Das Palais Royal (3): revolutionärer Freiraum und Sündenbabel in den „wilden Jahren“ zwischen 1780 und 1830

Der Garten das Palais Royal mit seinen Arkadengängen war seit deren Entstehung in den 1780-er Jahren ein Anziehungspunkt nicht nur für Pariser, sondern für Touristen aus aller Welt. Man ging dorthin, um zu essen, einzukaufen, sich zu unterhalten und zu amüsieren. Wollte man sehen und gesehen werden, ging kein Weg am Palais Royal vorbei.  Es war gewissermaßen ein Vorläufer heutiger Einkaufszentren und die „Amüsiermeile“ von Paris. Zeitgenössische Berichte überbieten sich geradezu mit entsprechenden Superlativen.

Mehr dazu im vorhergehenden Bericht über Kommerz und Unterhaltung in den „wilden Jahren“ des Palais Royal:

https://paris-blog.org/2020/08/01/das-palais-royal-2-ein-einkaufs-und-unterhaltungszentrum-in-den-wilden-jahren-zwischen-1780-1830/  

Im nachfolgenden Bericht geht es um zwei für das Palais Royal ebenfalls zentrale Aspekte: nämlich seine politische und erotische Bedeutung. In beiderlei Hinsicht war es ein einzigartiger „hotspot“ in den wilden Jahren zwischen 1780 und 1830.[1]

Das Palais Royal als „Anti- Versailles“ und Schauplatz der Revolutionen

Am 12. Juli 1789 wird der  Garten des Palais Royal  Schauplatz eines Ereignisses, das in die Geschichtsbücher eingeht: Camille Desmoulins,  ein junger, bis dahin weitgehend unbekannter junger Mann, er ist Journalist und Rechtsanwalt, steigt auf einen der im Garten aufgestellten Tische  und ruft das Volk zu den Waffen. Was war der Anlass? Am Mittag des Tages war  in Paris die Nachricht von der Entlassung des Finanzministers Necker durch Ludwig XVI. eingetroffen.  Necker war beim Dritten Stand sehr beliebt, weil er dafür eingetreten war, den von der Nationalversammlung  vorgebrachten liberalen Forderungen entgegenzukommen. Der König aber folgte den Scharfmachern in seiner Umgebung. Necker wird entlassen und zum Verlassen des Königreichs aufgefordert.[2] Was danach geschieht, berichtet Desmoulins in einem Brief vom 16. Juli  an seinen Vater:

Wie hat sich in drei Tagen das Gesicht aller Dinge verändert! Am Sonntag [12. Juli] war ganz Paris bestürzt über die Entlassung Neckers; sosehr ich versuchte, die Geister zu erhitzen, kein Mensch wollte zu den Waffen greifen. Ich schließe mich ihnen an; man sieht meinen Eifer; man umringt mich; man drängt mich, auf einen Tisch zu steigen: In einer Minute habe ich 6000 Menschen um mich. „Bürger“, sage ich nunmehr, „ihr wisst, die Nation hatte gefordert, dass Necker ihr erhalten bliebe, dass man ihm ein Denkmal errichtete: Man hat ihn davongejagt! Kann man euch frecher trotzen? Nach diesem Streich werden sie alles wagen, und noch für diese Nacht planen sie, organisieren sie vielleicht eine Bartholomäusnacht für die Patrioten.“ „Zu den Waffen“, sagte ich, „zu den Waffen!“ [3]

Alle sollten grüne Kokarden nehmen als Zeichen der Hoffnung. Er wolle auch gerne ruhmreich sterben. Nur ein Unglück könne es für ihn geben:  Mitanzusehen, wie Frankreich versklavt werde,   „c’est celui de voir la France devenir esclave“.[4]Schauplatz der Szene ist das Palais Royal, der Tisch, den Camille Desmoulins besteigt, gehört zu dem Café le Foy. Dieses Café war damals das einzige im Palais Royal, das  das Privileg hatte, Tische im Garten aufstellen zu dürfen. Und es war, wie die Brüder Goncourt in ihrer Geschichte der französischen Gesellschaft während der Revolution  schreiben, in den bewegten Monaten des Sommers 1789 im Palais Royal das, was das Palais Royal in Paris war: „une petite capitale d’agitation, dans le royaume de l’agitation“ und die sieben Arkaden das Cafés waren „le portique de la Révolution“.[5]

Hier eine weit verbreitete Darstellung  der berühmten Szene vom 12. Juli 1789: Ein Kupferstich nach einer Zeichnung von Jean-Louis Prieur d.J. aus der Folge  Tableaux de la Révolution Française, 1791/92.[6]

Dieses Bild hat ein leeres alt-Attribut; sein Dateiname ist camillus_desmoulins_predigt_aufruhr_in_dem_palais_royal_12jul1789.jpeg.jpeg.

Die Wirkung dieser Rede ist überwältigend. Es bildet sich ein spontaner Demonstrationszug. Die Büsten von Necker und des Herzogs von Orléans werden im Triumphzug durch die Stadt zum Platz Louis XV getragen.[7]

Die Büsten hatte man  von Philippe Curtz/Curtius erhalten, der in Paris zwei Wachsfigurenkabinette unterhielt, davon eines im Palais Royal, in der Galerie de Montpensier Nummer 17, in dem die Büsten bedeutender historischer Persönlichkeiten und aktueller politischer Prominenz ausgestellt waren. (Marie Grosholtz,  die spätere Mme Tussaud erlernte dort ihr Handwerk). Auf der place Louis XV, der heutigen place de la Concorde, kam es zu einem Scharmützel mit dem régiment Royal-Allemand, deutschen Söldnern. Die musste man einsetzen, weil die gardes françaises sich auf die Seite ihrer Landsleute gestellt hatten.  Der Träger der Büste des Herzogs von Orléans wurde von einem Schuss getroffen, was die Empörung weiter steigerte. Er und die ramponierte Büste wurden demonstrativ ins Palais Royal zurückgebracht.

Am Abend kam es dann zum Sturm auf  die Barrieren der Zollmauer, von denen die meisten zerstört wurden: Dort erhoben die sogenannten Generalpächter im Auftrag der Krone Zoll unter anderem für Brot und Getreide. Deren Preise waren damals so hoch wie noch nie im 18. Jahrhundert. [8] Zwei Tage später wurde die Bastille gestürmt und Camille Desmoulins konnte am 20. September stolz seinem Vater berichten:

Denkt Euch, ein großer Teil der Hauptstadt nennt mich unter den hauptsächlichsten Urhebern der Revolution Ich habe dazu beigetragen, mein Vaterland frei zu machen, ich habe mir einen Namen gemacht.[9] 

Und das Palais Royal war durch ihn zu einem der großen Schauplätze der Französischen Revolution geworden. Desmoulins  nannte das Palais-Royal sogar das  „camp de la Révolution“. Schon am 24.  Juni 1789, bevor er selbst den Tisch des Cafés le Foy bestieg und das Volk zu den Waffen rief, schrieb er in einem Brief, im Palais-Royal bestiegen jeden Abend Menschen mit lauter Stimme die Tische und verläsen die neuesten Nachrichten. Dabei herrsche eine gespannte Stille, nur unterbrochen von Bravos der Patrioten. Und dann verglich er das Palais Royal mit dem Forum Romanum: „Ainsi faisaient les Romains dont le Forum ne ressemblait pas mal à notre Palais-Royal.“[10]

 In der Tat war schon vor der Zusammenkunft der Generalstände in Versailles das Palais Royal „das Forum gewesen, das die öffentliche Meinung mit neuen Schlagworten versorgte.“  Die in Frankreich verbotenen Bücher von Voltaire und Rousseau konnten hier gelesen werden. Als dann die Generalstände tagten, entwickelte sich im Palais Royal eine parallele Versammlung, an der ohne Einschränkung jedermann teilnehmen konnte und die permanent tagte. Im Palais Royal schlug gewissermaßen „das Herz der Revolution“.[11]

Der Schriftsteller, Journalist und Verleger Joachim Heinrich Campe hat das in seinen Briefen aus Paris beschrieben. Campe war gleich nach dem Sturm auf die Bastille von Braunschweig nach Paris aufgebrochen,  um dem Leichenbegräbnis des französischen Despotismus beizuwohnen.“[12] Campe schreibt in seinem zweiten Brief vom 9. August 1789 über das Palais Royal:

Alles, was hier gesagt oder getan wird, bleibt innerhalb der Mauern des Palais; kein Mensch nimmt weiter Notiz davon; kein Mensch bekümmert sich weiter darum. Schon seit vielen Jahren war dieser Ort, ohngeachtet er mitten in Paris und dem Throne des Despotismus so nahe lag, der Sitz einer unbeschränkten bürgerlichen und gesellschaftlichen Freiheit, wo man redete, was man dachte, und wo man tat, was man wollte, ohne dass jemand ein Ärgernis daran nahm. Der Pariser hörte auf, sobald er diesen Ort betrat, ein Pariser oder Franzose zu sein, er war für den Augenblick ein vollkommener Republikaner, ein Weltbürger, der keine bürgerlichen und keine konventionellen Einschränkungen und Fesseln kannte.“[13]

Dass das Palais Royal eine so bedeutende politische Rolle spielen konnte, ist wesentlich seinem „Hausherrn“, dem Herzog von Orléans, zu verdanken. Er gehörte einer bourbonischen Nebenlinie an, war aber im Versailler Königshaus wenig gelitten. Über sein „unstandesgemäßes“ Immobilienprojekt mit dem Verkauf von Läden und Wohnungen an den Rändern des Palais Royal-Gartens  rümpfte man am Hof die Nase. Und noch weniger amused war man über die politischen Neigungen des Herzogs, der ein großer Bewunderer des englischen Regierungssystems war und mit den neuen Ideen der Aufklärung  sympathisierte. Am 25. Juni 1789 hatte er sich als Mitglied der Nationalversammlung mit anderen Vertretern des Adels dem Dritten Stand angeschlossen. Kein Wunder also, dass das Palais Royal zu einem Treffpunkt kritischer Geister wurde. Da der Herzog als Hausherr dort auch die Polizeigewalt innehatte, musste man keine Verfolgungen befürchten: Das Palais Royal war sozusagen ein exterritorialer Raum und ein „Anti-Versailles“.

In den Revolutionsjahren trafen sich in den Cafés die Anhänger verschiedener  politischer Strömungen und Vereinigungen. Von der besonderen Rolle des Café le Foy war schon die Rede. Dort hatte  Desmoulins  seinen großen Auftritt am 12. Juli 1789, dort verkehrte auch seine Geliebte,  Théroigne de Mérincourt,  die „Amazone der Revolution“. Sie war eigentlich die Tochter flämischer Bauern, war in Paris wie die „Königin von Saba“ empfangen worden, hatte am Weiberzug nach Versailles teilgenommen und war neben dem Wagen geritten, der den König nach Paris transportiert hatte. Im Café de Foy hielt sie blutige Volksreden…[14]  Später versammelten sich in diesem Café ausgerechnet die Royalisten, während sich die  Jacobiner, nachdem Ludwig XVI. und Marie-Antoinette unter der Guillotine geendet waren, im Café Corazza trafen.

Nach der Abschaffung des Königtums am 10. August 1792 wechselte der Herzog von Orléans seinen Namen: Er nannte sich nun Philippe Égalité,  das Palais Royal wurde zum Palais-  Égalité und der Garten zum Jardin de la Révolution.[15]

In einem der Arkadencafés  ermordete ein  Royalist  am 20. Januar 1793 den Abgeordneten Lepeletier de Saint-Fargeau, einen Anhänger Robespierres, weil er für den Tod Ludwigs XVI.  gestimmt hatte.[16]

Eigentlich wollte der Attentäter Philippe- Égalité als den ranghöchsten „Königsmörder“ töten, denn auch der hatte für den Tod des Königs gestimmt und damit zur denkbar knappsten  Mehrheit im Konvent für das Todesurteil Ludwigs XVI. beigetragen  (361 gegen 360 Stimmen).  Gedankt hat ihm die Revolution das nicht:   Am 6. November 1793 endete auch sein Leben unter der Guillotine.  

Auch bei der sogenannten Juli-Revolution von 1830, die zum endgültigen Sturz der Bourbonen führte, spielte das Palais Royal eine wesentliche Rolle und man hat es deshalb auch als pépinière des révolutions bezeichnet.[17] In den Jahren  der Restauration zwischen 1815 und 1830 unter Karl X. war das Palais Royal eine wichtige und populäre  Informationsbörse und ein Diskussionsforum. Ludwig Börne hat das in seinen zwischen 1822 und 1824 entstandenen Schilderungen aus Paris beschrieben. Darin ist ein eigenes Kapitel den Lesekabinetten gewidmet:

Für einen Sittenmaler gibt es keinen reichern Anblick als der Garten des Palais Royal in den Vormittagstunden. Tausend Menschen halten Zeitungen in der Hand und zeigen sich in den mannigfaltigsten Stellungen und Bewegungen. Der eine sitzt, der andere steht, der dritte geht, bald langsamern, bald schnellern Schrittes. Jetzt zieht eine Nachricht seine Aufmerksamkeit stärker an, er vergißt den zweiten Fuß hinzustellen, und steht einige Sekunden lang wie ein Säulenheiliger auf einem Beine. Andere stehen an Bäume gelehnt, andere an den Geländern, welche die Blumenbeete einschließen, andere an den Pfeilern der Arkaden. Der Metzgerknecht wischt sich die blutigen Hände ab, die Zeitung nicht zu röten, und der ambulierende Pastetenbäcker läßt seine Kuchen kalt werden über dem Lesen. Wenn einst Paris auf gleiche Weise unterginge, wie Herkulaneum und Pompeji untergegangen, und man deckte den Palais Royal und die Menschen darin auf, und fände sie in derselben Stellung, worin sie der Tod überrascht – die Papierblätter in den Händen wären zerstäubt – würden die Altertumsforscher sich die Köpfe zerbrechen, was alle diese Menschen eigentlich gemacht hatten, als die Lava über sie kam. Kein Markt, kein Theater war da, das zeigt die Örtlichkeit. Kein sonstiges Schauspiel hatte die Aufmerksamkeit angezogen, denn die Köpfe sind nach verschiedenen Seiten gerichtet, und der Blick war zur Erde gesenkt. Was haben sie denn getan? wird man fragen, und keiner wird darauf antworten: sie haben Zeitungen gelesen.[18]

Während  hier im öffentlichen Raum gelesen und diskutiert wird, war das im gleichzeitigen deutschen Biedermaier anders:  Ernst Elias Niebergall hat den typischen deutschen Zeitungsleser dieser Zeit in seiner  in Darmstädter Mundart verfassten sogenannten Lokalposse Datterich  wunderbar karikiert.  Da liest der Drehermeister Dumbach  seine Zeitung im bequemen häuslichen Ohrensessel und raisonniert und spintisiert dann am Stammtisch im Wirtshaus über Gott und die Welt, was stellenweise  geradezu bedrückend zeitgemäß klingt: „Mir erläwe’s net, awwer Sie wern sähe, dass ich recht hob: in fufzig Johr sinn mer all Derke![19] (In fünfzig Jahren sind wir alle Türken!)

Im Palais Royal dagegen kündigen  sich schon die nächste Revolution und der Sturz der Bourbonen-Herrschaft an:  Am 31. Mai gibt Louis-Philippe, duc d’Orléans und Sohn des 1793 guillotinierten Philippe-Égalité, im Palais Royal ein großes Fest für seinen Schwager, den König beider Sizilien (Neapel und Sizilien), an dem auch ausnahmsweise Karl X. teilnimmt, der sonst einen großen Bogen um das (nicht nur) politisch anrüchige Palais macht. Es ist ein warmer Abend, es wird getanzt, dann aber auch gegen den immer autoritärer regierenden König demonstriert. Ein Beobachter kommentiert mit dem berühmt gewordenen Satz: „C’est bien un bal napolitain car nous dansons sur un volcan!“ [20] Einige Tage später kommt es zum Ausbruch des Vulkans: Am 26. Juli ordnet Karl X. in den sogenannten Juli-Ordonnanzen an, die Pressezensur einzuführen und das Wahlrecht einzuschränken.  Im Garten des Palais Royal wird der Text der Ordonnanzen verbreitet, wie die Lithographie Hyppolyte Bellanges zeigt.[21]

Dort ist, wie ein zeitgenössischer Beobachter schreibt, die Empörung groß und die Erregung auf ihrem Siedepunkt. „Sur chaque banc surgissent de nouveaux Camille Desmoulins“.[22]

Die Polizei schreitet ein, aber vergebens.

Die ersten Barrikaden werden in den umliegenden Straßen errichtet. Durch den Aufstand in den  Trois Gloirieuses, den „drei glorreichen Tagen“ des  27./28./29. Juli, wird Karl X. zur Abdankung  gezwungen.

Dieses Gemälde von Horace Vernet zeigt Louis – Philippe, wie er am 31. Juli das Palais Royal verlässt, um sich in das Hôtel de Ville zu begeben.[23] Dort  wird er von den Vertretern des liberalen Großbürgertums empfangen, das ihn einige Tage danach zum „König der Franzosen“ erhebt.

So haben zwei Revolutionen ihren Ausgang im Palais Royal genommen. 

Im Garten der Lüste

Das Palais Royal war aber  in den Jahren zwischen 1880 und 1930 nicht nur ein revolutionärer Freiraum und ein politischer Vulkan,  sondern auch -modern ausgedrückt- das Eros-Center von Paris.

Jacques-Antoine Dulaure nennt in seinen Nouvelles Descriptions des curiosités de Paris aus dem Jahr 1787 das Palais Royal „ le centre des plaisirs“ von Paris[24]. Der Garten der Lüste  hatte einerseits eine große Anziehungskraft, stieß aber auch ab. Für Louis Sebastien Mercier war es  „le temple de la volupté“, ja eine „scheußliche Kloake mitten in der Stadt“. Auf einem Punkt sei hier der ganze Skandal der Prostitution konzentriert.[25]

Heinrich von Kleist schreibt in einem Brief aus Paris vom 29. Juli 1801: „Auf dem Rückwege gehe ich durch das Palais Royal, wo man ganz Paris kennenlernen kann, mit all seinen Greueln und sogenannten Freuden- es ist kein sinnliches Bedürfnis, das hier nicht bis zum Ekel befriedigt, keine Tugend, die hier nicht mit Frechheit verspottet, keine Infamie, die hier nicht nach Prinzipien begangen würde.“[26]  Ludwig Börne,  von dem schon die Rede war, bewunderte zwar einerseits das politische Leben im Palais Royal, bezeichnete es aber andererseits  mit Abscheu als das „Lustlager“, das wohl allen bekannt sei. „Die Armut ist vergoldet, der Hunger scherzt, das Laster lächelt.“ [27]   Im Allgemeinen trug aber gerade dieses „lächelnde Laster“  ganz wesentlich zur Attraktivität des Palais Royal in dessen wilden Jahren zwischen  1780 und 1830 bei. Nicht von ungefähr führt der erste Weg des im vorigen Bericht zitierten russischen Reisenden Karamansin ins Palais Royal.[28] Für die europäischen Eliten dieser Zeit war Paris, und da vor allem das Palais Royal, die Hauptstadt des Vergnügens  und der Freizügigkeit,  capitale du plaisir et du libertinage.[29]

Es gab auch entsprechende Reiseführer, in denen die „fröhlichen und galanten Abenden“ im Palais Royal anschaulich beschrieben wurden.  Da lässt sich der Gast gleich von zwei „filles publiques“ verwöhnen und eine Bedienstete serviert dazu edle Speisen und Getränke, an denen es im Palais Royal ja auch nicht mangelte.

Und wer es ganz genau wissen wollte, konnte einen Führer mit den Namen, Wohnungen und Tarifen der käuflichen „filles du Palais-Royal“ erstehen. Deren „Rang“ und entsprechend auch deren Tarife waren  sehr unterschiedlich und die Angebote manchmal so umfangreich und differenziert wie die damals im Palais Royal „erfundenen“ kulinarischen Menüs. Es muss  also ein recht voluminöses Opus gewesen sein; zumal  insgesamt im Palais Royal, dem wohl größten „marché aux putains“ der Geschichte,  bis zu 2000 „filles“ ihrem Gewerbe nachgingen! 600-800 wohnten direkt in den Häusern, die den Garten des  Palais Royal umgeben, die anderen waren sogenannte „hirondelles“ (Schwalben), die abends auf Freiersuche in die Galerien und den Garten  kamen. [30]

Wie es da abends zuging,  vermitteln  die  beiden nachfolgenden zeitgenössischen Darstellungen:

Hier handelt es sich um ein Ölgemälde von Louis Léopold Boilly (1761-1845).[31] Zu sehen ist eine einschlägige Szene in den Galerien des Palais Royal. Insgesamt fällt die deutliche Unterscheidung der schwarz gekleideten Männer und der weiß gekleideten Frauen auf. Darauf hat auch Balzac in seiner Beschreibung des Palais Royal in den „Verlorenen Illusionen“  hingewiesen:

„Das Fleisch der Schultern und der Brüste stach aus dem Dunkel der männlichen Kleidung hervor und bewirkte den prachtvollsten Gegensatz…“[32]

 Auf dem Bild von Boilly  sieht man einen Herrn hinter dem Zaun im Gespräch mit zwei Damen. Die Mitte bilden drei Figurengruppen mit jeweils einer hervorgehobenen weiß gekleideten Frau. Während der Mann hinter dem Zaun offenbar noch ein Anbahnungsgespräch führt, scheint sich das Paar daneben schon handelseinig zu sein, wie die besitzergreifende Geste des Mannes andeutet. Die Dame rechts davon –in Begleitung eines Kindes- bietet sich offenbar den beiden neben ihr stehenden Männern an. Manche „filles publiques“ mieteten sogar Kinder, um als angebliche „mère de famille“ ihre  Chancen zu erhöhen.[33]  Die Frau rechts im Bild streichelt das Murmeltier im Korb des Kindes, eine im 18. Jahrhundert anscheinend verbreitete allegorische Darstellung mit eindeutig sexueller Konnotation. Das Kind und die sich diskret im Hintergrund haltende Frau könnten auch ein Hinweis darauf sein, dass, wie Rétif de la Bretonne schreibt,  im Garten des Palais Royal   Kupplerinnen Jungen und Mädchen „im Alter der zartesten Unschuld“ anbieten und diese Opfer brutaler Freier werden.[34] Das am Pfeiler rechts angeheftete Plakat mit der Aufschrift „Avis aux sexes“ lässt keinen Zweifel, worum es in dieser Szenerie geht.

Eindeutig ist auch die nachfolgende Lithographie  des böhmischen Malers und Grafikers  Georg Emmanuel Opitz zeigt: Opitz kam 1814 wohl im Gefolge der siegreichen anti-napoleonischen Koalition nach Paris. 1819 erschien dann sein graphisches Hauptwerk, die 24 Charakterszenen aus dem Leben in Paris. 

Dabei durfte natürlich das „lupanar à ciel ouvert“[35] nicht fehlen. Thema dieser kolorierten Lithografie ist der Ausgang der Boutique  Nummer 113, der wohl bekanntesten „Spielhölle“ des Palais Royal mit dazu gehörendem Café und Bordell, die es Opitz besonders angetan hatte.  Die Galerien des Palais Royal scheinen, folgt man diesen beiden Darstellungen,  geradezu als Kontakthof  gedient zu haben.[36]  

Es gab aber auch noch andere Kontaktmöglichkeiten, wie die scheinbar  „unschuldigen“ magasins prétextes,  in denen aber nicht in erster Linie die ausgestellten Waren verkauft wurden. Aus einem Polizeibericht vom  21. August 1794 : « Les femmes publiques font plus que jamais publiquement commerce de leurs charmes en invitant les passants à venir acheter leurs marchandises.“ [37] Es gab außerdem die Cafés wie das berühmte Café des Aveugles oder das noble Café de Foy, in denen die „cocottes de luxe“ auf eine spendable  Kundschaft warteten.  Und nicht zuletzt hatte das Théâtre de Montpensier seinen Platz im erotischen Angebot des Palais Royal.[38]

Louis Binet 1744-1800), Foyer du théâtre Montansier im Palais Royal

Aus dem schon zitierten  Polizeibericht erfährt man, dass ein Drittel der Plätze dieses Theaters,  und zwar die allerbesten, für die „femmes publiques“ reserviert waren. Auf dieser zeitgenössischen Darstellung sieht man auf der rechten Seite einen Theaterbesucher, der mit einem Opernglas die auf der Balustrade aufgereihten Damen begutachtet, in der Mitte sprechen zwei Damen mögliche Kunden an, wobei sie ihren Avancen durch entsprechende Armbewegungen Nachdruck verleihen: „la salle du théâtre est ainsi transfigurée en un vaste champ de bataille érotique où viennent se négocier les plaisirs.“[39]

Für den hier dargestellten  erotischen Kampf musste man natürlich  entsprechend gerüstet sein. Ein Mittel dafür waren  die  Buchhandlungen, die in den „années folles“ des Palais besonders beliebt waren.  Da gab es zum Beispiel die Buchhandlung Pierre- Honoré-Antoine Pain, wo die einschlägigen erotischen Bestseller der Zeit auslagen und verkauft wurden. Die meisten dieser Buchhandlungen hatten bis spät in die Nacht geöffnet. Die Lektüre eines erotischen Textes im Kerzenschein diente manchen Besuchern des Palais Royal als „apéritif sexuel“, bevor sie unter den Arkaden des Palais oder nach einer Vorstellung im théâtre Montansier  von der Imagination in die Realität wechselten.[40]

Und dann gehörte dazu natürlich auch ein passendes outfit. Im 18. Jahrhundert wurden Modezeichnungen immer beliebter, die in Almanachen, Zeitschriften oder illustrierten Büchern veröffentlicht wurden. Ein um 1800 bekannter Modezeichner war Claude-Louis Desrais (1746-1816), der eine Serie von Grafiken zum Thema Mode du Jour (Mode des Tages) anfertigte. Die Nummer 5 dieser Serie trägt den Titel „LE SÉRAIL EN BOUTIQUE“.[41]

Die Szene ist sehr wahrscheinlich im Palais Royal angesiedelt, wofür auch die Werbung für das Théâtre Montpensier an der Wand links spricht. Schauplatz ist eine Boutique, ein magasin prétexte. Der Ausdruck sérail ist eine Anspielung an die Harems und überhöht damit gewissermaßen  die ziemlich drastische Bordell- Szenerie mit den ostentativ barbusigen „filles de joie“.  Und die beiden Herren rechts und links, die dem Treiben zusehen bzw.  dabei sind, sich ihm anzuschließen,  sind von Desrais modisch ausstaffiert.

Restif de la Bretonne, der wie kein anderer das nächtliche Palais Royal beobachtet und beschrieben hat, ging – nicht ohne ein gewisses Bedauern- davon aus, dass  mit der Französischen Revolution strengere Sitten dem dortigen libertären Treiben ein Ende machen würde: „Nous posons en fait, que si notre admirable Revolution se consolide,  comme il y a tout lieu de le croire, elle élevera tellement l’âme a tout ce qui porte le nom de Français, que dans dix ans, on ne trouvera plus de Filles-publiques….“[42]  Aber genau das Gegenteil trat ein: 1791 wurde die Prostitution von der Liste der Vergehen gestrichen und damit legalisiert, wozu auch die 2100  „demoiselles du Palais-Royal“  mit ihrer Eingabe an die Generalstände beigetragen hatten. [43]

Die Folge war, dass das Palais Royal als erotisches Zentrum zunächst  noch weiter an Bedeutung gewann.[44] Das änderte sich allerdings seit den 1820-er Jahren: 1822 verbot der Polizeipräfekt die Prostitution im Palais Royal  zwischen dem 15. Dezember und dem 15. Januar, um ungestörte und unabgelenkte Einkäufe zu Weihnachten und zum neuen Jahr zu gewährleisten. Diese Maßnahme wurde in den folgenden Jahren erneuert, bis dann 1830 ein generelles Prostitutionsverbot im Palais erlassen wurde: Das Ende der „wilden Jahre“.  1836 wurde dann auch noch das Glücksspiel im Palais Royal verboten und so sein Niedergang besiegelt.  Die Prostituierten suchten sich neue Jagdgebiete,  die noblen Schmuckgeschäfte in den Arkaden zogen zur place Vendôme um und für das Flanieren boten sich die neuen Passagen und die grands boulevards an.  Das Palais Royal galt als „un quartier qui meurt“, [45]  bis es dann als Ort der Literatur und Oase der Ruhe mitten in Paris zu neuem Leben erwachte. Doch das ist eine andere Geschichte und ein anderer Blog-Beitrag:

https://paris-blog.org/2020/07/17/das-palais-royal-1-ein-garten-der-literatur-und-eine-oase-der-ruhe-mitten-in-paris/  

Anmerkungen

[1] Die Charakterisierung des Palais Royal als revolutionärer Freiraum und Sündenbabel im Titel dieses Berichts habe ich von Uwe Schultz, Paris. Literarische Spaziergänge, S. 197 übernommen.

[2] Zum historischen Hintergrund siehe: François Furet/Denis Richard, Die Französische Revolution. Frankfurt 1968, S. 84f (Die drei Revolutionen des Sommers 1789)

[3] Zitiert in: https://www.spiegel.de/spiegel/spiegelgeschichte/d-68812759.html Vollständige deutsche Version in: Politische Bildung, Materialien für den Unterricht. Die Französische Revolution. Stuttgart 1978, S. 43ff (nach Gustav Landauer, Hrsg, Briefe aus der Französischen Revolution, Bd 1, Ffm 1919, S. 148-156)

[4]Que la face des choses est changée depuis trois jours! Dimanche, tout Paris était consterné du renvoi de M. Necker; (…) Je vais sur les trois heures au Palais-Royal; je gémissais, au milieu d’un groupe, sur notre lâcheté à tous, lorsque trois jeunes gens passent, se tenant par la main et criant: Aux armes! Je me joins à eux; on voit mon zèle, on m’entoure, on me presse de monter sur une table: dans la minute, j’ai autour de moi six mille personnes. ‚Citoyens, dis-je alors, vous savez que la nation avait demandé que Necker lui fût conservé, qu’on lui élevât un monument, et on l’a chassé! Peut-on vous braver plus insolemment? Après ce coup, ils vont tout oser, et, pour cette nuit, ils méditent, ils disposent peut-être une Saint-Barthélemy pour les patriotes. (…) je parlais sans ordre: ‚Aux armes! Ai-je dit, aux armes. Prenons tous des cocardes vertres, couleur de l’espérance.“.

 Œuvres de Camille Desmoulins. Bd 1. Herausgegeben von der Bibliothéque Nationale. Collection des meilleurs auteurs anciens et modernes. Paris 1871, S. 8/9

[5]   Edmond et Jules de Goncourt, Histoire de la société française pendant la Révolution. Paris: Éditions du Boucher 2002 (Nachdruck der Ausgabe von 1889), S. 156  (Elektronische Ausgabe bei books.google.de) 

[6] Kupferstich aus dem Jahr 1802 von Pierre Gabriel Berthault (1748–1819) nach Zeichnung von Jean-Louis Prieur d. J. (1759–1795). Aus der Folge: Tableaux de la Révolution Française, 1791/92. Aus: https://commons.wikimedia.org/ 

[7] Aus:  https://utpictura18.univ-amu.fr/

[8] Siehe dazu den Blogbeitrag über die Zollmauer von Paris: https://paris-blog.org/2020/06/01/ledoux-lavoisier-und-die-mauer-der-generalpaechter/

[9] https://www.spiegel.de/spiegel/spiegelgeschichte/d-68812759.html

[10] de Villefosse, S. 235

[11] Zitate aus: Johannes Wilms, Tugend und Terror. Geschichte der Französischen Revolution. München 2014,  S. 152 und https://www.zeit.de/2008/32/OdE41-Revolution/seite-3  Siehe auch https://www.parisrevolutionnaire.com/spip.php?article131 

[12] Siehe auch den Blog-Beitrag über den Park Jean-Jacques Rousseau: 

https://paris-blog.org/2020/09/01/der-park-jean-jacques-rousseau-in-ermenonville-der-erste-landschaftspark-auf-dem-europaeischen-kontinent-und-die-erste-begraebnisstaette-rousseaus/  

[13] Joachim Heinrich Campe, Briefe aus Paris während der Französischen Revolution geschrieben. Herausgegeben von Helmut König. Berlin: Rütten und Loening 1961, S. 165/166

[14] Siehe: Hermann Kesten, Dichter im Café. Ullstein Buch 37105. Ffm/Berlin/Wien 1983, S. 56/57

[15] http://passerelles.bnf.fr/dossier/palais_royal_01.php

[16] Bild aus: https://fr.wikipedia.org/wiki/Palais-Royal

[17] https://www.parisrevolutionnaire.com/spip.php?article131

[18] Aus: Ludwig Börne, Die Lesekabinette. In: Schilderungen aus Paris.. http://www.zeno.org/Literatur/M/B%C3%B6rne,+Ludwig/Schriften/Schilderungen+aus+Paris/10.+Die+Lesekabinette

Zu Ludwig Börne in Paris siehe auch: Das Grabmal Ludwig Börnes auf dem Père Lachaise in Paris: Eine Hommage an den Vorkämpfer der deutsch-französischen Verständigung. https://paris-blog.org/2018/07/10/das-grabmal-ludwig-boernes-auf-dem-pere-lachaise-in-paris-eine-hommage-an-den-vorkaempfer-der-deutsch-franzoesischen-verstaendigung/

[19] Ernst Elias Niebergall, Datterich. Localposse in der Mundart der Darmstädter. Nach dem Erstdruck von 1841. Darmstadt 1950, S. 30

[20] Zit. bei Villefosse, S. 342

[21] https://www.elke-rehder.de/Antiquariat/July-Revolution-1830.htm

[22] Zit. bei Villefosse, S. 343

[23] https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Vernet_-_31_juillet_1830_-_Louis-Philippe_quitte_le_Palais-Royal.jpg

[24] Paris, Lejay, 1787, Band 2, S. 121-126.  Zit. in:  https://www.cairn.info/revue-histoire-urbaine-2001-1-page-83.htm#no7

[25] Tableau de Paris.  1781-1790 und Nouveau Paris, 1800, S. 103. Zitiert bei Clyde Plumauzille : https://www.pariszigzag.fr/histoire-insolite-paris/les-secrets-du-palais-royal

[26] Heinrich von Kleist, Ekel in der Menge. Brief aus Paris vom 29. Juli 1801. Zit in: Karsten Witte (Hrsg), Paris. Deutsche Republikaner reisen. FFM 1980  (Insel Taschenbuch 389)  S. 68

[27] Ludwig Börne, Schilderungen aus Paris 1822 und 1823. In: Gesammelte Schriften 1829.

[28] N.M.Karamansin, Brief eines russischen Reisenden. Aus: Europa erlesen: Paris. Herausgegeben von Joachim Dennhardt. Klagenfurt 2015, S.34/37

[29] Clyde Plumauzille, Le ‘marché aux putains’ : économies sexuelles et dynamique spatiales du Palais-Royal dans le Paris révolutionnaire. https://journals.openedition.org/gss/2943

 Siehe auch: http://bluelionmobiletours.blogspot.com/2016/03/le-palais-royal-havre-de-la-seduction.html:  „le haut-lieu de la galanterie parisienne.

Das nachfolgende Bild aus der Ausstellung: Les nuits de Paris im Hôtel de Ville von Paris 2017/2018

[30] Ausgabe von 1790  https://www.facebook.com/AderNordmann/photos/a.498578926870238/2305809242813855/?type=1&theater

Ein anderer, nicht nur auf das Palais Royal beschränkter entsprechender  zeitgenössischer Reiseführer:  Almanach des demoiselles de Paris, de tout genre et de toutes les classes, ou calendrier du plaisir, contenant leurs noms, demeures, âges, tailles, figures, et leurs autres appas ; leurs caractères, talens, origines, aventures, et le prix de leurs charmes. Corrigé, augmenté, Et suivi des recherches profondes sur les filles Angloises, Espagnoles, Italiennes et Allemandes. Pour l’année 1792. Paphos : imprimerie de l’amour, 1792.  http://www.pileface.com/sollers/pdf/cataloguelivre052019WEB.pdf

[31]  © Photo RMN-Grand Palais. Aus: https://histoire-image.org/de/etudes/galeries-palais-royal-ancetre-passages-couverts  Darauf beziehe ich mich auch bei der folgenden Passage.

[32]  Zit. bei Fuchs, Paris. Literarische Spaziergänge, S. 202

[33] Siehe dazu Trouilleux, S. 184/185

[34] Zit. von Anja Laud, Rétif de la Bretonne: Revolutionäre Nächte. Reinhard Kaiser übersetzt den in Deutschland kaum bekannten Rétif de la Bretonne. Frankfurter Rundschau vom 7.10.2019 https://www.fr.de/kultur/literatur/rtif-bretonne-revolutionaere-naechte-13076135.html

[35] Trouilleux, S. 171

[36] https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Palais-royal_1815.jpg  La sortie du 113 au Palais Royal en 1815. Siehe zur Nummer 113 auch den Blog –Beitrag über Kommerz und Vergnügen in den „wilden Jahren“ des Palais Royal.

[37] Zit. in: https://histoire-image.org/de/etudes/marchandes-amour-palais-royal

[38] Bild aus: https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b10303408m.item

[39] https://journals.openedition.org/gss/2943

[40]  Siehe Andrew Hussey, Paris, ville catin. Des origines à 1800.  Paris 2007

[41] © Photo RMN- Grand Palais/agence Bulloz. Aus: https://histoire-image.org/de/etudes/marchandes-amour-palais-royal  bzw. https://www.parismuseescollections.paris.fr/fr/musee-carnavalet/oeuvres/le-serail-en-boutique#infos-principales

[42]Restif de la Bretonne, Le Palais Royal. Seconde partie. Les Sunamites. Paris 1790 https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k15135113/f18.image

[43] https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k6464097c.texteImage siehe auch: https://chartes.hypotheses.org/5640

[44] https://journals.openedition.org/gss/2943

[45] Trouilleux, S. 244

Literatur:

Le Palais Royal. Katalog der Ausstellung im Musée Carnavalet 1988

Le ‚Palais des Fées‘: Le Palais-Royal, centre des amusements de la capitale de 1780 à 1815. Interview mit Florence Köll,  Autorin einer Doktorarbeit über  « Le résumé de Paris »?  Le Palais-Royal de 1780 à 1815 : commerces, logements, divertissements .  https://chartes.hypotheses.org/5640 2019

Guy Lambert/Dominique Massounie, Le Palais-Royal. Ed. du Patrimoine 2010

Clyde Plumauzille, Le ‘marché aux putains’ : économies sexuelles et dynamique spatiales du Palais-Royal dans le Paris révolutionnaire. https://journals.openedition.org/gss/2943

Rodolphe Trouilleux, Le Palais-Royal. Un demi-siècle de folies 1780-1830. Bernard Giovanangeli Éditeur 2010

René Héron de Villefosse: L’anti-Versailles ou le Palais-Royal de Philippe Egalité. Paris: Dullis 1974

Weitere geplante Beiträge

Gravelotte: Ein einzigartiger Erinnerungsort an den deusch-französischen Krieg 1870/1871

Dessine-moi Notre – Dame/male mir Notre – Dame: Kinderzeichnungen am Bauzaun

Erinnerungsorte an den Holocaust in Paris und Umgebung (1): Einführung

Seraphine Louis und Wilhelm Uhde: Die wunderbare und tragische Geschichte einer französischen Malerin und ihres deutschen Mäzens

Der Park Jean-Jacques Rousseau in Ermenonville: der erste Landschaftspark auf dem europäischen Kontinent und die erste Begräbnisstätte Rousseaus

DSC08057 Parc Rousseau (1)

Der Landschaftspark von Ermenonville liegt etwa 50 km nordöstlich von Paris.  Von 1763 bis 1776 wurde er  durch den Marquis René Louis de Girardin geschaffen, der dort ein großes Anwesen und ein Schloss besaß. Es ist der erste und am besten erhaltene französische Landschaftspark, der erste sogar auf dem europäischen Kontinent.[1]  Benannt ist er  nach Jean-Jacques Rousseau: Nicht nur, weil seine Entstehung wesentlich dem Einfluss der Philosophie Rousseaus zu verdanken ist, sondern und vor allem auch deshalb, weil Rousseau die letzten Tage seines Lebens in Ermenonville verbrachte und dort auch bestattet wurde. Dies machte den Park zu einem „Wallfahrtsort“ von Verehrern Rousseaus, Anhängern der Aufklärung und Revolutionären zur Zeit der  Französischen Revolution.

In der Nähe des Eingangs zum Park befindet sich das Tourismus- Büro von Ermenonville. Dort sind mehrere Marmortafeln befestigt: Eine zur Erinnerung an den Besuch des schwedischen Königs Gustav III. von Schweden und eine andere darunter zur Erinnerung an den Besuch des österreichischen Kaisers  Joseph II.

DSC08571 Ermenonville August 2020 (31)

Daneben eine dritte Tafel mit folgender (hier ins Deutsche übertragenen) Inschrift:

Die Gaststätte zur goldenen Sonne war etwa 100 Jahre lang in diesem  bescheidenen, im 18. Jahrhundert gebauten Haus untergebracht.

Von 1765 bis 1800 hat der Wirt Antoine Maurice hier unzählige Persönlichkeiten empfangen.

  • 1777 Joseph II, den Kaiser von Österreich und Bruder von Marie Antoinette, der Königin von Frankreich
  • 1778 Jean-Jacques Rousseau, der hier gerne die Bewohner von Ermenonville traf
  • 1783 den König von Schweden Gustav III. sowie zahlreiche Liebhaber der Gärten, die hier von dem Marquis René de Girardin geschaffen worden waren
  • Vor und nach 1789 sind die meisten der großen Revolutionäre hier eingekehrt, nachdem sie sich über dem Grab von Jean-Jacques Rousseau verneigt hatten.[2]

Nicht erwähnt ist unter den prominenten Gästen übrigens Friedrich Schiller, der noch im Todesjahr Rousseaus 1778 Gast des Marquis de Girardin in Ermenonville war und ein Gedicht auf Rousseau und sein Grab auf der Pappelinsel schrieb:

Monument von unsrer Zeiten Schande   Ew’ge Schmachschrift deiner Mutterlande, Rousseaus Grab, gegrüßet seist du mir!   Fried‘ und Ruh‘ den Trümmern deines Lebens!      Fried‘ und Ruhe suchtest du vergebens   Fried‘ und Ruhe fandst du hier!

Und in der zweiten Strophe wird Rousseau zu den Weisen gerechnet, die Licht ins Dunkel der Welt brachten, und die dafür -wie Sokrates- mit dem Leben bezahlten.

Ein weiterer deutscher Besucher des Grabs war der Schriftsteller, Pädagoge, Verleger und  Publizist Joachim Heinrich Campe, der dann -wie auch Schiller- zu den achtzehn Ausländern gehörte, denen die französische Nationalversammlung 1792 das Bürgerrecht verlieh, weil sie in vorbildlicher Weise „der Sache der Freiheit gedient“ hätten.  Als Campe im Juli 1789  von den revolutionären Ereignissen in Paris erfuhr, machte er sich sofort -zusammen mit Wilhelm von Humboldt-  auf den Weg, „um dem Leichenbegräbnis des französischen Despotismus beizuwohnen.“   Zu seinem Besuchsprogramm gehörte dann natürlich auch das Grab Rousseaus in Ermenonville. (3)

1. Das Grab Rousseaus auf der Île des peupliers

big

Rousseau starb am 4. Juli 1778 als Gast des Marquis René Louis de Girardin in Ermenonville. Zu Mitternacht wurde er im Schein von Fackeln auf der Pappelinsel im See des Schlossparks begraben. Nach den Entwürfen des Landschafts- und Ruinenmalers Hubert Robert wurde in der Mitte der Insel ein großer Sarkophag errichtet.

DSC08057 Parc Rousseau (18)

Am Rand des Sees, da wo der Sarkophag besonders nah und gut sichtbar ist, steht im Gras eine steinerne Tafel mit folgender schon leicht verwitterter, aber noch lesbarer Aufschrift:

Là sous ces peupliers, dans ce simple tombeau

Qu’entourent les eaux paisibles

Sont les restes de Jean-Jacques Rousseau.

Mais c’est dans tous les cœurs sensibles

Que cet homme si bon, qui fut tout sentiment

De son âme a fondé l’éternel monument

DSC08057 Parc Rousseau (17)

Dort unter diesen Pappeln, in diesem einfachen Grab

Umgeben von friedlichen Gewässern

Liegen  die Überreste von Jean-Jacques Rousseau.

Aber  in allen sensiblen Herzen

Errichtete  dieser so  gute Mann, der ganz Gefühl war,

Aus seiner Seele heraus  ein ewiges  Denkmal.[4]

Dass der nach antiken Vorbildern gestaltete mächtige Sarkophag  hier als einfaches Grab bezeichnet wird, mag verwundern.

Hubert_Robert,_Le_parc_d'Ermenonville,_1780

Es lässt aber wohl damit erklären, dass es auch andere, wesentlich aufwändigere Entwürfe für ein Grabmal Rousseaus gab. Das zeigt ein Gemälde Hubert Roberts, der  bei der Anlage des Parks eine wichtige Rolle spielte.  Sein Gemälde  Der Park von Ermenonville von 1780 zeigt einen solchen  wohl von Robert selbst stammenden Entwurf, der aber nicht ausgeführt wurde. In der Bildmitte ist die Pappelinsel zu erkennen, auf der dann der ebenfalls von Hubert Robert entworfene bescheidenere Sarkophag  aufgestellt wurde.[5]

DSC08057 Parc Rousseau (14)

Rückseite des Sarkophags mit der Inschrift:

ICI REPOSE L’HOMME DE LA NATURE ET DE LA VERITE

(Hier ruht der Mann der Natur und der Wahrheit)

Im April 1794 beschloss allerdings der Nationalkonvent, dass die sterblichen Überreste Rousseaus nach Paris ins Pantheon überführt werden sollten. Im Antrag des zuständigen Komitees heißt es:

Beeilt Euch,  Bürger, diesen großen Mann aus seinem einsamen Grab zu reißen, ihm die Ehre des Pantheons zu erweisen und ihn mit Unsterblichkeit zu krönen. Ehrt  in ihm das wohltätige Genie der Menschheit; ehrt den Freund, den Verteidiger, den Apostel der Freiheit und der Moral, den Förderer der Menschenrechte, den beredten Vorläufer dieser Revolution, die ihr beenden sollt für das Glück der Völker… [6]

Am 9., 10. und 11.Oktober 1794 fand dann in einer aufwändigen und minutiös geplanten Zeremonie die Überführung der sterblichen Überreste von Ermenonville nach Paris und ihre Aufnahme  ins Pantheon statt.

Auch wenn das Grabmal auf der Pappelinsel von Ermenonville seitdem nur ein Cenotaph ist, diente die Insel als Vorbild für eine ganze Reihe von Rousseau-Inseln in anderen europäischen Landschaftsgärten: Vor allem für die Rousseau-Insel im Wörlitzer Park bei Dessau, dessen Fürstenpaar Rousseau verehrte und 1775 in Paris besucht hatte.[7]

450px-Wörlitz_Rousseau-Insel

Rousseau- Insel im zugefrorenen See des Wörlitzer Parks.  Die Urne ist „dem Andenken J.J. Rousseaus“ gewidmet.

800px-Berlin,_Tiergarten,_Rousseau-Insel

Eine Rousseau- Insel mit Gedenksäule  gibt es auch im Berliner Tiergarten[8]

2. René de Girardin: Verehrer, Freund und Gastgeber Rousseaus

René de Girardin gehörte zu der Schicht liberaler Adliger, die dem Ancien Régime kritisch gegenüberstanden und, beeinflusst von den Ideen der Aufklärung,  von der Notwendigkeit grundlegender Änderungen überzeugt waren.[9]  Dazu trug wohl auch bei, dass seine Bauern und damit auch er selbst von den  Auswüchsen der absoluten Monarchie betroffen waren: Die Prinzen von Condé aus dem benachbarten Chantilly hatten nämlich das Jagdrecht in den Besitzungen des Marquis und machten davon offenbar ausgiebig Gebrauch, ohne Rücksicht auf die von den Bauern des Marquis bestellten Felder zu nehmen. Dazu kam, als Bestandteil  des Jagdrechts der princes du sang,  das Verbot für die Bauern des Marquis, ihre Ernten gegen das allzu reichliche und gefräßige Wild zu schützen.  (Der heutige Besitzer des zu einem Hotel umgewandelten Schlosses von Ermenonville wirbt noch in aller Unschuld damit, dass die Domäne  au cœur des forêts princières liege.) [10]) Girardin sah also voller Hoffnung der zu erwartenden Revolution entgegen. In deren ersten Jahren engagierte er  sich als Kommandant der Nationalgarde von Ermenonville und –wenn er in Paris war- als Teilnehmer an den Sitzungen des Jacobiner-Clubs. 1791 hielt er dort zwei Reden, die anschließend gedruckt wurden: Die eine über „L’institution de la force publique“, in der er das stehende Heer des ancien régime verurteilte, die andere „Sur la nécessité de la ratification de la loi par la volonté générale“, in der er sich für die direkte Demokratie aussprach: Der Einfluss Rousseaus auf das politische Denken Girardins ist unverkennbar.

300px-Portrait_de_René-Louis_de_Girardin_-_Chaalis

Portrait von René-Louis de Girardin mit der Büste des von ihm verehrten  Jean-Jacques Rousseau.[11]

Rousseau beeinflusste Girardin aber nicht nur in seiner politischen Haltung, sondern auch im Bereich der Erziehung: Das von Rousseau im Émile  und schon vorher in der neuen Heloïse formulierte  Postulat, der Kindheit einen Eigenwert zuzuerkennen und  dem Kind in seiner Entwicklung einen eigenen Erfahrungsraum zu  gewähren, wird von Girardin beherzigt. Er ließ seinen Kindern jede Freiheit, mit den Kindern des Dorfes  zu spielen und mit ihnen die Felder und Wälder der Umgebung zu erkunden.  In ihrer frühen Jugend besuchten sie zusammen  mit den Bauernkindern die Dorfschule, wo sie vom Dorfpfarrer und dem Schulmeister unterrichtet wurden. Allerdings engagierte  Girardin dann zusätzlich vor allem deutsche Hauslehrer, die seine Kinder in den Naturwissenschaften und in Deutsch unterrichteten. Einer der Söhne Girardins, Stanislas, schreibt in seinen Memoiren, dass alle Bediensteten des Hauses deutsch sprachen und ihm selbst die Verwendung  jeder anderen Sprache verboten war, so dass er besser deutsch als französisch gesprochen habe. (Erklärungen für diese Vorliebe Girardins für die deutsche Sprache habe ich leider nicht gefunden).

3. Der Landschaftspark des Marquis de Girardin

Nicht zuletzt beeinflusste Rousseau den Herrn von Ermenonville bei der Gestaltung des Schlossparks. Als Girardin das Schloss erbte, war das Gelände des späteren Landschaftsparks versumpft und unwegsam. Aber es hatte auch seine Vorzüge: Durch das Flüsschen Launette war genug Wasser vorhanden, das die für einen Landschaftspark unverzichtbare Anlage von Teichen und Seen ermöglichte.

DSC08057 Parc Rousseau (47)

Dazu gab es ein breites und leicht ansteigendes Tal unterschiedlicher Breite mit einem abwechslungsreichen, die Landschaft akzentuierenden und  rhythmisierenden Relief.

Girardin hatte sich  schon seit langem  damit beschäftigt, wie ein Park anzulegen sei. Auf einer Reise nach England hatte er die revolutionäre englische Gartenkunst kennen- und schätzen gelernt. Als Verehrer Rousseaus orientierte er sich außerdem am Ideal eines Gartens, das sich Rousseau  in seinem Roman La Nouvelle Héloïse (zuerst erschienen 1761)  erträumt und als jardin d’Élysée von Clarens beschrieben hatte: Ein mit einfachen Mitteln gestalteter Garten, in dem die Natur zu ihrem Recht kommt –anders als in den französischen Gärten des Absolutismus. In seinem Roman lässt Rousseau Monsieur de Wolmar, der Saint-Preux gerade seinen berühmten Garten in Clarens zeigt, sagen: „Sie sehen nichts Begradigtes, nichts Eingeebnetes; niemals kam eine Meßschnur an diesen Ort; die Natur pflanzt nichts nach der Schnur.“ [12]  Auf diesen Grundlagen aufbauend hatte Girardin  während der Arbeiten an seinem Anwesen in einem 1777 erschienenen und damals weit verbreiteten Essay seine Vorstellungen von einem „die Natur verschönernden“ Landschaftsgarten entwickelt – référence majeure de la période en matière de réflexion paysagère.[13]  Girardin  übt darin massive Kritik an der klassischen Form des französischen Gartens:  Der berühmte Le Nôtre habe die Natur massakriert und sie dem Lineal der kalten Symmetrie unterworfen. Die Bäume seien in jeder Hinsicht verstümmelt worden. So seien traurige Orte entstanden, die man am liebsten so schnell wie möglich wieder verlasse.[14]

Mit der Aufgabe, die  tyrannie de la symétrie  zu beenden und einen Garten der Freiheit zu schaffen,[15]  beauftragte  Girardin den Gartenarchitekten Jean-Marie Morel, der später unter anderem auch den Park von Malmaison gestaltete und schließlich als patriarche des jardins anglais galt. Für die Ausführung der Arbeiten engagierte er 200 englische Gartenarbeiter.[16]

In Ermenonville ist es anders. Auch wenn alles sorgfältig bedacht und angelegt ist: Die Bäume können in den von Menschen gesetzten Grenzen frei wachsen….

DSC08057 Parc Rousseau (30)

…. das Wasser der Launette  natürlich fließen….

DSC08057 Parc Rousseau (7)

… und die freie Natur setzt noch zusätzliche eigene Akzente.

DSC08057 Parc Rousseau (42)

Der Besucher wird zu einer das Auge und die Sinne ansprechenden  Promenade durch den Park eingeladen, so wie es Girardin in seiner Abhandlung postuliert hatte:   Ce n’est donc ni en architecte, ni en jardinier, c’est en Poète et en Peintre qu’il faut composer les paysages, afin d’intéresser tout à la fois l’œil et l’esprit.

Eine Steintafel am früheren  Eingang  zum Park (borne Girardin, Plan Nummer 2)  verkündet das humanistische Anliegen:

Le jardin, le bon ton, l’usage

Peut être anglois, françois, chinois;

Mais les eaux, les prés & les bois,

La nature & le paysage

Sont de tout temps, de tout pays:

C’est pourquoi, dans ce lieu sauvage

Tous les hommes seront amis

Et tous les langages admis.

DSC08571 Ermenonville August 2020 (51)

Der Garten, der gute Ton, der Umgang

Können  englisch, französisch, chinesisch sein;

Aber das Wasser, die Wiesen und die Wälder,

Die Natur & die Landschaft

Sind aus jeder Zeit, aus jedem Land:

Deshalb werden an diesem wilden Ort

Alle Menschen Freunde sein

Und alle Sprachen zugelassen.[17]

Die am Ende dieses Gedichts proklamierte Offenheit war für Girardin ein wesentliches Element seiner Konzeption. Er ging sogar so weit, den Garten für alle Besucher zu öffnen und auf jede Grenzziehung durch Mauer oder Gräben zu verzichten. In seinem Traktat schreibt er über seine Besitzungen in Ermenonville:

Sie stehen den Menschen offen: Das Bild der Natur gehört allen und ich bin froh, dass jeder sich bei mir wie zu Hause fühlt.“[18]

Hier also war es, wo Rousseau die letzten Tage seines Lebens verbrachte. Eingeladen wurden er und seine Lebensgefährtin, Marie-Thérèse Le Vasseur, denen aus gesundheitlichen Gründen ein Aufenthalt auf dem Lande empfohlen worden waren,  von dem Marquis de Girardin, der Rousseau 1770 in Paris kennen gelernt hatte. Rousseau traf am 28. Mai 1779 in Ermenonville ein und war offensichtlich überwältigt von der ihn umgebenden Natur und den frischen Bäumen. Seit langer Zeit habe er nur mit Rauch und Staub bedeckte Bäume gesehen. Dann sei er, wie Girardin später berichtete, ihm um den Hals gefallen und habe ausgerufen:

Ah, Sir! Seit langem schon hat sich mein Herz danach gesehnt, hierher zu kommen, und meine Augen möchten, dass ich für immer hier bleibe.

Dann habe er sich an Girardins Frau gewandt:

Sie sehen meine Tränen, es  sind die einzigen der Freude, die ich seit langer Zeit vergossen habe, und ich fühle, dass sie mich wieder zum Leben erwecken.[19]

portrait-de-jean-jacques-rousseau-en-pied-tenant-c3a0-la-main-un-bouquet-de-fleurs-estampe-mayer-del-gallica1

Rousseau wohnte in einem eigenen, heute nicht mehr erhaltenen, Haus in der Nähe des Schlosses und verbrachte seine Tage weitgehend in der freien Natur und mit dem Sammeln von Pflanzen. So hat ihn George- Frédéric Meyer, der damals Hauslehrer bei Girardin war, dargestellt; eine Zeichnung die Vorbild wurde für viele ähnliche Darstellungen am Ende des 18. und im Verlauf des 19. Jahrhunderts. [20]

Gerne hielt sich Rousseau auch in der Gegend des Etang du Désert im nordwestlichen Teil des Anwesens von Girardin auf: Dort hatte er sogar eine kleine Hütte, in die er sich zurückziehen konnte.[21]

letang-du-dc3a9sert-c3a0-ermenonville-constant-bourgeois-del-guyot-et-perdoux-sculp-in

Um seine Dankbarkeit für die Gastfreundschaft der  Girardins zu bezeugen, gab Rousseau den Kindern Unterricht in Gesang und Botanik.  Mit den Dorfbewohnern traf er sich gerne in der kleinen Kneipe des Orts, der Auberge du soleil d’or.[22]

Diese  Idylle währte allerdings nicht lange: Am 4. Juli des gleichen Jahres starb Rousseau und wurde inmitten der geliebten Natur auf der Pappelinsel bestattet: Sicherlich ein ihm angemessenerer Platz als das kalte, dunkle Gewölbe des Pantheons, dazu auch noch im Angesicht der Grabstätte des  ungeliebten Voltaire.

4. Ein kleiner Rundgang durch den Park

Für Girardin war es wichtig, dass der Park Auge und Geist anspricht und durch seine Gestaltung ganz bewusst anregt. Dazu dienten sogenannte fabriques, also Staffagebauten, die so platziert waren, dass durch sie tableaux entstehen, die den Blick des Wanderers auf sich ziehen und die Kontemplation befördern.  Rousseau und Morel standen solchen fabriques eher skeptisch gegenüber, aber da setzte sich der Hausherr und Finanzier Girardin durch, der hier frühen Theoretikern des englischen Landschaftsgartens folgte.  Und er gewann in dem bedeutenden Landschafts-  und Ruinenmaler Hubert Robert einen Fachmann, der ihm für größere Bauten Entwürfe lieferte. Nachfolgend werden anhand  eines  kleinen Rundgangs um den See einige der noch erhaltenen fabriques vorgestellt.

DSC08057 Parc Rousseau (2)

Einen Führer durch den Park gibt es leider nicht, noch nicht einmal einen kleinen Flyer mit einem Plan und einigen  Erläuterungen. Die Dame im Tourismus-Büro schüttelt da bedauernd den Kopf.  Immerhin  hängt  am Eingang des Parks ein Plan aus. Den solle man fotografieren, wie der freundliche Parkwächter  empfiehlt…  Es gibt auch noch eine andere Version des inzwischen aus Finanzgründen aufgelösten Centre culturel de rencontre (CCR),  die als pdf-Datei bei http://parc-rousseau.fr/wp-content/uploads/plan_du_parc.pdf  heruntergeladen werden kann. Allerdings wird dort  ein anderer Rundweg vorgeschlagen und die Nummerierungen der fabriques sind dementsprechend völlig unterschiedlich.  Ich orientiere mich an dem vom CCR vorgeschlagenen Rundweg im Uhrzeigersinn und übernehme die entsprechenden Nummerierungen, gebe aber auch zusätzlich die Nummern des ausgehängten Plans (Parkplan) an. Auch im Park selbst gibt es leider keinerlei Orientierungshilfen. Wäre das nicht ein würdiges Objekt für Brüsseler Fördergelder?

La Borne Girardin (CCR-Plan 1 / Parkplan 2)

Auf diesem ersten „Meilenstein“ (borne milliaire) am ehemaligen Eingang zum Park hat Girardin das mit diesem Park verfolgte  und oben zitierte Programm festgehalten.

DSC08571 Ermenonville August 2020 (55)

Darunter wird der Besucher eingeladen, an jedem der im Park aufgestellten weiteren Meilensteinen au gré de son plaisir zu verweilen oder weiterzugehen.

DSC08571 Ermenonville August 2020 (54)

Die noch erhaltenen Meilensteine werden natürlich auch Anlaufpunkte dieses kleinen Rundgangs sein. 

Die Grotte der Najaden  (CCR- Plan 2 / Parkplan 3)

Die Najaden sind Nymphen in der griechischen Mythologie, die über Quellen, Bäche, Flüsse, Sümpfe, Teiche und Seen wachen.

DSC08057 Parc Rousseau (34)

Typisch für die von den Ideen der Aufklärung inspirierten Landschaftsgärten sind Grotten, die symbolisch vom Dunkel ins Licht führen.

DSC08057 Parc Rousseau (36) La grotte de Naiades

Hier gibt es am Ausgang der Grotte einen kleinen Wasserfall, der aber – im Gegensatz zur zeitgenössischen Abbildung-  im trockenen Sommer 2020 eher ein etwas trauriges Rinnsal ist.[23]

Promenade_ou_Itinéraire_des_jardins_[...]Girardin_Stanislas_bpt6k103053v

Die Bank der Königin (CCR-Plan 3/ Parkplan 19)

Als die Königin Marie-Antoinette  im Frühjahr 1780 Ermenonville besuchte, nahm sie auf dieser Bank Platz und empfing dort die Huldigungen der jungen Mädchen des Ortes.  Es handelt sich dabei um eine der von René de Girardin ursprünglich aufgestellten Bänke, die besonders schöne Perspektiven auf den Park eröffneten.  (24) 

Die Bootsanlegestelle (CCR-Plan 4 / Parkplan 18)

Die Insel wurde schon bald zu einem beliebten Ziel von Rousseau-Verehrern. Girardin ließ also  eine kleine Anlegestation (embarcadère) für die Boote bauen, mit denen man die Insel erreichen und Rousseau seine Referenz erweisen konnte.

DSC08057 L'embarcadère

Der unbekannte Autor der „Promenades“ berichtet allerdings, dass es bald zu Akten des Vandalismus gekommen sei: Das Grab sei immer wieder beschmiert und sogar der Skulpturenschmuck beschädigt worden. Der Marquis de Girardin habe sich deshalb gezwungen gesehen, den bis dahin freien Zugang zur Pappelinsel zu beschränken.

Die Säule der Brauerei (CCR-Plan 23 / Parkplan 17)

DSC08057 Parc Rousseau (32)

Neben der Anlegestelle befindet sich noch eine Säule, das letzte Überbleibsel einer auf dem Gelände des Parks gelegenen Brauerei.[25]

Im Gegensatz  zu den meisten auch in anderen Landschaftsgärten modischen Staffagebauten war dieses imposante  und offenbar sehr gut in die Landschaft integrierte Gebäude Bestandteil der  Produktion und Verwertung der landwirtschaftlichen Güter Girardins. Dass dieser die Brauerei direkt in den Schlosspark  platzierte, entspricht der von ihm entwickelten Programmatik. Ein ganzer Abschnitt seines Traktats über die composition des paysages beschäftigt sich mit den Mitteln, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden.[26]  Unter diesem Gesichtspunkt ist auch die Trockenlegung des versumpften Tals der Launette und seine Umwandlung zu Weideland zu sehen:  So wurde das Land genutzt und leistete damit einen Beitrag zu dem, was Girardin in seinem Traktat als einen zentralen Gesichtspunkt bei der composition des paysages formuliert hatte: Dass nämlich alle Menschen auf der Welt auch ernährt  werden müssten. Das letzte Kapitel seines Traktats  ist mit großen Lettern überschrieben:  LA NÉCESSITÉ QUE TOUT CE QUI RESPIRE SOIT NOURRI.[27]

Promenade_ou_Itinéraire_des_jardins_[...]Girardin_Stanislas_bpt6k103053v (2)

Auch damit und mit der Verbindung des Angenehmen und des Nützlichen in der Konzeption seines Landschaftsgartens  grenzt sich Girardin radikal von dem französischen Garten des Absolutismus ab, wie er in Versailles bis zur Vollendung verwirklicht wurde: Da waren das Angenehme, nämlich der der Erbauung und der Repräsentation dienende Schlosspark Le Nôtres, und das Nützliche, also der Obst- und Gemüsegarten La Quintinies, streng voneinander getrennt.[28]  Im später von Marie-Antoinette angelegten Hameau/Weiler, einem idealisierten Dorf, ist das scheinbar anders: Aber da waren die angeblich dem Nutzen dienenden Bauten eher kostspielige Theaterkulisse….

Das Grab von Mayer (CCR-Plan 24 / Parkplan 15)

George-Frédéric Meyer/George Friederich Meier war zwei Jahre lang bis zu seinem Tod Hauslehrer bei Girardin in Ermenonville. Er lebte im Schloss der Girardins, wo er mit der Familie an allen gemeinsamen Mahlzeigen teilnahm.

Le tombeau du peintre Meyer ( cliché Tezenas)Als er starb, wurde ihm ein Grabmal mit dieser Inschrift errichtet:

Hier liegt George Friederich Meier aus Strasburg gebürtigEin redlicher Mann und ein geschickter Mahler

Auffällig ist hier die Verwendung der deutschen Sprache: Das beruhte sicherlich auf der Hochschätzung dieser Sprache durch Girardin, aber es entspricht auch der am Eingang des Parks den Besuchern auf den Weg gegebenen und im Park befolgten Devise, dass hier „alle Sprachen zugelassen“ seien.

DSC08057 Parc Rousseau (26)

Meiers Grab liegt direkt gegenüber der Pappelinsel und dem Sarkophag Rousseaus, den auch Meier verehrte. Von ihm stammen auch die oben abgebildete Zeichnung des Pflanzen sammelnden Rousseau und weitere Bilder zum Aufenthalt Rousseaus in Ermenonville, die in der Rousseau-Sammlung des musée Jacquemard-André in Chaalis ausgestellt sind. Dazu mehr im nachfolgenden Bericht über diese Sammlung. 

Der arkadische Wiesengrund/La prairie Arcadienne (CCR- Plan 6)

Ganz im Süden des Parks liegt ein weiter Wiesengrund, dessen Name sich auf das Arkadien der griechischen Mythologie bezieht.[29] Da wurde Arkadien, ursprünglich eine Landschaft auf der griechischen   Halbinsel Peloponnes, verklärt zu einem Ort des Goldenen Zeitalters, wo die Menschen unbelastet von mühsamer Arbeit und gesellschaftlichem Anpassungsdruck in einer idyllischen Natur als zufriedene und glückliche Hirten lebten.

dsc02266

Der arkadische Wiesengrund war von Girardin in diesem Sinne nicht nur als Dekor gedacht, sondern es war Weideland für Schafe:  Teil des landwirtschaftlichen Reformprojekts, das Girardin, von Ideen der Physiokraten beeinflusst,  auf seinen Besitzungen verfolgte. So teilte er größere Höfe auf, um die Zahl der Tagelöhner zu  verringern und verteilte Ackerparzellen, die seine Bauern auf eigene Rechnung bewirtschaften konnten. Dass Girardin dem Weideland im Süden des Parks den Namen Arkadiens gab, lässt sich aber auch als Ausdruck des Wunsches verstehen, zumindest auf symbolischer Ebene seine Besitzungen den Eingriffen der königlichen Zentralmacht bzw. den Prinzen von Condé  aus Chantilly zu entziehen.

Die Bank der Mütter/Le Banc des mères de famille  (CCR-Plan 24 / Parkplan 14)

DSC08057 Parc Rousseau (22)

Diese Station auf dem Weg um den See ist den Müttern und Rousseau gewidmet. Rousseau habe, wie es auf dem beigefügten Steinblock zu lesen ist, „die Zärtlichkeit der Mutter zum Kind“ wiedererweckt. In der Tat spielen die Mütter in Rousseaus Erziehungsideal, wie er es  in seinem großen Erziehungsroman Émile entfaltet hat, eine entscheidende Rolle:  Die erste Erziehung ist am wichtigsten, und diese erste Erziehung gebührt unstreitig den Frauen. Wenn der Schöpfer der Natur gewollt hätte, dass sie den Männern zukäme, würde er ihnen Milch zur Ernährung der Kinder gegeben haben. Für die Beziehung zwischen Mutter und Kind und das kindliche Glück, das Rousseau am Herzen liegt, ist das Stillen besonders wichtig: Die Mütter mögen geruhen, ihre Kinder selbst zu stillen, so werden die Sitten von selber sich bessern und die Regungen der Natur werden in aller Herzen wieder erwachen.  (30) War es bei Großbürgertum und dem Adel bis dahin üblich gewesen, das Stillen der Kinder Ammen zu überlassen, so wurde nun in aufgeklärten Milieus das Stillen obligatorisch. Und den Müttern gebührte  ein Ehrenplatz im Angesicht der Pappelinsel.

De la Mère à l’Enfant il rendit les tendresses

De l’Enfant à la Mère il rendit les caresses;

De l’homme, à sa naissance, il fut le bienfaiteur,

Et le rendit plus libre, afin qu’il fût meilleur.

DSC08057 Parc Rousseau (21)

 Er weckte wieder die Zärtlichkeit  der Mutter zum Kind

Und er gab der Mutter die Liebkosungen des Kindes  zurück;

Er war der von dessen Geburt an,

Und machte ihn freier, damit er besser werde.[31]

Wenn hier Rousseau als Wohltäter des Menschen bezeichnet wird, galt das aber nicht für seine fünf eigenen Kinder, die er mit seiner Lebensgefährtin Thérèse Le Vasseur hatte. Denen war er nämlich kein guter Vater und Thérèse durfte ihnen keine liebende Mutter sein: Kurz nach ihrer Geburt gab Rousseau seine Kinder jeweils ins Findelhaus, um sich ungestört seiner Arbeit widmen zu können. Die natürliche glückliche Kindheit, die Rousseau als Theoretiker propagierte, versagte er seinen eigenen Kindern. Was aus ihnen geworden ist, weiß man nicht.  „Vielleicht starben sie wie so viele schon in jüngstem Alter an der Vernachlässigung, die in den Bewahranstalten üblich war, vielleicht gingen sie in der Masse der Armut unter…“[32]

Der Tempel der modernen Philosophie/Le Temple de la Philosophie moderne  (CCR-Plan 13 / Parkplan 9)

DSC08057 Parc Rousseau (12) Le temple de la Philosophie moderne

Der Tempel der modernen Philosophie ist ohne Zweifel der bedeutendste Staffagebau des Parks: Ein auf einem Hügel gelegener Blickfang und eine Anregung zur Kontemplation. Es handelt sich um eine von Hubert Robert entworfene und dann auch als Vorlage für ein Gemälde genutzte Tempelruine nach dem Vorbild des Tempels der Sibylle in Tivoli.[33]

Hubert_Robert,_Le_parc_d'Ermenonville,_1780Détail____des_Jardins____[...]_btv1b10026005k

Über dem Eingang zum Innenraum des Tempels sind die lateinischen Worte  Rerum cognoscere causas  eingraviert. Sie beziehen sich auf einen Vers Vergils: Felix qui potuit rerum cognoscere causas.  Während aber bei Vergil der als glücklich bezeichnet wird, der den Dingen auf den Grund gehen konnte, handelt es sich hier um eine Aufforderung. 

DSC08571 Ermenonville August 2020 (74)

Einige von denen, die nach Girardins Überzeugung Vorbilder bei der Umsetzung dieses Programms waren bzw. sind,  werden in dem Bauwerk besonders gewürdigt. Jede Säule des Tempels trägt nämlich  den Namen eines der großen Philosophen oder Wissenschaftler, die für Girardin gewissermaßen die Säulen aufklärerischen Denkens und Wissens sind: Rousseau natürlich, Descartes, Voltaire, Montesquieu, Penn und Newton: ein kleines persönliches Pantheon Girardins.

DSC08571 Ermenonville August 2020 (72)

Jedem dieser Namen ist ein lateinischer Ausdruck zugeordnet: Für Montesquieu iustitiam,  für Newton lucem … 

DSC08571 Ermenonville August 2020 (69)

… und für Rousseau, den Prediger eines „Evangeliums der Natur“ (34):   naturam

DSC08571 Ermenonville August 2020 (81)

Auffällig ist, dass ein der modernen Philosophie gewidmetes Gebäude eine Ruine zu sein scheint. Aber bei näherem Hinsehen stellt man fest, dass es sich eher um ein unvollendetes Bauwerk handelt:

DSC08571 Ermenonville August 2020 (76)

Am Boden liegen nämlich Säulen, die noch nicht beschriftet sind: Sie warten gewissermaßen auf die kommenden „großen Männer“ des Geistes, um dann den Tempel der modernen Philosophie zu vervollständigen…

Der Altar der Träume/ L’autel de le rêverie ( CCR-Plan 14 / Parkplan 8)

DSC08571 Ermenonville August 2020 (87)

Als Rousseau diesen kleinen Altar sah, sagte er zu Girardin, er lade zum Träumen ein. Daraufhin  ließ Girardin die bis dahin eingravierten Worte Voltaires entfernen und durch  die Worte à la rêverie  ersetzen. Das war äußerst feinfühlig, denn das Verhältnis zwischen den beiden war äußerst angespannt: Voltaire hatte ja beispielsweise Rousseaus Aufruf „zurück zur Natur“ bewusst missverstanden und polemisch in einem Brief vom 30. August 1755 an Rousseaus  dessen Abhandlung über die Ungleichheit mit folgenden Worten kommentiert:

DSC08057 Parc Rousseau (11) l'autel de la rêverie

»Ich habe, mein Herr, Ihr neues Buch gegen die menschliche Gattung erhalten […] Niemand hat es mit mehr Geist unternommen, uns zu Tieren zu machen, als Sie; das Lesen ihres Buches erweckt in einem das Bedürfnis, auf allen Vieren herumzulaufen. Da ich jedoch diese Beschäftigung vor einigen sechzig Jahren aufgegeben habe, fühle ich mich unglücklicherweise nicht in der Lage, sie wieder aufzunehmen“. (35)

DSC08571 Ermenonville August 2020 (86)

Girardin hat es Rousseau also erspart, am Ende seines Lebens bei seinen Spaziergängen durch den Park am Altar der Träume von Voltaire’schen Alpträumen heimgesucht zu werden…

Das Naturtheater/ Le théâtre de verdure (CCR-Plan 15/Parkplan 7)

DSC08571 Ermenonville August 2020 (88)

DSC08571 Ermenonville August 2020 (90)

Am Zugang zum Naturtheater hat Girardin auch der  älteren Wanderer gedacht, die,  vom Spaziergang um den See ermüdet, sich auf der Bank der Greise niederlassen können (36) 

1280px-Banc_des_Vieillards

Bogenschießen/ Le jeu d’arc  (CCR-Plan 16 / Parkplan 5)

Dies ist eine in den letzten Jahren restaurierte landestypische Anlage für das Bogenschießen (beursaut).  Zwei etwa 50 Meter von einander entfernte  Ziel-Pavillons (buttes) stehen sich gegenüber, die beiden Mauern in der Mitte (gardes) dienen dem Schutz der Teilnehmer. Die Anlage in Ermenonville wurde zur Zeit René de Girardins von den Dorfbewohnern genutzt. (37)

DSC08571 Ermenonville August 2020 (94)

Daneben stand eine große Eiche, unter der sonntags Musik gemacht und getanzt wurde.

Der Wasserturm/Le Château d’eau  (CCR-Plan 17/ Parkplan 6)

DSC08571 Ermenonville August 2020 (92)

Ein rein auf seine Funktion reduzierter Wasserturm hätte natürlich nicht in das Ensemble des Parks gepasst – trotz seiner etwas abseitigen Lage.  So ist er als mittelalterlicher Turm mit Zinnen und Wasserspeiern ein passender Teil der Staffagebauten.

Die Dolmen  (CCR- Plan 18 / Parkplan 4)

DSC08057 Parc Rousseau (37)

Über eine gemauerte Brücke  führt der Weg zu den mächtigen Dolmen. Auch sie sind künstlich angelegt, wobei man aus der zeitgenössischen „promenade“, erfährt, wie es Girardin kostensparend gelungen sei, solche Steinbrocken zu bewegen: Er habe die an anderer Stelle gefundenen Blöcke zerlegen, an die gewünschte Stelle transportieren und dann wieder zusammenfügen lassen: Trotzdem ein erheblicher Aufwand, der aber seinen Sinn hat: Denn die Dolmen sind – wie der „mittelalterliche“Wasserturm- eindrucksvolle Belege für den Grundsatz Girardins, dass die Natur und die Landschaft des Parks „aus jeder Zeit“ sind, ja sogar, wie man hier sieht, aus vorgeschichtlichen Zeiten.

DSC08571 Ermenonville August 2020 (95)

Das Schloss  (CCR-Plan 22 / Parkplan 1)

DSC08057 Parc Rousseau (43)

Das Schloss Girardins gibt es auch noch , allerdings ist es nicht für die Öffentlichkeit zugänglich: on ne visite pas…

DSC08571 Ermenonville August 2020 (7)

Das ist bedauerlich, denn es liegt malerisch inmitten der hier aufgestauten Launette,  und von der Terrasse aus hat man einen schönen Blick auf den nördlichen Teil des Parks.

DSC08571 Ermenonville August 2020 (35)

Das Schloss gehört inzwischen einem kanadisch- libanesischen  Geschäftsmann und dient als Hotel. Allerdings ist es möglich, gegen eine Eintrittsgebühr den nördlichen Teil des Parks zu betreten, der zu einem „fôret magique“ umgestaltet und  durch die Aufstellung von Saurier-Modellen an Attraktivität gewinnen soll. (38) Gewissermaßen  eine neue Form von Staffagebauten, die sich Girardin sicherlich nicht hätte (alp)-träumen lassen.  …

DSC08571 Ermenonville August 2020 (10)

Der eigentliche, vom Département de l’Oise verwaltete Parc Jean-Jacques Rousseau, auf den der Geschäftsmann auch sein Auge geworfen hat,  soll immerhin Saurier-frei bleiben…

Praktische Informationen:

Weg: Von der A1 (Paris/Lille) Abfahrt 8 (Senlis) ca 10 km auf der N 330 Richtung Meaux nach Ermenonville

Öffnungszeiten:   Vom 1.7.2020 bis 30.10.2020 von 11- 18 Uhr geöffnet. Eintritt frei. Siehe: http://www.ermenonville.fr/

Plan: Als pdf-Datei herunterzuladen bei: http://www.ccr-parc-rousseau.fr/pratique/

Größerer Übersichtsplan: https://www.gralon.net/evenements/60/programme-parc-jean-jacques-rousseau-17050.htm

Pour en savoir plus :

Website der Abbaye de Chaalis, darin ein besonderer Abschnitt über den espace Rousseau. https://www.domainedechaalis.fr/decouvrir/

Website des 2019 geschlossenen Centre culturel de rencontre Jean-Jacques Rousseau   http://www.ccr-parc-rousseau.fr/

Website: https://fr.wikipedia.org/wiki/Parc_Jean-Jacques-Rousseau

Blanchard, Gérard,  Ermenonville, les lieux du texte d’un jardin. In: Communicacion & Langages 50, 1981  S. 71-87 https://www.persee.fr/doc/colan_0336-1500_1981_num_50_1_3485

Boucault, Fabrice und Vasseur,  Jean-Marc, Le Parc Jean-Jacques Rousseau à Ermenonville. Paris, Editions du patrimoine, 2012, Collection Itinéraires

Crusius, Reinhard,  Europäische Park- und Gartenanlagen in politischer, sozialer, ästhetischer und poetischer Anschauung Eine Literatur- und Zitatensammlung von Arkadien über den Renaissance-, Barock- und Landschaftsgarten bis zum Volks- bzw. Stadtpark. Zusammengestellt für das Loki-Schmidt-Haus. Hamburg 2010   Zu Ermenonville S. 126f

https://www.jenischparkverein.de/files/jpv/pdf/Zitate_Parkgesch.pdf

Curtil, Jean-Claude, Les Jardins d’Ermenonville racontés par Réné Louis marquis de Girardin. Saint-Rémy-en-l’Eau, Éditions Monelle Hayot, 2003.

Farrugia, Guilhelm, La dernière retraite de Jean-Jacques. In: Dix-huitième siècle 48/2016, 1 S. 275-291  In: https://www.cairn.info/revue-dix-huitieme-siecle-2016-1-page-275.htm#

Lefay, Sophie,  Girardin et la politique du jardin pittoresque. Aus: Presses universitaires de Rennes, 2011, Seite 57-68   https://books.openedition.org/pur/40634?lang=de

Niedermeier, Michael und Seiler, Michael (Redaktion), Die Gärten von Ermenonville. Pückler-Gesellschaft, Berlin 2007 (Mitteilungen der Pückler-Gesellschaft, Neue Folge; 22

Promenade ou itinéraire des jardins d’Ermenonville.  Paris/Ermenonville 1788   https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k103053v.image

Jean-Jacques Rousseau et les arts : Paris, Panthéon, 29 juin-30 septembre 2012. Ausstellungskatalog  Paris, Editions du patrimoine, 2012.

Anmerkungen:

[1] https://www.editions-monelle-hayot.com/livre/les-jardins-dermenonville-racontes-par-rene-louis-marquis-de-girardin-prosopopee/  und https://data.bnf.fr/fr/11905057/rene-louis_de_girardin/

[2] L’auberge du soleil d’or a occupé pendant une centaines d’années cette modeste maison bâtie au XVIIIe  siècle.

De 1765 a 1800 l’Aubergiste Antoine  Maurice y reçut d’innombrables personnalités

  • en 1777 Joseph II Empereur d’Autriche et frère de Marie Antoinette, reine de France
  • en 1778 Jean-Jacques Rousseau qui se plaisait à y rencontrer les Ermenonvillois
  • en 1783 le Roi de Suède Gustav III ainsi que de nombreux animateurs des jardins créés ici par le Marquis René de Girardin
  • avant et après 1789 la plupart des grands révolutionnaires s’y sont restaurés après s’être recueillis sur la tombe de Jean-Jacques Rousseau.

(3)  Joachim Heinrich Campe, Briefe aus Paris während der Französischen Revolution gechrieben. Herausgegeben von Helmut König. Berlin: Rütten und Loening 1961, S. 34/35 und 247.  Der Brief mit dem Bericht über den Besuch in Ermenonville ist  allerdings nicht abgedruckt.

Die nachfolgend abgebildete, 1778 entstandene  Zeichnung des Grabs von Jean-Jacques Rousseau aus: https://www.reseau-canope.fr/musee/collections/fr/museum/mne/tombeau-de-jean-jacques-rousseau-vue-de-l-isle-des-peupliers-dite-l-elisee-partie-des-jardins-d-ermenonville-dans-laquelle-j-j-rousseau-mort-a-l-age-d/efd031b6-73d9-4afa-8887-b9f834555b8d

[4] https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k103053v/f35.image

[5]https://fr.wikipedia.org/wiki/Fichier:Hubert_Robert,_Le_parc_d%27Ermenonville, 1780.jpg

[6] Übersetzung W.J. Originaltext: « Hâtez-vous donc, citoyens, d’arracher ce grand homme à sa tombe solitaire, pour lui décerner les honneurs du Panthéon, et le couronner de l’immortalité. Honorez en lui le génie bienfaiteur de l’humanité ; honorez l’ami, le défenseur, l’apôtre de la liberté et des mœurs, le promoteur des droits de l’homme, l’éloquent précurseur de cette révolution que vous êtes appelés à terminer pour le bonheur des peuples (…) »    

Aus: J. Lakanal, Rapport sur J.-J. Rousseau, fait au nom du Comité d’instruction publique, … suivi des détails sur la translation des cendres de J.-J . Rousseau au Panthéon français, P., Imprimerie nationale, an III, p.9 zit. in: https://jjrousseau.net/les-evenements/le-pantheon-comment-deshonorer-rousseau/

[7] Bild aus: https://deacademic.com/dic.nsf/dewiki/1202454

Zur Rezeption der Insel siehe: Sibylle Hoiman,  Rousseau recycled : zur Rezeption der Pappelinsel von Ermenonville. Topiaria helvetica : Jahrbuch 2006 https://docplayer.org/75467874-Rousseau-recycled-zur-rezeption-der-pappelinsel-von-ermenonville.html

[8] https://de.wikipedia.org/wiki/Rousseau-Insel_(Gro%C3%9Fer_Tiergarten)

[9] Der folgende Abschnitt stützt sich vor allem auf den sehr ausführlichen und gut dokumentierten Text aus Wikipedia: https://fr.wikipedia.org/wiki/Ren%C3%A9-Louis_de_Girardin

[10] https://www.domainechateauermenonville.com/

[11] Zugeschrieben wird das Gemälde Jean-Baptiste Greuze, ausgestellt ist es in der abbaye de Chaalis.  Bild aus: https://data.bnf.fr/fr/11905057/rene-louis_de_girardin/

[12] Siehe: https://gallica.bnf.fr/essentiels/rousseau/nouvelle-heloise/elysee-jardin-clarens  Bemerkenswert ist, dass als Illustration zum Abdruck des Textes ein Bild von Rousseau in Ermenonville verwendet wird. Siehe auch: Gérard Blanchard, Ermenonville, les lieux du text d’un jardin. In: Communication & Langages 50, 1981  S. 71-87 https://www.persee.fr/doc/colan_0336-1500_1981_num_50_1_3485

[13] Sophie Lefay, Girardin et la politique du jardin pittoresque. Presses universitaires de Rennes.  https://books.openedition.org/pur/40634

[14] « Le fameux Le Nôtre, qui fleurissoit au dernier siècle, acheva de massacrer la Nature en asujettisant tout au compas de l’Architecte; il ne fallut pas d’autre esprit que celui de tirer des lignes, & d’étendre le long d’une règle, celle des croisées du bâtiment; aussitôt la plantation suivit le cordeau de la froide simétrie (…), les arbres furent mutilés de toute manière (…), la vue fut emprisonnée par de tristes massifs (…), aussitôt la porte la plus voisine pour sortir de ce triste lieu, fut-elle bientôt le chemin le plus fréquenté» (p. IX-XI). Zit. bei: https://fr.wikipedia.org/wiki/Parc_Jean-Jacques-Rousseau

[15] Siehe Adrian von Buttlar, Englische Gärten. In: H. Sarkowicz (Hg.), Die Geschichte der Gärten und Parks, Frankfurt 2001, S. 176f

[16] https://musees-nationaux-malmaison.fr/chateau-malmaison/domaine-collections/c-le-parc-de-malmaison  Morel beschäftigte sich auch theoretisch mit der Gartenkunst. 1776 veröffentlichte er  eine Théorie des jardins

[17] https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k103053v/f16.image  und  https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k103053v/f19.image

[18] Ils sont ouverts aux hommes : le tableau de la nature appartient à tout le monde, et je suis bien aise que tout le monde se regarde chez moi comme s’il était chez lui»  zit. Lefay, 21, https://books.openedition.org/pur/40634 .  Dort auch mehr über die Beziehung des symbolischen Niederreißens der Mauern zu Rousseaus zweitem Diskurs  über die Ungleichheit, wo das Eigentum als die zentrale Ursache für Herrschaft, Ungleichheit, Unterdrückung und Kriege dargestellt wird:  „Der erste, der ein Stück Land eingezäunt hatte und dreist sagte: ›Das ist mein‹ und so einfältige Leute fand, die das glaubten, wurde zum wahren Gründer der bürgerlichen Gesellschaft. Wie viele Verbrechen, Kriege, Morde, Leiden und Schrecken würde einer dem Menschengeschlecht erspart haben, hätte er die Pfähle herausgerissen oder den Graben zugeschüttet und seinesgleichen zugerufen: ›Hört nicht auf diesen Betrüger. Ihr seid verloren, wenn ihr vergesst, dass die Früchte allen gehören und die Erde keinem“.  In der Praxis mag Girardin seine Rechte als Feudalherr zwar aufgeklärt-großzügig wahrgenommen haben, verzichtet hat er auf seine Eigentumsrechte allerdings nicht…

[19] https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k503806k/f85.image  und https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k503806k/f86.image

[20] http://rousseaustudies.free.fr/articlealchimie.html

Die Zeichnung von George Friederich Meier/George-Frédéric Meyer stellt Rousseau mit Stock und Dreispitz vor seinem Haus beim Sammeln von Pflanzen dar. Siehe den Abschnitt zu Meiers Grab im Park von Ermenonville.

[21] http://classes.bnf.fr/essentiels/images

Bild auch bei  https://henryetraymond.wordpress.com/2016/08/31/jean-jacques-rousseau-a-ermenonville/ Dort auch der nachfolgende Text:

L’Etang du Désert à Ermenonville (détail). Dessin Constant Bourgeois, eau-forte par Guyot et Peydoux, 1808, in Description des nouveaux jardins de la France et de ses anciens châteaux, Alexandre de Laborde, 1808. Source : INHA. Rousseau est représenté avec son tricorne, en admiration devant les paysages lui rappelant ceux de La Nouvelle Héloïse.

[22] Siehe oben die Mitteilung auf der Erinnerungsplakette der Gaststätte/des heutigen Fremdenverkehrsamts

[23] https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k103053v/f17.image

(24)  Bild aus: https://fr.wikipedia.org/wiki/Parc_Jean-Jacques-Rousseau  Par Parisette – travail personnel

[25] Zeitgenössische Abbildung aus:  https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k103053v/f25.image

[26] Titel des Abschnitts:  Des moyens de réunir l’agréable à l’utile, relativement à l’arrangement général des campagnes. Schon im Untertiel seines Traktats ist diese Verbindung des Angenehmen und des Nützlichen als ein zentrales Element seines Konzepts bezeichnet: De la composition des paysages, ou des moyens d’embellir la nature autour des habitations, en joignant l’agréable à l’utile. https://jjrousseau.net/etudes/lutile-et-lagreable-dans-les-jardins-de-rousseau/

Die aufwändige, klassizistische Bauweise erinnert mich an die von Ledoux entworfene Saline mit ihren ähnlich noblen Produktionsstätten. Auch Ledoux ging es ja um eine Verbindung des Nützlichen und des „Angenehmen“, des Schönen, wobei bei der Saline von Arc-et-Senans natürlich die Nützlichkeit eindeutig im Vordergrund steht. Siehe den Blog-Beitrag: https://paris-blog.org/2019/07/14/die-grosse-saline-von-salins-les-bains-und-die-koenigliche-saline-von-arc-et-senans-unesco-weltkulturerbe-im-jura/

[27] zit. von Lafay, 29, https://books.openedition.org/pur/40634

[28] Zu den Gärten von Versailles siehe die Blog-Beiträge:  https://paris-blog.org/2017/09/01/die-fontaenen-von-versailles-1-die-feier-des-sonnenkoenigs/ und https://paris-blog.org/2016/04/12/le-potager-du-roi-in-versailles-der-obst-und-gemuesegarten-ludwigs-xiv/

[29] Bild aus: https://henryetraymond.wordpress.com/2016/08/31/jean-jacques-rousseau-a-ermenonville/#jp-carousel-1863  Zum Folgenden siehe: https://www.jenischparkverein.de/files/jpv/pdf/Zitate_Parkgesch.pdf  S. 127 und 128 und https://de.wikipedia.org/wiki/Arkadien

(30) Jean-Jacques Rousseau, Emil oder Über die Erziehung. Berlin 2015, S. 6 

[31] https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k103053v/f34.image

https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k103053v/f35.image

[32] Ulrike Prokop, Die Konstruktion der idealen Frau. Zu einigen Szenen aus den »Bekenntnissen« des Jean-Jacques Rousseau. In: Feministische Studien  1989, S. 92

[33] Ölgemälde aus dem Jahr 1800. Privatsammlung. Bild aus: https://henryetraymond.wordpress.com/2016/08/31/jean-jacques-rousseau-a-ermenonville/

Plan des Tempels bei: https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b10026005k.r=Ren%C3%A9%20de%20Girardin?rk=321890;0

(34)  Josef Rattner, Gerhard Danzer, Irmgard Fuchs,   Glanz und Größe der französischen Kultur im 18. Jahrhundert. Würzburg 2001, S. 101

(35)  zit. bei Klaus Luttringer, Weit, weit…. Arkadien. Über die Sehnsucht nach dem anderen Leben. Würzburg 2000, S. 26

(36) Bild aus:   https://fr.wikipedia.org/wiki/Parc_Jean-Jacques-Rousseau  Par P.Poschadel — Travail personnel

(37) Siehe: https://fr.wikipedia.org/wiki/Parc_Jean-Jacques-Rousseau

(38)  Siehe: https://www.leparisien.fr/oise-60/a-ermenonville-reouverture-confidentielle-pour-le-parc-jean-jacques-rousseau-04-08-2019-8128572.php

Weitere geplante Beiträge:

Die Rousseau-Sammlung des Museums Jacquemard-André im ehemaligen königlichen Kloster Chaalis

Das Palais Royal (3): revolutionärer Freiraum und Sündenbabel in den „wilden Jahren“ zwischen 1780 und 1830

Erinnerungsorte an den Holocaust in Paris und Umgebung (1): Einführung

Der Garten der tropischen Landwirtschaft (jardin d’agronomie tropicale) im Bois de Vincennes: Ein „romantisches“ Überbleibsel der Kolonialausstellung von 1907