2024 wird Paris zum dritten Mal nach 1900 und 1924 Austragungsort der Olympischen Sommerspiele sein.

Hemd eines Bademeisters in unserem Pariser Schwimmbad…

Die Ansprüche sind hoch: Immerhin handelt es sich nach den Worten von Staatspräsident Macron um die größte jemals in Frankreich organisierte Veranstaltung. Ein echtes Volksfest sollen die Spiele werden (une vraie fête populaire), auf das Frankreich stolz sein könne. [1] Entsprechend auch Le Parisien in einem Leitartikel vom 15. April 2023, der sich ein allumfassendes Volksfest wünschte: „une fête populaire et totale“. Die Olympischen Spiele von 2024, auf die Frankreich seit 100 Jahren warte, sollten sich im kollektiven Gedächtnis einprägen als „die erfolgreichsten Spiele aller Zeiten“.[2]
Spektakuläre Wettkampfstätten
Auch das Organisationskomittee weckt höchste Erwartungen: Paris sei immerhin nicht eine Stadt wie jede andere und solle während der Spiele mit einem „spectacle total“ in Szene gesetzt werden. Dazu dient vor allem die Auswahl der Wettkampfstätten. Austragungsort vieler Wettkämpfe sind nämlich nicht wie üblich Sportstadien, sondern „spektakuläre Orte im Herzen der Stadt“. Durch die Wettkampfstätten sollen die Wahrzeichen der Stadt und ihre schönsten Monumente in den Blickpunkt der Wettkämpfer und der Zuschauer vor Ort und an den Fernsehschirmen in aller Welt gerückt werden.[3]
Auf dem Marsfeld, zu Füßen des Eiffelturms, finden die Wettkämpfe im Beach-Volleyball statt.

Das Grand Palais wird nach mehrjähriger Renovierung mit den Wettkämpfen im Fechten und Taekwondo wieder eröffnet.[4]

Auf der Place de la Concorde werden Arenen für Straßensportarten wie Skateboard und Breakdance aufgebaut. [5]

Vor der Kulisse des Invalidendoms mit dem Sarg Napoleons findet das Bogenschießen statt. Hier ist auch das Ziel des Marathonlaufs.[6]

Die Champs-Élysées, gerne als „die schönste Avenue der Welt“ gerühmt, werden natürlich -wie ja auch immer zum Abschluss der Tour de France- zusammen mit der place de l’Étoile und dem Arc de Triomphe – Schauplatz des Straßenradfahrens sein.

Und zu diesem Anlass soll auch der erste Abschnitt einer Neugestaltung der Champs-Elysées, mit dem schönen Namen Réenchanter les Champs-Elysées, abgeschlossen sein.[7]

Zu den spektakulären Wettkampforten der Olympiade werden auch die Seine und der Pont Alexandre III gehören.

An bzw. unter dieser Brücke sind nicht nur Start und Ziel der Triathlon-Wettkämpfe, sondern dort wird auch der Wechsel der drei Disziplinen stattfinden. Die Organisatoren versprechen sich davon „ein atemberaubendes Schauspiel“- vor allem natürlich für die 1000 Zuschauer, die das Glück und das Geld haben, die Wettkämpfe von der auf der Brücke aufgebauten Tribüne aus verfolgen zu können.[8]
Ein würdiger und passender Rahmen für die Reitwettbewerbe und den Modernen Fünfkampf wird der Schlosspark von Versailles sein. Versailles war ja berühmt für seinen Großen Marstall: Um 1750 gehörten über 2000 Pferde zum königlichen Hof.
Für die olympischen Spiele wird die von Le Nôtre 1680 geplante allée royale am Ende des Großen Kanals genutzt und ausgebaut werden, die -mit Blick auf das Schloss- 20 000 Zuschauer aufnehmen kann.[9]

Wenn von spektakulären Wettkampforten die Rede ist, dürfen natürlich die zum zweiten Mal bei Olympischen Spielen ausgetragenen Surf-Wettbewerbe nicht fehlen. Die finden nämlich in Tahiti statt![10]

Das gehört zu den überseeischen Departements Frankreichs, die damit auch in die Spiele einbezogen werden. Und auf Tahiti gibt es die „mythische Welle von Teahupo’o“, die bis zu 6 Meter hoch sein kann und die nach den Vorstellungen der Organisatoren ein „atemberaubendes sportliches Schauspiel“ verspricht.[11]
Eine Eröffnungsfeier wie noch nie
Diese spektakulären Wettkampfstätten werden allerdings noch übertrumpft durch den Ort der Eröffnungszeremonie. Die findet nämlich nicht im Olympiastadion (dem Stade de France) statt, wie das bei allen bisherigen Olympischen Spielen der Fall war, sondern vor allem auf und entlang der Seine.

Auf 140 bis 170 Schiffen sollen über 10 000 Athletinnen, Athleten und Delegationsmitglieder am 26. Juli 2024 sechs Kilometer lang vom Pont d’Austerlitz im Defilee den Fluss hinunterfahren. Am Pont d’Iéna werden die Boote anlanden, und auf der Höhe darüber, dem Trodacéro, wird gegen 23.50 Uhr bei der Schale mit dem olympischen Feuer und mit Blick auf den Eiffelturm der Abschluss der Zeremonie stattfinden. Die Spiele werden dann offiziell durch Staatspräsident Macron eröffnet.[12]

Dieser Ablauf ist eine enorme logistische Herausforderung, wie der Präfekt der Region Ile-de-France, Marc Guillaume, kürzlich noch einmal betonte: Wenn das um 20.24 Uhr gestartete erste Schiff – traditionsgemäß mit der griechischen Abordnung besetzt- am Trocadéro ankomme, sei das letzte Schiff, nämlich das mit der Delegation Frankreichs, noch nicht einmal am Pont d’Austerlitz losgefahren: Eine höchst anspruchsvolle und durchaus risikoreiche Veranstaltung.
Würde sich zum Beispiel aufgrund von Störungen oder besonderen meteorologischen Umständen der Start jedes der vorgesehenen Boote auch nur um zwei Minuten verzögern, würde die abschließende Zeremonie bis zum frühen Morgen dauern- ein Fiasco für die Zuschauer vor Ort und an den Fernsehschirmen in aller Welt, vor allem aber für die Athleten, die teilweise schon am nächsten Tag mit den Wettkämpfen beginnen. Man will vorsichtshalber im Juli 2023 schon einmal eine -allerdings etwas abgespeckte- Probeveranstaltung durchführen, um mögliche Schwachstellen aufzuspüren…[13]

Trotz solcher und anderer Risiken haben sich die Organisatoren aber für diese außergewöhnliche Eröffnungszeremonie entschieden. „Die Stadt wird“, wie es auf der offiziellen Olympia-Website heißt, „zur lebendigen Kulisse für einen außergewöhnlichen Moment. Die verschiedenen Szenen eines totalen Schauspiels zeigen die Monumente, Brücken und kulturellen Einrichtungen, die an der Seine liegen“ und die Teil des UNESCO-Weltkulturerbes „Seineufer“ sind. Für Tony Estanguet, den Chef des Organisationskomittees, soll das nicht nur ein „grandioses Schauspiel“, sondern sogar das größte spectacle aller Zeiten werden.[14]

Animation des Defilees am Pont Neuf
Damit mag er den Mund vielleicht etwas arg voll genommen haben. Aber bei den (zunächst) eingeplanten „mehr als 600 000 Zuschauern“ allein für die Eröffnungsveranstaltung ist unbestreitbar, dass es sich um die „größte Zeremonie“ der Olympia-Geschichte handeln wird.[15] 100 000 Zuschauer sollen dabei auf den Tiefkais direkt am Fluss Platz nehmen. Die dortigen Plätze kosten zwischen 90 und 2700 Euro.[16]
Auf den Hochkais darüber sollen 500 000 weitere Zuschauer kostenlos das Schauspiel verfolgen können.[17] Damit ist nicht nur dem Anspruch der Grandiosität Genüge getan, sondern auch dem der „volkstümlichen Spiele“: Denn es ist ein Anspruch gerade auch von Präsident Macron, dass die Pariser bei der Olympiade nicht außen vor bleiben sollen, sondern sich mit ihr identifizieren und an ihr teilhaben können. Enttäuschungen gibt es aber trotzdem: Wer überhaupt zu den per Los ausgewählten Glücklichen gehörte, denen die Chance eines Ticket-Angebots für einen Platz auf den Tiefkais eröffnet wurde, musste schon kurz nach Öffnung der Kartenvergabe feststellen, dass – wenn überhaupt- nur noch Plätze ab 1600 Euro verfügbar waren…[18]
Planziel für Olympia: Frankreich unter den Top 5- Nationen!
Als Staatspräsident Macron im September 2021 die französischen Medaillengewinner der Olympischen Spiele von Tokio im Elysée-Palast empfing, stellte er trocken fest, die Medaillenausbeute entspreche nicht den Erwartungen. Frankreich hatte damals mit 12 Goldmedaillen und 32 Medaillen insgesamt den 8. Platz der Nationenwertung erreicht. Für Macron bei weitem nicht genug: „2024 muss es wesentlich besser werden. Frankreich muss sich dauerhaft unter den Top 5 der olympischen und paralympischen Spiele etablieren.“ Der Erfolg der Spiele werde am Erfolg der französischen Sportler gemessen, „car ça marche comme ça“ (weil es so läuft).[19] 2023 bekräftigte die französische Sport- und Olympia-Ministerin Amélie Oudéa-Castéra dieses Planziel: „Man kennt unseren Anspruch: Es ist ein Platz unter den Top 5 der Nationen.“[20] Zum Vergleich: Deutschland lag damals noch einen Platz hinter Frankreich: zwar mit 37 Medaillen insgesamt etwas besser, allerdings einer entscheidenden Silbermedaille weniger. Aber es ist wohl völlig unvorstellbar, dass Bundespräsident Steinmeier und die für den Sport zuständige Innenministerin Faeser solche Vorgaben gemacht hätten oder machen würden wie ihre französischen Pendants: Die Rolle des Staates ist in Frankreich -und zwar nicht nur im Bereich der Wirtschaft- eine andere als in Deutschland, und die des „republikanischen Monarchen“ an der Spitze Frankreichs sowieso eine völlig andere als die des deutschen Bundespräsidenten… Bezeichnend ist auch, dass ein Jahr vor den Olympischen Spielen das Thema Medaillenausbeute in den deutschen Medien -soweit ich das sehe- keine Rolle spielt. Ganz anders in Frankreich, wo es in den Medien allgegenwärtig ist: Sogar die den Sport im Allgemeinen kaum berücksichtigende Zeitung Le Monde hat am 23.3.2023 den Medaillen-Ambitionen und -Aussichten Frankreichs ganze zwei Seiten gewidmet![21]

Goldmedaille der Olympischen Spiele Tokio [22]
Inzwischen scheint das Top 5- Ziel Allgemeingut des französischen Selbstverständnisses zu sein. Und die französische Sportpolitik hat dementsprechend auch einiges getan, um die Voraussetzungen zu seiner Erreichung zu schaffen: entsprechende organisatorische Strukturen, die Konzentration auf die Förderung von potentiellen Medaillengewinnern und vor allem natürlich auch erhebliche finanzielle Mittel. Vorbild dabei ist Großbritannien, das nach einem „demütigenden“ Ergebnis 1996 systematisch medaillenträchtige Athleten und Sportarten gefördert hat und seit den Spielen von Peking 2008 fest unter den Top 5- Nationen etabliert ist.[23]
Bei der Beurteilung des französischen Plansolls werden in der Presse immer wieder zwei Olympiaden zum Vergleich herangezogen: Die Spiele von Atlanta 1986, als Frankreich mit 15 Goldmedaillen schon einmal den 5. Platz der Nationenwertung erreichte, und die Spiele von Tokio 2021 mit 10 Goldmedaillen und einem 8. Platz. Dass das politische Medaillen – Ziel erreichbar ist, wird aber immer wieder betont: Auch mit Verweis auf 16 französische Weltmeisterschafts-Gewinner in den olympischen Disziplinen 2022 und 45 Medaillen. Insofern könne man hoffen, in der Medaillenzahl insgesamt (bisher 43 in Peking) und bei den Goldmedaillen (bisher 15 in Atlanta) in Paris einen zweifachen nationalen olympischen Rekord aufzustellen; oder sogar einen dreifachen: Denn die Ergebnisse von 2022 würden Frankreich sogar- auf Olympia übertragen- auf den vierten Platz der Nationenwertung hieven.[24]
2017, als Paris zum Austragungsort der Olympischen Spiele nominiert wurde, gab die damalige Sportministerin Laura Flessel sogar sehr ehrgeizige 80 Medaillen als Ziel an. Die Sportzeitung L’Equipe war da 2022 schon deutlich bescheidener mit einer Zielvorgabe von 50 Medaillen.
Für Claude Onesta, den Chef der französischen Kaderschmiede Agence nationale du sport müssten es allerdings schon 60-70 Medaillen sein, um den 5. Platz zu erklimmen, aber er hielt im März 2023 sogar 107 französische Medaillen für wahrscheinlich! („107 médailles probables“). Wie auch immer… Jedenfalls müssten nach der Prognose von Fabien Canu, dem Direktor des Institut national du sport, 15 bis eher 20 Goldmedaillen dabei sein, um sicher unter die ersten 5 Nationen zu kommen, was er aber für erreichbar hält.[25] Dabei wird gerne auf den motivierenden Heimvorteil verwiesen und es werden französische Goldmedaillen-Favoriten herausgestellt:

Der Zehnkämpfer Kevin Meyer, auf dessen Schultern ein immenser Erwartungsdruck lastet.[26]
Dazu gehören unter anderen und vor allem der Zehnkämpfer Kevin Meyer, Weltrekordhalter, Weltmeister und zweimaliger Silbermedaillengewinner bei Olympischen Spielen…

….der fast schon legendäre Judoka Teddy Riner, Medaillengewinner bei allen Olympiaden seit 2008, davon dreimal Gold, der gerade im Alter von 34 Jahren seinen 11.Weltmeisterschaftstitel gewonnen hat- beste Aussichten also für die Pariser Olympiade, wie Le Parisien vom 14.5. in seiner Eloge schreibt.. [26a]

… und der neue Schwimmsportstar Léon Marchand, der schon als „bester Schwimmer aller Zeiten“ gerühmt wird und dem gleich mehrere Goldmedaillen zugetraut werden; gewissermaßen als Nachfolger von Michael Phelps- und der hatte ja bei den Olympischen Spielen von Peking achtmal das Siegertreppchen bestiegen…[27]
Beste Voraussetzung also auch in dieser Hinsicht für glanzvolle und erfolgreiche Olympische Spiele von Paris.

Das Emblem der Olympischen und Paralympischen Spiele 24, eine Kombination von Goldmedaille, olympischer Flamme und Marianne, der Personifizierung der Französischen Republik und ihrer Ideale.[28]
Aber was ist, wenn…? Die Olympischen Spiele als mögliche Bühne für Proteste gegen Macron und die Rentenpolitik
Eigentlich könnten also die Verantwortlichen beruhigt den Olympischen Spielen entgegensehen und sich auf die noch notwendigen Vorbereitungen konzentrieren. Zumal eine große Mehrheit der Franzosen, nämlich 69%, laut einer Umfrage von Anfang 2023 die Abhaltung der Spiele in Paris unterstützt, auch wenn das ein Rückgang von 5 Punkten gegenüber der Umfrage von Oktober 2021 ist, was auch damit zusammenhängen mag, dass eine noch größere Mehrheit die Ticketpreise für zu hoch hält.[29]
Aber es gibt doch auch Anlass zu Sorgenfalten. Denn der Protest gegen die Rentenpolitik Macrons hat sich ja, wie die Demonstrationen am 1. Mai 2023 zeigten, noch nicht gelegt, auch wenn das französische Verfassungsgericht, der Conseil constitutionnel, die Reform gebilligt hat und die Reform damit sozusagen unter Dach und Fach ist. Schon während der bisherigen Demonstrationen hat sich gezeigt, dass in Teilen der Protestbewegung die Olympischen Spiele als möglicher Hebel des Widerstands gesehen werden und als Bühne für eine öffentlichkeitswirksame Darstellung der colère, der Empörung über das rabiate Vorgehen des Präsidenten, genutzt werden könnten.[30]

In den sozialen Medien kursiert seit einiger Zeit der Slogan „Pas de retrait, pas de JO“: Wenn also Macron die Reform nicht zurücknehme, werde es keine Olympischen Spiele geben.

Es handelt sich also um einen Aufruf, die Vorbereitungen und den Ablauf der Olympischen Spiele zu stören, weil man damit Macron an einem schwachen Punkt zu treffen hofft.[31] Solche Aufrufe kommen von einzelnen Aktivisten von rechts und links, sie werden auch von Organisationen wie Attac unterstützt. Ob bzw. inwieweit sie befolgt werden, ist derzeit wohl völlig ungewiss. Laurent Berger, der Chef der mitgliederstärksten Gewerkschaft CFDT, hat sich jedenfalls schon deutlich für ruhige Spiele ausgesprochen: Die Spiele sollten ein Fest werden, ein „magischer Moment für alle, die den Sport lieben“. Derartige Drohungen oder Aktionen sollten also unterbleiben. Und die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo, die die Aktionen gegen die Rentenreform ausdrücklich unterstützte und zunächst auch dem Olympia-Projekt sehr skeptisch gegenüberstand, rief dazu auf, die Spiele nicht als Geisel zu benutzen. Im Umkreis der Regierung erwartet man sogar eine „union sacrée sur les JO“, also die Aussetzung innenpolitischer Auseinandersetzungen während der Olympiade nach dem Vorbild des „geheiligten Bundes“ im Ersten Weltkrieg. Ganz so sicher scheint sich die Regierung aber nicht zu sein und durchaus mögliche Probleme zu befürchten. So will die öffentliche Pariser Verkehrsgesellschaft RATP auf Drängen der Regierung den Bediensteten bei Metro, Bus und RER (S-Bahn) einen Olympia-Bonus gewähren, um Protestaktionen während der Spiele vorzubeugen… Auch die Beschäftigten der Bahn und der Pariser Flughäfen sollen bedacht werden. Ein Fiasco wie die Absage des Antrittsbesuchs des englischen Königs Charles III soll um jeden Preis verhindert werden.[32]
Das Verkehrssystem: Die Achilles-Ferse der Olympischen Spiele
Bei der Bewerbung um die Olympischen Spiele hatte die Stadt Paris als besonderen Vorzug das Transportsystem herausgestellt: 100% der Besucher würden mit öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß oder mit dem Fahrrad die Sportstätten erreichen können. Dafür wurde ein ehrgeiziges Ausbauprogramm entwickelt mit dem Ziel, die einzelnen Sportstätten und sonstigen olympischen Einrichtungen wie das Pressezentrum oder das olympische Dorf zu verbinden. Das sind immerhin insgesamt 25 Orte, davon 12 in Paris und 13 im Pariser Umland (petite et grande couronne).
Dazu soll/te das überwiegend marode, überalterte und schon im Normalbetrieb völlig überforderte System der öffentlichen Verkehrsmittel so weit ertüchtigt werden, dass es Millionen zusätzlicher Verkehrsteilnehmer bewältigen kann. Gerechnet wird von den für den Transport Verantwortlichen immerhin mit etwa 500 000 Zuschauern, Teilnehmern und Offiziellen, die während der Spiele täglich befördert werden müssen. Die französische Sportministerin geht sogar von 800 000 täglichen Olympia-Verkehrsteilnehmern aus, 600 000 Zuschauern und 200 000 Akkreditierten, also Sportlern, Pressevertretern, Angestellten, freiwilligen Helfern und Offiziellen. Ob dazu die geplante Ausweitung des bestehenden Angebots um 15% ausreichen wird, sei dahingestellt.[33]
Kein Wunder, dass angesichts solcher immenser Herausforderungen die Sorge vor Protestaktionen hoch ist. Dies auch deshalb, weil 2024 eine weitere Öffnung des Verkehrssystems für private Anbieter auf der Tagesordnung steht. Da können Proteste öffentlich Bediensteter, die den Verlust von Privilegien befürchten, nicht ausgeschlossen werden. Möglicherweise wird es deshalb vorsorglich einen Olympia-bedingten Aufschub geben.
Aber selbst wenn die Olympischen Spiele nicht durch Protestaktionen beeinträchtigt werden, ist das Transportsystem die Achilles-Ferse der Spiele. Schon heute ist absehbar, dass die Mammutaufgabe des Transports kaum zufriedenstellend bewältigt werden kann.

Vor allem deshalb, weil zwar viel gebaut wird, zahlreiche für die Olympischen Spiele eingeplanten Verkehrsinvestitionen aber nicht rechtzeitig fertig gestellt werden können. Beispielsweise wird die strategisch wichtige Linie 16, die als „offizielle Linie“ der Spiele bezeichnet worden war, nicht verfügbar sein. Sie sollte die nördlich von Paris im Département Seine-Saint-Denis gelegenen Olympia-Orte wie das Olympiastadion, das daneben neu zu errichtende Schwimmstadion und das olympische Dorf miteinander verbinden. Das Centre Aquatique Olympique sollte ein ökologisches Vorzeigeprojekt werden und dem ärmsten und problembeladenen französischen Departement etwas Glanz verleihen. Aber zwei zentrale Sportstätten wie das Olympiastadion (Stade de France) und das Schwimmstadion direkt nebeneinander mussten ein Albtraum für die Verkehrsplaner sein: Schon bei dem Champions-League-Finale am 28. Mai 2022 kam es bei nur 110 000 Besuchern zu massiven Verkehrsproblemen und daraus resultierenden chaotischen Situationen.[35] Deshalb hat man, um das Verkehrssystem durch die Entzerrung von Großwettkampfstätten zu entlasten (und gleichzeitig Kosten zu sparen), die Schwimmwettkämpfe nach Nanterre in den Westen von Paris verlegt. Sie werden dort in der Défense Arena, dem größten Konzertsaal Europas, ausgetragen, in den nun extra Bassins eingebaut werden müssen. Diese Sportstätte ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln relativ gut erreichbar, unter anderem mit der inzwischen voll automatisierten Métro-Linie 1, die als erste Métro-Linie von Paris für die Olympiade von 1900 gebaut wurde…
Es sind aber nicht nur die nicht rechtzeitig fertig gestellten Verkehrsinvestitionen, die Probleme bereiten. Auch die bestehende Infrastruktur leidet unter massiven Problemen, die Bewohner und Besucher von Paris zur Genüge kennen: Überlastungen, teilweise urtümliche Züge, marode Einrichtungen, die immer wieder zu Störungen des Verkehrs führen. Wir vermeiden es deshalb nach Möglichkeit, die öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen und bewegen uns vorzugshalber mit dem Fahrrad. Aber trotzdem haben wir schon öfters die Erfahrung gemacht- zum Beispiel mit Koffern auf dem Weg vom oder zum Bahnhof, in völlig überfüllten Metro-Wagen eingeklemmt zu sein oder gar nicht erst hineinzukommen…
Besonders anfällig sind die beiden RER- (S-Bahn-) Linien B und D, die zu den Hauptverkehrsträgern der Olympischen Spiele gehören: Schienennetz und rollendes Material sind überaltert, was sich auch bis 2024 nicht nachhaltig ändern wird, wie das renommierte Montaigne-Institut in einem detaillierten Bericht über die Transportprobleme während der Olympischen Spiele schreibt.[36] Einen Vorgeschmack gab es im Sommer 2022, als bei brütender Hitze Züge beider Linien in einem Tunnel stundenlang zum Stehen kamen und evakuiert werden mussten.[37]
Für die Organisation der Spiele ist das eine große Herausforderung. Man ist gezwungen, bei den Planungen die bestehenden Unzulänglichkeiten zu berücksichtigen. Das heißt zum Beispiel, dass -entgegen dem ursprünglichen 100%-Ziel der Bewerbung, nicht nur auf öffentliche Verkehrsmittel, Fahrrad und Fuß gesetzt werden kann, sondern auch Autos und Busse eine große Rolle spielen werden. 1400 Busse sollen für den Transport von Athleten und Offiziellen eingesetzt werden. Für das System von Shuttle-Bussen werden gesonderte Fahrspuren mit einer Länge von 185 Kilometern eingerichtet, die sogenannten voies olympiques.[38] Auch der die Stadt umgebende und fast ständig überlastete Boulevard périphérique, der gerade seinen 50. Geburtstag gefeiert hat, soll eine solche olympische Fahrspur erhalten.
Wenn man bedenkt, wie deutlich und eindrucksvoll die Stadt Paris schon in den letzten Jahren die Fahrspuren für Autos zugunsten von Fußgängern und Fahrradfahrern reduziert hat, kann man sich vielleicht ein wenig ausmalen, was das für den nicht-olympischen Verkehr bedeuten wird. Immerhin finden die Olympischen Spiele zur Ferienzeit statt. Aber viele Pariser und Bewohner des Umlandes werden im nächsten Jahr während der Spiele arbeiten müssen, weil sie für deren Ablauf und den touristischen Massenansturm requiriert werden oder sich dafür zur Verfügung stellen. Und viele Einheimische wollen und sollen ja auch die Wettkämpfe direkt verfolgen können, damit die Spiele nicht ein Fremdkörper in der eigenen Stadt werden, sondern das erhoffte Volksfest. Präsident Macron hat allerdings schon in seiner Rede 500 Tage vor Beginn der Olympischen Spiele vorsorglich gewarnt: Es sei eine Realität, dass trotz der ausgerufenen Generalmobilmachung „einige unserer Mitbürger“ während der Spiele „ein etwas eingeschränktes Leben haben werden“, was den Transport mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder den Privatverkehr angehe.[39]
Eine besondere und zusätzliche Herausforderung stellen dazu auch noch die Paralympischen Spiele (28. August bis 8. September) dar. Fast 350 000 Teilnehmer und Zuschauer mit eingeschränkter Beweglichkeit werden dazu erwartet. Für sie sind die öffentlichen Verkehrsmittel in Paris kaum geeignet. Selbst für noch einigermaßen bewegliche Menschen ist es ja eine Zumutung, dass an Verkehrsknotenpunkten wie der place de la République keine Rolltreppen, geschweige denn Aufzüge existieren. Wir können davon, wenn wir auf dem Weg von oder nach Paris dort kofferbeladen umsteigen und mehrere Treppen überwinden müssen, ein (trauriges) Lied singen. An einer „normalen“ Metro-Station erwartet man ja schon gar nicht den „Luxus“ alters- oder behindertengemäßer Einrichtungen. Die relativ frühe Entstehungszeit des Pariser Metro-Systems erweist sich hier als Nachteil: Als die Metro gebaut wurde, waren Rolltreppen und Aufzüge noch nicht eine Selbstverständlichkeit. Da kann auch eine Olympiade nicht auf die Schnelle Abhilfe schaffen.
Was kann und wird die Stadt also tun, um auch im Bereich des Transports dem Anspruch behindertengerechter, inklusiver Spiele zu entsprechen?[40] Sie will die Flotte barrierefreier Taxis erhöhen, die voie olympique des Boulevard périphérique auch für den Transport von behinderten Menschen öffnen und -wie auch immer im Einzelnen- dauerhaft die selbstständigen Bewegungsmöglichkeiten von Menschen mit Behinderung verbessern. On verra….
Die unsichere Sicherheitslage
Ein Großereignis wie die Olympischen Spiele birgt selbstverständlich auch erhebliche Sicherheitsrisiken. Die zu erwartende außergewöhnlichen Zusammenballung von Menschen wird für Diebe ein gefundenes Fressen sein. Nicht von ungefähr wird schon bisher in den Metro-Zügen ständig vor Taschendieben gewarnt. Wesentlich bedrohlicher sind aber die terroristischen Gefahren. Man hat ja 2015 gesehen, dass ein großes Sportereignis zum Ziel eines islamistischen Anschlags wurde: Damals fand im Stade de France, das 2024 das Olympiastadion sein wird, vor rund 80.000 Zuschauern ein Freundschaftsspiel zwischen der französischen und der deutschen Fußballnationalmannschaft statt, bei dem auch der damalige französische Staatspräsident Hollande und der damalige deutsche Außenminister Steinmeier anwesend waren. Glücklicherweise konnte das geplante Eindringen von drei Selbstmordattentätern in das Stadion verhindert werden. So sprengten sich die Attentäter außerhalb des Stadions in die Luft, wobei ein zufällig vorbeikommender Passant getötet wurde. Nicht auszudenken, wenn der Plan der Terroristen -so wie im gleichzeitigen Bataclan-Anschlag- aufgegangen wäre…
Unter Sicherheitsgesichtspunkten stellt die Eröffnungszeremonie ein außergewöhnliches Gefahrenpotential dar. Darüber scheint bei Sicherheitsfachleiten weitgehend Konsens zu bestehen. Sogar der respektable Cour des Comptes hat im Januar 2023 darauf hingewiesen.[41] Der bekannte Kriminologe Alain Bauer ging sogar so weit, die geplante Zeremonie mit 600 000 Zuschauern als „kriminellen Wahnsinn“ (folie criminelle) zu bezeichnen. Bei dieser Art der Veranstaltung gäbe es nichts, was im Blick auf die Sicherheit von Athleten, Veranstaltern und Öffentlichkeit nicht möglich sei.[42] Das geht von der Schwierigkeit, medizinische Notfalleinsätze durchzuführen, über die Gefahr von Panikattacken bis -natürlich- hin zu möglichen terroristischen Angriffen. Denn ein solches von Milliarden Menschen in aller Welt verfolgtes Ereignis mit einer solch extremen Publikumskonzentration biete sich als Ziel von Anschlägen geradezu an. Nach Einschätzung der Pariser Polizeipräfektur sei da keine absolute Sicherheit zu garantieren, zumal es Anschläge zu Lande, zu Wasser und aus der Luft geben könne. [43]
Inzwischen hat sich das denkbare Spektrum terroristischer Anschläge gegenüber 2015 ja noch wesentlich erhöht: Sicherheitsfachleute sind besonders beunruhigt über die Möglichkeit von Drohnenangriffen. Der Krieg in der Ukraine zeige, wie leicht Drohnen militärisch ausrüstbar und einsetzbar seien. Das französische Militär will deshalb diese Gefahr besonders im Auge behalten und sich entsprechend darauf vorbereiten. Dies gilt auch für mögliche Angriffe durch Unterwasserdrohnen. [44]

Eine Maßnahme zur Gefahrenreduzierung wird auch sein, den Zugang zu den kostenfreien Zuschauerplätzen auf den Hochkais der Seine zu reglementieren: Es sollen, anders als zunächst geplant, 17-20 abgegrenzte und gesicherte Zonen eingerichtet werden, für die Eintrittskarten ausgegeben werden. Es wird also nicht möglich sein, sich frei entlang der Seine zu bewegen.
Und was die Zahl von 600 000 Zuschauern angeht, ist das letzte Wort wohl noch nicht gesprochen. Da gibt es Forderungen und wohl auch offizielle Überlegungen, die Zahl aus Sicherheitsgründen auf 500 000 oder sogar 400 000 zu reduzieren.[45]
Zur Sicherung allein der Eröffnungsfeier, aber auch für die gesamte Zeit der Spiele, werden mehr als 20 000 private Wachleute benötigt, die es aber derzeit (noch) nicht gibt, zumal sich viel Wachpersonal während der Corona-Krise beruflich anders orientiert hat.

Bisher ist es jedenfalls nicht gelungen, mit Hilfe der ausgewählten privaten Sicherheitsfirmen auch nur annähernd die genügende Zahl von Wachleuten zu verpflichten. Die Zeitung Le Monde spricht schon, in Bezug auf die Sicherheit der Spiele, von einem Ausnahmezustand. Die Organisatoren versuchen deshalb, unter den Arbeitslosen und Studenten zusätzliches Personal zu finden, das in Schnellkursen ausgebildet und dann „ins kalte Wasser geworfen“ werden soll. Es wird auch überlegt, im frankophonen Ausland auf die Suche zu gehen. Und wenn alle Stricke reißen, wird wohl -wie schon bei den Olympischen Spielen von London- die Armee einspringen müssen.[47]

Die ist allerdings sowie schon seit 2015 im Rahmen der Operation Sentinelle für die Abwehr terroristischer Gefahren mobilisiert. Die schwerbewaffneten matialischen Armeepatrouillen gehören ja fast schon wie selbstverständlich zum Pariser Stadtbild.[48]
Ein besonders heftig diskutiertes Sicherheits-Thema ist die Video-Überwachung. Sie soll für die Olympischen Spiele ausgeweitet werden, womit die Sicherheit erhöht und das Wachpersonal entlastet werden soll. Inzwischen hat ein speziell für die Olympiade erarbeitetes entsprechendes Gesetz alle parlamentarischen Hürden überwunden. Die ursprünglich geplante biometrische Überwachung, die – wie in China praktiziert- die Identifikation von Personen ermöglicht, wurde im Laufe des Gesetzgebungsverfahren fallen gelassen. Die Erfassung soll allerdings „intelligent“ sein (vidéosurveillance algorithmique), also mit Hilfe der verwendeten Algorithmen (potentielle) Gefahrensituationen wie den Ausbruch eines Feuers, verdächtige Gegenstände oder Publikumsbewegungen automatisch identifizieren.

Dieses Überwachungssystem ist gesetzlich als experimentell definiert und bis Ende 2024 terminiert – damit allerdings nicht auf die Zeit der Spiele begrenzt und auch nicht auf diese beschränkt. Es bezieht sich nämlich ganz allgemein auf Veranstaltungen, „die aufgrund ihres Umfangs oder ihre Umstände besonderen Risiken terroristischer Akte oder schweren Beeinträchtigungen der Sicherheit von Personen“ ausgesetzt sind, wie es im Gesetzestext heißt.[49] Manchen, wie dem republikanischen Rechtsaußen und Bürgermeister von Nizza, Christian Estrosi, geht diese Regelung der Videoüberwachung nicht weit genug, andere -wie die linken Abgeordneten der NUPES, die gegen das Gesetz stimmten, sehen hier ein Einfallstor für dauerhafte und dann doch noch verschärfte Überwachungsmaßnahmen. Dass die Kosten für die Sicherheit der Spiele in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro im Olympia- Budget nicht berücksichtigt sind, sei nur am Rande noch erwähnt… [50]
Dank Olympia: Baden in der Seine!
Zu den besonderen Attraktionen der Pariser Olympiade gehört die Austragung des Triathlon-Schwimmens und der Freiwasser-Wettbewerbe in der Seine. Das ist geradezu sensationell, denn seit 1923 ist das Schwimmen dort verboten: Die miserable Wasserqualität ließ keine Wahl. 1970 wurde dann auch das Baden in der Marne, dem wichtigsten Nebenfluss der Seine, verboten: eine umweltpolitische Bankrotterklärung. 1988 verkündete dann Jacques Chirac, damals Bürgermeister von Paris, in seiner typischen forschen Kavalleristen-Manier, man werde in fünf Jahren in der Seine baden können: Dans cinq ans, on pourra à nouveau se baigner dans la Seine. Und er werde dabei der erste sein.[51] Aber daraus wurde nichts. Fast 20 Jahre später fand dann zwar der Schwimmpart des Pariser Triathlons in der Seine statt und 4500 Teilnehmer durften (oder mussten…) trotz gesundheitlicher Bedenken am Eiffelturm in die Seine springen. Aber das war es dann auch – und es wäre sicherlich auch ohne die Olympischen Spiele noch lange dabei geblieben. Mit der Nominierung von Paris als Olympiaort setzte man sich aber das ehrgeizige Ziel, jetzt endlich vielen schönen Worten Taten folgen zu lassen, das Baden in der Seine möglich zu machen und olympische Schwimmwettbewerbe im Fluss zu veranstalten. In sieben Jahren wurde erreicht, was sonst noch weitere 30 oder 40 Jahre gedauert hätte – so Pierre Rabadan, der für die Olympischen Spiele zuständige Pariser Dezernent (adjoint à la maire de Paris). Vom Bad in der Seine hätten manche geträumt, viele davon gesprochen, ab 2024 sei es dank Olympiade Realität, twitterte die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo und posierte mit einem passenden Zeitschriftencover an der Seine. Und Präsident Macron stellte zufrieden fest, das Baden in Marne und Seine ermöglicht zu haben, werde zu dem bleibenden Erbe der Spiele gehören. [52]

Die „Rückeroberung der Seine“ war und ist noch ein äußerst anspruchsvolles und aufwändiges Vorhaben. Lange Zeit wurden erhebliche Abwässer ungeklärt in Marne und Seine eingeleitet. Ein besonderes Problem stellten heftige Regengüsse dar, die oft das Abwassersystem überforderten und zum Überlaufen brachten. Jean-Paul Kauffmann berichtet in seinem 2013 erschienenen Buch „Remonter la Marne“, nach Regenfällen würden von der Brücke von Joinville alle möglichen Krankheitserreger in die Marne gespült. Dann erschienen ölige Flecken auf der Wasseroberfläche, auf denen hunderte von toten Fischen trieben. Das macht deutlich, wieviel zu tun war und noch ist, um da Abhilfe zu schaffen. 1,4 Milliarden Euro wurden und werden dafür investiert und es gibt auch schon deutliche Erfolge:
Gab es in den 1990-er Jahren nur noch 3 Fischarten in der Seine, so sind es heute 34 oder -folgt man Netflix- sogar 35: Die amerikanische Streaming Plattform dreht nämlich gerade einen Film, in dem es um einen Hai in der Seine geht, der den Triathlon-Wettbewerb 2024 ins Chaos stürzt…[53] Wenn sich also schon ein Hai in der Seine tummelt…
Der Olympia-Verantwortliche der Stadt Paris kann jedenfalls eine stolze Zwischenbilanz verkünden: Hätten die Olympischen Spiele 2022 zur exakt gleichen Zeit stattgefunden wie 2024, wäre schon damals während 92% der Zeit die Qualität des Seine-Wassers ausreichend oder hervorragend gewesen.[54] Aber natürlich reicht das nicht aus, denn Wettkämpfe können ja nicht einfach verschoben werden, weil gerade ein Starkregen das Wasser verschmutzt hat. Also wird noch weiter intensiv an dem ehrgeizigen Projekt gearbeitet. In Paris trifft man an der Seine an mehreren Orten entsprechenden Baustellen.

„2024 wird man in der Seine baden können“ (Foto: Wolf Jöckel)
Besonders eindrucksvoll ist die Baustelle am Gare d’Austerlitz.[55]

Hier wird ein riesiges Auffangbecken mit einem Durchmesser von 50 Metern, einer Tiefe von 30 Metern und einem Fassungsvermögen von 50 000 m3 gebaut. Es geht darum zu verhindern, dass bei starkem Regen Abwässer in die Seine gelangen. Bei Starkregen wird das verschmutzte Wasser in dem Bassin aufgefangen und von dort nach und nach in Kläranlagen geleitet – ein wichtiger Beitrag zur weiteren Verbesserung der Wasserqualität.[56]
Geplant ist nun, dass auch die Öffentlichkeit ab 2025 davon profitieren kann. Gegenwärtig werden im städtischen Bereich vier mögliche Standorte für Seine-Schwimmbäder geprüft, von denen einer oder zwei 2025 fertiggestellt sein soll/en. Das werden allerdings -wie bisher schon im Bassin de la Villette- abgegrenzte Bereiche sein: Badnutzung und Schiffsverkehr müssen ja deutlich voneinander getrennt sein und die Strömung des Flusses kann so reduziert werden. Hier eine Animation, wie das vielleicht einmal aussehen könnte[57]:

Allerdings sind da viele Pariser sehr skeptisch und es muss wohl noch einige Überzeugungsarbeit geleistet werden.[58]
Wir freuen uns aber schon sehr auf das Bad in der Seine und werden -wenn es denn so weit ist- damit auch zu denen gehören, für die die Olympischen Spiele von Paris etwas gebracht haben…
Anmerkungen:
[1] https://www.vie-publique.fr/discours/288763-emmanuel-macron-14032023-jeux-olympiques-et-paralympiques-de-paris-2024
[2] Titelbild: Die olympischen Ringe vor dem Pariser Rathaus. Bild aus: https://netzpolitik.org/2023/olympische-spiele-2024-frankreich-will-intelligente-videoueberwachung-ausweiten/
[3] https://www.paris2024.org/fr/sites-de-competition/
[4] Bild aus: https://www.grandpalais.fr/fr/article/jo-2024-le-grand-palais-dans-la-carte-du-paris-olympique
[5] https://www.lesechos.fr/pme-regions/ile-de-france/paris-2024-la-place-de-la-concorde-metamorphosee-pour-les-sports-urbains-1324810
[6] Bild aus: https://www.paris2024.org/fr/site/invalides/
[7] https://www.tf1info.fr/environnement-ecologie/paris-champs-elysees-le-projet-d-anne-hidalgo-pour-2024-2219478.html
[8] https://presse.paris2024.org/actualites/paris-2024-revele-les-parcours-du-triathlon-et-du-para-triathlon-en-plein-coeur-de-paris-cafb-e0190.html
Bild aus:
[9] https://www.yvelines-infos.fr/content/uploads/2018/dsc-0048-e1528708716616.jpg
[10] Bild aus: https://www.outremers360.com/bassin-pacifique-appli/paris-2024-les-epreuves-de-surf-a-tahiti-auront-lieu-du-27-au-30-juillet
[11] https://olympics.com/fr/infos/tout-savoir-teahupoo-tahiti-site-olympique-surf-paris-2024 und Tahiti Teahupo’o – Paris 2024
[12] Nachfolgendes Bild aus: https://www.lemonde.fr/sport/article/2023/04/12/jo-de-paris-2024-la-ceremonie-d-ouverture-en-5-questions_6169161_3242.html
[13] Bild aus: https://www.leparisien.fr/jo-paris-2024/paris-2024-le-nombre-de-spectateurs-pour-la-ceremonie-douverture-est-en-train-detre-affine-12-04-2023-
[14] https://www.paris2024.org/fr/ceremonie/ und
https://twitter.com/TonyEstanguet/@Paris2024
[15] https://www.eurosport.de/olympia/olympische-spiele-paris/2024/paris-eroeffnungsfeier-auf-seine-boote-parade-mit-athleten-athletinnen-plaene-eiffelturm_sto8671317/story.shtml (Am 16. Mai sprach die französische Sportministerin etwas zurückhaltender von „etwa 400 000“ Zuschauern auf den Hochkais: https://www.lemonde.fr/sport/article/2023/05/19/jo-de-paris-2024-autour-de-400-000-personnes-pourront-assister-gratuitement-a-la-ceremonie-d-ouverture_6174010_3242.html)
[16] https://www.evz.de/olympia-2024-tickets-preise-kauf-risiken.html Tickets zu „astronomischen Preisen“ gibt es aber nicht nur hier. (siehe Le Parisien vom 29.4.2023)
[17] https://www.leparisien.fr/jo-paris-2024/paris-2024-le-nombre-de-spectateurs-pour-la-ceremonie-douverture-est-en-train-detre-affine-12-04-2023-
[18] https://www.huffingtonpost.fr/jo-paris-2024/article/le-prix-des-billets-pour-les-jo-de-paris-2024-decoit-encore-les-fans-de-sport_217762.html
[19] Zit. in: https://www.ouest-france.fr/jeux-olympiques/jo-2024-on-a-identifie-107-medailles-probables-lambition-de-la-france-pour-les-jeux-de-paris-52a1ff0c-c1b3-11ed-aad2-778331a86007 Siehe auch Le Monde vom 23. 3. 2023
[20] Zitiert in Le Monde vom 23.3.2023: Médailles: le plan de la France pour intégrer le club des cinq.
[21] A.a.O.
[22] Bild aus: https://www.rtl.fr/sport/autres-sports/jo-paris-2024-quelles-chances-de-medailles-pour-la-france-7900244717
[23] Siehe Le Monde vom 23.3.2023
[24] https://www.rtl.fr/sport/autres-sports/jo-paris-2024-quelles-chances-de-medailles-pour-la-france-7900244717
und Le Monde vom 23.3.
[25] https://www.francetvinfo.fr/sports/jo/jo-2024/jo-2024-comment-passer-de-40-a-80-medailles-a-paris-comme-le-souhaite-laura-flessel_2370645.html
[26] https://www.leparisien.fr/sports/JO/paris-2024/paris-2024-5-athletes-a-suivre-de-tres-pres-28-09-2022-CHNXOFCJYZDEPGLY6J5UXYQ7IE.php Dazu auch: https://www.ouest-france.fr/jeux-olympiques/entretien-marie-jose-perec-je-n-aimerais-pas-etre-a-la-place-de-kevin-mayer-9768b656-79fd-11ed-b26c-0f42c4994801
[26a Bild aus: https://olympics.com/de/video/teddy-riner-top-facts-you-might-not-know-judo-star
[27] https://www.ladepeche.fr/2023/03/14/jo-de-paris-2024-mayer-marchand-agbegnenou-mbappe-quelles-sont-les-plus-grandes-chances-de-medailles-francaises-11061019.php
[28] https://www.paris2024.org/en/a-single-emblem-for-paris-2024/ und https://www.lemonde.fr/sport/article/2019/10/21/paris-2024-le-nouveau-logo-des-jeux-olympiques-se-devoile_6016373_3242.html
[29] https://www.capital.fr/economie-politique/jo-2024-les-places-jugees-trop-cheres-par-un-grand-nombre-de-francais-1462074
[30] Siehe: https://www.bfmtv.com/economie/economie-social/social/apres-le-49-3-sur-la-reforme-des-retraites-la-colere-est-le-mot-qui-decrit-le-mieux-l-etat-d-esprit-des-francais
[31] https://www.lemonde.fr/sport/article/2023/04/18/paris-2024-les-jeux-olympiques-rattrapes-par-l-opposition-a-emmanuel-macron-et-a-la-reforme-des-retraites_6170018_3242.html
[32] https://www.francesoir.fr/opinions-editos/pas-de-retrait-pas-de-jeux-olympiques-2024
[33] https://www.lemonde.fr/economie/article/2023/03/12/jo-de-paris-2024-l-immense-defi-des-transports_6165202_3234.html
[34] https://www.lemonde.fr/economie/article/2023/03/12/jo-de-paris-2024-l-immense-defi-des-transports_6165202_3234.html
[35] Der Senatsbericht vom 13. Juli 2022 spricht von einem „fiasco inévitable“. https://www.senat.fr/rap/r21-776/r21-776_mono.html#toc6
[36] https://www.institutmontaigne.org/expressions/jeux-olympiques-et-paralympiques-de-2024-quels-enjeux-pour-les-transports-en-commun-franciliens
[37] Des rames de RER B et D évacuées en pleine canicule à Paris (huffingtonpost.fr)
[38] https://actu.fr/ile-de-france/paris_75056/les-jo-de-paris-2024-face-au-defi-de-transporter-7-millions-de-spectateurs_58102397.html und https://www.institutmontaigne.org/expressions/jeux-olympiques-et-paralympiques-de-2024-quels-enjeux-pour-les-transports-en-commun-franciliens
[39] https://sportetsociete.org/2023/03/15/paris-2024-a-500-jours-des-jeux-le-chef-de-letat-sonne-la-mobilisation-generale/
[40] https://www.paris.fr/pages/paris-2024-pour-des-jeux-inclusifs-et-accessibles-15797
[41] Z.B. https://www.tf1info.fr/sport/jo-2024-la-cour-des-comptes-epingle-des-risques-sur-les-transports-et-la-securite-2244504.html und https://www.20minutes.fr/sport/jo_2024/4027852-20230314-jo-paris-2024-budget-transports-securite-chantier-reste-colossal-500-jours-debut-jeux-olympiques
[42] https://patrickbayeux.com/actualites/alain-bauer-la-ceremonie-douverture-des-jo-de-paris-2024-est-une-folie-criminelle
[43] https://www.lagazettedescommunes.com/815063/jeux-olympiques-2024-lile-de-france-sinquiete-pour-la-securite-de-la-ceremonie-douverture/
[44] https://www.lejdd.fr/societe/jo-2024-les-autorites-francaises-redoutent-des-attaques-par-drone-133832#: Dort auch die nachfolgende Abbildung
Siehe auch: FAZ 2.5.23: „Im Kampf gegen Russland setzt die Ukraine auch auf ziviles Fluggerät. Beladen mit Sprengsätzen kann es zur billigen, tödlichen Waffe werden.“
[45] https://www.lepoint.fr/societe/jo-2024-securite-le-casse-tete-de-la-ceremonie-d-ouverture-14-03-2023-2511963_23.php Siehe auch Anmerkung 15: Inzwischen wird offiziell mit ungefähr 400 000 kostenlosen Plätzen auf den Hochkais gerechnet.
[46] Bild aus: https://www.lemonde.fr/sport/article/2023/04/01/etat-d-urgence-pour-la-securite-des-jeux_6167833_3242.html
[47] https://www.lemonde.fr/sport/article/2023/04/01/etat-d-urgence-pour-la-securite-des-jeux_6167833_3242.html und
[48] https://www.lefigaro.fr/actualite-france/2017/02/03/01016-20170203ARTFIG00158-avec-l-operation-sentinelle-7000-militaires-sont-mobilises-en-france.php
[49] Zit. in Le Monde vom 23.3.2023 https://www.lemonde.fr/sport/article/2023/03/23/jo-2024-les-deputes-autorisent-la-videosurveillance-algorithmique-avant-pendant-et-apres-les-jeux_6166681_3242.html
[50] https://www.capital.fr/economie-politique/combien-couteront-vraiment-les-jo-2024-et-qui-mettra-la-main-a-la-poche-1462731
Siehe zum Thema der Videoüberwachung u.a.:
[51] Zum Schwimmen in Marne, Seine und dem Bassin de l’Ourq siehe den Blog-Beitrag: Sommer in Paris. https://paris-blog.org/2017/08/07/sommer-in-paris-schwimmen-im-bassin-de-la-villette-in-der-marne-und-aufin-der-seine/
[52] Zit. in: https://www.huffingtonpost.fr/sport/article/jo-2024-le-triathlon-commencera-sous-le-pont-alexandre-iii_217190.html und https://sportetsociete.org/2023/03/15/paris-2024-a-500-jours-des-jeux-le-chef-de-letat-sonne-la-mobilisation-generale/
Nachfolgendes Bild: https://twitter.com/Anne_Hidalgo/status/1643598276946542592/photo/1
[53] Le Parisien vom 3.5.2023: Quand un requin perturbe l’épreuve de triathlon dans la Seine
[54] Baignade dans la Seine : nager en plein Paris, « un objectif qui sera atteint » dès 2025 grâce aux JO – Le Parisien und https://www.europe1.fr/societe/seine-la-baignade-autorisee-au-lancement-des-jeux-olympiques-de-paris-2024-4172286
[55] Foto vom 12 avril 2023. Aus: Le Parisien vom 2.5.2023
[56] https://www.francetvinfo.fr/les-jeux-olympiques/paris-2024/paris-2024-trois-questions-sur-la-baignade-dans-la-seine-apres-les-jeux-olympiques_5803262.html
und https://fr.euronews.com/2023/04/07/jeux-de-paris-2024-nager-dans-la-seine-lobjectif-numero-1
[57] https://www.rtl.fr/sport/autres-sports/jo-paris-2024-pourra-t-on-vraiment-se-baigner-dans-la-seine-7900245007
[58] https://www.leparisien.fr/jo-paris-2024/jai-limage-dun-fleuve-sale-et-vous-prets-a-vous-baigner-dans-la-seine-apres-les-jo-2024-02-05-2023-NQNYK2TAPZGGZC76DBREIIG7LU.php
Paris Besuch
Lieber Herr Wolf,
Aus verschiedenen Gründen kommt das vorgesehene deutsch-französische Treffen 2023 in Paris nicht zustande, weshalb wir auf ihr freundliches Angebot einer Führung über den Friedhof Père Lachaise bedauerlicherweise nicht zurückgreifen können. Falls es doch noch etwas werden sollte – 2024 außerhalb der JO – werde ich wieder gern auf Sie zukommen.
Einstweilen besten Dank für die Quartier Tipps und schöne Grüße aus einem sonnigen Berlin.
Christoph-M. Stegers
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