Mit und nach LVHM (Bernard Arnault) und Kering (François-Henri Pinault) gehört das Familienunternehmen Hermès zu den großen Drei der weltweit führenden französischen Luxusindustrie. Wie höchst erfolgreich Hermès ist, belegen diese Zahlen: Während der Umsatz von 5,96 Mrd. Euro im Jahr 2018 auf sage und schreibe 11,60 Mrd. Euro 2022 stieg, hat sich der Gewinn im gleichen Zeitraum auf traumhafte 3,38 Mrd. Euro noch mehr als verdoppelt. Und 2023 geht es weiter steil nach oben… [1]

Foto: Wolf Jöckel
Der Sitz des Unternehmens liegt in der noblen rue du Faubourg Saint – Honoré in Paris. Auf der Fassade ist das Firmenlogo angebracht: Ein großes H, das -bei dem Namen Hermès nahe liegend- umgeben ist von zwei geflügelten Heroldstäben des Götterboten der griechischen Mythologie; und darüber ein Pferd mit einer vom Fahrgast selbst gesteuerten Kutsche, einem „petit duc“. Übernommen wurde das Motiv von einem Bild des im 19. Jahrhundert sehr populären Tiermalers Alfred de Dreux.[2]

Nobel sind auch die Produkte des Hauses, zum Beispiel die legendären Birkin-Handtaschen, worauf anlässlich des Todes von Jane Birkin gerne hingewiesen wurde.

Diese Birkin-Handtasche aus Krokodilleder wird zum Beispiel für sage und schreibe 189 066,20 Euro angeboten! Luxus hat eben seinen Preis – und zwar auf Heller und Pfennig…. Vor vier Jahren wurde eine „Himalaya Niloticus Crocodile Diamond Birkin 30“ sogar für 400 000 Dollar versteigert! [2a]
Ein Aushängeschild des Hauses sind die Hermès-Reitturniere (saut Hermès), die traditionell im Grand Palais ausgetragen werden.

Hier das Plakat für das Turnier 2013, das von dem bekannten Pariser Typographen und Designer Philippe Apeloig entworfen wurde, dessen Buch über die Pariser Erinnerungsplaketten der Zeit 1939-1945 auf diesem Blog vorgestellt wurde.[3] Und hier das Plakat für das Turnier dieses Jahres:

Foto: Wolf Jöckel
Während der Umbauarbeiten des Grand Palais wurden und werden die Hermès-Reitturniere im Grand Palais Éphémère ausgetragen und weiter aufwändig in der Öffentlichkeit herausgestellt.

Selbstbewusst präsentiert sich das Unternehmen auch in seiner Nobelboutique rive gauche. Sie ist in dem ehemaligen denkmalgeschützten Art-Deco-Schwimmbad Lutetia eingerichtet: Über dem Treppenaufgang der geflügelte Götterbote Hermes als akrobatischer Reiter.[4]
Dass das Pferd in der Selbstdarstellung von Hermès eine so zentrale Rolle einnimmt, hängt mit den Ursprüngen der Firma zusammen. Und die hat Pierre Sommet aufwändig erforscht und seine Ergebnisse in einem sehr lesenswerten kleinen illustrierten Buch publiziert. Auf dessen Titelbild ist ein Sattler abgebildet, ein Vertreter des Handwerks also, das Thierry Hermès in Krefeld erlernte und mit dem er dann in Paris reüssierte. Sattler stellten damals vor allem Sattel- und Geschirrzeug für Pferde her: Daran erinnern die Hermès-Pferde und die Förderung des Pferdesports. Und auch in der heutigen breiten Angebotspalette des Hauses Hermès sind Produkte „rund um das Pferd“ noch reichlich vertreten.[5]

Pierre Sommet ist Leserinnen und Lesern dieses Blogs kein Unbekannter: Seine Blütenlese deutsch-französischer Redewendungen, die er zusammen mit Waltraud Schleser veröffentlich hat, wurde auf diesem Blog vorgestellt und sein Gastbeitrag über deutsche Beiträge zur Erfolgsgeschichte des (natürlich französischen) Champagners ist auch hier zu lesen. Dass sich Sommet nun auf die Spuren des Thierry Hermès, des Ahnherren der Familiendynastie, begeben hat, liegt auf dieser Linie, geht es doch dabei um „eine deutsch-französische Geschichte par excellence“. Und diese glanzvolle Geschichte hat ihren Ursprung ausgerechnet in Krefeld, wo Pierre Sommet lebt: Da hat also sozusagen zusammengefunden, was zusammengehört.
Es war auch wirklich einmal Zeit, sich intensiver mit Thierry Hermès zu beschäftigen. Denn gerne wird die Geschichte des von ihm gegründeten Unternehmens als eine ausschließliche „histoire française“ erzählt[6], und auch das Unternehmen beginnt in seiner Selbstdarstellung den historischen Rückblick erst mit der Betriebsgründung 1837 in Paris, nach 36 Lebensjahren Thierrys also, in denen die Grundlage für die Erfolgsgeschichte des Unternehmens gelegt worden waren.[7]
Wenn aber einmal weiter zurückgegangen wird, findet man Darstellungen, die im Lichte von Sommets Recherchen überholt, ja manchmal geradezu abenteuerlich erscheinen. Zum Beispiel:
- Da wird 1801 Thierry Hermès geboren.[8] Der Familienname hatte damals allerdings noch keinen Akzent: Der kam erst viel später in Paris dazu. Nur die Vornamen waren nämlich während der französischen Annexion der linksrheinischen Gebiete französisiert worden.
- Da verlässt die Familie Hermes 1821 fluchtartig das heimische Krefeld und bringt sich in Paris in Sicherheit![9] Tatsächlich aber macht sich Thierry ganz alleine auf den Weg nach Paris, um dort sein Glück und seinen beruflichen Erfolg zu finden. Alles andere als eine Flucht also. Und was die Familie angeht: Thierrys Eltern waren 1821 schon lange tot, und von den ursprünglich sechs Geschwistern gab es nur noch eine ältere Schwester, die allerdings bis zu ihrem Tod 1847 in Krefeld blieb und ein Kind hatte, also den Neffen von Thierry, Friedrich Wilhelm Driessen, der wiederum acht Kinder hatte. (Sommet, S. 57f). Dies bedeutet, dass es heute in Krefeld bzw. am Niederrhein höchstwahrscheinlich Nachfahren der Familie Hermes gibt, auch wenn diese noch nicht entdeckt werden konnten.
- Oder Thierry verlässt Krefeld schon gleich nach dem Tod der Eltern, folgt dem „Ruf der Liebe“, zieht ins normannische Pont-Audemer und heiratet.[10] Es war allerdings nicht der Ruf der Liebe, der Thierry nach Pont-Audemer folgt. Als er 1829 dort hinzieht, war er nämlich schon seit einem Jahr verheiratet. Was ihn da anzog, war der Ruf der Stadt als einer „Hauptstadt des Leders“. Und Thierry nutzt die sieben Jahre dort gewissermaßen als Fortbildung und Vorbereitung auf die anschließende Gründung seiner eigenen Werkstadt in Paris. (Sommet, 67ff)
- Und was die Ehefrau Thierrys angeht: Sie soll, so kann man wiederholt lesen, eine Protestantin gewesen sein; von Thierry, der reformierten Kirche zugehörig, bewusst gewählt, um mit ihr seinen Kindern die protestantische Ethik vorzuleben und damit die Grundlagen des künftigen Erfolgs zu legen.[11] Tatsächlich ist Christine Pétronille Piérart, in Düsseldorf 1806 geboren, katholisch. Sie war die erste Tochter eines wallonischen Tagelöhners aus Ronquières im Hennegau und einer deutschen Hausfrau aus Köln, Maria Magdalena Cordé. Thierry hatte also wahrhaft multikulturelle Schwiegereltern! Christine, die deutsch sprach, lernte Thierry in Paris kennen, als die Familie Namur verließ und nach Paris zog. Nach dem Standesamt ließ sich das Paar wohl auf Wunsch der katholischen Schwiegereltern in der Kirche Notre-Dame de Bonne-Nouvelle nach katholischem Ritus trauen. Seinem reformierten Glauben blieb Thierry gleichwohl treu und der wurde auch an die drei Kinder André Henri, Charles Émile und Elisabeth Joséphine weitergegeben. (Sommet, 66) Und der Protestantismus der Familie hat wohl auch nicht unwesentlich zum Erfolg des Unternehmens über Generationen hinweg beigetragen.[12]
- Da wird kühn in die Welt des Internets gesetzt und immer wieder übernommen, dass Thierry Hermès französische Vorfahren habe, ja dass dies Hugenotten gewesen seien, die nach der Aufhebung des Edikts von Nantes 1685 Frankreich hätten verlassen müssen.[13] Tatsächlich zeigen die mit Unterstützung von Jean-Louis Calbat vorgenommenen intensiven genealogischen Forschungen Sommets eine eindeutige deutsche Abstammung der Familie. (Sommet, 35)
Dass sich solche falschen Tatsachenbehauptungen verbreiten und halten, ist eine fast zwangsläufige Folge der neuen Informations- und leider eben auch manchmal: Des-Informationstechnologien. Und sie passen auch gut zu einer Erzählung von Gewalt, Abenteuer, Liebe und Arbeit, in der sowohl französisches Nationalgefühl als auch die sogenannten deutschen Tugenden bedient werden.
Es ist das große Verdienst von Pierre Sommet, auf sicherer Quellen-Grundlage hier Klarheit geschaffen zu haben. Betrachtet man die im Anhang des Buchs aufgeführte Liste von dafür konsultierten Stadtarchiven, dann kann man ahnen, welch beeindruckende Forschungsarbeit da geleistet wurde. Aber Sommet legt andererseits auch offen, wo es Leerstellen gibt: So für die Jahre zwischen der Auswanderung nach Paris und dem Umzug nach Pont-Audemer: „Für die Zeit zwischen 1821/22 und 1828 gibt es keine Quellen und wir verlieren die Spur von Thierry.“ (Sommet, 62). Yann Kerlau dagegen lässt in seinem Buch über die „dynasties de luxe“ seiner Phantasie freien Raum: Er stattet Thierry großzügig mit einem Zeichenblock aus (den es -leider- nicht gibt), auf den dieser Sättel und Zaumzeug skizziert, die er später dann selbst herstellen wird… Und bei Kerlau besteht Thierrys Lehrzeit aus Gelegenheitsarbeiten „rund ums Pferd“ in Paris[14], während die Jahre in Pont-Audemer überhaupt nicht erwähnt sind.
Dafür hat inzwischen „das normannische Venedig“ seinem berühmten kurzzeitigen Bewohner einen touristischen Rundkurs gewidmet, wobei laut der Zeitung Le Parisien „ein in Krefeld wohnender deutscher Historiker“ (!), ganz offensichtlich Pierre Sommet, eine nicht ganz unwesentliche Rolle gespielt hat.[15]

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Am 5. Juli 2025 wurde übrigens in Pont-Audemer ein nach Thierry Hermès benannter Platz eingeweiht.

Der Bürgermeister und der Kulturdezernent der Stadt bei der Einweihung. ©Marie-Christine Devillers
„Ein in Krefeld wohnender deutscher Historiker“ hat daran sicherlich wesentlichen Anteil. Félicitations Monsieur Sommet!
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Ausgesprochen informativ ist es, wie Sommet die Geschichte des Thierry Hermes/Hermès in den zeitgeschichtlichen Kontext einbettet. Wir befinden uns ja in einer Zeit revolutionärer Umbrüche. Und das linksrheinische Krefeld, die Geburtsstadt Thierrys, liegt mitten darin. Es gehört als Teil des Heiligen Römischen Reichs zu Preußen, ist eine blühende Stadt der Seidenweberei. Dann ziehen die Franzosen ein, etablieren 1797 die Cisrhenanische Republik. 1801 erfolgt – einen Monat nach der Geburt Thierrys- mit dem Vertrag von Lunéville die vollständige Annexion durch Frankreich, die bis zum Ende der napoleonischen Herrschaft und dem Wiener Kongress andauert.
Der zeit- und lokalgeschichtliche Hintergrund der „Franzosenzeit“ wird von Pierre Sommet sehr anschaulich beschrieben: Da singen die Kinder Spottlieder auf die so gar nicht dem preußischen Reglement entsprechende französische Revolutionsarmee, die Ende 1792 in Krefeld einzieht:
„Parlevu hät geen Hoasen an, Kiskedi geen Schtrömp“
(Parlevu ist abgeleitet von Parlez-vous-français? – sprechen Sie französisch?- und Kiskedi von Qu’est-ce qu’il dit? – was sagt er?)
Und als im März 1795 in Krefeld von den Revolutionären ein Freiheitsbaum errichtet wird, sind die Einwohner alles andere als begeistert:
„Als Preußen lebten wir ganz frey und aßen friedlich Brodt. Hier steht der Baum der Sklaverey und bringt uns Angst und Noth.“ (Sommet, 21).
Ganz so schlimm kam es dann allerdings nicht, denn Napoleon war am wirtschaftlichen Wohlergehen der vier neuen linksrheinischen Departements interessiert. Er brauchte die Steuereinnahmen zur Finanzierung seiner Kriege und er brauchte Soldaten für seine Grande Armée. Zu ihnen gehörte auch Thierrys älterer Bruder Henrich Hermes, der am guerre d’Espagne teilnahm. Er verstarb, wie Sommet im Stadtarchiv Krefeld herausgefunden hat, am 12. November 1812 in einem französischen Militärhospital im baskischen Vitoria, und zwar an den Folgen eines Fiebers.
Aber die Franzosen brachten auch revolutionäre Errungenschaften mit wie die Abschaffung der Zünfte und der feudalen Privilegien des Adels. Beliebt machten sich die Franzosen, die Pierre Sommet, ganz Krefelder, occupants/Besatzer nennt, aber trotzdem nicht: Dies auch wegen der radikalen Durchsetzung des Französischen als Amtssprache.
Sommet beschreibt das sehr anschaulich am Beispiel der Geburt Thierrys. Die Geburtsurkunde wird im Krefelder Rathaus, jetzt mairie genannt, auf Französisch ausgestellt. Aber was verstehen die Eltern und die beiden Zeugen? „Nivôse an neuf de la République française“? „Genauso gut könnte man von ihnen verlangen, die Hieroglyphen zu entziffern“, wie Sommet (S. 33) lakonisch anmerkt. Eigentlich hätte der Junge ja den Namen des Vaters, also Diederich, tragen sollen. Aber das ist nun nicht mehr möglich. Also wird daraus Thierry. Der Vorname von Thierrys Mutter, Agnes, wird in der Urkunde umgeformt zu Agnese: Das soll wohl französisch klingen. Und aus dem Georg des Zeugen wird ein George, im Französischen eigentlich ein Mädchenname. Der gestandene Vorarbeiter rächt sich aber, so Sommet, indem er mit seinem gewohnten Georg unterschreibt….
Dann die Zeit in Paris: Als Thierry nach seinen Lehrjahren in Krefeld, Paris und Pont-Audemer 1837 seine eigene Werkstatt 56 rue Basse-du Rempart im wohlhabenden Westen von Paris eröffnet, ist er der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Paris erlebt eine kulturelle und wirtschaftliche Blüte, hier konzentriert und akkumuliert sich der Reichtum des Landes – befeuert von dem „enrichissez-vous“ der Julimonarchie (1830-1848). Die Bevölkerung nimmt rasant zu, entsprechend auch der Verkehr, für den der Stadtumbau des Barons Haussmann den nötigen Raum schafft. Verkehr bedeutet damals: von Pferden gezogene Wagen aller Art. Die Nachfrage nach der erforderlichen Ausrüstung steigt entsprechend, und Thierry kann seinen anspruchsvollen Kunden hochwertiges Pferde-Geschirr und Zaumzeug liefern; vor allem Kummets aus leichtem und weichem Leder, die die Pferde schonen und gleichzeitig ihre Zugkraft erhöhen: „eine technische Meisterleistung, für die Hermès auf der Pariser Weltausstellung 1867 ausgezeichnet wird.“[16]
Als Thierry Hermès 1878 im vornehmen Neuilly-sur-Seine stirbt, hinterlässt er seinem Sohn Charles-Émile, Sattler-Meister wie er, ein erfolgreiches, aufstrebendes Unternehmen. Zwei Jahre später verlegt der den Sitz des Betriebs in die noble rue du Faubourg Saint-Honoré, wo noch heute -wenn auch in einem anderen Gebäude- der Sitz des Unternehmens ist. Auf der Terrasse reitet ein eleganter Hermès-cavalier hinaus in die Welt….

Foto: Wolf Jöckel
Zu wünschen ist, dass das von sechs Generationen der Familie geführte Unternehmen ein Familienbetrieb bleibt. Das war zeitweise ungewiss, nachdem der Weltmarktführer LVHM mit Bernard Arnault, dem reichsten Mann der Welt an der Spitze[17], 2010 heimlich, still und leise ein großes Aktienpaket aufkaufte und mit über 20 % zum größten Anteilseigner aufstieg. Als damals Bernard Arnault den damaligen CEO von Hermès anrief, um ihn- zwei Stunden vor der Öffentlichkeit- von der LVHM-Beteiligung zu informieren, soll dieser völlig konsterniert geantwortet haben: „If you want to seduce a beautiful woman, you don’t start by raping her from behind.” Inzwischen hat die verzweigte Familie Hermès ihre Firmenanteile in einer Holding gebündelt, um eine feindliche Übernahme zu verhindern…[18]

Portrait von Thierry Hermès im Pariser Sitz des Unternehmens. Daneben ein Kummet. Foto: Wolf Jöckel
Zu wünschen ist auch eine weite Verbreitung von Sommets Buch, gerade auch im Hause Hermès selbst. Und da spreche ich aus eigener Erfahrung: Als ich nämlich im August 2021 dem Sitz des Unternehmens einen Besuch abstattete, um das hier abgebildete Foto zu machen, war die Verwirrung und Ratlosigkeit bei den angesprochenen Mitarbeitern groß. Nein, ein solches Portrait gäbe es nicht… Man habe noch nie davon gehört…. Doch, das gäbe es, aber sehen könne ich es derzeit leider nicht…. Es sei vielleicht gerade für eine Ausstellung ausgeliehen….. oder es werde möglicherweise restauriert… Auch Madame de Bazelaire, die directrice de patrimoine von Hermès, konnte nicht helfen. Sie war gerade im Urlaub. Da ich aber keine Anstalten machte, das Feld zu räumen, erbarmte sich schließlich eine nette junge Angestellte meiner und wir machten uns gemeinsam auf die Suche. Wir hatten dann auch bald das im Treppenhaus zwischen anderen Erinnerungsstücken ausgestellte Portrait gefunden.
Vielleicht könnte das stolze Familienunternehmen Hermès das Buch von Sommet seinen Angestellten überreichen… Ich kann es jedenfalls nur wärmstens zur Lektüre empfehlen: Das Leben des Thierry Hermès ist eine höchst spannende deutsch-französische interkulturelle Geschichte, und es ist auch die Geschichte eines Handwerkers aus kleinsten, bescheidensten Verhältnissen, der am Anfang eines weltweiten Unternehmens der Luxusindustrie steht. Als Thierry Hermès sein Unternehmen aufbaute, gab es eine Vielzahl von Sattlern in Paris, von denen allein sein Name noch bekannt ist. Und es gab, als er starb, etwa 60000 deutsche Einwanderer, die in Paris ihr Glück suchten. Thierry Hermès hat es mit Willenskraft, Talent und Geschäftssinn dort gefunden. Aber weder in Paris noch in seiner Heimatstadt Krefeld erinnert ein Straßenname oder wenigstens eine Erinnerungsplakette an ihn. Möge die Monographie von Pierre Sommet dazu beitragen, dass Thierry Hermès den Platz in der Erinnerung erhält, der ihm gebührt.
Literatur
Moritz Sommet und Pierre Sommet unter Mitwirkung von Jean-Louis Calbat, Thierry Hermès – Eine deutsch-französische Geschichte.
Sonderdruck von Die Heimat. Krefelder Jahrbuch. Zeitschrift für
niederrheinische Kultur- und Heimatpflege
Teil 1 (Oktober 2022): Niederrheinische Wurzeln und Jugendjahre
Teil 2 (Oktober 2023): Teil 2: Leben und Wirken in Frankreich
Teil 3 (Oktober 2024): Auf den Spuren der Nachkommen der Krefelder Familie Hermes
Pierre Sommet, Sur les traces de Therry Hermès. Une histoire franco-allemande par excellence. Paris: Éditions Complicités 2023. 18 Euro.
2025 ist eine durchgesehene und erweiterte Ausgabe erschienen.
In Frankreich ist das Buch über den Buchhandel oder über die Internet-Adresse der Éditions Complicités zu beziehen. In Deutschland können Sie das Buch z.B. bei Parinfo oder auf Amazon bestellen. Amazon bietet auch eine Leseprobe und eine preisgünstige Kindle-Version an.
Die Geschichte von Diederich Hermes/Thierry Hermès gibt es auch in deutscher Sprache auf dem Blog von Pierre Sommet:
https://madamebaguette.tumblr.com
Dazu finden sich dort auch Links zu verschiedenen Rezensionen, unter anderem einer neueren aus dem SPIEGEL vom 15.2.2024: Fabian Hillebrand, Die deutschen Wurzeln der Luxusmarke Hermès:
https://drive.switch.ch/index.php/s/sJvBaronsCCugDS
Sogar BILD hat sich in der Regionalausgabe Nordrhein-Westfalen am 10.3. 2024 -in sehr informativer Weise- des Themas angenommen: Er ging als Preuße nach Paris:

Der Artikel von Pierre Sommet in dieser Zeitschrift: „Thierry Hermès: L’intelligence de la main et la force du poignet“
Im Portal „Rheinische Geschichte“ gibt es eine biographische Darstellung zu Thierry Hermès von Moritz und Pierre Sommet:
Anmerkungen
[1] https://www.abcbourse.com/analyses/chiffres/RMSp.
Hermès : des ventes en hausse de 23% au premier trimestre 2023. (journalduluxe.fr)
Siehe auch den nachfolgenden Artikel vom April 2023 über die Eröffnung einer neuen Hermès- Manufaktur: https://www.latribune.fr/entreprises-finance/industrie/agroalimentaire-biens-de-consommation-luxe/luxe-hermes-ouvre-une-nouvelle-manufacture-dans-l-eure-pour-repondre-a-l-explosion-de-la-demande-958206.html
[2] Bild aus: http://attelage.org/f_article_read.php?aid=11451
[2a] https://www.1stdibs.com/de/mode/handtaschen/henkeltaschen/hermes-birkin-diamond-hardware-tasche-schwarz-gl%C3%A4nzend-porosus-krokodil-35/id-v_16893672/?currency=eur&priceBookName=EU&gclid=EAIaIQobChMI49ng9deWgAMVboVoCR0Z3gFLEAQYAiABEgIL0vD_BwE&gclsrc=aw.ds Eingesehen am 17.7.2023
Caroline O. Jebens, Es ist keine Tasche, es ist eine Birkin! In: FAZ vom 18.7.2023
[3] https://parisiennetouch.wordpress.com/2014/02/03/typorama-philippe-apeloig-musee-des-arts-decoratifs/ und https://www.typographicposters.com/apeloig/59b1032e1abbcb26a070bd32
[4] Bild aus Instagram: „Staircase 2__ 17 rue de Sèvres Lutetia swimming pool By RDAI #design #france #paris #rivegauche #rdai #rdaidesign #hermes…“_files
Siehe dazu: https://vivreparis.fr/paris-une-boutique-de-luxe-dans-une-ancienne-piscine-classee/
[5] Equipement d’équitation | Hermès France (hermes.com)
[6] Siehe z.B. https://fashionunited.fr/actualite/mode/hermes-une-histoire-francaise/2020052223910
[7] https://www.hermes.com/de/de/content/272465-sechs-generationen-von-handwerkern/
[8] Yann Kerlau, Les dynasties du luxe. Tempus/Perrin 2016: Il y a un peu plus de deux cents ans, en 1801, naissait en Allemagne Thierry Hermès.
[9] Z.B. https://www.premiere.fr/Star/Thierry-Hermes : Né en Allemagne, il rejoint la France avec ses parents.
Yann Kerlau: Après avoir vendu ses chevaux, le patriarche ferme l’auberge : pas question de mettre sa famille en danger. Sans état d’âme, il plie bagage et quitte l’Allemagne avec toute sa famille, à destination de la France.
[10] https://meinfrankreich.com/hermes_krefeld_luxusmarke_frankreich/ : Als seine Eltern starben, hielt ihn nichts mehr in Krefeld. Er verließ seine Freunde und folgte dem Ruf der Liebe. Dietrich ging ins normannische Pont-Audemer, nannte sich fortan Thierry, und heiratete. Neun Jahre später zog das Paar nach Paris. Und setzte einen accent grave auf das zweite e des Familiennamens: Hermès.
[11] Yann Kerlau: Quand le temps vient pour lui de fonder un foyer, il choisit pour épouse une femme effacée, protestante, à la foi et aux valeurs solides…. Thierry Hermès et sa jeune épouse inculqueront à leurs enfants le goût de l’effort, les vertus de la discrétion, du travail et un sens de la famille, qui se transmettra de génération en génération.
[12] Siehe dazu: https://academiesciencesmoralesetpolitiques.fr/2013/10/21/hermes-entreprise-humaniste/
[13] https://fr.wikipedia.org/wiki/Thierry_Herm%C3%A8s : Thierry Hermès est le sixième enfant d’un aubergiste français protestant dont les ancêtres sont huguenots
Entsprechend: https://de.wikipedia.org/wiki/Herm%C3%A8s_(Unternehmen)
https://meinfrankreich.com/hermes_krefeld_luxusmarke_frankreich/ : Thierry stand auf der Geburtsurkunde, war der Junge doch Franzose und Nachfahre von Hugenotten.
und: https://rp-online.de/nrw/staedte/krefeld/hermes-ein-krefelder-erobert-paris_aid-13655165
Aber sie alle sind in guter Gesellschaft, denn auch die FAZ übernimmt und verbreitet diese Erzählung: „Geboren wurde er in Krefeld, wohin seine Familie wegen ihres protestantischen Glaubens geflohen war.“ Dass zu Beginn des Artikels auch noch fettgedruckt 1837 als Geburtsdatum von Thierry Hermès angegeben wird, ist ein bei einer Zeitung wie der FAZ eher etwas peinliches Versehen. Denn die nimmt ja für sich in Anspruch, von klugen Köpfen gelesen und doch sicherlich auch von mindestens ebenso klugen Köpfen gemacht zu werden…. https://www.faz.net/aktuell/stil/mode-design/mode/designer-abc/thierry-hermes-im-portrait-designer-abc-der-faz-1306936.html Für mich als einfachen Blogger hat es aber auch etwas Tröstliches, dass dererlei auch „in besten Kreisen“ vorkommt…. Als ich noch Mittelstufenschüler in Deutsch unterrichtete, war es für diese (und mich) immer ein besonderes Vergnügen, wenn sie von mir entsprechend ausgewählte Passagen aus der FAZ korrigieren durften (und konnten).
[14] Yann Kerlau: Muni de son carnet à dessin, il note tout à la hâte, fait des esquisses ici d’un mors, là d’une selle… Sait-on jamais ? Peut-être pourra-t-il un jour créer des objets comparables ? Si l’évolution des techniques et des transports le passionne, il n’en oublie pas pour autant le but qu’il s’est fixé : exercer un vrai métier et devenir son propre patron. Louant ses services à la journée, il est tour à tour cocher, palefrenier, harnacheur, acceptant toutes les tâches pour être sûr d’acquérir une formation solide.
[15] „un historien allemand habitant Crevelt, la ville de naissance d’Hermès, auteur d’une généalogie de la famille Hermès“ https://www.leparisien.fr/eure-27/thierry-hermes-a-pont-audemer-une-histoire-meconnue-que-la-ville-veut-ressusciter-24-02-2023-DVCMP4D3OBG4JMOTG652LQNHWM.php
[16] Sechs generationen von handwerkern | Hermès Deutschland (hermes.com)
[17] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/181482/umfrage/liste-der-top-25-milliardaere-weltweit/
[18] https://www.thefashionlaw.com/hermes-vs-lvmh-a-timeline-of-the-drama/
https://uk.fashionnetwork.com/news/hermes-family-finalises-holding-to-prevent-takeover,515488.html
Pingback: Die französische Luxusgüterindustrie – eine Klasse für sich
Danke fuer diese Suche, die sich wie ein Krimi liest. Ich werde natuerlich versuchen, auch die „Redewendungen“ im Handel ausfindig zu machen
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Liebe Frau Morel,
Herzlichen Dank! Was Potpourri, also die Redewendungen betrifft, könnten Sie sich direkt an die deutsch-französische Gesellschaft in Duisburg bzw. an den Magenta-Verlag in Kempen wenden. Alle relevanten Informationen finden Sie in meinem Blog http://madamebaguette.Tumblr.com
Bien cordialement
Pierre Sommet
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was für eine Geschichte! Wieder hab ich viel dazu gelernt . DANKE!
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Eine sehr spannende Krefeld/Frankreich-Geschichte – wie oft schon sind wir an dem Gebäude in der St. Honoré vorbeigekommen- demnächst schauen wir genauer hin!
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Danke für den neuen Eintrag.Gern würde ich Ihnen den Band senden „Franz Stock, Die ersten deutschen Drucker in Paris um 1500“ Besteht Interesse ? Falls Ja, dann benötigte ich die postalische Anschrift.
Grüße aus dem sonnigen Berlin mit Dürre schön im Juni
Christoph-M. Stegers
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Vielen Dank für das schöne Angebot, das ich gerne annehme. Der Titel des Buches ist ja schon alleine sehr vielversprechend. Meine deutsche Postadresse: Eichendorffstraße 6 b 61440 Oberursel
Mit herzlichen Grüßen aus Südfrankreich
Wolf Jöckel
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Lieber Herr Stegers. das Bicj ost git amgekommen. Vielen Dank dafür. Für mich ein ganz neuer und interessanter Bereich der Tätigkeit von Franz Stock. „Franz Stock in und übere Paris“ – vielleicht könnte da ja einmal Thema eines Beitrag von Ihnen für diesen Blog sein. Würde mich freuen. Mit besten Grüßen Wolf Jöckel
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