als Prototyp demokratischen Zusammenlebens verstand. Das rettete ihn vor dem Revolutionstribunal und der Guillotine. Dass er allerdings immer damit rechnete, auf dem  Schafott zu enden, zeigt eine Passage aus seinem Traktat: 

Ich werde unterbrochen…  man ruft Ledoux, aber ich bin nicht gemeint; mein Gewissen und mein guter Stern sagen es mir. Es ist ein Doktor der Sorbonne mit dem gleichen Namen. Armes Opfer!… Ich mache weiter.[21]

Anfang 1795 wurde er aus dem Gefängnis entlassen. Aufträge für neue Bauten erhielt er nicht mehr. Sein theoretisches Werk aber gilt als visionäres Produkt einer Revolutionsarchitektur mit großer und breiter Nachwirkung und Ledoux als einer der Ahnherren der modernen Architektur.[22]

Als Beispiel hier nur eine kleine Zeichnung: Sie zeigt das Innere des von ihm entworfenen Theaters von  Besançon, das sich im Auge des Betrachters spiegelt: Ein Raum organisiert wie ein Amphitheater. Es gibt also nicht mehr eine strikte Trennung zwischen den Logenplätzen für den Adel des Geldes oder Geblüts zum Sehen und Gesehen-Werden und den Stehplätzen im Parkett: Durch die Architektur wird der aufklärerische Anspruch der Gleichheit konkretisiert.

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Dieses Auge des Betrachters hat die Surrealisten fasziniert und Magritte hat es in seinem wichtigsten Gemälde, „Le Faux Miroir“ von 1928, einem Schlüssel zu seiner Philosophie und seinem Werk,  aufgegriffen. (22a)

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4. Lavoisier: Chemiker, Zollpächter und Opfer der Mauer

Anders als Ledoux blieb dem  wohl bekanntesten fermier général, nämlich Antoine Laurent de Lavoisier, die Guillotine nicht erspart. Lavoisier war ein genialer Chemiker, Pasteur nannte ihn den „législateur de la chimie“. Aber Lavoisier war weit mehr als das:  unter anderem auch noch Doktor der Rechte,  Bankier, Direktor von Tabakmanufakturen und Schießpulver- Fabriken, Reformator von Maßeinheiten, Bildungspolitiker, Direktor der Akademie der Wissenschaften  – und nicht zuletzt Zollpächter, und auch dies mit großen Engagement.

Lavoisier wurde 1768 Mitglied der Akademie der Wissenschaften und er trat als Teilhaber in die ferme ein. Er hatte ein entsprechendes Angebot erhalten. Zwar musste er sich dafür in erheblichem Maße verschulden, aber es handelte sich dabei um eine sichere Kapitalanlage, weil für das eingesetzte Kapital eine Verzinsung von 10 bzw. 6% garantiert war.  Allerdings beschränkte sich  Lavoisier keineswegs auf eine eher passive Teilhaberschaft. Zu seinem Engagement trug sicherlich auch bei, dass er 1771  Anne Marie Paulze,  die Tochter des für die Tabak-Regie verantwortlichen fermiers heiratete. Die Tabak-Regie hatte das Monopol für die Einfuhr, Weiterverarbeitung und Steuererhebung für Tabak. Lavoisier kümmerte sich hier besonders um die Verarbeitung des eingeführten Tabaks und die Festlegung von Qualitätsstandards, wobei er seine chemischen Kompetenzen sehr sinnvoll anwenden konnte. Das gilt auch für einen weiteren Tätigkeitsbereich bei der Régie des Poudres et Salpêtres, die das Monopol auf die Herstellung von Schießpulver hatte.  Im Siebenjährigen  Krieg war der Mangel an Schießpulver für die französische Armee deutlich geworden. Frankreich sollte jetzt unabhängig von Importen von Salpeter werden. Als Mitglied der Akademie erhielt Lavoisier Mittel, um die wissenschaftlichen Grundlagen für die Produktion von Salpeter in Frankreich zu verbessern. Er entwickelte Ausbildungsprogramme für Arbeiter und schuf neue Produktionsstätten. Die Qualitätssteigerung in der Pulverherstellung durch Lavoisier war ein wichtiger Faktor für die Erfolge der französischen Armeen während der Revolutionskriege.[23] 1776 bezog Lavoisier Räume im Arsenal von Paris mit Bibliothek und Labor, um die Arbeiten besser organisieren zu können. Von 6-9 Uhr morgens und von 19-22 Uhr abends arbeitete er an seinen wissenschaftlichen Projekten und in der Zeit dazwischen für die Akademie und die ferme.

1780 wurde ein neuer Vertrag zwischen der ferme und dem trésor royal abgeschlossen. Die Zahl der fermiers wurde auf 40 reduziert, zu denen auch weiterhin Lavoisier gehörte. Er war jetzt auch zuständig für die Erhebung der Einfuhrzölle an der Pariser Stadtgrenze. Lavoisier berechnete, dass die nach Paris offiziell eingeführten Waren nur vier Fünftel des Bedarfs deckten, dass also ein Fünftel geschmuggelt wurde: Begünstigt wurde das nicht nur durch die Unmöglichkeit einer effizienten Kontrolle aufgrund zahlreicher nicht kontrollierbarer Zugänge, sondern auch dadurch, dass bestimmte Gruppen von den Zöllen ausgenommen waren (z.B. die religiösen Gemeinschaften), die dieses Privileg auch zum Schmuggel nutzten. Um den Schmuggel besonders von Alkohol und Tabak zu unterbinden oder wenigstens zu erschweren, betrieb Lavoisier den Bau der Zollmauer, was Ludwig XVI.  1785 genehmigte. Dass Ledoux die  Aufgabe übertragen wurde, die Barrieren zu bauen, wird sicherlich im Sinne Lavoisiers gewesen sein: Da er auch für die Salinen in der Franche-Comté zuständig war, kannte er ja und schätzte offenbar auch die Saline von Arc et Senans. Und er ermutigte Ledoux auch dazu,  beim Bau  der Pavillons eher auf die Ästhetik und weniger auf das Geld zu achten.[24]

Die Kritik an der Zollmauer fokussierte sich denn auch ganz massiv auf Lavoisier als ihren „geistigen Vater“.  In einem der zahlreichen damals kursierenden Pamphlete heißt es:  „Dieses scheußliche Bauwerk ist das Werk von Herrn Lavoisier, dem einzigen der vierzig Säulen des Staates, (gemeint sind damit die 40 Generalpächter. W.J.) der auch Mitglied der Akademie der Wissenschaften ist. Er ist Chemiker und die Lästerer sagen, dass er Paris in einen Destillierkolben stecken wollte, dessen Auffangbehälter die Kasse der ferme sei.“[25]

In einem anderen Flugblatt wurde ebenfalls Lavoisier massiv angegriffen: Die Mauer sei  „un projet tyrannique… Du bist verantwortlich für die neue Unterdrückung deiner Mitbürger durch die Zolleintreiber.… Alle Welt versichert, dass Herr Lavoisier von der Akademie der Wissenschaften der wohltätige Patriot sei, dem man die segensreiche Erfindung verdanke, die Hauptstadt in ein Gefängnis zu verwandeln. … Man berichtet, dass ein Marschall Frankreichs, den man nach seiner Meinung zu der Mauer fragte, geantwortet habe: ‚Meiner Meinung nach sollte der Urheber dieses Projekts gehenkt werden.‘ Herr Lavoisier hat Glück, dass dies noch nicht erfolgt ist.“[26]

Das Ende des ancien régime und der Beginn einer neuen Ära wurde von Lavoisier durchaus begrüßt. In den lettres de doléances des Adels von Blois, die er redigierte, forderte er die allgemeine Gleichheit: „De la liberté personelle dérive celle d’écrire, de penser, le droit de faire imprimer et publier…. Le but de toute institution sociale est de rendre le plus heureux qu’il est possible ceux qui vivent sous ses lois. Le bonheur ne doit pas être réservé à un petit nombre d’hommes, il appartient à tous.“ (cit. bei Poirier, S. 241)

Er engagierte sich auch in der „Gesellschaft von 1789“, in der sich Anhänger einer konstitutionellen Monarchie wie Condorcet, La Fayette, Sieyès und andere zusammengeschlossen hatten, zusätzlich zu seiner Tätigkeit als fermier noch ein weiterer Grund, die Feindschaft der Jacobiner auf sich zu ziehen. Im L’Ami du peuple bezeichnete Marat  Lavoisier als „coryphée des charlatans“ und den größten Intriganten des Jahrhunderts- „le plus grand intrigant du siècle“.  Es war aber nun nicht speziell Lavoisier, der von den Jacobinern gehasst und verfolgt wurde, sondern es waren die Zollpächter insgesamt. Ihnen wurde vorgeworfen, sich maßlos und in ungesetzlicher Weise bereichert zu haben. In der Tat hatten die fermiers ja erhebliche Reichtümer angesammelt, auch Lavoisier, der sie immerhin auch für seine naturwissenschaftlichen Versuche nutzte. Seine Einkommenserklärung für das Jahr 1791 weist einen Betrag von 37 500 livres aus, wobei eine ganze Reihe von zusätzlichen Einkommen gar nicht berücksichtigt sind. Zum Vergleich: ein mittlerer Beamter hatte ein Jahreseinkommen von 1000 livres. Am 15. Oktober 1793 legte Lavoisier, der dazu aufgefordert wurde, eine Aufstellung der Güter seines alltäglichen Bedarfs vor: Darunter befanden sich immerhin 160 Pfund Kaffee, 39 Flaschen eau de vie (Schnaps), 268 Flaschen Likör und 8000 (sic!) Flaschen Wein…

Am 5. Mai 1974, auf dem Höhepunkt des jaconinischen Terrors, beschloss der Konvent, den Fall der Zollpächter an das Revolutionstribunal zu übergeben. Die Anklageschrift erhielten Lavoisier und die mitangeklagten fermiers  erst am Vorabend des Prozesses spät nachts und sie konnten sich am Prozesstag nur je 15 Minuten mit den insgesamt vier Verteidigern beraten. Der öffentliche Prozess war eine Farce und ein Schauprozess. Der vorsitzende Richter, Jean-Baptiste Coffinhal,  war berüchtigt dafür, den Anklagten mit den Worten „tu n’as pas la parole“ das Wort abzuschneiden und sich über sie lustig zu machen.  Auf die wissenschaftlichen Verdienste Lavoisiers aufmerksam gemacht, soll er lakonisch geantwortet haben:  „La République n’a pas besoin de savants et de chimistes, le cours de la justice ne peut être suspendu.» („Die Republik braucht weder Wissenschaftler noch Chemiker. Der Lauf der Justiz darf nicht aufgehalten werden.“) – ein gut zu ihm passender, allerdings nicht verbürgerter Ausspruch. Am 8. Mai 1794 wurden Lavoisier und die mitangeklagten fermiers zum Tode verurteilt.  Allerdings hatte Lavoisier vorher  noch die Gelegenheit,  einen Abschiedsbrief zu schreiben. Darin findet sich der Satz: „Es ist anzunehmen, dass die Ereignisse, in die ich verstrickt bin, mir die Unannehmlichkeiten des Alterns ersparen.“ Er werde sein Leben als kerngesunder Mann beenden. Das besorgte die auf der Place de la Révolution, heute Place de la Concorde, aufgestellte Guillotine am 8. Mai 1794. Wie die anderen an diesem Tag Guillotinierten wurde Lavoisier in einem Massengrab auf dem Cimetière de Errancis  bestattet, bevor  bei dessen Auflösung die Gebeine in die Katakomben überführt wurden. Ironie des Schicksals: Dazu gehörten dann auch die sterblichen Überreste Robespierres, der im Juli 1794 unter dem Schafott endete- wie im August des Monats Coffinhal übrigens auch.

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Erinnerungstafel 97 rue de Monceau.

Ort des früheren Friedhofs des Errancis, wo zwischen dem 24. März 1794 und dem  Monat Mai 1795 1119 Personen bestattet wurden, die auf der Place de la Révolution guillotiniert worden waren.

Am Tag nach der Hinrichtung Lavoisiers notierte der bedeutende Mathematiker und Astronom Lagrange: „Es hat den Henkern nur einen Augenblick gekostet, einen solchen Kopf abzuschlagen, und  hundert Jahre reichen vielleicht nicht hin,  einen ähnlichen wieder hervorzubringen“. (26a)

5. Das Ende der Zollmauer

Mit der Erstürmung der Mauer  in den Tagen vor dem 14. Juli war allerdings noch nicht das Ende der Zollmauer gekommen. Immerhin beschloss die konstituierende Nationalversammlung am 20. Januar 1791, dass der octroi, die Zollerhebung an der Zollmauer,  mit Wirkung vom 1. Mai des Jahres beendet werden sollte. Das Musikkorps und Abteilungen der Nationalgarde verkündeten entlang der Mauern diesen Beschluss. Die Folgen für die städtischen Finanzen waren allerdings katastrophal, sodass der octroi 1798 vom Direktorium wieder eingeführt wurde. Er firmierte nun als „städtische Wohfahrtssteuer“ (octroi municipal de bienfaisance)  und diente offiziell der Verbesserung der medizinischen Versorgung der Pariser Bevölkerung. In Wirklichkeit waren 85% der Einkünfte der Stadt dem octroi zu verdanken, so dass er zu einem grundlegenden Bestandteil der städtischen Finanzen wurde. Und dies nicht nur für Paris, sondern auch für andere Städte und Kommunen: In den 1840-er Jahren mussten die von Paris nach Versailles  beförderten Waren insgesamt sechs Zollgrenzen passieren! Die Forderung von Liberalen, im Namen des Freihandels den octroi abzuschaffen, hatte allerdings selbst unter der  Herrschaft des „Bürgerkönigs“ Louis Philippe die Liberalen wenig Erfolg. Immerhin beseitigte die junge II. Republik 1848 die Zölle für Fleisch und ersetzte sie durch eine Steuer auf Luxuswaren.

Erst mit der Erweiterung von Paris im Jahr 1860 und der Integration von elf Gemeinden, die zwischen der Zollmauer und der Festungsmauer von 1840 lagen, wurde die Mauer obsolet und auf Befehl von Baron Haussmann beseitigt. (27)

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Abgerissen wurden auch die meisten der Ledoux’schen Torhäuser- hier zum Beispiel die an der Place de l’Étoile, weil sie der von Haussmann gewünschten monumentalen Umgestaltung des Platzes im Wege standen. Und natürlich hätten die Torhäuser Ledoux‘ auch etwas die Apotheose des Triumphbogens und Napoleons relativiert. (28)

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Die Steuer allerdings wurde damit  nicht beseitigt: Die wurde nun an den neuen Außengrenzen der Stadt erhoben. Erst 1943, also unter der deutschen Besatzung, wurde der Pariser octroi abgeschafft und durch lokale Steuern ersetzt, was 1948 dann für ganz Frankreich gesetzlich festgelegt wurde. Einmal erhobene Abgaben haben manchmal ein langes Leben….

Vier der ehemaligen Barrieren wurden aber verschont, sind also noch erhalten. Sie gehören zum „Pantheon der französischen Architektur“ und ihnen ist der nachfolgende Blog-Beitrag gewidmet.

Anmerkungen

[1]https://paris-blog.org/2019/07/14/die-grosse-saline-von-salins-les-bains-und-die-koenigliche-saline-von-arc-et-senans-unesco-weltkulturerbe-im-jura/

[2] Vincent Milliot/Philippe Minard, La France d’Ancien Régime. Armand Colin 2018, S. 170f (Abschnitt: L’impossible réforme de la monarchie)

[3]une union de plusieurs personnes qui s’associent pour entrer dans les affaires du Roi.“ Cit. bei Durand,  Les Fermiers généraux au XVIIIe siècle, S. 45

[4] Durand, a.a.O.  S. 50

[5] Renaud Gagneux, Denis Prouvost: Sur les traces des enceintes de Paris, S. 138/140

[6] https://www.pariszigzag.fr

(6a) Bild von: By Jean-Marie Hullot – Own work – http://www.fotopedia.com/items/jmhullot-N3qptM-Vrsk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=8538329

[7] Abbildung aus: https://paris-atlas-historique.fr/55.html

Zu Ledoux siehe auch den Blog-Beitrag über die Saline von Arc et Senans: https://paris-blog.org/2019/07/14/die-grosse-saline-von-salins-les-bains-und-die-koenigliche-saline-von-arc-et-senans-unesco-weltkulturerbe-im-jura/

[8] Bild aus  http://www.francegenweb.org/wiki/  Artikel über die Barrières du mur des Fermiers généraux. Dort auch eine Liste aller Barrières-    Siehe auch:

https://www.histoires-de-paris.fr/lettre-25-mars-2019-le-mur-des-fermiers-generaux/

[9] Siehe: Les guinguettes des Barrières. In: Histoires de Paris vom 22. April 2017. https://www.histoires-de-paris.fr/guinguettes-barrieres/

Siehe auch die Blog-Beiträge über Belleville: https://paris-blog.org/2016/07/18/das-multikulturelle-aufsaessige-und-kreative-belleville-modell-oder-mythos/

und über die Guinguettes an der Marne: https://paris-blog.org/2017/08/06/musik-und-tanz-an-der-marne-au-pays-des-guinguettes/

[10] Zitiert  bei:  http://www.ecrivaines17et18.com/pages/18e-siecle/bon-a-savoir/le-paris-de-louis-sebastien-mercier.html#fgCGR3jf0kWHa2w8.99  Das Argument der verhinderten Frischluftzufuhr wird auch von Mercier in seinen Songes et visions philosophiques von 1788 verwendet:

[11] https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k8320w/f263.image

[12] https://journals.openedition.org/ahrf/12765 und

https://www.historia.fr/le-mur-murant-paris-rend-paris-murmurant

[13] https://fr.anecdotrip.com/anecdote/6-anecdotes-sur-le-trone-et-sa-barriere-des-fermiers-generaux-par-vinaigrette

[14] Sébastien Mercier, Songes et visions philosophiques, 1788,  Zit. in: http://www.ecrivaines17et18.com/pages/18e-siecle/bon-a-savoir/le-paris-de-louis-sebastien-mercier.html#fgCGR3jf0kWHa2w8.99

[15] Mercier: Le nouveau Paris. Cit. von Poirier, Lavoisier, S. 186. Insofern kann ich auch die nachfolgende Feststellung von  Markovic nicht ganz nachvollziehen: Ce qui est critiqué par la presse et les pamphlets demeure l’opulence de ces édifices (der Barrieren von Ledoux W.J.) et non l’enfermement de Paris. https://journals.openedition.org/ahrf/12765

[16] Markovic, La révolution aux barrières. https://journals.openedition.org/ahrf/12765 Nachfolgendes Bild vom Sturm auf die Zollhäuser aus: https://www.academia.edu/10699921/Entstehung_der_Autonomen_Architektur_Analyse_Emil_Kaufmanns

[17] Durand, Les fermiers généraux, S. 621

[18] Michelet, Histoire de la Révolution Française. Éditions Robert Laffont. Paris 1979, S. 137/138  Das bezieht sich auf den Sonntag, den 12. Juli 1789

[19] Quelle der nachfolgenden Abbildung: https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b6947726s/f1.item.r

[20] siehe den Blog-Beitrag über den Cimetière de Picpus: https://paris-blog.org/2016/07/01/der-cimetiere-de-picpus-ein-deutsch-franzoesischer-erinnerungsort/

[21] Siehe zu Ledoux den Blog-Beitrag über die Saline von Arc et Senans

Zum Leben kurz auch: http://www.whoswho.de/bio/claude-nicolas-ledoux.html

Zur Architektur: https://www.uni-heidelberg.de/md/zaw/akh/akh_texte/05schlembach150705.pdf

Zitat aus dem Traktat s. Anm. 22  „Je suis interrompu… La hache nationale étoit levée, on appelle Ledoux, ce n’est pas moi ; ma conscience, mon heureuse étoile me le dictoient : c’étoit un docteur de Sorbonne du même nom. Malheureuse victime !… Je continue.“

siehe  den schönen Blog-Beitrag von Sonia Branca- Rosoff: https://passagedutemps.wordpress.com/2019/11/18/la-rotonde-de-la-villette/

[22] Ledoux, Claude-Nicolas, (1736-1806), . considérée sous le rapport de l’art, des meurs et de la législation, Paris, Herman. (Originale Ausgabe frei zugänglich bei Gallica:  https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k857284.image

Siehe dazu Emil Kaufmann, Von Ledoux bis Le Corbusier. Entstehung und Entwicklung der Autonomen Architektur. Wien und Leipzig 1933 https://www.academia.edu/10699921/Entstehung_der_Autonomen_Architektur_Analyse_Emil_Kaufmanns

(22a) siehe dazu Petra Kipphoff in ihrer Rezension der großen Brüsseler Magritte- Ausstellung von 1978: https://www.zeit.de/1978/46/die-entfuehrung-des-gesunden-menschenverstandes. Zu dem Zusammenhang zwischen Ledoux und Magritte siehe auch den Blog-Beitrag von Sonia Branca- Rosoff: https://passagedutemps.wordpress.com/2019/11/18/la-rotonde-de-la-villette/

[23] https://de.wikipedia.org/wiki/Antoine_Laurent_de_Lavoisier

[24]  Poirier, S. 185. Auf das Buch von Poirier stütze ich mich auch in den nachfolgenden Passagen über Lavoisier.

[25]Cet odieux monument fiscal est l’ouvrage de M. Lavoisier, le seul des quarantes colonnes de l’Etat (die fermier généraux) qui soit membre de l’Académie des Sciences. Il est chimiste, et les mauvais plaisants disent qu’il a voulu mettre Paris dans un cucurbite dont la caisse des fermes sera le récipient.“ (Cit. Poirier S. 185)

[26] Cit. bei Poirier, S. 186. Entsprechend auch der Tenor einer Darstellung aus der Mitte des 19. Jahrhunderts: „Sous Louis XVI, le savant Lavoisier, qui était en même temps un des 40 fermiers généraux, eut la pensée fort peu philantropique de quintuplers les revenus du fisc en portant les limites de la capitale à une très grande distance de son centre. C’est lui qui lui assigna une nouvelle frontière dans laquelle furent enclavés tous ses faubourgs soumis dès lors à payer des droits d’entrée sur les principaux objets de consommation.“  Le Nouveau conducteur dans Paris et dans les environs, indiquant tout ce qui peut intéresser l’étranger au sein de cette capitale du monde civilisé. Paris 1851, S. 6 https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k6393839z/f238.item

(26a) Zit. in: Allgemeine deutsche Real-Encyklopädie für die gebildeten Stände (Conversations-Lexikon). 8. Auflage, 6. Band, Leipzig: Brockhaus 1835, S. 536

(27) https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/

(28) Bild aus: http://paris1900.lartnouveau.com/paris00/mur_des_fermiers_generaux.htm

Literatur:

Sonia Branca-Rosoff, https://passagedutemps.wordpress.com/2019/11/14/suivre-le-mur-des-fermiers-generaux-de-la-place-de-lile-de-la-reunion-aux-pavillons-de-bercy/

Yves Durand,  Les Fermiers généraux au XVIIIe siècle. Paris: PUF 1971

Momcilo Markovic,  La Révolution aux barrières : l’incendie des barrières de l’octroi à Paris en juillet 1789   https://journals.openedition.org/ahrf/12765

Les  propylées de Paris. 1785-1788. Claude Nicolas Ledoux. Une promenade savante au clair de lune. Editions Honoré Clair.  (Bibl. Arsenal)

Le mur des fermiers généraux, In: La lettre d’Histoires-de-Paris.fr Nummer 25. März 2019. https://www.histoires-de-paris.fr/lettre-25-mars-2019-le-mur-des-fermiers-generaux/

Gallet, Michel. Claude-Nicolas Ledoux, 1736-1806. Paris, 1980

Renaud Gagneux, Denis Prouvost: Sur les traces des enceintes de Paris. Promenades au long des murs disparus.   Parigramme, 2004

Jean-Pierre Poirier, Lavoisier. 17423 – 1794. Paris: Pygmalion 1993

Weitere geplante Beiträge:

  • Die Mauer der Generalpächter (2): Die vier erhaltenen Torhäuser von Ledoux
  • Wie man eine Revolution feiert: Der 14. Juli in Paris
  • Pariser Erinnerungsorte an den Holocaust (Einleitung) 
  • Der Garten des Palais-Royal: ein Garten der Literatur und eine Oase der Stille mitten in Paris