Reims: Die „Königin der Kathedralen“ als Ort deutsch-französischer Feindschaft, Versöhnung und Freundschaft

Die Kathedrale von Reims war dreimal in ihrer Geschichte ein Ort, an dem die Spannweite der deutsch-französischen Beziehungen zwischen „Erbfeindschaft“, Versöhnung  und Freundschaft in ganz besonderer Weise zum Ausdruck kam:

  • 1914 wurde die Kathedrale von der deutschen Artillerie beschossen und in Brand gesetzt: Für die Franzosen ein Akt der Barbarei der deutschen „Hunnen“ und „Vandalen“, Ausdruck der tief verwurzelten Feindschaft zwischen beiden Völkern.
  • 1962 feierten Staatspräsident  de Gaulle und Adenauer gemeinsam eine Messe in der Kathedrale: Besiegelung der Aussöhnung zwischen beiden Ländern
  • 2011 wurden anlässlich der 800-Jahrfeier der Kathedrale  in deren Apsis  Glasfenster des deutschen Künstlers Imi Knoebel geweiht,  2015 folgte die Jeanne d’Arc Kapelle: Symbolischer Ausdruck deutsch-französischer Freundschaft.

Dass es gerade die Kathedrale von Reims war, durch deren Beschuss und Brand die deutsch-französische Feindschaft noch besonders angefacht wurde, ist mit der besonderen Geschichte und Bedeutung der Kirche zu erklären. Diese besondere Stellung der Kathedrale von Reims soll im ersten Teil dieses Beitrags erläutert werden.

Im zweiten Teil geht es um den Brand der Kirche von 1914 und ihre Konsequenzen für die französische Wahrnehmung des „Erbfeindes“.

Im dritten Teil wird dann die Kathedrale von Reims als Ort und Symbol der deutsch-französischen Aussöhnung und Freundschaft behandelt – ein wie kein anderer dafür prädestinierter Ort.

Notre-Dame de  Reims: Die „Königin unter den Kathedralen Frankreichs“

Die überragende Bedeutung der Kathedrale Notre-Dame de Reims hat zwei Gründe:  ihre geschichtliche Bedeutung als Krönungskirche der französischen Könige und  ihre kunstgeschichtliche Bedeutung als eines Höhepunktes der Gotik.

Der Status als Krönungskirche  beruht auf  der  „mythisch verklärten Taufe des Merowingerkönigs  Clodwig“.  Dieser Mythos geht zurück auf den Erzbischof Hinkmar (gestorben 882). Der schilderte  die Taufe Clodwigs durch den heiligen Remigius  als einen wunderbaren Akt, zu dem ein Engel in Gestalt einer Taube himmlisches Öl zur Salbung des Königs in Reims  herbeibrachte.   „Mit dem Mythos vom göttlichen Salböl räumte Hinkmar nicht nur langfristig alle Einwendungen gegen den Primatsanspruch der Reimser Kirche aus, sondern legte dadurch auch den Grundsein für die Sakralisierung des französischen Königtums.“ [1]

Bis 1825 sind nahezu alle französischen Herrscher  in der Reimser Kathedrale gekrönt worden. Es gab nur zwei Ausnahmen, nämlich Heinrich IV., der sich für Chartres entschied, und Napoleon, der sich in Notre-Dame de Paris zum Kaiser krönen ließ.  Zentraler Bestandteil der Reimser Krönungszeremonie war die Salbung  mit dem in der sogenannten heiligen Ampulle verwahrten und, wie man glaubte, sich nie erschöpfenden Himmelsöl.   Das überstand sogar die Französische Revolution, während der ein Kommissar der Convention die Sainte Ampoule öffentlich zerschlug. Aber ein geistesgegenwärtiger Geistlicher hatte einen Teil des Himmelsöls retten können…. Bewahrt wurde es am Grab  des heiligen Remigius in der vorstädtischen Abtei gleichen Namens…. „Dank dieses einzigartigen Privilegs war die Kathedrale von Reims …. die Königin unter den Kathedralen Frankreichs.“ [2]

Die Taufe  Chlodwigs  gilt  als Akt der Bekehrung der Franzosen zum Christentum.[3]  Ein weithin sichtbares Zeichen der Bedeutung der Kathedrale als Krönungskirche ist die Königsgalerie der Westfassade. Anders als bei der Königsgalerie von Notre-Dame in Paris, wo biblische Könige dargestellt sind[4], sind es hier französische Herrscher. Und in deren Mitte stehen König Chlodwigs Taufe und Salbung  mit der heiligen Ampulle. Damit  wird „der Ursprungsmythos ausgestellt, auf den sich der Anspruch von Reims und die jeweilige aktuelle Krönungszeremonie in der Kathedrale bezieht.“ [5] Es ist dies das „Siegel der Allianz zwischen Kirche und Krone, deren Erinnerungsort über ein Jahrtausend hinweg Notre-Dame de Reims gewesen ist.“ [6]

Besonders im  Hundertjährigen Krieg spielte die Kathedrale von Reims als Legitimation gottgewollter Herrschaft eine zentrale Rolle.  Auf Betreiben von Jeanne d’Arc wurde der Dauphin am 17. Juli 1429 als Karl VII. in Reims  inthronisiert.

Statue Jeanne d’Arcs auf dem Vorplatz der Kathedrale[7]

 Jeanne nahm, mit der Siegesfahne neben dem Altar  stehend, an der Feier teil: Der Höhepunkt ihres Ruhms.  Mit der Krönungszeremonie von Karl X. endet  1825 der Zyklus der Reimser Krönungen.

Ebenso bedeutend wie die geschichtliche ist auch die kunsthistorische Bedeutung der Kathedrale: „Was der Parthenon den Archäologen, ist vielen Kunsthistorikern die Kathedrale von Reims.“[8]

Ähnlich wie bei dem Parthenon tragen zu dem überwältigenden Gesamteindruck  feine Differenzierungen bei. So sind beispielsweise die Wände des Mittelschiffs über den Säulenkapitellen 25 cm nach außen geneigt, um den in der Perspektive entstehenden Eindruck einer Krümmung der vertikalen Wandflächen nach innen zu kompensieren.[9]

Der wahrscheinlich vom ehrgeizigen Erzbischof Aubry de Humbert  mutwillig am Tag einer Sonnenfinsternis  gelegte verheerende Brand von 1211 ermöglichte die Errichtung eines prunkvollen Neubaus. Sicherlich hätte man die Schäden des Brandes auch durch eine Renovierung beheben können. Aber Aubry de Humbert ergriff die Gelegenheit, für die  Krönungsfeierlichkeiten einen wirkungsvolleren Rahmen zu schaffen und eine Kirche im neuen Stil der Gotik zu bauen.  Mit ihr  „avancierte die Gotik zu einer Bauform für ganz Europa (…). Das Maßwerkfenster, in Reims inauguriert, wurde zum bestimmenden Motiv gotischer Architektur, und die Skulptur der Reimser Kathedrale blieb für lange Zeit das Vorbild gotischer Bildhauerkunst.“[10]  Ihre schönste Vollendung fand in Reims auch die Kirchenfassade mit den doppelten Türmen, „eine der strahlendsten Erfindungen der französischen Kunst. (…)  Diese Fassade war die majestätische Schauseite, vor der das Zeremoniell des Sacre  mit der Ankunft des aus der Hauptstadt und der engeren Krondomäne heranziehenden neuen Herrschers begann.“[11]

Einzug Ludwigs XV in die Stadt Reims am 22 Oktober 1722 aus Anlass seiner Krönung

Wie bedeutsam die Kathedrale von Reims für Frankreich ist, veranschaulicht auch das Logo der unter Denkmalschutz  stehenden französischen Bauwerke[12]:

Dieses Logo geht nämlich  zurück auf das Labyrinth in der Kathedrale von Reims, das allerdings nicht mehr existiert.

Es wurde –wie auch die Labyrinthe anderer Kathedralen-  im Zeitalter der Aufklärung  (1778/9)  auf Veranlassung des Domkapitels zerstört –im Falle von Reims auch mit der Begründung, dass es Kinder als Spielplatz genutzt und damit  die Messe gestört hätten. [13]

Dass das zerstörte Labyrinth von Reims als Vorlage für das moderne Denkmalschutz-Logo ausgewählt wurde  und nicht etwa die erhaltenen von Chartres oder Amiens[14], unterstreicht die Bedeutung der Kathedrale.  Sicherlich ist es aber auch eine Mahnung zum Schutz historisch wertvoller Bauten, an dem es –was Reims (und die Gotik überhaupt) angeht- im 18. Jahrhundert  und dann wieder auf besonders tragische Weise im Ersten Weltkrieg gefehlt hat.

Die Beschießung von Reims und seiner Kathedrale

Im Zuge der deutschen Offensive an der Westfront rückten sächsische  Truppen am 3. September 1914 in das vom französischen Militär geräumte Reims ein. Einen Tag danach bombardierte die preußische Artillerie, die davon keine Kenntnis hatte, zum ersten Mal die Stadt, wobei auch die Kathedrale, allerdings noch nicht sehr erheblich und sicher unbeabsichtigt,  beschädigt wurde.  Einige Tage später, nach der entscheidenden Kriegswende an der Marne, zogen sich die deutschen Truppen aus Reims zurück und am 13. September rückten französische Truppen wieder in die Stadt ein.  Die deutschen Truppen hielten aber  Forts auf den umliegenden Höhen besetzt, von denen aus sie die Stadt unter Feuer nehmen konnten. Das geschah dann auch mit  zunehmender Heftigkeit. Am 19. September wurde die Kathedrale von 25 Geschossen getroffen.  Das für Renovierungsarbeiten am Nordturm aufgestellte hölzerne Gerüst, das eigentlich im Juli 1914 hätte abgebaut werden sollen,  geriet in Brand, stürzte zusammen und verursachte vielfältige Zerstörungen am Skulpturenschmuck der Fassade.

19. September 1914. Das Gerüst brennt[15]

Die Flammen breiteten sich aus,  angefacht auch durch das in der Kathedrale ausgelegte Stroh,  das als Lagerstätte für die in der Kirche untergebrachten deutschen Kriegsgefangenen diente. Der Dachstuhl fing Feuer und brannte  völlig aus.  Das Blei der Bedachung schmolz, ergoss sich über die Wasserspeier, tropfte aber auch ins Innere der Kathedrale. Der größte Teil der mittelalterlichen Glasfenster ging zugrunde: Eine Katastrophe, schlimmer noch als die von Notre-Dame de Paris 2019, bei der ja die Fassade nicht betroffen war und auch die Glasfenster erhalten blieben.[16]

Reims, das auch danach noch weiteren Beschießungen ausgesetzt war, ist am Ende des Krieges eine Ruinenlandschaft, aus der das Gerippe der Kathedrale herausragte.

Vor dem Ersten Weltkrieg  zählte  Reims 100.000 Einwohner, am Ende des Krieges leben noch 8.000 Menschen in den Trümmern der Stadt, die  zu 80% zerstört war.  Frankreich erklärte 1919 Reims zur ville martyre (Märtyrerstadt). Der Wiederaufbau der Kathedrale dauerte 20  Jahre. [18]

Max Sainsaulieu, Karte der Bombeneinschläge in Reims 1914-1918[17]

Thomas W. Gaehtgens,   Professor für Kunstgeschichte in Berlin, Gründungsdirektor des Deutschen Forums für Kunstgeschichte in Paris und langjähriger Leiter des Getty Research Institutes in Los Angeles, hat auf einer äußerst breiten Quellengrundlage die Geschichte und Rezeption der „brennenden Kathedrale“ von Reims untersucht.[19] Er kommt zu dem Ergebnis, dass es nach allen verfügbaren Quellen  keine Hinweise darauf gibt, dass die Kathedrale aus böswilliger Zerstörungsabsicht bombardiert wurde. Die Angriffe  galten in erster Linie den in der Stadt postierten französischen Geschützen. Ganz gezielt wurde allerdings der Nordturm der Kathedrale mit den schon skizzierten  verheerenden Auswirkungen beschossen. Dieser direkte Beschuss wurde von deutscher Seite damit begründet, dass der Turm –entgegen den Haager Konventionen- als Beobachtungsturm, also für militärische Zwecke,  genutzt worden sei. Trotz französischer Dementis überwiege heute die Meinung, „dass diese Beobachtungen in der Tat stattgefunden haben.“ (S.39)  Dass ein für die französische Identität und das europäische Kulturerbe so überaus bedeutsamer Ort wegen eines solchen Beobachtungspostens beschossen wurde, erscheint allerdings völlig unverhältnismäßig und bestätigt  die rein militärische Logik, die vor und während des Krieges im wilhelminischen Deutschland vorherrschte. Dafür nur einige schlimme Beispiele: Eine größenwahnsinnige, Großbritannien herausfordernde Flottenpolitik, eine Kriegsplanung, die Deutschland unweigerlich zu dem das Völkerrecht verletzenden Aggressor machte,  der rücksichtslose Vormarsch durch das sich unerwartet heftig wehrende Belgien und der das Eingreifen der USA provozierende uneingeschränkte U-Boot-Krieg. Auch bei der Bombardierung der Kathedrale von Reims wurden die desaströsen Konsequenzen nicht bedacht, obwohl es von fachkundiger deutscher Seite entsprechende Warnungen gab. Dabei war, wie  Gaethgens bilanziert, der militärische Sinn der  Bombardierung von Reims „höchst zweifelhaft und letztlich auch für den Kriegsablauf völlig ergebnislos“. (S.48)

Reims und die Folgen: Die Deutschen als Barbaren, Hunnen und Vandalen

Umso heftige und folgenreicher war allerdings die  Bombardierung der Kathedrale von Reims für das Bild Deutschlands in Frankreich, das von nun an von unversöhnlichem Hass bestimmt war.  Der Brand der Kathedrale löste einen Sturm der Entrüstung aus, von  Stellungnahmen, Bildern, Karikaturen und Veranstaltungen: ein Medienereignis ersten Ranges.

Aus französischer Sicht war die Beschießung der Kathedrale ein Verbrechen (le crime de Reims), ein vorsätzlicher, wenn nicht  gar vorbereiteter Akt:   Marcel Proust sah in der Beschießung der Kathedrale einen Racheakt für die Niederlage an der Marne [20];  der Akademiker  Gabriel Hanotaux interpretierte sie als Ausdruck des Neides: Die Kathedrale von Reims sei eine in der Welt einzigartige, unvergleichliche Ruhmestat, auf die die Deutschen neidisch seien. Sie seien glücklich bei dem Gedanken, dass der Dom von Köln „cette choucroute“,  erhalten sei, während Reims, „diese Blume“ untergehe. In die gleiche Kerbe haute Émile Mâle,  der damals bedeutendste französische Spezialist mittelalterlicher Kunst. Er verglich die Marienfiguren der Verkündigung von Bamberg und des Vorbildes Reims: Die noble Figur von Reims, in der noch die Heiterkeit der Antike lebe, habe sich in Bamberg in eine „matrone herculéenne au sourire de négresse“ verwandelt. Die Zerstörung der Kathedrale sei eine gute Gelegenheit für die deutschen Barbaren gewesen, das Meisterwerk zu zerstören und dann zu behaupten, man selbst habe die Gotik erfunden.[21]

In diesem Kontext ist auch die nachfolgend abgebildete Postkarte aus dem Jahr 1914 zu sehen. Vor dem Hintergrund der brennenden Kathedrale bezeichnet  Jeanne d’Arc  Wilhelm II.  als König der Banditen und Vandalen. Er sei nicht nur für die Ermordung von Kindern verantwortlich, sondern zerstöre  unsere schönen Kathedralen, da er gegenüber den Alliierten machtlos sei. Hier ein Ausschnitt: [22]

Ein weiterer Punkt der Anklage: Nicht allein das Militär, sondern die Deutschen insgesamt stünden hinter diesem Akt der Zerstörung. Dies ist insofern nicht ganz von der Hand zu weisen, als eine breite Mehrheit der Deutschen nicht zu einer kritischen Distanz in der Lage war. Die heftigen ausländischen  Vorwürfe lösten vielmehr Sympathieerklärungen für das Vorgehen der Heeresleitung aus.  In einem am 4. Oktober 1914 veröffentlichten Aufruf „An die Kulturwelt“ bedauerten 93 Wissenschaftler,  Künstler und Intellektuelle zwar kriegsbedingte Zerstörungen von Werken der Kunst und Kultur. Man lehne es aber ab „die Erhaltung eines Kunstwerks mit einer deutschen Niederlage zu erkaufen“ – als sei das die Alternative! [23]  Unter den Unterzeichnern finden sich  so prominente und international bekannte Namen wie Rudolf Eucken, Max Planck, Wilhelm Röntgen, Gerhard Hauptmann, Max Liebermann, Max Reinhardt, Peter Behrens….     Übertroffen wurde das Manifest von der Erklärung der Hochschullehrer des Deutschen Reiches  vom 16. Oktober 1914 mit mehr als 3000 Unterzeichnern, die sich vorbehaltlos hinter das deutsche Heer stellten, das nicht nur für „Deutschlands Freiheit“, sondern auch „für alle Güter des Friedens“ und „für die ganze Kultur Europas“ kämpfe.  Nur wenige  Persönlichkeiten  wie Albert Einstein, Käthe Kollwitz, Heinrich Mann, Max Pechstein und  Stefan Zweig verweigerten ihre Unterschrift. [23a]

Drittens schließlich, und das war der am weitesten verbreitete Komplex der Anklagen, sei die Zerstörung der Kathedrale von Reims- wie auch schon der vorhergegangene Brand der Bibliothek von Löwen mit ihren unschätzbaren mittelalterlichen Handschriften- „ein Beleg für die Unkultur der Deutschen, die sich im Grunde über den Urzustand der germanischen Stämme nicht hinausentwickelt hätten. Die diesen Völkern zugeschriebene Brutalität und Kulturlosigkeit sei bis heute nicht überwunden und leite ihre Aktionen.“[24]

Ein Beispiel dafür ist diese Postkarte mit dem Titel „Die Wilden“.[25] Abgebildet ist ein vierschrötiger, halbnackter Riese, der in der rechten Hand eine Keule hält.  „Mit der Linken wirbelt er einen Soldaten in die Luft, der allerdings miniaturhaft klein, dem Ungeheuer völlig hilflos ausgeliefert ist.  Blutflecken überziehen den Körper des Wilden und Blutlachen bedecken den Boden. Im Hintergrund ist die brennende Kathedrale von Reims deutlich sichtbar. Der Wilde trägt eine Kette mit Zähnen erlegter Opfer um den Hals und sein Gesicht und Bart erinnern an den deutschen Kaiser Wilhelm II.“  Die Unterschrift der Darstellung fügt noch ein weiteres Element der Deutung hinzu: „On ne pourra pas dire que notre –KULTURRE – n’est pas la plus belle de l’humanité.“  (Es ist unbestreitbar, dass unsere KULTUR die schönste der ganzen Menschheit ist).  „Mit diesem Hinweis spielt der Autor der Postkarte auf die in dieser Epoche intensiv geführte Diskussion über den Gegensatz von Kultur und Zivilisation an. Kultur, geschrieben mit einem zusätzlichen r, um auf die deutsche Aussprache anzuspielen, wird als der Urzustand der wilden germanischen Stämme bezeichnet. Und diese sogenannte Kultur versuche die Zivilisation des Nachbarlandes zu unterwerfen.“[26]

Wie verheerend die Beschießung der Kathedrale von Reims auch auf internationaler Ebene das Bild Deutschland prägte, zeigt das nachfolgende amerikanische Plakat  von Harry R. Hopps aus dem Jahr 1917. [27]

Abgebildet ist ein wilder, frauenschänderischer Gorilla, der eine  preußische Pickelhaube mit der Aufschrift Militarism trägt und mit einer blutigen Kultur- Keule bewaffnet ist. Im Hintergrund das zerstörte Europa mit den Ruinen der Kathedrale von Reims und ganz groß die Aufforderung, sich in der amerikanischen Armee zu engagieren, um diesen wahnsinnigen Wilden  daran zu hindern, auch noch Amerika mit Krieg zu überziehen.

Das „massacre de Reims“ (Rodin), das sollen diese Beispiele zeigen, wurde zu einem zentralen Leitmotiv, das die Verbrechen der deutschen Hunnen, Vandalen und Barbaren  sinnbildhaft, allgemein verständlich und bloßstellend vergegenwärtigen konnte.[28]  Reims wurde  zum  „Symbol der Gegnerschaft  gegenüber Deutschland. Die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht fand am 7. Mai 1945 nicht ohne Symbolkraft an diesem Ort statt.“[29]

Der lächelnde Engel

Von den über 2000 Skulpturen der Kathedrale von Reims ist die wohl  bekannteste  der lächelnde Engel vom nördlichen Seitenportal der Westfassade.

Er rahmt zusammen mit einem anderen Engel einen Heiligen ohne Schädeldecke  ein, bei dem es sich vermutlich um den heiligen Nicasius von Reims handelt. Die Kathedrale steht nämlich an der Stelle, wo Nicasius (Saint Nicaise) einst von den Vandalen enthauptet worden war.[30]  Die beiden Engel geleiten den Märtyrer auf dem Weg in das Reich Gottes. Das erklärt das Lächeln der beiden. Besonders der rechts abgebildete Engel, vermutlich zwischen 1255 und 1260 in einer Reimser Werkstatt entstanden,  zeichnet sich durch seine weichen  Formen und  sein feines Gesicht mit dem  graziösen  Lächeln aus.  Dieser berühmte lächelnde Engel war allerdings eine bis 1914 völlig anonyme Figur, die höchstens einmal von Kunsthistorikern als der Engel des heiligen Nicasius bezeichnet wurde.[31]

Das änderte sich allerdings gewissermaßen schlagartig mit dem 19. September 1914, als der Engel von einem Balken des durch den deutschen Beschuss in Brand geratenen Gerüsts beschädigt wurde. Der Kopf wurde abgeschlagen,  fiel aus einer Höhe von 4,5 Metern zu Boden und zerbrach in mehr als 20 Stücke.

Jetzt aber wurde die Statue zu einer mythischen Figur, dem  „lächelnden Engel von Reims“, Ausdruck des Lächelns von Reims (le sourire de Reims), dessen sich auch die Kriegspropaganda bemächtigte: So wie der Heilige von Barbaren enthauptet worden war,  so war nun auch der ihn begleitende Engel von den neuen Barbaren enthauptet worden.  Ein Abguss des beschädigten Engelskopfes  wurde während des Krieges in einer Wanderausstellung zerstörter französischer Kunstwerke präsentiert, die in den USA, Kanada und anderen Ländern Station machte. „Le sourire de Reims  est mobilisé“.[32]

In diesem Sinne wurden auch Postkarten mit Bildern des Engels vor der Zerstörung und mit der „gueule cassée“  verbreitet.[33]  Gerade die Methode des Bildvergleichs trug dazu bei,  Entsetzen über die Bombardierung der Kathedrale als ein Verbrechen gegen die Zivilisation hervorzurufen.

Der heruntergefallene Kopf und die abgebrochenen Teilstücke wurden im Keller des erzbischöflichen Palais aufbewahrt. Mit Hilfe eines im musée du Tracadéro in Paris aufbewahrten Abgusses wurde schließlich  der Kopf wiederhergestellt und nimmt seit dem  13. Februar 1926 wieder seinen Platz am Portal der Kathedrale ein. So wurde der lächelnden Engel von Reims zum  populären Symbol der Kathedrale.[34]

Briefmarke von 1930

Die Rekonstruktion der Kathedrale

Insgesamt hat die Rekonstruktion der Kathedrale fast 20 Jahre gedauert. Am 18. Oktober 1937 wurde sie in Anwesenheit des Staatspräsidenten Albert Lebrun von Kardinal Suhard neu geweiht. Gerade an dem besonders getroffenen Nordturm waren die Arbeiten aber noch lange nicht abgeschlossen. 2010 gab es die Möglichkeit, am Tag des offenen Denkmals auf ein Gerüst zu klettern und den Fortschritt der Arbeiten zu betrachten.

Die Engelsköpfe konnte man da aus nächster Nähe bewundern.

Und man konnte den Steinmetzen bei ihrer Arbeit zusehen.

Am 20.  Oktober 2011 hielt anlässlich der 800-  Jahrfeier der Kathedrale  der deutsche Kunsthistoriker Willibald Sauerländer die Festrede.  Es war eine besondere Ehre und Auszeichnung, dass ein Deutscher – einer der besten Kenner gotischer Kunst  und Professor am Collège de France-  diese Festrede halten durfte.

Sauerländer erinnerte dabei auch an die Zerstörung der Kathedrale: „Schließlich ist es noch nicht hundert Jahre her, dass deutsche Granaten, abgefeuert von unseren Großvätern und Vätern, Notre-Dame de Reims in Brand gesetzt und verwüstet haben. (…) Im Augenblick der Trauer kam wie eine schmerzliche Tröstung die Redensart ‚Sourire de Reims‘ (‚Lächeln von Reims‘) auf. … Wenn wir hundert Jahre später, nachdem die Wunden der Kathedrale verheilt sind, auf das erschütternde Bild des lächelnden und verwundeten Engels blicken, erscheint es uns wie ein Glücksversprechen…. Dieses Glücksversprechen hat Zerstörung und Schmerz überdauert, ja hat schließlich auch über Empörung und Hass triumphiert…“ (S. 66)

Die Kathedrale von Reims als Ort der Versöhnung und der Freundschaft

Zu dieser Überwindung von Empörung und Hass haben nach dem Zweiten Weltkrieg de Gaulle und Adenauer erheblich beigetragen. Bei dem  legendären Treffen auf dem Landsitz de Gaulles in Colombey-les-Deux Églises am 14,/15. September 1958  wurden bestehende gegenseitige Vorurteile abgebaut und die Grundlagen einer intensiven Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich gelegt. In einer Abschlusserklärung bekräftigen der Bundeskanzler und der Staatspräsident ihren Willen, die Erbfeindschaft der Vergangenheit endgültig zu beenden, und sprachen sich für eine enge Zusammenarbeit zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Französischen Republik aus, die sie als Fundament für das europäische Einigungswerk betrachteten. Diese Gespräche bildeten den Ausgangspunkt für eine persönliche Freundschaft, die einen wichtigen Anteil an der Annäherung zwischen den beiden Ländern haben sollte. Seit diesem Tag sind Adenauer und de Gaulle in den Jahren 1958 bis 1963 insgesamt 15-mal zu Gesprächen zusammengekommen und haben sich etwa vierzig Briefe geschrieben.[35] Im Januar  1963 wurde der Elysée-Vertrag abgeschlossen,  der – inzwischen mit dem  Aachener Vertrag erneuert und fortgeführt- bis heute  die Grundlage der deutsch-französischen  Zusammenarbeit bildet. [36]

Dem Elysée-Vertrag voraus ging der gemeinsame Gottesdienst de Gaulles und Adenauers in der Kathedrale von Reims am 8. Juli 1962, die „théâtralisation de la réconciliation franco-allemande“. Es war dies der  End- und Höhepunkt einer von de Gaulle minutiös geplanten Frankreich-Reise Adenauers. [37] De Gaulle hatte dafür ganz bewusst  Reims ausgewählt. In seinen Memoiren weist er darauf hin, Reims sei der Schauplatz zahlreicher Auseinandersetzungen zwischen den Erbfeinden (ennemis héréditaires) Deutschland und Frankreich gewesen, bis hin zu den Schlachten an der Marne. In der Kathedrale, deren Verletzungen immer noch nicht vollständig verheilt seien, würden die Repräsentanten beider Länder ihre Gebete vereinen, damit auf beiden Seiten des Rheins die Freundschaft für immer die Leiden des Krieges ersetze.[38]  Vor der Kirche in den Boden eingelassene Tafeln in deutscher und französischer Sprache erinnern noch an diesen historischen Moment.

Dieses Versöhnungs-Treffen war ein durchaus mutiger Akt, der auch keineswegs unumstritten war.[39] Und die Fahrt Adenauers durch Frankreich war  –anders als die Fahrt de Gaulles durch Deutschland ein Jahr später- keineswegs ein Triumphzug, auch wenn de Gaulle und Adenauer das etwas verklärend darstellten.[40]

In der Kathedrale wurden sie vom Erzbischof von Reims, Monseigneur Marty, empfangen.  Die Kathedrale sei glücklich, beide gemeinsam „mit dem Lächeln seines Engels“ (avec le sourire de son ange) zu empfangen. Die Messe zelebrierten der Weihbischof von Reims mit zwei weitere Geistlichen,  einem ehemaligen Kriegsgefangenen und einem ehemaligen Deportierten.

Hier das „offiziöse“ Bild des Fotografen Egon Steiner vom Versöhnungsgottesdienst in der Kathedrale von Reims. Der Dualismus Frankreich-Deutschland wird durch die solitären Säulen-Staatsmänner inszeniert, repliziert durch das Paar der kräftigen Pfeiler. Im rechten Pfeiler sind noch deutlich Einschüsse zu erkennen. Das politische Ereignis ist damit, wie Ulrike Brummert  schreibt, „bildsprachlich adäquat transponiert. Diese Aufnahme besitzt alle Ingredienzen für eine Ikonisierung.“[41]

Schautafel zur deutsch-französischen Versöhnung in der Kathedrale

Am 8. Juli 2012 fand noch einmal ein deutsch-französischer Gottesdienst  in der Kathedrale von Reims statt. Diesmal waren es  Angela Merkel und François Hollande, die  damit an die genau 50 Jahre vorher  von de Gaulle und Adenauer in Reims  vollzogene deutsch-französische Aussöhnung erinnerten.[42]   

Das von Steffen Kugler aufgenommene offizielle Bild des Treffens veranschaulicht auf eindrucksvolle Weise die Normalität der deutsch-französischen Beziehungen 50 Jahre nach dem Treffen von de Gaulle und Adenauer. Sollte damals der Segen Gottes für die deutsch-französische Aussöhnung  erbeten und ihr so eine sakrale Weihe verliehen werden, so ist es nun das Volk, dem sich Merkel und Hollande vor der Fassade der Kathedrale zuwenden und es mit erhobenen offenen Handflächen, Wohlgesinntheit demonstrierend, grüßen.[43] Die Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich waren  inzwischen zum Alltag geworden, aus dem historischen Akt der Versöhnung ist die Normalität einer Freundschaft geworden, die in den beiden Völkern so fest verankert ist, dass ihr auch wechselnde Regierungen und politische Dissonanzen nichts mehr anhaben können.

Die Kirchenfenster Imi Knoebels in der Apsis der Kathedrale

Ein wunderbarer Ausdruck der nach so vielen Kriegen und gegenseitigem Hass gewonnenen deutsch-französischen Freundschaft sind die wunderbaren Fenster Imi Knoebels in der Kathedrale von Reims.  Bunte Glasfenster sind ja ein zentrales Element mittelalterlicher Kirchen und sie waren und sind es auch in der Kathedrale von Reims. Die Bedeutung der Fenster lag darin, dass „durch ihr farblich gebrochenes Licht ein Außenbezug hergestellt wurde, der durch seine Diffusität einen metaphysisch aufgewerteten Innenraum entstehen ließ.“ Der Aufklärung – die sich als das Zeitalter des Lichts verstand (le Siècle des Lumières)- war diese Raumbestimmung unerträglich. So wurde  in Reims –wie auch in Notre-Dame de Paris- eine Fülle von bunten Glasfenstern verkauft und durch durchsichtige Glasscheiben ersetzt. Dazu kamen dann die Zerstörungen im Ersten Weltkrieg. „Seit Jahrzehnten wird diese Entschärfung des Kirchenraumes dadurch kompensiert, dass zeitgenössische Künstler die Helle des 18. Jahrhunderts zurücknehmen; so konnte Marc Chagall im Jahr 1972 die drei Fenster der Hauptapsis des Chores mit einem dunklen narrativen Zyklus ersetzen, in dem die Kreuzigung hervorsticht“. [44]

Zu Beginn dieses Jahrhunderts entstand der Plan, die nördlichen und südlichen Nebenapsiden durch Gerhard Richter neu gestalten zu lassen, aber unter anderem wegen der Realisierung derselben Idee im Kölner Dom sagte dieser ab.  Daraufhin war es Imi Knoebel, der 2008  vom regionalen französischen Kulturamt und dem französischen Kultusministerium den Auftrag erhielt, sechs Fenster mit den Maßen von jeweils 10,30 mal 2,50 m für die Herz-Jesu Kapelle und die Sankt Josefs Kapelle in der  Apsis der Kathedrale zu gestalten. Imi Knoebel ist ein renommierter Künstler: Schüler von Joeph Beuys an der Düsseldorfer Kunstakademie und  bekannt durch zahlreiche internationale Ausstellungen.

Dass nach der Absage von Gerhard Richter ein anderer deutscher Künstler diesen Auftrag erhielt, ist auch als ein Bekenntnis zur deutsch-französischen Freundschaft zu verstehen: Lange Zeit wäre es „unvorstellbar gewesen, dass an diesem Ort ein deutscher Künstler Hand anlegt.“[45]

Foto: Ivo Faber/Kunststiftung NRW/DPA

Imi Knoebel 2015 beim Einbau seiner neuen Fenster in der Kathedrale von Reims[46]

Nach der feierlichen Versöhnungs-Messe von de Gaulle und Adenauer ist die Verständigung  und Freundschaft zwischen beiden Ländern nun auch in der Kathedrale sichtbar zum Ausdruck gebracht. Und es blieb  nicht bei den 2011 fertig gestellten Fenstern, die am 25. Juni im Rahmen der 800-Jahrfeier der Kathedrale von Reims geweiht wurden. 2015 kamen  noch drei weitere Fenster  dazu. Sie sind eine Schenkung des Künstlers, der Bundesrepublik Deutschland und der Kunststiftung NRW. „Sie stehen“, wie es in dem Begleittext heißt, „als ein Zeichen der Versöhnung und der Wiedergutmachung für die Zerstörung der Kathedrale im Ersten Weltkrieg, ein Zeichen des Friedens und einer gemeinsamen Zukunft für Europa, für Kunst und Kultur zwischen den beiden Völkern.“  Und diese Fenster schmücken nun einen hochsymbolischen Ort, nämlich die Kapelle der Jeanne d’Arc.

Statue der Jeanne d’Arc von Prosper d’Epinay (19. Jhdt) in der ihr gewidmeten Kapelle

Knoebel entwickelte seine „kraftvolle, kaleidoskopische Komposition aus hunderten von Papierschnitten, einer Technik, die in der Kunstgeschichte untrennbar mit Henri Matisse verbunden ist. In einer der wenigen Aussagen, die Knoebel zu seinem Werk gegeben hat, verweist er zudem auf seine eigenen Erinnerungen an den Beschuss Dresdens mit Brandbomben im Zweiten Weltkrieg, den er 1945, als Fünfjähriger, miterlebte und der sich ihm nachdrücklich ins Gedächtnis eingebrannt hat.“[47]

Mit seinem „Strudel zersplitterter Farbformen“  ist es  Imi Knoebel nach dem Urteil Bredekamps gelungen,  die Glasmalerei,  eine der kostbarsten und auch technisch schwierigsten künstlerischen Gattungen,  mit dem Anspruch der zeitgenössischen Moderne zu verquicken.[48]  In ihrer Würdigung zum 80. Geburtstag Imi Knoebels bezeichnete die FAZ die Kirchenfenster von Reims als Hauptwerk des Künstlers, der dort die  Durchdringung von Farbe und Licht zur Vollendung gebracht habe.[49]

Es gab wohl Bedenken, Marc Chagalls Fenster, die jetzt von denen Knoebels eingerahmt werden,  könnten „zu Opfern dieses unerhörten Eingriffs“, also gewissermaßen erdrückt  werden. Aber dazu gibt es nach Bredekamps Einschätzung keinen Anlass. Ganz im Gegenteil:  Die Fenster Chagalls kämen durch die Konfrontation mit denen Knoebels „aus dem Dunkel ihrer Zurücksetzung wieder hervor. Damit gewinnen beide: das komplexe Farbtheater von Knoebels Neuschöpfung und die düstere Tiefe von Chagalls Passionsfenster.“[50]  Dieser Einschätzung kann ich mich nur anschließen.

Dass die Fenster Knoebels –zusammen mit denen Chagalls- jetzt die Apsis der Kathedrale von Reims schmücken und zum Leuchten bringen, ist ein wunderbarer Ausdruck der deutsch-französischen Freundschaft, deren Symbol die Kathedrale von Reims schließlich auch geworden ist.

Literatur

Jean-François Boulanger, Hervé Chabaud, Jean-Pierre Husson, De la capitulation à la réconciliation. La rencontre de Gaulle –Adenauer à Reims en 1962.  http://www.cndp.fr/crdp-reims/memoire/enseigner/memoire_2gm/degaulle_adenauer.htm

Paolo Cangioli, Die Kathedrale von Reims. Frankreich Klassische Reiseziele. Herrsching 1989

Patrick Demouy, Le sourire de Reims. Comptes rendus des séances de l’Académie des inscriptions et Belles-Lettres. 2009, S. 1609-1627  https://www.persee.fr/doc/crai_0065-0536_2009_num_153_4_92741

Thomas W. Gaehtgens,  Die brennende Kathedrale. Eine Geschichte aus dem Ersten Weltkrieg.   München 2018

Yann Harlaut , L’ange au sourire de Reims: naissance d’un mythe.   Mit einem Vorwort von Patrick Demouy. Langres:  Éditions Dominique Guéniot 2008

Wolf Jöckel, Der Elysée-Vertrag, Mythos und Symbol wird 50: Ein Anlass zum Feiern. In: Europäische Erziehung, Halbjahreszeitschrift des EBB-AEDE   (Europäischer Bund für Bildung und Wissenschaft) 2012, 2 ; S. 5 – 17   Der Beitrag wurde auch  in diesen Blog aufgenommen:   https://paris-blog.org/2016/04/13/der-elysee-vertrag-mythos-und-symbol-wird-50-ein-anlass-zum-feiern/ 

Maurice Landrieux, La cathédrale de Reims: Un crime allemand. Originalausgabe: Paris  1919.  https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k6350551b/f7.item.r=La%20cathedrale%20de%20Reims  Neue Ausgabe: Paris: Hachette/BNF  2018 (Éd 199).

Ingrid Mössinger und/et Anja Richter (Hrsg),  Imi Knoebel, Fenster für die Kathedrale von Reims/Vitraux pour la Cathédrale de Reims.  Köln: Wienand-Verlag 2013

Willibald Sauerländer, Reims. Die Königin der Kathedralen. Himmelsstadt und Erinnerungsort. Berlin/München: Deutscher Kunstverlag  2013  (Festvortrag zur 800-Jahrfeier der Kathedrale von Reims)

Willibald Sauerländer, Reims, La reine des cathédrales.  Cité céleste et lieu de mémoire.  Paris 2019 https://books.openedition.org/editionsmsh/11195  (Erweiterte Ausgabe des Festvortrags zur 800-Jahrfeier der Kathedrale)


Anmerkungen

[1] Schenkhuhn, S. 21 und Anja Richter, Chronologie zur Geschichte der Kathedrale von Notre-Dame von Reims. In: Knoebel, S. 130

[2] Sauerländer, S. 12

[3] Schenkluhn, in: Imi Knoebel a.a.O., S. 16

[4] Siehe:  https://paris-blog.org/?s=Notre+Dame+Geschichte  Die französischen Revolutionäre, die den Königen der Pariser Galerie die Köpfe abschlugen, hielten diese für Abbildungen französischer Herrscher.

[5] Ulrike Brummert, Die Kathedrale Notre-Dame von Reims. Gedächtnisort europäischer Visionen. In: Imi Knoebel, S. 138

[6] Sauerländer 64/65

[7] https://www.reims-tourism.com/statue-de-jeanne-d-arc/reims/pcucha051v508y4p

[8] Dieter Kimpel/Robert Suckale, Die gotische Architektur in Frankreich 1130-1270. Hirmer 1985  Die Bezeichnung  französisches Parthenon findet sich zum  Beispiel bei Etienne Moreau-Nélaton, La Cathédrale de Reims (Mai-juin 1915): https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k9784101q/f12.item.r=La%20cathedrale%20de%20Reims  Siehe auchCangioli, S. 14: Völlig zu Recht werde die Kirche „Königin der französischen Kathedralen“ und „Parthenon Frankreichs“ genannt.

[9] Siehe Cangioli, S. 48

[10]  Anja Richter, Chronologie zur Geschichte der Kathedrale Notre-Dame von Reims. In: Imi Knoebel, S. 130 und Schenkluhn, a.a.O., S. 16

(11) Sauerländer, S.  60;   Bild:  Le Magnifique portail de l’église cathédrale Notre-Dame de Reims. Entrée de Louis XV Roy de France et de Navarre dans la Ville de Reims, pour y être sacré, le 22 octobre 1722.  Reims, bibliothèque municipale, cote BM, FIC, X II B26    In: Willibald Sauerländer, Reims, La reine des cathédrales.  Cité céleste et lieu de mémoire.  Paris 2019 https://books.openedition.org/editionsmsh/11195

[12] https://de.wikipedia.org/wiki/Monument_historique

[13] Siehe: https://www.luc.edu/medieval/labyrinths/reims.shtml  und Louis Paris, Le Jubé et le Labyrinthe dans la cathédrale de Reims (Éd.1885)  Paris: Hachette/BNF.   Auch unter: https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k380450g.r=La%20cathedrale%20de%20Reims%20le%20labyrinthe?rk=171674;4  Abgebildet waren auf dem Labyrinth die vier Baumeister der Kathedrale, Jean d’Orbais, Jean de Loup, Bernard de Soissons und Robert de Coucy.  Was die Person in der Mitte angeht, gibt es unterschiedliche Theorien:  Nach Cangioli (S. 18) handelt es sich um Robert de Coucy, der die Westfront vollendete,  http://catreims.free.fr/art012.html  vermutet, dass es eine Abbildung von  Aubry de Humbert  war,  dem Reimser Erzbischof, der nach dem Brand der alten Kirche den Bau der Kathedrale auf den Weg brachte.

[14] Siehe den Blog-Beitrag: https://paris-blog.org/2016/04/08/das-labyrinth-von-chartres/  

[15] Adrien Sénéchal, Notre Dame de Reims, 19. September 1914. Wiedergegeben bei Gaehtgens, Bild 34a, S. 104

[16] Siehe dazu die zeitgenössische Reportage von Albert Londres, anlässlich des Brandes von Notre-Dame de Paris 2019 wieder abgedruckt auf der Website von l’Union. Im Begleittext von Hervé Chabaud wird ausdrücklich eine Verbindung zwischen beiden Katastrophen hergestellt. https://www.lunion.fr/id58407/article/2019-04-16/quand-albert-londres-racontait-lincendie-de-la-cathedrale-de-reims  Siehe auch: Albert Londres,  Was sind neun Tage Schlacht? Frontdepeschen 1914. Zürich:  Diaphanes Verlag 2014

[17] Aus: Maurice Landrieux, La cathedrale de Reims: Un crime allemand. Abgedruckt bei Gaethgens, Farbtafel 16   Bild aus: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Plan_du_bombardement_de_Reims_Premi%C3%A8re_Guerre_mondiale.JPG

[18]  Ulrike Brummert.  In:  Imi Knoebel, S. 139 Bild der zerstörten Stadt aus: https://www.larousse.fr/encyclopedie/images/Bombardement_de_Reims_durant_la_Premi%c3%a8re_Guerre_mondiale/1313354

[19] Thomas W. Gaehtgens,  Die brennende Kathedrale. Eine Geschichte aus dem Ersten Weltkrieg.   München: C.H.Beck  2018 . Gaehtgens hat kürzlich auch eine sehr lesenswerte Geschichte von Notre-Dame de Paris veröffentlicht: „Notre-Dame“. Geschichte einer Kathedrale. München: C.H.Beck 2000. Siehe die Rezension von Stefan Trinks in der FAZ vom 30.12.2020

[20] Siehe Gaethgens, S. 85

[21]  Zitiert von Damouy, Le sourire de Reims, S. 1615

Die nachfolgende Karikatur aus John Grand-Carteret. La Kultur et ses hauts faits. Caricatures et images de guerre. Paris 1916. Wiedergegeben in: Le bombardement de la cathédrale de Reims et son traitement médiatique. Herausgegeben von der Mission Centenaire 14/18 Originalunterschrift: Comment ils traitent les cathédrales. Quand un symbole ne leur convient pas, ils le détruisent barbarement. https://www.centenaire.org/fr/espace-scientifique/societe/le-bombardement-de-la-cathedrale-de-reims-et-son-traitement-mediatique  

[22] Gaethgens, Farbtafel 21. Wiedergegeben  bei: https://www.amazon.de/Die-brennende-Kathedrale-Geschichte-Weltkrieg/ (Blick ins Buch) und bei https://www.centenaire.org/fr/espace-scientifique/societe/le-bombardement-de-la-cathedrale-de-reims-et-son-traitement-mediatique  

[23] Text und Unterzeichner bei: https://de.wikipedia.org/wiki/Manifest_der_93  Siehe auch: Gaethgens, S. 87 f  Das Manifest der 93 bezog sich zwar nicht auf den Brand der Kathedrale von Reims, sondern auf die Verantwortung für den Krieg im Allgemeinen und den deutschen Vormarsch durch Belgien, vor allem den Brand der Bibliothek von Löwen im Besonderen, aber zum Zeitpunkt der Veröffentlichung war der Bezug zum Brand der Kathedrale von Reims natürlich geradezu zwingen.

[23a] Wortlaut der Erklärung in deutscher und französischer Sprache und Liste der Unterzeichner: urn:nbn:de:bvb:29-opus4-3499

[24] Gaethgens, S. 75

[25] Bild aus Gaethgens, Farbtafel 35  (wiedergegeben in der Amazon-Vorschau).

[26] Gaethgens, S. 106/107

[27] Gaethgens Tafel 37. Abbildung auch bei: https://de.wikipedia.org/wiki/Manifest_der_93

[28] Gaethgens, S. 93. Zitat von Rodin aus einem Brief an Romain Rolland: S. 157

[29] Horst Bredekamp, Die Wiederkehr des Lichts. In: Imi Knoebel, S. 35

[30] Siehe Sauerländer, S 28/29. Entsprechend auch auf der Schautafel an der Fassade.  Teilweise wird auch für möglich gehalten, es könne sich um eine Abbildung des heiligen Dionysius (Saint Denis) handeln.  Nachfolgendes Bild aus:  https://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%A4chelnder_Engel_von_Reims#/media/Datei:Cath%C3%A9drale_ND_de_Reims_-_fa%C3%A7ade_ouest,_portail_nord_(05).JPG

[31] http://frederic-destremau.weebly.com/lrsquoange-de-la-catheacutedrale-de-reims-ou-le-sourire-retrouveacute.html# 

[32] Demouy, Le sourire de Reims, S. 1617

[33] Bild aus: https://picclick.fr/P1394-LAnge-au-sourire-Cathedrale-de-Reims-Carte-362812113105.html  Die Postkarte ist auch abgebildet bei Gaethgens S. 118 (Abbildung 45). Siehe dazu auch: Gaethgens, S. 115 Nachfolgendes Bild von 1918 aus: http://www.ecribouille.net/une-histoire-dange-au-sourire/ 

[34] Bild aus:  https://www.catawiki.de/l/22158849-frankreich-1930-caisse-d-amortissement-sourire-de-reims-lachelnder-engel-von-reims-yvert-256

[35]  Siehe:  Vom Treffen in Colombey-les-deux-Églises bis zum Elysée-Vertrag (1958-1963): https://www.cvce.eu/de/education/unit-content/-/unit/c3c5e6c5-1241-471d-9e3a-dc6e7202ca16/9ace7108-2cc8-4152-a035-f6a3ab91cdfe

[36] Siehe dazu: https://paris-blog.org/2016/04/13/der-elysee-vertrag-mythos-und-symbol-wird-50-ein-anlass-zum-feiern/ und  https://paris-blog.org/2019/02/13/fake-news-nostalgischer-nationalismus-und-antideutsche-ressentiments-der-deutsch-franzoesische-freundschaftsvertrag-von-aachen-schlaegt-in-frankreich-wellen/ 

[37] Boulanger u.a.,  a.a.O.

[38] Siehe: https://www.revuedesdeuxmondes.fr/8-juillet-1962-adenauer-et-de-gaulle-a-reims

[39] Bei Boulanger u.a. wird  ausführlich dargestellt, dass es erhebliche Widerstände gegen den Besuch Adenauers in Reims gab. Vor allem auf Seiten der Kommunisten, aber auch ehemaliger Mitglieder des Widerstands.

[40] Siehe zu Adenauer: https://www.konrad-adenauer.de/quellen/reden/1962-07-08-rede-reims  Zu de Gaulle: Boulanger u.a., a.a.O.

[41] Ulrike Brummert. In: Imi Knoebel, S. 142/143  Gaethgens hat dieses Bild Steiners auch in sein Buch (Kapitel VII: Erinnerungsort der deutsch-französischen Freundschaft aufgenommen (Abbildung 81, S. 274):  Allerdings im Querformat, sodass die Pfeiler zur Hälfte abgeschnitten sind, was die Qualität und Aussagekraft des Bildes erheblich beeinträchtigt.

[42] https://archiv.bundesregierung.de/archiv-de/50-jahrestag-der-deutsch-franzoesischen-aussoehnung-430562!mediathek 

[43] Ulrike Brummert verweist auf die Bedeutung der erhobenen Hände Merkels und Hollandes mit den offenen Handflächen: „Die weißen Handflächen, Wohlgesinntheit demonstrierend, lassen in der Frankophonie die Redewendung montrer patte blanche (die weiße Pfote zeigen) aufscheinen, was sich ausweisen, vertrauenserweckend sein oder freundschaftlicher Absicht sein bedeuten kann.  Der metaphorische Ausdruck geht auf die Fabel ‚Der Wolf, die Ziege und das Zicklein‘ von Jean de la Fontaine zurück.“  Ulrike Brummert, In: Imi Knoebel,  S. 146 und 148

[44] Bredekamp, S. 36

[45] https://www.goethe.de/de/kul/ges/20463725.html

[46]  Foto:  IVO FABER/KUNSTSTIFTUNG NRW/DPA   Aus:Tagesspiegel vom  9.5.2015  https://www.tagesspiegel.de/kultur/imi-knoebels-glasfenster-in-reims-zeichen-der-versoehnung/

[47] Gaethgens, S. 281

[48] Bredekamp, Die Wiederkehr der Farben. In: Imi Knoebel, S. 36 und 37

[49] Stefan Trinks, Ohne Aussage, mit Licht. In Abgrenzung zu den Überzeugungen seines Lehrers und Übervaters Beuys: Zum achtzigsten Geburtstag des Malers Imi Knoebel. FAZ 30.12.2020,  S. 12

[50] Bredekamp, S. 38