Der französische Maler Pierre Soulages hat am 24. Dezember 2020 seinen 101. Geburtstag gefeiert. Er war damals sicherlich der älteste lebende Maler internationalen Rangs; Teilnehmer an der ersten, zweiten und dritten Dokumenta in Kassel 1955, 1959 und 1964. Sein 100. Geburtstag war Anlass für eine Retrospektive im Louvre – eine Ehre für einen noch lebenden Künstler, die bisher nur Picasso und Chagall zuteil wurde- und eine weitere im Museum Burda in Baden-Baden.

In der Nacht vom 25. auf den 26. Oktober 2022 ist Pierre Soulages im Alter von 102 Jahren gestorben. Er wollte, wie die Zeitung Le Monde in ihrem Nachruf schreibt, „all das zeigen, was das Aufeinandertreffen von Schwarz und Licht erzeugen kann, einschließlich einer Form des Erhabenen.“ [1]
Im nachfolgenden Beitrag stehen zwei Orte im Mittelpunkt, die für Soulages und sein Werk entscheidende Bedeutung haben: Rodez und Conques. In Rodez ist es das Museum Soulages, das extra gebaut wurde, um eine bedeutende Schenkung seiner Werke aufzunehmen. In Conques ist es die Abteikirche Sainte-Foy, deren Fenster von Soulages gestaltet wurden: Ein romanischer Bau vollständig ausgestattet mit den Fenstern eines modernen Künstlers.
Ein Nachfolgebeitrag behandelt das musée Fabre in Montpellier mit seiner umfangreichen Soulages-Sammlung: https://paris-blog.org/2021/06/24/das-musee-fabre-in-montpellier-soulages-courbet-houdon-und/
Das Museum Soulages in Rodez
Das Museum, das Soulages gewidmet ist, steht in seiner Geburtsstadt. Grundlage des Museums ist eine Schenkung von Pierre Soulages und seiner Frau Colette – eine der wichtigsten, die weltweit von einem lebenden Künstler gemacht wurde. Der preisgekrönte Entwurf des Museums, der auch von Soulages selbst ausdrücklich favorisiert wurde, stammt vom katalanischen Büro RCR Arquitectes.[2]

Als Baumaterial haben die Architekten Stahl verwendet, „denn dieses Material ermöglicht es, unterschiedliche Nuancen für die verschiedenen Oberflächen zu erhalten. Außen verweist das Rot auf die Farbtöne der Nussbaumstämme, im Inneren schafft der schwarze und gebeizte Stahl eine intimere Atmosphäre, die für die Betrachtung der Werke notwendig ist.“[3]

Und so wie die Werke von Soulages mit dem wechselnden Licht sich verändern und leben, so auch dieser Museumsbau.[4]

Die Sammlung Soulages in Rodez

Blick in zwei Säle des Museums. Die großformatigen Bilder hängen hier, wie es Soulages seit den 1970-er Jahren bevorzugt, frei im Raum.[5]

Im Mittelpunkt dieses Saals befindet sich die Vase de Sèvres aus dem Jahr 2000. Es ist die einzige keramische Arbeit von Pierre Soulages. Sie wurde angefertigt auf Anregung des damaligen französischen Präsidenten Jacques Chirac. Das Original war bestimmt als Trophäe eines Sumo-Wettbewerbs in Japan und ist Ausdruck der engen Beziehungen zwischen Soulages und der ostasiatischen Kunst.

Vase de Sèvres (Ausschnitt)
Nachfolgend werden einige Werke von Soulages (überwiegend) aus dem Museum von Rodez vorgestellt. Die Auswahl ist völlig unrepräsentativ und willkürlich. Vor allem sind es Arbeiten (zum Teil auch nur Ausschnitte), die uns besonders beeindruckt haben. Dann sollten aber auch wenigstens ansatzweise verschiedene Schaffensperioden, Techniken und Materialien berücksichtigt werden. Und es sollte deutlich werden, dass in Soulages‘ Kunst die Farbe schwarz zwar eine zentrale Rolle spielt und gewissermaßen sein Markenzeichen ist, dass er aber keinen Falls als „Schwarzmaler“ abgetan werden sollte. In seinen eigenen Worten:
„Die mich als den Künstler der schwarzen Malerei bezeichnet haben, haben das Schwarz im Kopf und nicht in den Augen.“[6]
Ein sachkundiges Urteil über die Werke des Künstlers kann ich mir nicht anmaßen. Ich werde deshalb Soulages – wie eben schon- auch weiter selbst zu Wort kommen lassen.[7] Das erscheint mir auch deshalb legitim, weil Soulages sich vielfach zu seinen Werken geäußert hat und den Künstler sogar ausdrücklich als deren notwendigen Interpreten (l’interprête nécessaire) versteht.[8]

Nussbeize / Brou de Noix et huile sur papier 74×47,5 cm 1947
„…ich fing an, mit Nussbeize zu malen. Ich habe diese Farbe geliebt, die sowohl reich an Transparenz als auch an Deckkraft ist und im Dunkeln eine große Intensität aufweist. Es war auch ein sehr billiges Material; mit wenig Geld konnte ich lange arbeiten. Ebenso habe ich Papier verwendet, alte Bettlaken als Leinwand. (…) Diese elementaren und einfachen Materialien hatten nach dem Krieg etwas von Brüderlichkeit.“[9]
Aus einem Interview aus dem Jahr 2010:
Jacques-Alain Miller: Der Baum ist immer Ihr großes Vorbild.
Soulages: Ja, ohne Blätter.
Nathalie Georges-Lambrichs: Sie sagen: ‚Die Zweige eines Baumes sind wie eine Schrift.‘
Soulages : Ja. Warum gerade diese und nicht eine andere? Als ich es analysierte, stellte ich fest, dass das Gute an diesen Formen war, dass sie komplexere Dinge in sich trugen. …. In den Formen lesen wir den Wind, wir lesen diesen Schwung, diesen Schub in Richtung Licht…. Ich mochte die Bäume, aber ohne ihre Blätter, das ist etwas Anderes. Ich spreche mit Ihnen darüber, wie ich von abstrakten Gemälden und Grafiken sprechen könnte.[10]

Ausstellungsplakat Stuttgart 1948
Aus einem Interview mit Soulages: „Sie sind ein Jahr nach Ende des Ersten Weltkriegs, 1919, geboren. Bereits drei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, 1948 hatten Sie wieder eine Ausstellung in Deutschland. Wie haben Sie sich gefühlt, drei Jahre nach dem Krieg, in dem Land der Besatzer wieder auszustellen?“
„Meine ganze Familie ist sehr germanophil. Mein Schwager spricht fließend deutsch. Mein Neffe ist mit einer Deutschen verheiratet. Ich habe schon immer die deutsche Literatur, die deutsche Musik und die deutsche Romantik bewundert. Für mich war der Krieg gegen Deutschland daher ein doppeltes Drama. Und es war ein Deutscher, der mich für die Ausstellung 1948 eingeladen hat. Das Ausstellungsplakat „Französische abstrakte Malerei“ zeigte ein Werk von mir. Das habe ich natürlich als große Ehre empfunden. Und 1949 haben mich die damals größten deutschen Künstler besucht, Baumeister zum Beispiel. Die erste Retrospektive meiner Arbeit hat wieder ein Deutscher organisiert, Werner Schmalenbach von der Kestner-Gesellschaft in Düsseldorf. Ich hatte immer viele deutsche Freunde.“[11]
„Der Krieg hat mir einige Zeit genommen, ich habe ihn mit falschen Papieren überstanden, auf denen ich mich als Italiener ausgab. Ich war 28 Jahre – und da war ich! Die anderen Maler in der Ausstellung waren mindestens 25 Jahre älter als ich. Ich werde nie vergessen, dass meine Malerei zuerst von Ausländern entdeckt wurde. Allerdings stimmt das nicht ganz, denn davor waren es doch die Franzosen. Aber die haben mich unter dem Begriff ’nicht figurativ‘ einsortiert. Das hat mich aufgeregt und regt mich noch immer auf. Eine Kunstrichtung, die mit einer Verneinung beginnt, erschien mir geradezu lächerlich.“ [12]

Peinture 14. April 1956. 196×365 cm. Huile sur toile
„Meine Titel sind die Maße der Arbeit. Und auch das Datum. Ich wollte immer, dass meine Gemälde einen Objekt- oder einen Ding-Status haben. Deshalb beschränkt sich der Titel auf ihre Materialhaftigkeit […]“
„Als ich Kind war, hat man mir natürlich Farben zum Malen gegeben. Aber ich habe nur schwarz verwendet, damals schon. Es gibt da eine kleine Anekdote, die in meiner Familie immer erzählt wurde: Mit fünf oder sechs Jahren habe ich einmal mit schwarzer Tinte auf weißem Papier gemalt. Da kam jemand und fragte: „Was machst Du denn da?“ Ich antwortete: „Schnee!“ Ich war sonst ein sehr schüchternes und ernsthaftes Kind. Ich wollte mit der schwarzen Farbe das Papier weiß machen. Ohne schwarz ist Papier nicht weiß. Es ist eher grau. Erst der Kontrast mit dem Schwarz macht es weiß. Das funktioniert aber nicht nur mit weiß, sondern mit allen Farben. Schwarz aktiviert andere Farben, es macht sie heller und klarer. Schwarz ist die aktivste Farbe.“[13]

Peinture 157×200 cm 21. August 1963 Huile sur toile
„Wenn ich mich auf die Farbe Schwarz beschränke und auf die verschiedenen Möglichkeiten, sie einzusetzen, dann gibt es, vereinfacht gesagt, die folgenden:
Schwarz lässt, als Quelle starker Kontraste, benachbarte Farben in verschiedenen Valeurs aufleuchten.
Schwarz lässt die Farbe in Erscheinung treten, die verdeckte, dann aufgedeckte Farbe, die aus der Leinwand hervorzuquellen scheint, wenn sie das Schwarz hervorruft.
Schwarz ist selber Licht, infolge der Verschiedenheit der Texturen, und Ursprung sich verändernder Valeurs. Seit dem Tage, an dem ich diese unerwartete Kraft erahnte, war ich von dem Wunsch besessen, sie freizusetzen.
Aus dem unterschiedlichen Einsatz des Schwarz ergeben sich Entwicklungen, Veränderungen der Malerei, ergibt sich auch der Blick, mit dem man ihr gegenübertritt.“ [13a]

Olympische Spiele München 1972: Lithographie nr.29 1972

Bronze , 1976: Eine der drei Arbeiten aus Bronze, die Soulages in den 1970-er Jahren angefertigt hat und die alle im Museum von Rodez ausgestellt sind.

Peinture 202 x 125 cm 12. Januar 2015
„In der Region, aus der ich komme, dem Massif Central, gibt es viele Grotten. Schon vor 34 000 Jahren sind Menschen dort hineingegangen, um in der absoluten Dunkelheit zu malen. Und womit haben die Steinzeitmenschen damals gemalt? Mit schwarzer Kohle. Gelegentlich auch mit roter Erde.“[14]
„Die Menschen sind in die dunkelsten Orte der Erde hinabgestiegen, in das absolute Schwarz der Höhlen, um zu malen und mit Schwarz zu malen. Das ist wunderbar! Überall gibt es weiße Steine, Kreidestücke, einfach zu verwenden. Kein einziges Mal, während Jahrhunderten und Jahrhunderten, haben prähistorische Menschen davon Gebrauch gemacht. … Deshalb habe ich gesagt, dass das Schwarz die ursprüngliche Farbe der Malerei ist; und auch, ich füge das hinzu, die Farbe unserer Ursprünge. Wenn ein Kind geboren wird, heißt es, es sieht den Tag; bevor wir also das Licht sehen, waren wir im Schwarzen … “ [15]

Peinture 117 x 165 cm, 6 janvier 1990
„Eines Tages hatte das Schwarz fast die ganze Leinwand bedeckt. In gewisser Weise gab es keine Malerei mehr, weder weiße noch farbige Töne, die aus dem Kontrast lebten. Aber in diesem Übermaß sah ich die Verneinung des Schwarz entstehen: die Unterschiede der Materie, des Gewebes, welche das Licht einfingen oder sich ihm verweigerten, schufen besondere Werte und Farben, eine Beschaffenheit von Licht und von Raum, die mein Verlangen erregten, zu malen… Ich habe mich auf diesen Weg eingelassen, und ich finde noch immer neue Eröffnungen. Es gab keinen ausdrücklichen Willen, das Licht aus dem Schwarz entspringen zu lassen. Dies ergab sich, während ich malte.“[16]

„Die Komposition des Bildes hängt unter anderem ab von der Richtung der Rillen, den Unebenheiten der Materie. Je nachdem, wie das Licht darauf fällt, und von wo aus es betrachtet wird, gehen manche hellen Bereiche der Oberfläche ins Dunkel über oder umgekehrt, aber immer in derselben Ordnung oder Un-Ordnung, die dem Bild eigen ist. Die Spannungen, das Gleichgewicht, die Bewegungen entstehen auf diese Weise. Das Gemälde entwickelt sich in der Betrachtung, im Augenblick des Betrachtens selbst.“ Pierre Soulages [16a]

„Outrenoir (Überschwarz) bedeutet: über das Schwarz hinaus ein durch Schwarz reflektiertes und verwandeltes Licht. Outrenoir: Schwarz, das keines mehr ist, strahlt Helligkeit und ein verborgenes Licht aus. Outrenoir: ein anderer mentaler Bereich als der des einfachen Schwarz.“ .[17]

Peinture 298 x 694 Februar/März 1992 (Ausschnitt)
Pierre Soulages zu den Rillen auf vielen seiner Gemälde:
„Durch sie wird die Oberfläche dynamisiert. Sie haben nichts gemein mit der mechanischen Gleichmäßigkeit des kubistischen Pinselstrichs. Eine breite Bürste gräbt eine Vielzahl von feinen, ungleichmäßigen Spuren in die Farbmaterie, die in der Reflexion des Lichts verschiedene Valeurs bewirken. Durch optische Vermischung entsteht beim Betrachten eine spezifische Qualität von farbigem Grau. Diese Grautöne imitieren nicht ein Licht, sie sind dieses Licht.
Diesen Rillen stehen manchmal glatte Oberflächen gegenüber: Flächen, Auslöschungen, Brüche, ruhige Zonen- ein Rhythmus bildet sich.“
„…. meine Malerei, sehen Sie sie sich an, ist gar nicht schwarz. Schwarz ist eine Farbe des Lichtes. Mit ihrer Absorption und Reflexion stellt sie Kontraste her.“ [17a]

Peinture 222×222. 6. März 2000 Acrylique sur toile. Ausschnitt
„Dem Flüchtigen, Begrenzten, Veränderlichen ausgesetzt, träumt der Mensch davon, ihm zu entrinnen […] Vielleicht ist das Beweggrund, der viele Werke entstehen lässt.“ Pierre Soulages [18]
Wie die Glasfenster der Abteikirche von Sainte-Foy in Conques entstanden: Ein Raum und ein Film im Museum in Rodez
Im Januar 1986 erhält Pierre Soulages den Auftrag, sämtliche 104 Fenster der Abteikirche von Conques zu gestalten. Von März 1986 bis Herbst 1987 sucht er nach einem dem Alabaster verwandten Glas, das lichtdurchlässig, aber nicht transparent ist. Ab 1988 nimmt er Kontakt zu der Glasfabrikation von Saint-Gobain auf, 1991 kontaktiert er mehrere Glasfabrikationsbetriebe in Frankreich, Italien und Deutschland. [19]

Fündig wird er schließlich bei dem Unternehmen Kunstglas Klinge in Rheine, das mit seinen Öfen in der Lage ist, das von Pierre Soulages gewünschte Glas nach dessen Vorgaben bezüglich Temperatur und Zusammensetzung herzustellen.[19a]

Soulages mit dem Muster einer Glasscheibe der Glaskunst Klinge
1991/1992 besucht Soulages die Werkstatt von Kunstglas Klinge. Ab Juli 1992 entstehen in Rheine 400 m2 Glas in Form von bis zu 3 m großen Scheiben.

Aus dem im Museum von Rodez gezeigten Film zur Entstehung der Glasfenster: Arbeit auf Pappen in dem Pariser Atelier des Künstlers.
„Die Arbeit an den Modellen begann … in meinem Atelier in Paris. Eine besondere Vorgehensweise wurde genutzt: Die Bleistäbe wurden mit einem schwarzen Klebeband von der gleichen Breite wie sie dargestellt, aufgeklebt auf einer glatten, weißen Oberfläche von der gleichen Größe des Fensters. Indem es mehrere Male versetzt werden kann, erlaubt das Klebeband, mit einer visuellen Kontrolle aus der Entfernung (von 5 bis 10 m) immer näher zur richtigen Linie zu gelangen.“[19b]

Nach den seit 1987 entstandenen Entwürfen, den ab 1992 von Pierre Soulages gefertigten originalgroßen Modellen und den Scheiben aus Rheine wurden die Fenster in einem Toulouser Glasatelier realisiert und bis März 1994 in Conques eingesetzt.

Austellungshalle zur Entstehung der Glasfenster in Rodez
Abgebildet ist hier ein Fenster zu unterschiedlichen Tageszeiten und von außen und von innen. „Außen spiegelt sich das Licht am stärksten in den Stellen wider, die eine große Dichte der kristallinen Struktur besitzen. Die Stellen mit geringerer Dichte, die am stärksten das Licht weitergeben, zeigen nach außen das Dunkle des Innnenraums. Dies führt außen zu farblichen Nuancen zwischen Weiß und Hellblau, während innen das durch das Glas hindurchstrahlende Licht je nach der Qualität und der Intensität entsprechend der Tages- und Jahreszeit zwischen warmen und kalten Farbtönen, zwischen einem cremigen Weiß bzw. einem hellen Gelb- und Orangenton einerseits und abgestuften Blautönen andererseits changiert.“[20]
Die Fenster von Pierre Soulages in der Abteikirche Sainte-Foy in Conques

Foto von Jean-Pol Grandmont[21]
Soulages lernte die Klosterkirche von Conques auf einer Klassenfahrt kennen. Er war damals 14 Jahre alt:
„Conques a été le lieu de mes premières grandes émotions artistiques. J’étais boulversé par ce que j’ai appelé alors la musique des proportions et par cette alliance singulière de force et de grace. C’est dans l’espace intérieur de l’abbatiale que j’ai eu la révélation tout à la fois de la beauté de l’art roman et de mon désir de devenir peintre.“
Conques was where I experienced my first artistic emotions. I was overwhelmed by wht, back then, I called the ‚music of porportions‘, a destinctive combination of power and grace. It was the abbey that revealed to me both the beauty of Romanesque art and my desire tob e a painter.[22]

„Vom Eingang an ist man beeindruckt von den schmalen und hohen Fenstern mit den tiefen Laibungen: die Mauern sind sehr dick. Und zu gleicher Zeit ist man in Gegenwart eines hohen Kirchenschiffes, das dadurch umso höher erscheint, als es schmal ist. … Die Kirche in Conques … hat ein Mittelschiff von 22,10 m Höhe bei einer Breite von 6,80m, was sie noch höher aufgeschossen erscheinen lässt. So erscheint in dieser Massivität Anmut.“[23]

„Die Aufteilung des Lichtes im Innenraum hängt natürlich von der Dimension und dem Platz der Fensteröffnungen ab, so wie sie die Erbauer bestimmt haben. Es ist das von ihnen ausgehende, sich mit dem Lauf der Sonne bewegende Licht, das diesen Raum und den Ablauf der Zeit rhythmisiert. Es gibt eine erstaunliche Anzahl von Öffnungen: 104 für einen Bau von nur 56 Metern Länge, was deutlich das Verlangen danach zeigt, das Licht reichlich eintreten zu lassen. Aber auf eine weder banale noch simple Art ist die Nordseite, von je her dunkel, hier noch dunkler, da sie sich an einen der Abhänge des Tales anlehnt, dennoch diejenige, wo sich die kleineren, schmaleren und weniger hohen Fensteröffnungen befinden, als die gut erhellten Öffnungen der Südseite, die ihnen gegenüberliegen. Dieses natürliche Ungleichgewicht ist nicht korrigiert, sondern im Gegenteil hervorgehoben und gesteigert worden. Im Querhaus vollzieht sich das Gegenteil. Die Fenster des nördlichen Querhausgiebels sind viel weiter als diejenigen des südlichen Querhausgiebels, und damit die größten des ganzen Baus. (…) Die präzise Ausrichtung des Baus auf den Sonnenaufgang am Festtag der Heiligen Fides ist ein weiterer Hinweis für die Wichtigkeit, die die Erbauer dem Licht gaben.“ [23a]

„Ich bin immer noch erstaunt, dass jemand die Kühnheit hatte, mich zu bitten, zeitgenössische Kunst in eine solch erhabene Architektur einzubringen. Letzten Endes habe ich Fenster für diese Architektur gemacht, wie sie zu uns gekommen ist und wie wir sie jetzt lieben. Ich habe diese Fenster gemacht, angetrieben von dieser Architektur und basierend auf dieser Architektur. Und für das tiefe Vergnügen, das wir empfinden. Es ist auch ein Ort der Meditation für Ungläubige, ein Ort der Betrachtung der Schönheit und, für die Gläubigen, ein Ort des Gebets: das alles gehört zusammen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass einem Agnostiker dieses Werk fremd sein könnte.“[24]

„Für mich besteht ein direkter Zusammenhang zwischen den Fenstern von Conques und dem, was ich als outrenoir bezeichne. Conques war streng genommen keine Suche nach Licht, sondern die Verwendung eines bestimmten Lichts für künstlerische Zwecke. Als ich gebeten wurde, die Fenster in Conques zu machen, riefen einige Leute: „Was für eine Katastrophe, Soulages wird schwarze Fenster machen!“ Damit bewiesen sie, dass sie ihre Augen nicht für das geöffnet haben, was ich mache. Interessante Konsequenz: Von dem Moment an, als sie meine Fenster sahen, betrachteten viele meine Bilder mit anderen Augen. Meine Arbeit in Conques hat bis zu einem gewissen Grad zum Verständnis meiner Bilder beigetragen.“[25]

„Von Anfang an war ich nur von dem Willen beseelt, dieser Architektur zu dienen, so wie sie zu uns gelangt ist, indem ich die Reinheit der Linien und der Proportionen, die Übergänge der Farbtöne im Stein, die Anordnung des Lichtes, das Leben eines so besonderen Raumes achtete. Das Ziel meiner Suche war es, diese Eigenarten sichtbar zu machen.“[26]

„Selbstverständlich konnten Rot und Blau, alle kräftigen Farben der gotischen Kirchenfenster, die nördlich der Loire anzutreffen sind, der delikaten Farbgebung der Steine und des Innenraums dieses Gebäudes nur schaden. Mir war es wichtig, die Identität des Bauwerks zu wahren und die spezifische Qualität des Raums aufgrund der Abmessungen der Fenster und ihrer sehr besonderen Verteilung nicht im Geringsten zu stören. Nur natürliches Licht schien mir angemessen zu sein.“[27]

„Von innen betrachtet ist ein Teil des Kirchenfensters sehr hell, er erscheint bläulicher als in einem angrenzenden Bereich, in dem die Intensität geringer und der Farbton wärmer ist. Wenn Blau fehlt, wird dieses an der Außenseite reflektiert. Im Verständnis dieses Zusammenhangs habe ich die Fenster in Abhängigkeit ihres Erscheinens von innen und außen konzipiert. Im Inneren sind es nicht mehr diese für gewöhnlich schwarzen Oberflächen. Innen oder außen, als Schöpfungen erhaltenen Lichts harmonieren sie mit dem Bauwerk, das dasselbe Licht empfängt.“[28]

„Von außen gesehen sind diese Fenster nicht mehr die üblich schwärzlichen Oberflächen. Das Glas, vollkommen weiß, nimmt die bläuliche Farbe des natürlichen Lichtes an und reflektiert sie. Die Bereiche, wo die Reflexion schwächer ist, sind dunkler. Die Beziehungen dieser Farben mit denen der Architektur sind von zweierlei Art. Manchmal finden sich die gleichen Färbungen in den Schieferplatten des Daches und in bestimmten Steinen der Mauern wieder. Manchmal ergeben sich komplementäre Übereinstimmungen (blauorange) in anderen Bauteilen, wo die warmen Steinfarben dominieren.“[29]

Zur Geschichte und Bedeutung von Conques
Der Besuch der Klosterkirche von Conques lohnt aber nicht nur wegen der Glasfenster von Soulages. Die Bedeutung von Conques, heute Teil des Weltkulturerbes „Jacobsweg in Frankreich“, beruht vor allem auf drei künstlerischen Höhepunkten, von denen zwei auf diesem touristischen Hinweisschild veranschaulicht sind:

Neben den Glasfenstern von Pierre Soulages ist das der Kirchenschatz mit der Reliquie der heiligen Fides, wozu dann noch das grandiose Tympanon über dem Eingang der Kirche kommt.
Die Reliquie der heiligen Fides
Die heilige Fides, die Tochter eines angesehenen Bürgers aus Agen, war im Jahre 303 im Alter von 13 Jahren zum Tode verurteilt worden, weil sie sich weigerte, die heidnischen Götter anzubeten. Dadurch wurde sie zu einer der ersten französischen Märtyrinnen. Dass es sich um eine jungfräuliche Märtyrin handelte, verstärkte die öffentliche Verehrung. Schon bald verbreiteten sich Berichte von der Wunderheilung eines blinden Jungen durch die heilige Fides
Im 9. Jahrhundert, einer Zeit, in der die Reliquienverehrung stark an Bedeutung gewann und die Anwesenheit des Leichnams eines Heiligen der ihn beherbergenden Abtei eine große spirituelle Bedeutung verlieh, fehlte Conques, seit 819 Benediktinerkloster, eine solche Reliquie. Das war umso schmerzlicher, als das Kloster unter dem besonderen Schutz Ludwigs des Frommen, des Sohnes Karls des Großen, stand, der ihm auch den Namen Conques (Muschel) verlieh. Nach mehreren erfolglosen Versuchen richteten die Mönche ihr Augenmerk auf die wertvollen Reliquien der in Aquitanien inbrünstig verehrten heiligen Fides von Agen. Der Raub, schamhaft als „heimliche Überführung“ bezeichnet, erfolgte um 866.
Der Reliquienkult der heiligen Fides (Sainte Foy), die der Kirche auch ihren Namen gab, trug dazu bei, Conques zu einer wichtigen Etappe auf dem Pilgerweg nach Santiago de Compostela zu machen. Vom 11. bis zum 13. Jahrhundert befand sich das Kloster auf dem Höhepunkt seiner wirtschaftlichen Macht. Es wurde zum Mittelpunkt einer kleinen mittelalterlichen Stadt, die vor allem mit und vom Kloster und den Dienstleistungen für die Pilger lebte. Trotz des späteren Niedergangs gehört Conques heute aufgrund seiner einheitlichen mittelalterlichen Struktur und der Klosterkirche zu den „schönsten Dörfern Frankreichs“.

Der Reliquienschrein der heiligen Fides (Sainte-Foy) hat die Form einer überaus reich mit Goldbeschlag und Edelsteinen ausgestattete Statue, die hauptsächlich aus dem Jahr 984 stammt. Er ist ausgestellt in dem am ehemaligen Kreuzgang des Klosters gelegenen Trésor d’orfèverie, der den größten erhaltenen Kirchenschatz des französischen Mittelalters beherbergt.

1875 wurde der Klosterschatz, der vergraben worden war, unter den Bodenplatten des Chorganges wiederentdeckt. So hat er die Zerstörung der Kirche durch protestantische Truppen in den Religionskriegen und die Wirren und die Zerstörungswut der Französische Revolution überlebt.
Das Tympanon

Bevor man die Kirche betritt, um den Innenraum mit den Fenstern Soulages‘ zu bewundern, lohnt es sich, das große Tympanon des Eingangsportals zu betrachten, das mit seinen 117 Figuren zu den Höhepunkten mittelalterlicher Kunst gehört. Sein Generalthema ist das Jüngste Gericht.[30] Besonders eindrucksvoll ist hier –wie auch in anderen entsprechenden mittelalterlichen Darstellungen- die drastische Schilderung des Schicksals der Verdammten im rechten unteren Teil des Tympanons, wo es –im Gegensatz zu der wohlgeordneten linken Seite (zur Rechten Gottes)- im wahrsten Sinne des Wortes drunter und drüber geht.

Hier thront Satan inmitten emsiger Teufelchen und empfängt die Verdammten, die die sieben Todsünden verkörpern. Unter dem Herren der Finsternis liegt der Faulenzer in den ewigen Flammen, erkennbar an der Kröte an seinen Füßen, dem Symbol der Faulheit. Links davon erwarten ein Mann und eine Frau angebunden und mit gefesselten Händen die Strafe für die Wollust.

Hier verschlingt der Leviathan, das biblische Ungeheuer, mit aufgerissenem Rachen die Verdammten, die von einem Teufel mit einer schweren Keule hineingestoßen werden, wobei er den Kopf wendet, um die Auserwählten zu sehen, die ihm entgehen.

Noch weiter links steht direkt an der Eingangspforte zur Hölle der Hochmut, dargestellt durch einen aus dem Sattel geworfenen Ritter, der im wahren Leben ein ehrgeiziger Nachbar der Abtei war und dieser nach ihren Gütern trachtete. Er wird von einem Teufel vom Pferd gezogen und von oben von einem anderen aufgespießt. Zu Lebzeiten war er von den Mönchen des Klosters exkommuniziert worden. Hier werden lokale Aspekte aus der Klostergeschichte in die Darstellung des Jüngsten Gerichtes einbezogen.

Um das Tympanon herum läuft ein Band, hinter dem menschliche Köpfe mit weit aufgerissenen Augen sichtbar sind. Sie betrachten das grausige Geschehen und werden, wie die Mönche des Klosters und die mittelalterlichen Pilger, hoffen und beten, im späteren Leben einmal zu den Seligen zu gehören und nicht dem Wüten des Satans anheim zu fallen.
Lassen wir zum Schluss noch einmal Pierre Soulages sprechen – mit Worten, die am Ende des mit der Süddeutschen Zeitung zu seinem 100. Geburtstag geführten Interviews stehen:
„Ich denke an den Tod nicht häufiger als früher, obwohl ich weiß, dass er näher gerückt ist als vor Jahrzehnten. Ich lebe so weiter wie im Alter von 50 Jahren. Solange ich den Wunsch verspüre, Dinge zu tun, mache ich sie. Mir widerstrebt es zu weinen oder zu stöhnen, und ich denke weder zurück an vergangene Zeiten noch an die mir noch verbleibenden Tage. Ich lebe ein glückliches Leben, und daran werde ich so lange wie möglich festhalten.“ [31]
Anmerkungen:
[1] Soulages au Louvre: November/Dezember 2019; Soulages. Malerei 1946-2019. Oktober 2020 bis Februar 2021
Philippe Dagan, Pierre Soulages, le peintre qui a fait se rencontrer le noir et la lumière, est mort. Le Monde vom 26.10.2022 https://www.lemonde.fr/disparitions/article/2022/10/26/le-peintre-pierre-soulages-est-mort_6147426_3382.html Diesem Nachruf ist auch das abgebildete Portrait entnommen.
[2] Für den petit futé gehört das Museum zu den 10 außergewöhnlichsten Museumsbauten Frankreichs. https://www.petitfute.co.uk/v17231-17284-paris-75010/actualite/m17-top-10-insolites-voyage/a23168-les-10-musees-francais-d-exception.html
[3] https://www.floornature.de/rcr-arquitectes-museum-soulages-rodez-frankreich-11194/#gallery_link
[4] Vorausgehendes Bild aus: Soulage au Louvre, S. 42; Nachfolgendes Bild: https://www.tagesspiegel.de/kultur/ein-museum-fuer-pierre-soulages-schwarz-schwaerzer-leuchtend/10236272.html
[5] Oberes Bild: http://www.hotel-les-peyrieres.com/le-musee-pierre-soulages/
[6] Zitiert von Hermann Arnhold, Das Licht in der Malerei. In: Soulages, Lebendiges Licht. Malerei und die Fenster von Conques. Herausgegeben von Klaus Bußmann. Münster 1994 S. 11
[7] Die verwendeten Zitate von Soulages stammen überwiegend aus deutschen Veröffentlichungen. Soweit ich sie französischen Quellen entnommen habe, sind sie von mir übersetzt, was jeweils angegeben ist. Zwei Zitate stammen aus einer französisch-englischen Veröffentlichung (paroles d’artiste). Diese sind in der dort präsentierten französischen und englischen Fassung wiedergegeben und ich habe auf eine Übersetzung ins Deutsche verzichtet.
[8] Soulages, L’espace. Aus: Écrits et propos. Zit. in: Pierre Soulages, paroles d’artiste, S. 12
[9] Pierre Soulages, aus: 82 peintures. Toulouse 2000. Zit. in: Pierre Soulages. Le noir en lumière, S. 165 „… je me suis mis à peindre avec du brou de noix. J’aimais cette couleur, riche à la fois de transparences et d’opacités, d’une grande intensité dans le sombre. C’était aussi une matière très bon marché; avec peu d’argent je pouvais travailler longtemps. De même j’utilisais du papier, de vieux draps de lit en guise de toiles. (…) ces matières élémentaires et pauvres, au lendemain de la guerre, avaient quelque chose de fraternel.“ Übersetzung W.J.
[10] Aus: D’un siècle à l’autre. Pierre Soulages, le noir en lumière. S. 166
[11] https://www.cicero.de/kultur/schwarz-ist-die-farbe-des-lichtes/41169
[12] https://www.monopol-magazin.de/jenseits-von-schwarz Zuerst erschienen in Monopol 4/2019
[13] Pierre Soulages aus: Ausstellungskatalog „Pierre Soulages“, Martin-Gropius-Bau Berlin, 2. Oktober 2010 – 17. Januar 2011; herausgegeben von Pierre Encrevé und Alfred Pacquement, Hirmer Verlag München, 2010 und https://www.cicero.de/kultur/schwarz-ist-die-farbe-des-lichtes/41169
[13a] Aus: Charles Juliet, Gespräche mit Pierre Soulages. Aus dem Französischen von Werner Meyer. Tübingen: Heliopolis-Verlag S, 8/9
[14] https://www.cicero.de/kultur/schwarz-ist-die-farbe-des-lichtes/41169
[15] Soulages au Louvre, S. 11 „Les hommes sont descendus dans les endroits les plus obscurs de la Terre, dans le noir absolu des grottes, pour peindre, et peindre avec du noir. C’est stupéfiant! Partout il y a des pierres blanches, des morceaux de craie, faciles à employer. Pas une fois, durant des siècles et des siècles, les hommes préhistoriques ne s’en sont servis. … C’est ce qui m’a fait dire que le noir est la couleur d’origine de la peinture. Et aussi, j’ajoute, la couleur de nos origines. Quand un enfant naît, on dit qu’il va le jour; donc avant de voir le jour, on était dans le noir…“ (Übersetzung W.J.)
[16] Zit. in: Hermann Arnhold, Das Licht in der Malerei. In: Soulages, Lebendiges Licht, S. 10/11
Entsprechend: Charles Juliet, Gespräche mit Pierre Soulages, S. 7
[16a] Aus: Pierre Soulages. Arbeiten auf Papier und aus dem graphischen Oeuvre. Ausstellungskatalog Galerie Boisserée. 2014
[17] ‚Pierre Soulages aus: Ausstellungskatalog „Pierre Soulages“, Martin-Gropius-Bau Berlin, 2. Oktober 2010 – 17. Januar 2011; herausgegeben von Pierre Encrevé und Alfred Pacquement, Hirmer Verlag München, 2010
Originaltext in: Les éclats du noir‘. In: Écrits et propos. Zit. in: Pierre Soulages, Paroles d’artiste S. 40
[17a] Aus: Charles Juliet, Gespräche mit Pierre Soulages. Aus dem Französischen von Werner Meyer. Tübingen: Heliopolis-Verlag S. 8 und https://www.cicero.de/kultur/schwarz-ist-die-farbe-des-lichtes/41169
[18] Pierre Soulages. Arbeiten auf Papier und aus dem graphischen Oeuvre. Ausstellungskatalog Galerie Boisserée. 2014
[19] Diese Chronologie folgt: „Kurze Chronologie der Entstehung der Fenster von Conques.“ In: Soulages, Lebendiges Licht, S. 16/17
[19a] Ich finde es bemerkenswert/erstaunlich, dass Glaskunst Klinge auf seiner homepage (http://www.glaskunst-klinge.de/) nicht auf die Arbeit für Soulages/Conques verweist. Vielleicht weil Soulages in Deutschland weniger bekannt ist? Oder weil ein solcher Bezug für eher „normale“ Kunden, die dort angesprochen werden, vielleicht abschreckend wirken könnte? Ich habe den Betrieb um Auskunft gebeten, aber keine Antwort erhalten.
[19b] Soulages, Lebendiges Licht, S. 26
[20] Soulages, Lebendiges Licht, S. 17
[21] https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:01_Conques_-_Village_-_JPG1.jpg
[22] Entretien avec Françoise Jaunin. Zit. in: Pierre Soulages, Paroles d’artiste, S. 46 Manchmal wird auch als Alter 12 Jahre angegeben. Siehe auch Soulages in: Soulages au Louvre, S. 34: „J’étais dans un tel état d’exaltation, je me suis dit ‚il n’y a qu’une chose importante dans la vie, c’est l’art. Et j’aime la peinture, je serai peintre.’“
[23] Pierre Soulages, Anmerkungen zur Arbeit, S. 18 Nachfolgend zwei Abbildungen von Obergadenfenstern auf der Südseite der Kirche in unterschiedlicher Beleuchtung. Das erste Bild stammt von uns, aufgenommen am 28.9.2020 bei trübem Wetter, das zweite zeigt das rechte Fenster des vorigen Bildes im Sonnenlicht. Dieses Bild ist entnommen aus: Pierre Soulages, Lebendiges Licht, S. 24
[23a] Soulages, Lebendiges Licht S. 20/21
[24] Soulages au Louvre, S. 40 „Je suis encore étonné que l’on ait eu l’audace de me demander d’introduire de l’art contemporain dans une architecture aussi sublime. Finalement j’ai fait des vitraux pour cette architecture telle qu’elle est parvenue jusqu’à nous et telle que nous l’aimons maintenant. J’ai fait ces vitraux poussé par cette architecture, en fonction de ce cette architecture. Et pour le plaisir profond que l’on ressent. C’est aussi un lieu de méditation pour les non-croyants, c’est un lieu de contemplation de la beauté et, pour les croyants, un lieu de prière: tout cela coïncide, tout cela va ensemble. Je ne vois pas pourqoui quelqu’un d’agnostique pourrait être étranger à cette œuvre-là.“ (Übersetzung W.J.) Soulages selbst bezeichnet sich übrigens als Agnostiker: „Gott war mir als Idee zu anthropomorph, um wahr zu sein. Sich auszumalen, dass über uns ein alles bestimmender Gott thront, entspringt der kümmerlichen Vorstellungswelt des Menschen, der die Beziehung zwischen Vater und Familie auf den Kosmos überträgt. Ich bin kein Atheist, sondern Agnostiker.“ https://www.sueddeutsche.de/kultur/pierre-soulages-100-jahre-interview-1.4733460 24.12.2019
[25] Soulages au Louvre, S. 33 (Übersetzung W.J.)
[26] Pierre Soulages, Die Fenster von Conques, Anmerkungen zur Arbeit. In: Soulages. Lebendiges Licht. Malerei und die Fenster von Conques. S. 22 Nachfolgendes Bild aus: https://www.tourisme-conques.fr/de/de-conques/die-kirchenfenster-von-soulages
Siehe auch: Soulages, Lumière et espace intérieur. In: Écrits et propos. 2009. Zit: Pierre Soulages, Paroles d’artiste, S. 48: „Lorsque la conception de vitraux m’a été confiée, une conduite opposée à celle que j’imaginais s’est très vite imposée à moi: ils ne pouvaient être la reproduction en verre d’une maquette née d’une procédé pictural quel qu’il soit, aquarelle, gouache, etc. C’est de la lumière et du matériau qu’elle traverse que devraient naître les formes et leur organisation. Il faut donc, à partir d’un matériau, imaginer, penser une lumière répondant aux exigences du lieu, de son espace, de son architecture et de son pouvoir d’émotion artistique.“
[27] https://www.tourisme-conques.fr/de/de-conques/die-kirchenfenster-von-soulages#de-la-naissance-du-chromatisme
[28] Bilder und Zitat von Soulages aus: https://www.tourisme-conques.fr/de/de-conques/die-kirchenfenster-von-soulages#de-la-naissance-du-chromatisme
[29] Pierre Soulages, Anmerkungen zur Arbeit, S. 28
[30] Text zum Tympanon nach: https://de.wikipedia.org/wiki/Ste-Foy_(Conques) Dort auch weitere detaillierte Informationen. Der erstaunlich gute Erhaltungszustand des Tympanons erklärt sich durch einen inzwischen zerstörten Vorbau, der die Plastiken vor den Einflüssen der Witterung schützte.
[31] https://www.sueddeutsche.de/kultur/pierre-soulages-100-jahre-interview-1.4733460
Weitere geplante Beiträge:
- „Himmlische Freundschaft“. Ein Gastbeitrag von Michaela Wiegel (F.A.S.)
- 150 Jahre Abriss der Vendôme- Säule durch die Commune: Ein Blick auf ihre bewegte Geschichte
- Das Pantheon der großen (und weniger großen) Männer und der wenigen großen Frauen (2): Der Kult der „grands hommes“
- Das Reiterstandbild Heinrichs IV. auf dem Pont Neuf
- Auf der A 4/Autoroute de l’Est von Saarbrücken nach Paris: Eine Fahrt durch die deutsch-französische Geschichte
…die Beschreibung der Abbildungen des Tympanons ist mein Highlight 😊
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Guten Tag
und danke für diesen wunderbaren Blog-Eintrag. Mein Aufenthalt in Rodez war lange vor dem Bau des Museums.
Kleiner Hinweis zu den Daten bezüglich der Dokumenta: Die Reihenfolge war 1955, 1959, 1964, 1968, 1972, seitdem aller 5 Jahre. Laut Katalog stimmt es, dass Pierre Soulages an den ersten drei Ausstellungen teilgenommen hat.
Mit freundlichem Gruß
Joachim Henrichs
Wiesenau 11
61137 Schöneck
T +49 6187 2082120
F +49 6187 2081880
M + 49 171 2748775
joachim@henrichs.de
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Vielen Dank für die Zuschrift und die richtigen Jahreszahlen der ersten drei Dokumenta-Ausstellungen, an denen Soulages teilgenommen hat. Ärgerlich, wenn sich solche Fehler einschleichen, aber umso schöner, wenn ein aufmerksamer Leser darauf aufmerksam macht. Merci! Ist inzwischen korrigiert. Mit besten Grüßen Wolf Jöckel
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Merci infiniment, cher Wolf pour ces éclaircissements très très intéressants sur Pierre Soulages et l’abbaye de Conques. Soulages est mon peintre préféré depuis toujours et je suis très heureuse que tu l’apprécies aussi. Après avoir lu ton blog et vu les images, je rêve d’alle aussitôt que possible à Conques que je n’ai pas encore eu l’occasion de visiter.
A ce propos, je te recommande ainsi qu’à tous ceux qui aiment Soulages et Conques de lire l’ouvrage très poétique de Christian Bobin „la nuit du coeur“, très belle balade littéraire sur Conques et ses vitraux et hommage du poète au travail du peintre.
Merci encore et à bientôt!
Valérie
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Liebe Valérie, Soulages war für uns eine wunderbare Entdeckung. Und Conques sowieso: Als wir dort waren, war zwar das Wetter schlecht, aber es gab kaum Touristen und nur einige Pilger. Wunderbar. Vielen Dank auch für den Buchhinweis! Den werde ich in den Text aufnehmen. Ja, ein Wiedersehen wäre schön. Im Moment lebt man ja eher nach dem grauenhaften Motto: Fürchte deinen Nächsten… Liebe Grüße Wolf
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