Die Große Saline von Salins – les- Bains und die königliche Saline von Arc- et -Senans. (UNESCO-Weltkulturerbe im Jura)

In dem nachfolgenden Bericht geht es um zwei Salinen in der Franche-Comté.  Beide liegen nur wenige Kilometer auseinander und sie gehören gemeinsam  zum UNESCO – Weltkulturerbe.[1]

Mein Interesse an den Salinen  ist allerdings nicht in erster Linie die Salzgewinnung, sondern die Architektur der königlichen Saline von Arc- et -Senans. Sie ist  ein architektonisches Juwel, entworfen von  Claude Nicolas Ledoux. Und der hat nicht nur diese Saline entworfen, sondern gleichzeitig auch darum herum eine ideale Stadt geplant, die zwar nicht gebaut wurde, aber Ausdruck einer „Revolutionsarchitektur“ ist, die Ledoux repräsentiert.

Und Ledoux war – und das macht ihn für mich besonders interessant- auch der Baumeister der Pariser Mauer der Generalpächter, der Mur des Fermiers Généraux, die von 1784 bis 1790 errichtet wurde, um die Zolleinnahmen, die der König verpachtet hatte,  zu sichern.  Die Durchgänge durch diese Zollmauer, die sogenannten barrières, von denen in Paris noch vier erhalten sind, entwarf Ledoux in klassizistischer Bauweise in Form von Propyläen.

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Die Rotonde de la Vilette, eine der erhaltenen Barrieren von Ledoux

Dass nur vier dieser architektonisch bemerkenswerten Barrieren erhalten sind, hängt auch damit zusammen, dass die Mauer der Generalpächter bei der Pariser Bevölkerung verständlicher Weise sehr verhasst war. Von Beaumarchais ist ein berühmter Alexandriner überliefert, der die Unzufriedenheit der Pariser mit dieser Zollmauer zum Ausdruck brachte:

« Le mur murant Paris rend Paris murmurant. »

Und die Pariser haben nicht nur insgeheim über diese Mauer gemurrt, sondern am 11. Juli 1789 und den Tagen danach Barrieren angegriffen, geplündert  und zerstört – das Vorspiel des großen Sturms auf die Bastille am 14. Juli.

Historisch und architektonisch ist das also ein spannender Gegenstand. Und ein besonderer Beitrag  zur Mauer der Generalpächter und den Barrieren Ledoux` gehört  deshalb auch zum Programm  künftiger  Blog-Beiträge.[2]

Hier nun steht die von Ledoux entworfene Saline und die um sie herum geplante Idealstadt Chaux im Mittelpunkt. Die Saline ist ein von den Ideen der Aufklärung inspiriertes Projekt, das aber nur zur Hälfte realisiert wurde. Nach 1789 erhielt Ledoux, vor allem als Chefarchitekt der umstrittenen Mauer der Generalpächter, keine weiteren Aufträge und musste eher froh sein, nicht unter der Guillotine zu enden.  Aber er  entwickelte  das futuristische Konzept der Stadt Chaux, das noch über 100 Jahre später Architekten inspirierte.

Das erklärt die Zuerkennung des Welterbestatuts für die Saline von Arc et Senans und übrigens auch ihre  Aufnahme  in eine aktuelle französische Briefmarkenserie  zum Thema „Histoire de styles“.

Briefmarke Arc et Senans (2)

Die Große Saline von Salins-les-Bains

Aber zuerst kurz zur Großen Saline von Salins-les-Bains, die ebenfalls zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört und die gewissermaßen der Vorläufer der königlichen Saline von Arc et Senans ist. Ihre Grundlage ist ein großer Salzstock in 250 Metern Tiefe. Da salzhaltiges Wasser über Quellen an die Oberfläche gelangte, wurde das Vorkommen schon im frühen Mittelalter entdeckt und dann systematisch ausgebeutet. Durch Verbesserungen der Bohr- und Fördertechnik wurde die Salzgewinnung immer bedeutender: Im 17. Jahrhundert war Salins-les-Bains der zweitwichtigste Ort der Franche-Comté (nach Besancon) und erwirtschaftete die Hälfte ihrer Einkünfte. Die Sole wurde in riesigen Pfannen erhitzt, bis das Wasser verdampft war und die Salzkristalle abgeschöpft werden konnten. Als Energie dafür diente Holz, ab dem 19. Jahrhundert dann die Kohle.

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Mit solchen Schaufeln wurde das Salz aus den  eisernen Pfannen auf das darüber gelegene Gestell geschippt, wo es noch weiter trocknen konnte. Von dort aus wurde es  in Loren verladen. Die nächsten Arbeitsgänge waren dann Verpackung und Abtransport.

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Blick auf das Siedehaus von Salins-les-Bains

Die Arbeitsbedingungen in dem Siedehaus waren äußerst hart: Es war Schwerstarbeit, dazu war die Arbeit mit dem Salz in großer Hitze äußerst gesundheitsschädlich. Aber, wie uns die Führerin erklärte, aufgrund guter Bezahlung und damals sonst unüblicher sozialen Vergünstigungen habe es nie Mangel an Arbeitskräften gegeben.

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Besonders eindrucksvoll ist es, im Rahmen einer Führung in die unterirdische Galerie herabzusteigen. Dort ist eine hydraulisch betriebene Pumpe zu sehen, eine sogenannte Noria, die im 14. Jahrhundert installiert wurde und bis Mitte des 18. Jahrhunderts in Betrieb war.  Und vor allem kann man das Gewölbe bewundern, das eher an eine romanische Kirche erinnert als an ein technisches Bauwerk.

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Die Große Saline war bis 1962 in Betrieb. Allerdings konnte sie schon im 18. Jahrhundert nicht mehr den wachsenden Bedarf an Salz decken,  zumal es immer mehr an einem entscheidenden Rohstoff mangelte, nämlich dem Holz, das in großen Mengen für  den Verdampfungsprozess der Sole benötigt wurde. Und das war nun die große Stunde des Claude Nicolas Ledoux.

 

Ledoux und die königliche Saline von Arc- et -Senans im Jura:  Das revolutionäre Projekt eines Architekten des ancien régime.

Claude Nicolas Ledoux, der aus eher ländlichen und kleinbürgerlichen Verhältnissen stammte, ließ sich 1766 in Paris nieder. Dort wurde Madame Du Barry, die Mätresse Ludwigs XV., auf ihn aufmerksam und beauftragte ihn – gegen einige Widerstände- mit dem Bau eines Pavillons für ihr Anwesen in Louveciennes bei Paris.[3]  Begünstigt durch diese Förderung wurde Ledoux zu einem renommierten Architekten des ancien régime. Von König Ludwig XVI. wurde er zum Inspektor der Salinen in Lothringen und Burgund ernannt.[4]

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Büste von Ledoux in Arc et Senans

Ledoux erkannte bald  die Unzulänglichkeiten der Großen Saline:  Die schwierigen, Produktionsbedingungen in dem engen Tal des Flüsschens Fourieuse und vor allem der Mangel an verfügbarem Holz, von dem große Mengen für das Sieden des Salzes benötigt wurden.  Er schlug deshalb dem König vor, eine neue Saline in Arc- et -Senans zu bauen- ein sehr unkonventioneller Vorschlag, denn in diesen beiden Ackergemeinden gab es keinerlei Salzvorkommen. Aber es gab dort genügend Platz- gewissermaßen die sprichwörtliche grüne Wiese, auf der der Architekt seine Ideen ungehindert verwirklichen konnte; dazu gab es  Wind gegen die bei der Salzherstellung entstehenden Dämpfe und vor allem: In der Nähe lag (und liegt immer noch) der  große Wald von Chaux, eines der größten Waldgebiete Frankreichs. Es handelte sich um eine königliche Domäne, was für Ludwig XVI. sicherlich eine wesentliche Motivation war, dem Projekt seinen Segen zu geben.   Und für Ledoux war es „einfacher, das Wasser auf Reisen zu schicken, als einen Wald Stück für Stück durch die Gegend zu fahren“.[5]

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Die Sole (la saumure)  der Großen Saline zur neuen Saline von Arc- et -Senans zu leiten, war allerdings trotzdem eine schwierige und aufwändige Angelegenheit. Aufgrund der Topographie war nur ein Transport in Leitungen möglich, die entlang der Flüsschen La Furieuse und La Loue verlegt wurden. Das waren immerhin 21,5 Kilometer.

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Die Rohre wurden unterirdisch verlegt, um einen Diebstahl und ein winterliches Einfrieren der kostbaren saumure zu verhindern. Die Leitungen bestanden zunächst aus innen ausgehöhlten Fichtenstämmen, die ineinander gesteckt wurden.  Geht man von der Länge der im Museum von Salins-les-Bains und in Arc -et – Senans ausgestellten Rohre aus, dürften das etwa 5000 Rohre dieser Art gewesen sein. 135 000 Liter Sole liefen täglich durch dieses Leitungssystem, von denen allerdings 30% unterwegs verloren gingen: Durch Lecks in den Leitungen und durch Diebstahl – obwohl die Leitungen ständig überprüft und überwacht wurden.

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Im 19. Jahrhundert wurden die Fichtenrohre deshalb  durch gußeiserne Rohre ersetzt.[6]

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An einigen Stellen wurden kleine Behälter eingebaut, die es ermöglichten, den Zu- und Ablauf der Sole auf ihrem Weg von Salins-les-Bains nach Arc -et -Senans zu kontrollieren.

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Die Saline im Überblick

Aus der Vogelperspektive betrachtet fällt die  strenge geometrische Form der Anlage  und ihre Großzügigkeit  auf.  Hier konnte Ledoux  -zumindest  teilweise-  seinen Traum verwirklichen,  „Rivale des Schöpfers“ zu sein.  Die Form der Architektur sollte nach Ledoux „so rein sein wie die, die die Sonne auf ihrem Lauf beschreibt.“[7]

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In der Mitte befindet sich das Haus des Direktors, rechts und links davon sind  die Produktionsstätten angeordnet. In einem weiten Halbkreis darum herum sind Verwaltungsgebäude, Werkstätten und die Wohnhäuser der Arbeiter gruppiert. Zwischen diesen Gebäuden und der Mauer, die die Anlage umgibt, ist Raum für die Anlage von Gärten. Assoziationen zum antiken Theater  liegen da nahe. Dessen Bauprinzipien hat der römische Autor Vitruv beschrieben. Sein mit Illustrationen versehenes Werk wurde 1673 in einer französischen Ausgabe publiziert, die Ledoux ausführlich studiert hat. Und Ledoux hat ja für Besançon, die neue Hauptstadt der Franche-Comté, ein damals revolutionäres Theater entworfen- ohne die üblichen Logen, aber mit Sitzen im Zuschauerraum.[8]

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Den ebenfalls theatralischen Eingang zur Saline bildet der Portikus mit seinen mächtigen dorischen Säulen. Das Vorbild des in der Nähe Neapels gelegenen griechischen Tempels von Paestum ist unverkennbar.  Der Portikus markiert und symbolisiert mit seiner Grotte aus unbehauenen Steinen den Übergang vom Dunkel ins Licht, vom  „Naturzustand“ in die wohl geordnete Welt der Saline.[9]

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In den rechts und links angrenzenden Gebäuden waren die Wächter untergebracht, von denen viele benötigt wurden- nicht nur um ein unbefugtes Betreten oder Verlassen der Anlage zu verhindern, sondern vor allem, um die Rohrleitung der Sole von der Großen Saline bis Arc- et – Senans zu überwachen – das kostbare Salz bedurfte besonderen Schutzes.

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Deshalb war die gesamte Anlage ja auch von einer hohen Mauer umgeben.

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Das dem Eingang gegenüberliegende Gebäude war das Haus des Direktors, das sich denn auch durch seine Mächtigkeit, sein Höhe und seinen besonders kunstvoll gestalteten Portikus  von den anderen Gebäuden deutlich abhebt.

Rechts und links des Direktorengebäudes lagen die Siedehäuser, die Produktionsstätten des kostbaren Salzes, während die vier Gebäude  rechts und links des Eingangs,  Werkstätten und  die Wohnungen der Arbeiter beherbergten.

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Wohnen und Arbeiten gehörten für Ledoux also zusammen. Man kann das als einen fortschrittlichen Ansatz betrachten, wobei allerdings berücksichtigt werden muss, dass auf diese Weise die Kontrolle über die Arbeiter effizienter war. Denn so waren sie nicht nur zu ihren Arbeitszeiten in der Saline, sondern dauerhaft. Ein Verlassen war nur mit einer ausdrücklichen Genehmigung des Direktors möglich,  der das gesamte Geschehen im Auge hatte.  Und wenn man manchmal in Veröffentlichungen zu Ledoux  lesen kann, sein Ziel sei es gewesen, die Wohnverhältnisse der Arbeiter  zu verbessern, womit er seiner Zeit „weit voraus“ gewesen sei, [10] so muss dahinter ein Fragezeichen gesetzt werden.

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Immerhin weisen die Wohnungen der Salinenarbeiter als einzige Lichtöffnung eine an mythologische Brunnenfiguren erinnernde stilisierte Urne auf, aus der Salzlake zu fließen scheint.  Und bei den Siedehäusern gab es trotz der dort herrschenden Hitze und der Salzdämpfe – anders als bei der Großen Saline von Salins-les-Bains-  keine Schornsteine zur Entlüftung.  Damit  sollte wohl die Harmonie und Ästhetik der Anlage erhalten werden, zumal Schornsteine auch das Haus des Direktors überragt hätten….  

 

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Blick aus einem „Urnenfenster“ der früheren Arbeiterwohnungen

Ledoux stellte sich allerdings das Leben in der Saline als eines vor,  wo alles Anlass zur Freude ist, „où tout est jouissance„, wie er auf einer Schautafel des Museums zitiert wird. Aber er betonte auch die Stein gewordene Macht des Direktors, dessen „surveillance“ nichts entgehe. (rien n’échappe).  Michel Foucault hat deshalb auch in seinem Buch „Überwachen und Strafen“ die Saline von Arc-et- Senans als einen perfekten Disziplinarapparat bezeichnet:

Der perfekte Disziplinarapparat wäre derjenige, der es einem einzigen Blick ermöglichte, dauernd  alles zu sehen.  Ein zentraler Punkt wäre zugleich die Lichtquelle, die alle Dinge erhellt, und der Konvergenzpunkt für alles, was gewusst werden muss: ein vollkommenes Auge der Mitte, dem nichts entginge und auf das alle Blick gerichtet wären. So etwas schwebte Ledoux vor, als er Arc-et-Senans erbaute: im Zentrum der ringförmig angeordneten und nach innen geöffneten Gebäude sollte ein hoher Bau die administrativen Funktionen der Leitung, die polizeilichen Funktionen der Überwachung, die ökonomischen Funktionen der Kontrolle und Erhebung, die religiösen Funktionen der Ermutigung zu Gehormsam und Arbeit auf sich vereinigen; von da würden alle Befehle kommen, da würden alle Tätigkeiten registriert, würden alle Fehler wahrgenommen und beurteilt werden. Und zwar würde sich das alles unmittelbar, dank jener strengen Geometrie vollziehen. Die Vorliebe für kreisförmige Architekturen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts hatte mancherlei Gründe; einer davon war zweifellos der, dass sie eine bestimmte politische Utopie zum Ausdruck brachten.“ (11)

Allerdings war die totale Überwachung, die Foucault dem Konzept der Saline zuschreibt, anders als  etwas bei dem Panoptikum Benthams und den entsprechenden Gefängnisbauten (wie der Petite Roquette in Paris  (12), nicht real, sondern eher symbolisch. Die Werkstätten und die  Wohnungen der Bediensteten waren ja alles andere als transparent. Interessant ist dabei aber, wie  Ledoux hier einerseits in eine Ahnenreihe totalitärer Architekturkonzepte und entsprechender Utopien eingereiht wird -Albert Speer beispielsweise hat Ledoux sehr  bewundert- dass er andererseits aber auch als Ahnherr sozialistischer Utopisten und einer modernen progressiven Architektur firmiert.  In seinem 1933 erschienenen bahnbrechenden Werk  „Von Ledoux bis Le Corbusier“ beschreibt  Emil Kaufmann Ledoux als revolutionären Architekten, der den Anfang der modernen Architektur markiere und entdeckt ihn damit neu.  Für Gruson hat die Verbindung von Wohnen und Arbeiten und die von Ledoux  vorgegebene Vermischung von Gemeinschaftseinrichtungen (eine zentrale Feuerstelle/Küche für alle Wohnhäuser) und privaten Bereichen den französischen Sozialreformer Charles Fourier zu seinem Konzept eines Phalanstère, einer  Produktions- und Wohngenossenschaft inspiriert.  Und bei den Gärten, die zu den Wohnungen der Bediensteten gehörten und  ihnen einen Anbau von Obst und Gemüse für den eigenen Bedarf ermöglichten,  denkt man natürlich an fortschrittliche Konzepte von Arbeitersiedlungen,  wie  sie  im 19. Jahrhundert in England und auch in Frankreich -wie in der ville ouvrière von Noisiel an der Marne –  verwirklicht wurden. (13)

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Ein Gartenhaus

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Heute gehören die Gärten zu einem Projekt, dem „festival des jardins„: Jedes Jahr werden sie neu gestaltet, wobei jeweils ein bestimmtes Motto vorgegeben wird. Im Jahr 2019 war das aus Anlass des 50. Jahrestages des Woodstock-Festivals das Motto Flower power. Angesprochen werden als Gestalter nicht nur renommierte Gartenarchiteken, sondern auch Studenten von (Fach-)Hochschulen für Gartenbau und Schüler/Innen von fachbezogenen Berufsschulen. Insgesamt werden 12 Gärten entsprechend gestaltet- ein Rundgang lohnt sich also.

Die Erinnerung an die ursprüngliche Bestimmung der Gärten wird allerdings/immerhin auch noch wachgehalten wie die Reihen von Spalierobst zeigen.

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Dass wir heute die Saline bewundern können, wäre vor 100 Jahren noch kaum vorstellbar gewesen.  1895 wurde nämlich die Produktion eingestellt,  weil sie gegenüber den Salinen am Mittelmeer und am Atlantik nicht mehr konkurrenzfähig war, zumal mit dem billigen Transportmittel der Eisenbahn. Danach verfiel die Anlage zunehmend, sie diente als Steinbuch, 1918 wurde sie durch ein Feuer verwüstet. 1927 kaufte das Departement du Doubs die Anlage und rettete sie so vor dem völligen Verfall.   Im Frühjahr 1939 wurden dort Flüchtlinge aus Franko-Spanien untergebracht, vom Kriegsbeginn bis zum Waffenstillstand im Juni 1940 Einrichtungen der französischen Armee, auf die dann bis zum Frühjahr 1941 deutsche Besatzungssoldaten folgten. Danach wurde die ehemalige Saline zu einem Lager für „familles tziganes“ , wie es in dem offiziellen Aushang der Anlage heißt, deren Lebensbedingungen „äußerst hart“ gewesen seien, vor allem auifgrund der fehlenden bzw. völlig unzureichenden sanitären Einrichtungen.[14]  Ihnen folgen schließlich im Winter 1944/45  mehr als 1000 deutsche Kriegsgefangene, deren Lebensbedingungen kaum weniger hart gewesen sein dürften. Bilder aus der Nachkriegszeit zeigen eine völlig heruntergekommene verfallene Anlage, die nur mit größter Mühe etwas von dem früheren und heutigen Glanz erahnen lässt. Ab etwa 1960 begann dann eine lange Restaurierung, die schließlich die Anerkennung der Saline als Teil des UNESCO-Weltkulturerbes im Jahr 1982 ermöglichte.[15] 

Heute ist die Saline Mittelpunkt eines regen kulturellen Lebens, es ist ein centre du futur, ein Ort des Nachdenkens über die Zukunft unserer Gesellschaften, es beherbergt drei Museen und ein Hotel.

Als Hotelgast  ist man zum Beispiel  im ehemaligen Haus der Zollpächter untergebracht, deren Bedeutung von der Fassade unterstrichen wird – nach dem Direktorenhaus und dem Eingangs-Portikus gewissermaßen die Nummer drei auf der architektonischen Rangliste: Ein sogenanntes venezianisches Fenster, also ein zentrale, auf zwei Säulen ruhende Arkade. Die Zollpächter waren ja immerhin die Betreiber der Anlage: Wie bei der Zollmauer  um Paris hatten sie vom König eine Konzession erhalten, die der Monarchie feste regelmäßige Einahmen sicherten und den Zollpächtern die Gewinne. Also gewissermaßen eine Private Public Partnership vor der Zeit…

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Zu der Übernachtung im Hotel  gehören auch Eintrittskarten für die Ausstellungen. Und vor allem: Abends hat man die Anlage (fast) ganz für sich alleine und kann in aller Muße die angestrahlten Gebäude und beleuchteten Gärten bewundern. Exquisit!

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Das Ledoux-Museum

Zu einem Besuch der Saline gehört natürlich der Besuch der Museen: eines Museums der Geschichte der Salzgewinnung, eines Museums der Geschichte der Saline seit ihrer Schließung und vor allem eines Ledoux-Museums. Es ist nach der Selbstdarstellung das einzige Museum Europas, das ausschließlich einem Architekten gewidmet ist.[16]

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Untergebracht ist es in der ehemaligen Holzwerkstatt und dem Holzlager. Dort wurden die Tonnen hergestellt, in die das Salz gefüllt und in denen es kommerzialisiert wurde. Außerdem gab es in diesem Gebäude auch Räume für die Böttcher und eine Gemeinschaftsküche.

Die Ehre eines speziell ihm gewidmeten Museums  verdankt Ledoux vor allem seinem Architektur- Traktat, von  dem ein erster Teil 1804 veröffentlicht wurde.  Es gilt als theoretisches Hauptwerk der sogenannten Revolutionsarchitektur – ein eher aus der Not geborenes Opus. Denn mit der Französischen Revolution verlor Ledoux aufgrund seiner Stellung im ancien régime und vor allem der Konstruktion der verhassten Zollmauer seine bisherige Lebensgrundlage. Er wurde sogar verhaftet und entging nur knapp der Guillotine.

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Er konnte aber nun auf der Grundlage früherer Zeichnungen das Modell der idealen Stadt Chaux entwerfen, die um die zu einem vollständigen Kreis ergänzte Saline herum gruppiert war.

Arc et Senans Foto von Gilles Abegg, vue perspective de la ville de Chaux

Dazu gehörten Bauten für die Allgemeinheit  wie zum Beispiel -zu dieser Zeit in der Tat revolutionär-  öffentliche Bäder.

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Charakteristisch für die meisten Bauten ist die „sprechende Architektur“, das heißt, dass die Gestaltung der einzelnen Gebäude deren Zweck deutlich macht, wie die folgenden Beispiele zeigen.

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Das Atelier der Köhler, der  charbonniers

 

 

 

pl1-1024x643 Oikema

 

 

Auch bei dem sogenannten „Oikema“ , von dem ich allerdings in dem Museum kein Modell und keine Abbildung entdecken konnte, dürfte  die Funktion wohl eindeutig sein.[17] Offenbar hielt Ledoux auch einen solchen  Bau für erforderlich, um das von ihm angestrebte harmonische Zusammenleben zu gewährleisten.

 

 

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„Sprechend“ ist auch  der Entwurf eines pavillon des cercles,  eines Ateliers der Böttcher. Davon gibt es nicht nur das kleine Modell im Ledoux-Museum, sondern auch ein 1 zu 1- Modell auf der weitläufigen Jura- Raststätte der Autobahn A 39 bei Lons-le-Saunier. So kann man, auch wenn man nicht über den Wald von Chaux und die Weinberge von Arbois fahren und in Arc -et -Senans Halt machen kann oder will, auf dem Weg in den Süden einen kleinen Eindruck von der Revolutionsarchitektur des Claude-Nicolas Ledoux erhalten.

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Das Gebäude ist für Ausstellungen gedacht, war allerdings im Sommer 2019 etwas vernachlässigt und heruntergekommen. Aber auch das passt ja zu Ledoux….

Anmerkungen

[1] http://whc.unesco.org/fr/list/203

[2] Als kleine deutsch-französische Fußnote soll noch angemerkt werden, dass Ledoux  als Contrôleur général des bâtiments der Landgrafschaft Hessen-Kassel den Bau des Fridericianums in Kassel beaufsichtigte…

[3] http://www.pavillondemusiquedubarry.fr/fr/contact.html

[4] Zur Biografie von Ledoux:  http://www.whoswho.de/bio/claude-nicolas-ledoux.html

[5] Zitiert in: https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6nigliche_Saline_in_Arc-et-Senans

« Il étoit plus facile de faire voyager l’eau que de voiturer une forêt en détail » Zit. Gruson

[6] https://wikimonde.com/article/Saumoduc_de_Salins-les-Bains_%C3%A0_Arc-et-Senans

[7] Ziate aus: https://www.sueddeutsche.de/kultur/bauhausjubilaeum-wie-ein-anfall-von-wuerfelhusten-1.2413082-2  und Luc Gruson a.a.O.

[8]  Siehe dazu Luc Gruson a.a.O. und http://memoirevive.besancon.fr/?id=440.  Aufgrund der streng  halbkreisförmigen Anlage ist die Behauptung, die ich im Internet gefunden habe, unzutreffend- auch wenn sie sich überzeugend anhört:   „Je niedriger der Rang von Angestellten oder Arbeitern ist, desto weiter liegen deren Gebäude vom Direktorenhaus entfernt.“ . https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/lebensmittel/salz/pwiearcetsenansdiekoeniglichesaline100.html

[9] „Ainsi, l’entrée dans la Saline ressemble à un passage dans un autre monde, que Ledoux a voulu parfait.“ (Gruson)

[10] https://www.a-k.sia.ch/de/node/236

(11) Michel Foucault, Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses. suhrkamp taschenbuch 2271  FFM 2016, S. 224/225

(12) Siehe dazu den Blog-Beitrag Wohnen, wo einmal die Guillotine stand. La Grande et la Petite Roquette. https://paris-blog.org/2016/06/14/wohnen-auf-historischem-boden-la-grande-et-la-petite-roquette/

(13) Siehe den Blogbeitrag über die Schokoladenfabrik Menier in Noisiel: https://paris-blog.org/2019/05/23/le-chocolat-menier-1-die-schokoladenfabrik-in-noisiel-an-der-marne-repraesentative-fabrikarchitektur-und-patriarchalischer-kapitalismus-im-19-jahrhundert/

Der utopischen Charakter der Entwürfe von Ledoux wird betont in dem Artikel „Imagined Architecture“ von Devi Norton. https://michaelgimberblog.com/2017/03/10/imagined-architecture/ Dort steht er in einer Reihe von Revolutionsarchitekten, die bis zur russischen Revolution reicht.

[14] Siehe dazu: Alain Gagnieux, Chronique des jours immobiles : L’internement des nomades à Arc-et-Senans (1941-1943), Éditions L’Harmattan, 2011

[15] https://www.museumspass.com/de/museen/saline-royale 

[16] https://www.museumspass.com/de/museen/saline-royale

[17]  Bild aus: http://hiddenarchitecture.net/oikema/

 

Weiterführende Literatur:

Sonia Branca-Rosoff: https://passagedutemps.wordpress.com/2020/03/28/le-reve-de-pierre-de-claude-nicolas-ledoux-1736-1806-la-saline-royale-darc-et-senans/

Alain Chenevez, La saline d’Arc- et- Senans. Paris: Harmattan 2006

Gérard Chouquer et Jean-Claude Daumas (dir.),  Autour de Ledoux:  architecture, ville et utopie. 2008

Richard Copans, Architecture 4. Éd. Par Arte France und Réunions des Musées Nationaux. 2005

Michel Gallet,  Claude-Nicolas Ledoux, 1737-1806, Paris 1980  Siehe:   http://www.persee.fr/docAsPDF/bulmo_0007-473x_1981_num_139_3_6012_t1_0193_0000_3.pdf

Luc Gruson, Claude-Nicolas Ledoux, Architecture visionnaire et utopie sociale. (Überarbeitete Fassung eines Vortrags in Arc- et -Senans vom Oktober 2008 https://docplayer.fr/20788304-Claude-nicolas-ledoux-architecture-visionnaire-et-utopie-sociale.html

Emil Kaufmann, Von Ledoux bis Le Corbusier. Ursprung und Entwicklung der autonomen Architektur. Reprint der Originalausgabe von 1933. Stuttgart 1985

Jean-Pierre Lyonnet, Les Propylées de  Paris 1785-1788: Claude-Nicolas Ledoux, une promenade savante au clair  de lune. 2013

Dominique Massounie:  Arc -et- Senans  La Saline Royale  de Nicolas Ledoux. Éditions du patrimoine 2016

Daniel Rabreau: La Saline royal d’Arc – et – Senans.  Un monument industriel, allégorie des Lumières. Paris 2002  siehe: http://www.persee.fr/doc/bulmo_0007-473x_2003_num_161_3_1238_t1_0272_0000_1

 

 

Weitere geplante Beiträge:

  • Der Hartmannswillerkopf, das französische Nationaldenkmal und das deutsch-französische Historial zum Ersten Weltkrieg
  • „Les enfants de Paris“: Pariser Erinnerungstafeln/plaques commémoratives zur Zeit 1939-1945
  • Die Petite Ceinture, die ehemalige Ringbahn um Paris (1): Kinder und Kohl statt Kohle und Kanonen 
  • Die Petite Ceinture (2): Die „Rückeroberung“ der ehemaligen Ringbahntrasse
  • Aux Belles Poules. Ein ehemaliges Bordell im Quartier Saint Denis

 

 

 

 

La Butte aux Cailles, ein kleinstädtisches Idyll in Paris

Buttes aux Cailles: Das sind vor allem enge, mit Kopfsteinen gepflasterte Gassen, kleine Kneipen und nette Geschäfte, die Erinnerung an die Pariser Commune und wohin man auch blickt: Street-Art…  Es ist ein kleinstädtisches Idyll, etwas abseits gelegen in der Nähe der Place d’Italie und der Hochhäuser des chinesischen Viertels – da wo man Dererlei also am wenigsten erwartet.

Als Ausgangspunkt für einen kleinen Rundgang bietet sich die Place d’Italie ein, von der aus man in die rue Bobilot einbiegt. Nach einigen hundert Metern geht rechts die Passage du Moulin des Prés ab. Der Name dieses Weges erinnert an eine der Mühlen, die einmal auf diesem Hügel standen.

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Die Passage ist inzwischen eine Art open-air- Galerie für Straßenkünstler. Unter anderem Jeff Aerosol und die Gruppe Lezarts de la Bièvre  haben hier „ausgestellt“.[1] Der Name Lezarts ist ein hübsches Wortspiel: Lézard ist das französische Wort für Eidechse, und Eidechsen gab es auf diesem Hügel früher sicherlich viele. Indem die Künstlergruppe das d am Ende des Wortes durch ein t ersetzt, wird deutlich gemacht, dass es hier um Kunst geht, aber das z der Eidechsen bleibt und die Eidechse im Schriftzug ebenfalls. Die Lezarts de la Bièvre sind  hier gewissermaßen zu Hause, denn der Butte aux Cailles gehört  zur  Umgebung des Flüsschens Bièvre, das einmal am Fuß des Hügels vorbei floss und die Gegend prägte. Heute ist die Bièvre allerdings auf Pariser Stadtgebiet kanalisiert und zugedeckelt, also  nicht mehr zugänglich und sichtbar.

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Die oben abgebildete  schöne Gemeinschaftsarbeit von Jeff Aérosol und den Lezards de la Bièvre gehört zu einem Kunstprojekt, das an verschiedenen Stationen den früheren Verlauf der Bièvre markiert. Und es gehört auch zu einem Rundgang zu den Ateliers und Street-Art-Produktionen der Künstlergruppe Lézarts de la Biévre.

Hier die Lezarts mit einem Künstlerportrait und Jeff Aérosol (vielleicht mit einem Selbstportrait?)

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Auf der anderen Straßenseite haben zwei weitere Straßenkünstler Ihre Spuren/Werke hinterlassen- unten Lady Bug und  links oben Louyz mit der bunten Eidechse, ihrem „Markenzeichen“ 

 

Weiter geht es  links hinein in die Rue du Moulin des Prés.

Dort sieht man (oder sah man noch im Mai 2019) unter den üblichen Straßenschildern lila Aufkleber mit alternativen weiblichen Namen. Dabei handelte es sich um eine feministische Aktion, die die geringe Berücksichtigung von Frauen bei der Benennung von Straßenamen kritisiert. (Bei Métro-Stationen und im Pantheon gibt es ja auch eine entsprechende Verteilung zwischen den Geschlechtern  (1a). Also wurden im April 2019 in Paris –auch im 11. Arrondissement, in dem wir wohnen- alternative Vorschläge für Straßennahmen gemacht. Die rue Simonet beispielsweise, benannt nach dem Besitzer des Grund und Bodens, auf dem diese Straße gebaut wurde, sollte nach einer Chemikerin und Pharmazeutin umbenannt werden, die 1988 den Nobelpreis erhielt. Warum auch nicht? An vielen anderen Stellen der Stadt, leider auch in unserer Umgebung,  waren nach meiner Beobachtung die lila Alternativschilder bald abgerissen. Nicht so hier. Vive la Butte aux Cailles!

In der Rue du Moulin des Prés kommt man auch an diesem schönen Pochoir von Miss Tic vorbei:

Miss Tic Butte rue du moulin des prés

Miss Tic verbindet immer junge anziehende Frauen mit einem Spruch, der oft zum Nachdenken anregt. Die von ihr verwendeten Farben sind im Allgemeinen schwarz, weiß und rot. Das grün hier ist eine Ausnahme: Vielleicht weil es in dem Text um einen lebensnotwendigen Luxus geht, nämlich die Poesie. Wir werden Miss Tic auf unserem Rundgang noch öfters begegnen. Auch sie ist hier gewissermaßen zu Hause.

Aussehen und Atmosphäre der place Paul Verlaine, zu der wir nun kommen,  entsprechen einem kleinen Dorfplatz, wozu auch eine Boule-Bahn in seiner Mitte beiträgt.[2] Außerdem befindet sich auf dem Platz ein artesischer Brunnen, dessen Wasser aus 582 Meter Tiefe emporsteigt: Es ist ein sehr sauberes Wasser, das die Bevölkerung des Viertels nutzt, um sich mit Trinkwasser zu versorgen.

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Und Obdachlose (sans abri) nutzen das Wasser auch….

Das markante Bauwerk am Platz ist das Schwimmbad. Es geht zurück auf 1908 errichtete Duschbäder, die aus dem artesischen Brunnen mit 28 Grad warmen Wasser gespeist wurden. 1924 wurde dann das neue Schwimmbad eingeweiht.

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„Sein Art-Nouveau-Stil steht im perfekten Einklang mit dem malerischen Butte-aux-Cailles-Viertel und macht es zu einem der beiden denkmalgeschützten Schwimmbäder von Paris“ – und wie man hinzufügen muss, zu dem einzigen, das für den normalen Publikumsverkehr geöffnet ist. [3]

Auch das Innere des Hallenbades ist mit seinem von leichten Bögen getragenen Betongewölbe architektonisch interessant. Als das Schwimmbad eröffnet wurde, war es auf der Höhe der Zeit mit obligatorischen Duschen für Badegäste und einem Fußbecken am Eingang zur Schwimmhalle. Allerdings waren die Duschen nicht nach Geschlechtern getrennt, was allerdings auch der Praxis neuerer Pariser Schwimmbäder entspricht – die angestrebte Körperreinigung wird dadurch allerdings zu einer bisweilen etwas verschämten Angelegenheit. Und die ehrwürdige Schwimmhalle ist oft so voll und durch Wassergymnastik in ihrem Gebrauch eingeschränkt, dass sie für Menschen, die gerne einigermaßen unbehindert ihre Bahnen schwimmen wollen, eher nicht der geeignete Ort  ist.

Piscine-Butte-aux-Cailles

Auf der Place Paul Verlaine gibt es auch einen Gedenkstein, der an die erste bemannte Fahrt im Heißluftballon erinnert:

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„Am 21. November 1783 flogen Pilâtre de Rozier und der Marquis d’Arlandes an Bord eines aus Papier (Tapete) gefertigten und mit einem Strohfeuer angetriebenen Montgolfière von Muette los. Sie landeten hier auf der Butte aux Cailles, die damals nur ein ländlicher mit Windmühlen bestandener Hügel war. In weniger als einer halben Stunden hatten sie neun Kilometer zurückgelegt.“

Es hatte die beiden Piloten einige Überzeugungskraft gekostet, den Hof  Ludwigs XVI . davon zu überzeugen, dass die Ehre, die Türme von Notre Dame zu überfliegen, nicht zum Tode Verurteilten zukommen dürfe, sondern freien Männern.[5]

Zwei Tage vorher, am 19. November 1783 hatte es übrigens schon eine Generalprobe für den Flug gegeben: Da war ein Montgolfière im Garten der manufacture des papiers peints  im heutigen 11. Arrondissement aufgestiegen. Der Ballon war mit Stoff bespannt, wie sicherlich auch der vom 21. November. Darauf hatte man Tapete aus der Manufaktur geklebt, die mit goldenen Sonnen bedruckt war. Eine grandiose Marketing-Aktion des Besitzers, Reveillon, der es sich nicht nehmen ließ, sich auch selbst in die Lüfte zu erheben. (5a)

Natürlich fehlt es auch an der Place Verlaine nicht an Werken der Street-Art. Besonders schön finde ich ein Pochoir von Miss Tic, die uns bei unserem Rundgang über den Butte-aux-Cailles begleitet.

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Dieses Pochoir ist sicherlich eine Antwort auf die  Anschläge vom 13. November 2015.  Denn  Ziel der Anschläge waren damals  auch mehrere Terrassen von Bars mit ihren Freiheit und Lebensfreude verkörpernden Besuchern;   den islamistischen Terroristen verhasst, so dass sie die „terrasses de la vie“ zu Terrassen des Todes machten. Aber -so die Botschaft von Miss-Tic: diese Freiheit, an der wir umso wütender und trotziger hängen, lassen wir uns nicht nehmen![6]

Auf der anderen Seite des Platzes, an der Auberge de la Butte,  gibt es zwei weitere schöne Pochoirs von Miss Tic:

Auberge de la Butte Place verlaine

Ich suche die Wahrheit und eine Wohnung 

Miss Tic Auberge de la Butte DSC04159 Butte aux Cailles 6. Mai 2019 (41)

Das Männliche trägt den Sieg davon. Aber wohin?

Unser Spaziergang führt nun über die Rue de le Butte aux Cailles zur Place de la Commune.

In der Rue de la Butte aux Cailles gibt es ein Restaurant und eine Bar, die an die Zeiten der Commune von Paris erinnern: Das Restaurant Le temps des Cerises  und die Bar „Merle Moqueur“.

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Der Name „Le temps des Cerises“ bezieht sich auf ein altes, populäres Liebeslied, in dem  die Liebe in der Zeit der Kirschen besungen wird:

                   Quand nous chanterons le temps des cerises

                   Et gai rossignol, et merle moqueur

                   Seront tous en fête.

                   Les belles auront la folie en tête

                   Et les amoureux du soleil au coeur

                   Quand nous chanterons le temps de cerises

                   Sifflera bien mieux le merle moqueur.

Das Lied endet traurig: Die Zeit der Kirschen, der Liebe und Träume,  ist kurz, danach kommen Schmerz und Trauer. Aber trotzdem:

                   J’aimerai toujours le temps des cerises

                   Et le souvenir que je garde au coeur.[7]

temps-des-cerises21871 wird  in dem von preußischen Truppen  belagerten Paris zwischen dem 18. März und dem 21. Mai, au temps des cerises also, ein kurzer revolutionärer Traum gelebt.  Damals wird das Lied zur Hymne der Pariser Commune und ihrer Anhänger. Sie bleibt es auch nach der „semaine sanglante“ vom 21. bis zum 28. Mai, während der die Commune von der Versaillais blutig niedergeschlagen wurde und  die Erinnerung an die Commune  -außer sie  war hasserfüllt und abschreckend-  tabuiert war. Der Autor des Liedes,  Clément, während der Commune Bürgermeister des revolutionären Montmartre,  unterstützte ausdrücklich die poltitische Botschaft des Liedes, indem er es  1885 der  „vaillante citoyenne Louise» widmete, der wachsamen Bürgerin Louise Michel, einer Ikone der Commune.

Von Wolf Biermann gibt es übrigens eine wunderschöne deutsch-französische Version des Liedes, gesungen nach der Wende vor einem jungen Leipziger Publikum – mit einer einleitenden Erläuterung, in der er eine Verbindung zwischen dem Paris von 1871 und dem Leipzig von 1989 herstellt.  Auf youtube zu sehen und zu hören! Es lohnt sich!  (8]

Le Temps des Cerises ist genossenschaftlich organisiert, und die Betreiber beziehen sich nicht nur im Namen der Gaststätte auf die Commune.

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Aux Temps des Cerises

Dieser schönen Aufforderung -und Alternative  zur martialischen Parole der Marseillaise Aux armes, citoyens – kann man getrost folgen.

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Auf der anderen Straßenseite befindet sich die Bar Le Merle Moqueur.

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Auch der Name „ Le Merle Moquer“ geht auf das Gedicht von Clément zurück, in dem die Spottdrossel mehrfach besungen wird. Es ist eine beliebte, abends von jungen Leuten gerne besuchte Bar. Die Preise sind, wie es in parisinfo heißt, „sehr demokratisch“. Wäre bei diesem Namen ja auch noch schöner![9]

Neben der „Merle Moqueur“ gibt es übrigens eine als sehr authentisch gerühmte Crêperie mit dem schönen Namen „Des crêpes et des cailles“. Dass auf der Butte aux Cailles auch Crêpes, also eine bretonische Spezialität,  angeboten werden, liegt insofern nahe, als im 19. Jahrhundert zahlreiche Bretonen sich auf dem Hügel niederließen und einen erheblichen Teil der Arbeiterschaft der dort ansässigen kleinen Handwerks- und Industriebetriebe stellten.

In der Straße gibt es auch – wie überhaupt auf der Butte aux Cailles- nette kleine Geschäfte wie den Honigladen Les Abeilles.

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Dort wird unter anderem selbst produzierter Honig aus Paris angeboten!  Hier zum Beispiel mit genauer Herkunftsbezeichnung, nämlich dem Kellermann-Park im 13. Arrondissement.  Allerdings gibt es den Pariser Honig nur in kleinen Mengen, so dass auf der Website des Ladens empfohlen wird, vorher anzurufen, wenn man sich dafür interessiert.[10]

Übrigens ist Pariser Honig ein weniger exotisches Produkt, als es vielleicht erscheinen mag. Auch wenn Paris die am dichtesten bevölkerte Stadt Europas ist,  gibt es dort schon seit langem Bienenstöcke, auch an prominenten Orten wie auf dem Dach des Palais du Luxembourg, dem Sitz des französischen Senats, oder der Oper. Sogar auf Notre-Dame gibt es drei Bienenstöcke, die jährlich jeweils 25 Kilogramm Honig liefern, der aber den Beschäftigten der Kathedrale vorbehalten ist. Und diese drei Bienenstöcke und ihre Bewohner haben den Brand von Notre-Dame unbeschadet überstanden![11]

Die Qualität des Honigs soll –trotz der Luftbelastung durch Schadstoffe- übrigens dank des geringeren Einsatzes der chemischen Keule in der Großstadt gut sein. Und dank des derzeit angesagten urban gardening  wird es den Pariser Bienen wohl auch in Zukunft kaum an Nahrungsquellen mangeln.

Auf dem weiteren Weg zur Place de la Commune de Paris lohnt es sich auch, in die Seitenstraßen bzw. –gassen zu sehen, zum Beispiel in die malerische Passage Boiton mit dem für den Butte aux Cailles typischen Kopfsteinpflaster.[12]

rue-butte-aux-cailles

Hier sieht man, wie  insgesamt in dem Viertel, noch die alten Laternen.

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Früher waren das Gaslaternen, die abends und morgens per Hand angezündet und wieder ausgemacht wurden. (Ich kenne das noch von meiner Jugend in Darmstadt, dass abends der Gasanzünder die Straße entlang kam, in der wir wohnten). Heute sind da elektrische Glühbirnen installiert, aber die alte Form ist erhalten worden: ein Aspekt des sympathischen, kleinstädtischen Charakters des Viertels.

Dazu passte dann auch, dass bei einem meiner Rundgänge durch das Viertel im Mai 2019 auf der Place de la Commune de Paris ein kleines Gehege mit Hühnern installiert war.

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Wo sonst mitten in Paris wird man wohl morgens vom Krähen eines Hahnes geweckt werden? Und ich kann mir nicht vorstellen, dass ein alteingesessener Bewohner des Butte dagegen Einspruch erheben könnte.

Auf dem Platz steht auch eine der städtischen Informationstafeln, die über die Geschichte des Viertels informieren.

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Man erfährt dort, dass es ein Pierre Caille war, der 1543 den mit Weinstöcken bepflanzten Hügel über der Bièvre kaufte und dem  Viertel seinen Namen gab. Da caille aber das französische Wort für Wachtel ist, passte der Name auch insofern sehr gut zu diesem Viertel. Das Mosaik am Straßenschild veranschaulicht das ja auch entsprechend.

DSC04360 Place de la Commune

Als 1662 die Manufacture des Gobelins geschaffen wurde, siedelten sich  Weber und Färber in der Umgebung, also auch auf dem Butte aux Cailles an. Dazu kamen Mühlen, mehrere Steinbrüche  und im 19. Jahrhundert kleine Industriebetriebe.[13]

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Der Platz ist wenig anziehend, immerhin gibt es in seiner Mitte einen der schönen gußeisernen Brunnen mit den vier Cariathiden. Diese Brunnen findet man an vielen Stellen in Paris. Sie sind nach dem Mäzen Sir Richard Wallace benannt, der sie selbst entwarf und nach den Leiden der Pariser Bevölkerung durch die Belagerung und die Schrecken der semaine sanglante  aufstellen ließ, um die Pariser mit kostenlosem Trinkwasser zu versorgen.

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Vor allem aber  haben sich  verschiedene Straßenkünstler wie Seth um die  Verschönerung des Platzes  verdient gemacht. Seth ist ein international tätiger Straßenkünstler, der gerne sehr schöne und phantasievoll an den jeweiligen Ort angepasste Bilder spielender Kinder an die Wände malt.[14] Hier ist es nicht nur der Junge, der rücklings durch die Luft fliegt, sondern auch das ihn begleitende Rotkehlchen und links oben das Signum des Künstlers.

DSC04159 Seth

DSC04159 Rue de la Butte aux Cailles

Originell und passend zum Pariser Kongress über das Artensterben (2019) ist das Suchplakat für den ausgestorbenen Dodo, das an einer Hauswand des Platzes angebracht ist….

Zu diesem Thema passt – ein Stück weiter in der rue Jonas- auch der bunte Papagei von Louyz vor dem Hintergrund einer Silhouette von Paris und  von rauchenden Schloten. Da fliegen Kanonenkugeln aus Dreck durch die Luft und prallen auf den Eiffelturm…

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Originell der Schmuck eines Straßenschildes ….

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…und  der an einer Hauswand befestigte Spiegel mit der Aufforderung hineinzusehen und der Aufschrift „Du bist schön“ (t’es belle). Das gilt aber nur für Frauen, die in den Spiegel schauen…

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Aber erstaunlich, was hier engagierte und phantasiereiche Menschen  aus einem an sich wenig ansehnlichen Platz gemacht haben.

Bevor es wieder zurück geht zur Place d’Italie bzw. zur Métro-Station Corvisart  bietet sich noch zwei kleine Abstecher an: In die rue Biot, von der aus man einen schönen Blick auf die Türme der Kirche Sainte-Anne de la Butte aux Cailles hat.

DSC04360 Rue Biot

Man hat die Kirche als „kleine Schwester von Sacré-Cœur“ bezeichnet.[15] Diese Bezeichnung bietet sich an wegen des romanisch- byzantischen Stils beider Kirchen. Aber es gibt noch mehr Gemeinsamkeiten: Beide  stehen auf einem höchst brüchigen Untergrund, so dass sie auf Pfeilern errichtet sind, die auf tiefen festen Felsschichten ruhen. Bei Sainte-Anne sind es 71 Pfeiler, die bis in eine Tiefe von 16-22 Meter hinabreichen. Und beide Kirchen wurden in der Zeit der Dritten Republik gebaut, als  der Bau von Kirchen eher eine Ausnahme war. Sacré- Cœur war ja gebaut als Sühne-Kirche für die (angeblichen) Verbrechen der gottlosen Commune; und zwar demonstrativ auf dem Hügel von Montmartre,  dem aufständischen Zentrum der Revolte. Und man darf annehmen, dass Sainte-Anne mit ihrer auftrumpfenden Architektur aus ähnlichen Gründen in dem Viertel errichtet wurde, das am längsten den konterrevolutionären Angriffen der Versaillais standhalten konnte.

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Die Wappen vieler bretonischer Städte am links im Bild zu sehenden Altar erinnert übrigens noch daran, dass viele  damalige Bewohner des Viertels ihre Wurzeln in der Bretagne hatten.

DSC03895´Seth

Die rue Biot ist übrigens wie die Passage du Moulin des Prés geradezu eine Freiluft-Galerie der Street-Art. Es gibt fast kein Stück Wand/Fassade, das nicht als Ausstellungsfläche dienen würde. Vertreten ist hier unter anderem wieder Seth mit einem Mädchen mit Hüpfseil und eine der  ganz neuen und jetzt öfters in dem Viertel anzutreffenden Musikkarten…

DSC04360 Rue Biot

Für Street-Art-Freundinnen und -Freunde empfiehlt sich auch noch ein kleiner Abstecher in die  rue Alphant. Dort hat die Künstlergruppe Louyz am 24. Mai 2019 ein farbenfrohes großes Wandgemälde mit der obligatorischen bunten Eidechse angebracht.  An diesem Tag ist auch dieses Foto entstanden.

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Übrigens konnte man den beiden Künstlerinnen gut bei der Arbeit zusehen: Sie hatten oben auf ihrem Gerüst eine kleinformatige Vorlage, an der sie sich orientierten,  und unten eine kleine Gruppe von Helfern mit einem größeren Farbsortiment und kulinarischem Nachschub…  Alles also genau geplant – und sogar im Internet angekündigt….

Weiter/zurück geht es dann durch die  von Parisinfo etwas überschwänglich als „wunderschön“ bezeichnete rue des cinq Diamants. Allerdings hat die Straße vor allem für historisch interessierte Menschen einen besonderen Anziehungspunkt, nämlich das Büro der Amies et Amis de la Commne de Paris, deren Ziel es ist, die Erinnerung an die 72 Tage der Commune wachzuhalten und die fortdauernde Aktualität des kurzen revolutionären Frühlings von Paris aufzuzeigen.[16]

DSC03196 Street Art La Butte aux Cailles (7)

Prunkstück des Büros ist die große Erinnerungstafel für die Toten der Commune: Es handelt sich um das Original einer plaque commémorative, die 1908 an der Friedhofsmauer auf dem Père Lachaise angebracht wurde, an der die letzten Kämpfer der Commune im Mai 1871 erschossen wurden. Die Association der Freundinnen und Freunde der Commune organisiert jährlich am letzten Maiwochenende die sogenannte Montée au Mur des Fédérées, zu derMenschen aufgerufen sind, die sich mit den Idealen der Commune verbunden fühlen.[17]

montee des murs des fédérés 2011

Neben der Eingangstür des Büros gibt es  ein kleines Mosaiktäfelchen mit einem Portrait und dem Namen  Wróblewski.

DSC04159 Am Eingang Amis de la Commune

Walery Antoni Wróblewski gehörte zu den Anführern des polnischen Aufstandes gegen das zaristische Russland 1863/64. Nach dessen Niederschlagung emigrierte er nach Frankreich, wo er als Pianist und Musiklehrer seinen Lebensunterhalt verdiente. Während der Commune war er ein Kommandeur der Föderierten und verantwortlich für die Verteidigung des strategisch wichtigen Butte aux Cailles gegen den Vormarsch der Versaillais. Dabei zeichnete er sich besonders aus. Prosper Lissagaray schrieb in seiner auf eigener Anschauung beruhenden „Geschichte der Commune von 1871“ über Wroblewski:

„Er ist der einzige General der Commune, der die Eigenschaften eines Corpsführers gezeigt hat. Er verlangte immer, man solle ihm diejenigen Bataillone schicken, die kein Anderer wollte, und er verstand es auch, sie zu verwenden.“[18]

Commune Spaziergang EDF 031

Nach der Niederschlagung der Commune emigrierte er nach England, wo er sich weiter für die internationale Arbeiterbewegung engagierte. Auch er konnte 1880 nach der allgemeinen Amnestie nach Paris zurückkehren, wo er 1908 starb. Wróblewski gehörte zu den vielen internationalen Aktivisten, die sich in der Pariser Commune engagierten und damit die internationale Solidarität der Arbeiter vorlebten.

Commune Spaziergang EDF 030

Das Grab von Wróblewski befindet sich auf dem Friedhof Père Lachaise, in unmittelbarer Nähe der Mur des Fédérées und  ist –wie auch das von Chopin- oft mit roten und weißen Blumen geschmückt. Sie verweisen auf die polnische Herkunft von Wróblewski und sind ein Zeichen polnisch-französischer Verbundenheit.

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Ein weiterer Anziehungspunkt in der rue des cinq Diamants sind die vielen von Street-Artisten verzierten Wände.

Hier zum Beispiel ein Mosaik von 1918 aus Anlass des 50. Jahrestags des Mai 68.

Und auch hier hat Miss Tic ihre Spuren/Werke  hinterlassen.

cinq diamants 39

rue des cinq diamant Nummer 39

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In der rue des cinq diamants gibt es auch ein kleines thailändisches Restaurant mit diesem schönen Wirtshausschild.

DSC04360 cinq diamants

Ich sehe das als Zeichen für die identitätsstiftende und integrative Kraft der Butte aux Cailles. Insofern ist das, wie ich meine,  ein schöner Abschluss des Beitrags über dieses sympathische Viertel.

Anmerkungen

[1] https://www.lezarts-bievre.com/la-bievre/

Zur Pariser Street-Art im Allgemeinen und Jeff Aérosol im Besonderen siehe die Blog-Beiträge: Street-Art in Paris (1) und (2) https://paris-blog.org/2017/12/01/open-your-eyes-street-art-in-paris-1/ und https://paris-blog.org/2018/06/01/street-art-in-paris-2-mosko-jef-aerosol-und-jerome-mesnager/

(1a) Siehe dazu den Blog-Beitrag: Das Pantheon der großen (und der weniger großen) Männer und der wenigen großen Frauen: https://paris-blog.org/2018/04/01/das-pantheon-der-grossen-und-der-weniger-grossen-maenner-und-der-wenigen-grossen-frauen-1-das-pantheon-der-frauen/

[2] https://www.unjourdeplusaparis.com/paris-balades/promenade-butte-aux-cailles

[3] https://de.parisinfo.com/museen-sehenswurdigkeiten-paris/72885/Piscine-de-la-Butte-aux-Cailles

Das andere denkmalgeschützte Pariser Schwimmbad ist das mondäne Molitor im 16. Arrondissement, das allerdings inzwischen zu einem Hotel gehört und für Normalsterbliche nicht mehr zugänglich ist.

[4] Bild aus: https://www.lecoindelodie.fr/piscine-buttes-aux-cailles/

[5] https://www.pilatre-de-rozier.com/a-propos/jean-francois-pilatre-rozier/

(5a) Siehe dazu den Blog-Beitrag: Der Faubourg-Saint-Antoine (2): Das Viertel der Revolutionäre. https://wordpress.com/post/paris-blog.org/102

[6] Zu Miss Tic siehe auch den Blog-Beitrag Street-Art in Paris (4): https://paris-blog.org/2019/02/01/street-art-in-paris-4-monsieur-chat-miss-tic-und-fred-le-chevalier/

[7] Vollständiger Liedtext in: https://fr.wikisource.org/wiki/Le_Temps_des_cerises

Bild aus: https://passagedutemps.wordpress.com/2017/01/13/2237/. Passage du temps ist ein ausgesprochen schöner Blog mit einem Schwerpunkt zu Paris, der aus den meisten eher oberflächlichen Paris-Blogs herausragt.

[8] http://www.youtube.com/watch?v=Rv420VhwUWc (Dauert 6 Minuten)

[9]  https://de.parisinfo.com/restaurant-paris-de/100464/Le-Merle-Moqueur

[10] https://www.lesabeilles.biz/fr/index.html

[11] https://www.youtube.com/watch?v=5FCX42ZyLVw

[12] https://www.unjourdeplusaparis.com/paris-balades/promenade-butte-aux-cailles

[13] Zur Manufacture des Gobelins siehe den Blog-Beitrag: Die Manufacture des Gobelins, Politik und Kunst. https://paris-blog.org/2018/08/01/die-manufacture-des-gobelins-politik-und-kunst/

Zu den Steinbrüchen unter Paris siehe:  https://paris-blog.org/2017/04/20/die-bergwerke-und-steinbrueche-von-paris/

[14] https://www.lezarts-bievre.com/2018/04/30/julen: Die Bergwerke und Steinbrüche von Paris. https://wordpress.com/post/paris-blog.org/5497ien-malland-dit-seth-globepainter/

[15] https://meinfrankreich.com/butte-aux-cailles-paris/ 

[16] http://commune1871.org/

[17]Zur Commune siehe den Blog-Beitrag: Der Bürgerkrieg in Frankreich 1871. Ein Rundgang auf dem Friedhof Père Lachaise auf den Spuren der Commune. https://paris-blog.org/2016/08/13/der-buergerkrieg-in-frankreich-1871-ein-rundgang-auf-dem-friedhof-pere-lachaise-in-paris-auf-den-spuren-der-commune/

[18] Prosper Lissagaray, Geschichte der Commune von 1871. Edition suhrkamp 177, FFM 1971, S. 340. (Lissagaray schrieb das Buch 1877 im Londoner Exil). Weitere Wertschätzungen der militärischen Leistung Wroblewskis: http://maitron-en-ligne.univ-paris1.fr/spip.php?article150222

Weitere Beiträge zur Street – Art in Paris auf diesem Blog:

Zur Street-Art siehe auch die Beiträge zu folgenden Stadtvierteln:

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