Klimawandel, Kriege und andere Katastrophen: Die Ausstellung Vor dem Sturm / Avant l’orage in der Bourse de Commerce in Paris

Nach 2021 und 2022 gibt es auch in diesem Jahr wieder eine Ausstellung in der ehemaligen Pariser Handelsbörse.

Außerordentlich ist diese Ausstellung gleich dreifach:

Sie findet statt in einem grandiosen Rund- und Kuppelbau, zunächst ein Getreidelager, dann eine Handelsbörse, gewissermaßen ein Pantheon, das -ganz in der Ideologie des ausgehenden 19. Jahrhunderts- den Göttern des Kapitalismus und Imperialismus gewidmet war.

Der inzwischen denkmalgeschützte Bau, der neben dem Eiffelturm der französische Beitrag zur gro0en Weltausstellung von 1889 war, wurde in den letzten Jahren von dem japanischen Architekten Tadao Ando aufwändig saniert und zu einem wunderbaren Ausstellungsgebäude umgestaltet. Und das in Nachbarschaft zum Centre Pompidou mitten in Paris.[1]

Blick von der Brasserie Halle aux grains im obersten Stockwerk über das  Dach (canopé) von Les Halles auf die Fassade des Centre Pompidou Foto: Wolf Jöckel

Außerordentlich ist auch der Hausherr, der von der Stadt Paris das Gebäude auf 50 Jahre gepachtet hat, um dort Teile seiner immensen Kunstsammlung zu präsentieren. Es ist der französische Multimilliardär Pinault. Der gebietet, wie sein Intimfeind Bernard Arnault (LVHM), über ein Imperium der Luxusindustrie, und er befindet sich auch auf dem Gebiet der Sammlung und Präsentation von Kunst in einem erbitterten Wettstreit mit Arnault. Während dieser in Frank Gehrys ultramoderner Fondation Louis Vuitton am Rande von Paris eher die klassische Moderne präsentiert, präsentiert nun Pinault in einem im Kern klassischen Bau zeitgenössische Kunst.

Höchst zeitgemäß -und gleichzeitig auch außerordentlich- ist schließlich das Thema der Ausstellung, das -wie man liest-  von Pinault selbst festgelegt wurde. Es geht dabei um den Klimawandel und um drohende Katastrophen;  um zukünftige, aber auch zurückliegende Stürme und die von ihnen verursachten und noch nicht verheilten Wunden wie Tschernobyl und der Vietnam-Krieg…  Der aktuelle Krieg in der Ukraine, auch wenn er nicht direkt thematisiert wird, verleiht der Ausstellung noch zusätzliche Brisanz und Aktualität.

Ausschnitt aus dem großen Gemälde Texas Louise (1971) von Frank Bowling, das die Ausstellung eröffnet. Alle Fotos der Auisstellung -mit Ausnahme der schwarzen Fahne von Edith Dekynth- von F. und W. Jöckel

Der nachfolgende Beitrag ist kein Ausstellungsführer. Die Bilder und kurzen Texte sollen lediglich einige persönliche Eindrücke vermitteln. Wichtige Teile der Ausstellung wie die Videoinstallation  „Tschnernobyl“ und ein Acht-Minuten-Video Hicham Berradas „von  irritierender Schönheit“ (Der Spiegel [2] ) sind nicht berücksichtigt, weil einzelne Fotos ihnen  kaum  gerecht werden können.

Die große  Rotunde, das Zentrum des Baus, bietet den angemessenen Raum für das wohl spektakulärste Werk der Ausstellung: Eine Installation scheinbar wild aufeinandergetürmter gebrochener Eichenbaumstämme und -zweige, die zum Teil am Boden liegen, zum Teil von drei Holzgerüsten gestützt werden.

In dem Gewirr der Stämme, Äste und Gerüste sind Kunstobjekte eingebaut.

Madonna, Deutschland, 14. Jahrhundert

Römische Marmorbüste einer Venus, 1. Jahrhundert nach Christus

Ganz offensichtlich geht es dabei um Verfall, Gewalt, Zerstörung.

Die Installation ist ein Werk des vietnamesisch-dänischen Künstlers Danh Vo. Seine Familie floh mit einem selbstgebauten Boot vor dem Krieg und seinen Folgen aus Vietnam, sie gehörte also zu den sogenannten boat-people. Gerettet wurde die Familie von dem Schiff einer dänischen Reederei- deshalb die dänische Staatsbürgerschaft. Gewalt und Zerstörung gehören damit zu den elementaren Erfahrungen und Themen des Künstlers, der in Kopenhagen und an der Frankfurter Städelschule studierte und inzwischen in Stechlin bei Berlin auf einem großen Bauernhof sein Atelier hat.

Unverkennbar ist auch Danh Vos Auseinandersetzung mit dem Christentum, was auch an diesem Jesus-Torso deutlich wird. Der ist in das Prokrustus-Bett einer Carnation- Milchkiste gezwängt- wobei sich die Assoziation zu In-carnation, also Menschwerdung, aufdrängt. Eine der jungen Kunstführer/innen, die durch die Räume gehen und gerne Informationen zu den Ausstellungsstücken geben, erläuterte uns Hintergründe von Danh Vos Verhältnis zum Christentum: Es habe in seiner Jugend für ihn eine große Rolle gespielt. Das zeigt auch der von Danh Vos Vater in Schönschrift wiedergegebene und an einem Holzgerüst befestigte Brief eines katholischen Priesters, der wegen seiner Missionstätigkeit 1861 zum Tode verurteilt wurde.

Opfer sind auch die Marien- und Christusfiguren in der Installation – so auch der am Holzgerüst befestigte zerstückelte Kruzifix auf dem nachfolgenden Bild.. Aber Danh Vo sei auch selbst zu einem Opfer kirchlicher Gewalt geworden, als er aufgrund seiner Homosexualität ausgegrenzt worden sei.

Dies alles wird präsentiert in einem Raum, in dem der industrielle Fortschritt und der weltumspannende Handel gefeiert werden…. .

…. ebenso wie die (angeblichen) Segnungen des Kolonialismus…

Hier -auf dem großen Wandgemälde unterhalb der Glaskuppel- werden die frisch gefällten Baumstämme im Dienst des Fortschritts zugeschnitten, in der Rotunde sind sie Ausdrucks von Zerstörung und Verfall…

Es gibt aber nicht nur Verfall und Zerstörung in Danh Vos Installation, sondern auch die Kapuzinerkresse -mit lateinischem Namen Tropaeolum- , die im Laufe der Ausstellung das verfallende Holz überwuchern soll und nach der die Installation benannt ist.

Die Tauben auf der Balustrade gehören  übrigens zu den sogenannten in-situ- Ausstellungsstücken, die dort schon seit Eröffnung des Gebäudes sitzen…

Vielleicht wird sogar einmal der Blick auf die imposante gläserne Kuppel von der Kapuzinerkresse überwuchert sein. Diese Kuppel ist ein technisches Meisterwerk, das zu Beginn des 19. Jahrhunderts unter Mitarbeit des deutsch-französischen Architekten Hittorff gebaut wurde und Ausdruck des damals noch ungebrochenen Fortschrittsglaubens ist.

Und dann gibt es die Fotos von Blumen, die Danh Vo im Blumenladen unter seiner Berliner Wohnung gekauft hat. Dass diese Fotos mit grauen Holzleisten eingerahmt sind, erscheint zunächst nicht weiter bemerkenswert. Aber es ist Holz aus einem amerikanischen Wald, den Craig McNamara bewirtschaftet. Und der ist der Sohn des früheren amerikanischen Secretary of defense und „Architekten des Vietnam-Krieges“ Robert McNamara (Begleitheft). Danh Vo ist inzwischen mit der Familie freundschaftlich verbunden, und die Holzrähmchen lassen sich, so Le Monde, als Beginn einer symbolischen Wiedergutmachung verstehen für die Verwüstungen, die die Amerikaner in Vietnam angerichtet haben.[3] „Ein anderer Weg, im Auge des Zyklons, bleibt noch möglich“ – heißt es dazu in dem Begleitheft der Ausstellung.

In dem Umgang der Rotunde, zwischen der alten Umfassungsmauer und dem neuen Betonring von Tadao Ando,  hat die belgische Künstlerin Edith Dekyndt in den alten Schaukästen für die Weltausstellung verschiedene Objekte ausgestellt, die an den Kolonialismus und seinen Zerfall erinnern wie dieses von Ratten angefressene Tuch aus Indien:

Gezeigt wird auch ihr Video Ombre indigène aus dem Jahr 2014:  Eine im Wind flatternde Fahne aus schwarzen  Haaren.  Dekynth hatte die damals auf einem Felsen von Martinique aufgestellt, wo 1830 ein Schiff mit Sklaven untergegangen war.

Die Fahne mit den schwarzen Haaren ist inzwischen im Iran zu einem Symbol für den Kampf von Frauen für ihre Freiheit geworden.[4]

Plakat in der rue Rollin im 5. Arrondissement

In einer der oberen  Galerien  ist die Algenlandschaft von Anicka Yi ausgestellt,  in der mechanische Insekten herumschwirren und -surren…  Vielleicht auch ein Hinweis auf Möglichkeiten des (Über-) lebens für eine immer weiter anwachsende Weltbevölkerung?

Lucas Arruda, Aus der Serie Deserto-Modelo:  Ein kleinformatiges gewaltiges Landschafts-Chaos- Vor oder nach dem Sturm?

Filigrane Objekte von Daniel Steegman Mangrané veranschaulichen „die Fragilität unseres Daseins.“ (Der Spiegel)

An den Wänden Bilder der Serie „Coronation of Sesostris“ von Cy Twombly.

Die Barke des Pharaos auf dem Weg ins Jenseits –

…. und damit zu neuem Leben….

Man darf darin  aber wohl auch -im Kontext dieser Ausstellung- eine Arche Noah sehen….

Zum Schluss  dieses Berichts noch ein Blick in den eindrucksvollen  Raum, der von einem weiteren aus Vietnam stammenden Künstler, Thu Van Tran,  gestaltet wurde.

Die Wände des Raumes sind -in dunklen Farben- von Spuren der Gewalt gezeichnet.

Im Gegensatz dazu die leuchtenden Farben des großen Wandgemäldes Les Couleurs du Gris (hier Ausschnitte). Aber es sind die Farben von Chemikalien wie Agent Orange, mit denen die amerikanische Luftwaffe den vietnamesischen Wald bombardierte. Ein makabrer Regenbogen des Todes.

Aber „die Schönheit der Stürme der Apokalypse“, von der die Zeitung Le Monde in ihrer Ausstellungskritik schreibt, gehört zu den verstörenden Eindrücken des Besuchs dieser Ausstellung.

„Vor dem Sturm“ ist der Titel der Ausstellung. Aber viele Ausstellungsstücke -wie auch die große Installation in der Rotunde-  zeigen eher einen Zustand nach dem Sturm oder das davor und das danach bleiben in der Schwebe, im Ungewissen. Und auch wenn die Stürme vergangenen sind, so sind sie doch gleichzeitig auch die Vorboten von neuen und vielleicht noch gewaltigeren…

Praktische Informationen:

Pinault Collection: 2 Rue de Viarmes, 75001 Paris

Ausstellung bis 11. September 2023

https://www.pinaultcollection.com/fr/boursedecommerce/avant-lorage

Vom 26. April bis zum 22. Mai ist die Rotonde wegen Umbauarbeiten  geschlossen.

Öffnungszeiten Montag- Sonntag 11-19h

Freitags bis 21 Uhr außer vom 26.4. – 22.5.

Kartenreservierung:

Bourse de Commerce – Pinault Collection – Ventes de billets en ligne


[1] Ein Artikel über die Geschichte und Architektur des Bauwerks soll bei Gelegenheit folgen. Luftbild aus: https://www.challenges.fr/patrimoine/arts-et-encheres/a-la-bourse-de-commerce-francois-pinault-imprime-sa-marque-sur-l-art-parisien_764982

[2] Vor dem Sturm. Eine Ausstellung in Paris widmet sich dem Klimawandel auf besondere wie verstörende Weise. Der Spiegel 9/2023 vom 25.2.2023, S. 102

[3] Emmanuelle Lequeux, la beauté des tempêtes de l’apocalypse. À la Bourse de commerce de Paris, „Avant l’orage“ raconte un monde où le dérèglement est devenu la norme. In Le Monde, 14. Februar 2023, S.21

[4] Siehe Ausstellungs-Broschüre. Bild aus: https://www.facebook.com/24hoursart/

60 Jahre Straßenkunst (art urbain) in Paris: Eine Ausstellung im Hôtel de ville (Street-Art in Paris 7)

Seit dem 15. Oktober 2022 ist im Pariser Rathaus, dem Hôtel de ville, eine Ausstellung über art urbain zu sehen, die aufgrund der großen Nachfrage noch bis Ende März verlängert wurde. Der nachfolgende Beitrag soll einen Eindruck von dieser Ausstellung vermitteln und zu ihrem Besuch anregen. Und in jedem Fall handelt es sich um einen schönen Überblick über die Geschichte und die Breite der Pariser Street-Art/art urbain…

Foto: Wolf Jöckel

Mit dem Oberbegriff der art urbain werden die eher anarchistische Graffiti- Produktion und die inzwischen eher arrivierte street-art zusammengefasst. Ziel der Ausstellung ist es, einen Überblick über 60 Jahre Straßenkunst in Paris zu geben, „einem der wichtigsten Schauplätze dieser künstlerischen Bewegung“´, wie es in dem Faltblatt zur Ausstellung heißt. Man wird in der Ausstellung manchen „alten Bekannten“ begegnen, Künstlerinnen und Künstlern, die mit ihren Werken wesentlich dazu beigetragen haben, die Stadt zu bereichern und denen man immer wieder begegnet. Es gibt aber auch viel Neues zu entdecken: Insgesamt eine sehr kompakte, übersichtlich und abwechslungsreich gestaltete Ausstellung!

Hier einige Beispiele aus dem historisch angelegten Parcours:

Die Ausstellung beginnt mit Vorläufern der art urbain wie dem 1940 in Paris geborenen Gérard Zlotykamien, der 1963 als erster Künstler überhaupt begann, im öffentlichen Raum zu arbeiten.

Hier sieht man ihn beim -natürlich illegalen- Sprayen 1984 in der Rue Condorcet in Paris. Bekannt wurde er durch seine Strichfiguren, die sogenannten Éphémères (die Vergänglichen/vom baldigen Verschwinden Bedrohten).

Inspiriert wurden diese Figuren durch die eingebrannten Schatten der Menschen nach dem Atombomenabwurf auf Hiroshima und durch die Shoah. In der Ausstellung wird einer der Éphémères aus dem Jahr 1978 gezeigt.

Die 1980-er Jahre war dann die große Zeit der Schablonenmalerei (pochoir):  Vorbereitete gezeichnete und dann zurechtgeschnittene Schablonen werden auf dem ausgewählten Untergrund befestigt.  Die auf den Schablonen ausgesparten Flächen werden dann mit einer Farbe oder auch mehreren eingesprüht, die den Untergrund entsprechend färben. Diese Technik kann vor Ort mit großer Schnelligkeit angewendet werden: Gerade bei den meist illegalen Aktionen ist das ein erheblicher Vorteil.  Außerdem eröffnet die Verwendung von Schablosen einen beträchtlichen Variationsspielraum: Die Farben können verändert, die Schablonen unterschiedlich kombiniert werden. Paris wurde in den 1980-er Jahren ein Zentrum der Schablonenmalerei: Künstler wie Miss Tic,  Mosko, Jeff Aérosol, Jérôme Mesnager und viele andere haben das Stadtbild mit ihren Arbeiten bereichert.

Dies ist ein Selbstportrait von Miss Tic (1985), begleitet von einem programmatischen Satz mit einem für sie typischen Wortspiel (art mur – Mauerkunst- und armour -Rüstung, aber auch amour – Liebe):  Ich wappne mich mit Mauerkunst, um  Herzensworte an die Wände zu sprühen. Vergleicht man in dem beigefügten Text die mehrfach verwendeten Buchstaben, kann man sehr gut die Verwendung der Schablonentechnik erkennen.

Am 22. Mai 2022 ist Miss Tic gestorben, aber ihre Werke sind inzwischen Bestandteil des Pariser Stadtbildes. Sie werden jetzt auch nicht mehr, wie zum Teil noch in den 1980-er Jahren, als Sachbeschädigung gewertet mit entsprechenden juristischen Folgen, sondern eher gehegt und gepflegt wie dieses mit Glas geschützte Bild in der rue de la forge royal im 11. Arrondissement von Paris.

Foto: Wolf Jöckel

Viele der Pariser pochoristes sind inzwischen arrivierte Künstler, deren Werke in Galerien ausgestellt werden und hohe Preise erzielen. Das gilt z.B. für Jérôme Mesnager.

Bonhomme blanc 1987 (Ausschnitt)

Zwei seiner in einer ausgelassenen Stunde geborene weiße Männer sind im Pariser Rathaus zu sehen: Die sind nicht mehr auf Wände gesprüht, sondern auf handliche und transportable Untergründe. Und der Fonds d’Art Contemporain der Stadt Paris hat sie in seine Sammlung aufgenommen.

Die 1980-er Jahre sind auch die Blütezeit der Graffiti. Voraussetzung für die Graffiti wie auch für die Schablonenmalerei sind die Farbdosen, mit denen die Farbe (peinture aérosol)  versprüht wird.

Im Französischen heißt das bombarder – und manchmal  schienen früher und scheinen manchmal auch heute noch die graffeurs diese Bezeichnung allzu wörtlich zu nehmen. In Paris und Umgebung waren es besonders oft über und über besprühte Lastwagen, Eisenbahn- und Metro- Züge, die die Verbreitung der jeweiligen Tags/Signaturen garantieren sollten.

Ein Wagen  von Marktbeschickern im 11. Arrondissement. Die tags  werden  nicht mehr entfernt,  weil sie sonst sofort wieder neu „dekoriert“ würden. (Fotos: Wolf Jöckel, Februar 2023)

Hier wurde direkt mit Sprühdosen, aber auch mit einer Schablone „gearbeitet“.

Besonders Aufsehen-erregend war eine Aktion, der in der Ausstellung sogar ein eigner Abschnitt gewidmet ist:    Am 1. Mai 1991 „bombardierten“ drei graffeurs Wände und Statuen der Station Louvre-Rivoli,  der schönsten  Metro-Station von Paris, wie die Zeitschrift Télérama damals schrieb. Mehrdeutiger Titel ihres Berichts:  „Paris sous les bombes“…

Brian Lucas ancien vandale de la station Louvre. [1]

Einer der „Vandalen“ war der damals 19-jährige Brian Lucas (Pseudonym Oeno), der dafür eine Gefängnisstrafe von eineinhalb Monaten absitzen musste. Inzwischen allerdings gehört Oeno -wie die Schablonenmaler/innen der ersten Stunde- zu den anerkannten und arrivierten Personen der Kunstszene[2]: Street Art und Graffiti sind unter dem Dach der art urbain friedlichvereint.

Als Reminiszenz an die  wilden Graffiti-Zeiten und Kunstobjekt wird in der Ausstellung ein Metro-Schild von Nasty präsentiert:

Der wurde schon mit einem Arte-Film gewürdigt, und eine Internet Galerie bietet seine Werke für Preise zwischen 180 und 5998 Euro an (Stand Februar 2023)[3]

Auf seinem zum Verkauf angeboten Metro-Plan bezieht sich Nasty mit der ironischen Frage „can you catch me?“ auf das frühere Katz- und Maus-Spiel mit den Verfolgern der graffeurs…[4]

Diese Zeiten gehören wohl eher der Vergangenheit an: Die Tags sind zum Objekt von Kunstliebhabern und Sammlern geworden:

Vues macroscopiques de tags parisiens. Photographie von Nicolas Gzeley (Ausschnitt)

Es ist ein Vorteil der Ausstellung, auf begrenzten Raum einen Überblick über die Pariser Street-Art/Graffiti-Szene zu geben: Einige weitere Beispiele:

Fotos: Wolf Jöckel

Die Geschöpfe von Kraken, dem „Docteur Octopus du street art“[5], gehören zum Pariser Stadtbild.  Hier zum Beispiel einer seiner typischen Oktopusse mit den in sich verschlungenen Tentakeln am Boulevard de Belleville.

Zwei seiner Oktopusse hat er auf die Wände der Ausstellungsräume gezeichnet.

C 215, der mit bürgerlichem Namen Christian Guémy heißt, ist einer der bekanntesten französischen Street-Art-Vertreter. Ihm sind auch schon zwei Beiträge auf diesem Blog gewidmet.[6]  Vor allem ist C 215 Portraitist.  Kürzlich waren es aus Anlass des 80. Jahrestags der Vel d’Hiv-Razzia Kinder und Jugendliche, Opfer der Judenvernichtung, deren Portraits er in Zusammenarbeit mit dem Mémorial de la Shoah auf  Briefkästen des Marais malte bzw. in Schablonentechnik sprühte. Mittels eines beigefügten QR-Codes konnte man an Ort und Stelle Näheres über das Schicksal der jeweiligen Person erfahren.

Zu dieser Aktion gehörte auch ein Portrait von Simone Veil an der Metro-Station Saint-Paul, das im Hôtel de Ville ausgestellt ist. Fotos: Wolf Jöckel

Ein ganz außergewöhnlicher Vertreter der Street-art ist der Portugiese Alexandre Farte, alias Vhils. Er ritzt seine Motive, vor allem Portraits, in weiß verputzte Hauswände. Auf diesem Blog ist er uns schon am Gartenhaus der Villa Carmignac auf der Insel Porquerolles begegnet, aber auch in Paris, natürlich im 13. Arrondissement, war er schon aktiv.

Erst aus dem Abstand ist zu erkennen, was da jeweils mit Hammer und Meißel entstanden ist.[7]

Fotos: Wolf Jöckel

In der Pariser Ausstellung ist er auch vertreten. Allerdings konnte er da ja kaum die Wände des Rathauses entsprechend bearbeiten. Als Alternative nutzte er zusammengepresste Kartons: 

Wenn man mit etwas Abstand genau hinsieht, erkennt man das auf diesem Untergrund entstandene Gesicht eines alten  Mannes….

Es gibt allerdings auch in Paris ein in den Putz gemeißeltes Wandbild von VHILS: Natürlich im 13. Arrondissement, der der rue du château des rentiers:

Vielleicht ein Portrait von Leonard Cohen?

Ein alter Bekannter der Pariser Street-Art-Szene ist Clet Abraham mit seinen verfremdeten Straßenschildern.

Foto: Wolf Jöckel

Bemerkenswert ist, dass sie -hier eines im 11. Arrondissement- nach meiner Beobachtung doch längere Zeit von der Pariser Straßenverwaltung oder Polizei geduldet werden. Aber ein Verkehrsteilnehmer hätte bei einer Missachtung des Durchfahrtsverbots sich sicherlich kaum mit Erfolg auf diese Version des Schildes berufen können….

Hier handelt es sich um ein vom Rost angefressenes und wohl ausrangiertes Schild, das Clet Abraham dann zu einem Kunstobjekt transformiert hat.  Und dies mit einer eindeutigen und angesichts der aktuellen Debatten um Panzerlieferungen an die Ukraine brisanten politischen Botschaft.

Am bekanntesten von allen Street-Art-Künstlern der Stadt ist sicherlich der Invader , der deshalb auch in der Ausstellung entsprechend gewürdigt wird.

Auf einem großen Pariser Stadtplan sind alle seine Werke markiert und mit Nummern versehen. Die über 1000 Pariser Invaders haben die Stadt gewissermaßen in ihren Besitz genommen.

Man hat also gute Chancen, beim Bummeln durch die Stadt auf Spuren des Invaders zu stoßen. Und sie sind auch immer unterschiedlich und oft angepasst an den jeweiligen Ort wie dieser schöne Hinweis auf den nahe gelegenen Gare de Lyon, auf dem die Züge in den warmen Süden abfahren. Entdeckt und aufgenommen habe ich diesen Invader im März 2023: Es gibt also nach so vielen Jahren Paris immer noch/wieder Neues!

Das Mosaikbild aus der rue de Montreuil im 11. Arrondissement, das das Ankleben eines Invaders zeigt, dient als Motiv für das Ausstellungsplakat.

Foto: Wolf Jöckel

Alle bisher angeführten Werke der Pariser art urbain sind, soweit sie nicht direkt für Galeriezwecke entstanden sind, in den Straßen der Stadt auf Augenhöhe angebracht – oft, wie bei dem Invader, kurz oberhalb des Erdgeschosses, um sie vor Vandalismus zu schützen – oder auch vor Souvenirjägern….

 Die Street-Art-Szene ist aber nicht nur in diesem Bereich sichtbar, sondern auch darunter und darüber. Schon in den 1980-er Jahren war der Pariser Untergrund ein beliebter Ort für Sprayer.

Diesen Raum haben Jerôme Mesnager und der im Untergrund besonders aktive Alexandre Stolypine, alias Psychoze, ausgestaltet.[8]

Vor allem aber geht es inzwischen hoch hinaus mit der Street Art.  Großen Street-Art-Wandbildern begegnet man in Paris sehr oft, vor allem natürlich dort, wo es Flächen gibt, die dazu einladen. Das gilt besonders für das 13. Arrondissement mit seinen Neubauten entlang der Hochbahntrasse  der Metro-Linie 6 und den Hochhäusern im sogenannten Chinesenviertel. In der Ausstellung werden mit entsprechenden Erläuterungen versehene Fotos einiger besonders markanter Wandbilder gezeigt.

Eines der ersten großen Wandbilder in Paris stammt von dem Amerikaner Keith Haring. Es schmückt seit 1987 einen Turm im Kinderkrankenhaus Necker in Paris. Auf der Gondel eines Krans postiert malte Haring in drei Tagen ein großes farbiges und zum Ort passendes Fresko auf den Beton.

Foto: Wolf Jöckel

Die großformatigen Wandbilder entlang des Boulevard Vincent Auriol, der sich von der Seine  bis zur Place d’Italie hinzieht, gehören inzwischen  zu den Attraktionen der Stadt. Mit Recht hat man von einer open-air-Kunstgalerie gesprochen, die auch noch ständig weiterentwickelt wird.

Dieses im Hôtel de Ville ausgestellte Plakat zeigt eine Marianne des amerikanischen Künstlers Shepard Fairey. Bei dem originalen Wandbild im 13. Arrondissement handelt es sich um das größte existierende Marianne-Bild:  Ein Geschenk des Künstlers an die Stadt Paris als Zeichen der Solidarität nach den islamistischen Anschlägen von 2015. Das Bild ist auch eine Hommage an die Ideale der Französischen Revolution, deren Devise Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit die französische Symbolfigur einrahmt.

Naheliegend also, dass ein Abzug des Bildes an der Wand eines Arbeitszimmers von Präsident Marcron im Elysée-Palast hängt.

Foto: Wolf Jöckel

Auf dem originalen Gemälde weint die Marianne allerdings eine Träne: Überrest einer Aktion von Aktivisten, die auf den Widerspruch zwischen Ideal und Realität der französischen Republik aufmerksam machen wollten.

.Mehr dazu in dem Blog-Beitrag über die XXL- Formate im 13. Arrondissement: https://paris-blog.org/2022/09/16/street-art-xxl-entlang-des-boulevard-vincent-auriol-eine-open-air-kunstgalerie-im-13-arrondissement-von-paris/

Zu den bekanntesten großformatigen Wandbilder von Paris gehört auch Seths gamin de Paris/Kind von Paris im 13. Arrondissement. Seth (Julien Malland) bereichert seit Jahren die Pariser Street-Art-Szene. Vor allem sind es Kinder, die er in poetischer Weise auf Hauswände malt,

Ecke Boulevard Vincent Auriol/rue Jeanne d’Art Foto: Wolf Jöckel

Für Seth, der im banlieue von Paris aufgewachsen ist,  repräsentiert der kleine Junge die Kindheit in den großen Metropolen der Welt.  Er habe in seiner Jugend die Farben vermisst, aber sie in seiner Lektüre, seinen Spielen und seinen Phantasiereisen gesucht. Der Junge blicke auf die andere Seite der Mauer und Licht und Farbe strahlten auf die umliegenden Gebäude aus. „Das ist die Macht der Phantasie, die das verändert, was uns umgibt.“[9]

In der Ausstellung wird nicht nur ein Photo des Wandgemäldes gezeigt, sondern auch eine leuchtende, gläserne Version des kleinen Jungens. Und es wird hingewiesen auf ein neues Wandbild  in der rue Buot, ebenfalls im 13. Arrondissement, das Seth aus Anlass des russischen Überfalls auf die Ukraine hergestellt hat.

Sicherllich wird „die Macht der Phantasie“ nicht ausreichen, um diesen Krieg zu beenden, aber sicherlich ist sie auch hier unabdingbar….


Anmerkungen

[1] https://www.telerama.fr/sortir/graffiti-illegal-cette-nuit-ou-des-tagueurs-ont-ravage-la-station-louvre-rivoli,n5624371.php

[2] https://www.leparisien.fr/paris-75/paris-oeno-pionnier-du-graff-parisien-expose-les-femmes-27-03-2018-7631391.php

[3] https://www.artsper.com/fr/artistes-contemporains/france/1969/nasty

[4] https://www.artsper.com/fr/oeuvres-d-art-contemporain/edition/1186143/paris-city-subway-map

[5] https://www.telerama.fr/sortir/qui-est-kraken-ce-street-artiste-qui-colonise-les-murs-de-paris-avec-des-pieuvres,156965.php

[6]  https://paris-blog.org/2020/04/20/grosse-maenner-und-frauen-des-marais-eine-ortsbesichtigung-anhand-der-portraits-des-street-art-kuenstlers-c-215-teil-1-grosse-maenner/  und   https://paris-blog.org/2020/05/10/grosse-maenner-und-frauen-des-marais-eine-ortsbesichtigung-anhand-der-portraits-des-street-art-kuenstlers-c-215-teil-2-grosse-frauen/

[7] https://street-art-avenue.com/2013/04/vhils-a-paris-361

[8] Siehe: https://www.telerama.fr/sortir/psyckoze-du-street-art-dans-les-catacombes,141822.php

[9] https://boulevardparis13.com/project/sethuntitled/

Weitere Beiträge zur Pariser Street-Art

Deutsch-französische Redewendungen kenntnisreich und amüsant präsentiert: Eine Buchempfehlung

Die deutsch-französische Gesellschaft (DFG) Duisburg e.V. hat ein ganz entzückendes deutsch-französisches Gemeinschaftswerk herausgegeben. Ein bunter Fächer französischer Redewendungen wird in einem kleinen Büchlein höchst informativ und unterhaltsam präsentiert: Für alle frankophilen bzw. germanophilen Menschen ein großer Genuss und Gewinn.

Das Buch hat seine Grundlage in der Rubrik „expression de la semaine“ (Ausdruck der Woche) im Newsletter der DFG Duisburg. Dort haben Waltraud Schleser und Pierre Sommet regelmäßig französische Redewendungen erläutert- Schleser auf deutsch, Sommet auf französisch.

Das Büchlein, das daraus nun entstanden ist, hat zwei seitenverkehrte Teile: Je nachdem, wie man es dreht, beginnt es mit dem deutschen oder französischen Abschnitt, dreht man es um und stellt es auf den Kopf, ist der andere Abschnitt an der Reihe. Erläutert werden zwar französische Redewendungen, aber natürlich geht es dabei immer auch um die deutschen Entsprechungen: Das eröffnet interessante Einblicke in die jeweiligen Kulturen.

Nachfolgend zwei Appetithäppchen, ein deutsches und ein französisches. Und zum Abschluss das Vorwort des Büchleins, das hier als Nachwort fungiert…

Viel Spaß beim Lesen/agréable lecture!

Wolf Jöckel

Illustrationen von Cornelius Rinne

Waltraut Schleser: Leben wie Gott in Frankreich-  –vivre comme un coq en pâte

Als coq en pâte wurde im 17. Jahrhundert der schönste Hahn auf dem Bauernhof bezeichnet, mit dem sein Besitzer landwirtschaftliche Wettbewerbe gewinnen wollte. Der Hahn wurde mit einem Teig (pâte) bestrichen, der die Federn zum Glänzen brachte. Außerdem wurde er bevorzugt behandelt und besonders aufgepäppelt.

Man fühlt sich wie Gott in Frankreich, wenn man einen coq en pâte auf dem Teller hat.

Die Redewendung hat jedoch nichts mit dieser kulinarischen Köstlichkeit zu tun. Für uns Deutsche bedient Leben wie Gott in Frankreich die positiven Clichés, die wir mit unserem Nachbarland verbinden. Die französische Gastronomie hat einen exzellenten Ruf, französische Weine ebenso. Die Essensabfolge vom Aperitif bis zum Digestif ist ins Weltkulturerbe eingegangen. Dazu kommt noch die Vorstellung von Sonne, Urlaub, schöner Landschaft und Nichtstun.

Leben wie Gott in Frankreich setzt man in Deutschland gleich mit dem savoir-vivre der Franzosen. Vorsicht! Hierbei handelt es sich um einen faux-ami. Die richtige Übersetzung wäre art de vivre. Savoir-vivre umfasst im Französischen das Wissen, wie man sich zu benehmen hat, das Lernen von Anstand und guten Manieren, also eher harte Arbeit als farniente.

https://www.marmiton.org/recettes/recette_coq-en-pate-de-marie-christine_59375.aspx

le faux-ami – falscher Freund

Pierre Sommet: Le violon d’Ingres – das Steckenpferd

L’artiste peintre Jean-Dominique Ingres ( 1780-1867 ) doit sa célébrité, principalement, à ses nus féminins (La Grande Odalisque, Le Bain Turc) et à ses portraits.

Grande Odalisque/die große Odaliske, 1814 (Louvre)

Le musée Ingres-Bourdelle, installé dans l’ancien palais épiscopal de Montauban, la ville natale du Prix de Rome 1801, abrite une riche collection d’œuvres de ce peintre, qui était aussi considéré comme le meilleur dessinateur de son temps.

Joseph Ingres, son père, lui aussi artiste peintre, eut la judicieuse idée d’envoyer son fils talentueux, dès l’âge de onze ans, à l‘Académie Royale de Toulouse, où il reçut des leçons de peinture et de violon. Toute sa vie, à ses heures perdues, Ingres s’est adonné à son passe-temps favori, le violon. Ingres avait, pour ainsi dire, plusieurs cordes à son arc. En guise de cordes, des cordes de violon, en guise d’arc, un archet. Et il fut même deuxième violon à l’orchestre du Capitole de Toulouse.

Cette passion du peintre pour la musique se retrouve dans l’expression avoir un violon d‘Ingres pour désigner un hobby pouvant aller de la chasse aux moulins à café anciens ou autres trouvailles sur les marchés aux puces à l’apprentissage du déchiffrage des hiéroglyphes.

Vocabulaire :

judicieuse idéekluge Idee / à ses heures perduesin seiner Freizeit / s’adonner à un passe-tempssich einer Freizeitbeschäftigung widmen / avoir plusieurs cordes à son arc mehrere Eisen im Feuer haben / en guise de als / archetGeigenbogen / apprentissagedas Erlernen

Bon à savoir :
avoir un dadaein Steckenpferd/Hobby haben

Man Ray, Violon d’Ingres, 1924  (J. Paul Getty MuseumLos Angeles. Foto: Wikipedia)

Nachwort von Dr. Claudia Kleinert, 2. Vorsitzende der Deutsch-Französischen Gesellschaft Duisburg e.V.

Redewendungen sagen viel über den kulturellen Hintergrund und den Umgang mit der Sprache eines Landes aus. So groß die Unterschiede dabei auch sein mögen, schließt das Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten aber keineswegs aus. Redewendungen nehmen immer Bezug auf Erlebtes und Alltägliches, damit sich auch jede und jeder im jeweiligen kulturellen und sprachlichen Kontext wiederfinden kann. Darin liegt auch begründet, dass uns der Ursprung vieler Redewendungen heute nicht mehr geläufig ist, da die Bezugswelt lange zurück liegt.

„Ne pas y aller par quatre chemins“ bezieht sich ursprünglich auf die Zeit der Kutschen und Pferde, als man möglichst schnell von A nach B wollte und dabei regelmäßig an den Wegkreuzungen zwischen vier Richtungen wählen musste. Oder es finden sich Bezüge zu (alten) Essgewohnheiten und Menüfolgen, wie bei „entre la poire et le fromage“. Überhaupt beziehen sich sehr viele französische Redewendungen auf das Essen, sehr viel mehr als bei uns, was die Bedeutung des Essens in Frankreich widerspiegelt.  Auch die Wandlung des Sprachgebrauchs spielt eine Rolle. Hat der „Blitz“ früher nur für den Schrecken gestanden, den der Blitzeinschlag hervorruft, wandelte sich der Sprachgebrauch dahingehend, dass der Blitz auf Emotionen übertragen wurde, so dass „wie vom Blitz getroffen“ oder „Liebe auf den ersten Blick“ ihre Bedeutung bekamen, der „coup de foudre“ auch die treffen kann, die ein umwerfend schönes Kleid sieht. Die Bilder in beiden Sprachen sind oft sehr unterschiedlich, aber die Methode der Darstellung ist auffallend ähnlich. Manchmal unterscheidet sich die Bewertung einer Situation grundsätzlich.  „Offen und ehrlich“ zu sein – bei uns eine Tugend – wird in Frankreich oft als zu direkt und daher unhöflich empfunden, man fällt sozusagen „mit der Tür ins Haus“ und droht einiges Porzellan zu zerschlagen.

Ausgewählt wurden auch heute noch verwendete Redensarten. Das Format des Wendebuches erlaubt es, das Buch von vorne nach hinten oder von hinten nach vorn zu lesen. Zum leichteren Verständnis sind den französischen Texten Vokabelhilfen nachgestellt.

Der Titel des Buches – Potpourri/Pot-Pourri wurde bewusst gewählt, stehen diese beiden Worte doch für einen Topf, der wohlriechende Pflanzenteile enthält und Wohlbefinden verbreiten soll. So wie in der Musik die Zitate bekannter Melodien zusammengestellt ein Potpourri ergeben, so bietet dieser keineswegs den Anspruch auf Vollständigkeit erhebende Pot-Pourri eine Fülle von Düften, die langsam aufgesogen werden wollen und nachhaltigen Genuss offerieren: neue Vokabeln, sprachliche Besonderheiten und Gegenüberstellungen, zunächst vielleicht seltsam anmutende Formulierungen und viele geschichtliche Hintergründe.

Herausgeber des Buches sind die Deutsch-Französische Gesellschaft Duisburg e.V. (DFG), ihre Vorsitzende, Waltraud Schleser, und Pierre Sommet, ehemaliger Fachbereichsleiter für Fremdsprachen an der VHS Krefeld. Die aus dem Verkauf dieses Buches erzielten Einnahmen gehen an die DFG Duisburg, die damit weitere Aktivitäten planen und die deutsch-französische Freundschaft so weiter befördern kann –eine Herzensangelegenheit der Autorin und des Autors. 

Pierre Sommet, Waltraud Schleser, Pot-Pourri/Potpourri, Un bouquet d’expressions françaises / Ein bunter Fächer französischer Redewendungen. Magenta Verlag, Kempen, 2022.  Illustrationen von Cornelius Rinne

Zu beziehen zum Preis von 10 € im Shop der DVG Duisburg (https://voila-duisburg.de/shop/) oder im Buchhandel – ISBN 978-3-944299-24-2  

Der sehr empfehlenswerte Voilà Duisburg Newsletter der regen DFG Duisburg ist zu bestellen über: info@voila-duisburg.de  

Die Website von Pierre Sommet mit vielen interessanten Beiträgen: https://madamebaguette.tumblr.com/  

Auf diesem Blog gibt es schon einen schönen Beitrag von Pierre Sommet über deutsche Beiträge zur Erfolgsgeschichte des französischen Champagners:

Die Website von Cornelius Rinne : https://cornelius-rinne.com/