Zum Tod von Robert Hébras, dem letzten  Überlebenden von Oradour-sur-Glane. Von Marlis Franke

Marlis Franke, die Autorin des nachfolgenden Beitrags, war bis zu ihrer Pensionierung Fachbereichsleiterin für neuere Sprachen an der Carl-Schurz-Schule, einem Gymnasium in Frankfurt/Main mit einem Schwerpunkt im Fach Französisch. Sie hat zunächst als Lehrerin und dann als Mitglied der Schulleitung im Rahmen von Austauschfahrten viele Jahre lang Oradour-sur-Glane besucht, und daraus hat sich eine enge Beziehung, ja Freundschaft  mit Robert Hébras entwickelt.[1]  Als Marlis Franke 2013 in Frankfurt als Chevalier de l’ordre des palmes académiques ausgezeichnet wurde, waren Robert Hébras und seine Frau Christiane auch dabei.[2] Insofern  bin ich meiner ehemaligen Kollegin besonders dankbar für diesen persönlichen Nachruf auf einen Menschen, dessen Schicksal in ganz außerordentlicher Weise die Wunden der deutsch-französischen Vergangenheit verkörpert und der trotzdem oder gerade deshalb sich mit großer Leidenschaft für das Werk der Versöhnung und Verständigung engagiert hat. Robert Hébras konnte am Ende seines Lebens gewiss sein, dass dieses Anliegen, das ihm so sehr am Herzen lag, verwirklicht wurde. Er musste aber auch noch miterleben, dass dies nicht galt für den Wunsch, den er 2005 in der Aula der Carl-Schurz-Schule im Gespräch mit Schüler*innen äußerte: „Ich wünsche mir für euch, eure Kinder, Enkel und Urenkel, dass es nie wieder Krieg gibt“…..[3]

Wolf Jöckel

Am 11. Februar 2023 ist im Alter von 97 Jahren Robert Hébras,  ein langjähriger Freund unserer Schule,  verstorben.  Er hat über zwei Jahrzehnte Generationen von Schüler*innen an der Carl-Schurz-Schule geprägt.  

Robert Hébras mit seiner Enkelin Agathe, die die Erinnerungsarbeit ihres Großvaters fortsetzt.[4]

Robert Hébras wurde im Südwesten Frankreichs geboren. Er wuchs auf in Oradour-sur-Glane, einem kleinen Dorf mit rund 700 Einwohnern.  Es war ein friedlicher Ort mit Geschäften, Cafés, einer Schule und einer Kirche.

Dieser Ort wurde am 10. Juni 1944 von Einheiten der SS- Panzerdivision Das Reich zerstört und die gesamte  Bevölkerung grausam ermordet. Warum die SS-Division „Das Reich“ gerade hier dieses Massaker verübte, ist bis heute nicht vollständig aufgeklärt. Ernst zu nehmende Résistance-Aktivitäten gab es in dem Ort nicht.

Kinderwagen im Altarraum der Kirche, in der auch 207 Kinder starben.[5]

Die SS-Leute kamen an einem Samstagmorgen. Die Männer wurden in Scheuen zusammengetrieben und dort erschossen oder verbrannt.  Die Frauen und Kinder wurden in der Kirche zusammengepfercht und die setzten die SS-Männer dann in Brand. 642 Menschen wurden so ermordet.

Robert Hébras hat diesen Tag nur überlebt, weil er es schaffte, sich trotz schwerer Verletzungen tot zu stellen. Der damals 19jährige verlor innerhalb weniger Stunden seine Familie, seine Freunde, seine Bekannten, seine Heimat, eigentlich seine ganze Welt.

Nachdem er dem Massaker entkommen war, wurde er heimlich gesund gepflegt, und er schloss sich der Résistance an, um gegen Hitler-Deutschland zu kämpfen. Nach dem Krieg hat er jahrelang sehr wenig über das gesprochen, was passiert war, und es ist auch verständlich, dass er Deutschland und den Deutschen sehr ablehnend gegenübertrat.

Am Ende der 60er Jahre wurde Willy Brandt Bundeskanzler. Diesem Kanzler war die Auseinandersetzung der Deutschen mit ihrer NS-Vergangenheit besonders wichtig. Ihm war es ein Herzensanliegen, mit den Menschen zu reden, die besonders unter Hitler-Deutschland gelitten hatten und um Vergebung zu bitten. Und so wurde auch Robert Hébras 1985  nach Deutschland eingeladen.

Robert Hébras ist dieser Einladung nach einigem Abwägen gefolgt, und sie hat sein Leben verändert. Der gelernte Kfz-Mechaniker und Betreiber einer Renault-Werkstatt hatte bis zu diesem Zeitpunkt sämtlichen Kontakt mit deutschen Kunden verweigert.

In Deutschland erkannte er, dass die einzige Art und Weise, die Wiederkehr solcher Dramen zu vermeiden, darin besteht, dass alle – Deutsche, Franzosen, aber auch die Menschen aller anderen Nationen – sich anschauen, was passieren kann, wenn man Hass, Gefühllosigkeit und Gleichgültigkeit zulässt und nicht miteinander redet.

Anschauen sollte man noch heute das „village martyre“, dessen verkohlte Ruinen, die inzwischen vom Verfall bedroht sind, als Mahnmal erhalten blieben.

An diesem Auto in der Garage Desourteaux wurde am 10. Juni 1944 vermutlich noch gearbeitet. Es sollte nie fertiggestellt werden.[6]

Durch diese Ruinenstadt hat Robert von 2002 bis 2020 unsere Schülergruppen geführt, die  zum  Austauschs nach Niort gekommen waren.  Anschließend stand er ihnen noch im großen Saal des Centre de la mémoire für Fragen zur Verfügung. Die Gespräche mit Robert waren sehr emotional und für die Kinder sehr prägend. Viel Übersetzungshilfen waren nicht nötig – die Kinder verstanden den überaus charismatischen Großvater auch so. In dem Tagebuch, das sie während des Austauschs führten, nahm Oradour immer den größten Raum ein. Viele machten Selfies mit Robert, umarmten ihn, schmiegten sich an ihn…

Robert hat häufig die Führungen mit unseren CSS-Klassen damit begonnen, dass er unseren Schüler*innen sagte, was für ein Glück sie hätten, fast mit Selbstverständlichkeit einen Schüleraustausch zu machen. Zu seiner Zeit und bis in die 1960er Jahre wäre dies unmöglich gewesen. Welche Familie hätte denn einen Deutschen aufgenommen oder gar das eigene Kind nach Deutschland geschickt? Deutschland war ein weit entferntes Land und durch die Kriege fehlten in vielen Familien ein Vater, ein Onkel oder ein Bruder. Der Wert des Schüleraustauschs stand nach den Gesprächen mit Robert nie im Zweifel.

Den Austausch mit Niort habe ich 1991 begonnen. Erst 10 Jahre später begann ich dann die Fahrt nach Oradour als Programmpunkt in den zehntägigen Austausch einzubauen. Ich erfuhr damals, dass die 4e- Klassen unserer Partnerschule im Rahmen des Unterrichts histoire-géo regelmäßig nach Oradour fuhren. Mein Vorschlag, diese Fahrt auch unseren Siebtklässlern anzubieten, stieß zunächst auf Unverständnis im französischen Kollegium. Das könne man den deutschen Kindern doch nicht zumuten!

Niemals haben sich die Schüler*innen schuldig gefühlt für das, was inzwischen zwei Generationen vor ihnen passiert war. Genau das war Roberts große Stärke. Er wusste sehr genau das, was passiert war, als ein Versagen der Menschheit herauszustellen. Sein Ziel war es,  Menschen zusammenzubringen und durch das Gedenken zum Denken anzuregen. Alle, die dabei waren, haben das gemerkt. 

Robert Hébras inmitten von Schüler*innen der Carl-Schurz-Schule in Oradour. Links (mit Umhängetasche) seine Frau, rechts (mit gestreiftem Pullover) Marlis Franke

Die CSS lag ihm besonders am Herzen. Im Jahr 2005 verbrachten Robert und seine Frau Christiane mehrere Tage in Frankfurt. In der großen Aula der CSS sprach er als Zeitzeuge des Massakers vom 10. Juni 1944 vor 700 Schüler*innen. Einen Tag später war er Ehrengast bei unserer Aufführung der Oper Carmen im  Rahmen einer französischen Woche in Frankfurt. Mehrfach ist er zu uns an die Schule gekommen, und auch jenseits der 90 hat er, als unsere Schüler*innen in Frankreich waren, die große Mühe auf sich genommen, die Führung durch seinen zerstörten Ort selbst durchzuführen. Bei unseren letzten Austauschen reichten die Kräfte leider nicht mehr.

Robert Hébras ist am Samstag, den 11.02.2023  gestorben.  Auch wenn jüngere Schüler*innen ihn nicht mehr kannten, begann der darauffolgende Montag in der CSS mit einer Durchsage und einer Schweigeminute. Die Fachschaft Französisch plant eine Umbenennung der großen Aula in „salle Robert Hébras“ zur Erinnerung an diese Schlüsselfigur der deutsch-französischen Freundschaft.

Ich persönlich habe mit Robert einen lieben Freund verloren, den ich sehr vermisse. Zweimal hat er mich und meine Familie in unserem Ferienhaus in der Bretagne besucht. Wir verbrachten jeweils eine Woche zusammen und machten schöne Ausflüge, lachten viel mit ihm und seiner Frau Christiane. Zu seinem 90. Geburtstag wurde ich eingeladen, anschließend haben wir uns nur telefonisch ausgetauscht, der Tod seiner Frau vor drei Jahren hat ihn sehr bedrückt. Er war bis zum Schluss von erstaunlicher geistiger Klarheit.


[1] Anlässlich seines Besuchs in Frankfurt 2015 sagte Robert Hebras in einem Interview:  J’ai d’ailleurs des amis en Allemagne, notamment Marlis Franke, enseignante à la Carl-Schurz-Schule de Francfort, qui a initié un programme de visite d’Oradour il a une dizaine d’années pour ses élèves et avec laquelle il nous arrive mon épouse et moi de passer des vacances dans sa maison de Bretagne.     Interview Robert Hebras | lepetitjournal.com 

Alle Anmerkungen zu diesem Text von Wolf Jöckel

[2] https://lepetitjournal.com/francfort/communaute/recompense-les-palmes-academiques-pour-marlis-franke-de-la-carl-schurz-schule-de-francfort-77673

[3] Cornelia von Wrangel, Monsieur Hebras und die Überwindung des Hasses. In: FAZ vom 19.6.2005

[4] https://www.memoiresdeguerre.com/2023/02/robert-hebras-le-dernier-survivant-du-massacre-d-oradour-sur-glane-est-decede.html

[5] https://www.spiegel.de/fotostrecke/ss-massaker-im-zweiten-weltkrieg-oradour-sur-glane-fotostrecke-115450.html  Die mit ihren Schulkindern in der Kirche verbrannte Grundschullehrerin Denise Bardet hat ein bewegendes Tagebuch hinterlassen:  Das Tagebuch der Denise Bardet: Gewidmet dem 60. Jahrestag der Zerstörung der französischen Gemeinde Oradour-sur-Glane am 10. Juni 1944 Paperback.  Herausgegeben von Gerhard Leo 2004. Zu Denise Bardet siehe auch: https://paris-blog.org/2019/03/01/das-hotel-lutetia-2-geschichten-und-geschichte/

[6] https://www.spiegel.de/fotostrecke/ss-massaker-im-zweiten-weltkrieg-oradour-sur-glane-fotostrecke-115450.html

Der Engel in der Rue de Turbigo – Hintersinniges am Bau. Ein Gastbeitrag von Ulrich Schläger

Wer an der Metro-Station Arts et Métiers  (3. Arrondissement)  die U-Bahnlinie 3 oder 11verlässt, kann auf der Fassade des Wohnhauses in der Rue Turbigo mit der Hausnummer 57 einen kolossalen Steinengel mit weit sich ausbreitenden Flügeln entdecken, der sich über drei Stockwerke in die Höhe erstreckt.

Bild: Ulrich Schläger

Geradezu augenfällig ist die Ähnlichkeit seines Kopfes und seines gewellten Haars mit den berühmten Karyatiden der Korenhalle des Erechtheions in Athen. Eine weitere Ähnlichkeit zwischen dem Engel und den Karyatiden ist das plissierte Gewand, das bei den Karyatiden allerdings nur ein Bein bedeckt. Die Karyatiden übten nämlich eine Doppelfunktion als Wächterin und tragendes Element aus. Die Standbeine haben jeweils ihre menschliche Kontur verloren und sich, aufgelöst in langestreckte Plissees,  in stilisierte Baustämme verwandelt.

Foto: Wikipedia

Anders als die Karyatiden im antiken Griechenland, die einer Säule gleich die Last eines Gebälks mit ihrem Kopf tragen, stützt dieser Engel auch mit seinen weit ausgebreiteten Flügeln den Balkon darüber.

In der linken Hand hält er einen Myrrhe-Zweig, in seiner Rechten eine schlauchförmige Geldbörse. Der Geldstrumpf (englisch „wallet purse“, „miser“) war seit dem späten 18. Jh. weit verbreitet. Es sind lange, schmale Beutel mit Zugbandverschluss oder Verschlussring. Eine zweite Form, heute meist fälschlich als „Geldkatze“ bezeichnet, war bis in die 60er Jahre des 19. Jh. außerordentlich beliebt. Sie besteht aus zwei gegeneinander gesetzten, schlauchförmigen Beuteln mit Eingriffsschlitz in der Mitte.

Diese bourses à deux coulants oder sogenannte Louis-Börsen kamen in der Restaurationszeit auf und waren reich verziert. Sie wurden auch bourses d’avare (englisch „miser’s purse“) genannt.

Welche Bedeutung haben diese Attribute? Worauf verweisen die Accessoires (Quasten, Bommeln, Trotteln, Perlen-Halskette, Bänder) des Engels? Ist die Skulptur eine Allegorie, eine Personifikation? Und wenn ja, für was?

Um diese Fragen zu beantworten, sollten wir einen Blick auf die Baugeschichte und die städtische Entwicklung des Bezirks werfen, in dem sich dieses Haus befindet. Überdies sollten wir uns kurz mit der Kulturgeschichte der Myrrhe und der Bedeutung des Geldbeutels in der darstellenden Kunst beschäftigen.

Die Baugeschichte des Quartiers

Im Zweiten Kaiserreich Napoleons III. wurde die französische Hauptstadt durch die grands travaux haussmanniens, die großen Arbeiten unter der Regie des Präfekten Georges-Eugène Haussmann, von 1853 bis 1870 radikal umgestaltet und modernisiert. Im Zuge dieser Maßnahmen  wurde die Rue Réaumur bis zur Rue Turbigo an der heutigen Métro-Station Arts et Métiers verlängert.

Die Rue de Turbigo verdankt ihren Namen dem Sieg der verbündeten Italiener und Franzosen über die österreichische Armee bei einer Schlacht am 3. Juni 1859 bei dem lombardischen Ort Turbigo.  Sie war keine Straße mit Häusern der Aristokratie, wie im nahe gelegenen Marais, an der Place des Victoires oder der Place Vendôme, sondern mit ihren repräsentativen Mietshäusern Wohnort der aufstrebenden Bourgeoisie, die im Zweiten Kaiserreich zunehmend an Einfluss gewann. Deren Auswüchse attackierte Émile Zola in seinem Roman La Curée (die Beute) scharf, insbesondere diejenigen, die nach der Devise des Enrichissez-vous! (dt. „Bereichert euch!“) verfuhren und den Staat und die Stadt Paris als ihre Beute betrachteten.

Unter den ersten Mietern befanden sich Stoffhändler, Miedermacher, Schneider, Hutmacher und andere Modeproduzenten. Produktion und Handel mit Textilen bestimmten die Gegend um die Rue Turbigo. Im unweit gelegenen Quartier du Sentier etablierten sich schon unter Ludwig XIV. Posamenten- und Dekorations-Manufakturen, die Mitte des 19. Jahrhunderts eine zweite Blüte erlebten. Die in diesem Pariser Bezirk produzierten Pompons, Troddeln, Fransen und Bänder fanden sich an Frauenkleidern, Militäruniformen, an Accessoires oder waren Teil der Dekoration pompöser Wohnräume.

Die Bedeutung der Myrrhe

Bild: Ulrich Schläger

Die Myrrhe ist ein Baum mit kleinen Blättern und auch der Name des zu einem Harz eingetrockneten Sekretsafts dieses Baumes.  Für die alten Ägypter hatte die Myrrhe eine doppelte Bedeutung, sie war ein Mittel, um sich zu wappnen und Unheil abzuwehren und war bedeutsam für den Übergang zur Unsterblichkeit. Deshalb war sie fester Bestandteil der Einbalsamierung von Mumien. Ein mit Myrrhe gewürzter Wein wurde auch Jesus bei der Kreuzigung gereicht, zum einen als Narkotikum, zum anderen aber auch, um den Übergang ins Jenseits zu erleichtern.

Die Myrrhe war auch eine der Gaben der Heiligen Drei Könige. Sie schenkten Gold, Weihrauch und Myrrhe. Gold ist ein Symbol des Reichtums. Es wird Königen als Tribut dargebracht und steht für Körperlichkeit und irdische Welt. Weihrauch dagegen wird den Göttern dargebracht und gilt als Symbol für die Göttlichkeit Christi. Myrrhe aber ist ein Symbol der Heilung, der Magie und der Fähigkeit, die Elemente zu beherrschen. Die Myrrhe galt als ein universelles Allheilmittel für Körper und Seele. Gold, Weihrauch und Myrrhe stehen hier für die drei Welten Körper, Geist und Seele.

In der griechischen Mythologie war Smyrna (Myrrha) die Tochter des Priesters und Königs Kinyras von Zypern. Smyrna ist das griechische Wort für Myrrhe. Smyrna verliebte sich durch einen Zauber Aphrodites in ihren Vater und verführte ihn zwölf Nächte lang. Die Liebesnächte blieben nicht ohne Folgen: Smyrna wurde schwanger. Als der König erkannte, wer ihn verführt hatte, wollte er sein Kind töten. Verfolgt von ihrem Vater flüchtete Smyrna und bat die Götter, sie unsichtbar werden zu lassen. So wurde sie in einen Baum verwandelt und ihre Tränen wurden zum Myrrhenharz. Aber nach neun Monaten brach der Baum auf und ihr Kind Adonis wurde geboren. Die Königstochter Smyrna (Myrrha) erscheint hier als Ausdruck der Großen Göttin, die vom Himmel (Vater) befruchtet wird und dadurch Schönheit (Adonis) gebiert. In dieser Geschichte spiegelt sich unter anderem der magische Schutzaspekt der Pflanze wider.

Die Kostbarkeit der Myrrhe ist auch der Grund, der Braut an ihrem Hochzeitstag einen Myrrhe-Zweig zu schenken. Er steht für langes Leben, Erfolg und Glück, die man der Braut damit wünscht.

Wenn wir also die mythologischen, kulturellen und historischen Aspekte der Myrrhe betrachten, so können wir in ihr die folgende Symbolik erkennen: Die Myrrhe steht für eine Transformation, aber sie dient auch der Abwehr gegen Unheil (insbesondere in der Verbindung mit dem „Schutz“-Engel). Sie ist ein Heilmittel und sie steht für Erfolg (zusammen mit der Geldbörse) und Glück.

Die Bedeutung des Geldbeutels

Bild: Ulrich Schläger

Schon in der Antike galt der Geldbeutel als Symbol des Handels und war deshalb dem Gott der Kaufleute, Merkur resp. Hermes, als Attribut beigegeben. Ein gefüllter Geldbeutel signalisierte Reichtum, Wohlstand, Macht und Einfluss. Die Geldbörse spiegelt zudem Moden und persönlichen Geschmack wider. Bommeln, Troddel, Quasten, Fransen oder Pailletten an den Börsen der Damen entsprachen dem Hang zum aufwändigen Dekor im Second Empire, dem Zweiten Kaiserreich. Ein schönes Beispiel dafür ist die nachfolgend abgebildete bourse d’avare, die bei Druot versteigert wurde.

Die Entwurfsgeschichte des Engels

Die Skulptur geht auf einen Entwurf von Emile-Auguste Delange, Student an der Ecole des Beaux-Arts et Architecture, zurück, der   zusammen mit Léopold Amédée Hardy, Jean Juste Gustav Lisch und Jean-Edme-Victor Pertuisot 1851 an einem von Professor Guillaume Abel Blouel initiierten Wettbewerb für ein Leuchtturm-Projekt teilnahm.

Publikation der Leuchtturmentwürfe durch César Daly. Der dritte Leuchtturm von links ist von Emile-Auguste Delange entworfen.

Projets de phares, concours à l’Ecole des Beaux-Arts, Décembre 1851 (Architects Léopold Amédée Hardy, Jean Juste Gustav Lisch, Auguste-Émile Delange, Jean-Edme-Victor Pertuisot). Extrait de la Revue générale de l’architecture et des travaux publics, 1852, pl.9.

Delanges Entwurf zeigt einen riesigen Engel, der über die Leuchtturmlaterne hinausragt und einen Myrrhezweig in der Hand hält. Die Schutzfunktion, die ein Leuchtturm schon an sich für die Schiffe hat, wird unterstrichen durch die Figur eines Schutzengels mit dem Myrrhezweig in der Hand.

César Daly publizierte 1852 Delanges Entwurf zusammen mit den Leuchtturm-Zeichnungen der anderen drei Studenten in der von ihm herausgegeben renommierten Fachzeitschrift Revue Générale de l’Architecture et Travaux.   Auf welche Weise Eugène Démangeat, der Architekt des Wohnhauses Nr. 57 an der Rue Turbigo an Delanges „Engel“ gekommen ist, wissen wir nicht. Unzweifelhaft ist aber, dass der Engel an diesem Haus eindeutig auf Delanges Entwurf zurückgeht.

Zusammenfassend lässt sich sagen:

Die Figur des Engels verweist kunstgeschichtlich auf die Karyatiden als tragendes, dekoratives Bauelement und zugleich auf seine Aufgabe als Wächter. Seine Symbolik muss im Kontext seines lokalen, sozialen und kulturellen Umfeldes gesehen werden. Das griechische Profil des Engels und seine Renaissance-Frisur und seine Quasten und Pompons passten zum eklektischen Stil des Zweiten Kaiserreichs. Die Geld-Börse mit ihren langen Quasten, die Troddel-artigen Ohranhänger, das Band um das plissierte Gewand sowie die Perlenkette des Engels spiegelten zeitgenössischen Geschmack wider und können, losgelöst von Delanges Entwurf, als Reminiszenz an das Gewerbe des Viertel verstanden werden. Überdies fügte sich der Engel ein in die strengen Haussmannschen Vorschriften, die jedes Element verbaten, das stärker aus der Fassade des Gebäudes herausragte.

Trotz allem Hintersinn, den wir in dem Engel sehen können, ist er vor allem Dekor. Er ist hier nicht mehr in seiner transzendentalen Rolle als Mittler zwischen Mensch und Gott dargestellt, auch nicht primär als Schutzengel, sondern ist nur noch Symbol für Glück, Erfolg, Wohlstand und vielleicht auch Schönheit. Eine Allegorie auf die Nächstenliebe, die einige in dieser Figur zu erkennen glauben, erscheint mir allerdings sehr unwahrscheinlich. Wir befinden uns hier immerhin in einer Straße, die im Rahmen der Transformation der Stadt angelegt wurde, die- wie andere Straßen dieser Zeit auch- Objekt groß angelegter Immobilien-Spekulation war, was aufgrund höherer Mieten eine Vertreibung der ärmeren Schichten zur Folge hatte.

Im kurzen Dokumentarfilm von Agnes Varda über Pariser Karyatiden aus dem Jahr 1984 zitiert die Autorin angesichts des Engels in der Rue de Turbigo die erste Zeile aus Charles Baudelaires Gedicht  Reversibilité.

Ange plein de gaieté, connaissez-vous l’angoisse,

La honte, les remords, les sanglots, les ennuis,

Et les vagues terreurs de ces affreuses nuits

Qui compriment le coeur comme un papier qu’on froisse?

Ange plein de gaieté, connaissez-vous l’angoisse?

Engel voller Fröhlichkeit, kennst du die Qual,

Scham, Reue, Schluchzen, Ärger,

Und die vagen Schrecken dieser schrecklichen Nächte,

Die das Herz zusammenziehen wie ein zerknittertes Papier?

Engel voller Fröhlichkeit, kennst du die Angst?

Literatur:

Ich bin natürlich nicht der Einzige, der von dem großen Engel fasziniert ist. Deshalb möchte ich an dieser Stelle besonders einen Aufsatz von Rosemary Flannery nennen, der 2012 publiziert wurde und vom dem ich einige Anregungen erhielt:

Rosemary Flannery,  Der Engel der Rue Turbigo.  France Today Editors – October 16, 2012.  Abdruck aus: Rosemary Flannery, An Architectural Tour Through the History of Paris. The Little Bookroom 2012.

Weitere Quellen/Literatur zum Engel in der rue Turbigo:

L’ange de la passementerie. Ouvrages de Dames. canalblog.com vom 19.4.2020  http://ouvragesdedames.canalblog.com/archives/2020/04/19/38210885.html

Oliver Gee, The enormous angel you’ve probably never noticed in Paris. https://theearfultower.com/2017/08/19/the-enormous-angel-youve-probably-never-noticed-in-paris/

Sheily Parisienne, L’Ange qui domine la rue de Turbigo, In: Paris, Maman & Moi, 8. August 2012

Agnès Varda, Les dites cariatides. 1984  https://www.cine-tamaris.fr/les-dites-cariatides/

La gigantesque cariatide de la rue de Turbigo, in: Un jour de plus à Paris; Découvertes, Histoire, Visites Guidées (https://www.unjourdeplusaparis.com/paris-insolite/cariatide-rue-de-turbigo)

Énigme architecturale : l’ange de Turbigo. 6 décembre 2017  https://un-flaneur-a-paris.com/





 

11.2.2023: noch eine Rentendemonstration in Paris: Straßenfest und Gewalt

Eigentlich war dieser Demonstrationsbericht nicht geplant. Vor ein paar Tagen gab es ja schon eine Bilderstrecke zu der Rentendemonstration vom 31.1. Die gestrige Demonstration nahm aber, soweit ich das mitbekommen habe, einen ganz anderen Verlauf: Zunächst eine friedliche, teilweise geradezu fröhliche Demonstration mit Luftballons und Musik; dann ein Ausbruch von Gewalt, der mich völlig unvorbereitet traf und den ich aus nächster Nähe miterleben musste; und schließlich die Fortsetzung der Demonstration mit friedlichen Mitteln und die routinierten Aufräumungsarbeiten.

Da kann ich dann doch nicht widerstehen, einige meiner Fotos nachfolgend zusammenzustellen.

Vorspiel: Ein massives Polizeiaufgebot

Diesmal verlief die Demonstrationsroute auf dem „klassischen“ Parcours, dem boulevard Voltaire zwischen place de la République und place de la Nation. Auffällig war die massive Konzentration von Polizeikräften in den Nachbarstraßen.

… hier mit einem typischen Werk des Straßenkünstlers Fred le Chevalier…

Aber auch auf dem boulevard Voltaire waren massive Polizeikräfte aufgeboten: Die Erfahrung mit der gewaltsamen Maidemonstration 2022 auf dem selben Parcours haben dabei sicherlich eine Rolle gespielt.

Hier sind Polizisten auf dem boulevard Voltaire vor „unserer“ Versicherung positiert, die vorsorglich die eisernen Rolläden heruntergelassen hat.

Auch die Bankfilialen auf dem Boulevard Voltaire haben sich vorbereitet und sind besonders bewacht.

Eine friedliche Demonstration, fast wie Karneval

Als ich schließlich an dem martialischen Polizeiaufgebot vorbei zum Demonstrationszug vorgestoßen war, war ich beeindruckt von dem friedlichen Strom der Demonstranten.

Demonstrationsteilnehmer vor dem Rathaus des 11. Arrondissements, place Voltaire/Léon Blum

„Eine andere Welt ist möglich“

Ein Angebot: zwei Lithographien gegen zwei Jahre weniger Arbeit…

Pariser Museen: wir haben keine Minute zu verlieren. Das Personal des Louvre hatte schon mit einer spektakulären Aktion vor dem Revolutionsbild von Delacroix auf sich aufmerksam gemacht, wie das nachfolgende Bild zeigt, das uns eine Pariser Freundin geschickt hat.

Länger arbeiten: Nein!!

Auch diesmal war wieder das Théâtre du Soleil dabei: Mit einer Justitia mit Waage und Schwert und sogar einem klassischen Zitat.

„Lourde est la profération coléreuse des citoyens. Il faut payer le prix de la malédition populaire“.

„Gewaltig ist die lautwerdende Wut der Bürger.

Euch wird der Fluch des Volkes treffen“

Die Rente vor der Arthrose!

Dass die Rente mit 64 den direkten Übergang vom Arbeitsleben in Krankheit (Asthma, Rheuma, Krebs etc) und Tod bedeuten würde, gehört wohl zum Allgemeingut der Rentendemonstrationen.

Bis 67 unterrichten? Die Antwort: statt yes we can! : yes, we canne! (canne ist das französische Wort für Stock)

Die Fabrik, ein Schritt zum Grab. Und passend daneben das Stundenglas….

Es ist besser, in Rente zu gehen, wenn man noch lebt!

Metro- Arbeit- Grab: Eine Abwandlung des klassischen Slogans: Metro- Boulot- dodo (Schlaf) . Als älterer Herr, der seit einigen Jahren sein -natürlich nicht schon mit 64 Jahren begonnenes- Rentnerdasein in vollen Zügen genießt, fühlt man sich da schon fast fehl am Platz…..

Am Ziel der Demonstration, der place de la République, wartet man schon an der Statue von Dalou auf den Demonstrationszug. Im Hintergrund die Säulen eines Durchgangs durch die ehemalige Zollmauer, die Paris bis zur Französischen Revolution umgab.

Der Ausbruch der Gewalt – aber nicht aus ganz heiterem Himmel…

Dass es bei der Demonstration zu einem Ausbruch von Gewalt kommen könnte, kam für mich überraschend, aber doch nicht aus heiterem Himmel. Immerhin hatten wir ja die Scherbenhaufen im boulevard Voltaire nach der Maidemonstration von 2022 gesehen. Ein Warnzeichen war auch der massive Polizeiansatz, den es nach meiner Beobachtung bei der Demonstration vom 31. Januar in diesem Ausmaß überhaupt nicht gegeben hatte. Er konnte darauf hindeuten, dass die Polizei Informationen über die Beteiligung gewaltbereiter Gruppen an der Demonstration hatte.

Und dann gab es diesmal -wie auch schon am 31. Januar- im Vorfeld, am Rande und innerhalb der noch friedlichen Demonstration zahlreiche Hinweise auf potentielle Gewalt.

Darman (gemeint ist damit sicherlich der Innenminister Darmanin) auf den Scheiterhaufen. Boulevard Voltaire

So auch die brennenden oder umstürzenden Polizeiautos an Wänden des Viertels:

Parole auf dem Sockel der Juli-Säule: Gemeint ist damit der in den Demonstrationszügen gerne mit Ludwig XIV. verglichene Präsident Macron

Ein unmissverständliches Wortspiel: Borne ist die französische Ministerpräsidentin…

Ein blutunterlaufener Macron: Sie sollen nur kommen!

Ein Aufruf zur Zerstörung

Der Kopf Macrons auf einem zur Pike umfunktionierten Mast. Das erinnert an die während der Französischen Revolution aufgespießten Köpfe von Adligen…. Da fielen mir auch schon die vielen schwarzen Mützen und Kappen in meiner Umgebung auf.

In der Nähe stieg Rauch auf, was nicht Gutes verhieß.

Dann zerbarsten auch schon die ersten -nicht verrammelten- Fensterscheiben

Der „schwarze Block“ hatte die Demonstration übernommen….

Abfallbehälterr wurden angezündet und ein unvorsichtiger Weise noch im boulevard geparkter Kleinwegen unter lautstarken Anfeuerungsrufen umgestürzt. Es gab auch Pfiffe, aber ob es sich dabei um Missfallenskundgebungen handelte, konnte ich nicht feststellen.

Ich wunderte mich etwas, warum es so lange dauerte, bis die doch so stark mobilisierte Polizei eingriff.

Aber schließlich dann doch. Und es gab nun auch plötzlich schwarze Schilder, die ich vorher nicht gesehen hatte: Die Straße wird nicht zurückweichen

Glascontainer wurden umgestürzt und die Flaschen als Munition gegen die anrückende Polizei, aber auch gegen friedliche Demonstranten eingesetzt. Die Polizei antwortete mit Tränengas…

Ein netter Mensch reichte mir ein Fläschen für die Augen – vielleicht war es sogar einer vom schwarzen Block, der etwas Mitleid mit dem älteren Herrn hatte, der da unfreiwillig in ihre Mitte geraten war….

Ich war jedenfalls heilfroh, dass ich mich schließlich aus dem Gewühl und den wild umherfliegenden Glasflaschen befreien konnte.

Blick von unserer sicheren Terrasse aus….

Nachlese

Die Demonstration ging dann aber offenbar noch weiter und auf der Place de la République fand die vorgesehene Abschlusskundgebung statt. Ich habe aber darauf verzichtet, dort hinzugehen.

Einen Blick auf den benachbarten boulevard Voltaire habe ich dann aber doch geworfen.

„Das Volk hungert nach Revolte“

Die Demonstration geht weiter….

Es gibt zu viele Ziele auf diesem Weg

Eine zerstörte Bushaltestelle

..Direkt nach den letzten Demonstranten rücken schon die Reinigungskolonnen an.

Und nebenan sitzen auch schon wieder die Leute in den Bars und profitieren von der happy hour mit den herabgesetzten Preisen.

In den Abendnachrichten von France 2 TV wird nach dem Aufmacher, einem ausführlichen Bericht über das Rugby-Spiel zwischen Frankreich und Irland (der ersten französischen Niederlage seit längerer Zeit!), auch über die Demonstrationen gegen die Rentenreform berichtet. Der Gewaltausbruch wird gewissermaßen in einem Nebensatz erwähnt: Eine ganz normale Demonstration eben…

Eingestellt am 12.2.2023

Paris, 31. Januar 2023: Eindrücke von der Demonstration gegen die geplante Rentenreform

Gegen die von Präsident Macron und Ministerpräsidentin Elisabeth Borne geplante Rentenreform fanden am 31. 2. 2023 erneut in ganz Frankreich Demonstrationen statt, die von allen großen Gewerkschaften unterstützt wurden. Laut TV France 2 handelte es sich sogar um die größten Demonstrationen seit 1995. Nach Schätzungen der Préfecture de Police nahmen 87.000 Menschen an der Pariser Demonstration teil, nach Angaben der Gewerkschaft CGT waren es 500.000. Kernpunkt der geplanten Reform ist die Heraufsetzung des Renteneintrittsalters auf 64 Jahre. Präsident Macron hatte in seinem Programm für die Präsidentschaftswahl ein Eintrittsalter von 65 Jahren vorgesehen. Die 64 waren eine Konzession an Skeptiker in den eigenen Reihen und bei den konservativen Republikanern, deren Unterstützung er benötigt, um in der Assemblée Nationale eine Mehrheit für das Reformgesetz zu erreichen. Diese Altersgrenze ist, so kürzlich die Ministerpräsidentin, jetzt nicht mehr verhandelbar.

Ich möchte hier nicht auf die Geschichte und Beweggründe der französischen Rentenreform eingehen und auch nicht auf die heftigen Auseinandersetzungen, die dazu geführt wurden und werden. Nachfolgend sollen lediglich – unkommentiert- einige Eindrücke von der Pariser Demonstration vermittelt werden. Alle Fotos der Demonstration von Wolf Jöckel

Karikatur in Le Monde vom 31.1.2023

Banderole am Hôtel de Ville: Das Rathaus hat aus Solidarität mit der Streikbewegung am 31. 1. geschlossen

Das Personal „unseres“ Schwimmbads im 11. Arrondissement beteiligt sich an der Demonstration: Schon oft standen wir hier vor dieser Informationstafel und verschlossenen Türen…

Straßenreinigung und Polizei stehen bereit.

4000 Polizisten waren allein in Paris im Einsatz.

Die Demonstration verlief aber diesmal – anders als die Maidemonstration 2022– weitgehend friedlich: Der vorsorgliche Schutz wäre also nicht notwendig gewesen.

Glücklicherweise wurde die zeitnah an einem Haus an der Metro-Station Philippe Auguste (11. Arrondissement) angebrachte Aufforderung zur Gewalt nicht befolgt.

Auf dem Weg zur Demonstration

Beginn der Demonstration war an der Place d’Italie. Diesmal wurde nicht die „klassische“ Demonstrationsroute mit den republikanischen Fixpunkten place de la République, place de la Bastille und place de la Nation gewählt, sondern eine Route im Süden von Paris zwischen der place d’Italie und der place Vauban

An der place d’Italie sieht man noch Reste des Schucks für das chinesische Neujahrsfest. Das chinesische Viertel im 13. Arrondissement befindet sich ganz in der Nähe

Fassade des Rathauses des 13. Arrondissements an der place d’Italie

Stadtverordnete des Arrondissements mit Zeichen ihrer Würde

Das Théâtre du Soleil ist auch dabei

Die Adressaten der Demonstration: vor allem Präsident Macron und Ministerpräsidentin Elisabeth Borne

Wenn du uns die 64 aufdrückst, bescheren wir dir einen neuen Mai 68….

Tod den Schweinen…

Gebt uns eine anständige Rente oder wir schlagen Euch die Zähne ein…

Rente mit 64: zwei Jahre Gefängnis für alle: Für FO (die Gewerkschaft Force Ouvrière): Nein!

Blick auf den Demonstrationszug: Im Hintergrund die Kuppel des Pantheons

Es lebe die Commune!

Die Lebenszeit ist unbezahlbar! (zorniger Lehrer!)

Im Vollzeit-Streik

1995 haben wir gewonnen; 2019/2020 haben wir nach 64 Streiktagen gewonnen; 2023 werden wir gewinnen

Titelseite Libération vom 31.1.2023: Ganz Gallien leistet Widerstand

Statt der „potion magique“, des Zaubertranks von Asterix und Obelix, gibt es hier die „potion manif“, den Demonstrationstrunk.

Das Thema Rentenreform beherrscht ja schon seit Jahren die politische Debatte in Frankreich und sie gab wiederholt Anlass zu Demonstrationen und Streiks.  Zur Demonstration in Paris am 6.2. 2020, dem damaligen 9. Aktionstag, gibt es eine Bilderserie mit Aufklebern, mit denen die Fenster der Mac Donald-Filiale an der place Voltaire im 11. Arrondissement beklebt wurden. Sie vermitteln einen anschaulichen Eindruck von den damaligen Forderungen: 

https://paris-blog.org/2020/02/10/aktionskunst-im-rentenstreik-mcdo-paris-place-voltaire-6-2-2020/

Weniger als 14 Tag nach der Rentendemonstration vom 31.1. gab es in Paris eiine erneute große Demonstration, die teils den Charakter eines Straßenfestes hatte, dann aber auch von Ausbrüchen massiver Gewalt geprägt war, die ich -unfreiwillig- aus nächster Nähe miterleben musste….

Reste des Schmucks zum chinesischen Neujahrsfest. Das chinesische Viertel im 13. Arrondissement liegt in der Nähe.